schlechter Morgen, dieser Morgen.....

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Susanne_Scherrer

schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Hallo, Sanne hier..


Heute morgen ist einer der Morgen, die ich gerne "über-leben" würde.

Ich bin genervt, miessmutig und nix passt mir in den Kram.
Die ganze Wohnung möchte ich gern noch einmal vor Wiehnachten sabuer machen(sie ist ja nicht gross), ein paar Sachen sortieren, den Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken, die Geschenke meiner Kleinen einpacken, EFT machen(täglich),...Karten schreiben...usw..usf

Fühle mich mal wieder total blockiert.
Wofür das alles?...frage ich mich.
Ich gehe kaum aus dem Haus...keine Lust, keinen Antrieb. Mein Partner ist da leider auch nicht viel besser, also keine echte Hilfe.
Muss ich akzeptieren..ist meins, nicht seins.

Es ist so schön draussen, die Sonne scheint, der Schnee hat die Welt "sauber" gemacht, es ist ruhig und windstill, aber kalt....ich mag nicht spazieren gehen oder so.
Ich habe dann Schmerzen in den Gelenken und versinke beim Gehen in tiefe, traurige Gedanken...meine Sehnsucht flammt auf...das muss ich jetzt nicht extra noch schüren.

Wieder sitze ich im Schlabber-Look am PC.....hier kann ich jedenfalls etwas sinnvolles tun....habe nicht mal gefrühstückt...
.....kann mich aus meinem Gedankenkarussell ziehen und mich einigermassen ablenken............
...ich schminke mich nicht mehr...meine Frisur ist ne "after-sleepy-strubbel"- frisur...ich seh aus, wie ne Wahnsinnige.
Meine Augenränder sind dunkel und tief...ein krank aussehender Kontrast zu meiner blassen Gesichtsfarbe.

Wohin wird mein Weg mich führen?
Was ist mein Ziel?...kann, darf und will ich es auch erreichen?

Kleine Schritte.....ich habe die Wäsche abgenommen, die seit Tagen auf dem Ständer vor sich hinstaubt...trocken war sie schon 2 Stunden nach dem Aufhängen.
Meine Motivation, egal woher, hält nur für ein/zwei Tage, manchmal nur für Stunden.
Ständige Überwindung zum Aufraffen für alles, ist Pflichtaktivität, um nicht wieder auf dem Sofa zu landen und mir die Decke für weitere Wochen über den Kopf zu ziehen.

Das Schreiben tut mir gut....es fliesst aus mir heraus...und macht sich hier breit.

Ständig fange ich an zu glauben: nun wird es besser, nun habe ich "den Bogen raus", nun hab ich Schwung und bin motiviert...um es nach ein paar Tagen in aufkommender Sinnlosigkeit und Trauer hilf und machtlos wieder zu verlieren.
Immer wieder....und noch einmal....."und ständig grüsst das Mumeltier".

Gestern haben wir schnell schnell schnell Patty´s Geschenke besorgt.
Die Stadt war proppevoll, wie man sich denken kann. Viele Menschen, die für ihre Lieben, für die Familie das Weihnachtsfest vorbereiten, gestalten und Geschenke besorgen, über den Weihnachtsmarkt hetzten um noch dieses oder jenes zu besorgen, lachend etwas leckeres essen.
Ich "pick" mir natürlich die "besser Betuchten" oder fröhlichen Gesichter heraus, um mir zu beweisen, was für eine "arme Wurst" ich doch bin.
Apropo Wurst...die gab es auf dem Heimweg....bei mir mit schlechtem Gewissen...für "soetwas" Geld auszugeben...unser Kühlschrank ist schliesslich nicht leer.

Mich auf Menschen zu besinnen und zu erinnern, die es wesentlich schlechter haben als ich, hilft diesesmal nicht wirklich.
Irgendwo habe ich es satt, mich dauernd zu vergleichen und die Dankbare zu sein...ich bin es nicht...nicht Heute...nicht Jetzt.
Ich will mein Kind zurück...mein Leben...mein ICH....mein "ich fühle mich gut".

Ich liebe die Weihnachtszeit...das war schon immer so....letztes Jahr war ich in der Klinik...dieses Jahr fast ohne Kind...jedenfalls die meiste Zeit, dieser Zeit. Kein Backen mit ihr, kein Basteln, keine Vorweihnachtlichen Veranstltungen oder Vorführungen, keine Geschichten vorlesen....kein Wunschzettel von ihr....Ich habe sie mir aus einem Teil meines Herzens reissen müssen...der Teil, der sie gerne für lange begleitet hätte...jeden Tag.

Mein Heute, dieses reale hier und jetzt anzunehmen fällt mir enorm schwer gerade. Auch ich will nicht mehr stark sein müssen.....das gehört aber zu meinem Schutz und "Aufbauprogramm"; ich kann sonst für nichts garantieren......das ist die Tücke dieser Krankheit...

Ich bin in Gedanken......überall und nirgends..... es ging mir schon mal schlechter...ein kleiner Trost.

Habt ihr ein paar aufbauende Gedanken für mich?...bitte

LG
Sanne
Tournesol1342
Beiträge: 50
Registriert: 13. Jul 2010, 20:05

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Tournesol1342 »

Huhuuuii, liebe Sanne!

Was du schreibst, kommt mir nur allzu bekannt vor... So geht es mir oft am Morgen... Dass ich nichts, aber auch gar nichts mache oder gar hinbekomme.

Mach' Dir keinen Druck deshalb - das macht alles nur noch schlimmer.
Schau doch, welches der vielen Dinge, die Du in Deinem Posting aufzählst, Du Dir zutraust. Worauf hast Du vielleicht auch nur ein bisschen Lust?

Oft habe ich z.B. auch gar keinen Bock, mich zu duschen, mich ordentlich anzuziehen und so. Dann locke ich mich mit einem neuen, toll duftenden Duschgel oder nehme ein Bad mit Badesalz - das ist schon was besonderes!
Letztens habe ich mir eine BodyLotion gekauft, die ich sehr mag - und nach dem Duschen wird dann gecremt... Also alles so kleine Tricks, mir den eigentlich "normalen" Alltag etwas erträglich zu machen.
Wenn ich mich hingegen aufrege, wie doof es denn ist, nichtmal seine basic-Körperpflege zu bewältigen, macht das alles nur noch schlimmer...

