Schon lange depressiv ... und neu hier

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Jens_BS
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Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Hallo,

ich heiße Jens und ich bin 48 Jahre alt.

Meine Probleme sind eigentlich so lange ich zurückdenken kann Depressionen, Sozialphobie und Einsamkeit.

Bin meiner Erinnerung nach schon so auf die Welt gekommen: extrem ruhig und schüchtern, introvertiert, verträumt, (über)sensibel, kontaktscheu, ängstlich etc. Als ich Kind war, bestanden evtl. noch Chancen, mich in eine andere Richtung zu lenken. Aber es passierte genau das Falsche: mein Vater verschanzte sich immerfort hinter seiner Zeitung und war als Vaterfigur eigentlich ein Totalausfall, meiner Mutter war überbehütend und wollte mich immerzu in Watte packen, und mein Bruder wiederum, der ein eher rauher Geselle war, piesackte und unterdrückte mich, wo es nur ging. Als Folge dieser Konstellation wurden meine obigen Wesenszüge noch bestärkt und sozusagen zementiert. Kaum nötig zu erwähnen, dass ich schon als Kind und Jugendlicher kaum jemals Freunde und Bekannte hatte und natürlich auch beim anderen Geschlecht nahezu null Erfolg.

Nunja, heute bin ich nicht mehr gar so lebens- und weltfremd, ich habe mich längst abgenabelt und auch soweit durchgebissen, dass aus mir immerhin noch beruflich "was geworden" ist, dass ich eine gute, sichere Stelle habe, keine großen wirtschaftlichen Probleme habe und von daher sozusagen "im Leben stehe" bzw. ganz gut "funktioniere".

Ich war schon immer Einzelgänger und hatte gerne meine Ruhe und konnte mich auch immer gut alleine beschäftigen. Ich muß nicht andauernd irgendwelche Veranstaltungen mitmachen bzw. nachts um halb 3 in irgendeinem Lokal oder Tanzbar auflaufen. Lieber lese ich, höre Musik, spiele am PC oder surfe im Internet. Wenn bei mir dauernd irgendwelche "Kumpels" anriefen und mich irgendwohin mitnehmen wollten, das würde mir auf die Nerven fallen. Ohnehin mag ich keinen Trubel, keine Menschenaufläufe, keine lärmenden Cliquen, keine Weihnachtsfeiern bei der Arbeit und so fort. Das sind etwa 80 % meines Wesens.

Das Problem sind nun die anderen 20 % meines Wesens. Der Teil, der nach sozialer Anerkennung, Wertschätzung, Miteinander etc. strebt. Grundbedürfnisse also eines Jeden, mehr oder minder. Der auch mal Freunde, Verwandte, Bekannte um sich haben möchte, froh und dankbar ist, sich austauschen zu können, auch gern mal beim anderen Geschlecht besser ankommen würde und ähnliches mehr. Und vielleicht sind es ja auch mehr als 20 %... Diesbezüglich habe ich in all den Jahren nicht viel erreicht und ich vermute, das wird auch so bleiben. Ich mag eigentlich nicht mehr sonstwelche Verrenkungen unternehmen, wie z.B. Veranstaltungen und Gruppen aufsuchen, um mal unter Menschen zu sein, des weiteren noch ein paar Verhaltenstherapien und Rhetorikkurse, um mit denen dann umzugehen usw. Das ist mir alles sooo anstrengend und bringt (nach meinen Erfahrungen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte) sooooo wenig ein... Aber zufrieden bin ich auch nicht.

Erstmal danke ich Euch fürs Lesen und ich würde mich freuen, hier auf Leute zu treffen, denen es ähnlich geht und / oder die den einen oder anderen Ratschlag parat haben.

