Hat "es" mich wieder?

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Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Hat "es" mich wieder?

Beitrag von Papillon »

Vielleicht hilft von der Seele schreiben...

Seit ein paar Tagen (und wenn ich ehrlich bin Wochen) geht es mir nicht gut. Ich merke es daran, dass ich viel zu erschöpft bin von der Arbeit, dass ich eigentlich nur schlafen will wenn ich zuhause bin. Selten setze ich mich vor den Laptop und noch seltener schalte ich den Fernseher ein (der ewig gleiche Käse). Ich koche nicht mal wirklich für mich... Ich hab auch das Gefühl schon ewig nicht mehr beim Lebensmittel kaufen gewesen zu sein.
Ich schnaufe wie eine alte Frau wenn ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch steige oder runter in den Keller...
Ich habe keine Lust Freunde zu treffen oder Männer (bin Single)...
Stattdessen hab ich Heimweh und fühle mich einsam.

Mich quält seit Tagen ein ungutes Gefühl was meine Eltern betrifft... ich meine ständig, es passiert etwas. Es macht mir Angst (ist das wirklich eine ernstzunehmende Vorahnung oder macht das die Depression aus mir)

In der Arbeit "nervt" mich schon wieder alles, was kein gutes Zeichen ist. Mich nerven Fragen und Anliegen von Kollegen. Ich bin sonst ein sehr ruhiger und umgänglicher Mensch und immer freundlich... aber mir reisst in manchen Situation fast der Geduldsfaden.

Ich war letztes Jahr im Sommer 10 Wochen zuhause wegen Burn Out und Depression. Nichts ging mehr.
Ich habe Angst, dass es nun - noch nicht mal ganz ein halbes Jahr später - wieder so weit ist...

Ich nehme 112,5 mg Trevilor und 30mg Remergil (Mirtazapin). Ich habe vor drei Wochen eine zeitlang das Mirtazapin Abends abgesetzt (eigenmächtig) weil ich dachte, ich brauche es nur zum Schlafen, ich habe es nicht als AD betrachtet. War dann vor zwei Wochen bei meiner Ärztin und habe es ihr gestanden worauf sie sehr wütend geworden ist, aber im Sinne von sehr besorgt um mich. Sie meinte, wenn ich so weiter mache sieht sie mich in der nächsten Klinik, sie könne mir nicht versprechen, dass sie mich "zurückholen" könne, wenn ich die nächste handfeste Depression hätte und ich soll nicht immer den gleichen Mist denken von wegen ich käme jemals ohne Tabletten aus.
Deutliche Worte, aber sie hat ja Recht.

Ich bin immer so unentschlossen bei allem was ich tue... es gibt kein Vor und kein Zurück.
Ich hab das Gefühl ich kann nicht mehr.
Gestern saß ich wieder mit Weinkrampf im dunklen Wohnzimmer...
Ich hab das Gefühl alles verloren zu haben... meine Ehe ist gescheitert und 2 Beziehungen innerhalb kurzer Zeit. Ich hab niemanden an den ich mich klammern kann wenn es mir schlecht geht und Freunden will ich mich in dem Zustand nicht zumuten (das liest man hier oft... sich nicht zumuten zu wollen)

Mein Exfreund versteht nicht, wie man auf einmal gefühllos sein kann, wie die Gefühle weg sein sollen... er hat sich mit dem Thema Depression noch nie beschäftigt (wenn es denn überhaupt eine Krankheit ist, hat er gesagt).
Und ich bin es leid immer und immer und immer wieder erklären zu müssen... diese Krankheit in alle Fasern zerreden zu müssen... ich kann es nicht mehr hören. Ich kann mich selbst nicht mehr hören. Ich möchte einfach nur leben, aber ich hab ständig eine Fußfessel an mir. Ich schleppe mich einfach so durchs Leben... zur Zeit sehr freudlos und weinerlich... was ich nicht sein will aber ich werde dazu gezwungen es zu sein.

...

Mir fällt nichts weiter dazu ein
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von paco »

Hi papillon,

liest sich in der Tat so, als würde sich Deine Situation verdunkeln. Aber lass das nicht geschehen, kämpf dagegen an.

Du schreibst nur von Medis. Hältst Du Dich auch an Verhaltensregeln aus einer Therapie? Meiner Erfahrung nach ist das ganz wichtig. Auch wenn's schwerfällt. Tu was, such Aktivität und Gesellschaft. Dazu muss ich mich selbst auch immer ermahnen. Ein positiver Schritt war auch, Dich hier zu melden.