Von den vielen Dingen, die es vor Weihnachten zu tun gibt, habe ich etliche schon aussortiert. Karten werden nicht geschrieben, die Fenster können auch nach den Feiertagen noch geputzt werden, es gibt nur eine "kleine Version" vom Weihnachtsbaum. Mit all diesen Kompromissen bin ich auch zufrieden - ich mache mir da keinen Kopf, was nicht alles besser, schöner, anständiger wäre.

Das Vergleichen mit anderen Menschen, mit vergangenen Jahren tut mir auch nicht gut: Meine Freundin hat aber so toll weihnachtlich dekoriert! Die Geschenke waren letztes Jahr aber viel aufwändiger und schöner eingepackt! Früher habe ich immer jede Menge Weihnachtspostkarten verschickt!

Ja, das ist so! Aber bei mir ist es in diesem Jahr, anders. So, wie ich es kann und will. So wie es mir gut tut.
Und nicht so, wie andere es erwarten.

Liebe Sanne, sei ganz lieb gegrüßt und sei gewiss: Es wird bald wieder besser. Es bleibt nicht so trübe, wie es Dir gerade erscheint. Kopf hoch!

LG, Tournesol.


_______________________________________________

Die Dinge sind nie so, wie sie sind.

Sie sind, wie man sie macht.

(J. Anouilh)
Bellasus
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Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Bellasus »

Hallo Sanne, sieh mal in den Wintertreff-Thread - Paul hat uns angeboten, uns in Ahlen abzuholen - kannst du dich darüber freuen? Ansonsten habe ich genau diese Litanei heute morgen meiner Thera erzählt - und: es darf sein, du darfst "nichts schaffen", du musst nichts schaffen, Weihnachten ist eh viel Rödelei, da macht so manch einer schlapp. Hinnehmen, annehmen, und aufmerksam sein für die kleinen schönen Dinge.

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Reve
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Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Reve »

Hallo Sanne,

nur ein paar Gedanken von mir, du hast einen schönen Text geschrieben, ich finde eh, dass du schön schreibst…

Nebenbei, wenn das Schreiben gut tut, dann mach doch an deinem Buch weiter. (Du wolltest doch, oder?)
Gut, auch das wird mit gewissen seelischen Qualen verbunden sein, weil man dann alles wieder aufrührt und nacherlebt, aber auch dabei verarbeitet und es gibt eine Struktur. Vielleicht auch ein Vorhaben, ein Projekt, für das es sich lohnt zu leben. Neben vielen anderen Dingen natürlich,...

Erst mal das, dieser Zweifel, die bange Frage:

>Wohin wird mein Weg mich führen?
>Was ist mein Ziel?...kann, darf und will ich es auch erreichen?

Denk immer an das Zitat: >„Der Weg ist das Ziel“.<

Und somit hast du doch bestimmte Ziele längst erreicht, suchst dir täglich neue Routen, Abkürzungen, Umwege, ganz automatisch, ohne lange zu grübeln, das nimmt doch wieder eine Menge Druck.

Wegen deiner Tochter, könntest du nicht noch was für sie handwerklich machen, also beispielsweise Stulpen stricken oder eben was anderes einfaches, oder was für sie backen und ihr dann nach Weihnachten oder zu Silvester schicken? So als Art Glücksbringer,...
Oder du schreibst für sie was, ein Gedicht, eine schöne Kurzgeschichte,….irgendwas in der Art. Ich mach das auch und dann hat man seine Kinder immer näher bei sich,…

LG, Carin
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Ihr ((( Lieben )))

((( Tournesol ))) ((( Bellasus ))) ((( Carin )))

ich danke für Eure Worte, euern Trost.
Grossartig jammern hilft nicht viel...er befreit ein wenig. Ich kann mir dank Euch einiges in Erinnerung rufen, was ich doch längst wissen müsste.
Dieses "Programm" scheint zu versagen oder abzustürzen, wenn ich solch einer Phase bin.

Ich kann dann leider keinerlei Aktivität auf die Reihe bekommen...jedenfalls nicht heute. Es reicht um zu schreiben...auch schon was.

Ja, liebe Annette...ich habs vom Paul gelesen...das ist so nett von ihm und es freut mich auch.

Ihr Drei...nochmals vielen Dank für eure Unterstützung....morgen ist wieder ein Tag...es bleibt nicht so wie heute...das ist sicher.

habt einen wundervollen Resttag
LG
Sanne
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von kiwilana »

Liebe Sanne,

es ist unglaublich, wie tief mich deine Worte heute erreichen - in deiner Antwort auf meinen Beitrag und hier in deinem Beitrag. Jede Depression soll ja anders sein, aber vieles das du schreibst, ähnelt meiner Art an Gedanken und Gefühlen. Manchmal gibt das ja ein bißchen Trost, manchmal hilft es auch nicht. Aber ich hoffe, dass ich durch diese Ähnlichkeit an Gefühlen und dem Umgang mit der Krankheit, die richtigen Worte finde.

Zuerst einmal musste ich schmunzeln an einer Stelle deines Beitrages - mit einem lachenden und einem mitfühlenden Auge - als ich von dir las, dass du gerade im Schlabberlook am PC sitzt. Warum wohl? Weil ich gerade genauso hier sitze. Auch mit Strubbelhaaren, sogar mit fettigen:) Und vielen anderen geht es sicherlich genauso in diesem Moment. Ich schäme mich oft deswegen, vor meinem Freund, vor mir selbst. Aber es ist manchmal so. Deshalb als erstes: Du bist nicht allein, liebe Sanne! Und: Manchmal darf das auch so sein, für den Moment.

Das gute daran: Wir können nicht alle Probleme auf einmal lösen und wie gesagt, "darf es auch mal Schlabber sein". Aber wenn man merkt, dass dieses Gefühl á la "Guten Tag, ich bin Frau Schlabber" einen auf Dauer runterzieht - man nicht darüber stehen kann - kann einem wenigsten schon eine kleine Dusche und frische Kleidung ein Wohlgefühl vermitteln, wie es Nicht-Depressive niemals schätzen könnten. Zumindest ist es bei mir oft so. Im einen Moment könnte ich mich fast selbst in den Mülleimer kippen und im nächsten Moment hat mir eine Dusche fast das Leben gerettet.

