Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Antworten
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von elas »

Hallo und Guten Tag in die Runde,


eine Frage beschäftigt mich nun schon eine längere <Weile>.

Kann ein Menschlein

zufrieden sein und werden trotz wiederkehrender Depressionen.
Egal ,ob mit oder ohne Medikamente behandelt.

Von mir selber kann ich nur sagen,wenn ich mich einigermaßen gut fühle in meinem Leben, dann ist das Thema D. fast nicht da, es lauert allenfalls im Hintergrund.

Dann kommen die Belastungs_Phasen, in denen ich dann doch ordentlich abrutsche.


Wie geht Ihr denn mit den Tiefphasen um in einem vielleicht doch letztlich geordnetem Leben??


Auf Antworten freut sich

elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Zufriednen leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von anna54 »

Hallo elas

Zufrieden leben können---
trotz wiederkehrender Depressionen

ich kenne die wiederkehrenden depressiven Phasen,und lerne gerade deswegen, in guten Zeiten ,zufriedener zu leben.
Je achtsamer ich mit meiner, nun doch reduzierten Belastungsgrenze umgehe,um so besser geht es mir.
Von vielen Dingen habe ich mich verabschiedet,das ging nur mit langer therapeutischer Hilfe.
Ja, mein Leben hat sich sehr verändert,manch einer kann das nicht verstehen.
Ich gehe meinen Weg,für Umwege hab ich keine Kraft,so lebe ich zufrieden.
Depressive haben eine hohe Empfindlichkeit,auch für die Bedürfnisse anderer,das ist jetzt meine Quelle,gern auch wie jetzt, ehrenamtlich.
Belastungssituationen bringen mich schnell an alle Grenzen.
Alle Krankheiten setzen Grenzen,Depressionen eben auch.
Aus vielen Berichten,anderer "Langzeitdepressiven" lese ich meine Hoffnung,für Krisenzeiten habe ich mir einen Hilfeplan gemacht,früh erkennen,wo sich Überbelastung zeigt,Schlaflosigkeit ist bei mir ein Frühsignal,Laufen hat geholfen, und bringt mir Lebenskraft,wenn ich nicht will,drängt mich mein Hund vor die Tür.
anna54
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: Zufriednen leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von maribo »

Hallo elas,

ein großes Danke an dich für diesen Thread.
Auch mich beschäftigt diese Frage und ich bin gespannt auf die Erfahrungen aller anderen hier im Forum.
So kann ich dir leider keinen guten Tipp geben, denn ich bewege mich die meiste Zeit auf der Skala "unter Null" und bin über jedes noch so winzige positive Gefühl dankbar.

Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: Zufriednen leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von Kodiak »

Hallo elas, hallo anna54,

mir fällt es sehr schwer zu sagen, ich sei zufrieden mit meinem Leben. Zuviel ist noch zu tun und die eigenen Ansprüche vielleicht zu hoch. Viele Dinge habe ich zurückgeschraubt, um mir einen Freiraum zu schaffen. Zu viele? Vielleicht und die Zweifel lassen mich wieder unzufriedener werden. Ich würde mir wünschen, dass es einen Punkt gibt, an dem ich sagen kann, jetzt passt alles, so kann es bleiben. Doch den finde ich nicht. Aber so ist es eben. Das macht ja eine Depression mit aus.
Jedenfalls jetzt bin ich unzufrieden mit mir. Vielleicht auch deswegen, weil es mir im Moment nicht so geht.
Ich weiss Zuspruch sehr zu schätzen und wenn ich kann, tue ich das auch gern. Es hängt mir aber immer noch nach, dass ich mich der Frage nach dem Selbstmitleid heute vormittag stellen musste. Mir würde es nicht in den Sinn kommen, jemanden zu bemitleiden. Wieso sollte ich das dann für mich wollen? Damit muss ich noch umgehen lernen und dass ich das im Moment nicht kann, macht mich eben unzufrieden.

Tut mir leid, elas, dass ich Dir hier keinen Tipp für den Umgang mit einer Tiefphase geben kann. Manchmal hilft es mir aber etwas, wenn ich mich mehr auf das zu konzentrieren Versuche, was ich gerade mache.

Und anna54, danke noch einmal für die lieben Worte in dem anderen Thread, die ich keinesfalls als Mitleid aufgefasst habe und ich hoffe auch, dass Dich mein Posting danach nicht verschreckt hat.

Ich wünsche Euch noch eine erholsame Nacht.

Liebe Grüße

Dietmar
lowrider60sec

Re: Zufriednen leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von lowrider60sec »

>Komm doch mal von Deinem hohen Ross runter>
Hallo Elas,

Zuerst dieses. Mir kommt es nicht so vor, ist jetzt deine Interpretation

>Wie geht Ihr denn mit den Tiefphasen um in einem vielleicht doch letztlich geordnetem Leben??>

Mittlerweile vergleiche ich mich vermehrt mit nicht-depressiven Menschen und sage mir: Jeder hat schlechte oder weniger gute Tage, bei mir halt ausgeprägter aber dennoch erträglich.
Auch der Umgang mit nicht-depressiven Menschen ist angenehm.
Das Thema Depressionen gelangt immer mehr in den Hintergrund - es ist lang nicht mehr so präsent wie es mal war.

