starke ANGST und unbändige WUT auf meine Mutter

Jessi1980
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starke ANGST und unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich muss mich hier mal auslassen, bevor ich platze...

Mir ist eben meine ganze Kindheit und Jugend beim Kaffeetrinken mit meinem Freund ganz plötzlich hochgekommen, sodass ich mich mit ihm schon fast fürchterlich in die Wolle bekommen hätte.

Dabei bin ich sowas von wütend auf meine Mutter geworden, dass ich mich bis jetzt kaum noch einkriegen kann und fürchterlich weinen musste.

Mir ist bewusst geworden, dass ich in meiner ganzen Kindheit und Jugend bis zum 27. Lebensjahr (so lange habe ich bei dieser kranken Frau gelebt) JEDEN Tag, in JEDER Sekunde ANGST vor ihr hatte:

Angst vor ihrem Blick,
Angst vor ihrer Art mit mir zu sprechen (sie sprach immer durch die Zähne, wenn sie wütend war),
Angst vor ihrem Schreien,
Angst vor ihren plötzlichen Wutausbrüchen, ihrem Jähzorn und
ihrer Unberechenbarkeit,
Angst vor ihren tiefen Beleidigungen und Kränkungen bis ins Mark,
Angst vor ihren plötzlichen brutalen Schlägen auf den Mund, die Wangen, die Ohren, den Kopf oder
Angst vor ihrem widerlichen Kneifen in den Arm,
Angst davor, gegen eine Wand oder über einen Gegenstand geschubst zu werden,
Angst vor ihren Launen, die innerhalb von Sekunden wechseln konnten,
Angst vor ihrem Hohn,
Angst vor ihrem "Auslachen",
Angst vor ihrer Zerstörungswut,
Angst von ihr umgebracht zu werden,
Angst vor den Schuldgefühlen, die ich mir von ihr hab machen lassen,
Angst vor ihrer Angstmache (sie guckte bevor sie ausging Aktenzeichen XY und sagte dann zu mir als Kind :"Hoffentlich werde ich in der Nacht auf dem Nachhauseweg nicht umgebracht")
Angst vor ihren Drohungen, ich würde ins Kinderheim kommen, wenn ich mich nicht artig verhalte,
einfach nur die blanke Angst!

Ich hatte Angst davor, sie würde mich töten wegen Nichtigkeiten. Ich habe mich selten getraut mit ihr einen "normalen" Streit auszutragen, weil dieser einen für mich grausigen Verlauf genommen hat. Das soll nicht heißen, dass ich nie Streit hatte. Wenn es so war, war dieser mit schrecklichen Gefühlen verbunden, mit Angst. Streit ist bei uns IMMER aus dem Ruder gelaufen! Sie hat alles als persönlichen Angriff gedeutet und gewütet wie ein Tornado. Sie hat Geschirr zerschmissen, Duschkabinen eingetreten, Kuchen an die Wand- und Kaffeetassen quer über den Teppich geworfen, meine Freunde, meinen Freund, meine Lehrer, einfach alles beleidigt und schlecht gemacht...ich könnte noch tausend andere Dinge nennen.

Meine Mutter war immer hinter mir her, ich konnte nichts in Ruhe machen, ständig wollte sie etwas von mir. Habe ich mal meine Tür abgeschlossen, wurde sie so energisch, dass sie schrie, ich solle diese sofort öffnen.

Sie hat aus Kleinigkeiten eine riesige Welle gemacht. Es reichte ein falscher Blick von mir, ein falsches Wort, ein zu lautes Husten oder Niesen oder ein versehentliches Umstoßen von Dingen, um sie rasend wie ein Tier zu machen. War sie gut drauf, störte sie nichts.
Ich hatte das Gefühl als sei ich ihr Feind.

Ich würde ihr heute so gern mal alles an den Kopf schreien, wie ich mich all´ die Jahre gefühlt habe. Ich weiß aber, dass sie mich, wie mein Therapeut sagt, ausbluten lassen und mich als Spinnerin bezeichnen würde. Sie sieht die "Schuld" nicht bei sich. Sie kann ihr Verhalten nicht reflektieren.

Trotzdem schaffe ich es noch nicht einen Schnitt zu machen und mich emotional komplett von ihr zu lösen und sie einfach zu hassen. Ich habe vermutlich immer noch eine tiefe grausige Angst vor ihr! Ich kann es nicht glauben...

Und jetzt ist sogar das Gefühl von Wut wieder weg. Meine Gefühle ändern sich so schnell, manchmal glaube ich, dass ich verrückt werde.

Ich bin wie sie. Ich sehe in den Spiegel und sehe sie, ich schaue mir Fotos an und sehe sie, ich höre meine Stimme und höre ihre, ich habe ihren Gang und ihre Gestiken und ertrage nichts davon!!!
Gabriele
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Gabriele »

Hallo Jessy,

90% von dem was Du schreibst kommt mir bekannt vor.
Ich weiß nicht, vielleicht liege ich auch daneben. Dennoch, schau mal hier nach:

http://www.narzissmus.net/wbb/index.php

habe ich mich getäuscht, dann vergiss es wieder.

Liebe Grüße, Gitte
ghm
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von ghm »

Hallo Jessy,

wenn Du heute nicht stark bist, dann ließ jetzt nicht weiter.


Es tut mir unendlich leid, aber um aus dem Erleiden in das Erleben zu kommen, war es für mich notwendig, alle Ängste als meine anzunehmen.

Nicht "ich hatte Angst vor meinem Vater" sondern "ich habe meine Angst vor meinem Vater erschaffen, da ich mich nicht stark genug fühlte mich gegen ihn zu wehren".

Das heisst ich mache aus der Angst meine Angst (und hohle sie zu mir) und ich benenne den Grund warum ich es tat.

Jetzt kann ich (langsam) beginnen Das "alte Gefühl" und meine "Schuld" loszulassen.

Aber das braucht Zeit und oft Hilfe durch einen Dritten (Therapeuten)

Also pass auf Dich auf und sei gut zu Dir

Und wenn Du Kraft hast kannst Du Stück für Stück alte Schmerzen annehmen und dann erlösen.

Viel Erfolg und alles Gute
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
PerryRhodan
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von PerryRhodan »

- Ich muss keine Angst mehr vor meinen Eltern haben. Denn sie können mir nichts mehr antun, wenn nur ich es will.
- Ich bin nicht wie meine Eltern, denn ich habe die Möglichkeit anders zu sein als sie, wenn nur ich es will.
- Ich muss nicht für meine Eltern da sein, nur wenn ich es will.
- Ich muss sie nicht lieben und auch nicht hassen, nur wenn ich es will.
- Ich muss sie nicht verstehen, nicht begreifen, nicht rechtfertigen und auch nicht entschuldigen.
- Ich muss niemanden finden, der daran Schuld ist, dass ich so bin wie ich bin.
- Ich bin meine eigene Persönlichkeit - wenn auch nicht so, wie ich es für mich selbst wünsche!
- Ich darf auf meine Eltern wütend sein!
- Manchmal Liegenbleiben ist keine Schande, denn die Last die auf mir liegt ist für mich unendlich gross!

Ich muss nicht für meine Mutter da sein, muss mich nicht dafür verantwortlich oder schuldig fühlen!

Denn ich bin liebenswert! Ich bin, ich bin es, ich bin ich!

Lieben Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Lulu_hofft
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Lulu_hofft »

Hallo Jessy,

hilft dir sicher grad nicht weiter, aber ich kenne das nur zu gut.

