Wege der (Er)Lösung

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ghm
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Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Hallo Ihr Lieben,

vielleicht können wir uns auch schreiben, wie wir mit Manchem umgehen.

Als mein Vater, nach langer Krankheit starb, war es Teil seines Wunsches, dass wir möglichst nicht Trauern sollten.
Er habe ja nur ein "irreparabeles" Fahrzeug verlassen und suche sich ein Neues (Wiedergeburt)
Es war sein Wunsch und zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht bewusst, dass wir noch einiges aus der Kindheit offen hatten.
Er wurde annonym bestattet.
Dann kam mein Tumor und in der begleitenden Therapie begann ich zu erahnen, dass in meinen (Lebens)Kellern einiges nicht stabil ist.
Das Verhältnis zu meiner Mutter litt darunter und ich hatte dan einige Zeit auch keinen Kontakt zu ihr.
Sehr überraschend erkrankte sie an einem Bronchalkarzinom und es bestand die Gefahr, dass Sie bei offenen Mund und Bewustsein ersticken könnte (diese Vorstellung ist für mich so erschreckend, weil ich als Kind fast ertrunken wäre und die Angst des fehlenden Atems kenne).
Göttin sei Dank schlief Sie eines Abend ein und wachte nicht mehr auf. Auch bei ihrer Beerdigung war ich bemüht nicht zu trauern, entsprechend ihres Wunsches. Auch sie wurde annonym bestattet.
Einen Stachel musste Sie mir noch kurz vor ihrem Tod in die Seele rammen, "warum ich mich in der letzten Zeit nicht um Sie gekümmert habe". Das konnte ich nicht mehr klären und diese Aussage schmerzt mich noch immer.
Bei einem der letzten Gespräche mit meiner Therapeutin kamen wir auf diese Ereignisse zu sprechen. Sie meinte, dass da noch viel Trauer nicht gelebt sei.

Mit ihrer Unterstützung habe ich mir, gegen die Gesetze meiner Eltern, die Erlaubnis gegeben mir einen Schrein für die Eltern zu errichten und so lange zu Trauern bis es für mich reicht.

> Mit ihrer Unterstützung habe ich mir, gegen die Gesetze meiner Eltern, die Erlaubnis gegeben < was für ein irrer Satz.
Ich brauche die Unterstützung eines Fremden um mir die Erlaubnis geben zu können, mich gegen Anordnungen meiner Eltern entscheiden zu können.
Hey Mann ich bin 46 Jahre alt, was soll das ???
Ärger, Wut, Koch - Ruhig Alter -

Wo ich hinwollte, der Schrein ist mein Weg um mit meiner Trauer umzugehen zu lernen.
Kennt ihr auch solche Hilfsmittel?
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wennfrid
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von wennfrid »

Hi Gregor
Erstmal willkommen!
Ich habe in den letzten 10 Jahren erkannt, wie wichtig Dinge mit Symbolcharakter sind.
Ich kann damit Schwierigkeiten besser verarbeiten und weil sie sich irgendwo in der Wohnung befinden, werde ich oft damit konfrontiert. Früher dachte ich, durch logisches Denken könnte ich darauf verzichten. Außerdem hat das Alter damit sehr wenig zu tun. Ob 25 oder 46, wen der Mensch auf dem Weg ist, spielt das Alter eine untergeordnete Rolle.
Zur Traurigkeit fällt mir gerade folgender Spruch ein:
"Traurigsein ist Atem holen für die Freude."
und muß zugelassen werden.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
mbm22
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von mbm22 »

Sorry, dass ich mein Posting gelöscht habe, aber es geht mir besser damit.
Armageddon
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Registriert: 1. Jul 2010, 19:00

Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von Armageddon »

