Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Chiron
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Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Hallo Ihr Lieben,

weil ich es gerade nicht aushalte, schreibe ich es einfach mal auf.
Ich bin mal wieder in eine emotionale Abhängigkeit zu einem Mann geraten. Wir lernten uns während eines Reha-Aufenthaltes vor knapp einem Jahr kennen. Dort hatte ich vier Nervenzusammenbrüche. Er stand mir bei und ich hob ihn auf den Sockel. Er war von da an mein Held. Leider wohnen wir viele km auseinander. Trotzdem ließ sich das Ganze irgendwie überbrücken, weil er seit Anfang des Jahres "nur" 300 km entfernt eine Umschulung begann. Mir ging es in dieser Zeit immer wieder sehr schlecht mit Krankenhausaufenthalten. Während der Weihnachtsferien war er bei mir, wollte ab diesem Monat regelmäßig alle zwei Wochenenden zu mir auf Besuch kommen. Ich freute mich darüber. Nun musste sein Fahrer, die Schule verlassen und es gibt kein günstige Mitfahrgelegenheit mehr. Ich habe angefangen neue Kontakte außerhalb der Zweier-Beziehung zu knüpfen, pflege Kontakt zum ehemaligen Freund und kam langsam aus der Depri raus.
Das gefiel ihm nicht, er verlangte von mir, dass ich bestimmten Aktivitäten nachgehen solle, weil er denke, dass mir das gut tun würde. Am Telefon wird er laut, wenn ihm etwas nicht passt...
Ich sollte zu ihm ziehen, was mir Angst machte, zu recht wie sich nun raus stellte...
Meine Therapeutin erklärte mir mein destruktives Muster, ich versprach ihr in die Hand nicht umzuziehen, sondern selbstständig zu bleiben..
Vorgestern machte er Schluss, weil ich mich nicht an seine vorgegebenen Abmachungen halten würde, ich weinte, dann gab er mir nochmal eine Chance, aber irgendwie spürte ich, das hat mit Liebe nichts zu tun, es ist nur eine emotionale Abhängigkeit und ich sitze in der Falle.
Er tut mir nicht gut und ich kann nicht loslassen...
mir ging es vorgestern noch gut, das AD wirkte und nun hänge ich im Loch.
Warum ist es so verdammt schwer, sich aus Beziehungen zu lösen, die einem einfach nicht gut tun, warum tut es so verdammt weh, warum will das Gefühl nicht so wie der Verstand?
Gestern ging es mir so schlecht, dass er wollte, ich solle wieder ins Krankenhaus gehen um mich zu stabilisieren...
Das will ich aber nicht, weil ich denke, es hat etwas mit ihm zu tun und nicht mit der Depri oder doch?
Ich weiß es nicht und leide nur noch...
er ruft nicht an und fragt nach wie es mir geht und ich will ihm nicht hinter her rennen...
Geht es jemanden ähnlich wie mir?
Kennt jemand von Euch diese destruktiven Verhaltensmuster und wie schafft man/frau die Befreiung daraus?

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
otterchen
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Chiron,

darf ich sagen "das ist doch normal"?

Chiron, wenn das Herz an einem Menschen hängt, es aber aus welchen Gründen auch immer nicht passt, dann ist es besser, wenn man sich trennt.
Und das ist schwer und tut weh.
Man ist so zerrissen...

Liebe sollte gut tun. Wenn sie aber Schmerzen bereitet, ist irgendwas nicht in Ordnung. Sich dann von diesem Menschen zu lösen, ist ebenfalls schmerzhaft, aber wohl doch besser, als dauerhaft in einem unguten Zustand zu bleiben.