Viele Grüße Jens
ghm
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ghm »

Hallo Jens_BS,

erstmal willkommen.
Bitte sei nicht böse, wenn ich Dich auf Abends vertröste.
Es ist Teil meiner Strategie, auch während der Arbeit hier ab und zu vorbeizuschauen, aber für längere Antworten brauche ich mehr Zeit.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
ghm
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ghm »

Hallo Jens_BS,

ein wenig Anerkennung in ruhiger Umgebung gesucht?
Du kannst mit PC umgehen? In vielen "Alten- und Servicezentren" suchen sie Freuwillige, die älteren Mitmenschen ein wenig am PC zur Seite stehen. Das ist nicht wild und Anerkennung bekommst Du sicher und als Zusatz kannst Du zusehen, wie Menschen freier werden und sich darüber freuen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wennfrid
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von wennfrid »

Hi Jens
Erstmal willkommen!
Ich bin überzeugt, daß niemand mit einem negativen Selbstbewußstsein auf die Welt kommt. Mag sein daß der eine oder andere mehr Angstbereitschaft mitbringt. Die Bewertung der Umwelt und der eigenen bildet sich in den ersten 10 Jahren. Der kleine Mensch möchte nur Liebe und Anerkennung und ist deshalb sehr auf die Eltern angewiesen. So bildet sich das Selbstvertrauen oder auch nicht. Meine ersten 10 Jahren waren schrecklich.
Ich lebe sehr zurückgezogen, denn oberflächliche Gespräche interessieren mich nicht und Gespräche mit Tiefgang ist nur mit wenigen Menschen möglich. Ich wünsche dir Austausch mit "Tiefgang" und hilfreiche Denkanstöße.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
heisl61
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Registriert: 17. Jan 2011, 20:44

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von heisl61 »

Hallo Jens!

Ich kann gut verstehen wie es dir geht.
Habe mich jetzt in meiner depresiven Phase auch sehr zurückgezogen. Den einzigen gesellschaftlichen Kontakt den ich jetzt habe sind meine Saunabesuche in die ich schon seit einigen Jahre gehe. Bin 49 und brauche auch keine Discos oder Partys mehr. Aber in dieser sehr gemütlichen Saunarunde (kannst du dir wie einen Stammtisch vorstellen) fühle ich mich immer sehr wohl.
Nebenbei tut man auch dem Körper was gutes.
Vieleicht gibt es in deiner Umgebung auch so etwas ähnliches.
Sollte ein kleiner Tip von mir sein!
Alles Gute weiterhin
Friedl
Herbert1960
Beiträge: 89
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Herbert1960 »

Hallo Jens,
"zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust" (Faust glaube ich). Willkommen hier, bin auch erst neu aber ich versuche aus dem hier geschriebenen Kraft zu schöpfen.
Du "hungerst" nach sozialer Anerkennung, jeder normaler Mensch tut das nur wird Dir, mit deiner Erkrankung, etwas abverlangt, was für "normale" Menschen alltäglich ist. Du musst, um das zu erreichen über deinen eigenen Schatten springen.
Hmm, ich habe klein angefangen, die Latte ganz niedrig gelegt. Überhaupt einen Menschen, dazu noch einer Frau, meinen seelischen Zustand schildern zu können hat mich sehr, sehr viel Kraft gekostet. Aber von mal zu mal wurde es leichter. Du hast eine starke Empathie, nutze sie. Es gibt so viele Möglichkeiten Freude und Zuspruch zu empfangen.
Ich gehe jede Woche zweimal zur Ergoterapie. Da sind fast nur Frauen aber wenn ich an meinem Projekt(Speckstein) arbeite und erklären soll was und wie ich es mache und erkläre was ich mir in diesem Stein vorstelle, dann bekomme ich von denen die mich nicht kennen, großes Erstaunen entgegengebracht. Und... sehr viel Lob, das tut gut.
Als ich das erste Mal einen Stein in der Hand hielt, sagte ich: Tut mir leid aber ich bin nicht so kreativ aus dem ETWAS zu machen!
Als ich fertig war, sagte meine Therapeutin: Und sie sagen, sie sind nicht kreativ? Alle bewunderten meinen Stein. Ich war Stolz wie Bolle denn gerade die Frauen wussten zu schätzen was ich geschafft hatte.
Es ist schwer sich zu öffenen, mit Selbsthilfegruppen hatte ich schlechte Erfahrungen gemacht. Nimm Dir ein Herz und mache Dich kundig. Es lohnt sich, vielleicht hast Du ein Hobby, dass Du mit anderen teilst?
Vielleicht findest Du hier die Anregungen die Du brauchst.
Ich wünsche Dir viel Glück:hello:
Herbert
You never see the rain, you never see the rainbow.
Jens_BS
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Registriert: 18. Jan 2011, 14:03

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Hallo zusammen,

und danke für Eure Beiträge.

