Komische Dinge

[Thaleia]

Hi!
Ich bin neu hier, also erzähle ich erstmal was über mich. Ich bin noch recht jung, habe die Erkrankung allerdings seit geschätzten 2 Jahren. Seit einem halben Jahr bin ich deswegen in Therapie, nehme aber keine Antidepressiva, weil ich glaube, dass es ohne auch gehen muss. Nun, mittlerweile sind die Löcher nicht mehr so viele geworden. Früher konnte ich manchmal mehrere Monate in Folge nichts mehr schaffen. Ich bin immer müde, könnte nur schlafen, habe Rückenschmerzen, kann nicht mal mehr die Blumen gießen, habe Verzweiflungszustände bis hin zu Suizidgedanken.

Momentan geht es einigermaßen, besonders dank meines Freundes, der mich dazu gedrängt hat, mir Hilfe zu suchen und mich immer noch sehr unterstützt. Trotzdem kann er mich oft nicht am Fallen hindern und dann bekomme ich starke Schuldgefühle, ob es nicht zu viel für ihn wird und ob ich mich wirklich so schrecklich verhalten muss.

Nachdem ich die Therapie angefangen habe, ging es mir schnell besser, aber ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass ich dadurch vieles nur verdränge, da es sich nicht ändern lässt.

Natürlich hatte ich Erfolge, aber neuerdings hat das alles eine ganz andere Form angenommen. Nach der letzten Sitzung fühlte ich mich plötzlich so haltlos wie ohne die. Der nächste Tag war wie ein steiler Absturz, ziemlich krass. Mein Freund hat mir abgesagt, weil er krank war, was wirklich nicht schlimm ist, wenn ich es im Nachhinein betrachte. Ich rastete aber vollkommen aus, ich war nicht mehr ich selbst und ich kann mich auch nicht mehr vollkommmen daran erinnern, nur noch an Bruchteile. Ich weiß noch, wie ich ihn zwingen wollte, mich zu verlassen, ihn beschimpfte und daraufhin meinen Kopf immer wieder gegen erst den Schrank und dann auf den Boden schlug (entsprechend blau war er die Tage danach).

Ich habe keine Ahnung, was da mit mir los war, das kenne ich überhaupt nicht. Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir dazu was sagen?

Alles Liebe
Thaleia

[Antiope]

Hallo Thaleia,

oh ja, kenne ich.

Sei ehrlich zu Dir: die Absage hat Dich sehr tief getroffen ...

Und die Wut auf Deinen Freund hast Du an Dir selbst ausgelassen.
Es ist ernst. So sehr die Kontrolle zu verlieren, zeigt schon, wie "brüchig" Deine Kraft ist. Suche Hilfe. Schon das erste Mal ist genug.
Ich bin leider zu spät in eine Klinik gegangen, ich hätte es viel früher machen sollen.

Wenn Du Sorgen hast wegen Deines Freundes, vielleicht könnt ihr mal zu zweit bei Deiner Therapeutin darüber sprechen, das, was Du denkst (z.B. Du überforderst ihn ), und gemeinsam überlegen, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, damit das nicht passiert und damit Dein Freund sich auch ernstgenommen und angenommen fühlt. Das ist wichtig. Er muss damit leben lernen, genauso wie Du damit leben lernen musst. Ihr beide seid eigenständige erwachsene Menschen, da braucht jeder seine Selbständigkeit. Sonst werden beide krank. Und es hilft beiden, wenn nicht nur Abhängigkeit herrscht.

Wenn jetzt wieder das Thema "Medikament" auftaucht, überlege es Dir. Du kannst es ja ausprobieren, und wenn es Dir hilft, ist es gut.

[Thaleia]

Hallo Antiope!
Danke für deine Antwort.
Ja, wenn ich ehrlich bin, hat es mich wirklich tief getroffen, auch wenn es irrational ist. Ich habe einfach furchtbare Angst, alleine zu sein. Und er ist der einzige, mit dem ich wirklich darüber reden kann. Ich fühle mich abhängig. Und das ist nicht gut für uns beide, da hast du Recht.

Ist das auch mit dem Kontrollverlust immer noch die Depression? Ist das normal, dass winzige Auslöser eine wochenlange Episode auslösen können? Ich habe z.B. unheimliche Probleme mit Kuscheltieren. Ich kann keines angucken, ohne dass ich nicht in ein Loch falle. Woher kann das kommen?

Ich habe auf jeden Fall nächste Woche meinen nächsten Termin.

[Antiope]

Nein Thaleia,
das ist nicht irrational, das ist so, wie Deine Seele es gerade fühlt. Und das ist selbstverständlich, wenn Du Dich abhängig von ihm fühlst, auf ihn angewiesen bist, damit es Dir besser geht. Und Du merkst selbst, dass es nicht gut ist - wer möchte schon wie ein kleines Kind sein?

Ich denke schon, dass auch der Kontrollverlust dazugehören kann - jedenfalls war es bei mir so. Vielleicht gibt es sogar einen tollen lateinischen Namen dafür?
Bei mir waren es Bilder, Filme, Musik, Farben, alles, was mich hat abstürzen lassen. Sie haben unbewusst irgendetwas angerührt, und schon gings los. Wie gesagt, völlig unkontrollierbare Emotionen.

Mache bei Deinem nächsten Termin unbedingt klar, wie es Dir geht.

Vielleicht kann Dir helfen, wenn Du wieder an die Grenze kommst, das ganze auf einem großen Zeichenblock zu malen. Oder vielleicht Dir oder einem anderem Forumsmitglied noch etwas besseres ein?
Hast Du da einen Vorschlag?