Existenzangst

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StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Existenzangst

Beitrag von StellaRaven »

Hallo,

anna54hat mir geraten, meinen Beitrag hier her zu schieben. Mir ist klar, dass es bestimmt schon einige ähnliche Beiträge gibt aber mir kreisen momentan nur noch die Gedanken.
Ich habe eigentlich seit ca 8. Jahren depressive(?) Phasen,vor Jahren war es so schlimm, dass ich mich zu gar nichts mehr duchringen konnte.
Irgendwann habe ich mir im Zuge dessen sogar eingebildet, ich wäre gar nicht da, sondern würde in einer Klinik sitzen und mir mein Leben nur einbilden.

Ich habe 2 "Versuche" mich behandeln zu lassen gestartet einmal, mit ca. 18, bei einer Verhaltenstherapeutin (ich war 3 mal da, bis sie etwas Eigeninitiative von mir wollte --> ich sollte mir eine Überweisung von meinem damaligen Hausarzt holen, dieser meinte damals aber zu mir, als ich ihm meine Problematik schilderte, dass ich Sport machen sollte, Tee trinken usw. Daher habe ich es nicht über mich gebracht mir ne Überweisung geben zu lassen, geschweige denn das ich mich getraut hätte zu nem anderen Arzt zu gehen, also bin ich einfach nicht mehr hin)Mich hat es damals eh schon extrem Überwindung gekostet irgendjemanden davon zu berichten, außerdem hatte ich lange Zeit ein Problem damit, mit fremden Menschen zu telefonieren

Mein 2. Versuch, etwas zu ändern, war letztes Jahr, so mit allem drum und dran (Neurologe, Blutwerte etc.) Als ich dann bei diesem Psychiater war, hat der mit Zeug verschrieben, von dem ich 18 h am Stück durchschlafen konnte, ok ich sagte ihm, dass ich Schlafprobleme habe aber ich habe auch betont, dass ich meinen Alltag deswegen nicht auf die Reihe bekomme und die Pillen haben es nur noch schlimmer gemacht. Ferner hatte ich wieder mal das Gefühl nicht verstanden zu werden (ich glaube, dass geht vielen so, die sich in Therapie begeben oder?) Einen anderen Therapeuten habe ich nicht gefunden aufgrund der Wartezeiten von teilweise über einem Jahr.

Wie gesagt, ich habe dann auch Phasen in denen es mir besser bzw. gut geht. Doch irgendwann bricht alles wieder ein, sodass ich mich nur noch eine Sache händeln kann. Entweder meinen Job erledigen und dort Leistung bringen oder meine ganzen privaten Angelegenheiten (Haushalt, Steuern, Rechnungen etc.)
Das Ganze geht dann eher schleichend und bevor ich es merke stecke ich schon drin. Diesmal erkannte mein Freund einige Warnzeichen und hilft mir auf die Sprünge, dass ich nicht in Arbeit Zuhause versinke und dort meine Angelegenheiten regele.

Ich bin bis vor Kurzem auch noch gerne auf die Arbeit, da es dort recht gut funktionierte und ich auch anscheinend keinen schlechten Job mache, da ich viele positive Rückmeldungen erhalte. Aber chronische Minderwertigkeitskomplexe, trotz guter Leistung oder früher guter Noten, kennen vielleicht auch einige.

Der Knackpunkt ist nur, ich arbeite als Sozialarbeiterin mit jungen (-auch psychisch-) behinderten Erwachsenen.

Ich habe Angst, dass wenn ich mir eingestehe, dass ich wirkliche Probleme habe, ich mir eingestehen muss, dass es unverantwortlich ist in diesem Beruf weiter zu arbeiten. Ich wüsste jedoch nicht was ich sonst tun sollte, da es mein absoluter Traumjob ist. Aber würdet ihr eure Angehörigen einer Person mit einer solchen Problematik aussetzen, einer Person die selbst nicht stabil ist Zuhause? Wie gesagt, auf der Arbeit bin ich bis jetzt, wenn es drauf ankommt immer präsent und verhalte mich professionell. Manchmal sitzt ich zwar alleine im Büro und grüble und fühl mich daneben, kann dann aber umschalten.

Ich habe von meinem Hausarzt bis ich den neuen Termin beim Neurologen / Schlafmediziner habe, Bromazanil und Valdoxan bekommen. Ich denke bloß, wenn ich wirklich ne Therapie beginne kann ich das wohl kaum meinem Arbeitgeber verheimlichen...
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Existenzangst

Beitrag von ghm »

Hallo StellaRaven,

herzlich Willkommen.

Ich glaube ich würde Deinen Beitrag ausdrucken und zu einem anderen Hausarzt gehen und den das lesen lassen.
Ich hatte Glück mit meinen Ärzten und habe mir soetwas nicht antun lassen müssen.

Bitte verzeih, dass ich nicht mehr beitragen kann.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Re: Existenzangst

Beitrag von StellaRaven »

Hallo Gregor,

der Hausarzt von dem die Rede ist, hatte ich vor Jahren, ich habe jetzt, auch durch mehrere Umzüge einen Neuen, vielleicht habe ich mich da etwas missverständlich ausgedrückt
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Existenzangst

Beitrag von ghm »

Hallo StellaRaven,

dann vielleicht nochmal allen Mut zusammennehmen und hingehen.

Viel Erfolg
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Existenzangst

Beitrag von Reve »

Hallo Stella,

deine Frage

>>>Aber würdet ihr eure Angehörigen einer Person mit einer solchen Problematik aussetzen, einer Person die selbst nicht stabil ist Zuhause?<<<

kann ich klar mit JA beantworten. Würde ich ohne Bedenken, da du dich umso besser in die Problematik einfühlen kannst. Wäre für mich ein deutlicher Pluspunkt,…

Aber ich würde mich schleunigst in neurologische/psychiatrische Behandlung begeben. Das machst du ja auch.