@Gregor:
Das ist sicher lieb gemeint. Aber ich meine weniger die Anerkennung und Wertschätzung, die ich durch solcherlei ehrenamtliche Arbeit aufgrund irgendeines Talentes von mir erlangen könnte (in meinem Beruf als Sachbearbeiter für Opfer von Gewalttaten erfahre ich auch manchmal Anerkennung), sondern eine eher "private", d.h. durch Menschen, die mich, so wie ich halt bin, mögen und akzeptieren. Den allermeisten Menschen bin ich zu ruhig und langweilig.

@Fridolin:
Danke für die Wünsche
Ich bin aber davon überzeugt, dass manche schon von Natur aus (Erbanlagen?), also von Kindesbeinen an, (über)sensibel, in sich gekehrt, nachdenklich etc. daherkommen. Das muß an und für sich nichts Schlechtes sein, aber die bei mir gegebene Konstellation war fatal.

@Friedl:
Leider gehe ich in Gruppen (und die fängt bei mir schon ab 3,4 Personen aufwärts an) völlig unter, sage kaum noch ein Wort und fühle mich schrecklich unwohl. Das ist für mich insoweit doppelt fatal, als sich ja die meisten näheren Kontakte erstmal irgendwie aus Kontakten mit Gruppen ergeben, z.B. in einem Verein oder VHS-Kurs u.v.m., gerade bei Männern läuft glaub ich alles aus der Gruppe oder dem Verein aus, während eine Frau durchaus zu ihrer Kollegin sagen kann, ich mag dich, hast du nicht Lust, mal nach der Arbeit mit mir nen Kaffee zu trinken und über Gott und die Welt zu plaudern? Auch schreien meine paar Interessen nicht gerad nach sozialem Miteinander: Musik hören, lesen, ein bißchen am PC spielen ...

@Herbert:
Ach sicher, ich habe doch auch immer nur kleine Schritte versucht und hatte nie den Anspruch, mich um 180° zu verändern, geht ohnehin nicht. Ich habe vieles versucht, Kontakte zu knüpfen, VHS-Kurse besucht, Tanzkurs, Wandergruppe, Meditationsgruppe, Selbsthilfegruppen, Kontakte übers Internet und und und. Zudem bin ich jahrzehntelang in psychiatrischer Behandlung, habe etliches an Medikamenten durch sowie mehrere Therapien (Gesprächs- und Verhaltenstherapie). Man hat bei mir eine rezidivierende Depression, Dysthymie und eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Das Dumme daran ist, wenn man niemals frühzeitig und geradezu spielerisch (schon im Kindergarten) Sozialverhalten gelernt hat (nicht zuletzt auch deshalb, weil man nahezu ausschließlich schlechte Erfahrungen hatte und danach aus Angst immer nur vermieden hat), ist man zuletzt vermutlich wirklich ein Sonderling und die Leute haben Recht mit ihrem vorschnell gefällten Urteil. Und da kommt man nach all den Jahren, wo sich das verfestigt hat, auch nicht mehr von weg.

Mittlerweile habe ich schon ein wenig resigniert und halte mich nur mit Hilfe von Tabletten einigermaßen über Wasser. Ich bin müde und all die Anstrengungen leid, merke aber, dass auch ich gewisse Grundbedürfnisse habe. Aber ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.

LG Jens
ghm
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ghm »

Hallo Jens_BS,

bitte entschuldige, aber wie sollen Menschen Dich sehen, wenn Du Dich nicht zeigst?

Kannst Du nicht der "grauen Maus vor grauer Wand" mal etwas "Farbiges" anziehen?

Es wird keiner an Deiner Wohnungstür klingeln und sagen "Hallo Jens, ich finde es schön dass es Dich gibt und Du bist wie Du bist".