Hallo Gregor,
Willkommen erst aml hier im Forum und ein gesundes Jahr 2011.
Na gut, ich fang mal an-
Das erste Problem, liegt im Wusch Deiner verstorbenen Eltern, sich anonym beisetzen zu lassen, leider ist dies zu einem Modetrend geworden, für Dich Gregor bedeutet, daß ganz einfach dies- Du hast keinen Ort wo Du dich persönlich von Deinen Eltern verabschieden kannst, leider ist es so, daß man nach einem halben Jahr schon gar nicht mehr weiß wo der genaue Beerdigungsplatz ist, dies wiederum heißt, das Du, wenn Du vor Ort am Grab stehst, vleicht noch 3/4 andere Trauernde, Deine Trauer nie verarbeiten kannst weil Du nicht Zwiesprache mit Deinen Angehörigen halten kannst, es steht immer eine Art Unruhe im Raum.
Klar, es war der letzte Wunsch der Eltern auf diese Weise beigesetzt zu werden, sicherlich wollten Sie Dir einen Gefallen tun, daß Du keine Grabpflege am Hals und geringere Bestattungskosten hast, aber mit der Entscheidung haben sie Dir indierekt weh getan.
Selbst wenn Du die Stelle der Bestattung genau kennst, was hinstellst, ein Andenken, Blumen ect., wirds vom Personal des Friedhofs entfernt, das setzt dem ganzen noch eins drauf, verzeih Ihnen, leider müssen sie es.
Mit der Entscheidung des Schreins, bin ich der Meinung das es Dir gut tun wird, Du hast Dir somit, die Möglichkeit der Trauerbewältigung geschaffen, ist auch gut so, Du wirst Zeit brauchen, aber der Schmerz wird weniger, nie aufhören aber verblassen.
Übrigens, in vielen Kulturen ist es vollig normal in dieser Form den Angehörigen zu gedenken.
Verdenk Dich auch nicht zu sehr in den Spruch Deiner Mutter hinein, Du hattest einen Kampf, und musstest doch auch erst mal an Dich denken.

LG Armageddon
Secret
Beiträge: 1423
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von Secret »

Hallo Gregor,

Du schreibst:

"ich brauche die Unterstützung eines Fremden um mir die Erlaubnis geben zu können, mich gegen Anordnungen meiner Eltern entscheiden zu können.
Hey Mann ich bin 46 Jahre alt, was soll das ???
Ärger, Wut, Koch - Ruhig Alter -"

Du bist zwar jetzt 46 Jahre alt, aber das innere Kind haben wir alle weiterhin in uns drin. Manchmal meldet es sich und dann sind wir je nach Befinden 4, 10 oder 13 Jahre alt.
So hat mir das mein Therapeut bei einem Nachreifungsprozess auch erklärt.
Sicher haben Deine Eltern es nur gut gemeint sich für Dich zu wünschen nicht um sie zu trauern. Aber es ist wichtig dass Du das für Dich entscheidest, und ohne Trauerprozess ist auch keine Heilung möglich.
Mein Vater ist vor 13 Jahren gestorben, nach einigen Monaten habe ich den Trauerprozess überwunden. Ich hatte nach 3 Monaten einen Traum: Ich habe geträumt dass er wieder jung ist und aus unserer Haustüre mit einer Arbeitstasche geht. Ich bin aus dem Bett gegangen, habe meinen Morgenmantel angezogen und bin hinter ihm hergelaufen und habe gerufen "Wo willst Du denn jetzt hin? Warte mal!" Er hatte einen jungen und glücklichen Eindruck auf mich gemacht und geantwortet:"Ich gehe zur Arbeit, ich habe Frühschicht. Leg Dich noch etwas hin, Du kommst noch nicht durch das Werktor, der Dienst im Büro beginnt später, Du hast noch etwas Zeit." Danach ging es mir besser, ich hatte nämlich nicht die Möglichkeit gehabt mich von ihm zu verabschieden, er lag über 3 Monate auf Intensivstation und als ich ihn einmal besuchen wollte hat mich das Personal nicht informiert dass er tot ist, so habe ich ihn auf Intensiv mit gefalteten Händen liegen sehen.