Du tust das Richtige für Dich - und dass das dennoch schmerzhaft ist und Deine Gefühle Dich überwältigen, halte ich für normal.
Stell Dir bitte mal ein Paar vor, dass sich sehr zugetan ist, aber beide haben ganz unterschiedliche Lebensvorstellungen: ein Teil fühlt sich auf dem Land wohl mit Kindern, der andere Teil nur in der Stadt, kinderlos.
Trotz aller Gefühle zwischen beiden ist eine Trennung wohl das beste, weil beide dadurch die Chance erhalten, wirklich glücklich zu werden, und zwar nicht einer auf Kosten des anderen.
Und solch eine Trennung fällt auch Nichtdepressiven schwer. Es zerreißt das Herz. Aber es ist eine Chance.

Ich würde sagen, diesen Schmerz gilt es jetzt auszuhalten. Das ist Leben.

Und ich finde es gut, dass Du Dich nicht ganz auf diese Beziehung eingelassen hast! Bei allen Komplikationen zeigt es doch, dass Du schon eher Antennen dafür hast, wann es besser ist auszusteigen.

Ganz liebe Grüße
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Carrion
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Carrion »

Liebe Chiron!

Auch ich kämpfe gerade mit einer ähnlichen SItuation (Beziehung ja-nein) und auch ich stelle mir die gleichen Fragen, auch wenn meine Beziehung nicht so destruktiv zu sein scheint, wie du die deinige beschreibst.

Trotzdem: Ich verstehe es sehr gut!

1) Warum hält man an einer Beziehung fest in der man offensichtlich nur sehr schwer oder nicht glücklich werden kann?

2) Wenn man dies weiß, wie kann es dann sein, dass es sich nicht "richtiger" anfühlt sie zu beenden? Heißt das vielleicht etwa, dass man "falsch" wahrnimmt und es somit falsch wäre die Beziehung zu beenden?

3)WIe laufen denn "richtige" Beziehungen? Sind nicht vielleicht alle Beziehungen mit solchen Fehlern behaftet?

4) Würde man eine Entscheidung gegen die Beziehung bereuen?

Alles wichtige und richtige Fragen, aber nicht die wichtigsten. ch denke die wichtigste ist: Bin ich jetzt glücklich? Alle anderen Fragen sind hypothetisch und fragen nach Konsequenzen oder zweifeln die eigenen Gefühle an. Die entscheidende Frage ist: Bist du in dieser Beziehung JETZT und SO glücklich? Alles andere kommt - schätze ich, gut bin ich in der ENtschdungsfindung auch nicht - danach. Aber zuerst kommst du.

Warum hälst du denn an der Beziehung fest? Was sagt der kleine Mann im Ohr, warum du die Beziehung weiterführen solltest? Kannst du das als Fragen oder AUssagen oder auch Bedenken hier formulieren? Gib dem Monster ein Gesicht und dann sehen wir vielleicht gemeinsamm, ob es wirklich so beängstigend ist.

Liebe Grüße
Sophia
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Otterchen,

gerade habe ich das letzte Mal mit ihm telefoniert. Ich sagte, dass ich diese Fernbeziehung nicht mehr aushalten könne, ihn zwar liebe, aber es nicht ertrage, nicht zu wissen wann wir uns wiedersehen. Er akzeptierte mein Schlussmachen ganz schnell. Hat er darauf gewartet? Ich habe geweint, gebettelt, kann es kaum aushalten, er meinte nur Kommentare von anderen, die meinten diese Beziehung täte mir nicht gut, hätten nun endlich gefruchtet. Es tut so weh, ich zittere nur noch...
Er will nicht mehr, einfach so, ohne Wehmut, nichts mehr von mir wissen...
Mein Verstand ist klar und sagt mir, es ist gut so wie es ist... auf Dauer kann eine Fernbeziehung doch sowieso nicht gut gehen...
aber der Absprung fühlt sich so schlecht an, es tut so weh....
Aber Du hast mit Deinen Worten so recht. Eine Beziehung sollte glücklich machen, nicht unglücklich und eine Trennung ist nunmal schmerzhaft und es gilt nur dies auszuhalten.

