Immer Depressionen im Frühling

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Anita
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Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Liebe Leute,
ich weiss nicht, ob es anderen genauso geht wie mir, aber immer wenn das Wetter draußen schöner wird, die Sonne scheint und die "Normalos" bessere Laune bekommen, geht bei mir die Stimmung in den Keller. Ich ziehe morgens die Vorhänge zur Seite, sehe die Sonne -und möchte mich am liebsten wieder im Bett verkriechen und erst wieder wach werden, wenn es dunkel wird.
Den Winter habe ich jetzt mehr schlecht als recht überstanden, wie soll es weitergehen? Da ich schon sehr viele Medikamente und Therapien ausprobiert habe, die mir nicht geholfen haben, bin ich ziemlich verzweifelt.
In einem anderen Thread habe ich bereits geschrieben, dass wohl auch mein Psychiater nicht mehr weiter weiss.
Was für eine Lebensperspektive ist das denn noch?
Wenn jemand einen Rat weiss, wäre ich sehr dankbar.
Anita
042005
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von 042005 »

hallo Anita,
bist du berufstätig?
Mir ging es ähnlich, an Arbeit, so dachte ich, war nicht zu denken aber dieses "MUSS" war dann schließlich erfolgreich.
Du sollst dir selbst ein oder zwei Dinge auftragen, die du erfüllen mußt.
Die Sonne kann einen schon auch herunterziehen, vielleicht weil man selbst so schlecht drauf ist und alle jubeln, die Sonne anbeten.
Versuche trotzdem einen kleinen Sonnenstrahl in dein Herz zu lassen, er wärmt.
lg Clara
Anita
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Hallo Clara,
danke für Deine Antwort.
Nein, ich arbeite nicht mehr; ich bin seit jetzt 12 Jahren wegen meiner Depressionen erwerbsunfähig.
Problematisch wird alles auch dadurch, dass ich im Auto, im Supermarkt und an großen Plätzen unter schlimmen Panikattacken leide. All' die Dinge, die ich früher gerne gemacht habe - Auto fahren, Einkaufen, auf Konzerte gehen, ins Kino, etc. - sind nicht mehr drin. Ich fühle mich wie eingesperrt; hätte ich nicht einen freundlichen Nachbarn, der mir ab und zu hilft, wüßte ich gar nicht, wie ich meinen Alltag überhaupt leben sollte.
Gegen meine Depressionen nehme ich jetzt 3 AD; die stationären Behandlungen, die ich hatte, haben immer nur kurzfristig geholfen, genau wie die ambulanten Gesprächs- und Verhaltenstherapien auch.
Es macht einfach alles keinen Spass mehr!
LG
Anita
042005
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von 042005 »

Hallo Anita, das tut mir sehr leid, außer ein bißchen für dich da sein, kann ich leider nichts tun aber wenn du das möchtest - kein problem, trotzdem ein kleiner, wärmender sonnenstrahl?
Anita
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Hallo Clara,
vielen lieben Dank.
Ich hoffe, ich habe Dir nicht die Ohren vollgejammert, merke leider oft nicht, wann ich aufhören soll zu schreiben.
LG
Anita
042005
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von 042005 »

Wenn ich das denken würde, hätte ich ja nicht antworten müssen, oder?
Also, was machst du so den ganzen Tag, bist du allein? Schaffst du wenigstens kleine Aufgaben die du dir selbst stellst?
Ich kann mich noch sehr gut an meine schlimmste Zeit erinnern, dich deshalb vielleicht auch gut verstehen aber du brauchst ganz viel Kraft und ein bißchen gibt dir auch die Sonne.
Kann es sein, daß es bei dir so dunkel ist, das du dich vor der Sonne fürchtest?
Versuche den Frühling zu finden, suche ihn, mit allen Sinnen, vielleicht wird es dann doch ein wenig heller und wärmer bei dir.
lg Clara
kiwilana
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von kiwilana »

Liebe Anita,

mir geht es auch oft so. da ich chronisch trockene und sehr empfindliche augen habe, schmerzt es mich sogar oft körperlich, wenn ich - wie du sagtest - "den vorhang beiseite ziehe" und das sonnenlicht herein bricht.