Diesen Hass, diese Wut. Nicht in den Spiegel sehen können, weil SIE darin zu sehen ist.
Ich habe meine Frisur verändert, meine Mimik manipuliert, Schminken ist mir zuwider und ich hab mir trotzdem Farbe ins Gesicht geschmiert... die Wut, der Hass ist geblieben.

Ich habe vor drei Wochen den Kontakt ganz abgebrochen. Und trotzdem fehlt sie mir.
Ich will lernen, einfach zu vergeben. Aber wie???

...zumal sie ihr Verhalten nicht ändert/nicht ändern kann.

Aber ich bin eben der Überzeugung, dass ich stark genug bin, wenn ich vergeben kann.
Verdammt schwer das!

.... nun weiss ich gar nicht mehr, was ich dir eigentlich schreiben wollte.

Egal, ich grüße dich.
-------Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Adenauer)-------
PerryRhodan
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von PerryRhodan »

Lulu_hoff:
> Aber ich bin eben der Überzeugung, dass ich stark genug bin, wenn ich vergeben kann.
Verdammt schwer das!

Ich denke ich muss zuerst akzeptieren, was geschehen ist. Zu vergeben, ich weiß nicht, ob das der richtige Weg für mich ist. Für mich steckt dafür zu viel Entschuldigung darin, für dass ich gar kein Verschulden trage. Für das ich aufhören muss mich zu entschuldigen. Würde ich meinem Vater vergeben, das er Alkoholiker war und die Familie terrorisiert hat, dass er nicht anders konnte, weil er vielleicht auch nichts anderes erlebt hatte? Weil er krank war? Nein, er hätte sich auch auf den Weg machen können, um wenigstens seine Familie nicht Gewalt und Angst anzutun. Ich muss schließlich auch immer noch mit meiner Kindheit zurecht kommen! Ich kann nur akzeptieren, dass er es nicht geschafft hat, aber nicht vergeben was getan hat.

Zurück zu Jessy:
Vielleicht hilft dir einer dieser Wege: Vergeben oder Akzeptanz? Ich denke nur vor der Vergebung steht die Akzeptanz, dass es so war, dass es so ist, dass ich nichts anderes erwarten darf, dass es sich meine Vater jemals geändern hätte. Aber das ist auch _nicht_ meine Aufgabe und meine Pflicht. Ein Weg besteht darin, die gefühlte Schuld durch die Akzeptanz loszuwerden.
Denn wenn die Schuldgefühle, die mir von meinem Vater suggestiert wurden und immer noch werden, nicht mehr greifen, dann kann ich auch loslassen.

Der Tipp, der erst hier kürzlich von jemanden gepostet wurde, finde ich nur genial:
Wenn ich zur Mutter gehe, dann sage ich ihr, dass ich ihr eine halbe Stunde meiner Zeit schenke. Ich stelle meine Uhr und gehe auch nach dieser halben Stunde und zwar sofort.

Ich baue darauf auf:
Wenn ich mich nicht emotional von meiner Mutter trennen kann, dann heisst das nicht, das ich es nicht trainieren kann.

Du hast geschrieben:
> Ich würde ihr heute so gern mal alles an den Kopf schreien, wie ich mich all´ die Jahre gefühlt habe. Ich weiß aber, dass sie mich, wie mein Therapeut sagt, ausbluten lassen und mich als Spinnerin bezeichnen würde. Sie sieht die "Schuld" nicht bei sich. Sie kann ihr Verhalten nicht reflektieren.
Wenn sie ihr Verhalten nicht refklektieren kann, dann werte auch deines ihr gegenüber nicht, nur für dich muss es stimmig sein. Für mich darf sie weiter meine Mutter sein, aber das war es. Schritt-für-Schritt würde ich immer dann gehen oder die Situation verlassen, wenn sie beginnt mich ausbluten zu lassen oder mich erniedrigt. Ich würde nicht versuchen zu erwarten, dass eine Änderung bei Ihrem Verhalten eintritt, es wird sich eher noch verstärken. Aber es ist mein Verhalten, das ich ändern muss und meine Erwartung, das Ihre Emotionen nicht meine sein müssen und ich sie dadurch auch nicht mehr ertragen muss.

> Mir ist eben meine ganze Kindheit und Jugend beim Kaffeetrinken mit meinem Freund ganz plötzlich hochgekommen, sodass ich mich mit ihm schon fast fürchterlich in die Wolle bekommen hätte.
Er scheint etwas von dir zu erwarten. Seine Erwartungen müssen aber nicht deine sein. Zuerst musst du deine Erwartungen erfüllen, und wenn er dein Freund ist, bitte ihn dich dabei zu begleiten.

Viele Grüsse,
PR
--

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ghm
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von ghm »

Hallo Perry Rhodan,

ob ich meinem Vater vergebe ist für mich zweitrangig.

Wichtig ist für mich, dass ich mir meine "Unfähigkeit mich zu Wehren" vergebe.

Das ich aufhöre mich "runterzumachen", weil ich mich habe "klein machen" lassen.

Als Kind hatte ich keine Wahl, aber es hat mich zu, heute nicht mehr passenden, automatischen Handlungsweisen "erzogen".

Wenn ich die ganze Geschichte zu meiner mache, annehme und vom Erleiden ins Erleben komme, kann ich, langsam und mit Achtsamkeit, diese Automaten verändern oder ablegen.

Solange ich sie wegschicke, verleugne oder nicht in mein (heutiges) Leben kommen lasse, wirken sie und ich bin nicht fähig sie zu ändern.
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PerryRhodan
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von PerryRhodan »

@Gregor:
Ja, aber ich warte mal bis Jessy gelesen und geantwortet hat.

Gruss,
PR
--

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Biggy1901
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Biggy1901 »

Hallo Jessy,:hello:
hmm,hoffentlich schreibe ich jetzt nicht das falsche,auf alle Fälle darfst du es nicht falsch verstehen.
Ich denke das deine Mutter selber eine total unglücklich Frau ist(ich will sie nicht für das entschuldigen was sie dir angetan hat,das ist durch nicht´s zu entschuldigen) aber vieleicht ein Weg zu verstehen warum sie so ist,wie sie ist.Ich weiß das ich früher auch zeitweise ungerecht zu meinem Ehemann,Kinder´n war,was aus heutiger Sicht schon damals ein Anzeichen für meine Überforderung war die ich und andere bloß nicht gesehen haben oder sehen wollten.
Vieleicht hilft dir deine ganze Wut die du hier geschrieben hast auch an deine Mutter zu schreiben.Schreib ihr wie du dich damals gefühlt hast,die Angst,die Demütigung und wie es dir heute geht.Schreib es ihr unverblühmt.Das tut dir gut und deiner Mutter wird es hoffentlich die Augen öffnen was sie dir angetan hat. Und wenn du Angst hast den Brief persöhnlich abzugeben,schick ihn einfach mit der Post und dann warte wie oder ob sie überhaupt darauf reagiert.Wenn sie mit dir darüber reden will.O.K. aber nur im ruhigen Ton,kann sie das nicht,wird sie laut, schmeiß sie raus und sag´wenn sie sich beruhigt hat kann sie gerne wiederkommen. Aber,renn du ihr nicht hinterher,wenn sie kein Gespräch sucht,dann hat "SIE" Pech gehabt und "DU" musst dann endlich zur Ruhe kommen.