Ich finde das ganz wichtig für Dich dass Du Trauerarbeit leistest und so die Trauer überwindest, der Schrein ist sicher ein guter Ersatz für eine Anlaufstelle auf dem Friedhof. Mein Vater hatte damals ein Urnengrab dass ich 13 Jahre lang pflegte.

Meine Mutter ist mit 84 Jahren im November ganz plötzlich verstorben. Sie war für einige Tage vom Seniorenheim wegen Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus zur Beobachtung geschickt worden. Einen Tag bevor sie gestorben ist habe ich sie noch besucht, und es ist so als wenn wir beide etwas gespürt hätten. Sie hat mich zum Abschied ganz feste gedrückt, ich habe ihr einen Abschiedskuss auf die Stirn gegeben und tschüß Mama gesagt. Und ich sage seit ich selber Kinder habe immer Oma wenn ich mit den Kindern über sie rede. Das war das erste und letzte Mal dass ich Mama sagte.

Ich brauche mir nun keine Sorgen mehr zu machen dass sie nur im Bett liegt, nichts mehr kann und leidet. Sie ist frei. Aber ich bin trotzdem noch traurig. Oft frage ich mich wo sie denn nun geblieben ist. An fliegende Engelchen im Himmel kann ich nicht glauben würde aber auch nicht ganz abstreiten dass es da etwas gibt ... Ich weiss nicht was ich glauben soll ....
Warum schreibst Du von einer Göttin? Ich denke die meisten stellen sich Gott als alten Mann vor, habe ich als Kind auch getan. Heute stelle ich mir ein helles Licht vor.
Hast Du eigentlich Geschwister?
Als ich meine Mutter im Krankenhaus ein letztes Mal besucht habe habe ich gewartet, biss das mein Bruder da war und bin mit ihm gemeinsam in das Zimmer gegangen.
Kontakt habe ich aber mehr zu meiner älternen Schwester.

Es ist für mich interessant zu lesen dass es Dich ärgert, dass Deine Eltern Dir immer noch Anordnungen geben und Du nun alt genug bist. - Bei mir ist es oft anders herum: ich fühle einen Schmerz an die Erinnerung von meiner damaligen grenzenlosen Freiheit mir als Kind oft selbst überlassen gewesen zu sein, als ob ich ihnen egal und zu lästig gewesen sei. Zu Elternsprechtagen gingen sie ab der 4. Klasse nicht mehr, mit Problemen in der Klasse im 7. Schuljahr fühlte ich mich allein gelassen.
Aber das Gegenteil von zu vielen Vorschriften ist bestimmt auch nicht gut.

(Er)lösung denke ich kann auch Demut sein, sich einzugestehen dass die Eltern ihr bestmöglichstes was für sie möglich war getan haben.

In diesem Sinne noch auf regen Austausch in den einen oder anderen Thread vielleicht

LG
M.
LG

Secret
Carrion
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von Carrion »

Hey Gregor und natürlich alle anderen!

Die Sache mit den Eltern... Ich lese seit gestern das buch dass du empfohlen hast Gregor (das war von dir, oder? Mein Gedächtnis... *g*) und denke viel über Eltern nach.
Ich stelle es mir sehr schwer vor, Erlebnisse mit den Elternm zu verarbeiten, wenn sie beide nicht mehr da sind. Deswegen finde ich es auch gar nicht so verwunderlich, dass du sozusagen "die Erlaubnis von außen" brauchst. Und - hey - dafür ist der Thera doch auch genau da: uns die Sicht zu ersetzen die wir eigentlich auf uns haben sollten oder könnten, wenn wir eben nicht falsch "geprägt" (ich weiss kein besseres Wort) wären.

Ich habe es wophl "leichter", meine Eltern leben noch, nur stehen auch sie nicht "zur Verfügung", d.h. sie würden nicht verstehen, würden nur anklagen sehen. Ich weiß gar nicht ob es wirklich einfacher ist. Aber zurück zu dir:

Trauern finde ich gut und richtig. Und du kennst ja auch das Leben deiner Eltern (du hast mal von ihren instabilen Kellern gesprochen). Und vielleicht kannst du dir ja wirklich einen "Trauerplatz" schaffen. ich war immer der Meinung, dass beerdigungen in erster Linie für die LEBENDEN da sind, um Abschied zu nehmen, um weitermachen zu können. Dafü sind auch Gräber da, finde ich. Dass deine ELtern dir vielleicht keine Grabpflege aufhalsen wollten klingt nett, aber vll wäre es das was du brauchst.

