Übergriffe

Carrion
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Übergriffe

Beitrag von Carrion »

Hey!

Ich habe noch eine Frage zum Thema Sexualität, da es sich hier aber nicht um Partnerschaften handelt wollte ich es nicht in den alten Thread packen.

Ich habe im Laufe meines Lebens immer wieder erlebt, dass ich es schwer finde zu körperlichen Annäherungsversuchen "NEIN" zu sagen, auch wenn ich es gar nicht will. Dadurch gerate ich immer wieder (in Partnerhschaften und auch sonst) in Situationen in denen ich mehr zulasse als ich will. Das heißt nicht immer gleich "alles", also nicht immer gleich Sex.

Ichwar vor ein paar Wochen, als es mir nicht gut ging bei einem Freund, der mir sein Zimmer für das Wochenende angeboten hatte. In der ersten nacht war er noch da, also haben wir zusammen in seinem Bett geschlafen. Er hat sich hinter mich gelegt (Löffelchen) und mit den Rücken gekrault. ich war einfach nur müde und fertig und habe die "Zuwendung" genossen. Irgendwann ist er dan gewandert bis er an intimeren Stellen war. Alles in mir dachte "Nein", aber ein Teil sagte auch: "Ist doch klar, dass man dafür irgendwie bezahlen muss". Ich habe die Ugen zugemacht, versucht schnell einzuschlafen und nicht mehr daran zu denken. Er hat sich auch ein paar Wochen danach dafür entschuldigt.

Ich habe das ganze totgeschwiegen, es erst vor ein paar Tagen meinem besten Freund erzählt, der empört war. Seltsam aber: seine Empärung konnte ich nicht ertragen, erst das hat mir gezeigt wie sehr ich mich habe "fremdbestimmen" lassen.

Es scheint mir, dass ich immer denke "bezahlen" zu müssen. für jedes Gespräch und jede Zuwendung. Mein Körper steht zur Verfügung, aber ich bin weit weg...

kennt das jemand Hat jemand eine Idee wie man ein solches Muster "aufbrechen" kann?

Liebe Grüße
Sophia

P.S.: Das Problem ist, dass ich davor (ud auch dabei) immer denke: Ist doch keine große Sache", erst danach geht es mir schlecht damit, besonders wenn ich es ausspreche/schreibe...
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
ghm
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Re: Übergriffe

Beitrag von ghm »

Hallo Carrion,

ja, ja muss ich wieder meinen Senf dazugeben ...

Das einzige wofür Du bezahlen musst ist für Deine Lebensmittel im Supermarkt !!!!!!!!

Ich gebe gerne zu, dass sich Frauen wunderbar anfühlen (dort wo sie sich von Männern unterscheiden), aber das gibt niemanden das Recht Dich zu berühren, wenn Du das nicht willst !!!!!!!!

Der Austausch von Zärtlichkeiten muss Beiden Spaß machen, gut tun, und für Beide eine gute Sache sein.

Es gibt Glaubensgemeinschaften bei denen jede Form von zusammensein von Frau und Mann als Gottesdienst angesehen wird, aber nur wenn Regeln eingehalten werden.
Und sobald eine(r) Halt sagt muss Halt sein
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wennfrid
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Re: Übergriffe

Beitrag von wennfrid »

Hi Sophia
Ich kann mir gut vorstellen, daß du dich deswegen besch... fühlst. Schließlich willst du eigentlich gar keinen Sex, glaubst aber irgendwie, daß du es doch zulassen mußt.
Ich habe mal unter Merkmale von Co-Abhängigen nachgeschaut und ein paar interessante Fragen gefunden.
Unter Cosexuelles Verhalten steht u. a.

Sexualität benutzen zur Herstellung einer Verbindung und nicht als Ergebnis.

Zulassen und Wehren von Sex als alles verzehrende Rolle in der Beziehung.

Das Einlassen auf Sex, um zu verhindern, dass der andere Kontakte zu anderen aufnimmt.

