Der schwerste Weg meines Lebens

bw296
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Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

und keine Ahnung, wohin er führt.

Guten Abend zusammen,

ich bin ein Neuer in diesem Forum. Ich hoffe, hier einige Gedanken austauschen zu können, was mir in meiner "realen Welt" nicht mehr möglich ist.

Ich versuche mich kurz zu fassen.

Ich bin männlich, 43 jahre alt und von Beruf Freiberufler.

Im November 2009 habe ich einen kapitalen Nervenzusammenbruch erlitten, hauptsächlich, weil ich dem beruflichen Druck nicht mehr gewachsen war, so dachte ich damals.

Auf Empfehlung meines Hausarztes begab ich mich in psychotherapeutische Behandlung. Die diagnose lautet auf schwere depressive Episode. Ich habe anfangs über diese Formulierung belächelt, als handele es ich um eine Laune meinerseits.

Ich wurde medikamentiert und befinde mich seither in regelmäßiger Behandlung.

Die Medikamente haben mich in gewisser Weise stabilisiert, mir aber auch jedweden Sinn für die Realität genommen. Sie haben in erster Linie zu einer vollkommenen Gleichgültigkeit allem und jedem gegenüber, beruflich wie privat geführt.

Nach mehr als einem Jahr Behandlung und Medkiamenten ist meine Situation schlechter als je zuvor. Dies liegt auch daran, dass ich durch die Therapie und dem mich zu der Krankheit bekennen gemerkt habe, wirklich krank zu sein, und nicht eben eine launische Episode zu durchleben.

Ich bin, so die Erkenntnis heute, nicht an meinem beruflichen Druck zerbrochen, dies war nur der Auslöser. Werte ich die Ergebnisse meiner Behandlung realistisch, so trage ich die Depression bereits seit mindestens meinem 14 Lebensjahr in mir, unerkannt schlummernd, nur darauf wartend, einmal ausbrechen zu können.

Mir war nicht damit geholfen, einfach neue Kraft durch eine berufliche Auszeit zu nehmen, vielmehr arbeite ich gerade mein ganzes Leben auf, und stoße auf erschreckende Gewissheiten, die ich bislang meinen privaten wie beruflichen Zielen unterordnend verdrängt habe.

Und jetzt sind sie da, und ich weiß nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll.

Mir läuft alles aus dem Ruder, weil ich mein Leben nur noch lebe, wie ein Ball im Wasser. Ich lasse mich treiben, ohne die Kraft zu haben, irendwelche Richtungen zu bestimmen.

Ich werde zunehmend von dieser Gleichgültigkeit vereinnahmt, die immer mehr Hemmschwellen niederreißt, die mich früher am Leben haben teilhaben lassen.

Mir bedeutet nichts mehr irgendwas. Ich vernachlässige mein soziales Umfeld, meine Familie, meinen Beruf. Mir ist alles völlig egal. Ich strebe nur noch nach Ruhe und Einsamkeit. Allein sein, ist mein gelebtes Tagesziel.

Schon einfachste Dinge des täglichen Lebens stellen für mich eine enorme Herausforderung und einen teilweise nicht zu überwindenden Kraftakt dar.

Meinen Beruf kann ich kaum noch ausüben. In meinem Büro herrscht das Chaos.

Zurzeit lässt die für mich zuständige Berufskammer meine Erwerbsfähigkeit unteruchen und stellt mir eine Verrentung in Aussich. Eigentlich für jemanden wie mich, der immer aktiv war und es gewohnt war Entscheidungen zu treffen, jemanden, der Zeit seines Lebens geackert hat wie ein Wansinniger,eine vollkommen unvorstellbare Situation, bedeutet sie doch auch, den Verlust meine derzeitigen finanziellen Standarts.

Doch es ist mir eben alles egal geworden.

In mir ist nur noch Leere.

Das, eben bin ich im Jahr 2011.

Mfg
loffi
bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

Noch ein Nachtrag,

ich war und bin ein großer Fan von Herbert Grönemyer, weil er in seine Liedern stets ausdrücken konnte, was ich fühle, so auch jetzt.

http://www.youtube.com/watch?v=0bypSHoVhZU
Antiope
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Antiope »

*beitrag gelöscht*
kormoran
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von kormoran »

hallo loffi,

willkommen im forum

ich habe deinen beitrag gelesen und dann das lied von grönemeyer angehört. danke dafür, das kannte ich nicht - ich mag grönemeyer auch sehr, und wenn dieses lied ausdrückt, wie es dir geht, dann verstehe ich noch ein stückchen besser.

es klingt so, dass du aus einem ganz normalen, funktionierenden leben ziemlich plötzlich rausgekippt bist.
nun gut, die berufliche überlastung wird dir an irgend einem punkt bewusst geworden sein - aber jetzt stellt sich heraus, dass du nicht einfach nach einer erholungsphase und anpassung der anforderungen wieder durchstarten kannst - nein, an dem punkt stehst du jetzt unerwartet vor einem riesen berg, der dich am weitergehen hindert.
ein berg an inneren lasten, an zu bewältigendem - lauter dinge, die du bisher verdrängt oder gar nicht wahrgenommen hast.

jetzt haben sich die alle mit macht einen weg heraus gebahnt und stellen sich dir in den weg.

ich möchte dir in dieser situation zwei dinge mitteilen:

1. so schrecklich das jetzt ist - von voller berufstätigkeit mit gerade mal 43 von berufsunfähigkeit bedroht zu sein -, es ist, was es ist.
du wirst einfach das annehmen müssen, was ist, und von da aus schritt für schritt weitergehen.
das klingt ziemlich grausam, aber es wird dich eher weiterbringen als hadern oder die schreckstarre, in der du jetzt verständlicherweise noch verharrst.

nimm diese verdammte depression an, geh auf sie zu und hör zu, was sie dir von dir erzählt.

