Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Antiope »

@Ute:

seltsam, Deine Therapie.

Ich will jetzt beileibe nicht Deine Therapeutin kritisieren!
Aber: es gibt Menschen, die können sich nicht an ihre Träume erinnern, weil sie einfach nicht direkt nach den REM-Phasen aufwachen, oder weil sie direkt ins Tagesgeschehen springen. Vielleicht gelingt es mit etwas Übung, sich hin und wieder an einen Traum zu erinnern. Hattest Du schon mal Alpträume?

Vielleicht kannst Du Dich "erinnern", wenn Du ein altbekanntes Gefühl hast, das auch dort und dort auftauchte?
Und warum solltest Du nicht eine alles in allem gute Kindheit gehabt haben? Wenn Du selbst wirklich davon überzeugt bist, wenn es sich für Dich vollkommen stimmig anfühlt, dann wird es wohl so sein.
Dann würde ich eher meine Therapeutin kreuzverhören.

Zum anderen eine Geschichte:
als ich in einer Klinik war, hatte ich eine Frau als Therapeutin. Für eine Studie oder für den Beleg einer These von ihr (was es wirklich war, weiß ich nicht, aber es geschah allen ihren Patientinnen - Männer hatte sie keine) suchte sie Mißbrauchsopfer. Sie war anscheinend fest davon überzeugt, dass alle Depression bei einem Kindesmißbrauch begann.
So wurde ich auch ständig nachgefragt, ob und wer mich als Kind mißbraucht hätte. Ich weigerte ich, diese These anzunehmen. Nach einigen Wochen wurde mir bescheinigt, dass ich mich der Therapie verweigerte und jeglicher helfenden Intervention Widerstand leiste. Mir könne erst dann geholfen werden, wenn ich mich an den Mißbrauch erinnerte.
Einer Mitpatientin ist es dann nach 3 bis 4 Wochen intensivem "Verhör" quasi "gelungen", eine Mißbrauchsgeschichte zu "erinnern". Ihr wurde eine falsche Erinnerung von der Therapeutin eingepflanzt - es ist wie die gute alte Gehirnwäsche. Genau diese Vorgehensweise (ein plötzliches Erinnern nach mehreren Wochen Befragung bei psychisch instabilen Menschen) wurde zu jener Zeit in unabhängigen Studien enttarnt, dass genau dadurch falsche Pseudoerinnerungen erzeugt würden. Die Therapeutin hat also auf Kosten einer Familie ihre Privatthese belegt.

Auch heute noch tut mir dieses Erlebnis weh, und ich frage mich, was aus der Mitpatientin und der Familie geworden ist.
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Ja, ihr Lieben, ich lese hier, dass der Graben zwischen den Generationen sehr tief ist und sich alle furchtbar quälen,sowohl gegenseitig, als auch jeder sich selbst.
Fridolin hat Recht, wenn er sagt, dass auch in der Kirche diese Spaltung ein anerkannter Fakt ist.
Warum ist das dann in anderen Religionen und Kulturen mit dem gegenseitigen Respekt anders? Eltern und Kinder lieben sich dort auch nicht unbedingt, aber sie respektieren einander, natürlich, weil sie einander brauchen. Ich will nicht behaupten, das dort "alles glatt" läuft. Aber solche Hasstiraden gibt es dort kaum, allerdings sind die ja auch keine "Experten" in Psychologie und Diagnostik, so wie wir Laien hier inzwischen, dank Internet usw..
In mehreren threads geht es gleichzeitig ganz oft um "Mutter", jeder hat endlose Geschichten dazu beizutragen, die nie enden werden und sich alle gleichen, irgendwie.
Ich fühle mich dabei, obwohl ich zur Zeit eine gute Phase habe, wie unter einer Depri - Käseglocke. Irgendwie wollte ich diese Atmosphäre gerne ein wenig ändern und habe offensichtlich zu den falschen Mitteln gegriffen.
Reinhart, du hast es genau richtig gemacht,genieße Deine gute Phase und lass dich durch dieses Thema bloss nicht runterziehen.
Dieser Kampf, diesen Schmerz, dieses nie enden wollende Leid respektiere ich, es ist da, aber für mich hat das Leben auch ganz andere Facetten. Ich lebe mit der Depression, sie ist ein Teil von mir, ein Freund sozusagen (das las ich an anderer Stelle, ist also nicht von mir)der mich darauf aufmerksam macht, wie dünnhäutig und sensibel ich bin.Und das ist auch ein Geschenk, nehme ich doch Schönheiten des Lebens intensiver wahr, als ein Ottonormalverbraucher. Dieses Schauen auf die Wunden ist sicher unerläßlich, aber daneben blüht auch noch ewas anderes.
In diesem thread ist es genau wie im "richtigen Leben", einige lesen überhaupt nicht, worum es hier geht und haben einfach den Inhalt des Threads mit der unbändigen Wut und den Anklagen auf Mutter hierher verlagert. Wir hören uns nicht wirklich zu und unsere Redeweise wertet andere Menschen ab, wir kämpfen und kämpfen gegen Menschen, die gar nicht mit uns kämpfen wollen.
Warum seid ihr hier ? Wollt ihr endlos klagen und jammern oder wollt ihr für Euch was ändern, ohne auf den Rücken eines anderen Menschen zu schlagen?
Liebe Ostergrüße Hanna M.
Liber
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Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Liebe Hanna, und hallo an alle

