Lasse mich von Mutter+Job blockieren/ Wohin mit aufgestauter Wut?

Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Liebe Antiope,

ich weiß manchmal auch nicht, ob ich dort überhaupt noch tätig sein will oder ein endgültiger Schlussstrich nicht das Beste ist. Ich möchte es aber nicht unversucht lassen, einen internen Arbeitsplatz zu bekommen. Immerhin habe ich diesen AG damals aus Überzeugung ausgewählt, und das habe ich auch meinen Vorgesetzten gesagt.

Hinsichtlich meiner Mutter versuche ich mal NUR auf mein Gefühl zu hören und meinen Verstand dabei zur Seite zu schieben...was mir sehr sehr schwer fällt...

Ich habe mit ihr telefoniert, ihr von meinen Schwierigkeiten berichtet, einfach nur aus dem Grund ihr aufzuzeigen, dass ich auch MEINE Probleme habe und mich nicht noch um andere (in dem Fall meine Mutter) kümmern kann. Ich habe mich mal richtig ausgelassen über den Umgang meines AG und sie selbst nicht verschont. Sie soll ruhig mal wissen, welchen Stress ich habe. Ihr tat das alles leid und sie bat um regelmäßige Anrufe...nerv. Ich habe dies nochmals verneint und ihr gesagt, dass ich mich melde, wenn ich es möchte und wenn es mir gut geht.
Im Zweifel würde ich ihr mal eine sms schreiben mit "mir geht´s nicht gut".

Eine konkrete Regelung für unsere Treffen gibt es nicht. Bin allerdings am nächsten Wochenende bei meiner Tante eingeladen, die ähnlich wie meine Mutter "tickt". Dort sehe ich meine Mutter dann sozusagen im "Doppeltickerpack".

Ich werde versuchen, das Treffen als eine Art Experiment zu sehen: Wie geht es mir? Welche Gefühle habe ich? Werde ich wütend? Wenn ja, warum? usw... Habe oft ein Problem mit der bevormundenden Art meiner Tante (wie meine EX-Homöopathin), und damit WIE sie mir Tipps und Ratschläge gibt. Da bekomme ich teilweise eine Wut, die ich zumindest innerlich nicht kontrollieren kann. Dies zeigt sich dann u.a. auch in Form von Schweißausbrüchen.

Meine Tante meint auch sich in alles reinstecken zu müssen, Grenzüberschreitung pur... und zieht ständig Vergleiche mit anderen: "Die haben ja einen Grund Depressionen zu bekommen, aber Du hattest doch eine schöne Kindheit". Was soll ich da vor meiner Mutter sagen???

Sie weiß natürlich nicht, dass meine Kindheit aus einer jähzornigen, launischen Mutter bestand, insgesamt drei Vätern, die plötzlich wieder weg waren und einem quälenden Verantwortungsgefühl für meine Uroma, die ich damals im Alter von 17 bis 20 mit gepflegt habe. Sie war schwer an Parkinson erkrankt.

Immerhin war dies die Mutter meiner Tante. Die haben mich damals nur benutzt, da sie niemanden hatten, der sich sonst um meine Uroma gekümmert hätte. Da war dies der leichteste Weg, da wir im gleichen Haus wohnten. Nur war das Problem, das meine Uroma den Anspruch auf mich für sich sah, und ich mich nicht zu wehren wusste...eine weitere dunkle Geschichte aus meinem Leben.

Sie sagte auch früher schon immer, es gäbe Schlimmeres, und somit habe ich mich mit diesem Glauben mein Leben lang arrangiert und alles verleugnet, verdrängt und mich selbst untergraben. Und da schließt sich der Kreis: Meine Homöopathin macht genau dasselbe mit mir wie es meine Tante immer getan hat. Und genau deshalb ertrage ich diese Frau nicht!!!
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo!

Muss mich mal kurz ausheulen...

Hatte eben einen sehr schönen Junggesellinnenabschied von meiner hochschwangeren Schulfreundin. Wir waren essen. Mir ging es eigentlich gut. Während wir alle so beisammen saßen, bemerkte ich plötzlich eine aufkommende Angst, eine Traurigkeit, Niedergedrücktheit und Minderwertigkeitsgefühle, die mich für diesen Abend nicht losgelassen haben. Es fühlt sich an als hätte ich eine Faust in meinem Magen und irgendetwas, dass mich in den Abgrund zieht...auf dem Nachhauseweg musste ich anfangen zu weinen.

