ErzierherInnen / Sozpäds etc.

StellaRaven
Beiträge: 16
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ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von StellaRaven »

Hallo ihr,

habe das Forum schon durchsucht aber eher Beiträge von Lehrerkollegen gefunden. (Deren Meinung natürlich auch erwünscht ist)

Wie könnt ihr Jobmäßig damit umgehen? Fühlt ihr euch auf der Arbeit anders als Zuhause? Wissen eure Kollegen davon? Habt ihr es in Bewerbungsgesprächen bzw. Arbeitsverträgen schon mal angeben müssen bzw. bei eurer med. Eignungsbescheinigung? Kam es deswegen bei euch zu einer Kündigung o.ä?
Bei mir steht ja, wie ich in meinem anderen Beitrag erwähnt habe, eine Vertragsverlängerung vor, jedoch weiß keiner von meinem Problem, nur das ich Schlafprobleme habe.

Und vor Allem, wie klappt es mit eurem Klientel? Habt ihr das Gefühl objektiv und professionell genug zu sein? Falls eure Krankheit die Runde gemacht hat wie geht ihr mit Angehörigen / Eltern / oder Vormündern in euren Elterngesprächen um? Werdet ihr da noch ernst genommen?
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von flocke »

Hallo StellaRaven,

SEHR GUTE Threadidee! Ich bin mal gespannt...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
nixen
Beiträge: 78
Registriert: 8. Jan 2011, 08:42

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von nixen »

oh, das ist wirklich ein sehr gutes thema.
ich bin sozpäd. und habe bis vor meinem zusammenbruch selbst. gearbeitet. jetzt konnte ich einfach ein halbes jahr nicht mehr, weil es nicht mehr ging. gerade in deisen berufen ist soziale kompetenz und empathie gefragt. ich weiß nicht genau, wie es sich mit arbeitgebern verhält. aber auch ich bin gerade dabei mich neu zu bewerben und mir einen job zu suchen.
das klientel von mir reagierte aber zum größten teil mit verständnis. derzeit hege ich jedoch nicht die ambitionen weiterhin selbständig tätig zu sein, da ich mir sehr sicher bin diesen aufgaben nicht gewachsen zu sein.
ich weiß aber, dass es gerade für diese berufe sehr wichtig ist z.b. eine kur zu machen also sich wirklich eine auszeit zu nehmen, wenn es einem selbst nicht so gut geht. ich habe in meiner beruflichen laufbahn auch die erfahrung gesammelt, dass arbeitgeber zumeist sehr sozial und verständnisvoll mit solch gegebenen situationen umgegangen sind.
Mjamjam
Beiträge: 18
Registriert: 19. Jan 2010, 18:40

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Mjamjam »

Hallo ihr,

auch ich bin gelernte Erzieherin.
Als ich nach dem Tod von meinem Vater in Depressionen verfiel, habe ich erstmal die Einrichtung gewechselt. Ich hatte 2 Gruppen gleichzeitig zu betreuen, es war eine Rieseneinrichtung, etc. Ich dachte also, versuch etwas kleineres, das wird da schon besser werden.
Wurde es nicht.
Ich war ein knappes halbes Jahr in dieser kleinen Einrichtung. Es war sehr schön, ein gutes Arbeitsklima, aber ich habe es trotzdem nicht gepackt. Als ich dann bekannt gegeben habe, dass ich in die Klinik gehe, wurde ich vom Träger gekündigt (da die Probezeit noch knapp griff)
Der Leitung habe ich zwar beim Vorstellungsgespräch nichts gesagt, aber kurz darauf. Die Kollegen reagierten eigentlich sehr angenehm. Ein paar Eltern, mit denen ich nach meiner Kündigung noch darüber sprach, waren super. Die rotteten sich zusammen und schrieben einen Beschwerdebrief an den Träger. Hat zwar nichts gebracht, aber trotzdem eine total süße Unternehmung
Audrey81
Beiträge: 68
Registriert: 22. Nov 2010, 15:31

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Audrey81 »

Hallo zusammen,
Hallo Stella Raven,

Ich bin Pädagogin und arbeite mit Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Ich habe es vor ca. 6 Monaten gesagt das ich an einer Depression leide und auch Tbl. dafür bekomme.