Tu dir heute was gutes an,das läßt die Wut aus dem Bauch.

P.S. Freunde kann man sich aussuchen,Verwandte leider nicht,aber man kann Menschen die einem nicht gut tun,meiden!!

Gruß Biggy
Ich lebe heute,gestern ist Vergangenheit und Morgen lass ich in Ruhe auf mich zukommem!
Ranee123

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Ranee123 »

Liebe Jessie, ich war ein Kind wie du und meine Mutter war ähnlich wie deine. Und dann wurde ich selber Mutter und war meiner Mutter auch sehr ähnlich.Als ich das merkte, machte ich Therapien und "arbeitete an mir"(wie man so schön sagt).Viele Jahre. Und ich bin sensibel geworden für die Belange anderer Menschen, und habe ganz andere,warme Freundschaften. Aber meine Söhne glauben mir nicht und sehen all diese Veränderungen nicht.
Das macht mich oft ganz traurig, wenn ich in dieser Schublade stecke : Mütter sind "scheiße", meistens (ich will nicht verallgemeinern, aber Menschen tun das scheinbar unbewußt). Ich habe meine Kinder nicht kränken,schädigen oder verletzen wollen, ich war selber gefangen in meinen Herkunftsstrukturen und hab es nicht gewußt.Es ist geschehen und ich hab die Tragweite nicht bemerkt, so unsensibel war ich. Als ich es begriff, habe ich sofort was unternommen,aber für meine Kinder war es wohl zu spät.Wir haben uns redlich bemüht ein angemessenes Miteinander zu finden,als sie erwachsen waren. Aber, wie sagt mein Therapeut :
Es ist, als ob sie Chinesisch sprächen und ich Spanisch, solange beide nicht aufeinander zugehen, und sich für die Sprache des anderen interessieren, hat es keinen Sinn. Bei dir will anscheinend deine Mutter nicht und bei mir sind es meine Kinder, die die Veränderungen ihrer Mutter nicht sehen wollen.
Und deine Kinder wollen irgendwann dich nicht akzeptieren und du deine Kinder nicht....
Ein ewiger Kreislauf, aber wenn sich irgendwann eine/r traut auszubrechen und "nein" zu sagen,"so nicht", dann gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten, einander zu begegnen.
Ich will dich nicht mit meinen Angelegenheiten zusülzen, du hast wahrlich anderes im Kopf.
Ich wollte nur einmal aufzeigen, dass es auch eine andere Seite gibt, die, wenn du Glück hast, sagt : Mein Kind, das habe ich ja alles nicht so gesehen, es tut mir leid.
Warum trauen so viele Kinder ihren Müttern das nicht zu ? Kann das auch an einer einseitigen Sichtweise mit Scheuklappen liegen? Wir sind auch lern - und kritikfähig, vielleicht ist es nötig, uns darauf aufmerksam zu machen, aber ist es nicht einen Versuch wert ? Wenn nicht, auch gut, dann haben sich Tochter/Sohn/Mutter zu sehr verletzt oder es hat die Verbortheit von Mutter oder Vater (bitte nicht vergessen,auch wenn er nicht da ist,ist er da) geerbt.
Dazu habe ich zwei Gedichte geschrieben, die Auseinandersetzung mit dem Medium Kunst hilft mir immer wieder :

mutter
dein wille gebar
das ebenbild deiner
Träume dein Bauch
gebar nur mich
du und ich: selbstmörder
mörder oder diebe
du oder ich
einzige alternative ?

mein kind
dein leben verrinnt
wie hauchfeiner
sand in gekrümmter
hand - du bist
so wund und hohl
ich zerr - liebte
dich wohl

Ich wünsche Dir und mir und allen anderen, die sich angesprochen fühlen Kraft und Mut, dieses Eltern - Kind - Drama zu erkennen und zu handeln, was immer das für den Einzelnen heißen mag.
LG Hanna
Jessi1980
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten!

Zunächst einmal danke ich GITTE für den Link, der mir doch einen Einblick in die Persönlichkeitsstrukturen meiner Mutter gegeben hat. Es stimmen ausnahmslos alle Kriterien auf meine Mutter zu. Insbesondere auch die Art und Weise, dass sie sich selbst als gesund und alle anderen Menschen als krank ansieht. Meine Mutter besitzt nicht die Fähigkeit zu reflektieren und ihr eigenes Verhalten mal selbstkritisch zu hinterfragen. Das habe ich bei mir jahrelang so gemacht. Mich immer gefragt, ob ich mich "richtig" verhalten habe oder mich gefragt, ob ich richtig "ticke". Ich war immer davon überzeugt, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist, obwohl ich keine zwischenmenschlichen Probleme hatte, dafür aber meine Mutter zu genüge.

Danke für Deine Ausführungen,PERRYRHODAN, mir aufzuzeigen, dass ich nichts machen MUSS, sondern mich bewusst entscheiden lernen sollte, Dinge zu tun, die ich WILL. Es ist für mich sehr schwer umsetzbar. Ich versuche täglich mehr darauf zu achten. Mein Gefühl für mich ist aber manchmal gar nicht da. Es ist wie weg, so als wäre ich vor eine Wand gelaufen. Ich kann meine eigenen Gefühle nicht greifen, nicht beschreiben, nicht sortieren. Entweder sind sie alle weg oder alle gleichzeitig da. Du hast Recht mit dem Punkt der Akzeptanz. Ich muss lernen zu akzeptieren, was passiert ist, das es nun mal so war und nicht mehr zu ändern ist. Vergebung halte ich für den falschen Weg. Ich wurde nie um Verzeihung gebeten. Was blieb mir als Kind auch anderes übrig als ständig zu verzeihen, zu vergeben. Ohne dies hätte ich den Schmerz doch nie überlebt!

Und trotz aller Wut und meinen neu entdeckten "gefühlten" Hass, der mir teilweise bewusst hochkommt, fällt es mir schwer, mich emotional von meiner Mutter zu lösen, ebenso wie es LULUHOFFT beschrieben hat. Und dahinter steckt eine fürchterliche Angst, die ich immer noch tief in mir drin vor ihr habe. Mir fehlt der richtige Umgang damit, weil ich von dieses Gefühlen manchmal wie "überschwemmt" bin. Dann kann ich nicht mal mehr klar denken. Ich weiß, dass ich kein Kind bin. Ich weiß, dass die Angst aber aus der Kindheit stammt, aber ich stecke fest in ihr. Ich kämpfe darum frei von ihr zu werden, versuche mich stark zu fühlen, ihr die Macht zu entziehen, aber ich rutsche immer wieder ab...

BIGGY, Du hast mir geraten, meiner Mutter einen Brief zu schreiben. Das habe ich zum ersten Mal Anfang letzten Jahres getan. Ihre Reaktion war eine Weihnachtskarte im Februar per EMAIL mit dem Wort "Danke" drauf. Wir hatten fünf Wochen lang keinen Kontakt zueinander. Mir ging es elendig, obwohl ja aus objektiver Sicht nichts los war. Sie hatte sich telefonisch ätzend verhalten und ich habe aufgelegt (was ich mich noch nie in meinem Leben zuvor getraut habe). Ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Später haben wir mal darüber in einem Cafe gesprochen, ganz sachlich, aber ohne dass sich etwas geändert hat. Sie sagt, es seien die Gene. Ich hätte Depressionen geerbt von ihrer Mutter. Wahrscheinlich hätte mein Bruder eine Schizophrenie (weil er in der Pubertät ist?!) Wenn sie so etwas sagt, könnte ich schreien und ihr eine knallen. Aber sie merkt es nicht.