Viele Überlegungen, keine Lösung, aber Trauern ist ein guter ANfang, denn es ist kein Stillstehen, sondern ein sich auf den Weg machen...

Liebe Grüße
Sophia
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Hallo Secret,
>Warum schreibst Du von einer Göttin? Ich denke die meisten stellen sich Gott als alten Mann vor, habe ich als Kind auch getan. Heute stelle ich mir ein helles Licht vor.
Hast Du eigentlich Geschwister?<

Ich schreibe von der Göttin, weil ich, bei meiner Suche nach einer Vorstellung von "jenem höheren Wesen, welches wir verehren" (aus Dr. Murkes gesammeltes Schweigen) auf Überlieferung eines keltischen weiblichen Gottesbildes gestoßen bin.

Ja, ich war das (nichtgeplante) 3. Kind

@ Armageddon
Der Grund der anonymen Bestattung liegt nicht darin, dass meine Eltern meinen Geschwistern oder mir die Grabpflege ersparen wollten, sondern, dass sie, aus den Erfahrungen ihres Lebens, vielen Menschen versucht haben zu helfen.
Ihr Anspruch an sich selbst war, Anderen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.
Sie wollten nicht, dass es eines Tages einen "Wallfahrtsort" geben könnte, daher gibt es gar keinen Platz
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ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Noch so ein Gedanke zum Thema (Er)Lösung

irgendwo im Forum kam die Frage auf ob Menschen mit Depressionen die "besseren" Menschen seien.

Ich will gar nicht werten, aber ich glaube wir sind die (zu uns) Ehrlicheren.
(wenn auch nicht freiwillig)

Denn wenn wir uns zu weit von uns entfernen bekommen wir ganz schnell (von uns selbst) eine Warnmeldung.

Die Anzunehmen und etwas daraus zu machen ist dann das nächste Ziel
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ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Ich glaube, meine Seele war, während der Körper schlief, im philosophischen Universum.

Mitschnitt einer positiven Kommunikation in meinem Kopf, gerade beim Duschen

"was wäre, wenn ich in einem Jahr eine Anstellung habe, die mich Freude erfüllt und einen neuen Partner und wir uns gut tun?
Dann wären keine "Reibepunkt" mehr da.
Ich fühlte mich wohl, wäre nicht allein, malte was und wann ich wollte, zöge die Kleidung an, die ich wollte.

Aber ich hätte keinen Grund mehr mich mit den vielen lieben Menschen hier auszutauschen.
Und ich wäre hier fehl am Platz.

Denn wenn ich mir vorstelle, meine Wände nehmen mir die Sicht auf die Sonne/Wärme/Glück und dann fliegt einer vorbei, leicht wie ein Schmetterling und sagt, "Du musst einfach nur Du selbst und Glücklich sein", dann glaube ich nagle ich den an das nächste Kreuz


- Ach, vielleicht haben die das deswegen vor 1978 Jahren gemacht? -

(Was? 1978 + 33 ist ? Wer wurde vor ca. ? Jahren geboren und mit 33 Jahren ans Kreuz geschlagen? mein Rätsel das Tages)

(Menschen die bei sich sind lassen sich nicht "einfach" regieren)"
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lens
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von lens »

Hallo Gregor,

jetzt bin ich richtig neugierig, was deine Eltern gemacht haben.
Anderen zur Selbsthilfe verholfen?
Du brauchst aber nicht zu antworten, wenn du nicht willst.

