Ist das Leben?

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TD28
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Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo,
ich weiß jetzt nicht ob ich hier richtig bin, bin auch neu hier… Also schon mal sorry, falls es irgendwie wo anders hingehört. Ich bin 29, arbeite in den Medien und hab nach langem Zögern den Weg zu einem Arzt gefunden. Diagnose: Depressionen, Anpassungsstörungen, etc.
Ich muss einfach aufschreiben, was ich fühle, denke, was oder wer ich bin? Ich lebe seit etwa einem Jahr gemeinsam mit meiner Freundin in einer neuen Stadt, aber nicht allzu weit weg von meiner Heimatstadt. Seit etwa 6 bis 9 Monaten sind die dunklen Gedanken immer öfter da. Sie dominieren zeitweise meinen ganzen Tag, mein Leben. Selbstzweifel, Zukunftsangst, kein Selbstvertrauen, kein Selbstwertgefühl… Ihr kennt das.
Das führte immer wieder dazu, dass das Zusammenleben mit meiner Freundin immer schwieriger wird. Ich vergesse sehr viel, bin in vielen „Haushalts-Dingen“ nicht so fähig wie sie, was zu Diskussionen über ganz normale Dinge führt. Und als Ergebnis ist es vermehrt so, dass ich mich immer angegriffen fühle, es ist immer meine Schuld… Muss mich verteidigen, werde dabei sehr schnell impulsiv, reagiere aggressiv und schlage oder trete auch gegen Möbel oder ähnliches. Sie versucht dann aus der Situation zu flüchten, was bei mir immer wieder als Ignoranz ankommt und ich mich noch viel wertloser fühle.
Jedenfalls ist es so, dass diese Gedanken mein Leben beherrschen. Ich habe einen tollen Job, doch ich muss parallel noch einige Prüfungen absolvieren, vor denen ich sehr große Angst habe. Es hängt ja alles zusammen irgendwie. Dort ein Fehler, hier was nicht gemacht, hat das diese oder jene Konsequenz. Ich finde dafür auch keine Auswege und Lösungen. Das deprimiert mich immer öfter so sehr, dass ich einfach weine und nicht mehr weiter weiß. Möchte dann einfach so nicht mehr leben, morbide Gedanken, so nennt man das wohl. Konkrete Suizidplanungen habe ich keine vorgenommen, dagegen kommt dann doch immer wieder der Gedanke an die Familie und Freundin, Freunde…
Ich habe am Freitag einen Termin bei einem Neurologen, um eventuell medikamentös entgegen zu wirken. Dazu habe ich bereits fünf probatorische Sitzungen bei einer Psychotherapeutin gemacht, will dort eine Verhaltenstherapie beginnen. Ich möchte das alles ändern, ich will nicht mehr so sein, nicht mehr so denken, so fühlen… Das macht mich wahnsinnig. Auch weil ich genau weiß, dass ohne meine Krankheit wohl vieles einfacher wäre…
Ich weiß nicht, ich musste das einfach aufschreiben, vielleicht fällt euch ja etwas dazu ein? Ich habe keinerlei Erfahrungen mit Depressionen, weiß nur, dank meiner Therapeutin, dass sich diese Krankheit wohl schon seit meiner Jugend immer wieder gezeigt hat und anbahnte. Dies hab ich jedoch immer wieder mit Pubertät abgetan oder nach dem Motto „Jedem geht’s mal schlecht“ abgehakt… Jetzt muss ich mir wohl eingestehen, dass ich etwas ändern muss, dass ich Hilfe brauche… Ist wohl der erste Schritt?
Ihr seht, es mischen sich so viele Gedanken, mal bin ich da ganz klar, rational und dann wieder konfus, irr und ängstlich. Schaffe es nicht, die Vorsätze umzusetzen… Das tut mir und vor allem meinen Mitmenschen (Familie, Freundin) wahrscheinlich sehr weh… Ich würde da so gerne ein besserer Mensch sein und dann kommen wieder die Situationen, in denen ich gereizt reagiere, ausflippe und es gar nicht ermögliche, eine Basis zu schaffen, auf der man aufbauen kann…
Wie das alles weitergehen soll? Ich weiß es nicht…

Ok, das war jetzt sehr viel... Aber ich glaube es war einfach gut, das mal aufzuschreiben... Macht ihr das auch so?
Danke schon mal für die Möglichkeit, hier schreiben zu können...
ghm
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von ghm »

Hallo Jens,

zuerstmal ein herzliches Willkommen.