Lass dich nicht hängen!

Liebe Grüße

paco
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von Carrion »

@ Paco (und natürlich den Schmetterling)!

Dieses Gesellschaft suchen - ich weiß nicht was ich damit machen soll. Was wenn es keinen Spaß macht in Gesellschaft zu sein? Sollte man das dann trotzdem? Wie passt das zusammen mit "bei mir beiben" und "Dinge tun die ich will"? Da beißt sich die Katze immer in den Schwanz finde ich...

Sophia
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von paco »

@carrion - und papillon
Ich habe in einer Therapiestunde mal den Tipp bekommen, depressive Gedanken zu vertreiben, indem man Kontakt zu Leuten sucht und pflegt. Dabei komme es auf Quantität an, nicht notwendigerweise auf Qualität. Also selbst ein kurzes Wort an der Supermarktkasse schafft Kontakt und lenkt die Gedanken zumindest kurz in andere Gleise. Besser als Grübeleien und Selbstvorwürfe ist das allemal.
Das deckt sich schon auch mit meiner eigenen Erfahrung.
LG paco
etaner
Beiträge: 21
Registriert: 6. Mär 2008, 07:56

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von etaner »

hi papillo,
schreib dir doch einfach mal täglich auf was positiv ist oder war. Bin die Treppe rauf und runter gekommen, zwar langsam aber es ging. Mir geht es zurzeit auch nicht so gut. Ich sehe die Sonne draußen und trotzdem finde ich es nicht toll. Erst als ich draußen war und sie auf der Haut gespürt habe fing es an besser zu werden, dann habe ich auch Vögel gehört das war noch besser. Als ich wieder die Treppe rauf bin, war ich froh, dass ich sie runtergegangen bin.
Drück dir die Daumen, Kopf hoch du bist doch schon mal wieder rauß gekommen du schaffst es auch dieses mal wieder.
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von Papillon »

Danke für eure aufmunternden Worte!

Mir hat es auch gut getan mich am Sonntag mit einer Freundin zu treffen. Es ging mir nicht gut, ich wollte eigentlich den ganzen Tag über absagen, habe mich dann aber dazu "gezwungen" hinzugehen. Bei ihr muss ich mich nicht verstellen... Die Gespräche (meinerseits) liefen mühsam und ich war bedrückt, aber ich war im Nachhinein froh bei ihr gewesen zu sein, auch wenn es anstrengend war in dem Moment.

Und jetzt bin ich wieder in dieser Situation. Ein Bekannter hat angeboten mich heute Abend zu besuchen. Ich habe keine Lust auf Gesellschaft, war mein erster Gedanke.
Ich möchte allein sein, mein zweiter.
Ich kann ihm das nicht zumuten, mein dritter. Ich bin ein schlechter Gastgeber, mein vierter... etc.
Aber sollte ich es nicht einfach versuchen? Ich könnte ihn ja immer noch bitten zu gehen, wenn ich es gar nicht "ertrage".

Man wählt vielleicht oft scheinbar den leichteren Weg (in meinem Fall das Alleinsein) als den eigentlich besten Weg (Gesellschaft und Ablenkung)

Wobei ich eben merke, es ist nur Ablenkung... ein Aufschub.
Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich die depressive Phase nicht übergehen kann... es kommt dann doch irgendwann, früher oder später. Ich kann es immer nur hinauszögern, durch Ablenkung, aber nie ganz verhindern.
Und je mehr ich mich ablenke, umso erschöpfter bin ich ja auch.

...

Gar nicht so einfach.
mrsdarcy
Beiträge: 2
Registriert: 1. Feb 2011, 00:06

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von mrsdarcy »