Es wurde sehr gut aufgefasst und alle haben Verständnis für meine Situation. Habe noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Gerade in unserem Bereich sollte dies kein Problem sein. Einige meiner Kollegen haben auch schon ein Burn-Out oder ähnliches durchgemacht.
Trotzdem hatte ich auch Angst diesen Schritt zu wagen, da es in manch anderen Einrichtungen nicht so gut läuft.

Im Dezember war ich etwa 1 Monat krank geschrieben, als ich wiederkam haben sich alle sehr gefreut. Nun werde ich einen Monat arbeiten und dann 6 Wochen in die Reha gehen und auch dieser Schritt wird unterstützt.
Ich habe auch einen unberfisteten Arbeitsvertrag, deshalb ist es eh nicht so leicht mich zu kündigen, zudem wollen sie mich auch behalten.

Es kann doch niemand etwas dafür das er krank wird....!

Ich bin sehr wohl bewußt das ich sehr viel Glück habe, den ich habe auch schon andere Storys gehört!

Lg
Audrey
Für die ganze Welt bist Du irgendjemand;

für irgendjemand bist Du die Welt.
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von CJ43 »

Hallo Stella!

Ich bin Soz.Päd. und zur Zeit in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Meine Kollegen wissen nichts von meiner Erkrankung, ich wurde im Einstellungsgespräch allerdings auch nicht gefragt.
Nun ist es so, dass es mir momentan ziemlich gut geht. Ich nehme noch eine kleine Dosis AD, bin sonst aber normal belastbar. Schon deshalb sehe ich momentan keinen Grund, mich zu "outen".

In einem früheres Job war ich mal 6 Wochen zur Reha, da habe ich zwar gesagt dass ich eine psychosomatische Kur mache, aber nicht mit welcher Diagnose. Nur einige Kollegen wussten es.
Seit der Kur gehe ich vorsichtiger mit mir und meinen Reserven um und kann mich besser abgrenzen. Ich glaube auch nicht, dass meine Depressionserkrankung ein Hindernis für meine Arbeit ist, eher im Gegenteil, in manche Dinge kann ich mich besser einfühlen.
Und Auslöser für die Depressionen ist der Job auch nicht, denn ich erkranke in größeren Abständen immer wieder, seit ich in der Ausbildung bin.
Ich bin so zurückhaltend damit mich offen zu äußern, weil ich einfach Angst habe, dann besonders vorsichtig behandelt oder irgendwie analysiert zu werden. Eben nicht mehr als "normale" Kollegin, sondern als Fall. Das fände ich kränkend.
Vielleicht ist das völlig unbegründet und nur eine leichte Paranoia meinerseits...

Nun arbeite ich im psychosozialen Bereich, wo Depression einfach an der Tagesordnung sind. Meine Kollegen sind also gut informiert; sie müssen sich oft mit der ganzen Palette der Krankheit auseinander setzen: Stimmungsschwankungen, Ängste, Rückzug, ADs, Suizidalität usw., da möchte ich eben nur als Kollegin und nicht als Erkrankte behandelt werden.

Blöd ist es nur, wenn ich wirklich mal ausfalle, (was sehr selten vorkommt), weil ich dann was erfinden muss.
Ich will mich nicht verstecken müssen. Aber, wie gesagt, outen möchte ich mich auch nicht.
Vielleicht mal, wenn ich fest angestellt bin.
Denn eigentlich arbeite ich in einem sehr netten Verein, ich könnte mir vorstellen, dass es niemanden groß beeindruckt.

Liebe Grüße, Constanze!
JM300
Beiträge: 21
Registriert: 12. Dez 2010, 14:41

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von JM300 »

Hallo zusammen,
Depressionen/Burn out trifft immer mehr in unserer Branche. Selbst auf Bezirkstreffen und Leiterinnentreffen war dies schon oft das Thema.

Ich selbst (arbeite als Erzieherin) hatte nach meinem Klinikaufenthalt anfangs Probleme mit einigen Kolleginnen. Das hat sich mittlerweile zum Glück wieder gelegt. Die Kolleginnen waren einfach überfordert, sie kannten mich ja schließlich nur als die "Starke", die alles meistert.