Das wünschte ich mir auch, aber ist halt nicht.
Irgendwie musst Du unter Menschen, wenn sie Dich kennen lernen sollen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Jens_BS
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Hallo Gregor,
ich bitte umgekehrt auch um Entschuldigung, aber ich hatte doch oben aufgeführt, was ich alles unternommen habe, um unter Menschen zu sein und es war nur eine kleine Auswahl.
Und ich bitte nochmals um Entschuldigung - ist es nicht normal und verständlich, wenn man irgendwann mal nicht mehr mag und sich nach Jahrzehnten (!) auch mal fragt, ob das überhaupt so noch Zweck hat. Dein Ratschlag lautet also "weitermachen wie gehabt"?
LG Jens
ghm
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ghm »

Hallo Jens_BS,

weitermachen, ja, wie bisher, nein.

Ich habe gerade keine Idee die auf Dich passt fürchte ich.
Und wenn Du irgendwo hingehst ohne Dich zeigen zu können/wollen hat es auch keinen Sinn hinzugehen.
Ich fürchte ich muss mir Bedenkzeit erbitten
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ghm
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ghm »

Hallo Jens_BS,

Du bist nicht vergessen, aber Deine Frage ist eine harte Nuss.
Ich habe noch keine Idee
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Ginny
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Ginny »

Hallo Jens,

ich glaube, ich kann das gut nachempfinden. Ich kenn das gut, mit der Übersensibilität, dem Zurückziehen und den Schwierigkeiten, Freundinnen/Freunde zu finden. Das hatte ich schon als kleineres Kind und das begleitet mich schon mein ganzes Leben. Immerhin habe ich auch ein paar positive Erfahrungen gemacht. Mit Freundschaften und mit der Liebe. Zwar nicht viele, aber sie haben mir gezeigt, dass ich sozial nicht völlig "unfähig" bin, sondern einfach sehr viel Pech im Leben gehabt habe. Das ist für mich schon mal eine sehr beruhigende Erkenntnis.

Ist schwer, dir etwas zu raten, würde dir wohl auch nicht viel nützen. Aber ich hoffe sehr, dass du auch mal positive Erfahrungen machst!!!

Viele Grüße Ginny
Bambi*
Beiträge: 25
Registriert: 21. Jan 2011, 18:57

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Bambi* »

Hallo Jens_BS,

ich habe eine ganze Weile diesen Beitrag verfolgt und möchte mich nun auch gerne äußern.

Es gibt ruhige Menschen, ja eindeutig, aber keine langweiligen. Manchmal ist es nur schwierig, einen gemeinsamen Kanal zu finden, und so ein Gesprächsthema und einen Kontakt, der länger hält.

Interessant war auch Deine Bemerkung zu den Grundbedürfnissen. Welche hast Du bei Dir festgestellt? Wie willst Du sie befriedigen?

Gruß Bambi
5300283
Beiträge: 17
Registriert: 9. Jan 2011, 10:10

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von 5300283 »

Hallo Jens, hast Du bei all deinen Aktivitäten schon einmal an Sport gedacht. Ich zB. habe mich entschieden Tischtennis zu spielen. Ich bin keinem Druck ausgesetzt, ich bringe für mich meine eigene Leistung an der Platte. Ich habe eine Menge sehr netter Menschen kennen gelernt und auch super Freunde gewonnen. Und Sport tut immer gut, egal in welcher Form - und er bringt Kontakte. In einem Sportstudio geht man allein an die Geräte, da quatscht einen ausser dem Trainer auch niemand an. Fußball in einer Mannschaft war, dann auch nicht so meines. Daher habe ich mich halt für das Tischtennis entschieden. Kann mit beiden Geschlechtern an der Platte spielen und tue gleichzeit noch etwas für meine Fitness. Nur eine Idee, vielleicht fällt Dir ja etwas anderes ein. LG Ralf
ChristianSchubert
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ChristianSchubert »