Der Glaube, Ursache zu sein für das Verhalten des anderen. (Opferhaltung)

Sexualität nicht schuldfrei erleben können – und deshalb Verantwortliche brauchen.

Sex als Näheverteidigungsmittel benutzen.
Nur ein paar Fragen von vielen. Zum Aufbrechen dieser Einstellung hilft mit Sicherheit "nein" sagen, wenn ich nein meine.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Susanne_Scherrer

Re: Übergriffe

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe Carrion

Ja, das kenne ich, mein Glaubenssatz lautet allerding anders. Deiner scheint zu lauten : "Ich muss für Nähe und Streicheleinahiten bezahlen"....kann sein, muss aber nicht.

The work würde da gut passen.
Ich kombiniere hier für für mich erst the work und dann EFT.

Mein Glaubenssatz ist anders, spielt hier auch keine Rolle, aber mein Auflösungsprozess ist fast immer derselbe.

Wichtig war für mich zu sorgen, mein NEIN liebevoll rüberzubringen und meinem Partner zu SAGEN, dass streicheln am Rücken sehr angenehm sei, ich aber heute keinen Sex möchte.
Ich kann nämlich nicht davon ausgehen, dass mein Partner immer weiss oder fühlen kann, wie "weit er gehen" kann oder darf. Soetwas erzeugt nur Frust...und zwar für Beide!

Offene Komunikation zeigt hier mal wieder seine immense Wichtigkeit, denn Erwartungen an meinen Partner zu haben, dass er bitte so und so handelt, weil ich mich so und so fühle können NICHT gestellt werden, ohne vorher darüber Klarheit geschaffen zu haben. Ist logisch, oder ?

Ich schaffe das heute nicht IMMER, aber ich weiss, wie wichtig das für mich ist, nicht nur auszuhalten und hoffen, dass die Situation schnell vorbei geht ( einzuschlafen ), sondern dafür zu sorgen, dass es mir gut dabei geht...wofür ich mich auch entscheide.8 ich könnte ja auch mitkuscheln)

Und eine zärtliche Annäherung bezeiche ich persönlich nicht als "Übergriff", sondern ganz einfach als einen menschlichen Versuch Nähe herzustellen.
Dennoch kenne ich das.....es berührt eine alte Wunde in mir, drückt einen inneren Knopf und dann läuft ein uraltes Programm in mir ab, das Männer ablehnt. So ist es bei mir.

LG
Sanne
anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen

Übergriffe

Griffe über Übergriffe

wünsche mir klare Worte über klare Dinge.
Mit Worten kann ich hier sehr wohl übergriffig werden.
Mir sind eure "Beschreibungen" falsch gewählt und übergriffig.
anna54
bradforhelp
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Re: Übergriffe

Beitrag von bradforhelp »

Wie wäre es mit einem klaren "Nein", oder "das geht mir zu weit". Wenn man mit sich bezahlt, verkauft man sich. Dabei kann sich doch niemand wohlfühlen.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
Susanne_Scherrer

Re: Übergriffe

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe Anna

Dein Begriff "eure" ist leider auch nicht klar.

wer ist "eure" denn... alle oder nur zwei...vielleicht auch drei??

fragt
Sanne
Carrion
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Re: Übergriffe

Beitrag von Carrion »

@ Anna:

ich verstehe das Problem nicht. Oder genauer gesagt: so wie ich es gerade verstehe fühle ich mich angegriffen. Also erklär nochmal was du meinst statt mit Worten zu spielen, bitte.

Sophia
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anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

Hallo Sophia

habe mich nicht klar ausgedrückt,
ich will niemanden angreifen.

Meine Reaktion war wohl zu spontan auf Gregors Antwort.

anna54
ghm
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Re: Übergriffe

Beitrag von ghm »

Hallo Anna,

ich bitte um Verzeihung, dass ich Deine Grenzen verletzte.

Aber ich fürchte ich werde es wieder tun.

Ich versuche zu sein und zu schreiben wie ich bin und fühle. Und ich bitte Dich dies ebenfallst zu tun, auch wenn wir uns mal auf die "Füsse treten".
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anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

guten Morgen Gregor

das ist ja eine Einladung??????????

bisher habe ich bei dir eine andere Sensibilität im Umgang hier im Forum kennengelernt.