Liebe Grüße,

Chiron
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Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Sophia,

ich weiß selbst nicht warum ich an dieser Beziehung festhalte.
Es fühlt sich abhängig an, nicht gut, nicht glücklich, schmerzhaft, ich bin depressiv geworden, jammere seit zwei Wochen nur rum.
Das hat ihn genervt. Er spornte mich zu Aktivitäten an, wie Sport machen, Spazieren gehen...
Depribedingt lehnte ich das alles ab. Ich hatte eine Antriebsschwäche, seit gestern ging es mir besser. Dann stritten wir wieder am Telefon und ich hing komplett durch.
Es tut nun so weh, weil ich den Gedanken nicht los werde, dass es ihm passt, dass endlich Schluss ist, weil ich ihm auf die Nerven ging mit meinem Gejammere die letzte Zeit.
Depris sind anstrengend.
Er hielt es mir auch oft vor, dass er täglich mit mir telefonierte und mich aufbaute. Aber ist das in einer Beziehung nicht normal? Ist es nicht normal sich gegenseitig zu unterstützen?
Übrigens wollte es nichts davon wissen, als ich sagte, ich wäre in mein altes Muster gefallen. Nein, ich hätte ihm nie etwas recht machen wollen und es auch nicht getan.

Liebe Grüße,

Chiron
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wennfrid
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von wennfrid »

Hi Chiron
Ich denke spontan an meine Abhängigkeit. Ein Abhängiger verbleibt viel zu lange in einer Situation, die ihm nicht gut tut. Meist kreisen die Probleme um das Verhalten der Anderen.
Abhängig, ist der Wunsch nach Liebe und Anerkennung, die sich irgendwann, meist in der Kindheit, ihm Unterbewußtsein gebildet hat. Ich habe über die Abgängigkeit viel gelesen/gelernt, damit ich sie schon anfangs erkennen kann und somit die Möglichkeit habe, entgegen zu steuern.
Vielleicht kannst du damit was anfangen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
otterchen
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von otterchen »

Bah, ist der fies und manipulativ!
Willst Du ihn, stellt er Bedingungen,
willst Du ihn nicht, sagt er, Du hättest Dich von anderen beeinflussen lassen.
Dass DU selbst einen Willen hast, der mit ihm und anderen Menschen nichts zu tun hat, scheint für ihn schwer zu schlucken zu sein.



Meine Therapeutin hat in einer verzwickten Situation einfach nur folgendes gefragt:
Ist DAS Liebe?



Und doch... man hat jemanden ins Herz geschlossen, und dann will einen derjenige nicht. Das haut rein.
Und man windet sich solange, weil man denkt, man müsste sich nur irgendwie anders verhalten, irgendeine andere Position einnehmen, damit der andere auf demselben Level ist wie man selbst. Doch das ist wieder nur re-aktiv statt pro-aktiv.



Chiron, mir fällt gerade wieder das gemalte Schema ein: man selbst in der Mitte, Person X als ein Farbfeld, das man positionieren kann.
Wo setzt Du "ihn" hin, wo setzt "er" sich selbst hin?
Ich habe sowas mal gemacht und germerkt, dass ich die Person gerne nahe an mir dran hätte, sie aber wesentlich mehr Abstand einnimmt. Dann habe ich sie bewusst ein Stück von mir weggeschoben, und es ging mir auf einmal besser damit.

Vielleicht findest Du ja auch etwas in der Art - das würde ich mir für Dich jedenfalls wünschen.

Du hast auf jeden Fall Besseres verdient!


LG
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Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Hi Fridolin,

je mehr ich darüber nachdenke, spüre ich es war mehr Abhängigkeit aus alten Mustern als Liebe.
Liebe schmerzt nicht, sie fühlt sich frei und unabhängig an.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Otterchen,

danke für Deine Worte. Sie tun mir gerade sehr gut. Es sind Machtspiele, die er mit mir spielt.
Am Donnerstag habe ich noch eine ganze DinA4 Seite mit meiner Thera ausgearbeitet wie ich mich ihm gegenüber besser durchsetzen kann.
Es sei ein Egoist und würde mich nicht respektieren, so fasste sie es aus meinen Erzählungen zusammen.
Ich würde gerade alles tun, nur damit er mich wieder "liebt", wie das kleine Kind, das nicht brav war und um die Liebe der Mutter bettelt.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
otterchen
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von otterchen »

Hallo Chiron,

Du siehst, was Du tust, damit er Dich liebt.