2. die gute nachricht:
ES WIRD WIEDER ANDERS!!!

Ich selbst konnte es nicht recht fassen, wie lange ich aus der erwerbstätigkeit raus war. ich hatte auch gedacht, eine gut getarnte auszeit würde reichen, dann würde ich schon wieder gestärkt und mutig neu anfangen.
und dann ist ein jahr vergangen _ versuche, wieder zu arbeiten; anläufe während kurzer hochs, aus denen ich wieder auf den boden der depressiven, angstbesetzten, orientierungslosen realität geknallt bin. und noch ein halbes jahr, bis endlich - in meinem fall - die entscheidung für ein antidepressivum mich endlich wieder auf schiene gebracht hat.

ich konnte damals nicht mehr so wirklich daran glauben, dass ich es überhaupt wieder zurück schaffe, und dass ich jemals noch mehr als irgendwelche unerfreulichen dodel-jobs bekommen werde. als frau bin ich zudem sozusagen von der schwer-vermittelbarkeit wegen gebärfähigkeit direkt in die schwervermittelbarkeit wegen fortgeschrittenen alters hinübergeglitten .

trotzdem. seit zweieinhalb jahren arbeite ich wieder. zufrieden, motiviert und ziemlich kraftvoll.

der weg dahin hat für mich auch darüber geführt, mich endlich der ewig (ratlos, angstvoll) totgeschwiegenen frage zu stellen, wer ich eigentlich bin und was ich eigentlich will. das herauszufinden, mut und vertrauen zu mir selbst zu fassen, und dem nachzugehen.
um darüber auch nur nachdenken zu können, musste ich freilich erst mal in der lage zu sein, überhaupt wieder etwas fühlen, wollen, denken zu können.

mir hat dabei allerdings das antidepressivum sehr geholfen - damit konnte ich dann in der therapie, die ich schon früher begonnen hatte, nägel mit köpfen machen.


wie geht es dir denn mit deiner psychotherapie? hast du den eindruck, da am richtigen platz zu sein? ist es die leere in dir, die es dir unmöglich macht, hier fortschritte zu machen?

welche medikamente nimmst du denn? hast du mit deinem arzt darüber gesprochen, dass du so lange schon festhängst?

hast du über die möglichkeit einer stationären psychotherapie oder einer reha schon mal nachgedacht bzw. mit arzt/therapeut gesprochen?

ich hoffe, das war nicht zu viel text.

alles gute und erst einmal
good night, and good luck
kormoranin
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Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

Hi kormoranin,

nur eine kurze Frage :

Glaugst das jetzt wirklich, was Du da gepostet hast ?

Chemie im Kopf bringt Klarheit ? ?

Sorry, wenn ich das jetzt hier schreibe, aber Du kannst doch keinen Menschen in die Verwahrlosung der Pharmaindustrie treiben !

Ein guter Freund von mir abeitet in einer Marketingabteilung eines großen deutschen Pharmawerks.

Was er mir privat zu den Medis gesagt hat, schreibe ich jetzt hier nicht.
Die Jungs sind nämlich nicht so gut drauf, wenn "Öffentlichkeitsarbeit" von "Betriebsfremden" geleistet wird.

Ich kann nur eins dazu sagen, wenn Du dir 5 Pullen Bier täglich reinknallst, lebst Du länger und hast vielleicht auch mehr Spaß.

Liebe Grüße

Holgi & welcome Loffi
..........................................
cogito ergo sum !
kormoran
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von kormoran »

holgi, was issn in dich gefahren?

also: für dich zur wiederholun und für loffi zur information:

MIR PERSÖNLICH hat das antidepressivum, das ich nehme, sehr geholfen und tut es noch. ich schätze mich glücklich, dass ich gleich auf anhieb eins bekommen habe, das angeschlagen hat und dass die nebenwirkungen ertragbar waren/sind.
ich weiß nicht, wo ich ohne das zeug wäre, wie ich da wieder auf die beine gekommen wäre - ich habe es ja lange genug versucht.

loffi beschreibt seinen zustand so, dass zu zweifeln ist, ob das aktuelle medikament wirklich die erwünschte wirkung hat. deshalb frage ich ja nach.

es ist eben bei jedem anders, aber es besteht zumindest für jeden eine ziemlich große chance, mit hilfe vom medikament [EDIT] wieder am leben teilhaben zu können.

liebe grüße
kormoranin
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Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

@Loffi

Freiberufler - Hmm

Was denn ?

Ich bin selbstständig und auch so gesehen in Deiner Situation.

