Funktionieren

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Bambi*
Beiträge: 25
Registriert: 21. Jan 2011, 18:57

Funktionieren

Beitrag von Bambi* »

Guten Abend,

mir ist da was an mir aufgefallen und wollt mal hören, ob sowas bekannt ist.

Füher - also, bevor ich mir Hilfe (Therapie) geholt habe - lief ich wie ein Uhrwerk. Egal, wie es mir ging und wie meine Stimmungen waren,in jedem Zustand habe ich immer funktioniert. Lieb, nett, freundlich, viel gearbeitet u.s.w.

Schon während der Therapie und auch jetzt sagt mir was, bis hier hin und nicht weiter. Ich kann nicht mehr.

Kennt Ihr das? Wie geht Ihr damit um?

Vielen Dank schon mal für Eure Antwort.
Bambi*
Gypsy85
Beiträge: 32
Registriert: 17. Jan 2011, 11:05

Re: Funktionieren

Beitrag von Gypsy85 »

Hallo Bambi,

ja, das kommt mir bekannt vor. Wenn ich merke, dass ich innerlich besonders angespannt oder gestresst bin, nehm ich mir eine Viertelstunde ganz bewusst für mich, atme tief durch, komme runter und mache dann weiter. Das gab es früher nicht. Da wurde durchgeackert, immer freundlich lächelnd.

Wo einen das hinbringt, sehe ich ja jetzt...

In deinem Post hört es sich für ein bisschen so an, als würdest du das als negativ empfinden?

Ich muss dir ganz ehrlich sagen: So von der Ferne betrachtet kommt es mir wie eine gesunde Entwicklung vor!!! Du bist ein Mensch, keine Maschine. Es ist dein Recht auch mal STOP zu sagen. Niemand kann auf Dauer nonstop perfekt funktionieren. Das können ohne Wartung ja nichtmal richtige Maschinen.

Ich kenne dich ja nicht und möchte dir deswegen nicht einfach so etwas raten, aber vielleicht sind meine Worte wenigstens ein Denkanstoß!?

Liebe Grüße
Steffi
Bambi*
Beiträge: 25
Registriert: 21. Jan 2011, 18:57

Re: Funktionieren

Beitrag von Bambi* »

Hallo Steffi,

ich bin da so zwiegespalten. Auf der einen Seite sag ich mir, sieh, du spürst, wenn du nicht mehr kannst, das gab es früh nicht. Schau, was Du schon geschafft hast. Aber auf der anderen Seite, habe ich Angst, dass das ein Schritt zurück ist in den alten Zirkel und dass ich wieder abstürze. Es könnten doch auch Vorboten zu dem Gefühl sein, nicht mehr zu wollen.

Daher wollte ich mal wissen, wie das hier so eingeschätzt wird.

Bambi
hro53
Beiträge: 62
Registriert: 14. Jan 2011, 21:24

Re: Funktionieren

Beitrag von hro53 »

Hallo Bambi,

ich habe ähnliche Erfahrungen sammeln müssen.
Hier mal ein Beispiel: Ich, verheiratet, Mann am Tag auf Arbeit und Abends als Amateurmusiker bei einer Probe oder einem Auftritt, habe zwei kleine Kinder - die im Krankenhaus liegen und schwer erkrankt sind. Mein Ex geht nicht zu ihnen, also gehe ich täglich zu ihnen für mehrere Stunden und arbeite so ganz nebenbei Vollzeit in der Nacht und anschließend kümmere ich mich um den kompletten Haushalt. Freunde hatte ich damals nicht, da ich erst kurz vor der 1.Schwangerschaft zu meinem Mann gezogen bin. Jetzt denkst Du sicher - da hätte doch mal die Familie helfen können - ging nicht, da meine Leute ungefähr 450 km entfernt gewohnt haben und seine Mutter selbst sehr krank war. Ich bin bis an meine körperlichen Grenzen gegangen UND musste einfach funktionieren.
Diese Zeit war sehr schwer für mich, aber trotzdem hat sie mich manchmal auch glücklich gemacht. Klingt komisch, ist aber so! Ich habe Kraft aus ganz kleinen Dingen geschöpft. Ein schöner Sonnenaufgang nach dem Nachtdienst; ein kleines Lächeln eines Kindes; ein liebes Wort, das man mir gesagt hat und so weiter.
Halte Dein Herz und Deine Augen und Ohren offen. Suche die Schönheit in alltäglichen Dingen!
Noch ein letzter Tipp - atme tief ein und aus und höre in Dich hinein. Du darfst Dich bei allem FUNKTIONIEREN nicht selbst aufgeben!!
DAS klingt einfach - ist aber schwer zu realisieren! Eine Therapie ist sicher sehr hilfreich für Dich!!