aber da meine augen psychosomatisch trocken und ein ausdruck und symptom meiner depression sind, bedeutet es einfach mehr, als nur den vorhang aufzuziehen. ich denke, es geht bei uns beiden und allen, denen es so geht, eher darum, dass wir durch den zugezogenen vorhang versuchen, das "sonnenlicht des lebens" draußen zu halten. weil wir (noch) nicht wirklich JA zum leben sagen (können).

du schreibst auch, dass du dich wie gefangen oder eingesperrt fühlst. dieses gefühl kenne ich nur zu gut: in der gestalt-therapie in der klinik malte ich mal ein bild. völligst ungeplant und spontan. zuerst ein fenster. und hinter diesem fenster - draußen - malte ich menschen beim grillen, beim schwimmen am see, beim autofahren, radfahren, tanzen, gesellig sein und lachen. danach nahm ich einen schwarzen karton und schnitt mit einer schere ein gitter hinein. dieses gitter legte ich dann auf mein bild. und nun rate mal, auf welcher seite dieses gitter-fensters ich stand?

was ich dann noch super heftig fand: in einem café, indem manchmal bilder ausgestellt werden, sah ich einige zeit später selbstgemalte bilder von gefängnis-insassen. und rate mal, was ein gefängnis-insasse gemalt hatte? menschen, die draußen sind. menschen, die leben. und davor ein fenster. ein fenster mit gitter. dazu hatte er noch sich selbst gemalt. innen. nach draußen schauend. und mit einer träne auf der wange.

da dachte ich: scheisse! ich empfinde ja genau das selbe, wie ein mensch, der in einem gefängnis sitzt! ich war schockiert darüber und empfand großes mitgefühl für den maler des bildes.

(lesepause;)

aber was ich auch erkennen musste war: ja, die depression kann sehr stark sein. sie kann sich ganz genau so wie ein gefängnis anfühlen. aber die wahrheit, die man einfach nicht abstreiten kann ist: ein gefängnis-gitter ist FAKT - es ist tatsächlich DA! und das gitter der depression fühlt sich zwar mächtig an. es ist aber nicht wirklich und real da. wir fühlen es nur so, als wäre es da. in wirklichkeit ist es aber so: ich KANN das gitter wegnehmen. sogar bei meinem bild in der klinik malte ich das gitter nicht darüber, wie der gefängnis-insasse. sondern ich hatte ein gitter aus karton gebastelt - das man auch wieder wegnehmen kann.

ich empfinde meine situation immer noch sehr oft als sehr belastend. und ich bin immernoch viel viel viel zu wenig draußen - im leben. aber: seit der klinik fühle ich mich nicht mehr eingesperrt. diese erkenntnis hat mir sehr geholfen - und ich fühle mich nicht mehr so machtlos und ausgeliefert. stattdessen weiß ich, dass es in UNSERER macht und verantwortung liegt, den vorhang beiseite zu ziehen, rauszugehen - und zu leben. da mir das noch nicht so gut gelingt, fühle ich mich zwar oft wie ein versager. aber dann versuche ich mir immer klarzumachen, dass dieses gefühl nur die depression in mir auslöst. ich selbst will leben! ich brauche dazu aber auch die geeigneten schlüssel, um die schlösser meines gitters zu öffnen. diese schlüssel muss man erst finden. und selbst wenn man das gitter dann mal aufbekommt, kann ein windstoß es wieder zufallen lassen. und eine flut depressiver gefühle die schlüssel hinweg spülen. dann muss ich mich erneut auf die suche nach ihnen machen. und das gitter wieder öffnen.

(lesepause;)

mein tipp und umgang damit ist: keinen druck machen! wenn ich den realen vorhang an meinem fenster aufreisse, als wäre das etwas ganz normales, dann schrecke ich zurück. und ziehe ihn schnell wieder komplett zu - und verschließe mich dadurch selbst wieder gänzlich vor dem leben. deshalb mache ich es so: schritt für schritt. erst ein stück den rollo hochziehen. eine stunde später geht evtl. noch ein stück. das selbe mit dem vorhang vor der rollo. ich mache es so, wie es gerade geht. versuche aber auch daran zu denken, ihn noch ein stück weiter zu öffnen, sobald dies möglich ist. manchmal (immer wenn ich mich selbst gerade nicht so gut einschätzen kann - oder zu schnell alles auf einmal will), öffne ich den rollo bzw. den vorhang auch mal zu weit auf einen schlag. dann lieber ein bißchen korrigieren und später nochmal gucken, ob wieder mehr geht - anstatt es so zu lassen und dann kurz später den komplett-rückzieher zu machen und alle schotten zu verdichten.