ich stimme dir zu, dass es nicht weiterbringt, anzuklagen und dann dort stehenzubleiben.

Ich könnte dann mein Leben lang meine Eltern anklagen und sie für alles, was in meinem Leben nicht so läuft, wie ich es mir wünsche, verantwortlich machen.

Dann aber lebe ich nicht mein eigenes Leben, sondern werde nach wie vor von meinen Kindheitserfahrungen gelebt. Die obendrein nicht ALLE schlecht waren. Auch da mal den Blick hinzulenken, ist wichtig, finde ich.

Und ich denke, es geht darum, diesen schmalen Grat zu finden, der in das eigene Leben führt.

Dazu ist es notwendig, die Kindheitserfahrungen so, wie ich sie erlebt habe, und den Schmerz zu SEHEN, wahrzunehmen und anzuerkennen Nichts schönreden oder verdrängen. Nichts "vergeben", obwohl ich innerlich nicht soweit bin.

Aber DANN muss es noch weitergehen. Sonst bleibe ich bei dem Schritt 3 hängen, den du oben erwähnt hast. Ich streue ständig Salz in meine Wunden und halte sie dadurch offen, werde verbittert und unversöhnlich.

Und das hält mich weiter davon ab, wirklich das eigene Leben zu leben.

Mir selbst kam kürzlich die Idee, dass ich im Grunde zu einer Null-Rechnung mit meinen Eltern kommen möchte. Jahrelang glaubte ich, ich schulde ihnen Immenses (ich sei nicht so, wie sie mich gern gehabt hätten, hätte sie enttäuscht, dürfte eigentlich nicht existieren und müsste das irgendwie wieder "gut machen" etc, etc.), dann wechselte das in den Gedanken, dass SIE mir unendlich viel schuldeten (alles, was ich nicht bekommen hatte, was mir gefehlt hatte, was sie mir angetan haben, was in meinem Leben alles deswegen nicht geklappt hat etc etc.)

Aber: beide Rechnungen würden nie zu begleichen sein. Nie im Leben.

In letzter Zeit wurde mir so ganz allmählich klar, dass beide Rechnungen nur Illusion sind. Beide stimmen nicht. Sie existieren nicht einmal.

Weder schulde ich ihnen etwas, noch sie mir. Wenn schon Rechnungen, dann gehen sie auf Null auf.

Was ich damals nicht bekommen habe, schulden meine Eltern mir heute nicht mehr. Sie haben es damals so gemacht, wie sie eben konnten, es ist durch noch so viel Hadern nicht zu ändern.
Genauso wenig habe aber ich heute noch Schulden an ihnen abzutragen, indem ich sie aus Pflichtbewusstsein besuche oder mich aus dem Wunsch nach Anerkennung um sie kümmere.