Dann kommen mir wieder die Gedanken wg. meines Jobs hoch, Zweifel, ob ich alles richtig gemacht habe, Angst, ob ich Neues schaffen würde. Ich fühle mich, als würde ich neben mir stehen, so als ob mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Ich empfand heute keine Freude, war nicht locker, habe keinen Funken Leichtigkeit...das kotzt mich sowas von an!!!

Ich zweifel an allem, an meiner Beziehung, meinem Job, an mir selbst am allermeisten, ärgere mich über Dinge, die ich falsch gemacht habe (zu viele), traue mir nichts anderes als meinen Job zu, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich etwas drauf habe.

Ich habe so eine verdammte Angst vor der Zukunft!

Warum lassen mich diese Gefühle nicht endlich mal los? Insgesamt geht´s mir doch besser...

Morgen sind mein Freund und ich bei Bekannten eingeladen. Ich habe mir in der letzten Woche gedacht, ich sage einfach mal allen Treffen zu, damit ich mich ablenke. Wenn ich jetzt an morgen denke, bekomme ich Angst und ein unerträgliches Lustlosigkeitsgefühl. Ich fühle mich am besten zuhause. Aber so war ich nie!!! Es kann doch nicht sein, dass man sich selbst nicht mehr wiedererkennt?! Ich bin nicht mal annähernd so wie vor zwei Jahren...fühle mich wie ein anderer Mensch.
Amy1680
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job

Beitrag von Amy1680 »

***
Zuletzt geändert von Amy1680 am 30. Mär 2016, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.
Antiope
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Antiope »

Hallo Jessy,

jetzt muss ich mal für mich sortieren... Deine Prioritäten bzgl. Job sind:
- interner Arbeitsplatz
- Neubeginn

Das Gute daran ist: wenn das mit dem internen Platz nicht klappt, dann hast Du bereits ein Alternativplan in der Tasche. Ich denke, da kannst Du etwas entspannter kämpfen, weil es nicht auf "Leben und Tod" geht.
Mach es Dir bewußt, dass Du in dem Fall, wenn es doch zur Trennung käme, zuerst eine Reha machst, eine Zeitlang Dich sortierst und erholst, um dann das Alte hinter Dir zu lassen und Dich auf Deinen neuen Abschnitt zu konzentrieren. Würde Dir das helfen?

Wegen dem anderen:
Mit dem Verstand kannst Du als Beobachter agieren, Dich von dem, was geschieht, ein klitzekleines Bisschen distanzieren. Er vertritt die erwachsene Jessy.

Bei einem habe ich etwas Bauchgrimmen bekommen: eigentlich wolltest Du den Kontakt zu Deiner Mutter ausdünnen, bist aber jetzt in eine neue Runde gegangen und ihr Dein Leid aufgezeigt. Ja, ich verstehe es, ... aber (entschuldige das Aber) jetzt gibt es wieder eine neue Runde in dem Spiel "Du Täter, ich Opfer - oder wer ist der allerärmste Hund der Welt?!"

Eine Frage: was erwartest Du als beste Handlung von Deiner Mutter? Was wäre das beste Ergebnis für Dich?
Ist es wirklich realistisch?

Wo kannst Du das, was Du Dir erhoffst, in Wirklichkeit erhalten?

Deine Frage:

"Die haben ja einen Grund Depressionen zu bekommen, aber Du hattest doch eine schöne Kindheit". Was soll ich da vor meiner Mutter sagen???

würde ich so beantworten: Nichts, einfach nichts. Oder (je nach Stimmung): "Das ist völliger Quatsch./ Geht Dich nichts an./Ja, Du hast vollkommen recht, Tante. Schon Goethe sagte: Die Axt im Haus geht solange zum Wasser, bis es bricht."
(Die Verwirrung der Sprichwörter absichtlich, um Irritation auszulösen und die Diskussion in eine ganz andere Richtung zu drehen.)
----

Neues Thema: Was war es, was Dir den Boden unter den Füßen weggezogen hat bei Deinem schönen Treffen mit Deiner Schulfreundin? Was ist es, worum Du trauerst?
Weißt Du, es könnte ein ganz lebendiger, ganz wichtiger Hinweis Deines inneren Kindes sein, was ihm fehlt - ein Hinweis darauf, was heilen könnte.
Was denkst Du darüber?