Das Thema Übergriffe im sexuellen Bereich ist so schwierig,da kann jedes Wort eine neue Verletzung sein.
Ich bin in vielen Lebensbereichen durchaus
einverstanden für auch mal streitbare Auseinandersetzungen.
Da finde ich bei vielen Menschen ihre "Empfindlichkeiten" sogar hinderlich für Klarheit und Offenheit.
Das Thema sexuelle Übergriffe, ist mir in meiner Arbeit mit Kindern,immer wieder vor die Füße gefallen. (genau so)
Bei zwei Kindern habe ich nach jahrelangem Kampf,die Opfer wieder an die Täter verloren.
Das Ende bestätigte dann ein Gerichtsbeschluss.
Und glaube mir,ich kann kämpfen für Kinder...

Was mich an deiner, ja sehr netten Antwort gestört hat,war genau das eine Wort zuviel.
Aber ich hätte mir meinen Beitrag sparen sollen,das war mein Fehler.

anna54
ghm
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Re: Übergriffe

Beitrag von ghm »

Hallo Anna, guten Morgen auch Dir,

ja, es ist eine Einladung, Deine offene und ehrliche Meinung zu lesen, und wenn es sein muss mit Dir in Diskussion zu treten, wenn ich eine andere Meinung hätte.

Ich wünsche Dir für Deine Arbeit viele Erfolge, eine glückliche Hand und den Beistand der göttlichen Kraft, so Du daran glauben magst.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

guten Morgen ins Forum

Das Thema Übergriffe ist bei psychisch kranken Menschen leider sehr häufig.

Eine Frage an die Frauen...
kennt ihr genau diese Männer,die ja so nett sind,jeder mag sie,und sie mögen die Frauen.
Und dann bei jeder Gelegenheit,gern die flüchtige Umarmung,da greifen sie genau an die Stelle,wo die Umarmung aufhört.
Ich bin sehr für mehr Nähe und dazu gehört die herzliche Umarmung.
Wer einmal erlebt hat,wie einsame Menschen auf eine geschenkte Umarmung reagieren,der wird wie ich,in einem helfenden Beruf,damit gern großzügig sein.

Es gibt selten da einen Übergriff,da bin ich mutig.
Der Übergriff geschieht immer wieder da,wo im persönlichen Bereich Männer sich das einfach nehmen,im Freundeskreis,in der Nachbarschaft,auch am Arbeitsplatz.
Frauen kennen das,einige Frauen lieben das,es ist genau an der Grenze,und deswegen auch wohl so gern gemacht.

Um dann ehrlich zu bleiben,muss gesagt werden, Frauen machen das auch,so scheinbar zufällige Verluste und verrutschte Kleidung.
Da bin ich nicht zimperlich,wer Männer "anmacht",hat dann manchmal ein Problem.

Aber alles hört auf,wo Abhängigkeiten gegeben sind,wer als Frau glaubt "bezahlen zu müssen" das ist schlimm.
Die Ware Sex ist nichts wert,wenn sie als Zahlmittel dient.
Ich wünsche allen Frauen und dann auch Männern,die Achtung,die wir nicht verlieren dürfen,denn dann haben wir nicht mehr viel, wenn wir uns für die schönsten Gefühle verkaufen oder wenn sie wie bei den Übergriffen,gestohlen werden.

Wenn es denn nur Sex ist,warum zerstört es Menschen so im Innersten,wenn er erzwungen wird.

Wer denkt,die ist ja wohl von "übergestern",das bin ich gern.
anna54
flocke
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Re: Übergriffe

Beitrag von flocke »

Oh Anna, das kenne ich, aber eben auch im Beruf. Ich wurde schn von Bewohnern begrabscht und das trotz "wehren" (derjenige war klar im Kopf ) auch von einem Arzt wurde ich schon betatscht, weiß jeder dass der so ist, keine macht was... ich auch nicht, würde mich bloß lächerlich machen.