Viele Grüße

Holgi
..................................
Kein Bock mehr auf ein Zitat
bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

@ kormoranin

ich versuche mal eine antwort. vielleicht ist sie etwas aus dem zusammenhang. ich bin nämlich inzwischen wieder ziemlich müde und habe irgendwie als Forumsnovize so viel zu erzählen, dass es schwer ist, das Wesentliche zu finden.

Ob ich in der richtigen Therapie bin, vermag ich nicht zu sagen. Manchmal frage ich mich schon, wofür ich diese horrenden Arztrechnungen bezahle und fühle mich als Privatpatient irgendwie schon als Melkkuh, die man möglist lange am Leben halten muss, damit sie auch genug Milch abgibt.

Dies gilt vor allem dann, wenn meine Therapeutin mir als einzigen Ausweg aus meiner Erkrankung versucht, eine stationäre Behandlung nahezubringen. Ein Schelm, der böses dabei denkt, leitet sie doch eine psychologische Klinik.

Ich war, und bin, aber der Meinung, dass es auch Alternativen zu einer stationären Behanldung geben muss, zumal ich als Selbständiger Einzelkämpfer nicht so einfach mal eben 4-6 Wochen von der Bildfläche verschwinden kann.

Aber das ist eine andere Geschichte und hat vielleicht mehr damit zu tun, dass ich Menschen noch nie vertraut habe und auch nie vertrauen werde. Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott, heißt eine Weisheit, die ich zu meinem Lebensindex gemacht habe, und zwar aus gutem Grund und reichlichen Erfahrungen.

So empfinde ich auch die derzeitige Situation im Grunde genommen als unerträglich. Für mich gibt es Zeit meines Lebens nichts schlimmeres, als in irgedneiner Art und Weise von Menschen abhängig zu sein.


Meine erste Therapeutin, die mich in Anbetracht der vermeintlichen Schwere meiner Erkrankung sofort weitergeleitet hat, hat einmal kopfschüttelnd vor mir gesessen und mich gefragt, wie ich meinen Weg bisher überhaupt habe gehen können.

Ich weiß es selber nicht. Vielleicht, weil ich meine gesamte physiche und mentale Kraft habe einsetzen müssen, ein "normales Leben" führen, in dem tatsächlich nichts normal war und ist. Es war und ist ein Leben in einem Paralleluniversum, welches nicht meins war und ist, und in dem ich nur funktioniert und nicht gelebt habe.

Und jetzt kommt alles raus. Alles auf einmal und das Schlimmste ist, alle die Menschen, die mir vermeintlich nahe stehen, Eltern, sogenanne Freunde, stehen bei mir auf der Abschussliste, weil ich im Gegensatz zu denen jetzt in der Lage bin zu erkennen, welchen gehörigen Anteil sie an meiner Lage haben.

Doch es ist zurzeit ohnehin alles Makulatur. Wie ich schon schrieb, bin ich gerade gezwungen, ein Verfahren auf Feststellung meiner Erwerbsfähigkeit zu durchlaufen. Was soll ich denn da noch machen? Ich habe meine Geschicke nicht mehr in der Hand. Ich warte auf die Benennung des Gutachters, zu dem ich mich begeben muss und auf die anschließende Entscheidung meiner berufsständischen Kammer. Erst dann macht es für mich Sinn, mir Gedanken zu machen. Doch dann ist es sehr wahrscheinlich für meine wirtschaftliche Existenzgrundlage bereits zu spät.

Tolle Aussichten für eine Genesung.

loffi
Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

Erste Aussichten auf eine Genesung !
bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

@
noch kurz zum Medikament.

Ich nehme Cipralex z Zt 20 mg.

@ blackpearl
selbständiger ra

das mit den 5 pullen bier am tag hilft auch nicht. glaub mir, hab gerade die sechste vor mir stehen und sehe immer noch klar.
Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

Nun dann solltest Du die Chemiescheiße weglassen, die blockt oder gibt Dir den Kick so in den Arsch, das Du morgen noch denkst, dein Klo wäre ein Fahrrad !

@ Moderatoren, ich weiß, ich verstoße hier gegen Regeln, aber die Krankenkasse die unten als Sponsor steht hat bestimmt auch nichts dagegen, wenn ein bischen Psychpharmaka weniger vermittelt wird

Save the own future !

Holgi
.........................................
Freitag bin ich wieder dran - ich liebe meinen Dok
Antiope
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Antiope »

Medikamente: ich habe zwei schwerste Depressionen ohne durchgestanden - und jetzt *endlich* kriege ich medikamente. Und ich bin froh darüber, weil ich endlich wieder herrschaft über mein Leben gewonnen habe und nicht die Traurigkeit, die Losigkeit gesiegt hat!
Es ist einfach eine einseitige Verurteilung, zu sagen: dies ist weiß, das ist schwarz.
Hej, natürlich will ich wieder los von dem Zeug. Aber: wenn ich Schilddrüsenunterfunktion habe und Jodthyroxin nehme, meckert dann jemand? Wenn ich Diabetiker bin und jeden Tag mein Insulin spritzen muss, würde mir das jemand verweigern: "Sch...Chemie"?