Ich weiss nicht genau wo und wie ich anfangen soll.
So wie ich es bisher gelernt habe ist die Depression meine Frage an mich, "wer bist Du und lebst Du so wie Du (in Wahrheit) leben willst".
Das ist missverständlich. Es geht nicht darum, was ich möchte, sondern was der Weg meines inneren Selbst (in diesem Leben) ist.

Wenn ich zuviel mache / nicht mache weil, es andere erwarten / der Grund nicht in meinem wahren Selbst ist, wird das Unwohlsein stärker, je näher ich an mir bin, umso schwächer wird das Unwohlsein.

So jetzt muss ich erstmal wieder nachdenken, wie ich weiterschreiben kann.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Carrion
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von Carrion »

Hey Jens!

Erst mal: Ja, ich denke du bist hier richtig. Warum auch nicht? Diagnose Depression, willkommen auf dem Spielplatz. (nicht krumm nehmen)
Du hast deinen Lebensmittelpunkt verlegt, das bringt – nach meiner Erfahrung – immer auch eine Unsicherheit mit sich. Das heißt nicht, dass das der Grund deiner Depression ist, aber veränderte Situation in Verbindung mit hohen Anforderungen (du sprachst von Prüfungen de noch zu erledigen sind) – das wirft einem dann doppelt aus der Bahn.

Zu eurer Situation: Ich kann nicht beurteilen wie viel du daheim „tust“, d.h. ob es berechtigt ist von deiner Freundin, ob sie sich vielleicht überfordert fühlt oder ob sie einfach nur denkt, dass du nicht machen würdest obwohl du könntest. Ich habe das umgekehrte Problem mit meinem Freund, deswegen kann ich vielleicht etwas dazu sagen. Er fühlt sich auch überfordert und hilflos. Weiß nicht was er „mit mir“ bzw. für mich machen soll. Allerdings reagiere ich im schärfsten Fall nur verbal aggressiv und dann auch eher so, dass ich ihn auskontere, also wir reden hier nicht von Beschimpfungen und Flüchen.

Allerdings: würde mein Partner gege Möbel treten – ich wäre schneller aus der Wohnung als er „sorry“ sagen könnte. So etwas macht einem Angst, ich nehme an das verstehst du. Das hätte mit Ignoranz wenig zu tun, obwohl ich genau weiß wie es sich anfühlt „scheinbar“ ignoriert zu werden, das macht mich immer ganz schnell fuchsig. Aber Aggression ist nicht die Lösung, du solltest versuchen das – vielleicht auch mit deiner Therapeutin – in den Griff zu kriegen (ha! Da hab ich gut reden. Ich bin dann eben autoaggressiv…)

Es ist gut, dass du nicht konkret an Suizid denkst, denn dann kann man ja noch irgendwie arbeiten. Also ich meine, dann bist du – Gottseidank – noch irgendwie im Stande alleine zurecht zu kommen. Noch etwas, das wir gemeinsam haben.

>weiß nur, dank meiner Therapeutin, dass sich diese Krankheit wohl schon seit meiner Jugend immer wieder gezeigt hat und anbahnte. Dies hab ich jedoch immer wieder mit Pubertät abgetan oder nach dem Motto „Jedem geht’s mal schlecht“ abgehakt…
Das ist in der Pubertät ja auch manchmal einfach so. Viele hier schlagen sich schon lange mit der Depression herum. Ist auch klar, dass man nicht sofort Alarm schlägt. Schlimmer Liebeskummer bspw. Kann sich wie eine Depression äußern, trotzdem vergeht es manchmal auch einfach wieder. Aber ja, in deinem Fall denke ich dass es richtig ist sich Hilfe zu suchen, aber entscheidender ist was DU denkst. Du denkst du brachst Hilfe? Gut, dann hole sie dir. Würdest du denken dass nicht – ich glaube nicht, dass dir irgendein Arzt dann helfen könnte.

So, jetzt habe ich die ziemlich zugetextet. Ich hoffe du holst etwas für dich raus…

Liebe Grüße
Sophia
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TD28
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo gregor,

vielen Dank für deine Antwort und dein herzliches Willkommen... Ja, wo anfangen... und vor allem wie. Das ist auch so ein Ding, naja.