Was tut er, damit Du ihn liebst?



^^
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Liber
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Liber »

Liebe Chiron,

was du über deine Gefühle in dieser Beziehung schreibst, hört sich sehr nach Co-Abhängigkeit an. Ich bin selbst von Co-Abhängigkeit betroffen und kenne all das, was du beschreibst, selbst auch.

Das Schlimme an co-abhängigen Beziehungen ist, dass ich mich darin selbst verliere, nicht mehr spüren kann, was ich wirklich selbst empfinde, sondern alles auf die andere Person fokussiere, ob sie mich mag oder nicht, ob sie mich verlässt oder nicht. Nichts anderes ist dann mehr wichtig. Vor allem: ich selbst und mein eigener Wille sind wie lahmgelegt.

Ich bin dann innerlich das verlassene Kind oder das Kind, das Angst vorm Verlassenwerden hat, weil es davon überzeugt ist, allein nicht überleben zu können. Es sind pure Existenzängste. Für ein Kind sind diese Ängste auch berechtigt, es kann tatsächlich nicht überleben, wenn es von den Eltern verlassen würde.

Und die Co-Abhängigkeit ruft diese Ängste wach. Sie beherrschen mich, obwohl ich vom Kopf her weiß, dass ich dieses Kind nicht mehr bin.

Vielleicht mache ich mich dann unbewusst sogar wieder zum Kind, werde krank und hilflos, breche zusammen, damit sich der andere, der für mich die Elternfigut ist, um mich kümmert, mich nicht verlässt. Oder es ist umgekehrt, ich kümmere mich, opfere mich auf, ich versuche, mich beim anderen unentbehrlich zu machen, damit er mich nicht verlässt.

All dies sind Symptome der Co-Abhängigkeit. Mit Liebe hat es nichts zu tun.

Und es ist wie ein "Entzug", wenn der Kontakt zur Sucht-Person beendet wird. Es kann zu innerer Leere, zu Depressionen und Ängsten führen.

Aber je mehr mit der Zeit die Sucht nach dieser Person nachlässt, wird es ganz allmählich wieder möglich, zu spüren, was ich SELBST eigentlich will.

Wie kleine Knöspchen schiebt sich mein Selbst wieder aus der Erde und ich spüre MICH ....

Diese Zeit wird wieder kommen, liebe Chiron. Ich möchte dich gern bestärken, den "Entzug" von diesem Mann durchzuhalten. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Co-Abhängige, die gute Unterstützung sein können.

Alles Liebe und viel Kraft

Brittka
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Otterchen,

<<Was tut er, damit Du ihn liebst?>>

er liegt gelangweilt auf dem Bett und schaut fern.

"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

ja ich bin co-abhängig. Und ich wollte es von diesem Mann das erste Mal in meinem Leben nicht sein. Doch ich habe ihn wieder auf den Sockel gestellt, angehimmelt, für den tollsten Mann überhaupt gehalten...
und schwupp di wupp war ich wieder gefangen in meinem Muster.
Ich habe mich vorhin so erniedrigt noch mal bei ihm anzurufen, weil ich sein Benutzer-Konto von meinem PC nicht löschen konnte und wissen wollte wie das geht.
Es geht ihm, im Gegensatz zu mir, gut, er erlebt einen gemütlichen Fernseh-Nachmittag und meinte, ich solle erst mal wieder stabiler werden und mir klar darüber, was ich eigentlich will.
Er hat die Macht und lässt es mich auch spüren....
diese Sucht oder besser der Entzug fühlen sich so grausam an, ich kann nicht essen, bin immer noch ungeduscht und meine Gedanken drehen nur um ihn, dabei ist nicht mal was Außergewöhnliches an ihm, dass mich so sehr an ihm hängen lässt.
Es ist nur der Entzug, der so sehr schmerzt.
Warum brauche ich diese Sucht?

