Sinnfrage

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hansundgrete

Sinnfrage

Beitrag von hansundgrete »

Hallo! Leide seit meinem 15. Lebensjahr an Angstzuständen, Panikattacken u.ä. Das sind jetzt 29 Jahre. Vorher hatte ich auch bereits Angst, welche sich jedoch körperlich nicht ausdrückte. Habe seitdem keinen Tag mehr unbeschwert verbracht und mich und meine Person nicht in Frage stellen müssen. Habe Tavor, Lexotanil, Oxazepam etc. in hoher Dosierung durch. Es hat die Symptome verdrängen können, heilen konnte man mich bisher nicht. Habe mich durch Arbeit/Engagement abgelenkt. Habe wirtschaftlich aus dem Nichts mehr erreicht, als die meisten in 2 Leben. Habe Familie, Angestellte und somit eine Menge Verantwortung.Aber es bedeutet mir sehr wenig, teilweise auch nichts, weil ich nichts davon habe. Es gibt keinen Tag an dem es mir wirklich gut geht.
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Sinnfrage

Beitrag von Chiron »

Hallo Gerhard,

willkommen im Forum.

Du stellst die Sinnfrage?
Nach welchem Sinn, dem Leben oder der Krankheit?

Der Sinn des Lebens ist Leben, meinte mal eine Krankenhausärztin zu mir, als ich mal wieder im Loch steckte.

Vielleicht magst Du etwas mehr dazu schreiben, was Dich aktuell am meisten bedrückt.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
hansundgrete

Re: Sinnfrage

Beitrag von hansundgrete »

Hallo Chiron!
Eine einstudierte, theoretische Antwort einer Ärztin. Man kann diese Krankheit nicht auf der Schulbank studieren. Man muss sie haben um mitreden zu können. Das ist mir nach 29 Jahren alles zu einfach. Ich habe alle Facetten dieser Krankheit durchlebt. Helfen konnte ich mir nur selber. Andere konnten vielleicht einen Weg aufzeigen, aber richtig verstanden hat man mich nie. Betroffene unterhalten sich meist auf einer geistigen Ebene, die auch für Ärzte mangels praktischer Erfahrung nicht erreichbar ist.
Es bedrückt einen der Umstand zu leben, aber nicht am Leben teilgenommen zu haben bzw. zu können.Und daran wird sich auch wenig ändern. Ich behaupte, dass diese Krankheit nie verschwindet. Sie schlummert in guten Zeiten in uns weiter um dann wieder zuzuschlagen, sein Opfer auszubremsen und in die Realität zu überstellen. Man kann sich auch nicht davon freikaufen.Ich schreibe das nicht, weil ich mich profilieren will, sondern weil es meine Überzeugung ist. Alles andere sind Träume und Phantasien. Ich hab früher viel geträumt.
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Sinnfrage

Beitrag von Chiron »

Lieber Gerhard,

<<Ich behaupte, dass diese Krankheit nie verschwindet. >>

das stimmt, wenn sie mal chronisch geworden ist, so wie bei mir.
Aber was tun, wenn sie immer wieder zurück kehrt? Immer wieder Schmerzen bereitet?
Immwer wieder bezwungen werden will?

Selbst hänge ich gerade im Tief und hoffe es bessert sich bald wieder.

Grüßle,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Celebrian
Beiträge: 31
Registriert: 11. Dez 2010, 11:44

Re: Sinnfrage

Beitrag von Celebrian »

Hallo Gerhard,

zuerst hoffe ich natürlich, dass es dir etwas besser geht. Zur Situation...
Am Leben teilgenommen habe ich bisher auch nicht. Keine Freunde, keine Bekannten, keine Familie, momentan kein Job (wg. der Krankheit) - NICHTS. Mit 6/7 war ich bereits suizidal. (Ans Forum: Nein, ich tu nix und bin artig!) Deshalb kann ich dein langes Leiden wohl in Ansätzen nachvollziehen.