Und nun eine harte Wahrzeit:
Zweifel an Dir selbst, an allem, was um Dich rum ist, an Deinem Leben, Deinem Job, die endlosen Selbstvorwürfe, die "Bürde", die Du gerade trägst und spürst, Lust- und Freudlosigkeit, Angst vor dem Morgen, dem Abend, dem nächsten Tag - all das sind die Auswirkungen, Kennzeichen der tiefen Depression. Sie nimmt Dir alles.

Bitte gehe vorsichtig mit Dir um, akzeptiere es als Teil der Krankheit, nimm es an als Symptom Deines erkrankten "Herzens", und mach Dir deswegen keine Vorwürfe ("Das geht doch nicht, ich soll/ ich muss, ...), zeige da etwas Fürsorglichkeit und Verständnis für Dein so sehr verletztes inneres Kind.
Nein, es geht nicht darum, fatalistisch zu sein, sondern es als Zeichen der Verletzung zu sehen und nicht Dich selbst in Verantwortung nehmen.

Gehe achtsam mit Dir um!

Die Einladung kannst Du unter diesem Gesichtspunkt versuchen. Stelle jetzt *keine* Anforderungen an Dich - außer einer: achtsam sein, nicht die Super-Jessy Voll-Gut-Drauf sein.

Ich umarme Dich und gebe Dir die Kraft, die Du heute brauchst ...
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen Antiope!

"Ich denke, da kannst Du etwas entspannter kämpfen, weil es nicht auf "Leben und Tod" geht."

Mit der Einschätzung hast Du vollkommen Recht! Leider fühlt es sich für mich aber so an, als ginge es um Leben und Tod. Es fühlt sich für mich an wie eine fürchterliche Trennung! Ich weiß, ich sollte es eher sachlich sehen, anstatt emotional. Ich finde mich ja selbst total übertrieben in meinem Empfinden, nur bekomme ich diese Gefühle nicht "umgelenkt". Ich sage mir ja selber, dass ich erwachsen bin, das Ganze sachlich sehen muss, es geht ja NUR um den Job, nur spielen meine Gefühle verrückt.

Und auch damit hast Du Recht. Sollte ich in meinem Job die Segel streichen, wird eine Reha unumgänglich sein um Kraft für Neues zu tanken!

"Du Täter, ich Opfer - oder wer ist der allerärmste Hund der Welt?!"

Genau das ist mein Problem, weshalb ich mal schrieb, dass ich den Eindruck hätte mich wieder selbst zu verarschen. Ich schaffe derzeit nicht zwei Trennungen gleichzeitig. Das ist zuviel. Job und Mutter...

Ich habe keine Erwartung an sie. Ich wollte ihr lediglich mitteilen, dass ich genug mit mir zutun hätte und mich nicht noch um ihre Sorgen kümmern kann, so wie es immer war.

Ich werde mich bei meiner Tante auf keine Diskussion einlassen, ansonsten gehe ich.

Ich glaube bei dem Treffen mit meiner Schulfreundin darum zu trauern, dass ich mich bei solchen Treffen, auf die ich mich gefreut habe, nicht leicht und frei fühlen kann. Wir hatten früher so viel Spaß, und jetzt kann ich nicht mal mehr locker lachen...

Welcher Hinweis das von meinem inneren Kind sein soll, kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich freier und lockerer fühlen möchte, wieder lachen und Spaß haben will, es aber nicht klappt...

Ich versuche vorsichtig mit mir umzugehen, habe aber Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass ich krank bin, weil ich auch Momente habe, in denen alles ok ist. Ich weiß, dass ich es akzeptieren muss, weil es nun mal so ist wie es ist.

Und ich möchte nicht die "Super-gut-drauf-Jessy" sein, nicht generell. Es ist doch aber nicht zuviel verlangt, ein Treffen auf das ich mich freue ohne Ängste zu überstehen?!

Danke für Deine Umarmung
Ich wünsche auch Dir weiterhin viel Kraft und einen weiteren guten Kuraufenthalt!
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Amy,

dieses Hin und Her, sich danach auszurichten, wie und ob ein anderer einen versteht oder nicht, kenne ich nur zu gut. Ich mag nun auch nicht jedem von mir erzählen und reiße mich dann eben auf Treffen zusammen...was für ein Kraftakt!

Wenn es nicht klappt, ist es natürlich sinnvoll, dass man wieder nachhause geht. Nur mache ich mir dann immer noch blöde Gedanken darüber, was die anderen denken...

