Morgendepression

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hordt
Beiträge: 3
Registriert: 2. Dez 2010, 14:15

Morgendepression

Beitrag von hordt »

Morgendepression !!!
Hatte mein Problem schon mal an anderer Stelle platziert...
Seit 7 Jahren Depression, ein Viertel der Zeit schwere Depression ,4 x Klinik, ständige Psychotherapie, Medikamente ( 3 verschiedene Wirkstoffe)und zu keiner Zeit " verlor" ich die Morgendepression ,die früh völlig unabhängig vom Aufstehen mich von einer bis 3 Stunden gefangen hält, dann geht es mir besser ... .
Bin nun am Ende meiner und der ärztlichen kunst.
Kann mir jemand helfen ???

Vielen Dank
Neuleipziger
Wo
Susanne_Scherrer

Re: Morgendepression

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Hallo und herzlich willkommen Neuleibziger

ja, die Morgendepression war jahrelang mein zweiter Vorname.

Aus dem Bett zu kommen, war immer ein brutaler Akt für mich. Hunderte versch. Medis in vielen Varationen, Kombinationen und Dosen halfen leider nur spärlich bis gar nicht. Es gibt leider kein Patentrezept, das für alle gilt, leider.
Dem Einen hilft das, dem Anderen jenes. Suchen, ausprobieren und hoffentlich finden ist eine Devise von uns allen.

Wir geben uns hier gegenseitig Hoffnung, Mut und Stärke, um nicht unterzugehen, sondern stetig weiterzumachen, auch wenns schwer wird oder ist.

Ich brauche Dir nämlich nicht mit platten Vorschlägen wie kalt duschen oder joggen kommen...(wie blöde, nicht wahr ? ), das können wir wohl fast alle nicht mehr hören...aber halt, ich sollte bei mir bleiben.

Schreib hier mit, lies Dich ein und nimm Dir, was Du brauchen kannst...den Rest lass einfach stehen.

schön, dass Du da bist.
LG
Sanne
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Morgendepression

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich kam auch eine Zeit lang morgens nicht in die Pötte. Alles lag wie Blei auf mir. Ich musste mich aber für meine Familie aufrappeln. Das hat mir aus dem Morgentief geholfen. Seit ich Venlafaxin nehme habe ich auch morgens mehr Antrieb. Allerdings hat mich auch das Promethazin ziemlich weggehauen. Das habe ich mittlerweile abgesetzt und bekomme nun Dominal 80 forte.
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Morgendepression

Beitrag von kiwilana »

Hallo Neuleipziger,

ich würde gerne unabhängig von Medikamenten antworten. Da du ja auch schon lange Depressionen hast, siehst du es (vermute ich mal stark) bestimmt auch so, dass Medikamente eben nicht alles sind bzw. zwar helfen, aber die eigentlichen Probleme nicht lösen, das müssen wir schon selbst versuchen.

Übrigens geht es mir mit den Morgentiefs genauso, auch seit Jahren. Vielleicht tröstet dich das ein bißchen, auch wenn uns das nicht wirklich etwas bringt. Naja.

Aber mal im Ernst: Bevor ich in der Klinik war und Medikamente bekam, war mein Morgentief eher ein 24-Stunden-Tief. Deshalb finde ich das JETZT ehrlich gesagt EXTREM erleichternd, dass die Morgentiefs nur noch ein paar Stunden dauern. Du nicht?? Findest du das im Vergleich zu schweren Episoden nicht auch unendlich erleichternd?

Das war mein erster Gedanke. Also, ob du vielleicht versuchen könntest, das, was noch da ist an Symptomen, nicht all zu verbissen und zu sehr darauf fokussiert zu betrachten. Ich versuche morgens z.B. mir keinen Stress und Druck damit zu machen, dass ich grad noch so matschig und negativ drauf bin und Bewegungen habe, als wäre ich eine alte Oma. Sondern eher daran zu denken, was ich machen möchte, wenn es mir dann besser geht.