Deine Frage an dich... Die habe ich mir ebenfalls schon oft gestellt, nur bin ich da momentan noch (oder wieder) sehr ratlos.
Und im Endeffekt hängt ja wirklich auch vieles, wenn nicht alles, davon ab, wie ich mich wohlfühle, und nicht wie andere es sehen, oder? Meintest du das so?

Bin heute sehr durcheinander, sorry also, falls es bissl konfus ist.
TD28
Beiträge: 9
Registriert: 15. Feb 2011, 14:19

Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Sophia,

auch dir vielen Dank für deine Antwort… Das ist schön, so eine Resonanz zu bekommen. Und ja, natürlich hole ich da was raus, jede Meinung, jeder Standpunkt, jede Erfahrung anderer Menschen kann einen ja weiterbringen, oder?
Ich weiß auch grad gar nicht, was ich zu den ganzen Punkten, die ich geschrieben habe, grade sagen soll… Hab es ja eben Gregor schon geschrieben, bin heute irgendwie ziemlich durch den Wind… Nur zu dem einen Punkt vielleicht: Ja, das mit dem gegen Möbel treten, usw. Das ist furchtbar, und natürlich kann ich das verstehen, wenn sie Angst bekommt, bzw. so nicht mit mir reden will, kann und ich finde auch darf… Es ist nur momentan so verdammt schwer… Ich weiß nicht, wie ich es zügeln kann, weiß oft nicht, wann es denn eigentlich genau dazu kommt… Ich will ja so nicht sein und ich habe Angst, dass es nicht besser wird…
Erste Ansätze wie zum Beispiel „Count to ten“, falls dir das was sagt, haben bisher kaum Wirkung gehabt… Bzw. Ich vergesse es, anzuwenden, weil ich eben diesen Punkt, an dem es soweit ist, nicht spüre…
Und dazu eben diese schlechten Gedanken, das Gefühl, alleine zu sein usw. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, und eigentlich auch sehr harmoniebedürftig, wie kann das denn dann sein, dass ich so bin?

Es fühlt sich einfach alles grade so schwer an, wie ein rießiger Berg, und ich hab die Kletterschuhe vergessen… Naja, Galgenhumor ist ja oft besser als gar keiner, oder? 

LG, Jens
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Ist das Leben?

Beitrag von Carrion »

nur eine Idee: Deine Freundin merkt ja wenn du "ausrastest". Vielleicht könntet ihgr ein WOrt verinbaren, einen Satz, eine geste, die SIE machen kann und die dir sagt "Stop". Dann kann sie es unterbrechen, duw irst darauf hingewiesen. Sie kann dir helfen und fühlt sich dem nciht ausgeliefert und du kannst versuchen es zu stoppen. Und wenn es etwas lustiges ist wie "Hamsterrad"... vielleicht könnte das eine HIlfestellung sein?

Liebe Grüße
Sophia
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Jessi1980
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Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Ist das Leben?

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Jens, ich kann jedes Deiner Probleme und daraus resultierenden Handlungen absolut nachvollziehen und fühle mit dir!!! Auch ich leide seit meiner Pubertät unter wiederkehrenden depressiven Phasen, die ich als "schlechte Laune" abgehakt habe, wie es auch meine Mutter immer getan hat...so habe ich gut gelernt, mich bloß nicht ernst zu nehmen... und jetzt kommt mir in scheinbar normalen Situationen die geballte Wut hoch und ich könnte alles kurz und klein schlagen.
Im Grunde genommen empfinde ich dann die Wut meiner Mutter, wenn sie sie an mir ausgelassen hat, als ich noch ein Kind war.
Hinterfrage bei Dir mal, warum Du so unkontrolliert in Wut ausbrichst.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld!
TD28
Beiträge: 9
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Sophia,

ja, das ist eine Idee, die wir uns schon überlegt hatten... Vielleicht sollten wir das auch versuchen, nur ist es halt auch so, dass dann die "Macht" nur bei ihr liegt... Ich meine, sie kann dann jederzeit unterbrechen, und ich habe darauf keinen Einfluss mehr, was vielleicht auch nicht gerade fair wäre, ich weiß es nicht...
TD28
Beiträge: 9
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Jessi,

auch dir vielen Dank für deine Antwort.
Ich versuche das auch, mich zu hinterfragen... Das Problem ist da halt auch, dass ich nun mal ein sehr rational denkender, gleichzeitig aber unfassbar emotionaler Mensch sein kann. Ist irgendwie abstrus, aber es hat eben auch viel damit zu tun, offenbar, dass ich sehr leicht gekränkt bin... Ich beziehe sehr vieles auf mich, deute und interpretiere es zu oft, meist auch viel zu negativ, anstelle darin, also in Worten oder Gesten, einfach nur das zu sehen was sie sind, oder eben sie positiv zu sehen... Das ist sehr schwer irgendwie.