Meine Chefin stand von anfang an hinter mir. Sie hat den Dienstplan so weit geändert, das wenn ich mal ausfalle, meine Kollegin in der Gruppe nicht alleine arbeiten muss. So wird vermieden, das meine Kollegin in der Gruppe sich aufarbeitet.
Unser Träger hat auch super reagiert - selbst ihm hinblick auf unseren Qualifikationsschlüssel/Zuschüsse...

Die Eltern wissen nicht, das ich Depressionen habe. Das ist meine private Sache. Sicher fragen sie, wenn ich längere Zeit gefehlt habe. Kurz und knapp erzähle ich dann von meiner "erfundenen" Erkrankung (Migräne).

Meine Arbeit schaffe ich trotz allem gut.
Ich habe natürlich erst einiges lernen müssen:
- Arbeiten deligieren, nicht immer alles
alleine machen
- Prioritäten setzen
- auch mal was auf morgen verschieben
- sich nicht für alles und jeden
verantwortlich fühlen...

Und eins finde ich ganz wichtig! In unserer Einrichtung soll es allen gut gehen, den Kindern, den Eltern und auch den Mitarbeitern. Zeit für Gespräche, Austausch, ein Miteinander...
Und wir gehen nicht zum Lachen in den Keller!!!

Viele Grüße
Apfelgrün
StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von StellaRaven »

Ich finde es echt schön zu hören, dass man deswegen nicht direkt seine Berufsfähigkeit abgesprochen bekommt. Ich werde mich morgen für den Rest fest Woche mal krank schreiben lassen um einfach mal ein paar Tage meine Ruhe zu bekommen und mich zu stabilisieren. Wegen ein paar Tagen wird wohl keiner Verdacht schöpfen.
Ich arbeite noch nicht lange dort und war bis jetzt noch nie krank. Obwohl ich meine Kollegen sehr mag, könnte ich mich nicht outen. Ich hätte zu große Angst, dass es zur Chefebene durchdringt.
Finna
Beiträge: 106
Registriert: 10. Dez 2006, 22:24

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Finna »

Hallo,

ich arbeite auch in dem Bereich. Geoutet hab ich mich nicht, da ich zuviel Angst hätte. Finde es im großen und ganzen besser, wenn niemand was weiß, weil man sich dann auch nicht anders behandelt fühlt. Manchmal bewundere ich so Leute, die es geschafft haben offen darüber zu reden. Dann muss man sich nicht immer rechtfertigen, warum man nur Teilzeit arbeitet, oder wenn man mal ausfällt. Finde es toll, wenn in einer Einrichtung so verständnisvoll reagiert wird. Ist nur leider nicht überall so. Das ist schade, da die krankheit jeden treffen kann. Hab nur leider auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Liebe Grüße,

Katinka
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von lucya »

Hallo!!
Ich arbeite mit 20 Stunden in einem Kindergarten als Erzieherin. Allerdings bin ich seit Sommer schon krank geschrieben (davon 12 Wochen Klinikaufenthlat). Mit der Leitung und einer Kollegin habe ich persönlich darüber gesprochen, die anderen sollte die Leitzung informiern. Die Resonanz war prima, alle konnten es nachvollziehen und alle sagten, erschreckenderweise, daß sie ähnlich Gefühle kennen. Nun warte ich auf einen Platz in der Tagesklinik und befasse mich mit dem Gedanken ob ich mich noch freistellen lasse. Wenn ich Euch so höre, dann kriege ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe allerdings noch drei Kinder zu Hause.
Andere Frage in dem Zusammenhang, wie läuft Euer Haushalt, wenn Ihr arbeiten geht, wenn es Euch mal nicht so gut geht?

Wenn jemand meinen Haushalt erledeigen würde, dann denke wäre ich auch noch kompetent genug meinen Beruf auszuüben ( vielleicht sogar mit einer Portion mehr Empathie als vor der Erkrankung).