Vielleicht sind ja die meisten "reinen" HomöopathINNEN so dämlich von der Einstellung?! Ich denke mal, dass diejenigen sowieso grundsätzlich gegen die Schulmedizin sind und ebenso gegen die Einnahme von AD´s.
Ich habe auch keine Lust mehr gegen diese festgefahrene Meinung anzugehen. Gut, ich akzeptiere, dass sie diese Meinung hat. Das Recht steht ihr ja nun mal zu, aber mir diese Meinung aufzuzwingen, das geht wirklich zu weit! Wenn ich das meinem Thera erzähle muss der immer lachen und sagt, die hätte einen Vogel...grins...

Ich verstehe Dich sehr gut, dass Du mit Deiner Tante und Ihrer Meinung, Du könntest aufgrund Deiner Behinderung keine Kinder haben, nichts zutun haben willst!!! Zumal dies ja nicht grundsätzlich stimmt...die Gute ist ganz schon von Vorurteilen belegt...
passt ausgezeichnet zu meiner. Die kennen sich bestimmt
Clown
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Clown »

>Vielleicht sind ja die meisten "reinen" HomöopathINNEN so dämlich von der Einstellung?! Ich denke mal, dass diejenigen sowieso grundsätzlich gegen die Schulmedizin sind und ebenso gegen die Einnahme von AD´s.
Jetzt halte mal die Luft an, Jessy! Nach meiner Erfahrung stimmt deine Vermutung nicht.

Einen Artikel habe ich in diesem Portal gefunden ...
http://www.welt-der-homoeopathie.de/
... (unter dem Menüpunkt 'Informationen - Neu:Dossiers'), in dem davon berichtet wird, dass beides eingesetzt wird, konventionelle Mittel UND Homöopathie.

Zitat:
>Welche Einsatzmöglichkeiten und Grenzen gibt es für die Homöopathie als Begleittherapie in der Intensiv- und Notfallmedizin?
>Die Intensivmedizin bietet aus meiner Sicht die ideale Kombination aus konventioneller Medizin und Homöopathie, da die Patienten perfekt und permanent überwacht werden. Wenn also die konventionelle Diagnostik und Therapie laufen, dann gibt es keine Situation, in der die Homöopathie nicht eingesetzt werden könnte.
>In welchen Fällen ist Homöopathie in der Intensivmedizin besonders hilfreich?
>Gerne setze ich die Homöopathie bei schweren fieberhaften Zuständen (Sepsis), bei Versagen der Atmung, bei Lebererkrankungen und nach Sauerstoffmangelzuständen zusätzlich zur konventionellen Behandlung ein.»

Oder, auf demselben Portal unter 'Presse - Interviews' ein Artikel mit der Überschrift

>Die optimale Kombination von Schulmedizin und Homöopathie ist zur Behandlung von Krebs wichtig." November 2004
Ich habe auch schon etwas gelesen über gleichzeitige Einnahme von AD und hom. Mitteln, finde den Artikel aber nicht mehr.

Also bitte Vorsicht mit Verallgemeinerungen, Jessy.

Tschüss,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Clown,

dann werde ich mich mal korrigieren und nicht so verallgemeinern...

Ich habe nach meiner ersten Erfahrung mit meiner Homöopathin den Eindruck gewonnen, dass sie eine dämliche Einstellung hat. Sie selbst hält nach eigener Aussage nichts von Schulmedizin und möchte, dass ich davon komplett die Finger lasse. Ihrer Meinung nach machen AD´s grundsätzlich süchtig.

Ich habe sie auf eine Kombi von Homöopathie und meinem AD angesprochen, was sie prompt abgelehnt hat mit den Worten: "das Sie dann wieder in die Sucht abrutschen, sollte Ihnen klar sein."

Sicherlich sind nicht alle Homöopathen so eingestellt.
Antiope
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Antiope »

Hallo Jessy,

oh ja, ich verstehe, was Du schreibst:
- dieses Gefühl, um Leben und Tod bei Deinem Job zu kämpfen
- die Traurigkeit darüber, dass ein "normales Leben" einem versagt ist
- das Gefühl, unter Strom zu stehen, dass etwas gehen muss, weil es immer gegangen ist, etwas noch erreichen müssen zu wollen

Es tut mir leid, manchmal vergesse ich einfach, wie schwierig jeder Schritt ist. Ich möchte keinesfalls irgendwelche Ansprüche an Dich stellen.

Beim Job: nein, es ist verständlich, dass es "um Leben oder Tod" geht. Du siehst und fühlst im Moment keine Alternative, keinen Ausweg.
Es ist schwer mit dem Herzen zu begreifen, dass diese Verzweiflung, diese Zuspitzung auch von der Depression kommt. Vielleicht kannst Du es sehen, dass es nicht ganz so Schwarz-Weiß ist, aber diese Erleichterung auch zu fühlen, ...
Du stehst mit dem Rücken zur Wand, auch, weil der Personaler Dich dahin gedrängt hat, daher ist es nachvollziehbar, dass Du heftig reagierst.