HANNA M., als ich Dein Posting gelesen habe, überkamen mich sofort Schuldgefühle. Ich fühlte mich auf einmal schlecht, dass ich so über meine Mutter geschrieben habe.
ABER: Du hast an Dir gearbeitet, Dir einen Therapeuten gesucht, Selbstkritik geübt und über Dein Verhalten nachgedacht.
Meine Mutter ist absolut von sich überzeugt. Sie meint sogar, dass Psychologin für sie der ideale Job gewesen wäre (Da blieb mir alles im Halse stecken). Sie würde nie einen Psychologen aufsuchen. Die haben ihrer Meinung nach alle einen Schuss. Sie schenkt mir Bücher, die mein Selbstbewusstsein steigern sollen, hat aber selbst überhaupt keins. Sie merkt es einfach nicht, wie sie sich verhält. Sie hat keine Partnerschaft, die länger als zwei Jahre gedauert hat, keine Freundschaft, keinen langjährigen Job. Alle Anderen sind Schuld und sie macht alles richtig. Ich bin der böse Buhmann, der sie allein gelassen hat und jetzt noch mehr alleine lässt. Sie schmort allein in der großen Wohnung, in der ich sie zurück gelassen habe, als ich ausgezogen bin. Ich habe meine Wut über das alles nie rausgelassen. Es ging einfach nicht.

Ich muss einfach lernen, dass sie so ist wie sie ist und dass ich sie nicht ändern kann! Da ich aber nie zuvor mit jemandem über meine Kindheit und Jugend aus Schamgefühl gesprochen habe, kommt mir jetzt auf einmal, wo ich darüber spreche, der ganze Berg Müll hoch, und ich habe das Gefühl darin zu ersticken! Da ist so viel Schmerz, dass ich glaube daran zu sterben, auch wenn ich weiß, dass es nicht passieren wird.

Gestern habe ich zum ersten Mal die Wut und den Schmerz richtig gespürt und nicht unterdrückt, aber heute ist alles weg. Ich fühle nichts.

Meine Mutter und ich haben momentan ein "normales" Verhältnis zueinander, ohne Streit. Es gibt keinen äußeren Anlass, den Kontakt abzubrechen oder die Bombe mal platzen zu lassen. Das macht es für mich noch viel schwerer mit ihr normal umzugehen.

Mein Therapeut sagt, dass ich den Hass und die ganze Wut spüren muss um frei zu werden für andere positive Gefühle. Er hätte sich gestern gefreut, dass ich meinen Emotionen mal freien Lauf gelassen habe, aber jetzt schlummern sie in mir und ziehen mich nach unten wie ein Sog...

Ich verstehe jeden, der mir Tipps gibt, wie ich Dinge sehen sollte. Dass ich eigenverantwortlich bin, nur das zu tun und zu lassen, was ich will. Das alles weiß ich. Ich weiß auch, dass es kindliche Gefühle sind. Aber sie sind so grausig, dass ich mir am liebsten die Decke über den Kopf ziehen - und am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen würde. Sie bestimmen derzeit mein Leben. Das liegt sicherlich an der Psychotherapie. Alles wird aufgewühlt und hochgeholt. So fühlt es sich auch an...
feuerfisch
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von feuerfisch »

Hai Jessy

ich beneide dich....

ich würde diese Wut zu gerne fühlen, ich bin mir sicher dass es auch für mich ein großer Schritt auf dem Weg ist meiner Mutter die Macht zu nehmen - und sie auf mich zu übertragen! Denn die Macht über mein Leben sollte in meiner Hand liegen und nicht in der meiner Mutter in mir

*wink*
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Jessi1980
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo feuerfisch,

es gibt gar keinen Grund mich zu beneiden.

Ich war gestern zum "ersten" Mal gefühlt wütend auf meine Mutter und heute ist die Wut weg, einfach verschwunden und quält mich wieder innerlich...

Jetzt würde vielleicht wieder jemand schreiben, dass ich mich nicht quälen lassen soll, was mir das bringen würde. Ich weiß das alles, aber es steckt in mir drin. Ich bekomme die Wut nicht richtig raus aus mir, so sehr ich darum kämpfe. Sie lähmt meine Lebensfreude...
feuerfisch
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von feuerfisch »

Hai Jessy

ich denke diese Qual ist ausgelöst wegen "dem Verbot" die Mutter zu hassen.

Ich habe einmal Trauer gefühlt um das Kind das ich war. Es dauerte nicht lange, nur etwa so 20 min, danach war es wieder weg - aber ich hüte die Erinnerung daran wie einen Schatz. Es wird dir nicht bewußt sein, aber ich denke bei dir löst sich etwas. Auch schon diese kurze Zeit in der ich diese Trauer gefühl habe hat bei mir Änderungen angestossen. Kleinigkeiten nur, auch nur solche Veränderungen derer ich mir nicht bewußt war, aber im Nachhinein kann ich es feststellen.

*wink*
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Jessi1980
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hai feuerfisch passt sogar...

ich glaube ein bisschen, dass meine Qual das Problem zwischen dem Hassen-Wollen und dem gleichzeitigen Kontakt-nicht-abbrechen-können ist.

Gestern habe ich auch Trauer gefühlt um das Kind das ich war. Das hätte ich fast vergessen...

"Es wird dir nicht bewußt sein, aber ich denke bei dir löst sich etwas."

Ich hoffe sehr, dass sich endlich etwas löst. Mein Therapeut sagte mal zu mir, ich hätte soviel Schmerz und Wut in mir um fünf Morde begehen zu können. Ich habe mich darüber sehr erschrocken. Vielleicht lasse ich meinen Gefühlen deshalb nicht so freien Lauf, weil ich Angst davor habe zu explodieren...

Wenn Du möchtest, erzähle doch mal etwas von Deiner Geschichte.
feuerfisch
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von feuerfisch »

Hai Jessy

ich habe auch Angst vor dem Kontrollverlust. Und auch so ziemlich aus denselben Gründen, denke ich. Angst das es mich überschwemmt, Angst was ich dann tun könnte, Angst andere meine Schwäche sehen zu lassen...

...und trotzdem hoffe ich darauf.

Deine Zerissenheit kann ich gut verstehen, ich habe viele Jahre gebraucht bis ich den Kontakt endgültig abbrechen konnte. Bis dahin hatte ich es immer nur für so 1-3 Jahre geschafft. Letzes Jahr ist sie gestorben.....und trotz allem hat mich ihr Tod richtig durcheinander geworfen...
Aber ich habe inzwischen auch festgestellt dass mich ihr Tod trotzdem ein wenig befreit hat. Auch wenn ich wegen ihr immer noch ein schlechtes Gewissen habe, so ist es doch so dass ich mich inzwischen feier bewege. Ich habe nicht mehr so viel Angst dass sie plötzlich vor der Türe stehen könnte oder das sie am Telefon ist wenn es klingelt.

Doch die Mutter in mir ist nicht verschwunden.
Das muss ich noch hinbekommen.

Meine Geschichte möchte ich hier nicht noch einmal erzählen, ich bin schon lange in diesem Forum und es hat mir auch viel geholfen. Aber zur Zeit geht es mir nicht gut und ich kann/möchte mich den vielen Meinungen gerade nicht stellen. Auch und vor allem nicht dem Aufruf meiner Mutter zu vergeben.