Gruß lucya
Die lucya

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Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
JM300
Beiträge: 21
Registriert: 12. Dez 2010, 14:41

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von JM300 »

Hallo Lucya,
ein schlechtes Gewissen brauchst du keinesfalls haben! Ich arbeite zwar ganztags, habe aber auch keine Kinder. Mit einer eigenen Familie würde ich das nicht schaffen! Selbst mein Partner hat seine eigene Wohnung und versorgt sich selbst. Ich komme schon mit meinem "kleinen" Haushalt ins schleudern und fühle mich oft überfordert.

Ich kann mir vorstellen, wieviel Kraft und Energie du stets aufbringen musst.

Viele Grüße Apfelgrün
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von lucya »

Hallo Apfelgrün...
Ich denke, es liegt irgendwie an der Spezie Erzieherin u.ä., daß sie immer alles versuchen perfekt zu machen und desahlb ja auch ganz besonders für Depressionen und ähnliches anfällig sind. Ich habe halt. im Moment läuft hiewr gar nichts und der Haushalt liegt brach, obwohl ich Medis kriege, nicht arbeite... Nein, ich sollte kein schlechtes Gewissen haben... Danke Dir...
Die lucya

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LST
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Registriert: 22. Okt 2010, 10:06

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von LST »

Hallo zusammen,
eure Beiträge lesen sich sehr ermutigend.

Bei mir ist es leider nicht so gelaufen.
Ich habe in einer Einrichtung für Menschen mit geistigen Behinderungen im Werkstattbereich als Sozialpäd. gearbeitet. Meistens fühlte ich mich überfordert (psychisch) und entwickelte psychosomatische Symptome und /oder Depressionen.
Aber ich habe irgendwie immer versucht zu funktionieren. Ich hatte Angst, mich behandeln zu lassen bzw zu outen, da ich durch meine Arbeit mit allen möglichen Institutionen vernetzt war. Leider zählte bei uns nur Leistung. Für solche Krankheiten bestand kein Verständnis. Als ich nach längerer Krankschreibung eine Wiedereingliederung machte, hat man nicht mal ein Gespräch über mögliche Entlastungen u.s.w. geführt, sondern mir in 20 Std die gleiche Arbeit wie in einem Ganztagsjob aufgebürdet.
Das Ende vom Lied war dann eine erneute Krankschreibung und später kam die Kündigung. Der Betriebsrat hat zwar Widerspruch dagegen eingelegt. Ich war aber zu zermürbt um zum Arbeitsgericht zu gehen und wollte nur noch meine Ruhe...
10 Jahre lang habe ich mich dann von Menschen fern gehalten und fast nur noch mit Tieren (privat, ehrenamtlich) gearbeitet. Erst jetzt habe ich wieder Freude an Menschen gefunden.

Meine Antennen und der Intellekt funktionieren pefekt. zu perfekt, um mich in so einem System abgrenzen zu können.

Leider konnte ich auch keine halbe Stelle irgendwo im Klientenferneren Bereich finden, so daß ich jetzt volle EU Rente bekomme.

Manchmal fühle ich mich überflüssig und geistig unterfordert. Auch das Geld stimmt nicht. Aber im Großen und Ganzen geht es mir deutlich besser und ich bin sehr dankbar, daß ich mich dem Streß auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr aussetzen muß.
Viele schreiben hier, daß sie ihre Arbeit als Ablenkung von ihrer Krankheit empfinden. Für mich war das immer irgendwie ein Zwang, eine Art Selbstvergewaltigung, ein Gefühl wie ein Kreisel von den Umständen und den Klienten gedreht zu werden, bis ich gar nicht mehr da war. Ein erfülltes Privat- oder Hobbyleben war überhaupt nicht mehr möglich. Da war nur Erschöpfung.
Leider tritt diese mangelnde Leistungsfähigkeit in allen Tätigkeitsfeldern auf, so daß ein Wechsel des Berufsfeldes allein nichts genützt hat.

soenam
Mögen alle fühlenden Wesen sich des Glücks und der Wurzel des Glücks erfreuen
StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von StellaRaven »

Haushalt könnte besser sein, ich habe aber auch einen Lebensgefährten, der da natürlich auch Hand anlegt... und auch nach nem dicken Streit gemerkt hat, dass es anscheinend "mal wieder soweit ist"
Bei mir sind es die ganzen Behördendinge, Stinknormale Rechnungen, keinen Überlick haben und nur noch Bahnhof verstehen die ich nicht auf die Reihe bekommne.
Ich denke Jobmäßig läuft es bei mir ganz gut, zumindest sind das die Rückmeldungen, ich kämpfe da mal wieder mit meinem ewigen Minderwertigkeitskomplex.