Solche Übergriffe verfolgen mich schon mein Leben lang und ehrlich gesagt bin ich manchem gegenüber schon fast gleichgültig.

Dennoch, ich umarme Bewohner in manchen Situtationen und lasse auch Umarmungen zu. Nähe ist etwas dass Menschen zum überleben brauchen.


Sex ist eben nichts was man mit "nur" beschreiben könnte, da bei einem Menschen viel zu viel mit dran hängt. Sex ist nicht mehr nur Reproduktionsmittel, nach wie vor hängen daran Werte und Normen und (falsche) Vorstellungen. Nicht der Sex zerstört einen bei Missbrauch, Vergewaltigung und co. sondern das was wir damit verbinden.

Flocke
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ghm
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Re: Übergriffe

Beitrag von ghm »

Ja, Flocke,

es ist der Übergriff an sich, weil sich eine(r) herausnimmt sich über den Willen des Anderen zu erheben und das Gefühl der Ohnmacht bei dem Anderen.
(Auch mein "Nichtwehren" gegen die Schläge meines Vaters machen mich vor mir selber schwach, weil ich mir vorwerfe mich nicht gewehrt zu haben.
Auch wenn ich heute weiss, ich hätte mit 8 keine Chance gehabt mich zu wehren. Das Gefühl nimmt diese Wissen nicht wahr)

Und die Verletzung erzeugt wieder Verletzung, von Generation zu Generation.

Friedrich Schiller: "Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend Böses muss gebären."

Der Beitrag von Anna, und vielen Dank für Deine wahren Worte, ließ mich heute lange meditieren, warum es so sei.

Meine Antwort ist
"Wenn ich das Böse das mir geschah nicht weitergebe, und lerne anzunehmen, das es geschah, weil es Teil meines Menschseins und Aufgabe meiner lernenden Seele ist, und ich es als Teil meines Seiens annehmen kann, kann ich dieses Böse erlösen, auf immer."

Nachtrag:
Das ist meine Antwort und für niemand anderen, es sei den sie/er will es so.
Und das heisst auch nicht, dass ich den der das Böse mir tat nicht zur Verantwortung rufe (bei meinen Eltern schwierig, weil nicht mehr am Leben und mit Eltern ist das noch viel schwieriger).
Aber ich muss es nicht weitergeben.
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flocke
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Re: Übergriffe

Beitrag von flocke »

Gregor, da kann ich dich gut verstehen. Bei mir ists so, dass ich mir nicht mal zugestehe dass es ok war sich nicht zu wehren, unebhängig vom Gefühl sagt das auch ganz stark mein Kopf (allerdings nur auf mich bezogen, bei anderen bin ich da weniger hart) Mhm, wie soll ich erklären was ich meine?

Ich würde gern von mir sagen können mich (jedesmal) bis aufs Blut gewehrt zu haben. Aber so war es nicht und das kommt mir oftmals unverzeihlich vor.

Flocke
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ghm
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Re: Übergriffe

Beitrag von ghm »

Weisst Du Flocke,

ich würde jetzt gerne sagen
"Lass es endlich gut sein, es ist doch schon so lange her"
Aber das spielt keine Rolle, das wissen wir Beide zu gut.

Was habe ich gelernt?
1. Sei bei Dir
2. Denke nicht an gestern, lebe im heute
3. Vergib Dir, vergib den Anderen

Hey Du mein Gefühl, kannst Du das auch mal lesen und Dir einverleiben?
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flocke
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Re: Übergriffe

Beitrag von flocke »

Lieber Gregor.

An vielen Tagen sehe ich es mittlerweile auch so, was einen enormen Fortschritt darstellt. Dann ist es wirklich weit weg und "lange vorbei". Nur gibt es auch andere Tage... Aber die vergehen auch wieder

An dem Punkt es "sein lassen" zu können bin ich noch nicht, denn leider neige ich dazu Verletzungen festzuhalten, an ihnen herumzufriemeln... aber wenigstens sind die Zeiten in denen ich DIESE Verletzung hegte und pflegte vorbei und auch die Zeiten in denen ich nicht zumindest auch kognitiv an die Sache herangegangen bin. Es ist zu leicht einfach zu sagen dass etwas einfach so ist weil jemand es sagt... was ein Übergriff ist muss man auch jedesmal für sich selbst entscheiden. Für sich selbst, wohlgemerkt (!) Nur weil man selber etwas als übergriffig empfindet kann man daraus dem anderen nicht immer gleich einen Strick drehen.