unser umgang mit dem licht, der sonne, dem frühling, dem sommer, den rollos und den vorhängen... all das ist das gegenständliche abbild und der spiegel unseres umgangs mit dem leben. deshalb lässt es sich auch sehr schön übertragen auf alle anderen - nämlich lebendigen - dinge. deshalb auch hier meine art des umgangs: schritt für schritt. zum beispiel: wenn es geht, dann gehe ich tagsüber spazieren. wenn das zuviel für mich ist, gehe ich lieber in der abenddämmerung spazieren. aber das ist besser, als gar nicht zu spazieren. so lebe ich wenigstens schonmal ein bißchen. und dann ist der schritt, irgendwann wieder bei tage spazieren zu gehen, nicht ganz so groß und schwer: denn spazieren gehen - als ein ausdruck von rausgehen und leben - habe ich ja schon "geübt". und mit der zeit sogar angefangen dies unendlich zu genießen. und genau solche kleinen erfolge und guten gefühls-erlebnisse, helfen dann beim nächsten schritt

aber nur durch das beachten meiner individuellen grenzen und möglichkeiten - was ja ständig wechselt, je nach tagesform und moment - wird es mir möglich kleine schritte zu gehen. das was möglich ist, sollten wir aber auch angehen und tun! ich übe das gerade gestern im dunkeln - morgen evtl. wieder tagsüber

alles liebe und gute auf deinem weg! kiwi
ghm
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von ghm »

Hallo Anita, hallo kiwilana,

ich mag meine nicht aber manchmal sind sie hilfreich, Sonnenbrillen.

Ich gehe, wenn ich allein bin, lieber durch die (warme) Nacht spazieren, aber Sonne ist auch schön. Und wenn Sie in den Augen weh tut, Sonnenbrille

Let the sunshine, let the sunshine in, your heart let in
HAIR
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Antiope
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Antiope »

Hallo Anita,

Blöde Frage: was passiert, wenn Du tatsächlich in der Nacht aufstehst, also sehr früh?

Kannst Du spazierengehen, wo wenige Leute sind?
Anita
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Liebe Clara,
danke für Deine liebe Antwort.
Ja, ich bin allein - und das macht die ganze Sache nicht einfach. Wenn ich - wie ich ja schon sagte - meinen Nachbarn nicht hätte, wär ich ganz schön aufgeschmissen.
Tagsüber mache ich nicht viel; wenn ich - meistens gegen Mittag - aufgestanden bin, brauche ich erst einmal zwei Stunden, bis ich mich zum Duschen aufraffen kann. Ich schäme mich dafür; ich war nie ein Typ, der sich hat gehen lassen.
Ansonsten schaue ich viel Fernsehen und lese viel, versuche alles, was mich ablenkt, damit ich bloß nicht nachdenke.
Zur Zeit bin ich wirklich so am Boden, oft komme ich mir vor wie in einem Strudel, der mich immer tiefer in den Boden hinunterzieht. Und ich weiss nicht mehr, wo ich mich festhalten soll
Habe gerade schon versucht zu schlafen, aber es hat nicht geklappt; nun wird es wohl wieder eine lange Nacht werden...
LG
Anita
Anita
Beiträge: 277
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Liebe Kiwilana,
danke für Deine ausführliche Nachricht.
Ich bin sehr beeindruckt von dem, was Du geschrieben hast, weiss ehrlich gesagt nicht genau, wie ich darauf eingehen soll...
Es berührt mich einfach sehr, wenn sich ein Mensch so viel Zeit für mich nimmt und mir ausführlich schreibt. Da kommen mir die Tränen ...
Sorry, ich antworte, wenn es besser geht.
LG
Anita
Anita
Beiträge: 277
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Hallo Antiope,
ja, wenn ich nachts - wie jetzt einmal wieder - wach bin, erscheinen mir meine Nöte und Sorgen noch schlimmer als tagsüber. Da ich allein lebe, ist das Gefühl der Einsamkeit manchmal übermächtig; bei Problemen, die ich lösen muss - z. B. Auto zum TÜV fahren, Steuerberater aufsuchen, usw. - habe ich Angst, sie nicht "schaffen" zu können. Manchmal habe ich die Nase so voll; ich war früher ganz anders, lebensfroh, stark, selbstbewußt - und ich denke, ich mutiere immer mehr zu einem Wrack .. Ach ja, eine Portion Selbstmitleid .. Sorry, Antiope
LG
Anita
Antiope
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Antiope »

Liebe Anita,

brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Ganz sicher nicht.