Bei Deiner Mutter - wenn es so ist, wie Du schreibst, kannst Du ihr es vielleicht auch genauso sagen: "Ich habe genug mit mir selbst zu tun. Ich brauche alle Kraft für mich selbst."
Aber: ich hatte den Eindruck, als würdet ihr eine Art Spiel spielen, als würdest Du ihr etwas beweisen, heimzahlen wollen. In unserer Familie spielt man immer wieder dieses dämliche Spiel, da habe ich etwas hineininterpretiert ... ?

Ich kann sehr gut verstehen, wie es einen schmerzt, wenn Treffen mit Menschen, die einem wichtig sind, keine Linderung bringen, einen an andere, bessere Zeiten erinnern, einem die "Unfähigkeit" zur normalen Kommunikation sehr klar vor Augen führen. Ich weiß darauf nichts, für mich selbst war es sehr verletzend/zerstörerisch, mich von allen anderen so sehr getrennt zu fühlen, wie durch eine Glasmauer, als "Außerirdischer". Das Gefühl, in sich selbst so sehr verknotet zu sein, Lachen und Scherze nicht mehr verstehen zu können, unendlich einsam inmitten der Menschen.

Vielleicht ist Dein Anspruch, "ganz normal" einen Abend ohne Trauer, ohne Ängste zu überstehen, für Dich gerade etwas zu hoch? Gerne würde ich sagen, "mach das Beste draus", aber das ist völlig falsch. Das Einzige, was ich selbst in dieser Situation erwarten konnte, war, unter Menschen zu sein, die Gedankenkreise für diesen Moment unterbrechen zu können, diese eine Stunde auch überleben zu können. Mehr nicht.
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Liebe Antiope,


ich empfinde es nicht so, als würdest Du irgendwelche Ansprüche an mich stellen

Ich stehe mit dem Rücken an der Wand, weil ich menschlich einfach nicht nachvollziehen kann, dass so mit mir umgegangen wird. Es tut weh, denn ich habe aus Überzeugung gerade bei diesem AG vor elf Jahren angefangen.
Bis 2008 lief der Job bombig, ich war lustig, motiviert, habe Anerkennung von Kunden und Kollegen bekommen, hatte einfach Spaß an der Arbeit. Gut, ich habe meinen Job geliebt, somit zuviel Emotionen in den Job gelegt, die eigentlich gar nicht dorthin gehören. Klar macht das dann krank, wenn es nicht mehr so läuft. Aber dieser derzeitige Umgang ist wirklich schmerzlich, diskriminierend und demütigend...

Ich habe immer gut gearbeitet, und jetzt bin ich vollkommen abgeschrieben.

Mit meiner Mutter spiele ich nicht mehr! Ich habe ihr klar gesagt, dass ich mich melde, wenn und wann ich es will. Ich bin (leider) nicht der Typ, der anderen Menschen eins auswischt. Daran liegt mir nichts. Ich konnte es noch nie nachvollziehen, was einige Kollegen und Menschen überhaupt für einen zerfleischenden Zickenkrieg führen, anstatt sich um sich selbst zu kümmern...habe mich aus solchen Dingen grundsätzlich rausgehalten. Habe aber auch kein Problem damit, Klartext zu reden, wenn mir jemand komisch kommt. Nur bei meiner Mutter....

Du hast sehr passend beschrieben, wie sehr es schmerzt, "wenn Treffen mit Menschen, die einem wichtig sind, keine Linderung bringen, einen an andere, bessere Zeiten erinnern, einem die "Unfähigkeit" zur normalen Kommunikation sehr klar vor Augen führen." Es ist unerträglich!!!

Und sicher ist auch mein Anspruch wieder "normal" zu sein derzeit zu hoch. Nur denke ich, dass nach zwei Jahren langsam mal die Normalität einkehren könnte, aber sie tut es einfach nicht...

Ich fühle mich in solchen Situationen tatsächlich wie eine Art "Außerirdischer". So fern von den anderen, wie neben mir stehend, mich so alleine in einer Menge fühlend. Ich bekomme mein verknotetes Hirn nicht frei, obwohl ich es so gern möchte. Ich habe nie so viel gegrübelt wie in den letzten zwei Jahren, so viel an allem gezweifelt und ich war noch nie so tief enttäuscht vom Leben!
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen,

ich habe gestern doch tatsächlich von meinem AG ein internes Angebot bekommen...