@ Apfelgrün: Wieso empfindest du Schuldgefühle?, nicht dass wir die nicht selbst kennen würden. Den Alltag mit 3 Kindern zu wuppen ist auf jeden Fall ne Reife Leistung (mit oder ohne Depris)
kiwilana
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Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von kiwilana »

Hallo,

ich habe SozPäd zwar fertig studiert, bin aber seitdem arbeitslos. Nach dem Studium (während dem meine Symptome immer schlimmer wurden), ging ich erstmal in eine psychosomatische Klinik und bekam erstmals Medikamente. Seitdem geht es mir eigentlich besser und ich möchte auch gerne arbeiten, aber im sozialen Bereich werde ich an sovieles bei mir selbst erinnert, wozu ich mich noch nicht stabil genug fühle.

Natürlich hat es mit Abgrenzung zu tun. Vielleicht kann ich auch irgendwann in diesen Bereich gehen. Aber im Moment erscheint es mir bereits eine große Herausforderung zu sein, z.B. als Bürohilfskraft mit dem Arbeitsalltag, den Menschen usw. umzugehen und dort erstmal "bei mir bleiben" zu üben, etc.

In der Klinik sagte man mir, ich solle mich doch erstmal als SozPäd bewerben und es versuchen. Deshalb machte ich auch noch ein Praktikum. Das zweite (und letzte) Praktikum musste ich dann schon nach 2 Tagen abbrechen, als ich mit in eine Depressionsgruppe hätte gehen sollte. Das ging für mich gar nicht. Nicht als Praktikantin. Ich fühlte mich zu sehr selbst betroffen und eben wie eine Patientin.

Ich bewundere alle, die in diesem Bereich arbeiten können, ohne sich dabei selbst zu schaden. Die sich abgrenzen können und bei sich bleiben. Weiterhin alles Gute dabei! Kiwi

PS: Im sozialen Bereich wie überall, finde ich persönlich es sehr belastend zu lügen und mich verstellen zu müssen. Andererseits möchte ich nicht als "Kranke" gesehen werden und habe auch Angst vor Konsequenzen bei einer "Outung". Ich werde z.B. so schon bei fast jedem Vorstellungsgespräch gefragt: Warum können sie nicht morgens arbeiten?
StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von StellaRaven »

Ich finde es erstaunlich wie unterschiedlich das alles sein kein.

Ich bin ja auch noch relativ neu im Beruf und bei mir ist es wirklich so, dass ich mit dem Abgrenzen keine Probs habe, natürlich denke ich darüber nach und denke mir, ok das Gefühl kennst du, jedoch "funktioniere" ich in gerade in brenzligen Situationen ganz gut und bewahre nen kühlen Kopf. Es rächt sich eben anders... indem ich eben denke, dass ich nicht Berufsgeeignet wäre, obwohl es ja läuft und ich gekündigt werde sobald irgendjemand etwas herausfindet.

War Sozpäd dein Traumberuf? Dann würde ich es weiter versuchen.
Warum versuchst du es nicht mal mit Berufsbegleitung oder Jugendzentrum / Jugendamt? Da hast du etwas mehr Abstand zur eigenen Problematik oder?
Finna
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Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Finna »

Hallo,

mich würde interessieren wie ihr es im Vorstellungsgespräch begündet, warum ihr nur Teilzeit arbeiten wollt.