Da ich gerade in keinem Loch stecke, meine momentane Theorie zum Sinn: Man kann in allem Sinn finden, sei es Familie, Arbeit, die Existenz an sich. Es ist ein Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Zufrieden zu sein, sich an Dingen/Umständen zu erfreuen. Dinge gelassen und vielleicht mit ein bisschen Humor sehen.
So verstehe ich den Sinn des Lebens. Das heisst leider nicht, dass mein Herz das fühlt. Vermutlich wird das auch nie so sein. Steckt man in einem Loch kann man den ganzen Sinn-Mist sowieso vergessen, oder nicht?

Alles Liebe,
Maike
Viele Grüße,

Maike
Citralopram
Beiträge: 4
Registriert: 17. Jan 2011, 19:28

Re: Sinnfrage

Beitrag von Citralopram »

Hallo Gerhard,
als würdest Du mein altes Leben beschreiben: mehr erreicht als viele andere, Familie Freunde alles da, nur hats nicht wirklich viel gebracht!?
Du schreibst, dass Du seit 29 Jahren kämpfst und davon ausgehst, dass am Ende immer nur Du selbst dir weiterhelfen konntest. So habe ich es lange auch gesehen, wobei mir ambulante und stationäre Therapien immer auch geholfen haben, wenigstens zu überleben. Ich holte mir immer nur dann einen Therapeuten, wenn ich das Gefühl hatte, nur sterben wäre schöner.
Die Sinnfrage stelle ich mir nicht. Warum sollte das Leben einen Sinn haben, wer wäre denn dafür verantwortlich?
Du wurdest ungefragt in diese Welt katapultiert, hattest Anlagen, wie Stärken, Begabungen und Neigungen. In der Regel wurde darauf wenig Rücksicht genommen, sondern Deine Biographie wurde fremdbestimmt und irgendwann hast Du das, was man dir beigebracht hat, als die Wahrheit und den Sinn deines Lebens übernommen.
Kann es sein, dass Du inzwischen spürst, dass der/die kleine Gerhard andere Wünsche und Träume hatte und du jetzt nicht weißt, wie du die Kraft aufbringen sollst, um sie umzusetzen?
Mir scheint, auch Du hast gut funktioniert und warst zumindest aus gesellschaftlicher Sicht ausreichend erfolgreich um anerkannt zu sein. Nur, so scheint es, hast Du dich dabei nie wirklich wohl gefühlt.

Was aber sollte anders sein?

Auch ich war beruflich sehr erfolgreich, bin seit 31 Jahren verheiratet, habe zwei tolle Kinder und eine Frau, mit der ich wirklich alt werden möchte.
Im Frühjahr war ich 11 Wochen zur Traumastabilisierung in der Klinik. Heute beginne ich in ganz kleinen Schritten zu leben. Entwickle eigene Rechte, löse mich von grenzenloser Verantwortlichkeit und beginne mich ganz vorsichtig zu akzeptieren: mich und meine Ängste, meine Schwächen, meine Vorlieben und Neigungen und fühle mich recht wohl dabei.

Was also sollte anders werden in Deinem Leben, damit es auch Dir besser geht??

Ein kleiner Seelenverwandter namens Rottweiler grüßt dich ganz herzlich
Kampfgemuese
Beiträge: 129
Registriert: 11. Mär 2010, 15:07

Re: Sinnfrage

Beitrag von Kampfgemuese »

Hallo hansundgrete,

möchte Dir schreiben, wie ich Deinen Beitrag empfinde. Du hast einen wirklich langen Leidensweg hinter Dir, finde ich. Du schreibst, dass Du Medikamente genommen hast. Und „Es hat die Symptome verdrängen können“.
Bitte entschuldige, ich kenne mich mit Angstzuständen und Panikattacken nicht aus – lassen die sich nur durch Medikamente behandeln oder auch mit Therapie.
Und, wenn auch mit Therapie – hast Du eine gemacht und hat es Dir was gebracht? Oder hast Du evtl. noch nicht den „richtigen“ Therapeuten gefunden?
Ich weiß, es ist nach so langer Zeit sehr kraftraubend, sich überhaupt noch mit dem Thema befassen zu wollen… . Du schreibst, dass Du dich durch viel Arbeit und Engagement abgelenkt hast. Zum einen bedeutet das für mich, dass Du wahnsinnig viel Kraft in Dir hast und schon deswegen würde ich Dir empfehlen – kämpfe weiter! Das Wort „ablenken“ war es letztendlich, dass mich zu der Überlegung gebracht hat, ob Du eine Therapie machst.
Mein persönlicher Sinn des Lebens ist: Glücklich sein.