Loffi, mich macht Deine Geschichte traurig - ich glaube wirklich, Du brauchst eine "Pause". Es kocht zuviel hoch, als dass es jetzt im normalen Leben händelbar wäre.
Ich höre ja, wie Du Dich mit Händen und Füßen dagegen wehrst - aber andererseits: wenn Du wegen Nicht-Mehr-Können monatelang vom Fenster weg bist - ist das besser? Du kämpfst ja so sehr darum, den Alltag irgendwie noch geregelt zu bekommen, bist von allem, was Dich unterstützen könnte, schon so weit entfernt, bist eigentlich kurz vor dem Untergehen - wie möchtest Du wirklich alles noch weiter im Griff behalten? (Bitte entschuldige die Härte, ich möchte Dich nicht noch weiter verletzen. Aber im Moment habe ich keine netten pflegeleichten Worte, um alles hübsch zu verpacken. Tut mir leid.)

Außerdem: ich bin mir nicht sicher, aber Erwerbsunfähigkeit muss nicht auf immer sein. Kannst Du Dich nochmals erkundigen? Das würde Dir etwas Spielraum geben, oder?

Zudem: wie sieht es aus, wenn Du Dich aufgrund der schweren Erkrankung in eine Klinik begibst, ist das dann nicht eine vorübergehende Erwerbsunfähigkeit? Könnte es nicht sein, dass es Deine Position sogar verbessert?

Und: Du musst ja nicht in die Klinik Deiner Therapeutin. Vielleicht ist es sogar ganz gut, woanders hinzugehen. Vielleicht hat Kormoranin recht, dass das Medikament einfach nicht das richtige ist - oder nicht mehr ist. War bei mir auch mal so - bin dann auf SSRI umgestellt worden. Funzt.
Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

ra = Rechtsanwalt ?
Holgi
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Holgi »

und jetzt *endlich* kriege ich medikamente ...

*ENDLICH*

Sorry, aber Du wirst die Scheiße nie ohne "Wiederhabenwollen" Gedanken loswerden.

Die Depris sind eine wunderbare Einnahmequelle.

Das ist Fakt.

So wie die Autofahrer abgezokt werden an der Tankstelle.

Es interessiert keine Sau von der Pharma, ob ein Medi wirkt oder nicht.
Es geht nur um flächendeckende Studien, welches Medi bei welchem "Patienten" eine gewisse "Ruhigstellung" hervorruft.

Ist das Präperat "wirkungsvoll" kann es zu einem höheren Preis verkauft werden !

So nun habe ich aber echt zviel verraten !

Holgi
Antiope
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Antiope »

Ach Holgi,

das ist Schwarz-Weiß-Denken. Woher weißt Du, dass ich nicht weiß, ob die SSRI wirken?

Fakt ist: Cipralex ist mehrmals so teuer wie SSRI, die es inzwischen von vielen versch. Herstellern gibt. Excitalopram soll bei bi-polaren eingesetzt werden, soweit ich es weiß, und hat bei mir nicht gewirkt.

Mit dem Thema der Pharma-Kartells habe ich mich auch beschäftigt, dem Nicht-Nutzen bestimmter Herzmedikamente, der Cholesterinblocker usw. (die übrigens ein vielfaches der SSRI kosten) oder der ätzteuren Krebstherapien. Ich kann Deine Argumente zum Teil nachvollziehen. Es werden zu viel Psychopharmaka ausgegeben (gerade in Altenheimen), genauso wie andere Medikamente. Aber: Deine Meinung kann nicht verallgemeinert werden, es kann nicht alles in Bausch und Bogen verdammt werden.

Warum sollte ich von den Med's abhängig werden? Glaubst Du, wenn ich die Wahl habe zwischen schwarzem Gedankensog & Hoffnungslosigkeit & Kraftlosigkeit oder Rausgehenkönnen & Nicht-Schwarz-Gedanken, ich würde das erste wählen?

Auch Fleisch & Wurst ist eine wunderbare Einnahmequelle. Bist Du Vegetarier?

Ich habe auch schon versucht, ohne Thyroxin auszukommen. Geht nicht. Was ist Deine Meinung dazu?
chrigu
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von chrigu »

Hi Holgi,

>Sorry, aber Du wirst die Scheiße nie ohne "Wiederhabenwollen" Gedanken loswerden.>
Das ist totaler Quatsch. Ich habe ADs genommen, und mir haben sie vielleicht sogar das Leben gerettet. Jetzt bin ich schon eine Weile ohne, und ich wäre nicht hier und so wie ich bin, hätte ich sie damals nicht genommen.
Hast Du welche genommen? Bist Du losgekommen? Oder wie kommst Du zu so generellen Aussagen? Ich wäre ja schonmal ein guter Gegenbeweis.

Natürlich wollen Pharmafirmen Umsätze machen. Das wollen übrigens auch die Brauer, deren Bier Du Dir reinschüttest. Und weißte was: Solange sie damit dem Krebskranken, der Depressiven, dem MS-Kranken etc. helfen, dürfen sie das von mir aus auch.

