Bin für jede Hilfe/Meinung dankbar

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Anjali
Beiträge: 18
Registriert: 10. Jan 2011, 15:58

Bin für jede Hilfe/Meinung dankbar

Beitrag von Anjali »

Hallo Forianer!

Bei mir herrscht im Kopf mal wieder absolutes Durcheinander. Vielleicht könnt ihr mir mit eurer Meinung und Anregung etwas helfen wieder klar zu werden.

Das ist im Moment meine Lage:
Ich werde jetzt bald 30 und arbeite als Landesbeamtin in einer Behörde.
Seit Herbst 2008 leide ich an einer schweren Depression. Wenn ich mir meine Jugend angucke, ist dies wohl schon meine zweite. Ich bin dann im Frühjahr 2009 in eine stationäre Behandlung gegangen, damit ich wieder ein gewisses Maß an Stabilität erreiche. Als ich wieder zu Hause war, habe ich kurz danach eine Wiedereingliederung gemacht. Die lief eher schlecht als recht, aber ich war wie immer sehr ungeduldig und wollte nach etwa 6 Monaten Abwesenheit zurück in den Beruf und die vermeintliche Normalität. Gleichzeitig habe ich mit meiner Therapie angefangen.

Während der Wiedereingliederung habe ich gemerkt, daß eine Vollzeitstelle für mich im Moment nicht machbar ist. Ich habe dann meine Arbeitszeit auf 50% heruntersetzen lassen. Mein Behördenleiter ist nicht so wirklich davon begeistert, weil er mich als junge, leistungsstarke und belastbare Mitarbeiterin kennengelernt hat und diese gerne wieder hätte. Ich habe es in den bisherigen Gesprächen nicht geschafft, ihm verständlich zu machen, daß diese Person im Moment nicht mehr zur Verfügung steht. Er kann oder will das nicht verstehen. In seiner Verzweifelung hat er schon probiert, mich in verschiedenen Abteilungen eingesetzt, um eine bessere Arbeitsleistung aus mir heraus zu kitzeln. Hat nicht wirklich funktioniert. So bin ich also seit 2008 von Abteilung A nach B und C und zurück nach A versetzt worden. Meine Arbeitsqualität ist nach wie vor gut, aber die Quantität liegt weit hinter den Anforderungen zurück. Und ich merke langsam wie das Verständnis für meine Erkrankung schwindet, da sie einfach in deren Augen zu lange dauert.

Dazu kommt, daß mir die Arbeit im Moment überhaupt keinen Spaß mehr macht. Ich quäle mich meistens morgens hin und komme mittags total gerädert zurück, daß ohne Mittagsschlaf bis etwa 17/18 Uhr gar nichts mehr geht. In den letzten Wochen habe ich noch nicht mal meine Sollarbeitszeit von 4 Stunden geschafft und auf meinen Arbeitszeitkonto ist ein dickes Minus.

Darüber hinaus konnte ich in 2010 in Therapie nicht wirklich an mir arbeiten, da mein Mann an Krebs erkrankte und bei der Behandlung mehrere (und teilweise durchaus lebensbedrohende) Komplikationen auftraten. Gottseidank ist er soweit genesen, der Krebs anscheinend besiegt und er arbeitet sogar wieder.

Seit dem 14.02. bin ich wieder krankgeschrieben, weil gar nichts mehr ging. Jetzt weiß ich nicht was ich machen soll, ich bin total überfordert, weil auch jeder mir was anderes rät.

Mein Hausarzt meint, ich sollte nochmal in eine stationäre Behandlung gehen. Mein Innerstes sagt mir aber, daß ich nicht von zu Hause weg will (er hatte mir auch eine Klinik in Süddeutschland vorgeschlagen, wohnhaft bin ich aber in Niedersachsen). Ich habe schon immer eher Heimweh als Fernweh gehabt und zu Hause fühle ich mich einfach wohler, geborgener.

