Frage einer Angehörigen

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BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Frage einer Angehörigen

Beitrag von BettyM »

Hallo ihr Lieben, ich traue mich mal in euer Forum...

Meine Geschichte ganz, ganz kurz: Ex-Lebenspartner hat seit 13 Monaten "offiziell" eine Depression. Seitdem ist er ausgezogen und arbeitet an sich, Therapie und Medikamente. Die akute Phase ist schon lange vorbei, er arbeitet, aber ist instabil.

Wir sind schon seit Monaten in der gleichen Situation: Ich bin DIE Frau für ihn, aber er kann sich mir nicht zumuten. Ich weiß, dass er das nicht nur sagt. Oder mit anderen Worten: Seine Beziehungsfähigkeit ist immer noch nicht wieder hergestellt.

Manchmal habe ich in eurem Forum Beiträge gelesen, mit positivem Ausgang, mit Partnerschaften, die wieder funktionieren.

Meine Frage: Wie lange kann es dauern? Wie viele Jahre, bis der Wunsch nach einem Partner wieder stabil auftaucht, bzw. eine Partnerschaft wieder gelebt werden kann?

Entschuldigt, wenn ich zu platt oder zu einseitig frage. Ich habe immer mit einem Jahr gerechnet, aber das war zu kurzfristig gedacht...

Vielen Dank dafür, falls mir jemand antwortet

Betty
rilanja
Beiträge: 51
Registriert: 13. Aug 2010, 14:20

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von rilanja »

Hi!

We wäre es denn Partnerschaft mit getrennten Haushalten? Dann hat Dein Partner auch die Ruhe, die er benötigt. Ist zwar ein sehr platter Tip, aber bei mir funktioniert das ganz gut, ich bin der depressive Part und mein Partner der "normale"
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von BettyM »

Hallo body,
danke für die Antwort.

Da habe ich mich scheinbar nicht genau genug ausgedrückt: Wir leben seit diesen 13 Monaten getrennt, jeder in einer eigenen Wohnung. Er kann sich zurückziehen und tut dies auch.
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von Carrion »

Hey Betty!

So wie auch Depressionen sehr unterschiedlich sind, so vermutlich auch das Vehalten gegenüber dem Partner und in der Partnerschaft. Es gibt also keine Grundsatzregel "so und so lage dauert das". Wichtig ist - denke ich - dass man es nicht einfach "aussitzt" sondern gemeinsam versucht sich anzunähern. Du lernst seine Krankheit kennen, er muss sich zu dem Glaubenssprung überwinden dir zu vertrauen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber ihr könnt kleine Schritte versuchen. Ehrlichkeit ist ein guter Anfang, v.a. wenn beide Seiten versuchen durch die Ehrlichkeit des anderen nicht verletzt zu sein, d.h. nicht in erster Linie die Kritik an der eigenen Person darin sehen, sondern sie als verstehen als Ausdruck für: Ich will bei dir sein, ich will diese Partnerschaft und deswegen kämpfe ich dafür.

Viel Glück
Sophia
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von BettyM »

Hallo Sophia, ich danke dir.

Ich glaube, das ist es: Er versucht, es auszusitzen. "Wenn ich erst mein restliches Leben wieder im Griff habe, dann kann ich mir auch wieder eine Partnerschaft leisten"

Und Vertrauen? Er hat es nicht zu sich selbst, also kann er mir kaum vertrauen.

Ich kämpfe weiter und weiß nicht wie...

Liebe Grüße, Betty, die schon befürchtet hat, dass es keine allgemein gültige Dauer gibt.
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von Carrion »

Liebe Betty!

Vielleicht kannst du versuchen ihn davon zu überzeugen, dass ihr es GEMEINSAM angehen könnt? Ich weiß nicht ob man jemals wieder "normal" wird, wahrscheinlich eher so wie ein Trockener ALkoholiker. Aber es lässt einen nie wirklich los, schätze ich, oder anders gesagt: die Erfahrung verändert dich. Da ist es gut wenn der Partner das "mitmacht", es hilft und ich glaube es kann eine Partnerschaft nicht nur zerstören, sondern sie auch vertiefen...

Es gibt also Hoffnung am Horizont

Sophia
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ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von ghm »

Hallo Betty,

ich will nicht, dass dieses Gedicht missverstanden wird.

Es kann nicht darum gehen, dass sich der eine auf den Anderen "verliert" und seine Ansprüche an sich aufgibt (ich kann nicht, mach Du).
Es muss immer das Ziel bleiben, im Rahmen meiner Möglichkeiten "selbst zu laufen".
Für die Dinge die ich (zur Zeit) nicht schaffe, kann aber eine Hilfe/Unterstützung möglich sein.
Aber ich muss erkennen, wann ich "an Krücken gehe" und weiter sorgen, diese wieder loslassen können zu wollen.