Aber wenn du möchtest, so kannst du mich anmailen

*wink* - und träume ruhig!

.
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Gabriele
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Gabriele »

Hallo Jessy,

ich kann Deine Wut gut verstehen. Ich wusste mit meiner Wut gar nicht wohin, als ich begriff, was da mit mir in den letzten Jahren gemacht wurde. Da die Therapie damals noch in weiter Ferne war, brachte mir das ein wunderschönes Magengeschwür ein.

Die Demütigungen, Erniedrigungen, diese unberechenbaren Wutausbrüche aus dem Nichts heraus, die Rechthaberei, diese selbstgefällige Unfehlbarkeit. Ich hätte koxxxen können, wenn ich nur daran dachte, dass der nächste Geburtstag ansteht. Es war mir unerträglich meinen Vater auch nur aus dem Auto aussteigen und über die Straße laufen zu sehen.

Ich habe mich zurückgezogen, so weit das ging. Das heißt, ich habe mich an Gesprächen nicht mehr beteiligt, ihn bloß noch flüchtig begrüßt, nur das Allerwichtigste besprochen, wenn er am Telefon war habe ich meine Mutter verlangt. Und vor allem habe ich keine News mehr weitergegeben. Sehr zum Leidwesen meiner Mutter.
Als von ihr auch noch Vorwürfe kamen, ich hätte andauernd Zoff mit meinem Vater, haben wir den Kontakt so weit eingestellt, dass wir nur noch die „Pflichttermine“ wahrgenommen haben.
Erst durch die Therapie war es mir möglich einen Weg zu finden, überhaupt wieder innerlich gelassener mit meinen Eltern zusammen sein zu können.

Im Laufe der Zeit ist an die Stelle der Wut eine Verachtung getreten. Mit jedem Mal, dass er sich daneben benommen hat, ging bei mir ein Stück Achtung meinem Vater gegenüber flöten. Irgendwann bleibt bloß noch Verachtung übrig.

Genau wie Du habe ich immer wieder versucht, Konflikte friedlich zu lösen. Nur wer einen Menschen kennt, der eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, weiß warum das nicht geht. Sie geben sich ganz freundlich und entspannt, haben aber schon wieder die nächste Gelegenheit im Hinterkopf wo sie dir in die Hacken treten können. Sie riechen geradezu wann du entspannt und nicht mehr auf der Hut bist. Und genau dann, in diesem Moment, wenn es besonders weh tut, genau dann bekommt man eine verpasst, dass man nicht mehr weißt, was man eigentlich noch tun kann, was richtig oder falsch ist.

Also bleibt nur der Rückzug. Wenn nur dann das schlechte Gewissen nicht wäre.
Nach zwei Jahren Therapie sieht es so aus, dass die Angst vor ihm und die Wut weg sind. Geblieben ist die Verachtung.
Hilfe, die sie benötigen, bekommen die Eltern, aber nur nach unseren Bedingungen.

In Deinem anderen Thread schreibst Du davon, dass Du anfängst zu schwitzen wenn Du das Gefühl hast, Du wirst manipuliert. Das Gefühl ist auf den Punkt genau richtig. Narzissten manipulieren IMMER.
Mein Vater hat zum Beispiel unseren Sohn hinter meinem Rücken über unser Familienleben ausgehorcht und ihm dann anschließend „Tipps“ gegeben, wie er sich verhalten soll, wenn ich zum Beispiel wieder einmal mit ihm schimpfen sollte. Das war doch mal so ein richtiges Gespräch unter Männern. Unser Sohn war da erst zehn Jahre alt. Die Folge von diesem Gespräch war, dass unser Sohn in den Ferien nicht mehr hingefahren ist.

Verzeihen wurde hier im Forum schon oft diskutiert. Da bin ich voll und ganz Deiner und Feuerfischs Meinung. Verzeihen geht gar nicht. Verzeihen würde bedeuten unter alles einen Schlussstrich zu ziehen und neu zu beginnen. Nur geht das eben nicht. Wie denn? Wir haben Therapie gemacht, er bewegt sich keinen Schritt von der Stelle und behauptet noch, es würde doch genügen wenn ich zur Therapie gehen würde. Neue Verletzungen wären da schon vorprogrammiert.

Den Link zu diesem Forum habe ich mit ganz schön viel Bauchweh an Dich geschickt. Ich hatte ja keine Ahnung ob es wirklich das ist was Du brauchst. Ob Du das überhaupt verkraften kannst. Aber aus eigener Erfahrung heraus weiß ich, dass es für mich unendlich erleichternd war, als ich endlich diese verflixten Spielchen durchschauen konnte.
Ich habe eine Weile in dem Forum gelesen, weil ich mir Informationen holen wollte. Habe das aber nicht lange ausgehalten. Es war ja eh schon bald alles klar.

Ich glaube wenn man verstanden hat wie diese Typen ticken, hat man schon einen großen Vorteil. Man ist nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Ich habe mein Wissen gegen ihn eingesetzt.

Ich wünsche Dir die Kraft Deinen Weg weiter zu gehen. Mit Hilfe des Therapeuten wirst Du auch Deine Gefühle wieder finden.

Liebe Grüße, Gitte
Jessi1980
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hai feuerfisch!

"Doch die Mutter in mir ist nicht verschwunden. Das muss ich noch hinbekommen."

Ich habe das Gefühl, meine Mutter steckt in mir drin. Ich bin sie und werde sie nicht los. Vielleicht möchte ich gerade deshalb nicht wissen, was genau für eine "Störung" ich habe, weil mir dieser Zustand allein schon reicht.

Im Hinblick auf "Deine" Geschichte werde ich Dich mal anmailen oder im Forum nachgucken.

Bis dahin wünsche ich Dir eine gute Besserung!

Hallo Gitte!

"Ich wusste mit meiner Wut gar nicht wohin, als ich begriff, was da mit mir in den letzten Jahren gemacht wurde."

Dieses Gefühl habe ich jetzt. Ich bin hin und her gerissen und weiß gar nicht, wie ich mich meiner Mutter gegenüber verhalten soll. Bald ist Ostern und das bereitet mir schon Kopfschmerzen...

Du nimmst mit Deinen Beschreibungen, die meine Gefühle wiederspiegeln unheimlich viel Druck von mir. Danke dafür.

Für mich ist diese Mischung aus Schulgefühlen, Wut und Hass schwer zu ertragen. Heute habe ich plötzlich eine Art Schwächeanfall bekommen, und als ich darüber nachgedacht habe, bemerkte ich, dass mir das Thema Sorgen bereitet, wann und wie ich mich wieder bei ihr melde und ob ich es tue.

Wie gesagt, momentan ist sie ja nicht ätzend zu mir aber die Vergangenheit sitzt mir jetzt plötzlich mehr in den Knochen denn je.

Auch ich ziehe mich sehr zurück, melde mich nur noch selten und sehe sie kaum noch. Ich merke aber, dass sie krank wird, sie sieht krank aus und ist nur noch am "Heulen" um sich. Sie hat sich selbst zurück gezogen, gleichzeitig schreibt sie aber scheinbar liebevolle Mails an mich (Manipulation)...und das löst bei mir wieder Schuldgefühle aus...Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Dieses "Mischmasch" an Gefühlen war nie zuvor in diesem Ausmaß da.