Ich finde es in einem Depressionsforum durchaus angebracht, kritisch über Medikamente und Pharmafirmen zu diskutieren, ich sehe da auch viele Dinge kritisch. Aber sie unreflektiert zu verteufeln und sich für überlegen zu halten, weil man ohne auskommt oder weil man streng geheimes Geheimwissen aus der Pharmaindustrie hat (*gähn*), halte ich schlicht für dumm. Durch seine unreflektierte Meinung auch noch andere Foristen als blöd dastehen zu lassen finde ich auch noch auf der emotionalen Ebene dumm.

Hi Loffi,
ich glaube nicht, dass Deine Therapeutin zwingend auf Dich als Patient in ihrer Klinik angewiesen ist. Da drängen sich schon genug andere! Angesichts der ultralangen Wartezeiten, die man allgemein auf einen Therapieplatz hat, könntest Du ja auch die Sache mal aus einer anderen Warte sehen: Du hast Kontakte und Beziehungen, die es Dir ermöglichen, solche Wartezeiten zu umgehen, außerdem kannst Du dort vielleicht auch direkt an bisherige Arbeit anknüpfen, ohne - wie so oft - wieder ganz von vorne anfangen zu müssen. Das sind Voraussetzungen, von denen jeder andere, der gerade auf einen Klinikplatz hofft, nur träumen kann!

Und es gibt natürlich auch noch Alternativen zum stationären Aufenthalt. Tagesklinik zum Beispiel.

Gruß
Chrigu
bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

Guten Tag zusammen,

erst einmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme in diesem Forum.

Mir gehen im Moment so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich mich nicht wirklich auf etwas Wesentliches konzentrieren kann.

Nur so viel. Ein Grund für meine ablehenden Haltung gegenüber klinischen Therapien besteht darin, dass meine Ärztin mir erklärte, z.B. eine tagesklinische Behandlung sei eine Gruppenbehandlung von bis zu 10 Personen, im Rahmen derer ich einmal wöchentlich etwa 3 Stunden Einzeltherapie erhielte.

Das ist für mich keine wahre Therapie, weil ich die meiste Zeit mit Menschen zu tun hätte, die mir nichts bedeuten und deren Probleme mir ehrlich gesagt egal sind. Das klingt arrogant und selbstherrlich, ist es aber nicht.

Ich hatte bereits angedeutet, in meinem Leben mit Menschen auf Dauer gesehen ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Dies hat zu einer inneren Abkehr bei mir geführt. Ich mache mir aus Menschen nichts, ich traue und vertraue ihnen nicht.

Um das näher zu Begründen, müsste ich hier stundenlang aus meinen Erfahrungen berichten. Das möchte ich euch aber ersparen.

Ich habe mit Menschen abgeschlossen. Auch hier kann ich nur schreiben, weil das Internet eine gewisse Form der Anonymität gibt. Ich weiß, ich korrespondiere mit "echten Menschen". Aber ich schreibe vor dem Computer.

Diese Haltung, die in den letzten Jahren immer drastischer wurde, hat unter anderem dazu geführt, dass ich die Menschen, mit denen ich beruflich zu tun haben muss, größtenteils gar nicht mehr ernst nehme. Ihre Probleme, mit denen sie zu mir kommen, interessieren mich nicht mehr wirklich. Ich arbeite sie leidenschaftslos und emotionslos ab. Oft fehlt mir sogar jedes Verstädnis für diese Leute.

Ich habe mich vor Jahren schon von den Menschen emotional abgewandt. Der Prozess wurde begleitet und gefördert durch meine Hunde. Klingt merkwürdig, oder. Aber meine Hunde haben mir erst gezeigt, wie schlecht die Menschen wirklich sind.

Es gibt einen Vierzeiler eines mir unbekannten Autors, der meine diesbezüglichen Gefühle und Einstellungen auf den Punk bringt:

"DASS MIR DER HUND DAS LIEBSTE IST;
SAGST DU OH MENSCH SEI SÜNDE;
DOCH BLEIBT DER HUND IM STURM MIR TREU;
DER MENSCH NICHT MAL IM WINDE"

mfg
loffi
Caroline1
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Caroline1 »

@chrigu: super formuliert!

lieben gruß an dich von

caroline
Clown
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Clown »

@ Loffi

>Aber meine Hunde haben mir erst gezeigt, wie schlecht die Menschen wirklich sind.
Ach, du bist ein schlechter Mensch? Oder bist du die eine, die einzige, große, löbliche Ausnahme?

Na ja, gut ... du bist kein schlechter Mensch, aber alle anderen. Ich auch. Dann kann ich dir gar nichts schreiben, ich tauge ja nichts.

Also mach's gut.

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
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bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

@clown
wenn du so willst, bin auch ich ein schlechter Mensch. Ja, schlecht alleine deshalb weil ich ein Mensch bin und meinem Hund nicht mit dieser bedingungslosen Liebe begegnen kann, die er mir täglich zeigt.

Ich nehme mich da nicht aus, lebe aber anders. Ich verlange von anderen Menschen nichts und erwarte von denen auch nichts, außer, dass sie mich in Ruhe lassen.

Sie lassen mich aber nicht in Ruhe, weil ich einen den Menschen zugewandten Beruf ausübe. Das ist ja mein Dilemma. Das was mich krank gemacht hat, bestimmt nach wie vor mein Leben.