Ich danke dir für deine Wünsche... Wenn ich bisher eines gelernt habe, dann das: Kraft ist nötig, Geduld unabdingbar... Leider...
Carrion
Beiträge: 317
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von Carrion »

Lieber Jens!

Du willst doch, dass sie es unterbricht. Du sagst du willst so nicht sein. Es sind nur Worte, okay? Ihr könnt danach reden, es ist keine rote Karte von ihr, es geht nur darum dir bewusst zu machen was gerade abläuft. Es ist nicht so, dass du dich von ihr fesseln lassen sollst. Vertraust du ihr...? Wenn ja, dann versucht es. Wenn es dir gar nicht taugt - lasst es wieder sein.

Viel Vertrauen
Sophia
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TD28
Beiträge: 9
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Liebe Sophia,

ja, das ist in der Tat die Argumentation, nach der ich gesucht habe, auf eine Weise... Ich muss versuchen, dieses Vertrauen zu haben. Natürlich vertraue ich ihr, das schon, aber ich habe eben gleichzeitig auch große Verlustängste und vor allem Ängste, dass ich durch solche Strategien eben mein Ich verändere... Man sollte ja nicht seine Persönlichkeit verändern, sondern das Verhalten, oder?
Ich muss einfach wieder Vertrauen finden, vor allem zu mir selbst... das ist glaube ich mit der Schlüssel...
Secret
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von Secret »

hallo jens,

willkomen im club, ich hoffe diesen galgenhumor nimmt mir keiner übel.

die aggressionen gegen möbel und anderen gegenständen kannst du nur stoppen, wenn du es auch willst, mit hilfe der Therapeutin! ich bin jetze 43 und war bis vor ca. 5 Jahren auch so, das liegt an meiner Kindheit, wenn mein Vater früher ausrastete ist auch schon mal ein Möbelstück durch die Luft geflogen. Oder er hat mir als ich 15 war ein Holzetuie mit Stiften auf den Kopf geknallt, nur weil es ihm lästig war dass ich eine grippe bekam und mutter nach medikamenten fragte.

jetzt bin ich aber die frau in unserer beziehung, mein partner hatte nie angst vor mir, er konnte gut damit leben. es war ihm anfangs sogar unheimlich als ich zu beginn meiner therapie damit vor ca. 2 Jahren aufgehört habe, aber weisst du was: ich fühle mich heute stärker in der beziehung, erwachsener und mit mehr respekt behandelt als es vor ende meiner wutausbrüche war.

du kannst es schaffen! vielleicht ändert sich das mit den jahren auch wenn du älter wirst. ich hoffe doch, dass du dich nur an gegenständen auslässt und deiner partnerin keine angst machst!

alles gute und viel kraft, die depr ist keine entwicklung, sondern ein ständiges auf und ab, aber hoffentlich eher 3 schritte nach vorn und zwei zurück.

Secret
LG

Secret
Secret
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von Secret »

noch ein nachtrag zum leidigen thema haushalt: das ist wohl ein allgemeines problem zwischen männern und frauen, bei uns ist es genau umgekehrt, obwohl ich die depri bin. also zieh dir nicht den schuh wegen unfähigkeit im haushalt an, weil du depri bist!

LG
Secret
LG

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ghm
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von ghm »

Hallo Jens,

ich hoffe Du verträgst Ehrlichkeit.

Aggression entsteht aus Angst und aus dem Gefühl Ausgeliefert zu sein.

Wenn Du die Kraft hast, erforsche Dich, was Dir Angst macht.

Und wenn Du das Gefühl hast keine Kontrolle zu haben, dann werde Dir bewust, dass Du keine Kontrolle nicht hast, bis Du bei Dir bist.