Bei dir scheint das doch auch der Fall zu sein - wieso dann immer noch diese Zweifel Elas??? Geniesse einfach die guten Phasen, schöpfe während denen Kraft für das was danach kommen kann (aber nicht muss).

LG
lowrider
Tournesol1342
Beiträge: 50
Registriert: 13. Jul 2010, 20:05

Re: Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von Tournesol1342 »

Hallo elas,
hallo an alle!

Ja, auch ich finde dieses Thema sehr wichtig und interessant. Für mich ist es (und bleibt es) eine Herausforderung.

Als ich vor etlichen Monaten die Diagnose "rezidivierende depressive Störung" las, dachte ich: "Rezi...WAS?" Schnell habe ich die Bedeutung des Wortes nachgeschlagen - und weniger schnell fange ich an zu begreifen, was es wirklich bedeutet.


Dass meine Depressionen immer wiederkehren, dass sie quasi (mal mehr, mal weniger) ein ständiger Begleiter sein werden, damit habe ich mich noch nicht arrangiert. Nicht angefreundet, nicht akzeptiert. Tief in mir drin wünsche ich mir, dass alles so "gut" wird wie früher - obwohl ich genau weiß, dass dies nicht der Weg ist, das Problem zu lösen (oder zumindest es zu bearbeiten).

Zufrieden bin ich also nicht mit mir. Das war ich vorher nicht, und das bin ich auch mit mir und dieser Krankheit nicht. Darum ist es mein Ziel, gelassener und versöhnlicher mit mir und meinen krankheitsbedingten "Aussetzern" und Schwachstellen umzugehen. Aber das finde ich schon verdammt schwer!

Ich bin gespannt auf viele interessante Meinungen und Gedanken zu diesem Thema.

Grüße in die Runde
von Tournesol.


_______________________________________________

Die Dinge sind nie so, wie sie sind.

Sie sind, wie man sie macht.

(J. Anouilh)
Susanne_Scherrer

Re: Zufriednen leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von Susanne_Scherrer »

>zufrieden sein und werden trotz wiederkehrender Depressionen.
>Egal ,ob mit oder ohne Medikamente behandelt.

Uiii, wie spannend...danke, Elas für diesen Denkanstoss.

Meine ganz persönliche Meinung für mich, mein Leben mit und in der Depression, heisst ganz klar JEIN.

Ich bin seither niemals GANZ aus der Depression herausgekommen...nicht mal für einen halben Tag....keine Stunde, keine Minute...jede Sekunde war sie present.

Es ging mir in der Vergangenheit schon sehr sehr viel besser, dann war eine gewisse Zufriedenheit da, zu spüren...ich lebte gerne, voller Elan und Spass, dennoch depressiv. Mein Schmerz war weiter weg, überdeckt mit lebensbejahenden Situationen, Ereignissen, mit vielen Menschen und viel Aktion.

Fällt das alles in sich zusammen, aus was für Gründen auch immer (meist ist es meine Denke, doch dies lass ich mal aussen vor, das würde den Rahmen hier echt sprengen), dann rücke ich sofort wieder näher zu mir, zu meinem seelischen Schmerz, meinen Wunden und die Depression würgt mich dann meist heftiger als zuvor.
Dann bin ich NICHT zufrieden....wie das Wort schon im Inhalt hat : ich spüre keinen Frieden in mir, sondern Widerstand, Aufruhr.
Ich will das dann SO nicht, bin es leid, will "es" loswerden...usw.

Um tiefen Frieden spüren zu können, um eine Zufriedenheit zu erreichen, die mich gelassen und angstfrei durchs weitere Leben gehen lässt, möchte ich spüren dürfen, dass ich mit einer Leichtigkeit mein Leben meistern kann, wie ich sie wohl noch nie hab spüren können.

Ich weiss nicht WO Gesundheit anfängt und Krankheit aufhört oder umgekehrt.
Es wird viel von "Heilung" gesprochen.
WANN sind wir heil?...ab wann denn?

Ich KANN zufrieden sein, denn ich habe mehr als so viele andere Menschen.
Ich darf zufrieden sein, denn ich bin nicht alleine.
Ich BIN zufrieden, denn ich werde geliebt.

also summa sumarum: trotz meiner Unzufriedenheit bin ich recht zufrieden.

LG
Sanne
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von elas »

Guten Morgen in die Runde,

ich bedanke mich erst einmal für Eure Beiträge.
Da bin ich also nicht die Einzige, die mit der Zufriedenheit/Unzufriedenheit ringt.

>Darum ist es mein Ziel, gelassener und versöhnlicher mit mir und meinen krankheitsbedingten "Aussetzern" und Schwachstellen umzugehen.<
schrieb Tournesol.