Schönen Tag
Ibis
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Bis seine Krankheit in Zwang seine Kanzlei aufzugeben, war mein Vater Anwalt.
Aber auch später gab er Menschen kostenlos Tipps, Unterstützung, half beim Briefe an Ämter schreiben etc.
Sie nahmen Menschen, auf Zeit, in ihre Wohnung auf. Vor allem als wir Kinder ausgezogen waren.
Wer mit einer Frage zu ihnen kam (bei uns Kindern erst als wir älter waren) bekam eine ehrliche Antwort, mit dem Ziel den Menschen an seine eigenen Lösungswege heranzuführen.

Nach ihren Gesetzen des Helfens,
- warte bis Du um Hilfe gefragt wirst
- finde heraus welche Art von Hilfe für diesen Menschen richtig ist
- gib dem Menschen das Werkzeug, das es ihm ermöglicht seine Lösung zu erarbeiten
- begleite ihn bis er wieder laufen kann

Von ihnen oder einem ihrer Freunde habe ich das Geschenk erhalten,
"ich kann Dir alle Wahrheit der Welt sagen und alle Lösungen erzählen.
Es wird Dir aber nichts helfen, weil Deine lernende Seele ihre Lösungen selber finden muss"

Nachtrag, leider hat davon einiges bei ihren Kindern (vor allem als wir klein waren) nicht so gut (emotional) hingehauen.

2. Nachtrag, liebe(r) ibis, niemand muss antworten, aber wer es tut sollte es in Achtung seiner Selbst, des Selbst seines Gegenübers, in Mitgefühl und in Wahrheit tun
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
lens
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von lens »

Danke für die Antwort. Das klingt ja beeindruckend. So gar nicht, als hättest du große Defizite gehabt in der Kindheit.
Wenn ich da an mein früheres Zuhause denke...
Aber wir können nicht wirklich in das Leben des anderen hinein schauen. Du hast mit Sicherheit deine Geschichte, die dich bis hierhin geführt hat.

LG
Ibis
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Sage mal einem 3 jährigen, er solle seine Gefühle überwachen und die nicht "ethisch" richtigen nicht mehr zulassen.
Das kannst Du mit einem Mönch machen, der diesen Weg gewählt hat, oder mit einem 16 jährigen.

Ein Kind (denke ich) muss alle Gefühle erstmal leben, erleben und manchmal auch erleiden. Und bei manchen Gefühlen wie Wut etc. leiden unter Umständen auch die Anderen.
Aber sich Überwachen und nicht zulassen geht gar nicht. Da wird vieles nicht erlebt und gelernt und dann kommen "instabile" (Gefühls)keller dabei raus.

Wenn dann noch die Eltern, weil das Kind sich so wehement weigert das "Richtige" zu tun mit Gefühlskälte, körperlicher Gewalt und Hungerstrafen (heute gehst Du ohne Essen ins Bett) versuchen, das "eigendlich" richtige Durchzusetzen ...

Anpassen oder Untergehen ? zum Wehren bist Du da noch nicht bereit

Nachtrag, das Irre ist, bis zu meinem Tumor war ich mir gar nicht bewusst, das da etwas nicht stimmen könnte.
Erst in einer begleitenden Gesprächtherapie kamen die ersten Zweifel an der Erziehungskompetenz meiner Eltern.
Bis dahin glaubte ich, es sei meine Verantwortung wenn ich so trotzig war und nicht die "eigendlich" richtigen Regeln meiner Eltern befolgt hatte. Und dann auch die Strafen zu Recht bekommen hätte.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
lens
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von lens »

Das finde ich hoch interessant. Deine Eltern müssen ja auf einem Podest gestanden haben, und du so weit unten.
Und wenn ich es länger bedenke, hat Liebe gefehlt. Genau wie bei mir.

Love changes everything
Ibis
2304.1900
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Gregor ,

durch diese Hölle musste ich auch durch.
Meine Eltern waren damals der Überzeugung ,das mann alles was mann vor dem 4 Lebensjahr erlebt hat sowieso wieder Vergessen wird , und haben deshalb soviel Erziehungsarbeit wie möglich in diesen Zeitraum Investiert.
Natürlich mit der entsprechenden Feinfühlikeit ((.

