Perfektionismus - Frieden mit mir selbst machen

[HGJ]

Mitte Oktober wurde ich mit der Diagnose "Burnout/Depressive Episode" in einer psychatrischen Klinik aufgenommen. Nach rund 2 Monaten stationärer/teil-stationärer Behandlung mit Antidepressiva und Therapien/Gesprächen bin ich jetzt soweit, dass ich meine innere Zerissenheit erkenne. Auf der einen "Seite" der perfekte Mensch, der ich sein wollte (sein "musste")- perfekt, weil ich dann anerkannt und geliebt werde. Auf der anderen Seite der Mensch, der dem Anspruch auf Perfektionismus nicht genügen kann. Mir wird immer klarer, dass es eine Frage der Zeit wahr, wann ich zusammenbrechen würde. Nun bin ich an dem Punkt, an dem ich mich frage: Werde ich Frieden mit mir selbst machen können? Wie lange wird es dauern, bis sich mein "ICH" mit meinem "ÜBER-ICH" versöhnt hat? Wohin führt mich der Weg, den ich Mitte Oktober betreten habe?

[Kodiak]

Hallo Pilger,

<<perfekt, weil ich dann anerkannt und geliebt werde.>>

bist Du Dir sicher, dass das so war? Du hast ja scheinbar Anerkennung und Liebe gefunden, als Du vermeintlich perfekt funktioniert hast. Ich glaube, es lohnt sich, da mal hinter zu schaun.

Bei mir war das ähnlich. Ich wollte, sollte immer perfekt sein, als Kind im besonderen. Immer hübsch artig und folgsam, in der Schule gut dabei und ein Vorbild für den Bruder.
Was ich aber wollte, bekam ich nicht. Ich habe es erst spät begriffen. Der "Lohn blieb aus". Ich wusste nicht, was Liebe und Geborgenheit sind.
Trotzdem habe ich später versucht, im Job besonders gut zu sein. Ich habe mein Verhalten fortgesetzt und nicht nach meinen wahren Bedürfnissen gesucht. Irgendwelche Erfolge brachten es nicht, da oben ist es kalt und ich nur leer.

Wenn ich durch Leistung keine Anerkennung meiner selbst und schon gar keine Liebe erlangen kann, dann kann ich das ganze auch lassen. Sicherlich würdigt man die Arbeit, aber es geht ja hier um mich, und ich bin eigentlich nicht hier.

Suchst Du Liebe, lass den Perfektionismus weg.

Viele Grüße

Dietmar

[wennfrid]

Hi Pilger
Durch den Perfektionismus möchte man Liebe und Anerkennung, doch kein Mensch ist perfekt! Wer perfekt sein möchte, bei dem sind Minderwertigkeit und Schuldgefühle vorprogrammiert. Es gilt, einen anderen Weg zu finden. Der andere Weg ist Eigenliebe, Akzeptanz des eigenen "ich's" und Veränderung der Lebensanschauung. Dies funktioniert bei vielen Menschen, aber eine zeitliche Prognose ist nicht möglich.