Liebe Grüße
Kampfgemuese
hansundgrete

Re: Sinnfrage

Beitrag von hansundgrete »

Hi! Ich deute es mal so. Mein Leben endete mit 15 Jahren als die Angst körperliche Symptome zeigte. Der Grund liegt in meiner Kindheit. Mir fehlt das Urvertrauen...die Gewissheit, dass die Sonne am nächsten Morgen wider aufgeht. Klar...wenn meine Mutter mich mit drei oder vier Jahren in die Toilette einschließt und den Schlüssel wegschmeißt. Mehr weiß ich nicht mehr, werde es wohl verdrängt haben. Eigentlich möchte ich zeitlich nur zurück um gewisse Dinge zu reparieren, zumindest in die Zeit bevor mein Körper sich bemerkbar machte. Was macht es für einen Sinn, plötzlich und eigentlich grundlos keine Luft mehr zu bekommen, nur weil man einen Moment an das falsche gedacht hat. Wen ich etwas ändern könnte, müsste ich zunächst an die Ursache. Die liegt zeitlich weit entfernt. Deshalb bleibt mir nur der heutige Umgang.
hansundgrete

Re: Sinnfrage

Beitrag von hansundgrete »

Hi! Ich deute es mal so. Mein Leben endete mit 15 Jahren als die Angst körperliche Symptome zeigte. Der Grund liegt in meiner Kindheit. Mir fehlt das Urvertrauen...die Gewissheit, dass die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgeht. Klar...wenn meine Mutter mich mit drei oder vier Jahren in die Toilette einschließt und den Schlüssel wegschmeißt. Mehr weiß ich nicht mehr, werde es wohl verdrängt haben. Eigentlich möchte ich zeitlich nur zurück um gewisse Dinge zu reparieren, zumindest in die Zeit bevor mein Körper sich bemerkbar machte. Was macht es für einen Sinn, plötzlich und eigentlich grundlos keine Luft mehr zu bekommen, nur weil man einen Moment an das falsche gedacht hat. Wenn ich etwas ändern könnte, müsste ich zunächst an die Ursache. Die liegt zeitlich weit entfernt. Deshalb bleibt mir nur der heutige Umgang.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Sinnfrage

Beitrag von ghm »

Hallo hansundgrete,

die Frage nach dem Sinn des Lebens, da kannst Du in jeder guten Bücherei viele Kilometer Buch finden.
Ohne Dich angreifen zu wollen, ich befürchte Du warst so erfolgreich in Deinem Leben, dass Du bis jetzt für diese Frage noch keinen Raum in Deinem Leben finden musstest.
Diese Frage habe ich vielfach mit meinen Söhnen besprochen. Da muss jeder die Antwort finden, die ihn trägt.
Leider kein Allgemeinrezept vorhanden.
(Meine Sicht der Dinge)
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Herbert1960
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Re: Sinnfrage

Beitrag von Herbert1960 »

Hallo Gerhard,
ich finde es gut, dass Du hier bist, weil aus deiner Sicht eigentlich alles Topp sein müsste.
Du hast versucht mit Medikamenten deine Angstattaken zu unterdrücken. Dein Leben war Arbeit und deine Dich selbstbetreffenden Probleme hast Du unterdrückt. Ich kenne das, man fühlt sich wie ein Marathonläufer, der sich quält, sich plagt, sich selbst überwindet und dann über die Ziellinie läuft und dann feststellt: Es ist kein anderer Läufer mehr da!
Wofür, wehalb, warum die ganze Plackerei?
Die SinnFrage kann ich Dir nicht beantworten. Vielleicht hälst Du mal inne und schaust auf die, die Du zurück gelassen hast?
Das Leben hat den Sinn, dem ich ihm selbst gebe. Meine Worte, nicht zitiert.
Wie gesagt, schön, dass Du hier bist.
Ich freue mich auf deine Reaktion.
mfg Herbert
You never see the rain, you never see the rainbow.
Herbert1960
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Re: Sinnfrage

