Depressionen und Freunde verloren !?

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bebo
Beiträge: 40
Registriert: 31. Okt 2010, 19:42

Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von bebo »

Hey Leute!

Ich wollte hier mal das Thema Depression und Freunde ansprechen.
Ich leide seit etwa 4 Jahren an einer agitierten Depression & generalisierter Angst & Schlafstörungen!!
Die Depression verläuft bei mir im Prinzip nicht phasenweise, da ich eine bestimmte Form der Depression habe:

Da ich eine agitierte Depression habe, wirke ich nach Außen nicht als wäre ich depressiv, vor allem setze ich auch alles daran bloß "normal" zu wirken..
Ich kann mich angeregt unterhalten, rumscherzen etc. ...
Durch die agitiere Depression habe ich allerdings folgendes Problem:
Ich bin im Prinzip ein komplett "unstetiger" & instabiler Charakter geworden.. bin teilweise sehr aufgedreht und redselig, ich schwätz Leute teilweise echt voll, sage Leuten teilweise sehr ehrlich und direkt was ich denke.. Zudem habe ich habe ich ständig wechselnde Interessen und Hobbies, es gibt kaum etwas was ich jemals wirklich durchgezogen habe...(bis auf mein Abi und jetzt bin ich aktuell im Studium)
Ich bin einfach sehr rastlos teilweise und habe das Gefühl anstrengend und nervend zu sein.. Habe einen relativ starken Rededrang.
Ohne jetzt paranoid zu sein... Ich habe manchmal auch das Gefühl, dass viele Leute meine schwankenden Interessen, und meine Instabilität mitbekommen... Da ich sehr viele rede, leider auch viel Stuss bleibt bei mir nicht so viel verborgen.

Habe das Gefühl, dass ich so einfach auch viele Leute verschrecke... ich lern total schnell neue Leute kennen, da ich locker& offen drauf bin, aber ich kann kaum eine Freundschaft halten...
Von meinen beiden früheren besten Kumpels meldet sich sowieso niemand von selbst..
Auch von den Unifreunden meldet sich nur 1er regelmäßig...
Habe das Gefühl, dass ich durch meine aufgedrehte, unruhige und unstetige/ instabile Art, mein vieles Gerede(was aufjedenfall auch depressionsbedingt ist) meine ganzen Freunde vergrault habe !!!!!!
Von sich aus nimmt einfach keiner Kontakt mehr zu mir auf!
Ich weiß, dass ich von Natur aus ein fröhlicher und redseliger Mensch bin, aber durch die Depression artet das teilweise einfach aus...!
Selbst meine Mutter, die wie meine beste Freundin ist und wirklich eine sehr verständnisvolle Frau ist, ist manchmal von meine Gerede u. meinen wechselnden Interessen "genervt"...
Ich komme mir manchmal einfach anstrengend und nervig vor.
(Von meiner Krankheit habe ich natürlich niemandem erzählt!!)

Wie haben sich bei euch die Freundschaften entwickelt, seid ihr Depressionen habt ?!
ignisfatuus
Beiträge: 65
Registriert: 17. Feb 2010, 20:04

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von ignisfatuus »

Hallo,

ich bin eher das Gegenteil von dir und hab auch eine etwas andere Diagnose. Bin eher ein introvertierter Mensch und gerade in depressiven Phasen schotte ich mich komplett ab.

Bei mir sind nur wenige Leute übrig geblieben, viele kommen halt net damit klar, aber das respektiere ich auch. Ist nunmal schwer nachzuvollziehen. Bei mir ist es auch so, dass ich Termine oft kurzfristig absage wenn es mir net gut geht. Das ist auch ein Punkt was man auf dauer nur schwer akzeptieren kann und was Freundschaften schwierig gestaltet.

Und wenn man sich selbst zurückzieht brauch ich mich auch nicht wundern wenn dies andere auch tun. Ich hab gelernt damit zu Leben.

Es ist immer schwierig wenn man etwas anders ist, es wirkt denke ich, befremdlich auf andere und daher ziehen sie sich zurück.

Lg, Frank
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von LaraMaria »

Keiner mehr übrig von früher!

