Wie geht ihr mit gefühlten Schwankungen um?

[kormoran]

hallo pony,

bei mir ist es zwar nicht so schwer, aber mit schwankungen habe ich schon auch zu tun. allein der wechsel von einer langen guten phase zurück in die depression (dann rasch wieder mit AD abgefangen) hat mich sehr verunsichert, was das arbeitsumfeld betrifft. ich kann mich sehr schlecht verstellen und war besorgt, was sich die leute denken, wenn ich immer stiller und zurückgezogener, auch reizbarer werde.

zur zeit bin ich, naja, offenbar in einer depressiven phase, dank AD funktioniere ich aber. da frage ich mich, wie das bei den leuten rüberkommt, wenn ich dann zwischendurch mal wieder einen einigermaßen beschwingten tag habe, ob ich da als sehr launenhaft angesehen werde.

was die einschätzung der eigenen arbeitsfähigkeit betrifft, habe ich inzwischen ein bisschen übung. ich bin etwas vorsichtiger geworden, denke eher noch länger darüber nach, was ich schaffen kann und gebe nicht unmittelbar meiner momentanen stimmung nach.

langfristiger muss ich aber auch überlegen, was ich mir zutrauen kann. zwar habe ich nicht das problem mit intensivem direktem kundenkontakt, aber es stellt sich die frage, ob ich überwiegend verantwortung für eigene projekte behalte, oder mich auf einen arbeitsbereich zurückziehe, wo ich nur arbeitspakete abarbeite, laufende routinearbeit.

bin da noch unentschieden. mal regiert die angst und der rückzug, mal sagt die vernunft, ich soll nach meinen fähigkeiten und meinem potenzial gehen und wenn ich dann mal krank bin, bin ich eben krank. ein anderer hat vielleicht einen bandscheibenvorfall ...

liebe grüße
kormoranin

[lowrider60sec]

Hallo Pony,

Scheinbar hast du eine schwierige Frage gestellt, wenn ich die wenigen Antworten so anschaue.

Ich will dir versuchen, meinen Umgang mit den Stimmungsschwankungen zu erklären, hoffe es gelingt mir annähernd.

Es dauerte bei mir schon etliche Jahre, bis ich herausgefunden hatte, WIE ich selber damit umgehen kann. Habe viele Fehler gemacht, habe teilweise gar nicht darauf geachtet.

Jetzt nehme ich jeden Tag so wie er kommt, ich mache mir im Vorfeld keinen Kopf ob ich am Freitag wohl gut genug sein werde, um dies oder das zu schaffen. Natürlich ist es bei dir schwerer, da du "grosse Auftritte" hast. Dennoch solltest du versuchen, dich nicht zu sehr darin reinzusteigern, und dich stattdessen auf deine Fähigkeiten besinnen.

Man kann sich ja eigentlich nur in seiner Freizeit "gehen lassen", seinen Rhythmus den jeweiligen Stimmungen anpassen.

Da habe ich jahrelang den Fehler gemacht, dass ich an guten Tagen wie wild gearbeitet habe, ich wollte alles liegengebliebene aufholen, schon im Voraus Dinge erledigen. Aber das war nicht gut.
Jetzt nutze ich die guten Tage um auch etwas Gutes zu machen. Ich sehe das als "Kräfte sammeln" für schlechte Zeiten. Meine Arbeit im und ums Haus kann ich auch machen, wenn ich depri bin - zwar langsamer, aber stetig.

Hoffe, mein Geschreibe kommt einigermassen verständlich rüber, bin nicht gerade der beste Erklärer.

LG
lowrider

[Carrion]

Hey!

Ich habe einen offiziellen Modus für mich. Ich wei nicht ob das gut oder schlecht ist, immerhin relativiere ich damit alle Gefühle die ich habe brutal, ABER: es funktioniert.

Im KLartext heißt das: Stimmungsschwankungen in der Öffentlichkeit (nicht bei Freunden) kommen nicht vor. Weil ich sie nicht erlaube. Vor offiziellen Terminen könnte ich oft verzweifeln und denke ich schaffe das nicht, danach bin ich oft müde und fertig und manchmal kommt der Rückschlag auch erst später. Manchmal hasse ich mich auch in solchen MOmenten, wenn ich einfach nur weglaufen will, aber stehenbleibe und lächle.

Ich weiß nicht ob das eine adäquate Methode ist, es ist sehr stark angelehnt an "Zähne zusammen und durch". Vielleicht ist das auch eine Lehrersache: wenn man jeden Tag vor eine Gruppe Menschen treten muss, lernt man zu schauspielern, mal ist es leichter, mal schwerer...

Sophia

[ghm]

Hallo monipony,

das kommt ein wenig darauf an, wo ich bin.

Bin ich in der Öffentlichkeit und habe ich Lust darauf mache ich etwas "Verrücktes" gegen "schlechte" Gefühle.
Schon mal durch ein Kaufhaus getanzt?
Wenn ich zu Hause bin habe ich ein Kuscheltier, eine Kuscheldecke und jede Menge (klassische) Musik.
In der Arbeit schaue ich dann hier im Forum vorbei, weil es hier liebe Menschen gibt und ich mich freue bei Euch sein zu dürfen.
Und "gute" Stimmungen geniesse ich.

[heisl61]

Hallo moniponi!

Das mit den unangekündigten depressiven Phasen kenn ich auch. Kann mir mir auch momentan (allerdings erst seit 8 Wochen im Krankenstand) noch nicht vorstellen arbeiten zu gehen. Habe mein Handy fast immer ausgeschalten um Unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen.
Um unangenehmes zu erfahren bin ich noch viel zu instabil.
Seit einer Woche mache ich eine Therapie bei einem Arzt der ganzheitliche Medizin anwendet.
(Hier wird mit Licht und Elektostimulation das Nervensystem wieder in die richtigen Bahnen gelenkt.ES wird auch das Gehirn angeregt mehr Glückshormone auszusenden. Eine Art moderne Akupunktur)
Hat mir in dieser kurzen Zeit auch schon sehr geholfen.
Vieleicht geht der mit dieser Methode an die Wurzel des Übels.
Es ist schlieslich eine Nervenkrankheit mit der wir uns herumkämpfen.

Gruß
Friedl