Ich habe auch einmal versucht, das meiner Therapeutin zu erklären, die meinte, sie müsse mich erst mal dahin bringen, beruflich wieder zu funktionieren. Sie hat nicht verstanden, dass ich meine Krankheit aus dem Umgang mit Menschen, bzw. den Erfahrungen, die ich gemacht habe, ableite, zumindest zu großen Teilen.

Es bringt mir nichts, vermeintlich gesund wieder dahin zurück geschickt zu werden, was mich krank gemacht hat. Was ist das denn für eine Therapie?

Und zum Thema Mensch und Hund noch so viel. Würde mich ein Mensch und ein Hund in eine Notwehrlage bringen, ich hätte bei beiden keine Hemmungen, sie zu töten. Alleine der Hund täte mir nachher leid, denn er ist immer nur das Geschöpf des Menschen.

Hinter jedem aggressiven Hund steht ein schwacher Mensch.

Der Mensch aber ist zu rationalem Handeln fähig. Und wenn das mich in Gefahr bringen würde, würde ich entsprechend reagieren, ohne Gefühle und ohne Mitleid und ohne Zögern.

Weil ich es so weit aber gar nicht erst kommen lassen möchte, ziehe ich mich eben zurück.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Ich neige nicht dazu, jede Diskussion mit Gewalt zu lösen, oder ihr entsprechend zu begegnen. Weiß Gott nicht. Deshalb habe ich von einer Notwehrlage gesprochen. Ein Beispiel. Bei uns wurde kürzlich eingebrochen, als wir nicht zu Hause waren. Das wäre eine solche Situation.

Stünde ich einem Einbrecher gegenüber, der eine Waffe, ein Messer oder ähnliches hätte, würde ich mit dem sicherlich keine Diskussion über seine schlechte Kindheit beginnen, sondern abdrücken.

mfg
loffi
bw296
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

nachtrag zu Clown:

ich halte es da, wie einst al capone, der mal sagte:

Mit einem freundlichen Wort und einer Waffe erreicht man mehr, als mit einem freundlichen Wort allein.

mfg
loffi
Clown
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Clown »

Loffi, hast du Kinder? Hast du in letzter Zeit mal ein Neugeborenes gesehen, einen Menschen, der erst wenige Stunden alt ist?

Menschen werden genauso wie deine Hunde zu dem gemacht, was sie sind.

Du also auch.

Wer hat dir so viel Schlimmes angetan, dass du zu so einer Einstellung gekommen bist?

Glaubst du, du bist zur Welt gekommen, um so zu leiden und diese ablehnenden Gefühle anderen Menschen gegenüber zu haben?

Clown
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kiwilana
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Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von kiwilana »

@ Clown: Ruhig, Brauner, ganz ruhig - Loffi hat lediglich seine Sicht erläutert, aber dich bzw. uns nicht angegriffen. Das hast du ggf. zwischen den Zeilen gelesen. Ich empfinde es nicht als Angriff.

@ Loffi: Es tut mir ehrlich leid für dich, dass es dir so geht, wie es dir geht. Und ich wünsche dir, dass es dir bald besser geht! Ein absolut liebevoll gemeinter und gleichzeitg absolut ernster und (ggf. lebens-) wichtiger Rat, damit auch eine Chance dafür besteht, dass es dir besser gehen kann: Wenn du dir das weiterhin einredest, was du oben über Menschen geschrieben hast bzw. diesen Gedanken über Menschen weiterhin Glauben schenkst - dann wird es:

1.) Auf gar keinen Fall besser!
2.) Besteht definitiv das Risiko, dass es schlimmer wird.

Denn der Mensch ist nunmal ein soziales Wesen und als solches und nur solches gedacht und veranlagt! Denkst du wirklich, dass du - nur weil du es nunmal so lieber magst - der erste Mensch auf der Welt sein kannst, der tatsächlich keinen Schaden davon nehmen sollte, wenn er sich den Menschen komplett abwendet bzw. sich innerlich komplett von ihnen distanziert?

Loffi, wach auf! Und frage dich mal, warum du Depressionen hast! Und falls du es nicht wissen solltest: Das was du beschreibst über "deine" vermeintliche Sicht des Menschen, passt wunderbar zu den Symptomen einer schweren Depression, z.T. auch einer mittelschweren. Willst du wirklich das (lebensgefährdende) Risiko eingehen, weiterhin dem zu glauben, was dir mit sehr großer Wahrscheinlichkeit (!) nur die Depression als Gefühl und Gedanken einreden will? Dann wirst du zwar bei "deiner" Sicht bleiben können - die wie gesagt aufgrund der Tatsache, dass der Mensch nunmal ein soziales Wesen ist, auf GAR KEINEN FALL NORMAL UND GESUND IST! - aber besser kann es dadurch m.E. einfach nicht werden! Du verleugnest, dass du ein Mensch bist!

Verweigert man dem Menschen - also auch du dir selbst! - seine ihm von der Natur aus gegebene soziale Komponente, verleugnet sie, missachtet sie und nährt sie nicht, verkümmert der Mensch mehr und mehr. Auch wenn es sich für dich gerade genau andersrum anfühlt: Das ist die Depression, nicht du! Kein einziger psychisch gesunder Mensch fährt auf deine Weise ins Glück, lebt erfüllt (also dem Gegenteil von innerer Leere, die dich auch belastet, wie du schreibst) oder gesund. So hart es auch klingt, das heißt: Deine Sichtweise, in ihrer radikalen und verallgemeinernden Art, ist krank! Nicht gesund, nicht normal - das heißt: Ein Symptom einer Krankheit!