Liebe Grüße,

Katinka
LST
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Registriert: 22. Okt 2010, 10:06

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von LST »

HALLO;
ich habe mich immer nur auf Teilzeitstellen beworben, daher kam das Problem nicht auf.
Ich wurde nur mal gefragt, ob ich Bereitschaftsdienst(unbezahlt) am WE machen würde.
Ich habe dann den Hinweis auf alte Eltern in einer anderen Stadt gegeben, denen ich am WE oft helfe. Pflege v Angehörigen ist mittlerweile ein gesellschaftlich akzeptierter Grund, wo es so viele davon gibt...
Eigentlich geht das einen AG ja nichts an, warum man persönliche Lebensentscheidungen so oder so trifft.
Man könnte noch sagen, daß einem das finanziell reicht, weil man mit j. zuammenlebt. Das man noch einen Haushalt führt, ehrenamtlich tätig ist u.s.w.
Grüße
soenam
Mögen alle fühlenden Wesen sich des Glücks und der Wurzel des Glücks erfreuen
Finna
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Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Finna »

Hallo Soenam,

auch bei der Bewerung auf Teilzeitstellen wurde ich schon gefragt, warum ich nicht als junge Frau, ohne Kinder usw. mehr arbeiten möchte. Eigentlich geht es natürlich den Arbeitsgeber nichts an. Trotzdem hatte ich auch schon oft das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Hab dann auch schon gesagt, dass ich noch eine andere Aufgabe habe. Find es trotzdem blöd, wenn man lügen muss.

Liebe Grüße,

Katinka
LST
Beiträge: 35
Registriert: 22. Okt 2010, 10:06

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von LST »

Hallo Katinka,
entschuldige, ich habe gar nicht soweit gedacht, daß das mit dem Alter eine Rolle spielt. Ich bin "schon" fast 50 J alt. Beworben habe ich mich noch bis vor ca 4 Jahren.
Stimmt es ist blöd wenn man lügen oder die Wahrheit verbiegen muß...
Allerdings empfinde ich das auch als Schutz. Denn wer weiß was der pot. AG mit den Informationen anfängt. Im sozialen Bereich sind die Institutionen und Einrichtungen ja meist untereinander vernetzt. Habe an die 10 Jahre in einer großen Einrichtung gearbeitet und auch bei Personalentscheidungen mitreden dürfen. Leider wurde von den Betr.wirten das Gewicht meist auf jung, männlich, qualifiziert gelegt. Wenn weiblich dann eher auf kinderlos, weil besser "ausbeutbar", auch auf Teilzeitstellen.Wurde natürlich nie offen zugegeben. Aber jemand mit psych. Beeintr. ? Das wäre glaube ich nie in Frage gekommen. Also ich würde dir absolut zur Vorsicht raten, um dich selbst zu schützen...
Ich weiß jetzt gar nicht genau, ob du überhaupt vom sozialen Bereich gesprochen hast, oder ob ich das jetzt verwechsel...
Einfacher ist es vielleicht mit einem Schwerbeh.Status in einer Einrichtung, die entsp. damit umgehen kann. Solche Stellen sind aber wohl rar gesät.
Viele Grüße
soenam
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mbm22
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Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von mbm22 »

Hallo zusammen,

seit Tagen lese ich nun schon in diesem Thread mit und nehme mir vor auch etwas dazu zu schreiben.

Seit einigen Jahren arbeite ich in der Institution Schule, einerseits als Erzieherin, andererseits als freiberufliche Lerntherapeutin. Dass ich an chronischen Depressionen leide, weiß an meinem Arbeitsplatz niemand. Ob jemand etwas ahnt, vermag ich nicht einzuschätzen. Ich kann es mir absolut nicht vorstellen, mich an meinem Arbeitsplatz zu outen, weil ich das Gefühl hätte, dass es sofort die Runde machen würde. Es würde mich äußerst verunsichern und vermutlich auch die Menschen in meinem beruflichen Umfeld. Ich möchte nicht, dass sie mich wegen meiner Depression anders behandeln, künstlich Rücksicht auf mich nehmen. Es würde mich sehr belasten und mir noch mehr ein Gefühl von Schwäche geben.

Lieber spiele ich weiterhin die Starke, was mir bisher nach außen auch ganz gut gelungen ist. Es hat eben keiner hinter meine Fassade zu schauen. Sie ist mein Schutz, auch wenn es viel Kraft kostet, sie aufrecht zu halten.