Es ist keine Rechnung mehr offen.

Und das ist ein sehr befreiender Gedanke.

Nicht, dass ich schon so leben könnte, schön wäre es!

Aber der Gedanke deutet für mich in Richtung Freiheit in das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen.

Ich KANN dann meine Eltern besuchen, MUSS es aber nicht. Ich MUSS aber auch nicht krampfhaft fernbleiben.


Klingt das für euch nachvollziebar?

Viele Grüße
Brittka
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Liebe Brittka, du bringst es auf den Punkt, danke, danke, nicht so verschroben und "intellektuell" wie ich. Mein Hirn will das ständig kompliziert ausdrücken und es ist so klar, so deutlich bei dir. Das sollten wir uns alle an die Wand hängen.
Schöne Ostern Hanna m.
Liber
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Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Liebe Hanna,

danke für deine Rückmeldung! Es ist auch noch wichtig, dass dies eben ein Prozess ist. Man muss alle Stufen durchlaufen, und das fängt an mit dem Wahrnehmen des Mangels und des Schmerzes. Und von da aus geht es weiter. Überspringen lässt sich nichts und es gibt bei mir auch immer wieder bei entsprechenden Auslösern Rückfälle in die alten Gefühle.

Aber die Richtung an sich fühlt sich richtig und stimmig für mich an.

Liebe Grüße
Brittka
ReSi64
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Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von ReSi64 »

Liebe Brittka, liebe Ute

habe mich teilweise in euren Beiträgen in diesem Thread wiedergefunden.

---"Dabei war ich Symptomträgerin dieser Familie, wie ich heute weiß. Wie es heute auch wiederum einer meiner Söhne ist.

Das heißt nicht, dass wir in irgendeiner Weise nun "Schuld" an der Erkrankung unserer Kinder sind. Es ist nur zu überlegen, ob irgendetwas im ganzen Familiensystem sie mit auslösen."---

Die Bezeichnung Symtomträger/in kannte ich nicht, aber ich bin noch in der Situation, dass ich mich (genauso der Vater meiner Söhne)"Schuld" an der Erkrankung meines Kindes fühle.

Mein Sohn (17) leidet seit 3 Jahren an einer Persönlichkeitsstörung und ist in therapeutischer Behandlung.
Ich fragte mich immer was der Auslöser denn sein könnte und war oft selbst nahe dem Zusammenbruch und habe immer wieder depressive Verstimmungen. Die Therapeutin meines Sohnes riet mir unbedingt eine tiefenpsychologische Psychotherapie zu machen, wenn ich den Behandlungserfolg meines Sohnen fördern möchte. Aus der Anamnese meines Sohnes und der Familie meinte sie, ich sei selbst schwer Traumatisiert. Das meine Kindheit nicht so ganz normal verlief war mir immer bewusst, aber ich habs irgentwie verdrängt und habe warscheinlich gerade deshalb alles getan, das ich eine liebevolle und fürsorgliche Mutter zu sein. Es war wohl zu viel Fürsorge.
Mein Sohn zog letztes Jahr aus und meine Ängste nicht für ihn da sein zu können, wenn es ihm schlecht geht, machen mich manchmal verrückt.

Nun bin ich am Anfang einer Therapie und der Therapeut meinte auch, das ich durch mein eigenes Trauma Verhaltensstörungen an mein Kind weitergegeben habe.
Ich habe echt Angst wenn ich mir vorstelle das jetzt dann viele Stunden in miner Vergangenheit geraben wird und ich mich an vieles erinnern muss.
Leider gehöre ich nicht zu den glücklichen, die sich an die Träume nicht erinner können. Ich träume jede Nacht und manchmal so heftig oder wirr das ich schreie oder weine.

Ich möchte einfach mal wieder mit Freude nach Vorne schauen können ohne ständig Ängste zu empfinden.

Sorry, das war viel aber es sprudelte gerade so heraus.

Liebe Grüße, Renerle
Guinevere
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Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Brittka,

Danke für Deinen Beitrag, um mir etwas klarer über so manches zu werden!