Ich hoffe auch sehr darauf, dass ich durch die Therapie einen Weg finde, gelassener mit meiner Mutter umzugehen, nichts mehr persönlich zu nehmen und einfach cool drüber zu stehen. Manchmal erreiche ich dieses Gefühl unabhängig und frei von ihr zu sein, aber es verschwindet einfach wieder zu schnell. Im Moment schlägt mir alles auf den Magen.

Genau wie Du habe ich immer wieder versucht, Konflikte friedlich zu lösen.

"Sie riechen geradezu wann du entspannt und nicht mehr auf der Hut bist. Und genau dann, in diesem Moment, wenn es besonders weh tut, genau dann bekommt man eine verpasst, dass man nicht mehr weißt, was man eigentlich noch tun kann, was richtig oder falsch ist."

Das was Du in diesem Satz beschreibst, ist genau das, was mich schon immer gequält hat.

Das Gefühl, warum es mir immer nur dann gut geht, wenn es ihr gut geht. Warum sie es immer schafft, mich runter zu ziehen, wenn es mir mal gut geht. Warum sie es nicht erträgt, wenn ich mal locker bin. Ich bekomme sie immer auf meine Seite, wenn es mir schlecht geht, und ich ihr das sage. Somit zeige ich mich jetzt immer krank und bewirke damit, dass sie mich in Ruhe lässt. Sie ruft nicht mehr dauernd an oder quakt sich bei mir aus, wie schrecklich ihr Leben doch ist.

Früher habe ich mich nicht getraut, mich zu verabreden, wenn sie schlecht drauf war, weil ich immer dachte, ich sei Schuld an ihrem Zustand und müsste diesen ändern. Dann habe ich mich abgerackert, die Bude geschrubbt, auf locker gemacht, für sie eine Art Therapeutin abgegeben und sie aufgebaut. Dann änderte sich ihre LAUNE und ich konnte sagen, dass ich noch etwas vorhabe. War ich dann draußen und wusste um ihre Zufriedenheit, ging es mir super. Gingen wir im Streit auseinander, war ich nicht zu gebrauchen.

So viele Tage/Wochen/Monate ich mich in meinem Leben mit dem Unterdrücken meiner wahren Gefühle beschäftigt habe, das konnte ja nicht gesund enden.

Als ich mit 27 auszog und endlich frei sein konnte, wurde ich krank und bemerkte es, bis zu meinem Total-Absturz im Job, zu spät.

Zum Thema des schlechten Gewissens sagt mein Therapeut immer, dass sich dahinter "kindliche" Gefühle verbergen. So nach dem Motto: "Hilfe, ich habe etwas getan, wofür ich einen Hinternvoll bekommen könnte. Ich habe MAMI und PAPI verärgert und das darf ich doch nicht"

Dieses Gefühl habe ich ständig und halte mir dann ihre Schlechtigkeiten vor Augen, um es zu verdrängen. Manchmal klappt es, wenigstens für einen Moment, bevor es sich wieder einschleicht....

"Narzissten manipulieren IMMER."
Danke nochmal für diesen Hinweis. Ich werde zukünftig versuchen mir diesen Satz IMMER vor Augen zu halten, wenn sie es wieder versucht.

Meine Mutter hat immer manipuliert. Ich habe es nur nie bewusst bemerkt. Meine Mutter hat immer irgendetwas "gewurmt" und das hat in mir Schuldgefühle bewirkt, sie mit irgendetwas an meiner Art gekränkt zu haben.

Hatte sie Stress mit mir, hat sie mich vor meinem kleinen Bruder (12 Jahre jünger!!!) schlecht gemacht. War sie wütend auf ihn, hat sie bei mir ätzend über ihn gelästert, sodass er es mitbekommen hat. Jetzt wundert sie sich, dass er sie mit Verachtung bestraft. Würde ich ihr erklären, weshalb er sich ihr gegenüber so verhält, gäbe es KRIEG!!!

Meine Mutter lästert über Therapeuten und ist auch eifersüchtig auf meinen. Sie sagt immer zu mir, ich möge mich auch mal bei ihr melden und meine Sorgen mitteilen, denn sie sei schließlich meine Mutter. Wenn ich einmal eine andere Meinung, als sie sie hat, äußere, kommt ein Spruch wie: "Therapeuten haben auch nicht immer Recht!" Da reicht mir schon die Betonung in ihrer Stimme um innerlich einen Anfall zu bekommen.

Der Link zu diesem Forum, den Du mir geschickt hast, war das Beste! Ich habe zumindest eine Erklärung für ihr krankes Verhalten. Auch ich werde versuchen, dieses Wissen gegen sie einzusetzen. Ich stehe am Anfang und es wird schwer, aber ich versuche es...
rope
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von rope »

Hallo Jessi,

kann dich gut verstehen habe auch eine Vorgeschichte in Sachen Mutter, nicht so wie deine aber ähnlich. Ich habe jetzt seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr. Weil ich das alles nicht mehr länger wollte. Naja eingebracht hat es mir daß sich auch der Rest der Familie von mir Abgewand hat. Daher war auch ich super wütend. Jahre lang habe ich immer wieder trotzdem plötzlich geheult und sie vermisst. Auch ich habe meiner Mutter einen Brief geschrieben auch meiner Schwester, die viel später geboren ist und nicht mißhandelt wurde. Meine Mutter hält sich für Unschuldig und ist in Ihrer Welt die Leidtragende. Meine Schwester konnte nicht verstehen was ich geschrieben habe und hat mich auch noch angegriffen.

Heut nehme ich meiner Familie nichts mehr übel, auch meiner Mutter nicht. Mittlerweile sind sie mir einfach egal. Irgendwie wie Fremde, was sie auch sind. Ich habe sie nie gekannt und sie mich auch nicht. Ich empfinde keine Wut mehr, nicht mal mehr Enttäuschung. Aber das hat lange gedauert.

Bitte lass deine Wut nicht an deinem Freund aus. Ich habs auch so gemacht. Im Gegensatz zu dir hab ich aber damals noch garnicht gewußt wo diese Wut herkam.

wünsch dir viel Glück auf deinem Weg.

"To dream the impossible dream
To beat the unbeatable foe
to bear with unbearable sorrow
to run were the brave dare not go" (M. Simmel)
Jessi1980
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Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo rope,

woher meine Wut kommt, weiß ich auch erst seit Kurzem. Leider habe ich sie sehr oft an meinem Freund ausgelassen und dabei meine Mutter in mir erkannt. Dies zu ändern war für mich unmöglich, weil mich dieses Gefühl plötzlich überkam. Jetzt versuche ich diese Wut bewusst nicht zu stark an meinem Freund auszulassen. Ich sage ihm jetzt, dass ich wütend bin und dann nicht auf ihn, damit er es versteht.

Das Schlimme ist die Ähnlichkeit in meinen Reaktionen zu meiner Mutter. Ich merke dann innerlich, wie ich den gleichen "bösen" Blick aufsetze und ungehalten wie sie werde. Das hasse ich! Den Impuls Dinge zu zerstören habe ich auch manchmal. Ich schmeiße dann nur ein Kissen oder Klamotten wütend in die Ecke, damit der Druck verschwindet.