Flocke
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Carrion
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Re: Übergriffe

Beitrag von Carrion »

@Flocke: DAS kenn ich. Sich nicht gewehrt zu haben, oder nicht deutlich genug ist das was man (bzw. ich) sich (mir) am schwersten verzeihen kann. Ich habe das Gefühl dadurch zum Mittäter zu werden, Schuld zu tragen. Auch wenn ich weiß dass es jedesmal entweder so war, dass ich nicht voll da war (im Schlaf) oder emotional erpresst wurde. Ein Freund von mir meinte heute dazu dass Männer (nicht alle - sry an alle Mitlesenden Männer, ich denke NICHT dass alle so sind) so etwa praktisch "riechen" können, es instinktiv erahnen. Und trotzdem... sry, ich bin gerade zu durch um das hier vernünftig zu Ende zu bekommen...

Sophia
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Beulchen
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Re: Übergriffe

Beitrag von Beulchen »

Hallo Sophia,

ich habe die Antworten jetzt bewusst nicht gelesen.
Ja, ich kenne dieses Gefühl sehr genau, da dies eines meiner Hauptprobleme derzeit ist.
Eine Lösung habe ich bisher noch nicht gefunden, ich hoffe aber noch auf meinen Therapieversuch bei einem Verhaltenstherapeuten (sofern ich denn irgendwann mal einen Termin bekomme). Persönlich denke ich hat es bei mir etwas mit dem seit der Kindheit erlernten Verhalten zu tun „wenn du willst das ich dich lieb habe machst du was ich will“,
vllt. ein Ansatzpunkt?

Bei mir ist es inzwischen so weit dass ich Berührungen von allen die ich nicht zu meinem Familienkreis zähle nicht mehr ertrage. Keine Begrüßungsküßchen, keine Umarmung… möglichst noch nicht einmal die Hand geben. Da Außenstehende dies nicht nachvollziehen können habe ich einen Großteil meines Bekanntenkreises verloren.

Tut mir leid, weiterhelfen kann ich dir nicht, nur verstehen…

LG
anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

Hallo Beulchen

willkommen im Forum! Wünsche dir hier viele gute Kontakte.
Die Wartezeit auf die Therapie ist oft viel zu lang,drück dir die Daumen,dass es bei dir bald klappt.
Wer Berührungen nicht möchte,darf das jedem mitteilen,und wer das nicht versteht,hat ein Problem.
Du hast jedes Recht auf deinen Körper,ich wünsche dir alles Gute!!!!!!!
anna54
Beulchen
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Re: Übergriffe

Beitrag von Beulchen »

@ anna54,

erst einmal Danke schön für die Begrüßung. Leider muss ich dir gleich widersprechen, ganz so einfach ist es mit „Wer Berührungen nicht möchte,darf das jedem mitteilen,und wer das nicht versteht,hat ein Problem“ leider nicht. Klar habe ich das Bestimmungsrecht über meinen Körper, aber…

ich habe das Problem, sowohl mit der Berührung als auch mit den Folgen. Ich bin diejenige die sich unwohl fühlt. Ich bin diejenige die den Leuten, die ich gerne habe, auf die Füße treten muss. Ich bin diejenige die Panikattacken bekommt wenn ich daran denke irgendwo hinzugehen wo meine Bekannten sind. Ich bin diejenige die – falls es zu Umarmungen usw. kommt – nachher Albträume usw. hat. Ich bin diejenige die jetzt alleine ist. Und ich bin diejenige der es schlecht geht.