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
DYS-
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von DYS- »

Liebe Chiron

Was Du da gerade durchmachst ist der fast unerträgliche Schmerz des Liebeskummer. Selbst einem „Gesunden“ haut das um.

Die Sucht, die Du da beschreibst, ist meiner Meinung nach die legitime Sucht nach Zuwendung. Das Bedürfnis nach Zweisamkeit.

Besonders schwer wiegt es wohl auch, dass Du in deinen früheren Jahren sehr viel an dieser Zuwendung vermisst hast. Nun hattest Du einen Mann kennen gelernt, der Dir in vielen Sachen zusagte. Vermutlich lenkte er auch von anderen Problemen ab, die dich belasten. Du hast ja einiges zu tragen.

Das tut jetzt alles so verdammt weh. Das wird auch in der nächsten Zeit nur ganz langsam besser.
Du weißt, das ich Dich sehr mag. Ich würde Dir so gerne etwas sagen oder geben, was Dir hilft. Aber ich befürchte, egal was Du nun von mir hörst, es wird nichts wirklich helfen.

Helfen kann nur die Zeit.

Lass dich mal ganz doll drücken. Es tut mir sehr leid.
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
eligeo71
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von eligeo71 »

Hallo Chiron,

/// Warum brauche ich diese Sucht? ///

wenn ich Sucht als ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mir nicht gut tut, von dem ich aber nicht lassen kann, umschreibe, wäre eine Antwort auf diese Frage: ''Es (dieses bestimmte Verhalten) führt mir vor Augen, welche offenen Baustellen noch abzuarbeiten sind.''

LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
Liber
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Liber »

Liebe Chiron,

>warum brauche ich diese Sucht?

Das habe ich mich auch oft gefragt! Während ich in der Sucht stecke, spüre ich keine Antwort. Bin ich jedoch wieder ein bisschen darüber hinaus, merke ich, dass die Sucht mich davor "bewahrt", auf mich selbst zurückgeworfen zu werden. Ich konzentriere alle meine Rettungswünsche auf jemand anderen und ich muss nicht schauen, was ich SELBST zu tun habe. Auch ist es einfacher, dem anderen dann die "Schuld" zu geben, dass er mich nicht "erlöst" (was er ja gar nicht KANN), als erkennen zu müssen, dass ich selbst es bin, die sich ja immer wieder in dieses Gefängnis der Abhängigkeit begibt. Ich bin es - nicht der andere.


>Es geht ihm, im Gegensatz zu mir, gut, er erlebt einen gemütlichen Fernseh-Nachmittag und meinte, ich solle erst mal wieder stabiler werden und mir klar darüber, was ich eigentlich will.

Das besagt im Grunde, dass er dir die Freiheit lässt, erst mal stabiler zu werden und herauszufinden, was du eigentlich möchtest. Es spricht für seine eigene Stabilität, aber nicht gegen dich.

>Er hat die Macht und lässt es mich auch spüren....

Nein, er hat die Macht nicht. Niemals hätte er auch nur ein Fünkchen Macht über dich, wenn du sie ihm nicht selbst GIBST. Und das ist eben die Co-Abhängigkeit. Die Macht aus der Hand und an jemand anderen abgeben.

Sein Verhalten entscheidet dann, wie es mir geht.

Nimm die Macht wieder an dich zurück !

Das sagt sich leicht, ist aber furchtbar schwer, ich weiß das leider auch nur zu gut.

Trotzdem es ist der einzige Weg. Tu was Gutes für dich. Gehe dahin, wo es dir gut tut, zu sein. Tu etwas, was wirklich DEINES ist. Das nährt. Eine Suchtbeziehung nährt nicht, die zieht nur Kraft.

@Dys:

es ist meiner Meinung nach noch ein Unterschied zwischen dem ganz normalen und legitimen Wunsch nach Zweisamkeit und der Co-Abhängigkeit. Das zweite ist eindeutig eine Sucht und übersteigt den "normalen" Liebeskummer, so schmerzhaft dieser auch ist.