Deshalb bitte ich dich DRINGEND: Egal wieviele negativen Erfahrungen du gemacht hast! Sch... egal! Das haben auch andere! Öffne dich dem Leben - und dazu gehören neben Hunden nunmal auch Menschen. Es gibt KEINEN ANDEREN WEG, wenn du dich wirklich und nachhaltig besser fühlen willst - die Depression mildern oder davon genesen willst.

Wir haben übrigens auch einen Hund. Und ich finde auch, dass das Zitat zutrifft. Aber ein Hund kann und darf nicht alles im Leben sein. Das ist auch gar nicht seine Aufgabe.

Ich wünsche dir wirklich von Herzen alles Gute - und hoffe hoffe hoffe sehr, dass du darüber nachdenkst. Nicht wegen mir bzw. für mich. Auch nicht für die anderen Forianer hier. Sondern für dich! Ich hoffe, du kannst sehen, dass mein Text so gemeint war: Nämlich gut und nur im positiven Sinne für dich. Alles alles Gute, Kiwi
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von Antiope »

Hallo Loffi,

was Du schreibst, kann ich in weiten Teilen nachvollziehen. Wenn Du schreibst, Du hast Dich von den Menschen abgewandt, weil sie Dir so viele böse Erfahrungen beschert haben - ja ... Ich möchte Dich jetzt nun nicht vereinnahmen und so tun, als wäre alles gleich. Aber ja, ich kenne diese Einstellung, habe sie selbst auch gelebt, hatte vor Menschen Angst, weil sie mir ständig Leid zufügten.

Aber irgendwann ist etwas geschehen - und ich weiß nicht mal was - da waren die Menschen plötzlich auch mal nett und freundlich.
Und ich habe gemerkt, solche Menschen tun mir gut.

Ich hoffe, ich komme Dir nun nicht wie ein Prediger vor, aber vieles, was Du jetzt so sehr schwarz und negativ siehst, vieles davon kommt *auch* von Deiner Depri-Brille. Sie lässt Dich gar nicht mehr die andere Seite sehen, nicht wahrnehmen. Und nein, ich möchte Dich nicht zu einem übereifrigen Discogänger und Festgänger bekehren - sondern ein bisschen Verständnis für Dich selbst hervorrufen - dass Du im Moment nicht mehr die Hoffnung aufbringst, an das Gute im Menschen zu glauben.

Was Du über Hunde sagst, ja stimmt. Aber Hunde sind auch "nur" Lebewesen, und es wäre schade darum, sie zu idealisieren. Damit stellst Du sie auf ein Podest, wertest Dich selbst ab.

Eine andere Frage: was wünscht Du Dir von einer Therapie?
Es muss ja wirklich nicht die sein, die Deine Therapeutin Dir vorschlägt.
Mir würde es genauso gehen - nur Gruppe, nur viele Leute auf einem Haufen... Damit bin ich schon mal nicht zurecht gekommen, weil es mir zuviel war. Ich konnte die Menschen nicht mehr aushalten.

Es gibt aber auch anderes: Schau mal nach der Adula-Klinik in Oberstdorf. Ist das etwas, zu dem Du Dich durchringen könntest - würdest Du es riskieren wollen, Dich darauf einzulassen?
(Nein, ich war nie dort - aber das Konzept finde ich ansprechend).

Haben Dir übrigens Deine Hunde auch gezeigt, wie gut Menschen sein können? Gibt es einen einzigen Menschen, der nicht abgrundtief schlecht ist?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du weiterhin schreibst.
bw296
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Registriert: 4. Feb 2011, 11:15

Re: Der schwerste Weg meines Lebens

Beitrag von bw296 »

@ clown und kiwlana

ihr steckt den finger ganz tief in meine derzeitigen wunden. ich schrieb vorher ja bereits, dass ich erst durch meine Behandlung seit etwa einem Jahr eine klare Sicht auf all meine Probleme bekommen habe und vieles dessen, was ich heute durchlebe, Folge meiner "Lebenserfahrungen" ist. Nur, die Thematik ist zu komplex um hier immer die richtigen Worte zu treffen. Jede meiner Post zu Menschen, Hunden, Einstellungen etc. betrifft immer nur einen kleinen Teil des großen Ganzen meiner Krankheit.

Aber Euch das allen komplex darzustellen, dafür müsste ich Euch meine Lebensgeschichte erzählen. Das möchte ich Euch aber nicht antun.

Nur so viel. Schon als Kind, das ist heute klar, habe ich unter Depressionen gelitten. Das hat nur keiner erkannt, weil die Depression seinereit eben nicht "gesellschaftsfähig" war.

Meine Emotionen heute sind geprägt von meiner Mutter und ihrem innerfamiliären Leistungsdenken, welches sie fortwährend mit einem perfiden System aus phsysicher und psychsicher Gewalt durchgesetzt hat.