LG Rita
Bambi*
Beiträge: 25
Registriert: 21. Jan 2011, 18:57

Re: Funktionieren

Beitrag von Bambi* »

Hallo Rita,

es tut mir leid, dass Du in einer anstrengenden Zeit alleine warst.

Das "Spiel" Such die schönen Dinge kenne ich und ich mache es jeden Tag.

Im Moment ist es bei mir nichts körperliches sondern rein emotional. Da sind einfach die Gedanken, es ist zuviel, ich kann das nicht mehr, Stop.

Mein Problem ist es, das einzugliedern. Normaler Stop oder Beginn der Krise? Was ist das? Wohin kann das führen?

Bambi
tiffiellen
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2011, 16:41

Re: Funktionieren

Beitrag von tiffiellen »

Hallo Bambi!

Was du schreibst kenne ich sehr gut. Ich hab jahrelang funktioniert, hab dauernd über meine Kräfte gelebt.
Das Ergebnis war die Depression, in die ich warscheinlich nicht gekommen wäre, wenn ich besser auf mich geachtet hätte.
Ich hab einfach immer weiter gemacht, jeder Tag stand wie ein berg vor mir, aber ich hab weiter gemacht, bis ich mir beim, Autofahren auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag die Bäume angeschaut habe und überlegt habe, ob ich mein Auto dagegen fahre. Da war bei mir der Punkt, wo ich dachte, so kann Leben doch nicht sein.

Jetzt liegen 4 Jahre Therapie schon hinter mir. Heute gehe ich achtsamer mit mir um. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr kann, lasse ich mich krank schreiben. Vor der Therapie habe ich das nie gemacht.

Es ist also auch bei mir so, dass ich seit der Therapie öfter eine Auszeit brauche, oder besser gesagt, dem Bedürfnis auch nachgebe.
Seit dem ich das tue, sind meine Abstürze nicht mehr so tief. Ich mache Pause, ehe ich ins bodenlose falle. So geht es langsam bergauf. Für mich sehe ich das als Erfolg und Schritt nach vorn! Meine Bedürfnisse erkennen und das tun, was mir gut tut- davon brauche ich noch viel mehr und vielleicht kann meine Geschichte dir einen Gedankenanstoß geben zu spüren, was für dich gut ist.

Ich denke, es wäre gut, wenn du diese Gedanken auch mit diner Therapeutin besprechen würdest. Sie kennt dich ja auch schon eine Weile und wird verstehen, welche Ängste dahinter stehen.

Liebe Grüße Ellen
hro53
Beiträge: 62
Registriert: 14. Jan 2011, 21:24

Re: Funktionieren

Beitrag von hro53 »

Hallo Bambi,

ich muss Dir nicht leid tun - das war nicht meine Absicht! Ich wollte Dir nur mal ein Beispiel dafür aufzeigen, dass viele Menschen manchmal einfach nur die Möglichkeit haben - zu funktionieren.
WIR müssen wieder lernen die Signale des Körpers wahrzunehmen.

tiffiellen hat in ihrem Beitrag ähnliche Gedanken geäußert.
Bei Dir höre ich so ganz leicht heraus, dass Du jetzt gut in der Lage dazu bist, einfach mal STOP zu sagen. Du kennst nun Deine Grenzen und DAS ist gut oder anders gesagt, Du bist auf einem sehr guten Weg. Freue Dich über diesen Erfolg!
Nur eine Bitte - grübel nicht zu viel darüber nach, ob dieses Stop ein negatives Vorzeichen sein könnte!
Ich glaube auch, dass Du in einer Therapiestunde mal über dieses Thema reden solltest. Vielleicht gibt es eine Methode, wie Du Dein Stop in Zukunft nur noch positiv bewerten kannst.
So - nun gehe ich schlafen - meine Konzentration ist weg.
Dir auch eine gute Nacht!
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