Im Moment begleiten mich die Gedanken mit dem Umgang mit meiner Mutter auch nachts. Ich kann momentan fast gar nicht ruhig durchschlafen.
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich bin derzeit so unruhig. Ich schwanke hin und her zwischen dem Gefühl meine Mutter heute anrufen zu müssen und weiß nicht, ob ich es will oder nicht? Andererseits sage ich mir, dass sie, wenn sie mit mir sprechen möchte, sich auch selbst melden kann. Rufe ich an, geht sie immer so blöd ans Telefon, das ärgert mich dann schon wieder. Dann überlege ich ihr einfach eine sms zu schreiben, dass ich krank sei aber das ist auch schon wieder zu feige. Ich habe noch so eine verdammt Angst vor ihren Reaktionen und versuche mir ihre manipulative Art vor Augen zu halten, mir zu sagen, dass alles was und wie sie es tut, bewusst von ihr gesteuert ist. Trotzdem habe ich Schuldgefühle. Früher war ich sozusagen eine Ablenkung für sie, damit sie sich nicht alleine fühlt, und jetzt lasse ich sie allein. Aber mit Recht, das weiß ich. Gerade im Hinblick darauf, dass ich sie noch bis vor 1 1/2 Jahren mehrmals in der Woche getroffen habe, mit ihr an den Wochenenden einkaufen war usw...Ich habe dieses bescheuerte Spiel ja mitgemacht. Ich dachte, ich muss es, um eine gute Tochter zu sein. Sie sagte immer zu mir, dass man für Eltern da zu sein hat, wenn sie alleine sind, so wie diese für ein Kind immer da waren. Das hat sich in mein Hirn eingebrannt...

Dann steht Ostern vor der Tür. Mir ist jetzt schon schlecht. Wenn ich mich erst in den nächsten Tagen melde und sie frage, ob sie am Ostermontag zu uns kommen möchte, könnte es sein, dass sie in ihrer komischen beleidigten Art ablehnt und auf blöd tut. Ich weiß, dass es nicht mein Problem ist aber es fühlt sich so an...

Ich gehe mir mit diesem ganzen Durcheinander schon selbst auf den Keks. Es ist alles zu bescheuert und seitdem ich überhaupt mit anderen Menschen darüber spreche und schreibe, kommt mir mein ganzes bisherigen Leben fremdgelebt und vergeudet vor. Ich schaffe es nur nicht, mich mal frei und glücklich zu fühlen. Diese Gefühle hatte ich nur als ich noch in den Fängen meiner Mutter war und zwischendurch kurz die Freiheit genießen konnte...

Einen schönen Sonntag...
Ranee123

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Ranee123 »

Beitrag gelöscht.
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Gabriele »

Hallo Jessy,

hör einmal (ohne Wertung) in Dich hinein. Möchtest Du mit ihr reden? Möchtest Du sie zu Ostern bei Euch zu Hause haben?

Jeder von den Beteiligten ist ein erwachsener Mensch, also für sich selbst verantwortlich. Du bist krank, Deine Mutter möchte unterhalten und umsorgt werden.
Besprich Dich mit Deinem Freund. Was möchte er? Ich denke er hat auch ein Mitspracherecht.
Und dann entscheide Dich, was Du in den nächsten Tagen tun wirst.
Kannst Du mir eine Familie nennen, in der Kinder die außer Haus leben, sich mehrmals in der Woche zu Hause melden?
Lebe Dein Leben mit Deinem Freund. Lebe Dein eigenes Leben. Nicht das Deiner Mutter.

>Ich sage ihm jetzt, dass ich wütend bin und dann nicht auf ihn, damit er es versteht.<

Sehr gut.

>Früher war ich sozusagen eine Ablenkung für sie, damit sie sich nicht alleine fühlt, und jetzt lasse ich sie allein.<

Du bist nicht für ihre Ablenkung zuständig. Und Du lässt sie auch nicht allein. Du ziehst Dich zur Zeit etwas zurück. Genau so lange, bis Du die Situation besser beherrschst, oder wenn es gar nicht anders geht, musst Du den Kontakt einstellen. Jetzt machst Du dieses bescheuerte Spiel eben nicht mehr mit.

>Sie sagte immer zu mir, dass man für Eltern da zu sein hat, wenn sie alleine sind, so wie diese für ein Kind immer da waren.<

War sie wirklich immer für Dich da? Glaub ich nicht. Du wirst eher schon als Kind mit für sie gesorgt haben.

>kommt mir mein ganzes bisherigen Leben fremdgelebt und vergeudet vor.<

Nicht fremd gelebt, sondern fremd bestimmt.

Was könntest Du jetzt gegen Deine Unruhe tun? Was machst Du gern? Was tut Dir gut?
Für Entspannungsübungen wirst Du wahrscheinlich zu unruhig sei. Aber Skills gehen. Die entspannen und lenken ab.

Zum Beispiel:

Musik hören,
vor sich hin träumen,
Malen,
Verpackungsfolien mit Luftbläschen zerdrücken,
in Kinderwelt flüchten (Zeichentrick / Kinderfilm schauen, Comicfiguren malen, Hörspiele etc),
Handschmeichler, d.h. ganz glatte Steine in der Tasche haben und sie in die Hand nehmen,
Duftkerzen,
aus dem Fenster schauen,
Kerzen beobachten, und die Schatten die sie werfen,
auf Atem konzentrieren,
etwas Warmes trinken (Tee, heiße Zitrone, Kakao etc),
in die Sonne legen, falls zu kalt in Decke kuscheln,
Uhr beim ticken beobachten,
in Erinnerungen schwelgen,
Urlaub machen, oder sich vorstellen wo man überall noch hin will und wie es dort ist,
Klangkugeln,

Und noch ganz vieles mehr. Schau selbst mal in die Skill- Liste.
Mir hat die Atemübung immer gut getan. (Bis zehn zählen und dabei in den Bauch atmen. Mit den Gedanken nur beim Atmen sein, nicht bei der Mutter. )

Ablenkung ist immer besser als sich zu zerfleischen, ob Du sie nun anrufst oder nicht.
Der Schwächeanfall sollte ein Warnschuss sein. Nimm ihn ernst.

>Warum sie es nicht erträgt, wenn ich mal locker bin.<

Weil Du etwas für Dich tust, Du lässt es Dir gut gehen. Du kümmerst Dich mal nicht um sie. Das kann sie nicht ertragen. Es muss sich doch immer alles nur um sie drehen.
Sag mal, fängt bei ihr auch jeder Satz an mit „Ich habe doch gesagt, ich will, mein Auto, meine Frau (man beachte die Reihenfolge!)“?

Weißt Du dass Menschen mit einer Narz. Persönlichkeitsstörung oft Angst haben? Angst macht aggressiv.

>Als ich mit 27 auszog und endlich frei sein konnte, wurde ich krank und bemerkte es, bis zu meinem Total-Absturz im Job, zu spät.<

Ging mir genau so. In dem Moment wo wir auf eigenen Füßen stehen könnten, frei und selbständig sein könnten, holt uns die Vergangenheit ein. Der Körper meldet, dass er jetzt endlich Ruhe haben möchte, sich von den jahrelangen Anstrengungen erholen muss.

Du schreibst, dass Dir manches nur für wenige Momente gelingt loszulassen. Das wird mit der Übung besser. Du darfst nicht vergessen, wie viele Jahre Du gegen Deinen Willen gehandelt hast.

>Meine Mutter hat immer irgendetwas "gewurmt"<

Sie stehen immer unter Hochdruck. Man hat oft den Eindruck es gibt gleich eine ordentliche Detonation und der alte Meckersack ist verschwunden. Hach, reines Wunschdenken.

Eine andere Meinung als sie zu haben ist nicht erwünscht, sie hat ja immer Recht.