Ich gebe Euch nur einige Dateils. Neben den regelmäßigen unkontrollierten Schlägen, die ich und mein 7 Jahre jügerer Bruder, erhalten haben, wenn eine Schulnote nicht im Sinne meiner Mutter war, pflegte sie auch die emotionale Gewalt. Es gab Situationen, in denen sie wochenlang kein Wort mit uns sprach und uns ignrorierte. Dann gab es nichts zu essen, keinen Blick oder sonst was. Mein Vater ist dann eingesprungen, der unter der Situation aber selber genug gelitten hat.

Ich weiß nicht, wie oft ich von meiner Mutter gehört habe, ich sei zu nichts Nutze, unfähig und inkompetent. Und je mehr sie mich wegschob, desto intensiver suchte ich nach ihrer Zuneigung und wurde immer nur enttäuscht.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in meinem Zimmer meinen Kopf gegen die Wand geschlagen habe, um meinen Vater auf mich aufmerksam zu machen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mich selber verletzt habe, weil ich ja nichts wert bin. Das hat sich durch mein ganzes Leben gezogen.

Ich habe schon mit etwa 16 Jahren den Respekt vor Menschen verloren. Vor meiner Mutter, wegen ihrer Gewalt, vor meinem Vater, wegen seiner Passivität. Und ich bin ins Gegenteil umgeschlagen. Ich erinnere mich an eine Situation, als meine Mutter meinen Bruder gerade zwischen hatte. Da war ich etwa 17. Ich habe mich dazischen gestellt, meine Mutter von meinem Bruder weg zu Boden geworfen und ihr gedroht, sie umzubringen, sollte sie meinen Bruder nur noch ein mal anfassen. Und weiß Gott, ich hätte es getan. Danach war Ruhe.

Trotz allem habe ich Zeit meines Lebens immer nur nach der Zuneigung meiner Mutter gesucht. Ich wollte ihr endlich einmal irgendetwas recht machen. Deshalb habe ich auch diesen Beruf ergriffen, den ich nie wollte, den ich jeden einzelnen Tag verabscheut habe. Aber ich habe in den entscheidenen Situationen meines Lebens nicht die Kraft gehabt, meinen Weg zu gehen.

Mein Bruder hat das anders gemacht und ist heute glücklich. Doch der hatte auch mich als "Abfangjäger".

Das ist der Kern meiner Geschichte. Und es kam so vieles nach.

Nach 14 Jahren in einem Beruf, der mir keinen einzigen Tag Spaß gemacht hat, kamen die körperlichen Konsequenzen.

Ihr fragt, warum ich nicht früher etwas geändert habe? Erstens, weil ich nicht den Mut hatte und zweitens, weil ich dermaßen viel Geld verdiene ( bzw, verdient habe . Und Geld kann ablenken. Ich habe nur nach dem Motto gelebt, Mein Haus, Mein Boot, Mein Pferd. Ich hatte schon mit Mitte 30 ein eigenes Haus und täglich die Qual der Wahl, mit welchem der allesamt teuren Autos ich denn ins Büro fahren würde, das Cabrio? den Geländewagen? den Sportwagen? Oder doch das Motorrad?

Das alles hat mir die Sinne vernebelt, betrachtete ich es als angemessenes Schmerzensgeld.

Heute ist die Situation eine andere. Gut, das Haus ist noch da, und auch der Porsche. Aber der Rest ist weg und wurde eingetaucht für einen Wohnwagen. Mit dem ziehe ich jetzt, wenn es mir bis oben steht durch die Lande.

Clown. Du fragst nach Kindern. Ein weiteres sensibles Kapitel in meinem Leben. Ich habe mir zeitlebens nichts sehnlicher gewünscht, als eine eigene Familie, Kinder, ich wollte immer 5, aufwachsen sehen, sie im Leben begleiten, ihnen bei all ihren Problemen zur Seite stehen, halt für sie da sein, so wie niemals jemand meiner Eltern für mich dagewesen ist. Doch ich kann keine Kinder zeugen. Diese Gewissheit habe ich seit 6 Jahren. Das hat auch zu einer großen Leere in meinem Leben beigetragen.

Ich habe all meinen Frust in meinen beruflichen Erfolg gesteckt, den ich auch hatte, auch wenn ich den Beruf nicht mochte.

Mit 40 kamen dann die ersten Wehwehchen. Ich bin umgefallen und wurde mit dem Norarzt mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. War Gott sei Dank nur eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Bluthochdruck. Seit den nehme ich Betablocker. Ein Jahr später war ich permanent ohne Indizierung krank. Erst als die ersten Zähne wackelig wurden, trafen die Ärzte die Diagnose, verschleppt Parandotitis. Mir sind dann alle Zähne des Oberkiefers und 19 des Unterkiefers gezogen worden. Das war um 9:00 Uhr. Um 11:OO Uhr habe ich wieder am Schreibtisch gesessen.

Danach kam Rheuma und zwei Versensporne. Seit mehr als zwei Jahren lebe ich keinen Tag ohne Schmerzen und Schmerztabletten.

Das nur mal so vorneweg. Zu den beruflichen Dingen möchte ich jetzt nichts sagen. Das würde den Rahmen sprengen.

Ich kann nur sagen, ich hab die Schnautze voll, ich will nicht mehr.

MFG
loffi
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