Wenn du gerne würdest (also noch nicht hast), es aber nicht schaffst, dich dazu aufzuraffen, obwohl dir das auch oft gut tut, würde ich gerne eine kleine Übung mit dir machen: Atme zunächst einmal ein... pfhhhhhhhh.... und wieder aus... pfhhhhhhhh.... gut, das reicht schon...

Nun stelle dir vor, wie du unter der Dusche stehst: schlecht gelaunt, missmutig, mit dem Gedanken, das bringt doch alles nichts...

Was geschieht dann? Irgendwann, auch wenn dein Kopf und deine Depression es nicht zulassen wollen, spürt dein Körper trotzdem, wie die Wärme des Wassers langsam in deine Glieder steigt... Wie sie weich und warm werden... Und vielleicht nimmt deine Haut sogar die Berührung des Wassers an, in einem Moment, in dem man sich selbst nicht viel zu geben vermag... Stell dir vor, wie du es zulässt, auch wenn du nicht daran glaubst, dass es dir gut tut... Und mache dir keinen Druck... Du musst dich nicht General-Überholen, wenn es dir schlecht geht und der Antrieb und die Energie fehlen... Steh einfach nur da, unter der Dusche und erlaube dir, das Wasser laufen zu lassen... Wenn du es dir nicht erlauben kannst, erlaube ich es dir... Sparen können wir morgen wieder... Jetzt bist du wichtig!

Allein das, einfach nur da zu stehen und das Wasser zu spüren, wäre schon ausreichend... Und wenn du dann magst, kannst du dir noch die Haare waschen, den Körper einseifen... Denke dabei nicht an vermeintliche Schönheitsideale, Spülung, Rasierer oder was immer du so haben magst... Es geht nicht um Aussehen, sondern nur darum, sich etwas Gutes zu tun, um sich besser zu fühlen...

Danach ziehe dir in Ruhe etwas Frisches und Bequemes an... Es hat meistens den gegenteiligen Effekt, sich in etwas hineinzuzwängen - auch wenn es objektiv passt - in dem man sich, in diesem jetzigen Moment, einfach nicht wohlfühlt... Die ayurvedische Lehre besagt übrigens, dass bereits schon frische Kleidung "satvisch" ist, d.h. sie ist rein und positiv und hat deshalb auf jeden Fall eine ausgleichende Wirkung... Da ich finde, dass das stimmt, sage oder denke ich seither oft: "Ich ziehe jetzt etwas Satvisches an!" Jawoll.

Ach ja, Haare fönen hätte ich fast vergessen: einfach irgendwie, wild drauflos und schön warm Ich möchte nämlich nicht, dass du eine Erkältung bekommst

Ich hoffe, du findest mich nicht total albern, irgendwie hatte ich einfach den Gedanken, an dieser Stelle anzusetzen, also auf der körperlichen Ebene. Denn wenn Seele und Geist sich schlecht fühlen, destruktiv sind und sich gegen alles Positive streuben, ist es oft sinnvoll und hilfreich, am Körper anzufangen. Misses Psyche und Madame Kopf können sich diesen positiven Effekten auf den Körper nämlich nicht ewig entziehen: so kann man sie ein wenig austricksen, ätsch. Aber das weißt du sicherlich schon. Manchmal hilft es mir nur, mein Wissen (wenn ich es vergessen habe und vor allem gerade NICHT FÜHLEN kann, nochmal vor Augen geführt zu bekommen). Ich hoffe, das hilft dir auch.

Liebe Sana, wie du merkst, bin ich eine kleine Vielschreiberin. Wer weiß, vielleicht passt das ja auch, aber wenn nicht, sag mir bitte bescheid, für die Zukunft.

Und wenn du dich später in der Lage dazu fühlst und dir das evtl. gut tun könnte, würde ich dich gerne noch kurz fragen, ob du hier schon etwas über dein Kind geschrieben hast, wo ich nachlesen könnte, in was für einer Situation du dich damit befindest und wie das kam. Ich würde dann versuchen, auf diesen wichtige Punkt in deinem Leben einzugehen.

Zum Abschluss noch eines, ein Zitat von dir:

"Ständig fange ich an zu glauben: nun wird es besser, nun habe ich "den Bogen raus", nun hab ich Schwung und bin motiviert...um es nach ein paar Tagen in aufkommender Sinnlosigkeit und Trauer hilf und machtlos wieder zu verlieren. Immer wieder....und noch einmal....."

Diesen Gedanken kenne ich nur zu gut. Und auch den weiterführenden Gedanken, diesen destruktiven, der einem sagen will, dass es deswegen eigentlich keinen Sinn macht, immer wieder von vorne anzufangen. Aber dieser Gedanke stimmt nicht. Das weiß ich immer dann, wenn ich nicht in diesem Gefühl drin stecke, sondern gerade eine gute Phase habe. Und ich vermute mal, dir geht es vielleicht ähnlich damit.

Während man in einem Loch drin steckt, der Antrieb einen verlässt und sich alles so sinnlos anfühlt, ist man blind, finde ich. Nicht nur blind für das, was man bisher schon alles gut hinbekommen hat. Sondern auch blind dafür, dass dieses immer wieder motiviert sein, handeln und etwas hinbekommen, auch einen längerfristigen Effekt hat. Man will es leugnen, sieht nur das Negative, wenn man in diesem Loch drin ist. Aber bitte vergiss eines nicht:

Das ist die Depression, das bist nicht du! Gesunde Menschen sehen die Misserfolge, Verluste und Verletzungen genauso wie wir. Aber: Sie sehen daneben auch noch die guten Dinge in ihrem Leben. Die Depression macht es, dass wir diese nicht sehen, nicht sehen wollen oder sogar darunter leiden, wenn wir an sie denken, weil sie gerade nicht da sind.

Liebe Sanne, ich hoffe du kannst die Depression, die gerade
da ist, für den Moment akzeptieren, sie ist schließlich da... Aber ich hoffe, du kannst das Seil loslassen, an dem die Depression versucht dich immer weiter runterzuziehen. Lass es los und gehe einen winzigen Schritt alleine, selbstbestimmt, ob in die Dusche oder was immer dir gerade gut tun könnte. Und dann hoffe ich, wieder von dir zu hören.

Bis dahin alles Gute und Liebe, deine Kiwi
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe (((kiwi)))

frisch geduscht, aber noch mit nassen Haaren, sitze ich hier und antworte mal eben.