Ich weiß, wie es ist, wenn immer mehr "einfache und normale" Dinge zu einer immensen Anstrengung werden können, wie quälend solche Herausforderungen sind.
Dieses Gefühl, völlig allein zu sein, ist neben der Kraftlosigkeit, etwas angehen zu können, sehr übermächtig.

Das ist kein Selbstmitleid, sondern Bestandsaufnahme. Wenn Du könntest, würdest Du ja wollen - daran liegts doch nicht. Aber Dir reicht ja die Kraft nicht mehr.

Es war nur ein ungewöhnlicher Vorschlag, und ich denke, der Situation nicht wirklich angemessen und für Dich hilfreich. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Und nein - das ist für mich in Ordnung so, mache Dir keine Gedanken.

Im Moment fällt mir einfach nichts Hilfreiches ein, wie es Dir wieder ein klein wenig besser gehen könnte. Kannst Du einfach für eine Woche irgendwie für Schutz für Dich sorgen, abends nur etwas spazierengehen, in Sauna gehen, ein warmes Vollbad nehmen, heißen Tee trinken, Musik hören, Massage Dir gönnen - alles ohne Leistung, ohne Druck?
kiwilana
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von kiwilana »

Ach liebe Anita,

ich kann das alles sooo gut verstehen, mir geht es ja im grunde ganz ähnlich. du musst auch gar nichts auf meinen beitrag antworten. dass er dich zu tränen rührte, rührt mich auch und ich denke, dass es den selben grund haben könnte, wie bei mir? ... bei mir ist es nämlich im grunde genommen und ganz ursächlich: das bedürfnis nach zwischenmenschlichem kontakt und liebe, nach aufmerksamkeit und fürsorge, nach verständnis und das bedürfnis danach beachtet, ge-achtet und wertgeschätzt zu werden.

auch ich habe nur einen menschen um mich herum und fühle mich jeden tag einsam. manchmal sehr stark, manchmal etwas weniger. aber sehr oft habe ich das gefühl, dass mein antrieb und meine trüben gedanken und gefühle nur deshalb so schlecht sind, weil ich mich einsam fühle.

gäbe es mehr menschen in meinem leben, würde mich das aktivieren. so mein gedanke. doch dann ruft meine mutter an - und ich gehe nicht ans telefon - kann es nicht. oder ich werde zweimal im jahr per sms zu einem treffen mit meinen früheren klinik-mitpatienten eingeladen - und gehe nicht hin - kann es nicht.

das heißt, so sehr man sich kontakte und menschen wünscht - gleichzeitig ist da auch eine angst. bei mir ist es die angst davor verlassen zu werden: verlustangst. darin enthalten sind alle möglichen anderen ängste: angst davor beobachtet und be- bzw. verurteilt zu werden (z.b. habe ich auch angst vor dem busfahren), angst vor ablehnung im vorfeld, angst vor kritik weil man so ist wie man ist, angst davor zu versagen, etc pp.

das alles ist nicht leicht. aber ich versuche es schritt für schritt anzugehen: die ursachen und verletzte gefühle stückchenweise aufzuarbeiten (mit hilfe von therapie, durch das schreiben hier forum oder im tagebuch u.ä.) - und parallel dazu (sozusagen verhaltenstherapeutisch) versuche ich immer wieder einen kleinen schritt auf menschen zuzugehen, nach draußen zu gehen, etc. stückchenweise und so wie es gerade geht.

hast du denn einen therapeuten mit dem du über deine gefühle und ängste (und deren ursachen) reden kannst? und: gibt es einen ersten ganz kleinen schritt, den du dir vorstellen könntest, um mit menschen kontakt zu haben oder konkret rauszugehen - wie sähe dieser schritt (der nicht groß sein muss! der auch ganz klein sein darf!) denn aus?