Hallo Jens

Ich kann dein verhalten und deine Ängste sehr gut verstehen. Irgendwie ist es als wenn du mir aus der Seele sprichst.
Ich bin 22 jahre alt und bin eher unglücklich als Glücklich. Genau wie du habe ich einen festen sicheren Job und stehe eigentlich fest im Leben aber auch nur Eigentlich.
Das bedürfniss von Menschen anerkennung zu kriegen gemocht zu werden bis hin zu Liebe empfangen ist für mich Unmöglich.
In der Schulzeit war es Mobbing was mich zu einen sehr vorsichtigen Menschen gemacht der kein Selbstbewusstsein besitzt.
Die Erziehung von meinen Eltern hat dazu geführt das ich jeden tag in Angst lebe.
Ich bin ein Negativ denker ich schaffe es nicht Positiv zu denken, zu sehen.
Ich bin genauso wie du ein Mensch der sehr ruhig ist eher die Einsamkeit mag als Aktion.
Ich ziehe mich in meiner Wohnung zurück und fühle mich sicher. Ich schaffe es ganz ganz selten raus zu gehen mit freunden was zu machen weil mir immer wieder die Motivation fehlt. Ich trau mich nicht raus durch die Angst sehne mich aber jeden tag wie du nach dieser Anerkennung von Außen. Ich bin seit ein halbes Jahr in Therapeutischer behandlung und Tabletten halten mich noch irgendwie am leben. Es sind jetzt nicht tipps dabei die dir helfen aber es tut gut einfach mal loszuschreiben und das hinauszubringen was im kopf so vorgeht.
Jens_BS
Beiträge: 21
Registriert: 18. Jan 2011, 14:03

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Hallo und danke für Eure Beiträge.
@Jackless
Ich habe umgekehrt leider auch nicht mal eben ein paar Tips für Dich parat, aber es tut ja schon mal gut, dass man mit seinen Problemen nicht ganz allein auf der Welt ist. Wenn Du aber (im Gegensatz zu mir) noch Freunde hast, solltest Du daran arbeiten, die nicht auch noch zu verlieren. Es wird ja im Alter nicht unbedingt leichter, Kontakte zu schließen.
@Avastin
Das ist eigentlich eine gute Idee, nur wurde mir Sport schon in der Schulzeit nachhaltig verleidet. Gegen Ende der Sportstunde gabs immer die Zeremonie "4 Mann nach vorne, Mannschaften wählen". Unsere Klasse hatte 25 Jungs und wer blieb wohl regelmäßig als Letzter auf der Bank sitzen? Der liebe Jens, wer hätte das gedacht ... Der Lehrer, ein bißchen hilflos und auch genervt: "ach du schon wieder, dann gehst du halt zu Mannschaft 1." Von dort johlte es postwendend "boah, die Pfeife wollen wir nicht, dann verlieren wir nur ... " Dieses Bild kann ich bis heute nicht loswerden.
@Ginny
Ja, das würde mich auch sehr beruhigen, zur Abwechslung auch mal positive Erfahrungen zu machen
@Bambi
Grundbefürfnisse bei mir? Wie schon sagt, Wertschätzung, anerkannt werden, so wie ich nun mal bin, menschliche Wärme. Wie ich das befriedigen will? Gute Frage - nächste Frage
Liebe Grüße Jens
ChristianSchubert
Beiträge: 4
Registriert: 24. Jan 2011, 19:54
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Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von ChristianSchubert »

hey Jens

Das gefühl mit leuten zu schreiben die ein verstehen mit dem gefühlen und gedanken die in uns stecken tut mir sehr gut.
Ich habe eine sehr gute freundin die auch unter depressionen leidet. wir treffen uns ab und zu mal und wir brauchen bloß ein wort sagen und wir verstehen einander sehr gut. Das gefühl nicht alleine zu sein mit der krankheit ist ein gefühl was mir selber noch sehr viel lebenmut gibt. Das ist auch der grund warum ich mich hier mit angemeldet habe. Ich versuche meine gedanken zu teilen. Es ist nur schwer bei meiner freundin dich es niemals verstehen wird oder eventuell auch nicht will.
Wäre schon wenn wir uns hier ein bissen austauschen können das dass tut mir sehr gut. Eventuell dir auch.
LG
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von paco »

