Hört das nie auf...

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Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Hört das nie auf...

Beitrag von Papillon »

... mit diesen Zweifeln? Alle Entscheidungen die man trifft 100x zu wälzen, keinen Plan zu haben, ziellos zu sein?
Ich würde gern so vieles in Angriff nehmen, aber wenn ich etwas anfange, strengt es mich nach einer Weile an.

Ich habe mir im August einen Kater zu mir geholt... er hat mir sehr gut getan, aber in letzter Zeit hab ich immer mehr gemerkt, dass ich seinem Temperament nicht gerecht werden kann... ich gehe auch den ganzen Tag in die Arbeit und war dann Abends immer zu kaputt um mich noch ausreichend mit ihm zu beschäftigen... ich habe ihn nicht vernachlässigt... aber ich hätte mehr mit ihm spielen können. Heute habe ich ihn an einen neuen Besitzer übergeben und ich fühle mich mal wieder als Versager und es zieht mich runter...

Ich wollte auch mal ein Fernstudium machen... ich habe mich jahrelang daran festgebissen und ich könnte es vom Intellekt her auch schaffen... ich bin nicht dumm. Aber es strengt mich immer an nach einer gewissen Zeit und dann geht nichts mehr... diese Krankheit zwingt mich immer in die Knie... sie zeigt mir immer meine Grenzen.

Meine Mama meinte mal zu mir, ich soll doch zufrieden sein mit dem was ich habe und es einfach gut sein lassen.

Ich hab einen tollen, sicheren Job, ich hab eine schicke Wohnung, ich komme mit dem Geld aus das ich verdiene... ich hab Freunde... aber ich will mich trotzdem weiter bilden... ich würde gern studieren eines Tages... ich würde gern mehr Sport machen, ich würde mir gern ein Hobbie suchen... ich würde auch gern wieder viel lesen, so wie ich das schon mal konnte... aber es schlaucht alles so.

Ich kann eigentlich nur jeden Tag zur Arbeit gehen... von 7 bis 17 Uhr... und für alles was danach kommt reicht die Energie nicht aus.

Ich muss diese Krankheit akzeptieren und die Grenzen die sie mir zuweist, nicht wahr?

Aber wie akzeptiert man?
Das sagt sich immer so leicht...

wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Hört das nie auf...

Beitrag von wennfrid »

Hi Papillon
Willkommen beim Kompetenznetz!
Ich möchte mal folgende Sätze zitieren:
Wir können keinen Frieden in der Welt haben und friedfertig mit unseren Mitmenschen umgehen, wenn wir nicht mit uns selbst Frieden schließen, d. h. uns selbst annehmen. Wir können nur geben, was wir besitzen. Wenn ich kein Geld habe, dann kann ich es nicht mit anderen teilen. Wen ich keine Liebe für mich übrig habe, dann kann ich anderen keine geben und diese daran teilhaben lassen. Wenn ich mir gegenüber nicht tolerant sein und mir meine Fehler verzeihen kann, dann fällt es mir auch anderen gegenüber schwer, tolerant zu sein, und deren Fehler zu verzeihen. Schließen sie Frieden mit den negativen Seiten von sich. Wenn sie gewisse Eigenschaften und Verhaltensweisen nicht an sich leiden können und sich dafür verurteilen, dann liegen sie in einem Zwietracht mit sich und leben in Unfrieden mit ihrer Person und ihrem Körper. Damit Harmonie in sie einkehren kann, müssen sie lernen, ihre negativen Seiten an Sich zu akzeptieren. Erst dann haben sie die Voraussetzung geschaffen, um diese überwinden zu können. Ich weiß, das klingt verrückt, den sie wollen ja alles andere, als ihre negativen Seiten an sich zu tolerieren. Sie wollen sie los werden, sie wollen perfekt, ohne Fehl und Tadel sein. Aber glauben sie mir: Je mehr sie sich gegen ihre Fehler wehren, je mehr sie diese verleugnen und unterdrücken und sich für sie verurteilen und schämen, umso hartnäckiger und stärker werden sie und umso geringer die Chance, sie jemals los zu werden.
Deshalb ist die Eigenliebe so wichtig. Sogar in der Bibel steht bei Matthäus. Meister, was ist das größte und wichtigste Gebot?
Du sollst deinen Herrn, deinen Gott lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, und deinem ganzem Denken.
Das zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Gottesliebe, Eigenliebe und Nächstenliebe sind gleich und an erster, wichtigster Stelle.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Annettegehring
Beiträge: 293
Registriert: 29. Nov 2010, 07:53

Re: Hört das nie auf...