Das bringtst Du auf den Punkt für mich, Tournesol, ich gehe nämlich nicht versöhnlich mit meinen Schwachstellen und krankheitsbedingten "Aussetzern" um.

Nachdem ich z.B. so erfolgreich meinen Umzug gemanagt hatte hier in mein neues schönes Heim, musste ich feststellen, dass zuviele Einladungen hierher mich überfordern, mich stressen etc.
Ich werfe mir das gerade vor, dass ich im Moment viele Termine absage oder verschiebe.
Und eher Lust habe, mich einzuigeln in der warmen Stube.

Hmm, also gnädig sein mit mir, mit meinen Schwachstellen, nee, das kann ich noch nicht.

Dabei ist es ja eine Tatsache, dass ich mich mit mir und den rez.Depressionen arrangieren muss und auch möchte.

Es fällt mir manchmal sehr schwer.

Bin gespannt,was Andere noch dazu sagen.


Herzlich
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von kormoran »

hallo elas,

ich tu mir zur stunde auch gerade schwer damit, zu akzeptieren, dass dieser blöde schwarze hund dann doch wieder aufkreuzt.

grundsätzlich würde ich ja sagen, es geht einfach um akzeptanz. es ist so. das ist mein leben. da gibt es wellentäler und mehr oder weniger lange stabile gute phasen.

ich hatte für mich halt irgendwie damit gerechnet, dass es jetzt erst mal längere zeit stabil gut bleibt. aber offenbar ist das nicht so vorgesehen ...

mit dieser unsicherheit zu leben muss ich noch lernen - dass es einfach so ist, wenn es wieder soweit ist.

ich möchte in guten zeiten nicht allzu verkrampft daran denken dass es ja wieder schlechter werden kann, also auch gerne bei interessanteren arbeiten dranbleiben (immer mit maß und ziel, ich sehe ja schon meine grenzen).

aber wenn ich jetzt stark bin und gut arbeiten kann und dann mitten in einem projekt absacke _ damit habe ich ein problem.
keine verantwortung mehr übernehmen kanns nicht sein

unsicher grüßt
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von Liber »

Hallo Elas,

einen Dauer-Stabilen-Zustand kenne ich ebenfalls nicht.

Es gibt immer wieder "Löcher" (so nenne ich es), in die ich falle.

Aber was ich herausgefunden habe, ist dies: das kommt nicht "zufällig" oder von Ungefähr. Da ist nicht plötzlich eine Depression, die mich aus heiterem Himmel überfällt - auch wenn es sich subjektiv durchaus so anfühlen mag. Subjektiv meine ich vielleicht, dass doch jetzt "alles ok" sei und ich doch überhaupt keinen Grund hätte, depressiv zu werden.

Aber bei genauerem Hinsehen ist da fast immer etwas, was nicht ok ist. Zum Beispiel ein alter Schmerz, der in mir geweckt worden ist und den ich nicht wahrhaben will, sondern vielleicht lieber betäube. Oder da ist Wut, die ich verdränge. Oder da ist Trauer über einen Verlust, die ich mir nicht zugestehen will.

Oberflächlich merke ich davon nichts - aber im Unbewussten löst genau dieses Mich-Abschneiden von meinen Gefühlen die Depression bei mir aus.

Mir hilft dann am allerbesten: ein Gegenüber, das einfach nur da ist und mir zuhört und meine Gefühle spiegelt. Das bringt mich mit mir selbst in Kontakt. Allein schaffe ich das meistens noch nicht.

Das muss keine Therapeutin sein, auch eine gute Freundin oder der Partner (sofern einfühlsam) kann diese Hilfe sein.

Manchmal muss ich in diesem Prozess innerlich wie durch ein Nadelöhr, was schmerzhaft ist - aber anschließend geht es mir wieder gut. Es fließt in mir wieder, was vorher "verstopft" war.

Dass es bei mir immer wieder zu diesen "Verstopfungen" mit darausfolgender Depression kommt - ich denke, da bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Das ist einfach mein Handicap aus der Kindheit und aus vielen Jahren, in denen ich alte Muster gelebt habe.

Dagegen innerlich anzurennen, macht es nur noch schlimmer.

Den depressiven Zustand akzeptieren - die darunterliegenden verdrängten Gefühle finden - und dann "Durch".

So versuch ich es ... .

Liebe Grüße

Brittka
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Zufrieden leben können---trotz wiederkehrender Depressionen. Geht das??

Beitrag von elas »

Guten Morgen,

@kormoranin und @Brittka,
danke für Eure Beiträge.

Brittka, Du liegst schon ganz nah dran, wie es auch bei mir so sein könnte. Es rühren sich immer wieder so alte Schmerzpakete.

Da möchte ich jetzt aber nicht ausholen.

Sondern, Euch allen und auch mir einen einigermaßen guten Start in den Tag wünschen, trotz des schwarzen Hundes (das Buch muss ich mir jetzt endlich mal kaufen)

Herzlich
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Antworten