Gesellschaft kostet Geld!!!

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kessy4949
Beiträge: 228
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Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Zusammen,

für Depris und für die allgemeine Gesundheit ist es ja bekanntlich wichtig, sich mit anderen Menschen austauschen zu können und auch persönlichen Kontakt zu haben. Ich hab mir aufgrund aktueller Geldknappheit einfach mal die Frage gestellt, welche Gesellschaft heute kein Geld mehr kostet? Hm.......Sportvereine....kosten massig Geld, mit Freunden (wenn man welche hat) geht man meistens weg und das kostet wieder Geld, VHS Kurse kosten gleich noch mehr Geld. Gruppen z.B. Singlevereine treffen sich meist in Cafes. Freizeitgruppen kosten auch Geld. Was bliebe noch übrig? Hm, Selbsthilfegruppen verlangen manchmal Spenden für Räume, selbst die Kirche läßt nachher noch den Klingelbeutel rumgehen, der Arzt verlangt mittlerweile 10,-- Euro - jetzt nur mal ein Beispiel weil es früher hieß, manch alte Menschen würden nur aus Kontakteinsamkeit so oft zum Arzt gehen. Beim Bäcker, Metzger, Supermarkt gibt man auch Geld aus. Also quasi überall heute, wo man auf Menschen trifft wird man zur Kasse gebeten. Hat es also der liebe Kapitalismus und die freie Marktwirtschaft tatsächlich geschafft, also ein letztes Refugium zu Geld zu machen.
Das nur mal als Überlegung weil in manch einem Forumsbeitrag der Kapitalismus und seine Folgen für uns und die Welt zum Thema gemacht wurden. Ich finde das schon ziemlich heftig, daß nun selbst die Dinge, die selbstverständlich sein sollten, nun immer mehr die Ausnahme werden. Bliebe wohl noch, sich dumm guckend in die Fußgängerzone zu setzen oder in die Bushaltestelle. Aber nur solange, die Innenstadt noch kein Eintritt kostet. Ich spreche hier von allen Altersklassen die dieses Thema früher oder später mal beschäftigt, wenn man gezwungen wird, umzudenken.

Grüße,
Christin
bradforhelp
Beiträge: 344
Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

das ist aber eine sehr plakative Sicht der Dinge. Lies doch mal die Rede von Horst Köhler vom 24.03.2009.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von FönX »

Hallo Christin,

klar kann man alles auf kostenpflichtige Aktivitäten reduzieren. Aber es gibt noch mehr.
Spaziergang am See, Fluß, Meer, (letzteres habe ich vor der Haustür), durch den Wald usw. Freunde zum Kaffee oder Tee zu sich nach Hause einzuladen kostet auch fast kein Geld. In der warmen Jahreszeit im Park spazieren. Gemeinsam Musik machen kostet auch, sofern Instrument vorhanden ist, kein Geld.

Vor einiger Zeit hatte ich mal ein Buch vorgestellt, das ich dir empfehlen möchte: http://tinyurl.com/6bfsxrh

Ich halte es mit Joe Cocker:
"The simple things that come without a price...
that the best things in life are the simple things".

Oder mit den Franzosen: "Wenn du nicht hast, was du liebst, musst du lieben, was du hast."

Viel Spaß bei der Suche nach den simple things.

Lieben Gruß
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von Regenwolke »

Hallo,

ich finde das nicht so eine plakative Sicht der Dinge. Wenn man einmal für eine längere Zeit in der Situation war, extrem wenig Geld zu haben, merkt man, dass sich die Kontaktmöglichkeiten dadurch tatsächlich einschränken. Zumindest, wenn man nicht in einem entsprechenden Umfeld (z. B. einem studentischen, wo alle sehr wenig Geld haben) lebt.

Es ist nicht so, dass gar nichts mehr geht, aber eine Mitgliedschaft in einem Verein oder das Belegen eines Kurses muß schon sehr gut überlegt sein. Auch regelmäßige Treffen mit Freunden zu Hause kosten Geld, wenn auch vergleichsweise wenig. Musikinstrumente muß man erlernen und ein Instrument braucht regelmäßige Pflege und Wartung - je nach Instrument können das recht hohe Kosten sein.