Liebe Grüße
Brittka
rm
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von rm »

liebe Chiron,

ich würde Dir gern Mut machen, weiterhin DEINEN ureigenen Weg zu gehen, der zu Dir selbst führt.

Dazu ist m.E. die Trennung - fällt sie Dir auch noch so schwer - am heilsamsten, so wie Du das Verhalten Deines Gegenüber schilderst. Für mich kommt da von seiner Seite sehr, sehr, viel Egoismus und Machtgebaren rüber. Macht über Dich heißt wohl für ihn selbst Aufwertung auf Deine Kosten. Und dies ist das letzte, was Du brauchst.

Mir fiel eben ein Gedicht in die Hand, was von Liebe erzählt und sie zu beschreiben sucht. Ich finde, es beschreibt die Liebe sehr gut und kommt dem am nächsten, was man in Zeiten der Not am ehesten darunter verstehen und erspüren kann:

An Deiner Seite

Ich bleibe
an Deiner Seite,
damit Du die
Stille im Raum
nicht alleine
ertragen mußt
und das Schweigen
sich in eine
beredte Form
von Nähe
verwandelt.

Ich bleibe
an Deiner Seite,
damit Dir das Licht
meiner Augen
Deine Dunkelheit
erleuchtet
und die Liebe
meines Herzens
die Kälte
deiner Angst
durchwärmt.

Christa Spilling-Nöker
aus: In meiner Trauer wohnt die Liebe

Ja, liebe Chiron, laß los, klammere nicht an Menschen, die Dir nicht gut tun und geh Deinen unabhängigen Weg zu Dir selbst weiter. Ich glaube, es wird Dir dann auf diesem Weg ein Mensch begegnen, der Deine wahrhaftige Liebe verdient hat und Dir seine vorbehaltlos gibt. Das glaube ich und wünsche es Dir ganz fest. .

Liebe Grüße,
Reinhart
Clown
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Clown »

Liebe Chiron,

>Warum brauche ich diese Sucht?
Du brauchst sie gar nicht! Du irrst dich, wenn du denkst, du brauchst die Sucht, die Abhängigkeit.

Chiron, du bist ein vollkommenes Wesen. Der Kosmos / die göttliche Macht (oder wie immer du das Höhere bezeichnen möchtest) sieht Liebe, Glück und Frieden für dich vor, all dies liegt bereits in dir.

Du kennst den Thomas, für mich ist er zu eine Art Mentor geworden. Folgenden Text schrieb er vor längerer Zeit in einem anderen Forum:

... nein, es gibt keine falsche Liebe, weil Liebe kein Gegenteil haben kann. Aber das Nicht-in-der-Liebe-Sein ruft alle möglichen Formen des Mangels hervor, und die werden als sehr konkret erlebt, obwohl sie es nicht sind. Es gibt so viele Versuche, das verlorene Paradies wiederzufinden. "Wenn ich das habe, dann werde ich glücklich sein".

Ich glaube, wir haben eine gewaltige Angst vor der Liebe, weil wir instinktiv wissen, dass sie alles überflüssig machen würde, was uns so heilig ist. Wir haben auch Angst vor Gott, aus dem gleichen Grund.

Wir lassen uns nur auf die Formen der Liebe ein, die uns jederzeit den Rückzug offen hält und vor allem zielt diese Liebe eben darauf ab, etwas zu bekommen,von dem wir glauben, es nicht zu haben.

Diese Liebe,die keine ist, will in Wirklichkeit zerstören, indem sie dem anderen etwas nimmt, um sich selbst ganz zu machen. Aber Liebe um zu zerstören ist unmöglich.

Liebe ist ihrer Natur nach etwas, was sich ausdehnt und Grenzen überschreitet. Wenn du voller Liebe bist, dann hast du ohne weitere Anstrengung den Wunsch, sie auszudehnen aus deinem Überfluss. Sie ist nur behindert und wartet darauf, dass wir unsere Überzeugung aufgeben, schwach, klein und arm zu sein. Das sind wir nicht, aber wir geben uns alle Mühe, uns das Gegenteil zu beweisen. ....