Um die Dauer des Morgentiefs trotzdem besser zu überstehen, mache ich in dieser Zeit eher etwas Leichteres. Ich gebe zu, ich bin z.Z. arbeitslos, da geht das schon eher, etwas "Leichtes" zu machen, aber dafür hat Arbeitslosigkeit auch massive Nachteile, die die Depression bei mir oft verstärken. Wie auch immer. Ich gucke z.B. einen Film (der mir nicht auf den Sack geht, weil alle Menschen im Film happy sind, sondern eher was Neutrales, aber auch nix zu Depremierendes).

Wenn ich arbeiten würde, wäre meine größte Hoffnung, dass ich mir meine Arbeit ein wenig selbst einteilen kann und dann morgens erstmal Routine-Aufgaben mache, für die ich nicht allzu viel Gehirn brauche. Sollte dies nicht gehen, hoffe ich, bis dahin wieder eine gute Therapeutin zu haben und daran arbeiten zu können.

Ansonsten könnte ich dir noch ein Buch empfehlen, dass ich gerade lese. Ich finde es besser als alle vorherigen Bücher, die ich kenne (echt, ohne sch...), einfach absolut hilfreich: "Durch Achtsamkeit und Akzeptieren Ihre Depression überwinden - Ein Handbuch zur Acceptance & Commitment Therapie (ACT)" von K.D. Strohsal.

Ich fand das Wort "Achtsamkeit" immer so Hippie-mäßig und dachte, ich müsste dann eine Orange 5 Minuten lang GANZ BEWUSST angucken und beschnuppern. So ist das Buch aber nicht. Es ist absolut professionell und wissenschaftlich, aber auch gut verständlich zu lesen. Der ACT-Ansatz bekam sehr gute Kritiken, wird als Weiterentwicklung (also Besserung) der Verhaltenstherapie betrachtet und soll laut Studien wirklich sehr wirksam sein. Ich bin bis jetzt absolut begeistert. Ist auch nicht nur Lesen wie Gehirnwäsche oder belangloses BlaBlaBla, sondern wirklich sehr aufschlussreich (und ich habe schon SEHR viel gelesen und dachte ich wüsste schon alles über Depression). Es arbeitet auch mit Selbstbefragungsbögen, die ich sehr sehr gut finde. Ich dachte immer, ich hätte bei mir schon sehr viel durchschaut, aber dieses Buch hilft mir sowas von ehrlich zu mir selbst zu sein und motiviert mich echt total.

Guck mal im Web, sonst schreibe ich hier noch zuviel. Den Text über das Buch kann ich auch gleich mal als Buchtipp einstellen, dachte aber, vielleicht interessiert es dich ja auch, kann man ja nie wissen.

Dann wünsche ich dir jetzt alles Liebe und Gute und tut mir leid für den langen Text, ich hoffe, irgend etwas davon hilft dir. Kiwi
ladybird
Beiträge: 11
Registriert: 21. Nov 2010, 10:28

Re: Morgendepression

Beitrag von ladybird »

Was mich interessieren würde, an was ihr hauptsächlich am Morgen zu kauen habt, wenn die Morgendepression einsetzt. Wenn euch Themen wie Beziehung/Arbeit durch den Kopf gehen, würde es mich noch interessieren, ob ihr in Arbeit seit und ob dann auch eine Beziehung vorhanden ist.

Ich hatte es eine zeitlang und bin schon mit schmerzendem Kiefer aufgewacht, da ich so verkrampft war, dass ich meine Zähne aufeinander gepresst habe... Hätte mih dann am liebsten erstmal übergeben und hatte in meiner Brust ein erstickendes Gefühl - habe alles in Frage gestellt Beziehung/Arbeit. Aber irgendwie ging es von alleine für ein paar Wochen weg und nu fängt es wieder an.
Leipzigerneu schrieb:
> Morgendepression !!!
> Hatte mein Problem schon mal an anderer Stelle platziert...
> Seit 7 Jahren Depression, ein Viertel der Zeit schwere Depression ,4 x Klinik, ständige Psychotherapie, Medikamente ( 3 verschiedene Wirkstoffe)und zu keiner Zeit " verlor" ich die Morgendepression ,die früh völlig unabhängig vom Aufstehen mich von einer bis 3 Stunden gefangen hält, dann geht es mir besser ... .
> Bin nun am Ende meiner und der ärztlichen kunst.
> Kann mir jemand helfen ???
>
> Vielen Dank
> Neuleipziger
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