Und auch nicht nach dem ersten Versuch aufgeben, der Hausarzt war in meinem Fall, was Depression betrifft, schlecht für mich und der erste Psychiater noch um einiges mehr. Erst mit dem 3. hats geklappt.
Ein guter Arzt wird immer drauf achten, dass es wie in deinem Fall möglich sein wird, weiterzuarbeiten. (Es sei denn es kommt eine wirklich Krise, dann wird er auch da Maßnahmen einleiten,…)
Ich meine damit, dass ein Medikament gefunden wird, das dich nicht 18 Stunden außer Gefecht setzt. Auch da muss man probieren und auch ein wenig mit der Dosierung spielen.
Und vielleicht kann er dir auch einen Therapeuten empfehlen, auch wenns dauern sollte, mit dem du ein paar deiner wichtigsten Baustellen bearbeiten kannst. So dass es dir dann immer besser gelingen wird, rechtzeitig Signale zu erkennen und Stop zu machen, wenn alles zuviel wird (und sich die D. entsprechend energisch äußert).

Valdoxan hab ich persönlich gut gefunden, gerade was das Schlafverhalten betrifft, bei mir haben allerdings die Medikamente nie richtig angeschlagen hinsichtlich Aufhellung, Zukunftsängste… Aber vielleicht lags/liegts an den Umständen und an meinen Erwartungen,... nun denn, ich habe mich arrangiert. Dir alles Gute.

LG, Carin
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: Existenzangst

Beitrag von Kodiak »

Hallo StellaRaven,

gerade Menschen, die in einem Beruf arbeiten, in dem sie anderen, kranken Menschen, helfen, sind oft von psychischen Problemen betroffen. Diese Erfahrung habe ich in Kliniken und auch in meinem beruflichen Umfeld gemacht.

Es beweist Verantwortungsbewußtsein, sich in fachliche Betreuung zu begeben, es mindert überhauptnicht die Kompetenz, mit psychisch Kranken zu arbeiten. Im Gegenteil. Wie meine Vorschreiberin schon erwähnt hat, das Einfühlungsvermögen ist doch größer, wenn Du selbst betroffen bist. Das sollte Dein Arbeitgeber auch erkennen.

An den richtigen Arzt und Psychologen zu geraten, ist schon manchmal Glückssache. Das sollte Dich nicht davon abhalten, eine Behandlung zu beginnen.
Vielleicht kannst Du Dich schon vorab einmal nach einem Psychologen umschauen, bei dem Du vielleicht erneut eine ambulante Psychotherapie starten kannst.

Mit Valdoxan als Zusatzmedikament habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Auch nicht mit 50mg. Allerdings nehme ich auch noch zwei andere Medikamente gegen die Depressionen und Angststörungen.
Die wirksamste Medikation zu finden ist leider auch mit viel Zeit und probieren verbunden. Aber Du hast ja schon begonnen.

Liebe Grüße

Dietmar
StellaRaven
Beiträge: 16
Registriert: 4. Jan 2011, 13:12

Re: Existenzangst

Beitrag von StellaRaven »

Danke für eure Rückmeldungen. Ich bin jetzt mal gespannt wie die Termine ablaufen und ob dieses Valdoxan anschlägt.

Wie es mit dem Job weiter geht weiß ich nicht, kann man eine Therapie und die Diagnose irgendwie verheimlichen oder kommt das ins Gesundheitszeugnis?
Bei mir steht demnächst eine Vertragsverlängerung an. Daher hab ich angst, dass ich demnächst gehen kann, wenn ich an die ganzen finanziellen Verpflichtungen denke, die ich momentan habe, würde ich am liebsten einfach nicht mehr vor die Tür
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Existenzangst

Beitrag von CJ43 »

Hallo Stella!
Warum muss dein Arbeitgeber von deiner Therapie erfahren?
Ich habe ambulante Psychotherapie gemacht, immer parallel zu Arbeit, ohne das im Job bekannt zu geben. Ist mit den Terminen eventuell schwierig, falls du (wie ich) flexible Arbeitszeiten hast, aber sonst geht es keinen was an.
Auch keine Diagnose, keine Medikation oder sonst etwas.

Bei Beamten kann das anders sein, das berichten z.B. die Lehrer hier im Forum häufiger, da gibt es wohl so etwas wie eine Gesundheitsprüfung.
Soz.päds bewegen sich beruflich meistens in freier Wildbahn, (leider oft auch tariflich!), da musst du nix müssen.
Selbst einem Betriebsarzt musst du nicht alles offenlegen.
Ich hatte mal eine betriebsärztliche Untersuchung, als ich für einen großen freien Träger gearbeitet habe. Da wurde mir nur Blut abgenommen und Blutdruck gemessen, keine weiteren Fragen. Die Blutuntersuchung hatte was mit Hepatitis zu tun, weil man sich impfen lassen kann und dann klar sein muss, ob man schon eine Infektion hatte.

Mir hilft Fluoxetin sehr gut, das macht auch nicht so platt. Bei mir ist es allerdings so, dass ich in depressiven Phasen sowieso abends völlig erledigt bin (auch ohne AD), weil mich alles so sehr anstrengt, vor allem die Arbeit.
Vielleicht musst du noch das richtige Medikament für dich finden?

Ich persönlich würde mich lieber von einer potenziell depressiven Sozialarbeiterin beraten lassen als von jemandem, der kein Verständnis für psychische Erkrankungen hat.
Was nicht heißt, dass man dafür zwingend selbst Betroffenen sein muss, Einfühlungsvermögen entwickeln natürlich auch anderen Menschen.

Liebe Grüße, Constanze!
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