Auch ein Therapeut ist nur eine Krücke.

http://www.gedichte.co/gel_cf02.html
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von paco »

Guten Abend, Betty,
es ist aus meiner Sicht ganz schwer nachvollziehbar, dass sich Dein LPartner in dieser Situation von Dir trennt. Ich bin bei uns der Depri und meiner Frau so tierisch dankbar, dass sie bei mir ist. Auch wenn es für sie nicht immer leicht ist, sich um einen Depri zu bemühen.
Kann mir auch nicht vortellen, dass ein Therapeut das für gut heißt. Es ist m.E. immer besser, wenn ein lieber Mensch da ist und den Depri stützen kann.
Allerdings sollten sich beide Partner beraten lassen und einen Modus des Zuammenlebens vereinbaren.
Schönen Abend paco
Lilly84
Beiträge: 71
Registriert: 1. Feb 2011, 21:01

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von Lilly84 »

Hallo zusammen, hallo liebe Betty

ich habe deinen Beitrag gelesen und wir stecken ja in einer ähnlichen unmächtigen Situation. Es ist zum verzweifeln, oder?
Wie ist das denn jetzt derzeit bei dir? Hast du Kontakt zu deinem Ex-Partner? Hoffst du noch?

Ich bin relativ neu hier. meine geschichte könnt ihr unter dem forum angehörige "wie soll ich damit umgehen?" lesen.

Ich bin die Freundin eines Depressiven und kurz vorm verzweifeln!! Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll. Seit einer Woche habe ich nun garnichtsmehr von meinem Freund gehört.

Ich denke es gibt kein Patentrezept wie man mit einen Menschen mit Depressionen umgeht.
Ich respektiere ja auch dass sich mein Freund so zurückzieht. Aber ich möchte ihn gerne davon überzeugen dass er da nicht alleine durch muss und dass ich ihn stützen möchte. Aber wie mache ich das wenn ich keine Reaktion von ihm erhalte? Er geht nicht ans Telefon, ruft nicht zurück und schreibt auch nicht zurück! Ich bin einfach so ratlos und es macht mich fast wahnsinnig dass ich nichts für ihn tun kann.

Ich weiß dass ich ihm seine Gefühle nicht nehmen kann, aber hilft es denn nicht schon wenn man dem Menschen das Gefühl gibt man ist einfach nur da?
Entschuldigt bitte wenn ich so dumm frage, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Dieses Gefühl der machtlosigkeit tut einfach nur weh!


Einen schönen Abend noch an alle
Lilly
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von ghm »

Hallo Lilly,

möglicherweise kannst Du ihn mit Symbolen erreichen.
Gibt es einen Laternenpfahl, einen Baum, einen Zaun, den er aus seinemFenster sehen kann?
Kennst Du seine Lieblingfarbe? Mache jeden Tag, den Du ihn nicht erreichst eine Schleife in seine Sicht. Irgendwann wird es ihm auffallen, dass er nicht alleinsein muss.

Vielleicht ist es auch eine dumme Idee, das musst Du entscheiden.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Lilly84
Beiträge: 71
Registriert: 1. Feb 2011, 21:01

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von Lilly84 »

Hallo Gregor,

vielen Dank für deine Antwort!! An sich ist es eine sehr schöne Idee. Das Problem ist leider nur dass wir etwas weiter auseinander wohnen und ich nicht jeden Tag hin fahren kann

Ich habe mir aber überlegt ihm ein kleines Päckchen zu schicken mit einer CD und kleinen Aufmerksamkeiten?

Einen schönen Abend an alle!!
Lilly
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von ghm »

Hallo Lilly,

ich kenne Deinen Freund nicht, und will noch nicht einmal mutmaßen was ihn umtreibt.

Wenn ich mich von den Menschen zurückzöge täte ich es, weil ich entwerder das Gefühl hätte, die Menschen um mich in meine "Traurigkeit" mitzuziehen oder weil sie mir zu "fröhlich" wären, was mir zu oberflächlich erscheinen könnte oder ich würde mich unwürdig fühlen in ihrer Mitte zu weilen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Frage einer Angehörigen

Beitrag von Mareice »

Liebe Betty,

schön und gleichzeitig erschreckend, nach so langer Zeit hier von Dir zu lesen... Es war so ruhig geworden um Dich, ich hatte gehofft, es habe sich alles zum Guten gewandelt.

Beziehungsunfähigkeit - ein gutes Stichwort. Bei mir hat sich auch viel getan, so dass wir wohl in einer ganz ähnlichen Situation sind. Bei mir sind es jetzt insgesamt 9 Monate, seit drei Monaten wieder mit gegenseitiger Nähe und mehr als "Freundschaft", aber eben auch keiner Beziehung. Ich weiß nicht, ob ich Dir helfen kann, aber vielleicht können wir uns über die Situation austauschen? Wenn vielleicht auch nicht gerade hier - treffen wir uns im Angehörigenforum wieder? Würde mich freuen.
Liebe Grüße
Mareice
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