Doch, lest sich für mich sehr nachvollziehbar!

Genauso wenig habe aber ich heute noch Schulden an ihnen abzutragen, indem ich sie aus Pflichtbewusstsein besuche oder mich aus dem Wunsch nach Anerkennung um sie kümmere.

Ich weiß nicht, ich glaub das mit der Anerkennung ist mir seit letztem Jahr gänzlich egal (?), das hab ich ganz aufgeben (?).

Bei Pflichtbewusstsein schüren, hatte sich bis vor kurzem noch mein Dad ganz gut beteiligt "Es ist aber doch Eure Mutter, seids doch nicht so".

Ja, eigentlich wäre sie es. Rechnung ist meinerseits auch keine mehr offen. Weiß gar nicht, ob ich diese überhaupt so richtig aufgestellt hab?

Es ist ein bisserl schwer zu erklären, weil es ging ihr ja auch - neben hauptsächlich um sie - um mich. Aber, sie hat mich eben nie gefragt, ob ich das, was sie für mich wollte auch will. Und, wenn ich doch mal widersprochen hab, so hat sie trotzdem spätestens nach dem 3. Mal "Nein" ihren Willen durchgesetzt. Entweder ohne Worte, oder eben mit sie wüsste es eben besser, und ich bin der Dummi , der nix weiß, und, wie ich es wagen könnte ihr Wissen anzuzweifeln. (edit: Das Dankbar sein sollen vergessen hab. Das kostet mich dann immer sehr viel Überwindung, und ich fühle mich "schlecht", manchmal richtig mies damit)

Ich weiß gar nicht, ob das das Hauptproblem ist.

auch immer wieder bei entsprechenden Auslösern Rückfälle in die alten Gefühle.

Es sind wohl überwiegend ihre Wutanfälle, Gehässigkeiten.

Gefolgt von den oft heftigen "Stimmungsschwankungen?" oder was das für mich Unberechenbares ist, es ist auf jeden Fall sehr laut und emotionell. Hmmm, mit so heftigen Gefühlen komm ich bei mir auch ganz schlecht klar, habs lieber etwas stabiler und gleichmäßig, weil mich sowas eher ständig aus meiner Mitte wirft. Vielleicht ist es ja das?
Sie selber meint, sie ist nun mal so, hmmm...

Hmmm, sie möchte schon ab und an meine Hand halten. Aber, diese Nähe ertrag ich von ihr nicht, bekomm davon "Angst?". Oder, ist es ihr ständiges "lautes Sprechen" sobald man morgens die Augen öffnet, und nicht mal auf der Toilette kann man sich verstecken...und, das Hand halten wäre möglich ohne dieses? Ich fühl mich dadurch "bedrängt", durch das ständige laute Sprechen, kann kaum klar denken, bin verpeilt mal .
Werd genauso nervös, wie sie es ständig ist.
Vielleicht kann ich mich auch zu wenig abgrenzen? Oder nehme manches zu ernst?

Dass ich Orientierung brauch, wie ich gerade dran bin, was mich erwartet liegt vielleicht am ADHS? Aber, das hab ich halt verschärft nur bei ihr, ansonsten brauch ich da eher weniger an Orientierung. Ja, warum eher bei ihr?

(2.Edit: durch die Wutanfälle fühle im mich wie erstarrt, gelähmt, wie niedergestreckt. Kann also sehr gut sein, dass das noch immer Gefühle aus Kindheit sind ...ich da wieder in der Rolle des Kindes steck)

Lieber Gruß allen,
manu
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Hallo Renerle,

Symptomträger bedeutet für mich, dass ein ganzes System eine Störung hat, aber dass sie sich eben am "schwächsten" Mitglied zeigt.

Wikipedia definiert es so:

>Der Begriff des Symptomträgers wird auch in der Psychotherapie, besonders der Familientherapie verwendet und bedeutet hier eine Person, bei der stellvertretend für eine ganze Gruppe oder ein gestörtes psychosoziales System, erkennbar Symptome zu finden sind (vgl. Systemische Therapie). Diese Stellvertreterrolle hat Konsequenzen im psychotherapeutischen Ansatz.