Hallo Jens,
ich habe den Thread verfolgt und sehe keine Alternative zu kleinen Schritten raus aus Deiner selbstgewählten unfreiwilligen Isolation. Vom Kopf her siehst Du Deine Situation glasklar. Und Du weißt auch, was Du tun müsstest. Aber warum ist die Umsetzung zu schwer?
Du sagst, Du hättest schon vieles versucht. Hast Du dann zu schnell aufgegeben, als der Erfolg nicht sofort eintrat? Oder hast Du von vornherein die Messlatte zu hoch gehängt?
Lass doch den kleinen Jens aus der Schulzeit stehen. Die Zeit ist vorbei. Versuch kleine Schritte zu machen im Kontakt mit Leuten. Bietet der Arbeitsplatz keine Möglichkeit dazu? Mittagessen mit ein oder zwei Kollegen, nach der Arbeit auf ein Bierchen?
Engagier Dich für was, das Dir wichtig ist. Lebst Du in einer Stadt? Da müsste es doch Möglichkeiten geben, weil auch andere Leute gern Kontakte haben. Engagier Dich selbst, oder schließ Dich irgendwo an.
Das Erkennen eines Problems ist der erste Schritt zur Lösung.
Ich wünsch Dir viel Glück (und Hartnäckigkeit).
Liebe Grüße von paco
Jens_BS
Beiträge: 21
Registriert: 18. Jan 2011, 14:03

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Hallo Christian,

das tut mir auch gut. Wir laufen uns hier bestimmt noch öfter über den Weg

Gut, dass Du solch eine gute Freundin hast. Ihr habt also beide Depressionen, bloß sie kann oder mag nicht darüber reden?

LG Jens

Hallo Paco,

das sehe ich auch so - es gibt keine Alternative zu den kleinen Schritten. Die wiederum mache ich schon lange, von daher kann man nicht sagen, dass ich vorschnell aufgebe. Und sie fallen mir auch nicht leicht, da nicht nur der "kleine Jens" von früher unschöne Erfahrungen gemacht hat (das "stehen zu lassen" fällt allein schon schwer), sondern auch der große Jens, wenn auch immerhin weniger oft und nicht so ausgeprägt.

Und irgendwie stellt es mich nicht mehr so recht zufrieden, wenn ich einen geglückten Small-Talk mit der Bäckersfrau von nebenan als kleinen Schritt, aber doch großen Erfolg für mich verbuchen soll, während sich manche, gar nicht mal so sympathische Mitmenschen vor Freund- und Partnerschaften kaum retten können. Ja, von daher betrachtet, habe ich die Messlatte vielleicht zu hoch angelegt. Aber ich kann mir das selbst nicht übel nehmen ...

Aber gut, Du hast natürlich recht. Wollen wir mal sehen: Von der Arbeit her siehts bei mir nicht sehr chancenreich aus. Meine Kollegen sind überwiegend Frauen, die kann ich nicht mal eben fragen, ob sie nach der Arbeit einen Kaffee oder auch Bier mit mir trinken. Ich habe nur zu 2 Kollegen näheren Kontakt, aber nur auf der Arbeit. Privat sind die völlig ausgelastet: Frau, Kinder, Verwandte, Freunde, Haus & Garten, Sportverein, Feuerwehr, die finden kaum eine leere Seite in ihrem Terminkalender. Es genügt ihnen so auch vollauf, kann ich soger verstehen.

Ja, ich lebe in einer Stadt, aber ich weiß nicht recht, wo ich hin soll. Sport wie auch Gruppen, Vereine etc. fallen schon mal raus (siehe oben), da bleibt nicht mehr viel über. Und wie ich schon sagte, meine paar Interessen schreien nicht gerade nach sozialem Miteinander. Ich komme mir auch albern vor, wenn ich mich vielleicht dem Kaninchenzuchtverein Sowieso anschließe, nur um irgendwie Kontakte zu kriegen, wenn ich mich für Kaninchenzucht nicht die Bohne interessiere.

LG Jens
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von paco »

Hi Jens,

>> .. einen geglückten Small-Talk mit der Bäckersfrau von nebenan als kleinen Schritt, aber doch großen Erfolg für mich verbuchen
was spricht gegen so oberflächliche, freundliche Kontakte? ist griesgrämig-wortkarg besser?