Danke für Deinen Anstoss, danke für Deine Worte und Unterstützung. es tut immer wieder gut, sich nicht alleine zu fühlen und von "echten Profis" umgeben zu sein.

Ich finde meine Geschichte gerade nicht mehr hier...vielleicht ist sie ja auch gelöscht worden...sie war ja ellenlang. Keine Ahnung.

Ich musste meine Kleine zu ihrem Vater geben, weil ich so tief in meiner Depri steckte, nach Wegzug aus der Schweiz, Scheidung und Geschäftsaufgabe und somit Existenzverlust, dass ich auch nach monatelangem Klinikaufenthalt, nicht mehr auf die Beine kam. Ich konnte ihr das (sie ist erst ) Jahre alt ) nicht länger zumuten. Ihr Vater ist sehr verantwortungsbewusst, wohlhabend mit riesen Familie im Hintergrund.

Alle lieben sie und sie ist dort bestens aufgehoben.
Meine Trauer, ihr nicht gerecht werden zu können und mir auch nicht, nicht so leben zu können, dass zumindest eine Familie da ist, die hinter mir steht...auch wenn ich krank bin...nicht bei IHR sein zu können, blubbert öfter mal wieder an die Oberfläche...ist wohl ganz normal...erst recht jetzt in der Weihnachtszeit.

Du hast mir ayrjuveda zu tun?
das hört sich interessant an.
Hast Du mir ein paar Infos dazu...also nen Link oder so?

In Indien habe ich leider nicht allzuviel darüber "studiert", wohl aber genossen...
( lebte jahrelang im Süden Indiens , stand auch in meiner Geschichte.)

so...jetzt geh ich Haare föhnen...

danke nochmal...
LG
Sanne
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von elas »

@sanne

Es is nix gelöscht worden...

Deine Geschichte findet sich in dem am 9.12. von Dir eröffneten Thread ...ohne sie...

Grüße
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

nu geht ein dicker Knutscher an elas....

danke...
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Nachtrag für kiwi

da Du ja vielschreiberin bist, ich übrigens auch...blinzel, zwinker...hoffe ich nun, dass Du auch VIEL-Leserin bist ?

hier die Geschichte von mir und meiner Tochter...

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1292174325

LG
Sanne
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von himmelskörper »

Hallo sanne,

Warum machst du dir Vorwürfe wenn du es nicht schaffst, zu denken anderen geht es schlechter.
Auch du hast das Recht zu sagen, mir geht es schlecht. Klar geht es manchen schlechter, aber vielen auch viel besser.

Du hast viel durchgemacht, aber es wird wieder besser, ganz sicher.

ich wünsche dir ganz viel Mut und Kraft deinen Weg zu gehen.

alles liebe sedna


kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von kiwilana »

Guten Morgen liebe Sanne,

Ja, ich bin auch eine Viel-Leserin Ich habe deine Geschichte gestern auch schon gefunden, hatte nur leider keine Zeit mehr, sie in Ruhe zu lesen, was mir dabei aber wichtig wäre. Gleich muss ich erst noch ein paar Dinge erledigen, sonst endet alles im Desaster (ich habe nur noch drei ADs und noch kein einziges Weihnachtsgeschenk). Wenn ich das alles geschafft habe, hoffe ich auf einen ruhigen Nachmittag, in dem ich mich bewusst auch deiner Geschichte widmen wollte.

Aber da es erst halb sechs ist, schonmal ein paar andere Gedanken... Du hast geschrieben:

"Nachtrag für kiwi
da Du ja vielschreiberin bist, ich übrigens auch...blinzel, zwinker...hoffe ich nun, dass Du auch VIEL-Leserin bist ?
hier die Geschichte von mir und meiner Tochter...
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1292174325
LG
Sanne"


Liebe Sanne,
weißt du wie dankbar ich für deinen Nachtrag bin? Ich bin nämlich so bescheuert (bzw. habe Depressionen, die mich verunsichern und ich lasse es auch noch zu ... und habe seit gestern mehrmals darüber nachgedacht, wie ewig lange meine Antwort war. Wollte dir heute deswegen schon "Sorry" schreiben. Deshalb danke für deinen Nachtrag. Da ich aber in jedem Forum, in dem ich bisher war (naja, es sind insgesamt nur drei, aber trotzdem), immer wieder unsicher wegen meiner langen Antworten war, weiß ich, dass ich auch ohne "Nachträge" von anderen einfach für mich selbst entscheiden muss (nein, darf), ob ich selbst so schreiben will - und wenn ja, dazu stehe. Oder ob es mich selbst stört und ich etwas daran ändern will. Mein Fazit: Manchmal strengt es mich selbst an, allerdings am meisten dann, wenn ich mir Kopf darüber mache, ob es zuviel ist :o) Also versuche ich es zu akzeptieren. Und manchmal, wenn es auch kürzer geht (denn nicht alle sind Vielschreiber und Vielleser, für die mir das immer sehr leid tut), kann ich mich freuen. Aber Vorwürfe machen hat keinen Sinn.

Auch dir möchte ich heute morgen mit auf den Weg in den Tag geben:

Vorwürfe blockieren uns - das weißt du bestimmt. Und so wie ich dich hier bisher "kennen gelernt" habe, vermute ich, dass du dir für andere wünschst, dass sie sich selbst keine Vorwürfe machen, sondern sich von ihnen befreien, um wieder handlungsfähig zu werden. Das wünsche ich auch dir!

Was mich nämlich schon immer gewundert hat, an diesem Phänomen Depression, ist, dass viele Depressive (zumindest wie ich es in einer Klinik und in Foren erlebte), oftmals liebe Worte für andere aufbringen können, ihnen Mut zuzusprechen und Mitgefühl, Empathie und Trost entgegen zu bringen vermögen, selbst dann, wenn es ihnen selbst schlecht geht.

Ist das nicht fast ein Wunder? Zumindest wundert es mich. Ich meine, da denkt man, man hätte keinen Antrieb, keine Energie und sei nur noch schlecht drauf. Und dann schafft man es, anderen Mut zuzusprechen, sie zu trösten und findet liebe und verständnisvolle Worte. Aber haben wir nicht alle diesen Umgang miteinander verdient? Wäre es nicht schön, wenn wir dieses Verständnis, dieses Mut zusprechen und diese lieben Worte und Gedanken auch für uns selbst fänden?