Beitrag von Annettegehring »

Hallo Papillon,

Schmetterling-oder?
Versuch mal diese Sichtweise, ob da etwas dran ist für Dich.
Der Schmerz/Kraftverlust, der sich immer wieder einstellt, ist eine Art "Memo" von Dir an Dich.
Da steckt eine unbeabtwortete Frage dahinter, die Du mit einem Therapeuten Deiner Wahl klären könntest.
Schmerz ist immer eine Botschaft.
Und das mit der Selbstliebe stimmt- absolut und uneingeschränkt.
Aber bleib nicht beim "ich muss mich/"es" halt so akzeptieren" stehen.

Dann klappt`s auch mit dem Kater
LG
Annette
Susanne_Scherrer

Re: Hört das nie auf...

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Hallo Papillon

>Aber wie akzeptiert man?
>Das sagt sich immer so leicht...

Ja...es sagt sich immer leicht...mit dem Verstehen oder es zu können, es zu TUN sieht es oft anders aus.
...sagt mir mein Kopf.
Aber der längste Weg ist der vom Kopf in den Bauch...oder ?

Akzeptanz, Annehmen hat etwas mit HINnehmen zu tun.
Wichtig dabei ist, dazu bereit zu sein.
Bist Du bereit?

...bereit die Menschen um Dich herum, Deine Lebenssituation, Deine Struktur und zu guter letzt DICH so anzunehmen?...so hinzunehmen, wie es ist, wie sie sind, wie DU bist?

Ein Weg dorthin war und ist es immer wieder, meine Depression zu einem Teil von MIR werden zu lassen. Ihr nicht mehr mit Widerstand zu begegnen, denn das kostet mir zuviel Energie und ist sinnlos, weil ich eh machtlos ihr gegenüber bin.

Mein Annehmen oder Hinehmen ist auch nicht jeden Tag gleich...es gibt Tage, da gelingt es mir besser und an anderen Tagen eben weniger gut....selbst DAS kann ich inzwischen annehmen.
Warum mich ärgern oder traurig darüber sein?
Es wird ja nicht so bleiben und schon gar nicht für immer.

Akzeptieren kann ich auch nur immer JETZT.
Ich kann nicht im gestern annehmen oder hinnehmen...das ist alles bloss Theorie....denn ich muss es FÜHLEN.....wirklich fühlen, dass ich angenommen, hingenommen, akzeptiert habe.
Das geht nur im Jetzt.

Wenn Du Dir oben genannte Fragen stellst und sie, wenn auch nur zum Teil, mit JA beantworten kannst, es FÜHLEN kannst und sich damit eine Art Gelassenheit bei Dir einstellt, wenn der "Krieg" in Dir dort aufhört zu wüten...dann, Papillon...dann hast Du akzeptiert.

keep it simpel....und versuchs mal.

Denn ES IST WIE ES IST.
HEUTE...HIER....JETZT.

Was morgen ist???...wer weiss das schon?
Und gestern ist Geschichte, Vergangenheit...vorbei.

ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
LG
Sanne
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Hört das nie auf...

Beitrag von Papillon »

Es sind weise, wahre Worte… danke für eure Antworten!

Mich selbst so anzunehmen wie ich bin… das fällt mir in der Tat oftmals noch schwer (wobei ich mich in dieser Hinsicht schon „verbessert“ habe im Vergleich zu früher).
Ich kann auch anderen Fehler verzeihen und tolerant sein. Für mich muss niemand perfekt sein… nur ich selbst. Und da liegt wohl der Fehler in meinem Denken.
Keep it simple… Das ist so wahr… es leicht nehmen, nicht so schwer und im Hier und Jetzt leben und nicht so viel über das Morgen nachgrübeln, von dem niemand sagen kann, was passiert.
Ich versuche es, wirklich.
Und ich versuche auch, meine Krankheit, die mich wohl noch sehr lange Zeit begleiten wird – wenn nicht sogar für immer – in mein Leben zu integrieren und zu akzeptieren, sie anzunehmen „in guten wie in schlechten Zeiten“… Es gibt Tage, an denen werde ich 100 % geben können und es gibt Tage, an denen werden es nur 40 % oder noch weniger sein… und dann ist es auch gut.
Nicht so streng mit sich selbst sein. Ein gutes Motto…

Schön dass es hier einen „Zufluchtsort“ gibt…
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