>> Meine Kollegen sind überwiegend Frauen, die kann ich nicht mal eben fragen, ob sie nach der Arbeit einen Kaffee oder auch Bier mit mir trinken.
warum kannst Du mit einer Frau nicht mal in einer Pause einen Kaffee trinken, oder eine regelmäßige Kaffeerunde mit mehreren zur Institution machen?

>> Ich komme mir auch albern vor, wenn ich mich vielleicht dem Kaninchenzuchtverein Sowieso anschließe
Bei Karnickelzüchtern käme ich mir auch albern vor (is nich mein Ding!). Aber Du hast schon von Wandern gesprochen und anderen Hobbies, die Du machst. Außerdem könnte ich mir in einer Stadt eine Depri-SHGruppe gut vorstellen. Da muss man sich als Depri nicht verstellen.

Wie auch immer, ich mein, es GIBT Ansatzpunkte. Gerade in Städten. Such die aus, die zu Dir passen. ZB: Organisier eine Wanderrunde/Radltour 3-4x im Jahr. Verkauf Kaffee im EineWelt-Laden. Mach einen Koch- oder Sprachkurs. Triff Dich mit einer Gruppe zu regelmäßigem Nordic Walking.

Beachte das Kleingedruckte in Zeitungen, Aushänge, Litfaßsäulen.

Es gibt eigentlich für jeden Geschmack was. Du musst es nur tun (wollen). Und Kontakte sind am Anfang immer banal. Also runter mit der Messlatte.

So ist es halt: jeder hat seine eigene Depri. Deine Jobsituation ist ok, meine nicht. Dafür ist mein Privatleben weitgehend iO.

Ich wünsch Dir viel Glück und Ausdauer

Paco
Seraldine
Beiträge: 17
Registriert: 21. Apr 2010, 17:44

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Seraldine »

Hallo Jens

Ich kann Dich voll verstehen. So erging/ergeht es mir leider auch. Auch mit jackless kann mich identifizieren.
Ich stehe auch an. Ich lebe komplett zurückgezogen und will eigentlich (!) keine Kontakte aber trotzdem, da ist was. Mein Thera hat das wie folgt umschrieben.
Sie kommen mir vor wie ein Blümchen, das sich durch den aufgerissenen Asphalt rausreckt. Bis es wieder von einem Auto überfahren wird. Und sich dann zurückzieht und dann doch wieder versucht, ans Licht zu kommen... Sie haben also doch Sehnsucht zur Aussenwelt. - Jens, kannst Du Dich in Deiner Situation mit dieser Aussage identifizieren?

Wenn ich wüsste, wie Du an konstruktive Kontakte kommen könntest, ich würde es sofart aufschreiben, nur: Ich weiss es selbst nicht. - Vllt. durch ein Inserat? Ich weiss es nicht.

LG, Seraldine
4MSA8
Beiträge: 14
Registriert: 13. Nov 2010, 09:46

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von 4MSA8 »

Lieber Jens, hallo auch ihr anderen
auch ich bin jünger, 25, aber in mancher Hinsicht fühle ich mich schon uralt. Unter anderem, wenn ich sehe, wie oft meine Mitstudenten auf Party gehen- und ich so gut wie nie. Diese Ambivalenz zwischen Hunger nach Anerkennung und Freundschaft oder der Ruhe, der Sicherheit, dem Rückzug. Wie die anderen Menschen einem doch Angst machen können. Sobald mir jemand bei etwas zusieht, werde ich total unsicher. Das kann so weit gehen, dass ich die einfachsten Dinge nicht mehr gebacken kriege, gar nicht mehr richtig denken kann! Ich bin auch manchmal einsam und weiß ebenfalls keinen so rechten Weg aus dem Dilemma - obwohl es auch bei mir schon um die 10 Jahre vorhanden ist. Jahrelange Erfahrung mit Depression/Dysthymie scheint in der Hinsicht nicht so viel zu nutzen...
Aber ich finde es super, dass es das Forum hier gibt - das sind immerhin virtuelle Kontakte...
Gestern habe ich übrigens in einer alten "Psychologie heute" einen Artikel ber "die Glücksfalle" gelesen, also quasie den "Terror des Positiv-Denken-Sollens", der hat mir echt aus der Seele gesprochen... das zu deiner Aussage, dass du einfach ein "Negativ-Denker" bist...
Jens_BS
Beiträge: 21
Registriert: 18. Jan 2011, 14:03

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Guten Morgen!