Verdammt, ja, das tut weh, dass ich zum Himmel schreien will, aber es ist, wie es ist.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
TD28
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Gregor,
Ehrlichkeit ist doch wichtig, wie sonst kann man Lösungen finden?
Du hast Recht… Man muss es eben herausfinden… Ich werde versuchen, und bin auch schon dabei, mich dieser Herausforderung zu stellen… Danke für deine Worte.

Hallo Secret,
ja, der Galgenhumor hilft ab und an, das Ganze etwas erträglicher zu sehen…
Ja, ich möchte das stoppen und meine Therapeutin meinte, dass eine Verhaltenstherapie hier wohl der richtige Ansatz sei… Ich bin nur so unsicher, ob ich dieses Verhalten mir tatsächlich „abtrainieren“ kann, habe ja keine Ahnung was da auf mich zukommt, welche Strategien es da gibt, etc.
Und nein, ich lasse es Gott sei Dank nur an Gegenständen aus, ich weiß, man sollte nie „Nie“ sagen, aber ich würde hoffentlich nie gegen sie gehen, das würde mich umbringen, ich liebe sie doch so sehr… Wieso ist man dann so zu einem Menschen?
Ich war heute bei einem Neurologen und der hat mir jetzt, auch nach meiner Rücksprache mit meiner Therapeutin, ein AD verschrieben… Venlafaxin-neuraxpharm ret.
Jetzt liest man da ja leider so viel, auch wegen Nebenwirkungen usw., und ich kann es auch nicht lassen, das alles zu recherchieren, ist wohl meine Berufskrankheit, bin Journalist…
Ich hab wirklich große Angst davor… Bei all den Dingen, die man hier so im Forum liest, da denke ich einfach, dass ich ja vielleicht sogar noch „gut dran“ bin? Trotzdem empfinde ich es so, empfinde ich Angst…
Hoffentlich hört das auf… Ich müsste heute damit anfangen, muss aber am Montag wichtige Dinge auf der Arbeit erledigen und habe Angst, dass ich dazu nicht in der Lage bin…
eligeo71
Beiträge: 270
Registriert: 25. Aug 2006, 01:01

Re: Ist das Leben?

Beitrag von eligeo71 »

Hallo Jens,

fühle dich willkommen hier.

///Erste Ansätze wie zum Beispiel „Count to ten“, falls dir das was sagt, haben bisher kaum Wirkung gehabt… Bzw. Ich vergesse es, anzuwenden, weil ich eben diesen Punkt, an dem es soweit ist, nicht spüre…///

Das überrascht mich nicht, ist doch der Auslöser unserer Wut und unseres Ärgers nicht die Ursache derselben. Marshall B. Rosenberg, der Verfechter der gewaltfreien Kommunikation, äußert sich dazu in seiner Broschüre "Was deine Wut dir sagen will: Überraschende Einsichten" folgendermaßen: "...nicht das, was andere Menschen tun, macht mich wütend, sondern vielmehr etwas in mir selbst, das darauf reagiert, was die Menschen um mich herum tun. Die Ursache meiner Wut liegt also in meinem Innern, und deshalb muss ich lernen, den Auslöser von der Ursache zu unterscheiden."
Dieses "etwas" gilt es zu ergründen.

///Es fühlt sich einfach alles grade so schwer an, wie ein rießiger Berg, und ich hab die Kletterschuhe vergessen… Naja, Galgenhumor ist ja oft besser als gar keiner, oder?...///

Wenn ich auf meinen bisher zurückgelegten Weg (und den noch vor mir liegenden) schaue, dann ist die Anstrengung durchaus mit jener vergleichbar, einen riesigen Berg barfuss zu erklimmen. OK, ich könnte mir einfach auch ein Paar Bergschuhe zulegen, aber, dann unterliege ich der Verlockung, schneller zu laufen, als mir gut tut.
Warum ich diese Strapazen auf mich nehme? Ich möchte jenen Punkt in meinem Leben erreichen, an dem ich mich, in allem was ich denke, fühle und tue, selbst erkenne.

///Ich muss einfach wieder Vertrauen finden, vor allem zu mir selbst... das ist glaube ich mit der Schlüssel...///

Ich meine, bevor das funktionieren kann, muss ich mich intensiv mit einigen Fragen auseinandersetzen, wie z.B:
Was denke ich über mich selbst?
Wie stehe ich zu meinen Gefühlen?
Wie gehe ich mit mir selbst um?
Welchen Idealvorstellungen jage ich hinterher? (Sind das überhaupt meine?)
Ist das, was ich Tag für Tag tue auch wirklich das, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen? u.s.w.