Der Persomensch rief zweimal in meiner Filiale an, während ich gerade Kunden bediente. Als ich das auf dem Telefondisplay sah, bin ich gefühlt fast gestorben und habe eine Panikattacke bekommen. Ich schrieb ihm eine Mail zurück, er möge sich bei Fragen an meinen Anwalt wenden.

Seine Antwort sah so aus, dass er eine interne Stelle für mich in Aussicht hätte, und ich ihm doch Bescheid geben solle, falls Interesse bestehen sollte...es geht also doch...nur traurig, dass man für so etwas einen Anwalt braucht. Naja, ich habe dann gestern drei Stunden lang unter innerer Höchstanspannung (hoffentlich ist die Stelle die Richtige, hoffentlich schaffst Du das usw) die interen Bewerbung geschrieben und werde sie heute abschicken.

Komischerweise vertraue ich diesem ganzen Vorgehen nicht, aber wie sagt man so schön: "Versuch macht klug"...
Jessi1980
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo,

ich hatte in den letzten Tagen wieder mehrere schlechte Phasen, bin mit allem, vor allem mit mir selbst momentan etwas überfordert.

Hatte am Samstag eine ganz schreckliche Tiefphase und auf Grund dessen meinem Therapeuten einen Brief per email geschrieben. Den habe ich in dem Thread "Psychotherapie" gepostet.

Nun hat er mir heute mitgeteilt, dass der Grund für diese negativen Gedanken und meine ganze innere "Unfreiheit" immer noch durch meine Mutter bedingt sind. Er hat mir dringend angeraten, den Hass und die aufgestaute Wut gegen "SIE" zu richten, denn sonst würde sich diese immer stärker gegen mich selbst wenden, was momentan der Fall ist.

Mir fehlt nur ein Ventil, um dieser Wut freien Lauf zu lassen. Ich mache Sport, habe mir aber am vorletzten Freitag, als ich meiner Wut den Raum geben wollte, das Kreuzband im Knie gerissen. Ich dachte nur," toll, das passt zu mir!" Jetzt sitze ich wütend auf dem Sofa. Mein Therapeut gab mir den Tipp mir eine Wudoo-Puppe zu kaufen und mir vorzustellen, dass dies meine Mutter sei. Zweimal täglich solle ich als Ritual auf sie einstechen...

Hat jemand Erfahrungen mit dem Thema Wut und Tipps zum Abbau dieser? Insbesondere interessiert mich der reale Umgang mit den Eltern/ der Mutter/ des Vaters in so einer Situation.

Mein Thera gab mir den Trost, dass es viele Patienten gäbe, die "...den Tiger immer noch versuchen zu bändigen und immer wieder in den Hintern gebissen werden..." Ich sei also -Gott sei Dank- nicht allein mit den ständigen Versuchen, das Verhältnis ohne Kontakt-Abbruch irgendwie zu halten...aber einen festen Standpunkt beziehen, das müsse ich bald!
ghm
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Re: Fortsetzung: Lasse mich von meiner Mutter und meinem Job blockieren...

Beitrag von ghm »

Hallo Jessy,

mein Tipp, Züge anschreien (wenn Du Dich schämst auch Nachts).

Ist ernst gemeint, Du wirst Deine Wut los (manchmal auch die Stimme ), aber dem Zug ist es egal.

Auch schaut kein Mensch blöd, wenn Du schreist, der Zug schluckt alle lauten Geräusche.

Du kannst ohne Worte schreien oder den Zug so richtig fett beleidigen und ihm alles entgegenschleudern, was Deiner Mutter gehören würde.

Wahlweise auch den Wasserfall hinter dem Haus der Kunst (München) anschreien.
Ich fürchte jedoch, der Weg wird zu weit.

Mit meinem Projekt, eines Boxsackes im Keller komme ich auch nicht weiter.
Kostet halt Alles auch Geld, nur der Zug fährt gratis vorbei
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Jessi1980
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Re: Lasse mich von Mutter+Job blockieren/ Wohin mit aufgestauter Wut?

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Gregor,

Dein Tipp ist der Kracher!!!

Ich brauche aber trotzdem eine Möglichkeit die (noch) unterdrückte und aufgestaute Wut und den Hass innerhalb meiner vier Wände loszuwerden, also eine Art Ritual.
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