Die anderen Mitglieder können die Störung irgendwie kompensieren oder finden andere Strategien, die oft auch nicht gerade "gesund", aber weniger auffällig sind.

Für mich war es eine Erleichterung, als mir dieser Zusammenhang (ich war da schon lange erwachsen) mal klar geworden ist.

Bezüglich meiner eigenen Familie ist es genau so. Mein jüngerer Sohn übernahm Symptome.

Mir sagte mal eine Therapeutin, als ich wieder einmal über den Kummer mit meinem Sohn sprach: "Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre eigenen Schatten, dann braucht Ihr Sohn sie nicht auszuleben".

Erst verstand ich das nicht, aber später wurde mir klar, dass da was dran ist.

Was deine Therapie betrifft, glaube ich aber, dass es wichtig ist, langsam und deinem Tempo gemäß vorzugehen. In einer Therapie geht es um Sich-Öffnen und Wachsen, da lässt sich nichts erzwingen.

Liebe Grüße
Brittka
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Liebe Manu,

ich habe schon den Eindruck, dass mit deiner Mutter noch Rechnungen "offen" sind. Einfach, weil du sonst in der Lage wärst, klarer Grenzen zu setzen, ihre Besuche auf ein Minimum zu zu reduzieren oder sie nicht mehr kommen zu lassen, wenn es dir schadet usw.

Ich selbst kenne das nämlich ganz genauso. Solange ich glaube, meiner Mutter irgendetwas zu "schulden", kann ich mich nicht ausreichend von ihr abgrenzen. Das sind diese unguten co-abhängigen Verstrickungen, die seit früher Kindheit entstanden sind. Auch wenn ich vom Verstand her weiß, dass ich ihr nichts schulde - ich rutsche trotzdem noch ungeheuer schnell in die co-abhängigen Muster.

Deshalb muss ich mir bei jedem Kontakt diese Verstrickungs-Fäden bewusst machen, sonst stecke ich ganz automatisch im alten Muster. Wenn ich nicht achtsam bin, passiert das so schnell, dass ich es nicht merke.

Also eine lebenslange Aufgabe, wie es scheint ....


Lieben Gruß
Brittka
elas
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Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von elas »

>...solange ich glaube, meiner Mutter irgendetwas zu "schulden"...<

so schreibst Du, brittka, dann bist Du ganz schnell wieder verstrickt, und dass Du denkst,es sei für Dich eine lebenslange Aufgabe, die richtige Distanz zu Deiner Frau Maman zu finden.

In Deinen Beiträgen hier in diesem interessanten Thread finde ich mich gut wieder.

Jetzt hatte ich bestimmt 10 bis 12 Wochen eine richtig gute Zeit, und das Problem mit meiner Mutter war einigermaßen im Griff.

Der Besuch am Ostersonntag bei ihr hat dann wieder irgendetwas getriggert bei mir.
Ich war so wütend, ich hätte ihr den Hals umdrehen können.
Abgesehen von ihrem Wahn kriegt sie es immer wieder hin, dass ich mich ganz abscheulich finde, dass sie mich auch verunsichert, ich würde nicht genug für sie tun, etc.
Dabei ist es genau anders herum, ich gehe permanent komplett leer aus, wenn ich mit ihr zusammen bin.

Also, ich war so wütend, und irgendwie hat mich das wieder in depressive Gefühle gedrückt. Gestern und heute.

Ich schulde meiner Mutter nichts. Und sie mir eigentlich auch nicht mehr.Das wäre gut, wenn ich das so verinnerlichen könnte.
Der Besuch bei ihr am Ostersonntag war wieder sooo schlimmmm. Wieder fing sie davon an, welch schlimmes Leben sie gehabt hätte, dass sie nichts von ihrem Leben gehabt hätte etc. etc.
Da kann ich nur dazwischenfahren, weil das ja nicht so ist. Sie hat doch alle Menschen ihrer Umgebung permanent ausgesaugt, hat nie gearbeitet, andere regelmäßig schikaniert und schlecht gemacht etc. etc.