Aber ich hatte immer das unpassende Gefühl "Falsch" zu sein ,und habe mich schon sehr früh ,damit beschäftigt diese falschen Stellen zu finden und passend zu machen.
Wobei mir das leichter viel ,weil ich durch die Veränderung (Enzephalitis) sowieso immer falsch bin , und meine Eltern selber geholfen haben.
- nachdem sie erkannt hatten ,was aus ihren Guten Absichten geworden ist.

Ahh ,gute Absichten-

der Pfahl den dir deine Mutter ins Fleisch gerammt hat.

da du ja zugang zum Pihlosophischen Universum hast ,wäre es an der zeit dir selbst die Antwort auf die Frage deiner Mutter zu geben , die eigentlich auf der Hand liegt, von dir aber augenscheinlich noch nicht akzeptiert werden kann?

und ,das was dich Beschäftigt hat nichts mit dem Lebenswerk deiner Eltern zu tun.Es ist unbestreitbar das das was zu ihren Lebenswerk führte ,auch genauso einfluss auf dich hatte.
Aber du bist das Kind deiner Eltern-nicht ihr Lebenswerk.

ich hoffe du kannst verstehen ,was ich meine?

viele Grüße
Stefan
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Hallo Stefan,

ich kann es gut verstehen.

Mein Problem ist nur, dass ich viele Gesetzte/ Regeln meiner Eltern, zwar nach Prüfung, mit etwa 14, übernommen habe, aber erst mit 37 mir langsam die Idee kam, dass da vielleicht doch etwas nicht ganz in Ordnung sei.
Erst 2008 kam dann die Erschöpfungsdepression und Mitte 2010 die Scheidung von meiner Frau.

Das ist ein wenig viel auf Einmal und ich arbeite zur Zeit daran in mir zu Trennen, welche Regeln meiner Eltern für mich weiterhin OK sind und Meine werden und welche ich nicht teilen und ablegen will.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Noch ein Nachtrag

Da gibt es auch noch eine Diskrepanz zwischen dem,
was das Hirn bereits verstanden hat und dem
was das Gefühl noch nachvollziehen muss.

So gibt es viele Tage, an denen sich der "bewusste" Lebensteil gut fühlt,
die emotionale "Grundströhmung" aber mir die Sicht auf die Sonne nehmen will.

Oder die lieb gemeinte, aber so schwer zu beantwortbare Frage, "wie geht es Dir?"

Wenn ich den Mitmenschen dann sage,
"mein bewuster Teil fühlt sich wohl, der ausserhalb der Wahrnehmung erzählt mir, das ich es nicht wert bin", ernte ich Unverständnis.

Irgendein Teil von mir freut sich dann für diese Mitmenschen, die das nicht verstehen können, weil sie das nicht nachfühlen (können/dürfen).
Aber es ist Freude mit ditterem Nachgeschmack!

Euch Allen einen schönen sonnigen Tag, last es Euch gut gehen und seid bei Euch !!!!!!!!
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
lowrider60sec

Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von lowrider60sec »

>>Oder die lieb gemeinte, aber so schwer zu beantwortbare Frage, "wie geht es Dir?">>

>>Wenn ich den Mitmenschen dann sage,
>>"mein bewuster Teil fühlt sich wohl, der ausserhalb der Wahrnehmung erzählt mir, das ich es nicht wert bin", ernte ich Unverständnis.>>

Hi Gregor,

Das liegt m.E. daran, dass sich unsere nicht-depressiven Mitmenschen bei weitem nicht so viele Gedanken machen wie unsereins. Irgendwann wird die Kommunikation schwer bis unmöglich, und das kann dazu führen, dass wir am Ende ohne gleichwertigen Ansprechpartner da stehen..... das sollte jeden von uns nachdenklich machen .....ich habe damit schon begonnen.

LG
lowrider
2304.1900
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Gregor ,

da muss ich erstmal Nachfragen wieviel unterschiedliche Grundströmungen kannst du gleichzeitig/getrennt Wahrnehmen ?