Über wenig Geld zu verfügen schränkt die Möglichkeiten der Teilhabe am sozialen Leben ein, das ist ein Fakt. Aber damit zu hadern, hilft ja nicht viel weiter. Daher denke ich, in dem Spruch von FönX steckt viel Wahres: Man muß auf das Schauen, was dennoch möglich ist.

LG, Wolke
Phosphor
Beiträge: 194
Registriert: 5. Dez 2010, 14:19

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von Phosphor »

Hallo Christin,
leider weiß ich nicht, ob Du berufstätig oder zumindest gesundheitlich in der Lage bist, wenigstens stundenweise eine ehrenamtliche Tätigkeit oder - noch besser - einen Job zu übernehmen. Sollte ich diese Information im Forum übersehen haben, bitte ich um Nachsicht.
Dann könnten wir mehr sagen zum Thema "Gesellschaft, die eben kein Geld kostet". Die Kontakte mit Kollegen oder Kunden sind in sozialer Hinsicht ja nicht zu unterschätzen.

Liebe Grüße
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von mbm22 »

Hallo Christin,

ich kann Dir da eigentlich auch nur Recht geben. Bei uns (alleinerziehend m. 3 Kindern) war das Geld auch über lange Zeit super knapp, obwohl ich gearbeitet habe.
Wenn Freunde mich in dieser Zeit ansprachen, mit ihnen etwas zu unternehmen, musste ich immer absagen, wenn es mit einer Geldausgabe verbunden war. Wenn überhaupt habe ich es eher versucht meinen Kindern zu ermöglichen. Es war mir peinlich zu sagen, dass mir für die Unternehmungen das Geld fehlt oder krampfhaft Gegenvorschläge zu machen, die nichts kosten. Dafür habe ich mich echt geschämt. Zu Feiern wurde ich eingeladen, habe aber manchmal abgesagt, weil ich kein Geld für ein kleines Geschenk gehabt hätte. Außerdem hätte ich mich nicht mit einer Gegeneinladung revangieren können.
Dafür habe ich mich geschämt. Meinem Jüngsten wurde damals in unserer Straße von den Nachbarskinder nachgesagt, dass wir ja total verarmt seien.
Ja und nach einiger Zeit wird man erst garnicht mehr gefragt. So sind nur noch ganz vereinzelte Freude übrig geblieben.

Natürlich habe ich meinen Kindern vermitteln wollen, dass man auch schöne Dinge machen kann, die nichts kosten. Trotzdem haben sie manchmal unter der schlechten finanziellen Lage gelitten und konnten z.B. nicht mit auf die Klassenreise fahren.

Herzliche Grüße

lernfee
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von kessy4949 »

Hallo,

ich hadere nicht, mir ist das nur einfach mal so aufgefallen, weil ich momentan von meinem Erspartem lebe, also nicht mal die Ermäßigungen kriege, die vielleicht noch Arbeitslose kriegen, weil ich nicht arbeitslos gemeldet bin. Es würde außer Druck nichts bringen und Druck ist das allerletzte was ich noch gebrauchen kann. Bei der Krankenkasse mußte ich letztens - trotz unbefristet verlängertem Schwerbehindertenausweis - auch nachweisen, daß ich "Schwerwiegend Chronisch Krank" bin - wie sich das schon anhört - um meine Zuzahlungsbefreiung für meine Medikamente, die ich alle 3 Monate neu vom Arzt brauche, zu bekommen.