Nun, wie schon öfters gesagt, so dick kann gar keine Haut sein, um damit umgehen zu können.


Und, wie auch schon oft gesagt, sie komplett zu meiden, das ist auch keine Lösung für mich, die mich zufrieden macht.

Endlosschleife___________Endlosschleife


Herzlich
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Ja, BrittKa, alles braucht seine Zeit und die ist bei jedem Menschen sehr unterschiedlich. Im Sinne deiner Erklärung müßte es so sein, wenn die Summe aller Energien in der Familie gleich ist, dass, wenn eine/r "Nägel mit Köppen macht", die anderen Mitglieder zwangsläufig sich auch verändern. Ich finde die systemische Sicht sehr einleuchtend.

@ elas : Deine Beschreibung ist meine eigene Geschichte, da sie sich nicht ändern wird, müssen wir also ins Handeln kommen, sonst bleibt es bis zum Sanktnimmerleinstag so. Ich bin sogar sicher, dass,wenn sie gestorben sind, sie in uns weiterleben mit der Macht, die wir ihnen einräumen. Und wenn man dann denkt, bei den eigenen Kindern wird es anders, stellen wir fest, dass sie genausowenig bereit sind zu handeln, wie wir selber. Fazit : Eltern räumen ihren Kindern zu viel Macht ein und Kinder räumen ihren Eltern zu viel Macht ein ? Es gilt also, die Grenzen des anderen und seine eigenen zu achten ? Muß man den anderen dann zwangsläufig abwerten ? Ist Mutter zwangsläufig "scheiße ", weil sie Dinge tut, die wir nicht mögen ? Sind Kinder wirklich "mißraten" weil sie anders leben wollen ?
Meine Frage :
Geht es nur mit "entweder du oder ich,einzige Alternative ? Für mich ist die Lösung, zu üben, zu üben, zu üben : "du und ich."
Schönen Abend noch
Hanna M.
ReSi64
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Registriert: 24. Mär 2011, 16:03

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von ReSi64 »

Liebe Brittka,

ja das gefühl habe ich auch das es einige Zeit kosten wird, bis ich aus der Spirale herauskomme. Der Therapeut sagte ja auch, das ich das Tempo bestimme. Er meinte es sei spät, aber nicht zu spät das ich mich für eine Therapie entschieden habe.

Es tut mir nur so furchtbar Leid, das erst mein "Kleiner" so krank geworden ist um selbst auf mein Problem aufmerksam zu werden. Zumal ich auch erst dadurch einen Anstoß dazu bekommen habe.

Die Trennung von mir und seinem Vater hat bestimmt seinen Beitrag für seine Probleme geleistet.

Mein Großer kompensiert das wirklich anders. er hat auch Probleme, aber er ist sehr introvertiert und Kopfgesteuert, macht alles mit sich selbst aus und kümmert sich anders um sich.

Ich habe das schon sehr lange das ich mich für alles und jeden Verantwortlich und Schuldig fühle. Sogar an der Alc-Abhänhigkeit und Depression meines Ex-Mannes. Dabei hat es ganz andere Ursachen, wie ich viel später erfahren habe.

Bei meinem Sohn trage ich aber auch noch die Verantwortung solange er noch nnicht volljährig ist. Oder bewerte ich das über?

Höre von anderen immer wieder, das ich endlich loslassen muss.

Wenn ich hier einige Beiträge lese wie manche mit den Müttern zu kämpfen haben, dann frage ich mich ob mein Sohn auch solche Probleme mit mir hat.

Ich weiß das ich eine Glucke bin, aber ich wollte das geben was ich nicht bekommen hatte. Ich habe mich immer um alles gekümmert.

Fühle mich aber trotzdem oft einsam und das ich doch alles falsch gemacht habe.

Andererseits möchte ich so gern frei sein von der Last und zu mir finden. Das denke ich, ist auch mein Therapieziel.

Liebe Grüße, Renerle
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