Ob man auch mit Depressionen seinen Job noch gut macht, ist schwer zu sagen. Für mich kann ich sagen, dass ich mich meinen Aufgaben noch gewachsen fühle und die Arbeit nicht darunter leidet. Es ist eher so, dass ich mich, wenn es mir schlecht, beruflich besonders reinhänge und engagiere. Mein Beruf ist außer meinen Kindern das Einzige, was mir einen Sinn gibt, weiterzumachen.

Es wäre nicht auszudenken, was wäre, wenn ich nicht mehr arbeiten könnte. Daher ist es für mich auch ein primäres Ziel, meine Arbeitsfähigkeit durch Therapie und Medikamente weiterhin zu erhalten.

Im Moment habe ich nicht vor, mich beruflich zu verändern. Doch sollte es einmal erforderlich sein, würde ich mich auch bei einer neuen Bewerbung nicht offenbaren. Meine Depression ist mein ganz persönliches Problem, jedenfalls solange ich arbeiten kann. Von daher geht es den Arbeitgeber auch nichts an. Außerdem hätte man wohl nach einem Outing deutlich schlechtere Chancen.

Depression sind inzwischen eine weit verbreitete Erkrankung, doch an einer Akzeptanz in der Öffentlichkeit hat sich leider nicht viel getan. Daran haben auch Suizide oder offene Geständnisse depressiver Prominente nichts verändern können. Solange man immer noch das Gefühl haben muss, sich für diese Krankheit schämen zu müssen, kann man leider nicht offen damit umgehen.

Herzliche Grüße

lernfee
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von ghana »

Hallo,

"mich würde interessieren wie ihr es im Vorstellungsgespräch begündet, warum ihr nur Teilzeit arbeiten wollt."

Als ich meine neue Stelle mit nur noch 80 % angetreten bin, habe ich es damit begründet, dass der Bereich für mich neu ist und ich mir genügend zeitlichen Puffer für die Einarbeitung / Umstellung schaffen wollte.

Das war gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt und wurde ohne Nachfrage akzenptiert.

LG,
ghana
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Perspektive08
Beiträge: 49
Registriert: 21. Jun 2008, 11:02

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Perspektive08 »

hallo miteinander,

ich las gerade diesen thread und hätte so viel dazu zu schreiben, aber ich hänge gerade wieder mittendrin in einem tiefen loch und muß mich zu jeder kleinigkeit aufraffen.

trotzdem ist es mir wichtig dieses thema hier am leben zu halten, denn ich bin mir sicher, dass einige von uns "sozis" hier zu finden sind.

viele der unternehmen und trägerschaften von sozialen einrichtungen oder berufsfeldern gehen mit dem eigenen personal leider so um, wie sie es sich mit dem klientel, mit denen sie ihr geld verdienen, nie erlauben könnten.

ich bin 41, sozpäd und in leitungsfunktion im sozialen bereich.

zumindest "noch".

ich stehe vor entscheidungen, die mein berufliches leben eben in andere bahnen lenken würde - zumindest nicht weiter in führungspositionen, die ich mittlerweile, zumindest mit der diagnose "rezidivierende depression" als nicht zu bewältigen ansehe. für mich.

möchte mich gerne auch noch weiter inhaltlich beteiligen hier - mach aber jetzt erstmal schluss an dieser stelle, denn allein diese paar zeilen strengen mich so dermassen an, dass ich momentan keinen weg sehe in bälde wieder hochwertige 80-seitige konzepte für die arbeit schreiben zu können...

grüsse vom meer
Aussi
Beiträge: 23
Registriert: 20. Dez 2010, 13:06

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von Aussi »

Hallo alle zusammen

ich bin 45 und Sozarb.
Ich habe unterschiedliche erfahrungen gemacht.

Nach dem Studium bin ich in einer WG angefangen, die von einem kl. Verein geführt wurde. Zuerst war es eine WG mit 1 Kollegin und mir und 8 jung Erwachsennen. Dann haben wir noch eine zweite WG für Mädchen eröffnet.
Am Personal wurde nix geändert. Ich habe mich um die Mädels gekümmert, von auf 7.