@paco
Es spricht natürlich nichts gegen freundliche oberflächliche Kontakte. Ich versuche grundsätzlich, möglichst nett und freundlich und höflich rüberzukommen. Und nix gegen die Bäckersfrau von nebenan bzw. den Plausch mit derselben, aber das erweist sich auf Dauer als nicht allzu nahrhaft. Da möchte ich dann doch auch mal was Näheres, Persönlicheres. Ja ich weiß, Messlatte zu hoch
Ich habe es mal gewagt, eine Kollegin, die ich nett fand, anzusprechen, ob sie mit mir mal in der Mittagspause nen Kaffee trinken möchte. Grober Fehler, sie dachte natürlich, ich will sie anbaggern und geht mir seither aus dem Weg.
Zu meiner Selbsthilfegruppe gehe ich nicht mehr. In einer Phase, wo man nicht mehr nur über ernste Dinge sprach, sondern zunehmend rumblödelte und alle durcheinander redeten und Dinge wie Kegeln und Wichteln anfangen wollte, schmiß ich das Handtuch, weil ich mich zunehmend unwohl fühlte. Da kam wieder meine schon erwähnte Unfähigkeit in Gruppen durch. Daran scheitern auch alle anderen Versuche wie Wandergruppe, VHS-Kurs usw., hab ich alles schon durch.
Eigentlich stehe ich zu dieser Unfähigkeit bzw. Unwilligkeit in Gruppen. Es gibt sehr wohl ruhige, sensible und ernsthafte Menschen, die ebenfalls hierzu stehen und sagen: ich fühl mich mit einigen wenigen, aber wertvollen Freundschaften viel wohler. So würde ich auch gern sein, aber der Anfang ist schwer, da jegliche Kontakte ja in der Regel aus einem größeren Getümmel ausgehen. Man guckt sich z.B. einen aus der SHG raus und macht weiterhin Small-Talk und kommt sich evtl. langsam näher, dann entsteht womöglich mal eine Freundschaft draus oder auch nicht.
Du wirst sagen, "ach alles, was man dem rät, macht er umgehend nieder ..." Ja, scheint so. Bin wohl ein hoffnungsloser Fall. Es hört sich, wie Du es beschreibst, alles recht einfach und machbar an, aber ich find es für mich höllisch schwierig bis nahezu unmöglich.

@Seraldine
Das ist eine sehr treffende Umschreibung, da kann ich mich absolut mit identifizieren. Machst Du eine Verhaltenstherapie mit dem Anliegen, mehr Kontakte zu kriegen? Wie geht denn Dein Therapeut da ran?

@Kathleen
Ich fühlte mich eigentlich schon immer allein und war es auch, aber ich bin in meiner Studentenzeit völlig vereinsamt. Der Trick ist ja, siehe oben, zu erkennen, okay, ich bin irgendwie "anders", stehe nicht so auf Party und Trubel, bin auch ruhiger und ernsthafter als viele anderen, habe aber trotzdem mein soziales Netz mit entsprechend ähnlich gearteten Leuten. Dahin solltest Du streben, klar, leicht gesagt, ich habe es ja selbst nie geschafft ... Aber nicht alle Studenten machen andauernd Party

Lieben Gruß Jens
Jens_BS
Beiträge: 21
Registriert: 18. Jan 2011, 14:03

Re: Schon lange depressiv ... und neu hier

Beitrag von Jens_BS »

Ich möchte mich heute abschließend nochmal für Eure Beiträge und das Interesse an diesem Thread bedanken.

Gestern hat eine Brieffreundin den Kontakt zu mir abgebrochen, kurz und knapp und cool per SMS. Es war der letzte Kontakt im privaten Bereich, den ich noch hatte.

Ich werfe jetzt, was zwischenmenschliche Kontakte anbetrifft, das Handtuch und steige somit auch aus diesem Forum aus.

Euch alles Gute, Jens
Antworten