Alles Gute für dich,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Dys,

danke für´s Drücken.

Liebe Grüße,

Chiron
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Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Rainer,

offene Baustellen habe ich genügend. Z.Bsp. bin ich gerade dabei, raus aus der Zweier-Beziehung zu gehen und genieße es neue Menschen kennen zu lernen und das ganz alleine ohne Partner an der Seite.
Es ist also ein neuer Weg in Richtung Selbständigkeit.

Liebe Grüße,

Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

Du hast das Problem so gut erkannt und beschrieben.
Ja, er darf keine Macht mehr darüber haben wie es mir zu gehen hat.
Ich fühle mich wie ein Hündchen, das um Liebe bettelt... es zum Glück nicht tut, weil ich noch einen Restfunken Stolz im Laib habe.

Liebe Grüße,

Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Lieber Reinhart,

danke für dieses schöne Gedicht und Deine mutmachenden Worte.
Inzwischen denke ich auch, die Trennung ist das einzig Richtige. Eine Beziehung soll beflügeln, nicht schmerzen und diese schmerzte in den letzten Tagen zu häufig, weil ich mich nicht an seine vorgegebenen Abmachungen, natürlich nur zu meinem Besten hielt.
Trotzdem tut diese Entttäuschung einfach nur weh.

Liebe Grüße,

Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Liebe Clown,

danke für Deine einfühlsamen Worte. Ich habe den Text lange und ein paar Mal gelesen und hoffe/glaube es nun verstanden zu haben.
Zumal mein bester Freund vorhin meinte:"Chiron, da geht es nur um Machtausübung nicht um Liebe."
Und wenn ich anfange mich selbst zu lieben, gebe ich niemandem die Macht mich schlecht zu behandeln.
Ach, wenn es nur nicht so schmerzen würde, zumal ich gerade wieder Licht am Ende des Tunnels der Depression sah.

Liebe Grüße,

Chiron
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rm
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von rm »

>...Ach, wenn es nur nicht so schmerzen würde, zumal ich gerade wieder Licht am Ende des Tunnels der Depression sah....<

Liebe Chiron,

ich kann das sehr gut nachfühlen, den Schmerz und die Traurigkeit. Aber ist es nicht gerade so, daß es IMMER schmerzlich erst einmal ist, alteingefahrene Wege (hier die Co-Abhängigkeit) verlassen zu müssen, denn es ist ja Neuland, faktisch Unbekanntes Terrain?

Aber das heißt doch nicht, dann wieder zwangsläufig in eine Depression absacken zu müssen, das Licht nicht mehr zu sehen. Im Gegenteil: Dieses Lernstück mit neuen Ausblicken hinter sich gebracht zu haben, eigenständiger werden/ bleiben zu dürfen, DAS ist doch der eigentliche Gewinn und Lösung von depressiven Mustern.

Jetzt denke ich mir, daß gerade ich dies jetzt so sage, wo ich selbst ziemlich in den Seilen hänge, kommt mir auf einmal etwas ungewohnt vor. .Bei mir selbst sehe ich eben den Wald oft vor lauter Bäumen nicht. .

Liebe Grüße an Dich,
Reinhart
Chiron
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Re: Destruktive Verhaltensmuster durchbrechen, warum ist das nur so schwer?

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Reinhart,

vielleicht kam die Depression auch mal wieder um mir zu zeigen, dass etwas schief läuft.
Heute morgen fühlt es sich leichter an.
Zwar bin ich nachts noch ein paar Mal aufgewacht, aber es geht.
Gestern pendelte eine Bekannte für mich, ob mich dieser Mann noch liebt. Es kam ein klares Nein. Dann die Frage ob ich ihn noch liebe und siehe da, wieder ein klares Nein.
Also war es nur Co-Abhängigkeit zum Schluss und der Entzug schmerzt eben.

Für Dich auch alles Gute,

Chiron
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