Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

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blumen
Beiträge: 56
Registriert: 2. Jan 2009, 07:19

Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von blumen »

Hallo,

ich bin verzweifelt. Ich habe jetzt seit 2 Jahren Therapie bei einem Therapeut, In dieser Zeit 2 klinikaufenthalte und bei ihm max. 2 Therapiestunden im Monat. er sagt bei Kassenpatienten geht das nicht anders von seinem Budget her. Was wir da schon für Diskussionen hatten! Die Ärzte in der Klinik befürworteten höherfrequentierte Behandlungen bei mir. Er rief sogar dort an uns beschwerte sich, daß diese seine Patienten diese Flausen ins Ohr setzen. Ich war vorher schon bei anderen Therapeuten zum Ersttermin bzw. habe telefoniert. Entweder sie hatten keine Termine oder ich fand sie nicht sympathisch, hatte einfach kein gutes Gefühl. Bei ihm ging es so. Ich hatte auch keine Kraft mehr. Ich brauchte einen Mensch und Therapeut, dachte ich. Ich hatte ne mittelschwere Depression und es ging mir miserabel. Jetzt würde ich sagen schwankt es zwischen leichter und mittelschwerer Depri immer hin und her. Es stehen dieses Jahr wieder große Veränderungen bei mir an und ich denke ich brauche einfach noch etwas Beistand. Jetzt hatte ich die letzten 3 Monate keine Therapie (ich wurde operiert und konnte eh nicht kommen). Er sagte, er will die Verlängerung beantragen, aber hat es bis jetzt immer noch nicht geschafft. Er macht viele Wochenendkurse (verdient damit ein Schweinegeld - sorry, aber ich bin echt sauer). Er jammert über sein Budget, ich habe teils privat Stunden bei ihm bezahlt (80,-- Euro ohne Rechnung), damit ich öfter dran komme. Jetzt weiß ich nicht weiter. Einerseits habe ich gar nicht mehr die Kraft mit ihm darüber zu diskutieren. Er meinte ein paar Stunden gehen noch ohne Antrag. Er kriegt dann halt etwas weniger Geld. Er will noch warten bis er einige mehr Anträge stellen muß, so hab ich das verstanden. Anderseits habe ich auch keine Energie wieder nach nem passenden oder einem plätzefreihabenen Therapeuten zu suchen. ich weiß auch gar nicht ob ich wechseln kann. Oder soll ich einfach aufhören . dann gibts halt 2 jahre keine therapie. ich habe halt angst vor einem erneuten absturz. ich fühle mich noch nicht soooo stabil. tabletten hatten bisher bei mir immer so starke nw daß ich alle wieder nach 6 wo bis 3 monaten abgesetzt habe. weiß jemand einen rat?

für mich klingt dies alles ausweglos
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Reve »

Hallo Beere,

erhebe keinen Anspruch auf Gültigkeit, ist nur meine (durchaus leidvolle) Erfahrung…

Ich finde, jeder der von einer schweren Depression überfallen wird, sollte Hilfe annehmen, auch was die psychotherapeutische Behandlung betrifft.

Ich bin nach zwei Anläufen auch bei einem Therapeuten gelandet, der mir enorm geholfen hat aufgrund einer sehr guten Idee (Job) gleich zu Anfang. Das war für mich lebensrettend. Doch was dann im Anschluss folgte (über 2,5 Jahre hinweg), war fast schon verhängnisvoll, einfach eine Verkettung ungünstiger Umstände. Ich will keinem die Schuld geben,… Es wurde dann angebrochen und ich musste mir wohl oder übel nochmals therapeutische Hilfe suchen, auf Anraten meines Arztes. Diesmal eine Frau, ich wollte gleich größere Abstände, erst alle 2 Wochen, dann alle 4 Wochen, um das Gröbste zu besprechen. Und auf diese Weise konnte ich mich mit Erfolg freimachen,.. auch ein tolles Gefühl,…

Ich bin auch nicht stabil und lehne „richtige“ Chemie in meinem Fall (im Moment) ab, aber ich hab einen super guten Sinn, der mir bei meinen Entscheidungen hilft. Und wenn es Fehlentscheidungen sind, steh ich auch dazu, also in gewisser Weise Akzeptanz, Achtsamkeit, im Sinne von Annehmen und dann Neustart,… so ähnlich. Mehr ist für mich nicht mehr drin, aber ich möchte auch nicht endlos in Serie von Therapeuten abhängig sein,... es muss bei mir auch anders gehen.

Vielleicht kannst du doch jemand anderen finden, auf den mehr Verlass ist und der sich nicht so "betteln" lässt.

Hoffe sehr, dass ich dich nicht zusätzlich verunsichert habe, ... jeder macht ganz andere Erfahrungen und empfindet anders.

LG, Carin
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Beere,

das klingt für mich nicht nach einem zuverlässigen, verantwortungsbewußt handelnden Therapeuten, sondern nach jemandem, bei dem die Höhe des Einkommens an erster Stelle steht. Das sei ihm unbenommen, Psychotherapie wird im Vergleich zu anderen medizinischen Leistungen nicht sehr gut vergütet - allerdings nagen Psychotherapeuten auch nicht am Hungertuch.