Ich wünsche dir, liebe Sanne, und allen anderen hier von Herzen, dass uns dies wieder mehr und mehr gelingen mag. Kiwi

PS: Leider kenne ich keinen Link zu einer interessanten Ayurveda-Seite. Ich habe mal ein Buch gelesen, das ich mir von einer Freundin geliehen hatte, den Titel müsste ich dort nochmal nachfragen, wenn du magst? Ich gebe aber gleich mal zu, dass diese Freundin eine Yoga-Ausbildung macht und sich auch intensiv mit Ayurveda beschäftigt, was mich damals gleich mal wieder dazu brachte á la "Etwas Neues, vielleicht hilft DAS mir!" zu handeln. Es war sehr interessant für mich und half mir auch eine zeitlang (beschäftigte mich?), aber auf Dauer schaffte ich es gar nicht, all die ayurvedischen Dinge und Regeln umzusetzen.
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

>Ist das nicht fast ein Wunder? Zumindest wundert es mich. Ich meine, da denkt man, man hätte keinen Antrieb, keine Energie und sei nur noch schlecht drauf. Und dann schafft man es, anderen Mut zuzusprechen, sie zu trösten und findet liebe und verständnisvolle Worte. Aber haben wir nicht alle diesen Umgang miteinander verdient? Wäre es nicht schön, wenn wir dieses Verständnis, dieses Mut zusprechen und diese lieben Worte und Gedanken auch für uns selbst fänden?

Guten Morgen, liebe Kiwi

Ja...es grenzt an ein Wunder...smile...
Dennoch hat mir diese Art und Weise mit meinen Depressionen umzugehen sehr geholfen, auch wenn ich NOCH keine guten Worte, Gedanken und Wünsche für mich selber hatte.
Wenn ich anderen Hoffnung mache, Mut zuspreche und weiss, dass ich damit ein klein wenig helfen kann, dann fühle ich mich mehr....besser.....denn so zu verfahren ist so, als handele ich so "als ob" ich mir dieselben Sachen auch sage....wenn Du verstehst, wie das meine?

Auch das ist ein Prozess, der dauert...aber beginnen tut ja alles letzendlich mit dem ERSTEN Schritt.

Deswegen schreibe ich ein Buch....mein Buch.
Die Struktur steht und die Einleitung ist fertig.
Das ganze nächste Jahr will ich mir Zeit lassen dafür...wenn länger braucht, dann eben länger...

Ich würde Dir gerne einen Link zukommen lassen, aber ich befürchte, das wäre Werbung. Es geht um eine Website eines an Burnout erkrankten und genesenen Autor.

Wenn Du magst, kannst mich aj anmailen...mein Profil ist offen.

So...und nun einfach keinen Weihnachtsstress aufkommen lassen ...gelle ?

Meine Kleine kommt morgen abend.
Meine Wohnung ist noch nicht geputzt...uups
Der Tannenbaum wird heute aufgestellt, gerade festgestellt, dass ich keine Lichterkette mehr habe...uups
Muss noch zwei Geschenke verpacken und Karten versenden...uups
Einkaufen und jaaa nix vergessen ist auch noch ein kleines ups wert...grins.

Lass Dir Zeit mit dem Lesen...andere Sachen sind jetzt wichtiger...nämlich dass es DIR gut geht....so oft es möglich ist!!!

würde mich freuen von Dir zu lesen.




LG
Sanne
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Sanne,

ich möchte Dir einfach nur frohe Weihnachten mit Deiner kleinen Tochter wünschen.
Du bist eine bemerkenswerte Frau, wie Du immer wieder aufstehst und Dich trotz allem motivieren kannst.

Alles Liebe,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Danke ((( Chiron )))

...das bist DU auch...ein bemerkenswerter Mensch!!

Sie kommt morgen Abend und wir freuen uns tiiieeerisch aufeinander...toll ist das !

Dir auch ein besinnliches,ruhiges, liebevolles Weihnachtsfest.

LG
Sanne
Secret
Beiträge: 1401
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Secret »

Hallo Sanne,

gestern habe ich erst Deinen Thread gelesen, weil ich an diesn Tag auch schlechter drauf war fühle ich da mit Dir. Vorgestern war der Himmel blau, ich hatte einen Spaziergang gemacht. Kann es auch daran liegen, ob draussen alles grau in grau oder blau ist?
Ich habe mir dann Deine Lebensgeschichte durchgelesen und erst mal sacken lassen, ich habe die ganze Zeit an diesen Thread und Dich gedacht - Du hattest eine schwere Biografie und Dich trotzdem nicht unterkriegen lassen! Andere Menschen wären daran zerbrochen. Also ich habe auch gelesen, dass Du vorhast ein Buch zu schreiben. Ich finde, an Dir ist eine Schriftstellerin verloren gegangen, ich kann meine Gefühle nicht so gut schriflich formulieren und habe auch nicht den Mut so viel von mir und meiner Geschichte preiszugeben.
Also Du bist schon ein besonderer Mensch, ich wünsche Dir noch viel Kraft und ein schönes Weihnachtsfest mit Deiner Tochter.

Liebe Grüße

M.
LG

Secret
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe(r) Secret

....ui, danke sehr...

...DAS bist DU auch.

...ich träume schon seit Jahren von diesem Buch...seltsam...
Erst ein anderer Autor, der selber betroffen WAR, hat mich dazu motiviert...heute habe ich ein wenig Kontakt zu ihm, worauf ich auch stolz bin. Er hat mir doch tatsächlich persönlich auf meine Mail an ihn geantwortet...wow!!

...so vieles ist möglich, wenn ich mich traue, mir VERtraue...ein wenig auf meine Recourcen achte und mutig bin auf sie zurückzugreifen...

Auch Dir ein wundervolles Weihnachtsfest, Secret....vor allen Dicngen Gesundheit und Liebe.

LG
Sanne
Secret
Beiträge: 1401
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Secret »

Freut mich von Dir etwas zu lesen ... Und unsere Träume halten uns auch aufrecht, geben uns Kraft.