Kannst du innerhalb der verschiedenen Grundströmungen unterschiede Wahrnehmen?

Wie schnell kannst du zwischen den Grundströmungen wechseln?

Waren die unterscheidungen schon vor deinem beinahe Ertrinken ? oder erst danach?


Das Problem ist ,das mann Regeln und Gesetze anderer Menschen "NIE" übernehmen kann. Das ist auch der Sinn des Geschenkes ,von dem du geschrieben hast.

zwei Personen stehen auf einem Berg einer sagt ich sehe die Sonne ,der andere sagt ich sehe nur Berge.
Trotz des gleichen Standtpunktes schauen beide in verschiedene richtungen ,werden ihr Erlebniss unterschiedlich schildern und Bewerten, und andere Schlussfolgerungen ziehen.
Ein dritter jedoch ,der den Berg nur aus den erzählungen der beiden kennt ... muss selbst auf den Berg ,um festzustellen das jetzt ein Hotel auf dem Gipfel steht.Der erzählt von einem schönen Hotel einen vierten und der Bucht das Hotel (3 Jahre später) kommt wieder und schimpft auf die Bruchbude und das er dir nie wieder etwas Glauben wird, und überhaupt wären da oben nur Baustellen.

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nehmen wir zb. das Verbot der Trauer.

Deine Eltern können eigentlich nicht so Lebensfremd gewesen sein und dir die Trauer um deine Eltern vollständig verbieten zu wollen.
Wahrscheinlicher ist es ,das sie bestimmte "negative" Formen der Trauer ausschließen wollten , die sie im Rahmen ihrer Arbeit des öfteren kennenlernen mussten.


Menschen die mehrere Grundströmmungen wahrnehmen können ,neigen wohl dazu Anweisungen sehr streng auszulegen. Das ist für den inneren zu/Umgang unerlässlich-da selbst die veränderung der stimmung oder der Sprachmelodie ,innerhalb ein ganz anderen stellenwert haben.

Menschen die diese möglichkeit(en) nicht teilen , kennen das nicht .
Da wird aus der Anweisung genau 200mg Flüssikeit ,auf nachfrage . naja plus minus 50mg .

viele grüße
Stefan
ghm
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Mein lieber Stephan,

Du kannst schwierige Fragen stellen

> wieviel unterschiedliche Grundströmungen kannst du gleichzeitig/getrennt Wahrnehmen ? <
wenn ich genau darauf achte mehr als drei, im "Normal"leben zwei, der "ich will Teil", meiner Entscheidungen und den "ich fühle Teil" auserhalb meiner (geistigen) Entscheidung

> Kannst du innerhalb der verschiedenen Grundströmungen unterschiede Wahrnehmen? <
Ja, die können sich auch "Gegenüberstehen"

> Wie schnell kannst du zwischen den Grundströmungen wechseln? <
Gar nicht, die sind da, auch gleichzeitig, aber ich kann "nicht wahrnehmen"

> Waren die unterscheidungen schon vor deinem beinahe Ertrinken ? oder erst danach? <
Kann ich nicht sagen

Es war kein Verbot der Trauer, sondern ein begründeter Wunsch, einerseits um den Gegangenen los zu lassen, andererseits um nicht an dem Gegangenen anzuhaften.
Aber an meiner Trauer hafte ich eben noch an, wegen des Nichtzulassens, also werde ich die Trauer jetzt zulassen, bis sie erlöst ist.

Wortwahl, Wortton und Sprachmelodie sind durchaus immer wieder verwirrend. Und werden von mir zuweilen falsch interpretiert.

Ich hatte einmal eine Bekannte, die bei einem Spaziergang meinte, es sei ihr kalt. Ritterlich wie ich war gab ich ihr meine Jacke.
Jahre später meinte Sie, sie hätte gewollt, dass ich sie in den Arm genommen hätte.
Aber ich glaube das ist Anderen auch schon geschehen.
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2304.1900
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Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Gregor ,

schwierig ,ja.

aber Notwendig um dich besser einschätz/Verstehen zu können.Ich bin wie du dir sicherlich Denken kannst ,nicht unerfahren in der Wahrnehmung Dualer und mehrfach be/ge grenze-ten zuständen.Um Vorsichtig andere negativ verstandene Begrifflichkeiten zu vermeiden.