Beitrag von Herbert1960 »

Hallo Gerhard,
ich finde es gut, dass Du hier bist, weil aus deiner Sicht eigentlich alles Topp sein müsste.
Du hast versucht mit Medikamenten deine Angstattaken zu unterdrücken. Dein Leben war Arbeit und deine Dich selbstbetreffenden Probleme hast Du unterdrückt. Ich kenne das, man fühlt sich wie ein Marathonläufer, der sich quält, sich plagt, sich selbst überwindet und dann über die Ziellinie läuft und dann feststellt: Es ist kein anderer Läufer mehr da!
Wofür, wehalb, warum die ganze Plackerei?
Die SinnFrage kann ich Dir nicht beantworten. Vielleicht hälst Du mal inne und schaust auf die, die Du zurück gelassen hast?
Das Leben hat den Sinn, dem ich ihm selbst gebe. Meine Worte, nicht zitiert.
Wie gesagt, schön, dass Du hier bist.
Ich freue mich auf deine Reaktion.
mfg Herbert
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Salvatore
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Re: Sinnfrage

Beitrag von Salvatore »

Hallo Gerhard,

ich behaupte, dass JEDER (auch sogenannte "gesunde" Menschen) mindestens einmal in seinem Leben an einen Punkt gelangt, an dem er sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt.

Diese ist schon viel und ausführlich diskutiert worden. Große Philosophen haben ganze Leben mit der Erörterung dieser Frage verbracht - einige haben (vielleicht nur für sich?) eine Antwort gefunden. Andere sind an dieser Frage zerbrochen und haben sich das Leben genommen.

Dein Leben, schreibst du, endete mit 15 Jahren. Ist das so? Denn mir scheint, du lebst noch, du sitzt ja am Computer und schreibst Posts. Also gibt es ja doch einen Sinn - denn wäre alles wirklich sinnlos, wozu dann hier posten?

Aber die Definition von "Leben" ist schließlich auch noch nicht abschließend geklärt.
Als 'Lebewesen', zu denen du dich sicherlich zählst, ist es unsere Aufgabe, zur Arterhaltung beizutragen. (Das schließt eine passive Lebensführung aber nicht aus, da die Erde jetzt schon überbevölkert ist.)

Ob wir darüberhinaus noch zu irgendwas beitragen wollen, liegt an uns selbst. Wenn wir unserem Leben ansonsten keinen Sinn geben (oder Sinn haben lassen), dann tut es auch kein anderer für uns.
Und, da gebe ich meinen Vorrednern Recht, da muss jeder seinen eigenen Weg gehen und für sich selbst eine Antwort finden.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
powersofti2
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Re: Sinnfrage

Beitrag von powersofti2 »

Hallo Gerhard

mein Problem hat auch in der Kindheit gelegen, nur fehlte mir bis zum 15. Lebensjahr die Erinnerung. Das Wissen wann und wo ich gewohnt in Kindergarten und Schule gegangen bin war schon da auch einige Erinnerungen an Schulkameraden und Freunden war da. Nur Erinnerungen an die Eltern waren komplett weg. Die habe habe ich mir in der Therapie holen lassen und das hat mein Leben umgekrempelt. Die Depressionen sind zwar nicht weg, beziehungsweise immer wieder gekommen aber die Einstellung zum Leben hat sich doch so sehr gewandelt das ich sagen kann mir geht es gut
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: Sinnfrage

Beitrag von maribo »