Liebe Grüße

M.
LG

Secret
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Sanne,

soll ich hier antworten...
soll ich da antworten...
ach, ist doch egal: ich antworte einfach HIER
und antworte einfach DIR

Ich habe deine Lebensgeschichte in dem anderen Thema gelesen, übrigens ganz. Und eines - beziehungsweise so ziemlich das einzige, zu dem ich mir zutraue etwas Konkretes zu sagen, weil ich ja kein Profi bin - ist mir besonders ins Auge gefallen:

Du hast Klinikerfahrung und einen Psychiater, wenn ich das richtig verstanden habe. Dabei fiel mir auf, dass in der Klinik (oder waren es zwei), kaum Gespräche stattfanden, wie du erzählt hast. Und der Psychiater nahm sich auch nur wenig Zeit für dich. Dazu:

Soweit ich es bei anderen mitbekommen habe, sind Psychiater doch eher diejenigen, die z.B. eine Diagnose erstellen, ggf. Medikamente verschreiben, ebenso ggf. eine Überweisung für eine Gesprächstherapie ausstellen und die im weiteren Verlauf die Medikation betreuen. Oder? Dementsprechend verstehe ich unter dem Begriff "Psychiater" eher so die medizinische Betreuung. Und wie oben gesagt, stellen sie ggf. Überweisungen für eine Gesprächstherapie aus (macht ggf. auch der Hausarzt oder Neurologe), die dann bei einem psychologischen Psychotherapeuten statt findet. Und der hat dann ganze 50 Minuten Zeit für Gespräche und ist für diesen Part der Behandlung zuständig (kann aber i.d.R. keine Medikamente verschreiben, außer er ist gleichzeitig noch Arzt und befugt dazu).

Vielleicht weißt du das alles schon und ich laber hier überflüssiges Zeug. Nur war das etwas, worüber ich in deinem Beitrag sehr schnell und auch sehr mitfühlend und bedauernd, gestolpert bin:

Während und zwischen all den schwierigen und tragischen Phasen deiner Lebensgeschichte, konnte ich an keiner einzigen Stelle (korrigiere mich, falls ich falsch liege) Worte finden, die ausgedrückt hätten, dass dir eine Therapie, ein Therapeut, eine Methode oder was auch immer wirklich geholfen hätte - Dich begleitet hätte, mit all dem was dazu gehört an professioneller Unterstützung, Auffangen, Trösten, Stabilisieren und gemeinsam Wege zu erarbeiten, mit dem Geschehenen umzugehen. Oder: Falls die Konfrontation damit zu riskant wäre (wie du von einem Therapeuten zitiert hast), gemeinsam zu erarbeiten, wie man NACH oder TROTZ einer belastenden Lebensgeschichte, am besten LEBEN kann - wie man das angehen soll, verhaltenstherapeutisch oder wie auch immer.

Vielleicht liege ich komplett falsch, aber mir schien, als ob du (Nur bisher! Aber noch, ist ja nicht aller Tage Abend!) nicht wirklich DIE Hilfe erhalten hast, die du gebraucht hättest - und die du verdient hast! Denn: Liebe Sanne, mit einer solchen Lebensgeschichte sollte kein Mensch alleine fertig werden müssen.

Ich weiß, du bekommst immer mal wieder Rückmeldungen, dass du von anderen hier wegen deiner Stärke bewundert wirst. Und du selbst schreibst auch immer mal wieder, dass du stark bist oder tough. Eigentlich ist das ja etwas Gutes, so wie es sich liest. Nur ehrlich gesagt, mache ich mir bei diesem Thema immer auch etwas Sorgen. Vielleicht völligst unbegründet, da es erstmal nur bei mir so ist und bei dir ja ganz anders sein kann, aber: Für mich ging die Devise mit dem Stark-Sein überhaupt nicht auf.

Solange ich (unbewusst wie auch bewusst) jahrelang versucht hatte, stark zu sein, nahmen meine Symptome zu - und zwar massiv. Erst als ich in der Klinik durch die Intensiv-Betreuung und Therapie sozusagen "geknackt" wurde (wie wir Patienten es spaßeshalber immer nannten) und so einiges an die Oberfläche kam, wurde endlich DER Weg für mich frei, wirklich an mir arbeiten zu können. Weil ich meinen Verstand und meine harte bzw. "starke" (und NUR VERMEINTLICH schützende) Schale abgelegt hatte und dadurch endlich wieder einen Zugang zu MIR SELBST bekam.

Dieses Stark-Sein (müssen oder wollen) ist bei mir sehr eingeprägt, schließlich habe ich fast mein ganzes Leben lang (wohl unbewusst) gedacht, dass Stark-Sein eine super Methode ist. Und in manchen Momenten und Phasen war und ist es wohl auch überlebensnotwendig. Doch sobald es die Verfassung erlaubt, z.B. auch mit Hilfe und im Rahmen des geschützen Raumes während einer Therapie (die mir dabei sehr half), versuche ich eben nicht stark zu sein, sondern mich zu öffnen und weich zu sein, um mich selbst zu erreichen - und für mich selbst etwas erreichen zu können.

Ich habe mir in der Klinik auch hinter die Ohren geschrieben, was in der Gruppentherapie heraus kam, als ich mal in die Runde fragte, wie ich denn auf andere wirke: Es kam heraus, dass man mich fast ausschließlich als stark und tough wahrnimmt, als selbstbewusst (MICH! ... *lach* ... Die, die sich zur Klinikzeit noch wie der totale Versager fühlte, der Bezugspflege vorheulte, dass sie nichtmal weiß, wer sie überhaupt ist und ihre Identität verloren hätte, wenn sie denn überhaupt jemals eine EIGENE gehabt hätte)... Abgesehen davon, nahm man mich noch als freundlich, hilfsbereit und lustig wahr (ich weiß nicht, wie ich Letzteres mache, vielleicht ist es Galgenhumor Aber was auch gesagt wurde, war in etwa: Dass ich zwar hilfsbereit bin, aber dadurch vielleicht nicht wirklich bei mir bleibe, sondern mich von mir selbst ablenke. Und das große Fazit war, dass eigentlich keiner (bis auf ein zwei, mit denen ich mehr zu tun hatte), wusste oder ahnte, dass ich mich eigentlich total klein, total unsicher und schwach fühlte.

Sodele, vielleicht habe ich mal wieder zuviel geschrieben (und bin dadurch vielleicht auch nicht "bei mir" geblieben - was ich heute und für dich aber bewusst so entschieden habe). Aber ich hoffe, dass dich das, was ich schrieb, nicht stört oder so. Ich bin nur irgendwie meinem Bauchgefühl gefolgt, kann ja aber komplett am Thema vorbei sein (falls dem so wäre, sorry).

