Psychopharmaka und Schwangerschaft?

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Keken
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Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Keken »

Liebe Leute,

ich nehme seit fünf Monaten Cipralex und fahre damit saugut!

Mein Mann und ich planen die Gründung einer Familie. Hat jemand von euch Erfahrungen mit Cipralex und Schwangerschaft? Ist jemand aufgrund der Verträglichkeit vor der Schwangerschaft auf ein anderes Medikament umgestiegen?

Natürlich kontaktiere ich diesbezüglich auch noch meinen Psychiater - über Erfahrungsberichte freue ich mich dennoch!

Danke schon einmal,
Keken
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Keken
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Keken »

habe den beipackzettel natürlich gelesen... gibt es jemanden, der von cipralex wegen der schwangerschaft auf empfehlung des behandelnden arztes auf ein anderes medi umgestiegen ist?

danke und lieben gruß

keken
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Flodul
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Registriert: 21. Dez 2010, 07:38

Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Flodul »

Hier die Informationen aus dem Schweizer Arzneimittel-Kompendium:
Schwangerschaft
Es liegen keine kontrollierten klinischen Daten zur Verabreichung von Cipralex an schwangere Frauen vor.
Reproduktionsstudien an Ratten zeigten embryo-fetotoxische Wirkungen, doch konnte keine erhöhte Inzidenz für Missbildungen festgestellt werden.
Cipralex sollte während der Schwangerschaft nur verabreicht werden, wenn es zwingend erforderlich ist.
Nach Einnahme von Cipralex bzw. anderen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) am Ende der Schwangerschaft traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, Hypoglykämie, Tremor, abnormaler Muskeltonus, Hyperreflexie, Emesis, abnormale Irritabilität und anhaltendes Weinen.
In einer Epidemiologiestudie wurde die Anwendung von SSRIs nach den ersten 20 Wochen der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für eine persistente pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) in Zusammenhang gebracht. Dabei belief sich der Meldung zufolge das absolute Risiko bei den Frauen, welche SSRIs in der Spätphase der Schwangerschaft einnahmen, auf ungefähr 6 bis 12 Fälle pro 1000 Frauen im Vergleich zu 1 bis 2 Fällen pro 1000 Frauen in der allgemeinen Bevölkerung. Zurzeit liegen keine erhärteten Daten bezüglich des Risikos für PPHN nach Einnahme von SSRIs in der Schwangerschaft vor; dies ist die erste Studie, welche das potentielle Risiko untersucht hat. Die Studie umfasste jedoch nicht genügend Fälle von Einnahme einzelner SSRIs um festzustellen, ob alle SSRIs das gleiche Risiko für PPHN darstellen
Stillzeit
Kontrollierte Studien an stillenden Frauen liegen nicht vor. Es wird angenommen, dass Cipralex in die Muttermilch übertritt.
Falls eine Behandlung mit Cipralex notwendig ist, soll abgestillt werden.
ghana
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von ghana »

Hallo Keken,

da auch ich in näherer Zukunft eine Familie gründen möchte und ein SSRI nehme, habe ich mich gründlich mit dem Thema beschäftigt.

U. a. habe ich mir das Buch "Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit" von Anke Rohde und Christof Schaefer(2009)besorgt.

Es gibt noch wenig Erfahrungen und Studien zum Einsatz von Escitalopram in der Schwangerschaft, da es ja ein recht neues Medikament ist.

Im o.g. Buch wird angenommen, dass Escitalopram aufgrund der chemischen Ähnlichkeit auch eine ähnliche Verträglichkeit wie Citalopram habe.

Laut Buch haben "in weit über 10000 verschiedene Studien oder Fallserien ausgewertete Schwangerschaftsverläufe zu SSRI [...) überwiegend keine eindeutigen Hinweise auf eine erhöhte Fehlbildungsrate erbracht. Citalopram hat den höchsten transplazentaren Übergang unter den SSRI. Keine Hinweise auf teratogene Effekte beim Menschen bei mehreren hundert ausgewerteten Schwangerschaften. Tierexperimentell keine Teratogenität."

Über die Auswirkungen um die Geburt rum heißt es sowohl über Citalopram als auch Escitalopram:
"Bei Behandlung bis zur Geburt zentralvenöse, gostrointestinale und respiratorische Anpassungsstörungen beim Neugeborenen möglich."

Laut neueren Studien kann bei SSRI generell der persistierende pulmonale Hochdruck eine Folge sein, jedoch eine sehr seltene.

Escitalopram geht zu einem geringen Teil in die Muttermilch über. Laut einer Studie von Rampono et al. (2006) gab es jedoch keine Auffälligkeiten bei gestillten Kindern.

Die Autoren empfehlen in Bezug auf Escitalopram: "Wegen formal unzureichender Datenlage beim Menschen besser erprobte SSRI* in Schwangerschaft und Stillzeit bevorzugen. Jedoch kein Therapiewechsel bei stabil eingestellter Patientin. Stillen bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes akzeptabel."

*"Sertralin und Citalopram sind Mittel der ersten Wahl."

Ich wurde vor einem Jahr wegen meines Kinderwunsches von Paroxetin (Verdacht auf erhöhte Rate von Herzfehlbildungen) auf Sertralin umgestellt. Die Umstellung lief bei mir problemlos.

Kennst du die Seite www.embryotox.de? Dort kannst du dich auch informieren.

LG, ghana
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aseia
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von aseia »

Keken
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Keken »

hey ihr lieben,

vielen lieben dank!

das buch besorge ich mir mal.

von der umstellung auf sertralin habe ich auch gehört und ziehe das auch in betracht. der termin beim psych ist noch länger hin. wie lief die umstellung von dem einen medi auf sertralin konkret?

schon mal vielen dank für die infos vorab!

liebe grüße von keken
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ghana
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von ghana »

Hallo Keken,

bei mir lief die Umstellung so:

Das Paroxetin wurde von 40 mg erst auf 20 mg reduziert (in einem Schritt)und nach drei Tagen mit 20 mg ganz abgesetzt.
Absetzerscheinungen: keine, außer heftiges nächtliches Schwitzen (Schlafanzüge waren komplett nass).

Nach zwei Tagen Pause Beginn der Sertralin-Einnahme: Zuerst 25 mg, nach drei Tagen 50 mg. Mit Beginn der Sertralin-Einnahme ging das Schwitzen deutlich zurück.

Meine Stimmung und mein allgemeines Befinden blieben während der Umstellung gut.

Es kommt aber sicher darauf an, von welchem Medikament auf Sertralin umgestellt wird. Bei Escitalopram könnte es auch anders sein.

LG, ghana
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Keken
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Keken »

Cool, Ghana, vielen Dank!

Hat jemand Erfahrung mit der Umstellung von Cipralex auf Sertralin? Wie lief das konkret.

Thanks for sharing!

Liebe Grüße
Keken
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Keken
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Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von Keken »

danke für eure antworten.

der doc hat mich super aufgeklärt.

liebe grüße
keken
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ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Psychopharmaka und Schwangerschaft?

Beitrag von ghana »

Hallo Keken,
und wie werdet ihr es jetzt handhaben (wenn ich fragen darf ?)?

LG, ghana
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