Hallo gerhard,

durch meine inzwischen chronisch gewordene Depression, werde ich phasenweise daran gehindert, am Leben teilzuhaben.
Doch das möchte ich mir nicht so einfach nehmen lassen. Für mich besteht also der Sinn meines jetzigen Lebens darin, meine Krankheit zu akzeptieren, jedoch niemals zuzulassen, dass sie mein Handeln völlig bestimmt.
Ich habe einmal über Virginia Woolf gelesen, die auch unter Depressionen litt, dass sie es "Die Bestie umarmen" nannte. Also, ich akzeptiere, dass sie da ist, doch ich bin darauf bedacht, die Bestie nicht zu wecken, die in meinem Innern schlummert. Und du hast das ja für dich auch so erkannt.
So bin ich also stets bemüht, durch den sorgsamen Umgang mit mir, das Leben so zu genießen, wie es mir gerade möglich ist. Und dazu gehört auch, zu akzeptieren, dass es mir an manchen Tagen, so wie zum Beispiel heute, schlechter geht.
Für mich ist also der Sinn meines Lebens, die Akzeptanz dessen, was Vergangenheit und unabänderlich ist, es anzunehmen,zu verzeihen und loszulassen.
Dies fordert immer wieder all meine Energie.
Doch nur so kann ich mich in den guten Phasen ganz der Gegenwart widmen. Alles andere wird sich dann regeln.
Das mag anspruchslos klingen, aber für mich ist es der Weg, mit der Depression umzugehen und das, was möglich ist, für mich und mein Leben zu tun.
Ich kann dir, gerhard, also auch kein passables Rezept für die Sinnfindung liefern.
Denn, wie schon in den Beiträgen der anderen geschrieben wurde, sucht jeder für sich nach SEINEM Sinn des Lebens.
Ich wünsche dir dabei viel Erfolg.

Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Sinnfrage

Beitrag von Carrion »

Hallo Gerhard!
Mein Therapeut meinte gestern, dass das Leben mit 14 erst anfängt. Meine Antwort darauf war ähnlich wie deine: meins endetet mit 14. Das Urvertrauen, auch das kann ich verstehen. Nur dass meine Mutter nicht mich, sondern sich eingeschlossen hat (mit den entsprechenden Drohungen die ich auf Grund der Forenregeln zu Suizidalität nicht wiederholen will), während ich draußen stand. Mein Therapeut kennt bis jetzt nur die „harmlosen“ Geschichten und trotzdem höre ich von ihm öfter mal: „Es wundert mich nicht wenn sie nicht an sich glauben können…“

Auch die körperlichen Symptome kenne ich, immer wenn es persönlich wird oder in intimen Momenten in der Beziehung. Aber zurück – das können wir nicht. Wenn wir es könnten, ich würde alle hier einladen mitzukommen.

Also, was machen wir? Lernen. Lernen im Kopf zurückzugehen, Lernen zu akzeptieren und uns nicht bestimmen zu lassen von dem was war. Ist ein verdammt weiter und steiniger Weg. Und ich frage mich oft: „Warum? Und warum ich? Ich habe niemandem jemals etwas getan. Warum verdammt…?“

Du sagst: helfen konnte ich mir nur selber. (und ich höre: ich wünschte jemand könnte mir helfen). Du sagst: Es bedrückt einen der Umstand zu leben, aber nicht am Leben teilgenommen zu haben bzw. zu können. Und daran wird sich auch wenig ändern. (und ich höre: aber ich hoffe dass es sich ändert. Ich hoffe und hoffe dass mir das jemand hier bestätigt). Man KANN leben, symptomfrei, wenn man Glück hat, aber auch Maribo, die die Depression chronisch hat versucht zu leben (sry Maribo wenn ich dir damit jetzt zu nahe trete, dass ich dich als Beispiel bemühe. Nicht böse sein, okay?) Ich will glauben dass man kann und ich glaube dass man kann. Dass man „leben“ kann, nicht nur existieren. Und du willst das eigentlich auch glauben und du kannst das glauben. Hier sind viele Beispiele dafür dass es sein kann. Und wenn du daran glaubst, und weiterkämpfst und dann irgendwann nochmal an dem Punkt stehst, dass du denkst es ginge nicht – was hättest du verloren? Warum nicht erst alle Register ziehen…?
Weiter hoffen! Weiter kämpfen!
Sophia

P.S.: „Lustig“ ist es ja nicht, aber weisst du was ich immer gemacht habe – und noch mache, wenn es mir richtig schlecht geht? Ich rufe einen Freund an und lasse mir explizit versprechen, dass die Sonne wieder aufgeht… Als ich das gelesen habe bei dir musste ich antworten…
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
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