Ach, liebe Sanne, ich könnte noch soviel schreiben, z.B. dass ich Unterlagen zum Thema "Therapeutisches Schreiben" hätte und damit auch schon angefangen hatte ein autobiografisches Buch zu schreiben (erst mit dem Ziel es fertig zu schreiben, es wurden auch schon 55 Seiten - aber zurzeit möchte ich nicht ständig in der Vergangenheit sein, deshalb mache ich mir da keinen Druck - ich hoffe du auch nicht?).

So, dann versuche ich jetzt wieder bei mir weiter zu machen und wünsche dir das selbe, also dass du bei dir guckst, was dir gut tut und hilft. Hast du denn schon eine/n PsychotherapeutIn? Das wollte ich dich noch fragen. Ich würde mir nämlich sehr für dich wünschen, dass du gerade auch was deine Tochter angeht und deine Gefühle dabei, professionelle Unterstützung hättest. Neben allem anderen, Foren, Büchern, etc. finde ich persönlich zumindest, Therapie am aller hilfreichsten.

Aber wenn du auch Buchtipps oder ähnliches interessant fändest, sag bescheid, dann schick ich dir mal eine private Mail.

Und ich wünsche dir noch, dass du das Zusammensein mit deiner Tochter so frei wie möglich genießen kannst, denn erstmal ist sie dann DA! Vielleicht findet ihr ja auch ein paar Momente für Gespräche über euch, die dir und ihr etwas Klarheit geben, ich habe nämlich den Eindruck, du machst dir da sehr viele Gedanken. Ich persönlich denke bei sowas immer: das Gefühl und die Liebe zwischen euch ist das, was wirklich zählt und dass jeder vom anderen weiß, wie er zum anderen steht oder was man vielleicht auch nicht versteht - damit nichts zwischen zwei Menschen steht, die ein reines Gefühl miteinander verbindet. Und das tut es bei euch. Und nach allem was ich von dir gelesen habe, bist du eine ganz tolle Mama!

Alles alles Liebe und Gute! Kiwi

PS: An alle anderen: Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht auch in anderen Beiträgen geantwortet habe. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel. Manchmal laufen die Dinge bei mir intensiv in eine Richtung, dann setze ich mich irgendwie ganz bewusst mit einer Sache auseinander (ich bin leider nicht so multi-tasking-fähig:) - Aber ich hoffe, dass es euch allen möglichst gut geht und wünsche euch so oder so ganz liebe Besserung eures Befindens und eine gute Zeit! Bis bald!
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe Kiwi

Du brauchst Dich nicht entschuldigen...weder für lange Texte, noch für Deine Wortwahl, auch dafür nicht, dass Du nicht in anderen Thread´s schreibst.

Ich bin Dir sehr dankbar für deine ausführliche, lange und überlegte Antwort.

Also ich habe einiges an Therapien durch....mehrfach in Kliniken gewesen...usw.
Doch, Begleitung hatte ich schon...wohl aber noch nie so den richtigen "Glücksgriff" bei den Therapeuten...ich kann es mit Bestimmtheit nicht sagen.
Auffällig ist ja, dass ich sehr oft um oder wegzog...bereit mich immer neu zu orientieren, von vorne anzufangen und "alles" mitzumachen.

Meine sogenannte "Stärke" sehe ich persönlich nicht als solche. ...heute nicht mehr, denn ich habe gelernt schwach sein zu können und zu dürfen. Auch das ich nicht die Bildung besitze, die ich hätte haben können, macht mir heute nichts mehr aus...ich schäme mich nicht mehr dafür...besonders nicht mehr vor mir selber.

Ich habe irgendwann angefangen zu...wie soll ich sagen...zu suchen....mir fehlte immer etwas...ich fühlte mich nicht ganz, eher alleine, aber nicht einsam...mir fehlte schlichtweg Liebe, Aufmerksamkeit, Sicherheit und Selbstbewusstsein.

Das habe ich mir im Luafe der Jahre angeeignet.
ich kämpfe auch nicht mehr...lege kaum noch quälenden und sinnlosen Widerstand an den Tag...übe mich somit immer wieder im Annehmen.
Das geht an manchen Tagen besser, an machnchen sehr gut und auch mal gar nicht. Das hängt von meiner Tagesverfassung und was weiss ich noch ab.

Heute habe ich meine "Werkzeuge", die mir helfen und weiterbringen; mich durch den Tag begleiten und mir fast in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Mit EFT z.B. ist etwas völlig Neues in mein Leben und Bewusstsein getreten und es ist überaus spannend.

Wollen wir nicht alles dasselbe?
Suchen wir nicht alle nach Liebe, Aufmerksamkeit, Akzeptanz, Achtung , Wertschätzung, Respekt, Bewusstsein und Selbstverwirklichung?

Ich habe inzwischen eingesehen, dass ein Mangel der oben genannten Gefühle oder Charakterzüge krank machen können. Totkrank.

Es ist alles schon da, Sanne...sagte ein lieber Freund mal zu mir...schau IN DICH...dort wirst Du´s finden.

Ich kann mir das alles nicht kaufen, nirgends bestellen oder gar frei Haus liefern lassen...ich finde es nicht auf der Strasse...nicht in Kirchen oder Gebetshäusern.

Die Begegnung mit anderen Menschen, ob nun betroffen oder "gesund", brauche ich wie die Luft zum Atmen. Zusammen mit Menschen kann ich mich identifizieren, mich spüren und spiegeln...mich erfahren an Reaktionen.

Heute bin ich bereit zu glauben, dass alles so sein musste, damit ich zu dem Menschen werden konnte, der ich heute bin.
Zwar noch krank, aber wesentlich weiter als noch vor 10 Jahren.

Es war ein langer, harter Weg bis hierher....am Ziel fühle ich mich nicht, aber immer noch unterwegs.

LG
Sanne
Tournesol1342
Beiträge: 50
Registriert: 13. Jul 2010, 20:05

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Tournesol1342 »

"Was mich nämlich schon immer gewundert hat, an diesem Phänomen Depression, ist, dass viele Depressive (zumindest wie ich es in einer Klinik und in Foren erlebte), oftmals liebe Worte für andere aufbringen können, ihnen Mut zuzusprechen und Mitgefühl, Empathie und Trost entgegen zu bringen vermögen, selbst dann, wenn es ihnen selbst schlecht geht.