Aber wie heisst es so schön.
je tiefer du in die geistige Welt eindringst , desto schwieriger wird die äussere.

was natürlich auf gegenseitigkeit beruht.

Wenn ich das also richtig Verstehe ,hängen deine Eltern in einer Buddistischen Glaubensvorstellung ?

Das mit dem Anhaften ,ist ja Gut und Schön.Aber Ehrlich beschränken es die meisten auf den Selbstzweck der Wiedergeburt und dem nach folgenden Leben ,womit das ganze wieder in den gegenteil verkehrt wird.Da der Selbstzweck ,ebenfalls eine anhaftung darstellt...

Das was ich aber noch weniger Verstehe sind diese Sinnlosen Nachahmungen ,um erlösung aus den Kreislauf der wiedergeburten zu erlangen.
Aber so sind die Menschen und damit sicherlich auch ich! hihi

doch; das mit deiner Bekannten geht vielen vor allem unerfahrenen Männern so.

Wobei diese art der Feinfühlikeit bei mir ,erst durch meine Tabs etwas geweckt wurden.Alleine die Vermutung ,das eine Bekannte ,etwas anderes gemeint haben könnte ,als das was sie in der Realität ausgedrückt hatte.Führte zum Gr(r)-übel-übel mit depressions schub und auch einfrieren.


Vieleicht ist der Teil ,der sagt du währst es nicht wert dich wohl zu fühlen.
Der Idealist?
der Idealist hat die Aufgabe ,mich auf Widersprüche und ungereihmtheiten Aufmerksam zu machen.Wobei er sich wenn es nichts anderes gibt , auf kleinikeiten stürzt.
kann es sein das du einem Ideal anhängst, das du (noch)nicht erreichen kannst ,und dein "innerer Idealist" dich auf diesen Widerspruch aufmerksam macht?

viele Grüße
Stefan

PS.
Es gibt so viele die in ihrer suche nach erlösung an den Höchsten Glaubenssätzen festhalten ,aber noch nicht "ihre Seele" berührt haben um festzustellen wer Sie sind und was Sie im tiefsten inneren Antreibt.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von ghm »

Hallo Stefan,

meine Eltern waren auf einem Buddhistischen Weg im Leben.

Und, ja, ich bin ein idealist, mit mir wichtigen Grundsätzen.

Meine Seele habe ich sicher noch nicht berührt. Ich denke, wenn ich diese Erfahrung hätte, wäre ich hier fehl am Platz.

Aber dieses Spannungsfeld zwischen Anspruch/ Grundsätzen und Erkenntnis des eigenen Selbst gehört, denke ich zu den schwierigsten Teilen des "Ganz / Vollständig" werdens.

Das Recht glücklich zu sein habe ich, aber dazu muss ich noch voll-ständig werden.
(Stehen im eigenen Selbst)
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JM300
Beiträge: 21
Registriert: 12. Dez 2010, 14:41

Re: Wege der (Er)Lösung

Beitrag von JM300 »

Hallo Gregor,
ich denke es ist wichtig, Rituale zu finden, die es meinem erleichtern, die eigene Trauer auszudrücken. Nach dem Tod meines Vaters gab es auch noch einiges, was ich ihm hätte sagen wollen. Die Beziehung war sehr schwierig... Ich habe Briefe geschrieben und all meine Trauer, Wut, Verzweifelung... notiert(Mit der direkten Anschrift an meinen Vater). Hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an! Die Briefe habe ich dann nach und nach "feierlich" in einen See, Fluß geworfen. So konnte ich mir einiges von der Seele "schreiben" und mir über einiges klar werden.

Viele Grüße
Apfelgrün
Antworten