Ich kann Dich gut verstehen. Alles wird einem zuviel, man erträgt sich ja selbst nicht mehr und man hat zu nichts mehr lust. Da helfen mir auch keine guten Ratschläge wie "unternimm doch etwas" oder "laß den Kopf nicht hängen". Es zieht mich eher noch mehr runter, da ich es zur Zeit gar nicht kann.
Papillon schrieb:
> Vielleicht hilft von der Seele schreiben...
>
> Seit ein paar Tagen (und wenn ich ehrlich bin Wochen) geht es mir nicht gut. Ich merke es daran, dass ich viel zu erschöpft bin von der Arbeit, dass ich eigentlich nur schlafen will wenn ich zuhause bin. Selten setze ich mich vor den Laptop und noch seltener schalte ich den Fernseher ein (der ewig gleiche Käse). Ich koche nicht mal wirklich für mich... Ich hab auch das Gefühl schon ewig nicht mehr beim Lebensmittel kaufen gewesen zu sein.
> Ich schnaufe wie eine alte Frau wenn ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch steige oder runter in den Keller...
> Ich habe keine Lust Freunde zu treffen oder Männer (bin Single)...
> Stattdessen hab ich Heimweh und fühle mich einsam.
>
> Mich quält seit Tagen ein ungutes Gefühl was meine Eltern betrifft... ich meine ständig, es passiert etwas. Es macht mir Angst (ist das wirklich eine ernstzunehmende Vorahnung oder macht das die Depression aus mir)
>
> In der Arbeit "nervt" mich schon wieder alles, was kein gutes Zeichen ist. Mich nerven Fragen und Anliegen von Kollegen. Ich bin sonst ein sehr ruhiger und umgänglicher Mensch und immer freundlich... aber mir reisst in manchen Situation fast der Geduldsfaden.
>
> Ich war letztes Jahr im Sommer 10 Wochen zuhause wegen Burn Out und Depression. Nichts ging mehr.
> Ich habe Angst, dass es nun - noch nicht mal ganz ein halbes Jahr später - wieder so weit ist...
>
> Ich nehme 112,5 mg Trevilor und 30mg Remergil (Mirtazapin). Ich habe vor drei Wochen eine zeitlang das Mirtazapin Abends abgesetzt (eigenmächtig) weil ich dachte, ich brauche es nur zum Schlafen, ich habe es nicht als AD betrachtet. War dann vor zwei Wochen bei meiner Ärztin und habe es ihr gestanden worauf sie sehr wütend geworden ist, aber im Sinne von sehr besorgt um mich. Sie meinte, wenn ich so weiter mache sieht sie mich in der nächsten Klinik, sie könne mir nicht versprechen, dass sie mich "zurückholen" könne, wenn ich die nächste handfeste Depression hätte und ich soll nicht immer den gleichen Mist denken von wegen ich käme jemals ohne Tabletten aus.
> Deutliche Worte, aber sie hat ja Recht.
>
> Ich bin immer so unentschlossen bei allem was ich tue... es gibt kein Vor und kein Zurück.
> Ich hab das Gefühl ich kann nicht mehr.
> Gestern saß ich wieder mit Weinkrampf im dunklen Wohnzimmer...
> Ich hab das Gefühl alles verloren zu haben... meine Ehe ist gescheitert und 2 Beziehungen innerhalb kurzer Zeit. Ich hab niemanden an den ich mich klammern kann wenn es mir schlecht geht und Freunden will ich mich in dem Zustand nicht zumuten (das liest man hier oft... sich nicht zumuten zu wollen)
>
> Mein Exfreund versteht nicht, wie man auf einmal gefühllos sein kann, wie die Gefühle weg sein sollen... er hat sich mit dem Thema Depression noch nie beschäftigt (wenn es denn überhaupt eine Krankheit ist, hat er gesagt).
> Und ich bin es leid immer und immer und immer wieder erklären zu müssen... diese Krankheit in alle Fasern zerreden zu müssen... ich kann es nicht mehr hören. Ich kann mich selbst nicht mehr hören. Ich möchte einfach nur leben, aber ich hab ständig eine Fußfessel an mir. Ich schleppe mich einfach so durchs Leben... zur Zeit sehr freudlos und weinerlich... was ich nicht sein will aber ich werde dazu gezwungen es zu sein.
>
> ...
>
> Mir fällt nichts weiter dazu ein
Keken
Beiträge: 338
Registriert: 26. Aug 2005, 14:34

Re: Hat "es" mich wieder?

Beitrag von Keken »

hallo papillon,

ich kenne das auch sehr gut... ist es aber nicht vielleicht auch mal notwendig, sich zurück zu ziehen? muss man denn immer arbeiten? schreien dein körper und deine seele nicht vielleicht einfach nach ruhe...

gönn sie dir... und wenn du schlafen magst, schlafe... mir hilft das immer. gekoppelt mit bewegung.

ich wünsche dir alles liebe - das tal wirst du durchschreiten - und am ende wartet ein geschenk auf dich... auch wenn es dir jetzt egal ist oder du es nicht glauben kannst. verlass dich auf die, die im licht sind...

was mich noch interessieren würde (habe deine anderen beiträge nicht gelesen, bin nur zufällig auf diesen thread gestoßen): warum ist es dir so wichtig, was dein ex über deine krankheit denkt...?

keken
Fear NOT, for I'm with you, says the LORD.
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