Ist das nicht fast ein Wunder? Zumindest wundert es mich. Ich meine, da denkt man, man hätte keinen Antrieb, keine Energie und sei nur noch schlecht drauf. Und dann schafft man es, anderen Mut zuzusprechen, sie zu trösten und findet liebe und verständnisvolle Worte. Aber haben wir nicht alle diesen Umgang miteinander verdient? Wäre es nicht schön, wenn wir dieses Verständnis, dieses Mut zusprechen und diese lieben Worte und Gedanken auch für uns selbst fänden?"
von Kiwilana

Das finde ich auch einen sehr erstaunlichen Gedanken, kiwi. Ich habe lange, lange Zeit all meine Kraft aufgewendet, anderen Menschen (also die, die mir in meiner Arbeit anvertraut waren) Gutes zu tun, ihnen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, ein immer offenes Ohr, Verständnis und Mitgefühl für alle Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens entgegenzubringen...
Und eigentlich saß ich schon lange drin, im Depri-Loch, doch habe ich munter weitergemacht mit dieser (wirklich echten) Hilfsbereitschaft und Güte...
Ich habe nicht begriffen, dass ich das, was ich anderen Menschen wie selbstverständlich entgegenbringe, eigentlich zuallererst mir selbst entgegenbringen sollte! Davon war ich aber weit entfernt. Erst in der Therapie wurde ich quasi mit der Nase darauf gestoßen: Allen anderen Leuten bringe ich Verständnis entgegen, auch wenn sie Fehler machen, ich habe unendliche Geduld mit allen - nur nicht mit mir selbst.
Mir gegenüber bin ich hart und unerbittlich. Jeder kleinste Fehler wird "angekreidet". Nichts ist gut genug. Und nichts geht schnell genug - pfeif' auf Geduld!

Ich glaube einfach, dass dieses harte Vorgehen gegen mich selbst eine Quelle der Depression ist. Und frage mich, warum ich anderen Menschen gegenüber wohlgesonnen, wertschätzend und gütig sein kann - nur mir selbst gegenüber eben nicht.

Kennt ihr das auch?
LG, Tournesol.

@Sanne: Ich wünsch' Dir eine schöne Zeit mit Deiner Tochter und ruhige Feiertage!


_______________________________________________

Die Dinge sind nie so, wie sie sind.

Sie sind, wie man sie macht.

(J. Anouilh)
Susanne_Scherrer

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Danke Dir, Tournesol


>Ich glaube einfach, dass dieses harte Vorgehen gegen mich selbst eine Quelle der Depression ist. Und frage mich, warum ich anderen Menschen gegenüber wohlgesonnen, wertschätzend und gütig sein kann - nur mir selbst gegenüber eben nicht.

>Kennt ihr das auch?

Aber JA, kenne ich das....für mich es DIE Quelle meiner Depression.
Das schwierige daran ist für mich, an sehr sehr tiefliegende Glaubenssätze zu gelangen, sie aufzuspüren in MIR und dann zu ENTKRÄFTEN.

Was sind Glaubenssätze?
Das sind all die Sachen, die ich mir einrede...also einDENKE...und zwar über Jahrzehnte...bis sie tief vergraben in meiner Seele vor sich hinrotten.

Ein typischer Satz ist von mir: "ich kann das nicht".
Wie oft habe ich den schon gedacht?...ich kanns kaum mehr zählen.
Sooft es nur geht, ersetze ich ihn durch : ich möchte das nicht, oder das kann ich später noch lernen, wenn ich will, oder das interessiert mich nicht wirklich...oder...oder...

Dieser Satz war fast überall dabei...sehr oft, ohne dass ich das merkte...und was kam bei Versuchen dann heraus?...na: ich konnte es nicht!!!...was soll auch anderes heraus kommen?

nächstes Beispiel: Ich bin unsicher anderen Menschen gegenüber...besonders Autoritätspersonen, hübscheren oder reicheren, klügeren oder selbstbewussteren Menschen gegenüber.

Ich GLAUBTE ganz fest daran. Es reichte noch nicht einmal, das mein Gegenüber mir etwas ganz anderes sagte....dass ich so selbstbewusst sei oder gar hübsch, klug oder sonstwas Positives.

Wenn ich mir soetwas EINreden kann, dann muss ich es doch auch wieder AUSreden können...oder?
Na klar wird mein innerer Kritiker (ich nenne sie übrigens "Madame") zuerst heftigst dagegen protestieren, mich versuchen lächerlich zu machen und alles versuchen, um ihren Glaubenssatz behalten zu können.

Ich gehe dann in einen liebevollen inneren "Dialog" mit ihr. Sage ihr, dass sie sich wirklich viel Mühe gibt, ich diesen alten, verbrauchten Glaubenssatz aber jetzt ausrangiere und durch einen neuen ersetzen werden...da könne sie sich auf den Kopf stellen.

Daraus wird dann:Ich BIN sicher bei allem was ich mache und jeden den ich treffe.!!!

Das funktioniert...wirklich.
Hat das nicht etwas mit Selbstannahme, Wertschätzung , kümmern(um mich), mit Arbeit an mir selbst zu tun?
Etwa mit Liebe zu mir?
JA...das hat es...ich erziehe mich, also meine Gedanken liebevoll um.
Das ist möglich und bei mir funktioniert das immer besser.
Ich bin nicht perfekt...das werde ich niemals....sondern ich bin auf dem Weg...zu MIR.

Achte auf Deine Gedanken, sie werden zu Gefühlen.
Achte auf Deine Gefühle, sie werden zu Worte.
Achte auf Deine Worte, sie werden zu Taten.
Achte auf Deine Taten, sie werden zu Deinem Charakter...

LG
Sanne
Armageddon
Beiträge: 119
Registriert: 1. Jul 2010, 19:00

Re: schlechter Morgen, dieser Morgen.....

Beitrag von Armageddon »

Habs nur überflogen, sorry, kaum Kraft.

Deine Kleine kommt, das find ich so schön.
Ich wünsch Euch ein frohes besinnliches und schönes Fest.
Bis bald.

LG Armageddon
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