Um z.B. beim Bund Naturschutz tätig zu sein, müßte ich eigentlich auch Mitglied sein. Bei den Treffen darf jeder kommen, aber die Treffen sind auch wieder in einer Wirtschaft. Ich kann es mir gottseidank noch leisten, für Andere ist selbst das aber ausgeschlossen. Demnächst fangen die Kröten wieder das wandern an, da bin ich dann (auch ohne Mitgliedschaft) wieder ehrenamtlich tätig. Stimmt die Ehrenämter sind mir auch mit eingefallen, hab ich aber vergessen mit aufzulisten. Die würden im günstigen Fall nichts kosten. Im ungünstigsten Fall Spritgeld oder für Öffentlichen Verkehrsmittel. Nochmal wie gesagt, ich hab mir das für die Allgemeinheit, auch alte Menschen die nicht mehr gut zu Fuß sind oder auch nicht viel Rente haben, überlegt.
Bei einem Sportverein bin ich kürzlich selbst wieder beigetreten, da der Sport meiner Krankheit - wegen der ich den Ausweis habe- förderlich ist. Die Beiträge sind seit einer Fusion mit einem anderen Verein deutlich gestiegen. Ich werde netterweise, als passives Mitglied, eben weil ich früher jahrelang Mitglied war. Aber da kommen trotzdem noch zusätzliche Kosten dazu, die man vorher nicht unbedingt mit einbezieht. Bei einem normalen Beitrag käme man so auf eine Summe, die einem Beitrag fürs Fitness-Studio gleicht.

Grüße,
Christin
Secret
Beiträge: 1399
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von Secret »

Hallo,

ich kann mich Wolke und Lernfee nur anschliessen: ich habe es von Grundschulalter an durch meine Eltern erlebt, die ab 50 keine Arbeit mehr bekamen. Wir waren in vielen Dingen aussen vor, auch ich war in der Schule im Nachteil, konnte nichts mitmachen.

Das hat mich bis zur Lehrzeit geprägt, zu lange viel arbeiten lassen, eine Fortbildung nach der anderen zu besuchen, um dem Gespenst der Vergangenheit zu entfliehen.

Dadurch habe ich mich überfordert und eine manifeste Depression bekommen.

Leider ist die Gesellschaft so. Aber die Einsamkeit blieb auch trotz diverser Arbeitsstellen, bin in einer glücklichen Partnerschaft mit zwei Kindern, aber null Freundeskreis oder Identifikation mit irgendeinem Arbeitsplatz.

Es liegt vielleicht auch etwas an der Zeit und dem Land, oft rücken Menschen nur näher zusammen, wenn es vielen/allen? schlecht geht, in Notsituationen.

M.
LG

Secret
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von ghm »

Hallo Secret,

als ich etwa 5 Jahre alt war, musste mein Vater seine Kanzlei und unser Haus krankheitsbedingt verkaufen.
Selbstverständlich unter Preis etc.
Daraus hat sich eine Angst zu verarmen entwickelt, die ich seit vielen Jahren nicht loslassen kann und ein Gefühl das es mir immer schwer macht in den Urlaub zu fahren, weil eine Angst da ist nicht mehr nach Hause zu kommen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
bradforhelp
Beiträge: 344
Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

als ich über die "plakative Sicht" der dinge schrieb, habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich meinte lediglich die Sicht auf den "Kapitalismus".

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
kiwilana
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Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Gesellschaft kostet Geld!!!

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Christin!

"Lustig", ich habe letzte Woche einen Thread auf dem PC angefangen. Titel: "Kontakte/Freunde finden OHNE Geld & Arbeit - Ideen sammeln?". Hab den Thread jetzt fertig gemacht und eingestellt (danke für die Erinnerung an das Thema, hat mich motiviert;) Vielleicht sieht man sich ja.

Ich kann nur sagen: Jupp, es ist SAU-schwer! Aber ich will nicht aufgeben, sondern versuchen, im Rahmen meiner Möglichkeiten konstruktiv zu bleiben bzw. es immer wieder auf`s Neue zu versuchen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Verbitterung über die Welt an sich und eben auch die Tatsache, dass vieles Geld kostet, hat mir sehr geschadet. Ich versuche mich heute auf das, was möglich ist, zu konzentrieren. Den Blick darauf zu richten. Außer an Depri-Tagen: Da pienze ich lautstark

Ganz liebe Grüße, Kiwi
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