ganz liebe grüße, kiwi
Anita
Beiträge: 277
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Liebe(r) Antiope,
Du hast mir so lieb geschrieben, das hat mich richtig ins Herz getroffen. Und Du brauchst Dich auf keinen Fall bei mir entschuldigen, Du hast ja nichts gemacht.
Deine Antwort hat mich sehr gerührt; da hat sich jemand "draußen" ernsthaft Gedanken über mich gemacht - das tut gut!
Deine Vorschläge finde ich gut, als Erstes werde ich mir gleich einen Tee machen und eine Duftkerze anzünden, geduscht habe ich gerade erst, und dann werde ich weiterschauen.
Danke!
LG
Anita
Anita
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Liebe kiwilana,
ja, Du hast recht; nimmt sich jemand Zeit für mich, bin ich wie ein kleines naives Mädchen und kann es gar nicht fassen. Ich denke immer, ich bin es doch nicht wert, ich habe nichts zu bieten, leiste nichts mehr, kann anderen Mitmenschen nichts wiedergeben. Ich denke einfach, ich habe es nicht verdient.
Ich habe große Sehnsucht nach Nähe, aber gleichzeitig eine ebenso große Angst, diese Nähe auch wieder zu verlieren. Ich habe in meinem Leben schon zu viele Menschen verloren, meine Verlustangst ist sehr groß. Manchmal denke ich, dass ich gar nicht mehr in der Lage bin, mit anderen Menschen überhaupt zu kommunizieren, also Beziehungen, welcher Art auch immer, auf längere Art zu halten.
Leider habe ich zur Zeit keinen Therapeuten; meine letzte Therapie war im Juni 2009 beendet, die Krankenkasse bewilligt ja erst nach drei Jahren wieder eine neue Therapie. Mein Psychiater wollte mich in eine Klinik einweisen, aber das will ich nicht mehr; ich habe mich dort immer wie unter einer Käseglocke gefühlt, weitergeholfen hat es mir nur kurzfristig.
Liebe Kiwi, danke für Deine Zeit.
LG
Anita
hansundgrete

Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von hansundgrete »

Hallo Anita!
Du hast wohl eine Sozialphobie..hab ich auch. Früher musste ich circa 10 km vom Büro zur Berufsschule. Bus, Straßenbahn etc. konnte ich vergessen. Bin zu Fuß gelaufen, während der Mittagspause. Auch bin ich oft aus reiner Panik mit dem Rad 20 km zur Arbeit gefahren.
Wenn Du sozial abgesichert bist setze Dir selber Aufgaben. Geh ins Tierheim, gehe mit Hunden spazieren. Hab ich auch gemacht. Hat mich weiter gebracht. Tiere helfen Kontakte zu knüpfen. Überlege mal, ob das was für Dich ist. Gruss.
Anita
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von Anita »

Hallo Gerhard,
dass ich eine Sozialphobie habe, hat mir noch niemand so direkt gesagt. Meine Diagnosen lauteten immer Depressionen, Panikattacken und generalisierte Angststörung; nun gut, ist halt noch etwas dazugekommen ...
Das mit dem Tierheim habe ich auch bereits überlegt; aber ich wohne auf dem "platten Land", das nächste Tierheim ist ca. 35 km entfernt und da ich beim Autofahren unter Panikattacken leide, kann ich das leider nicht machen.
Einmal im Monat helfe ich beim Seniorentee in der Kirche, da kann ich mit dem Fahrrad hinfahren und dort fühle ich mich auch sicher. Mein Beitrag zum Leben ...
LG
Anita
kiwilana
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Re: Immer Depressionen im Frühling

Beitrag von kiwilana »

sorry, pack grad nur kurz: soweit ich weiß, muss man doch "nur" zwei jahre pause zwischen zwei therapien machen?! hacke da mal nach! von drei jahren habe ich noch nie gehört...

das mit dem seniorentee finde ich super! grüßli, tina

PS: sozialphobie hab ich auch. zwar nicht als diagnose, aber wenn man angst vor menschen hat... dann brauche ich keine diagnose dafür. aber ist ja auch egal, wie es heißt. es ist wie es ist. und immer kleine schritte machen

PPS: viele menschen bzw. freundschaften habe auch ich verloren - trotzdem offen bleiben, so wie bei deinem nachbarn - wenn das geht, könnten auch andere gehen?!
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