Das kommt jetzt vllt. etwas hart rüber, aber in den letzten Monaten habe ich gelernt dass ich allmählich keine Lust mehr habe für die Anderen Verständnis zu haben und es hilft mir auch nicht weiter das Problem zu den Anderen zu schieben. Deshalb versuche ich gerade den Therapieplatz zu bekommen. Ich weiß dass das dauern kann deshalb war ich jetzt letzte Woche bei einer Selbsthilfegruppe.

@ Sophia

Bitte entschuldige den Ausbruch aber leider ist es ein Beispiel was aus den von dir geschilderten Situationen entstehen kann. Es ist vllt. in dem Moment keine große Sache, aber sie sammeln sich an und irgendwann wird es eine sehr große Sache.
Für meinen Absturz hat dann eine kleine Berührung im Nacken ausgereicht, die derjenige auch sofort abgebrochen hat als er merkte dass ich mich damit nicht wohlfühlte. Also ebenfalls keine große Sache…

Ich hoffe du findest einen Weg für dich wie du dich gegen derartige Situationen abgrenzen kannst. Der Ratschlag "Klar und deutlich NEIN sagen" hat mir leider nicht geholfen, da ich keine Ahnung habe wie ich ihn umsetzen bzw. durchsetzen könnte.

LG Beulchen
anna54
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Re: Übergriffe

Beitrag von anna54 »

Hallo Beulchen
das hab ich jetzt verstanden,Nähe kann ja auch schon bedrohlich sein.
Ich erinnere gerade,dass ich während einer Krise zu einem Arzttermin in der Stadt war,mein Sohn meinte es gut und hat mich zu einem Kaffee eingeladen,plötzlich hab ich am Nachbartisch Bekannte gesehen und ich bin geflohen. Nur weg,bloß nicht gesehen werden,nur niemanden ansprechen müssen.
Aber bei mir hat sich das wieder gelegt,weil es die Folge des langen "sich Verstecken" war.
Ich wünsche dir bald eine gute Therapie,mit der für dich richtigen Nähe und Zeit.
anna54
Kodiak
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Re: Übergriffe

Beitrag von Kodiak »

Liebe Sophia, hallo Beulchen,

was Du, Beulchen, hier geschrieben hast, hat mich betroffen gemacht. Oder anders geschrieben, mir meine Betroffenheit deutlich gemacht. Mich auch dazu veranlasst, den Eingangsbeitrag noch einmal genauer zu lesen. Und ich finde mich in einer für mich nicht schönen Form darin wieder.
So wie Du, Sophia, erst durch die Empörung Deines besten Freundes richtig getroffen wurdest.

Ich habe gelernt, mir vieles zu "verzeihen", Kränkungen und Demütigungen hinzunehmen, um gut zu sein, einfach zu passen. Notfalls hält auch eine Rolle her, die ich dann spiele. Der Coole, den nichts aus der Ruhe bringt und der über den Dingen steht.
Dann kommt jemand daher und fragt mich, wieviel ich mir denn noch gefallen lassen will. Meine Rolle zerfällt, ich bin durchschaut, keine Rechtfertigung greift mehr und ich schäme mich. Werde wütend und kanns jetzt nicht mehr rauslassen. Ich habe mich nicht gewehrt, als es angemessen war. Jetzt nur ein kleiner Tropfen noch, und ein Riesenfass läuft über.

Ich möchte, will, meine Selbstachtung wiederfinden. Nur das Maß ist mir nicht bekannt. Habe es nie gelernt, nicht erfahren. Ich weiss nicht, wieviel mir gut tut. Und wenn kein Verdrängen mehr geht, mache ich zu. Ich werde schon im Vorfeld einer etwaigen Kränkung aggressiv und begebe mich auf Augenhöhe. Was leider manchmal bücken bedeutet. Ich habe nicht, noch nicht gelernt, mich in einem gesunden Maß zu distanzieren. Mein Niveau zu halten. Nach oben wie nach unten.

Ziemlich viele "ich". Aber ich kann nur für mich sprechen. Eure Beiträge haben mir diese Überlegungen wieder deutlich gemacht. Sie sind nicht neu, aber werden sehr gern wieder vergessen. Und wenn ich wieder in ein altes Verhaltensmuster rutsche, versuche ich es beim nächsten mal erneut.