Meine Therapeutin meint, daß mir der Klinikaufenthalt nur wieder kurzfristig helfen würde. Sie hat es ja erlebt, daß ich eine gewisse Zeit auf der Arbeit durchhalte, dann aber wieder ausfalle, weil die Arbeit einfach zu viel Energie zieht. Sie würde es begrüssen, wenn ich ein (oder zwei) Jahr(e) eine Auszeit nehme im Rahmen einer zeitlich befristeten Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit. Sie weiß aber auch, daß ich mangels einer entsprechenden Vorsorge auf Hatz IV-Niveau fallen würde und daß diese Entscheidung schon schwer fällt. Sie hat mir geraten mit einem Psychiater zu reden, weil er mir da mehr Möglichkeiten aufzeigen könne. Den Termin hab erst in etwa einem Monat (jaja, die üblichen Wartezeiten).

Meine Schwester (ebenfalls an Depression erkrankt) meint, ein stationäre Behandlung wäre besser als eine Tagesklinik, weil ich mich da voll auf meine Probleme konzentrieren kann.

Mein Mann ist ratlos und weiß gar nicht, wie er mir helfen kann. Aber er steht zu mir und unterstützt mich, wo es ihm nur möglich ist.

Mein Bauchgefühl sagt mir, ich sollte es mit einer Tagesklinik probieren, auch wenn die nächste etwa 55 km entfernt ist. Mir schwirren nur so viele Gedanken durch den Kopf. Klinik: ja/nein. Wenn ja, "normal" oder Tagesklinik. Und was dann? Wieder arbeiten bzw. es versuchen? Oder tatsächlich eine Auszeit anstreben und therapeutisch intensiv an mir arbeiten? Dazu kommen finanzielle Sorgen. Und so dreht sich das Gedankenkarusell und ich habe echt Probleme es anzuhalten.

Ich bin froh über jeden, der bis hierhin gelesen hat (danke für dein Interesse) und über jeden, der mir mit seiner Meinung/Erfahrung mit (Tages-)Kliniken weiterhelfen kann.

Anjali
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Bin für jede Hilfe/Meinung dankbar

Beitrag von kiwilana »

Hallo Anjali,

denkst du, dass jetzt gar nichts mehr geht, hat mit der arbeit an sich zu tun gehabt oder eher mit dem nicht vorhandenen verständnis seitens des arbeitgebers? das könnte ein ansatz-punkt sein.

was ich nicht so verstanden habe: was genau sollen dir ein zwei jahre pensionierung bringen?

klinik fand ich persönlich sehr gut. die tagesklinik im anschluss, erschwerte es mir tatsächlich an mir zu arbeiten, so wie stationär. da ging es halt eher darum, wieder in den alltag zurück zu kehren. daran zu arbeiten. sehr tiefe und verletzliche dinge angehen konnte ich da aber nicht mehr so. weil ich zuhause abends und nachts, dann keinen profi als stütze gehabt hätte (oder mitpatienten). mit denen man darüber gut reden kann. ohne, wie bei meinem freund, das gefühl zu haben, zur last zu fallen. mein freund muss und sollte ja nicht alles wissen und mittragen müssen, finde ich.

ich hoffe, das half dir ein wenig. erstmal nur zur anregung. eine klare entscheidung dauert sicherlich ein bißchen. ich wünsche dir noch weitere antworten. liebe grüße und alles gute, kiwi
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Bin für jede Hilfe/Meinung dankbar

Beitrag von wennfrid »

Hi Anjali
Ich denke wie deine Schwester. Ein stationärer Klinikaufenthalt hat den großen Vorteil, dass du dich auf deine Person und deine Umwelt konzentrieren kannst. In einer Tagesklinik bist du abends wieder in deinem Umfeld. Ein stationärer Klinikaufenthalt, ohne eine Änderung deiner Lebensstruktur bringt nur für kurze Zeit Besserung. Es gilt doch folgender Spruch. Wenn du immer das machst, was du immer gemacht hast, bekommst du das, was du immer bekommen hast. Veränderungen sind nicht einfach, aber möglich.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
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