///Ich müsste heute damit anfangen, muss aber am Montag wichtige Dinge auf der Arbeit erledigen und habe Angst, dass ich dazu nicht in der Lage bin…///

Das hört sich jetzt sicherlich hart an, aber ich fürchte, du wirst die Prioritäten in deinem Leben früher oder später überdenken müssen.
Angst wird nur weniger, wenn ich ihr etwas entgegensetze, und seien es (für den Anfang) "nur" Medikamente. Übrigens, wirken viele Antidepressiva auch angstmindernd. Wünsche dir den Mut und die Kraft die für dich stimmige Entscheidung zu treffen.

LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
TD28
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Rainer,
vielen Dank erst mal für deine ausführliche Antwort. Ich hatte sie gestern Abend schon gelesen, war aber nicht in der Lage, dir direkt zu antworten. Ich musste da erst einmal drüber nachdenken.
Ich habe Rosenberg nicht gelesen, aber es erscheint mir durchaus logisch, dass Auslöser und Ursache der Wut eben nicht dieselben sind… Wenn ich nur dieses Etwas ergründen könnte?
Und du hast Recht, es muss eine Basis geschaffen sein, um zu sich selbst zu finden. Da aber liegt ja genau das konstruktivistische Problem:
- Was denke ich über mich selbst? Viel schlechtes, leider
- Wie stehe ich zu meinen Gefühlen? Ich erkenne sie oft nicht…
- Wie gehe ich mit mir selbst um? Ich weiß es schlicht nicht… zu radikal? Zu streng? Oder zu locker?
- Idealvorstellungen?
Dazu muss ich sagen, dass ich diesen schon sehr nahe war, und eben, meiner Meinung nach, dabei bin, diese Lebenssituation durch mein Verhalten Stück für Stück zu zerstören…
Mir ist bewusst, dass ich Prioritäten setzen muss, nur: Genau dann kommen sie wieder, die Gedanken um die Konsequenzen, wenn ich gewisse Dinge nicht tue, was demnach passiert… Oder wenn ich Dinge doch tue, und was daraus sich ergibt wiederum…
Heute ist der zweite Tag der Medikamente, und jetzt sitze ich wieder hier, ähnlich wie gestern, und habe Angst davor, diese Pille zu schlucken… Ich hoffe, ich kann diesbezüglich und auch in all den anderen Bereichen auch tatsächlich Entscheidungen treffen…
Secret
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von Secret »

hallo jens,

hast du jetzt schon die mendikamte 2 tage genommen oder überlegst du es dir noch?

ob du die vertragen kannst und welche nebenwirkungen diese haben merkst du erst in 2 wochen laut fachliteratur und ärzte.

dann könntest du immer noch entscheiden, ob du die absetzt oder ein anderes medikamt ausprobierst.

und das mit der wut: da müsste der therapeut weiterhelfen und die gefühle ergrunden, mir hat es sehr geholfen meinen gegenüber auch mal zu sagen dass mich etwas verletzt und was mich stört. seitdem habe ich nicht mehr das hilflose gefühl nur wie in der kindheit gegen einen stuhl z.Bsp. treten zu müssen.

LG
M.
LG

Secret
TD28
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Re: Ist das Leben?

Beitrag von TD28 »

Hallo Secret,

ja, habe die Medikamente jetzt zwei Mal genommen. Außer leichtem Unwohlsein, Kopfschmerzen und leichtem Ziehen in den Beinen habe ich noch nichts gespürt, vielleicht ist das aber auch Einbildung? Wenn die NW ja erst später kommen sollen?

Ja, das ist natürlich auch eine Strategie, darüber zu sprechen. Das tun wir auch, nur läuft es auch oft darauf hinaus, dass sie diese von mir so empfundenen Kränkungen oder Gefühle nicht nachvollziehen kann, weil sie sagt, dass es so nicht sei. Bzw., sie sagt auch, dass ich nicht zu viel interpretieren soll und nicht immer nur das Negative auf mich beziehen soll... Irgendwie hat sie da ja auch recht...
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