Aber dir zu erzählen, aus Budgetgründen sei eine wöchentliche Behandlung nicht möglich und dich bei höherem Therapiebedarf die Stunden privat zahlen zu lassen, das finde ich unmöglich! Dann soll er doch geradeheraus sagen, dass ihm persönlich bei wöchentlichen Sitzungen der Verdienst zu gering ist, statt das auf irgendwelche äußeren Gegebenheiten abzuwälzen!!
Für mich klingt es eher danach, als wolle er mehr Stunden für Privatpatienten frei halten und weniger häufig Verlängerungsanträge schreiben müssen, denn die Stunden brauchen sich auf diese Weise ja langsamer auf.

An deiner Stelle würde ich mich mal bei der zuständigen Psychotherapeutenkammer http://www.psychotherapeutenkammer.de/p ... mmern.html
oder der unabhängigen Patientenberatung http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/
erkundigen, ob dieses Vorgehen überhaupt rechtens ist.

Bei einem Wechsel sind leider die Wartezeiten das Problem, darauf müßtest du dich einstellen. In begründeten Fällen kann man soviel ich weiß den Therapeuten wechseln und die Reststunden mitnehmen.

Bei einem Therapieabbruch (und ich glaube, auch nach Ende einer Therapie) mußt du nicht zwei Jahre warten, wenn du das Therapieverfahren wechselst. Wenn du also jetzt beispielsweise Verhaltenstherapie machst, könntest du auf Tiefenpsychologisch fundierte Therapie wechseln, da wird dann ein ganz neuer Therapieantrag gestellt.

LG, Wolke
Andreas01

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Andreas01 »

@beere,
>>>ich habe teils privat Stunden bei ihm bezahlt (80,-- Euro ohne Rechnung),<<<

Hm, ohne Rechnung? lässt nicht gerade den Eindruck der Seriösität aufkommen.

@Wolke,
>>>An deiner Stelle würde ich mich mal bei der zuständigen Psychotherapeutenkammer oder der unabhängigen Patientenberatung erkundigen, ob dieses Vorgehen überhaupt rechtens ist.<<<

oder bei den Finanzbehörden ob das mit "ohne Rechnung" so üblich ist.

Gruß
Andreas
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Regenwolke »

@Andreas
>oder bei den Finanzbehörden ob das mit "ohne Rechnung" so üblich ist
Da erübrigt sich wohl eine Nachfrage, oder?
Andreas01

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Wolke,

in unseren Landkreis gibt es eine Behörde diese nennt sich "Schwarzarbeits-Bekämpfungsgruppe" die hat ein hohes Interesse an Dienstleistern die ohne Rechnung arbeiten, aber auch an Auftraggebern die ohne Rechnung arbeiten lassen.

Gruß
Andreas
Rosenkranz
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Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo beere

Ich finde es unverschämt, wie mit dir umgegangen wird. ich glaube auch das dort das Honorar im vordergrund steht und nicht der Patient. gerade als Therapeuth sollt man ehrlichkeit an erste stelle setzen, wie kann man den dann vertrauen, ich hab das gefühl das er dich mürbe machen will, weil du auf therapie angewiesen bist, das du es alleine bezahlst. aber ohne rechnung finde ich auch fragwürdig, also in die eigene tasche, unsereins zahlt brav steuern.

bei mir ist es so gewesen, anfangs immer wöchtentlich, auch als kassenpatient, verlängerung wurde beantragt, wenn er nicht gleich dazu kam, weil ich ja nicht die einzige bin, dann hat er mir das gesagt in vertretbaren rahmen.

Die abstände wurden mit mir abgesprochen, haben dann größere gemacht, weil ich mich nicht nur auf den therapeuthen verlassen wollte, sondern auch auf mich, wollte auch nicht in eine abhängigkeit geraten.

lg rosalie
blumen
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Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von blumen »

danke euch allen für die resonanz!
Ja, ich versuche jetzt auch mal in die studie reinzukommen von der uni freiburg.
aber nächste woche habe ich noch einen termin bei meinem therapeut und werde ihn auch noch konkret darauf ansprechen, mit wieviel therapieeinheiten ich dieses jahr so ca. rechnen kann. ansonsten werde ich wechseln oder ich kann bei der studie teilnehmen (vergleich der unterstützenden bisherigen psychotherapieform zu einer speziell für chronisch depressive angewandter therapie).
Hotsummer
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Registriert: 17. Mär 2011, 22:33

Re: Therapeut beantragt keine weiteren Stunden, was tun?

Beitrag von Hotsummer »

dieses gleiche Problem hatte ich auch schon mal wegen einer Zahnarztphobie.Mir wurde damals auch erzählt ich bekomme nur soviel Stunden von der Krankenkasse bezahlt und die wären jetzt eben um und ich müsste 2 Jahre warten...
Ich habe daraufhin meine Kasse angerufen und die meinten wenn sie noch mehr Stunden benötigen dann muss der Therapeuth einen Antrag stellen und der Gutachter legt dann fest wie viele Stunden sie noch bekommen und sollte der Gutachter das ablehnen dann kann man immer noch in Widerspruch gehen.
Ich habe jetzt die Dame angeschrieben , denn ich brauch jetzt erst recht noch Hilfe in der Situation mit meinem LP.
VG Hotsummer
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