Wenn es Dir nicht gelingt Dich von ihr zu lösen, wird sie Dich bis aufs Blut aussaugen. Sie handeln immer nur zu ihrem eigenen Wohl und merken gar nicht wie sie dabei den Anderen kaputt machen. Ihnen fehlt Empathie.

Ach Jessy, ich könnte was Du schreibst auseinander pflücken. Ich fürchte Du würdest es nicht verkraften. Aber Du begreifst schnell, hast einen guten Therapeuten an Deiner Seite. Wenn Du Dich jetzt nicht wieder weich klopfen lässt, dann schaffst Du das auch. Nur Mut, Du hast Dich doch längst schon auf den Weg gemacht.

Liebe Grüße, Gitte
Jessi1980
Beiträge: 450
Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Gitte,

ich ertrage sie nicht mehr aber sie fehlt mir zugleich. Ich möchte sie an einem Ostertag bei mir haben aber auch doch nicht. Ich glaube, ich muss das spontan entscheiden.

Du hast Recht, ich bin krank und sie offiziell zumindest nicht. Mein Freund hat kein Problem mit meiner Mutter, ist aber nach meinen Erzählungen ziemlich geplättet und verärgert über sie. Bin seit acht Jahren mit ihm zusammen und habe ihm erst jetzt konkret von meiner Vergangenheit berichtet. Mir war das alles immer zu peinlich.

Ich kenne tatsächlich einige Leute, die einen sehr engen Kontakt mehrmals die Woche zur Mutter halten, diese ist dann aber auch oftmals alleinstehend. Mein Freund ist leider mit 39 auch ein Mann von dieser Sorte, der jeden Tag seine Eltern anruft. Das weiß meine Mutter auch und beruft sich darauf.

"Lebe Dein Leben mit Deinem Freund. Lebe Dein eigenes Leben. Nicht das Deiner Mutter."

Mit diesem Satz hast Du absolut Recht. Da ich dieses Spiel zu lange mitgemacht habe, werde ich sicherlich noch sehr lange dafür brauchen es zu beenden und mit der ganzen Thematik selbstbestimmter umzugehen.

Ich bin nicht für ihre Ablenkung zuständig. Meiner Mutter habe ich mal von meinem "schlechten Gewissen" ihr gegenüber erzählt, wenn ich sie z.B. an einem schönen Sommertag allein gelassen habe. Dann hat sie mir mit wütendem und arrogantem Unterton gesagt, dass ich ja nicht für sie verantwortlich sei...Es sei mein Problem, wenn ich das denken würde.

Ich habe schon als Kind für meine Mutter gesorgt. Sie hatte Partnerschafts- und Eheprobleme, war schlecht drauf, hat sich gestritten, geschrien, ihre Partner vor mir beleidigt und schlecht gemacht, obwohl ich beide sehr mochte. Ich war für sie und meinen kleinen Bruder immer da, habe ihn gebadet, den Haushalt gemacht, meine Uroma mit 17 gepflegt. Ich war in der Pubertät nicht pubertär, habe alles unterdrückt und an meiner Lehrerin in der Schule ausgelassen (zu ihr habe ich noch heute Kontakt), war sehr anständig, gut in der Schule, habe keine Probleme gemacht. Dafür wurde ich in der Familie bewundert. Das gefiel mir. Ich habe nicht gelernt auf meine Gefühle zu achten, sie ernst zu nehmen. Vieles hat mich damals gequält und mich innerlich zerrissen. Die Wut auf meine Mutter, die ich nicht zeigen durfte, hängt mir wohl heute noch nach.
Früher so ab 18 habe ich mich abgelenkt, indem ich mich regelmäßig auf Feiern betrunken habe, um lockerer zu werden. Mir fehlte schon damals Leichtigkeit. Die kam erst im Job als ich anerkannt wurde und sehr erfolgreich war. Zumindest solange dies der Fall war.

Gegen meine Unruhe habe ich etwas getan. Wir waren draußen spazieren, Kaffee trinken, am Flughafen Flugzeuge angucken und haben einen Nagerkäfig "wütend" zusammen gebaut. Trotzdem "schlich" sie sich immer in mich hinein mit den Schuldgefühlen, dem schlechten Gewissen, der Angst und Wut.

Deine Skills gefallen mir! Habe ich mir auch ausgedruckt.

Meine Mutter hat ständig Angst! Sie hatte immer Angst um mich und meinen Bruder. Er durfte gar nichts! Und das ist heute noch viel schlimmer geworden. Und genau deshalb bin ich gefühlsmäßig so durcheinander und frage mich oft, ob sie wirklich so schlecht ist, wie sie meistens zu mir war...Wenn jemand so eine Angst hat, dann muss er mich doch lieben?!

Mein Therapeut hat aber einmal zu mir gesagt: "Du kannst Dein Kind einmal in einem Wutanfall verprügeln, das ist abgrundtief schlecht und traumatisierend. Bei Ihnen ist es tausendmal passiert und dann wollen Sie mir erzählen, dass sie eine gute Mutter ist, nur weil sie danach wieder nett war?! Einem "normalen" Menschen wäre das nach einem Mal nie wieder so passiert, er würde sich zusammenreißen und sich selbst hinterfragen und sich Hilfe holen".

Das Schlimme ist, meine Mutter steht schnell unter Hochdruck aber ich auch. Ich bin nur sehr selbstkritisch und würde diese Wut erst recht nicht an einem Kind auslassen. Ich habe meinem Bruder als er klein war, einmal eine geknallt, weil er meine Kette zerrissen hat, aus Trotz. Ich war damals geschockt über mein Verhalten und habe ihn nie wieder angerührt, ihn in den Arm genommen und getröstet. Damals war er drei und ich 15 Jahre alt.


"Wenn es Dir nicht gelingt Dich von ihr zu lösen, wird sie Dich bis aufs Blut aussaugen. Ihnen fehlt Empathie."

Davor habe ich große Angst! Denn ich war schon bis aufs Blut ausgesogen, als ich vor zwei Jahren die Diagnose Burnout erhielt. Damals hat sie nur gefordert von mir. Sie hat auf meiner Arbeit manchmal bis zu dreimal täglich angerufen, weil irgendetwas war. Ich habe mich, wie es immer war, um alles gekümmert und war eher für sie eine Mutter. Im Job lief es ähnlich. Es wurde gefordert, ich war stark und habe gemacht und getan, damit andere zufrieden mit mir waren...bis es nicht mehr ging.

Gitte, Du darfst ALLES auseinander pflücken, was ich hier schreibe. Es bringt mir viel Klarheit! Mache es ruhig, und sollte ich es nicht verkraften, dann bleibe ich morgen zuhause ...und, Du bist nicht verantwortlich dafür, wenn ich damit Probleme habe...
wütend

Re: unbändige WUT auf meine Mutter

Beitrag von wütend »

>> Ich bin nicht für ihre Ablenkung zuständig. Meiner Mutter habe ich mal von meinem "schlechten Gewissen" ihr gegenüber erzählt, wenn ich sie z.B. an einem schönen Sommertag allein gelassen habe. Dann hat sie mir mit wütendem und arrogantem Unterton gesagt, dass ich ja nicht für sie verantwortlich sei...Es sei mein Problem, wenn ich das denken würde.<<

Da hat deine Mutter einen waren Satz gesagt.
Du bist abhängig von deiner Mutter und Du bist die einzige, die ihre Situation verbessern kann.
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