Wenn einer krank war oder Urlaub hatte, muste der andere 2 WG betreuen. Ich muss noch dazu sagen, das es dort so üblich war auch die priv. nr. an die Jugl. zu geben und so klingelte auch nachts um 2 das Telefon und auch am Wochenende musten wir raus.

Dort habe ich dann gemerkt das ich nicht mehr kann und habe es auch ganz offen vor dem Vorstand und der Kollegin ausgesprochen. Die sagten aber ich müsse durch halten, wir bräuchten noch 2 weitere Jugl. dann können wir erst eine 3 Kraft einstellen.

Ich habe mich zusammengerissen so gut es ging, doch eines Tages ging garnichts mehr. Der Bourn out (ihr wisst was ich meine) war da, ich konnte garnichts mehr, nicht Einkaufen, nicht die Wohnung verlassen, mir nichts zum essen machen. Ich lag nur noch auf dem Sofa und war komplet ausgebrand.

Vom Verein her wurde immer gefragt wann ich wieder zur arbeit komme, doch das wuste ich ja auch nicht. Letzendlich haben sie mir gekündigt, wollten mir ein echt schlechtes Zeugnis ausstellen und meine Überstd. + Urlaubsansprüche wegfallen lassen.

Das hat mich geschaft, ich hatte schwere depris.
Ich glaube nach 3 J. hatte ich mich berappelt und habe bei einem Beschäftigungsträger angefangen. 2 Jahre als ABM war ich dort Projektleiterin. Ich habe die Arbeit und die Firma geliebt, alles paste.
Erst als die 2 J. um waren habe ich mit dem GF gesprochen und ihm meine Vorgeschichte erzählt. Der hat es super aufgenommen und mir sogar gesagt das bei ihm selbst auch nicht alles so Sonnig ist wie es scheint.

Ich hielt Kontakt zum GF und anderen Kollegen und 2 J. weiter hat mir der GF eine neue Stelle angeboten auf 30 Std..

Eigendlich geht es noch weiter, doch das ein anderes mal.
Es ist wirklich ganz unterschiedlich wie ein AG damit umgeht. Wenn ich heute zuenem Vorstellungsgespräch sollte, würde ich erstmal nichts sagen. Ich Stelle mich ja dort vor, weil ich der meinung bin das ich der stelle gewachsen bin. Ich denke Krankheiten sind privat und zuerst sehe ich mich vorsichtig um, bevor ich einen anderen ins vertrauen ziehe.

Alles liebe
Aussi
schoko
Beiträge: 43
Registriert: 15. Jan 2011, 19:12

Re: ErzierherInnen / Sozpäds etc.

Beitrag von schoko »

Hallo,

habe gerade einige eurer Beiträge gelesen. Es kommen mir einige negative Erinnerungen hoch.
Vor mehr als 10 Jahren habe ich auch als Erzieherin gearbeiet. In meinem letzten Jahr als Erzieherin bin ich auch an Depressionen erkrankt ohne es überhaupt zu verstehen. Innerhalb von 4 -5 Monaten habe ich 27 kg abgenommen. Freunde und Arbeitskollegen sind extra mit mir Essen gegangen weil ich sonst kein Essen ertragen konnte. Natürlich war ich in diesem Jahr nicht mehr leistungsfähig und bekam öfters Ärger.Man wird als faul bewertet weil keiner versteht was mit einem los ist, obwohl jeder wußte das ich zum Psychologen gehe. Muß sagen das ich schon mindestens zwei Jahre vorher von der Leitung gemoppt wurde. Nachdem die Einrichtung wegen Kindermangel verkleinert wurde war es klar das ich diejenige war die gehen mußte. Noch heute nach über 10 Jahren bekomme ich immer wieder Alpträume von dieser Arbeitsstelle. Jedesmal wenn ich die Anzeigen in der Zeitung oder dem Arbeitsamt sehe, merke ich wie gerne ich wieder mit Kindern arbeiten würde. Aber die Angst wieder zu versagen und als schlechte Erzieherin bewertet zu werden , lässt mich jedesmal kneifen.

Ich hätte nie gedacht das im sozialen Beruf das Verständnis so gering ist.

Liebe Grüße Schokomonster
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann
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