Wir müssen erkennen, wann wir uns etwas vormachen. Das "Selbst" wiederfinden, oder herausfinden. Es ist in meinem Fall nicht das, was ich erlernt habe. Ich möchte auch nicht ständig auf das schaun, was ich mir angetan habe. Vielleicht ist es ja eine Herausforderung, jetzt und in Zukunft achtsamer mit mir umzugehen, auch mit Rückschlägen.

Liebe Grüße

Dietmar
Beulchen
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Registriert: 9. Jan 2011, 09:31

Re: Übergriffe

Beitrag von Beulchen »

Ich habe mich ja schon über die Folgen dieser „Übergriffe“ ausgelassen…

Ich möchte noch einmal auf dieses „NEIN sagen“ oder „sich dagegen wehren“ eingehen, dabei ist mir vor allem der Beitrag von Loveletter aufgefallen.

„Offene Komunikation zeigt hier mal wieder seine immense Wichtigkeit, denn Erwartungen an meinen Partner zu haben, dass er bitte so und so handelt, weil ich mich so und so fühle können NICHT gestellt werden, ohne vorher darüber Klarheit geschaffen zu haben. Ist logisch, oder ?“

Zuerst einmal interpretiere ich es so dass Loveletter dabei von einer Partnerschaft ausgeht. Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege. In diesem Punkt empfinde ich das Gesagte als vollkommen richtig. Ob es mit der Umsetzung funktioniert ist dann noch eine andere Frage.

Als kleines Beispiel meinerseits möchte ich kurz erzählen was in meiner geschiedenen Ehe dazu geführt hatte eben nicht nein zu sagen. Mein Ex-Mann hat durchaus akzeptiert und mich auch in Ruhe gelassen wenn ich keinen Sex wollte. Es dauert manchmal ein wenig bis man Mechanismen durchschaut (zumindest bei mir). Irgendwann habe ich jedoch festgestellt dass immer wenn ich gesagt habe ich möchte nicht – egal ob keine Lust, Regelschmerzen o. s. – er am nächsten Tag immer mit den Kindern Streit angefangen hat.
Welche Alternative gab es nach dieser Erkenntnis noch?

Sophie schrieb jedoch dass es dabei gerade nicht um Partnerschaft geht.

Zum Verständnis eine kurze Erläuterung wie es zu meinem Absturz kam. Ich bin Single. In der Location, in der ich oft war, hat mich ein Mann angesprochen er würde mich gerne näher kennenlernen. Gut, man hat sich zusammengesetzt und unterhalten – war übrigens sehr nett. Dabei hat er den Arm hinter mich gelegt und eben am Nacken berührt. Wie gesagt, er hat bemerkt dass es mir nicht wirklich recht ist und hat die Hand auch weggenommen. Keine große Sache. Bis hierhin auch gar kein Problem.

Ich habe in der Nacht nicht gut geschlafen und am nächsten Morgen kam dann die Reaktion meines Körpers. Ich habe hyperventiliert und es ging hin bis zu Krampfanfällen. Ich weiß dass dies eine Reaktion auf von mir unterdrückte Gefühle ist. Dummerweise kommt diese Reaktion erst zu spät. Das Nachdenken, Verarbeiten, Aufarbeiten der Situation kann ja erst dann beginnen wenn es mir bewusst ist.

Da es mir erst einen Tag später bewusst wurde, wie weit derjenige meine persönliche Grenze überschritten hat, habe ich leider auch keine Möglichkeit die von Loveletter angesprochene offene Kommunikation zu führen.

Ich hoffe ich überspann den Bogen jetzt nicht zu sehr, aber die von Sophie beschriebene Situation ist mir zu bekannt und momentan eines meiner Kernprobleme. Und ich habe „nur“ 30 Jahre gebraucht dahinter zu kommen. Ich hoffe mal ich brauch für die Lösung nicht genauso lange.

LG Beulchen
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