Außer mein Mann, der ist natürlich auch mein "Freund".
Viele "Freunde" hatte ich sowieso nie und die paar, die es gab, die kannte ich durch den Job.
Da meine Depression am Arbeitsplatz ihre Ursache hat (Burnout, Mobbing), habe ich monatelang keinen Kontakt zum Betrieb gehabt und auch nicht zu diesen "Leuten". Freunde nenne ich sie heute nicht mehr. Sie waren keine. Haben sich dann mal gemeldet, wenn ich länger krank war, vermutlich um beim Chef zu glänzen "ich weiß was über die!"
Von einer langjährigen Freundin (kenne sie seit 30 Jahren) habe ich mich quasi "getrennt", weil sie mir in der Krankheit nicht gut tat. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass sie selbst erkrankt ist. Vielleicht ist sie mittlerweile auch zusammengebrochen, ich weiß es nicht. Ich denke manchmal noch an sie, aber ich will den Kontakt nicht mehr, weil sie mir nicht das geben konnte, was ich mir von ihr wünschte.
Das alles war sehr schmerzhaft für mich.

Jetzt suche ich mir neue nette Menschen und das klappt sogar ganz gut. Eigentlich ist es auch kein richtiges Suchen, denn ich hatte mich damit abgefunden, dass mit mir keiner befreundet sein will und plötzlich war es dann so, dass sich andere für mich interessierten, mich treffen wollten, usw.
Das sind Menschen aus meiner Gruppentherapie und aus anderen Aktivitäten, die ich habe (Kurse, z.B. Sport).

Ich will gewisse Dinge und eine schwere Zeit hinter mir lassen. Dazu gehörte der Abschied von diesen Menschen.

Inzwischen ist es allerdings sogar so, dass ich mir sehr oft selbst genug bin (also gern allein) und gar nicht mehr so wichtig finde, was andere machen/denken/sagen und vielleicht ist das auch der Schlüssel dazu, dass einen andere dann wieder interessant finden -->?

Was deine Rappeligkeit angeht, so kenne ich das auch, aus meiner Zeit mit Trevilor. Nimmst du etwas ähnliches?

Lieben Gruß
LaraMaria
DarkRaven
Beiträge: 1135
Registriert: 14. Jul 2010, 16:27

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von DarkRaven »

Sherlock
Beiträge: 46
Registriert: 22. Aug 2010, 22:11

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von Sherlock »

Erinnert mich alles stark am mein eigenes Leben was du da schreibst. Bei mir wars nur so dass ich während dem Studium nicht wußte dass ich unter Depressionen leide.

Ich kann dir auch schlecht sagen was du besser machen kannst als ich, weil ich nicht weiß wie mans besser macht. Allerdings kann ich dir sagen was ich gemacht habe und was ich glaube ich nicht so gut war für mich.

Ich habe mich bei Leuten die sich nie bei mir gemeldet haben auch nicht mehr gemeldet. Da waren dann gleich mal ein paar "Freunde" weg. Dachte damals, wenn die sich nicht melden könnens auch keine Freunde sein. Zwischenzeitlich sehe ich das etwas differenzierter, schließlich waren diese Beziehungen ja darauf eingespielt dass ich mich immer melde, wäre vielleicht besser gewesen da eine Veränderng herbeizuführen statt einfach den Kontakt abzubrechen.

Habe auch immer schnelll Leute kennengelernt, mit extrem vielen verschieden Menschen zu tun.
Zwischenzeitlich hat sich das gewandelt, ich schotte mich auch nur noch ab, gehe nicht mehr aus mir raus und interessiere mich für so gut wie nichts mehr.

Ich denke mal, dass gerade die Wechselhaftigkeit dir wohl selbst Probleme bereitet, aber ich denke dass gerade sie auch ein Grund für deine großes Interesse an allem neuen ist und damit auch an neuen Menschen.
Für mich wäre dieses Interesse auf jeden Fall etwas bewahrenswertes, da du so wenigstens nicht in soziale Isolation gerätst.
Das mit dem nervigen sehe ich nichtmal so eng. Ich denke mal dass es sogar Menschen gibt die gerne mit jemandem zu tun haben der sie ein bißchen nervt, das belebt. Sind aber wahrscheinlich eher Leute die das Gegenteil von dem sind und das dann vermutlich auch nicht so kommunizieren.

Mit dem "niemandem sagen was mit mir los ist" fällt es mir selbst schwer umzugehen. Ich habe das selbst nie gemacht, bis es irgendwann unerträglich wurde und habe es dann mal einem guten (und zwischenzeitlich einzigem) Freund erzählt. Daraufhin habe ich von dem erfahren dass er selbst mal in Behandlung war und teilweise immer noch Probleme hat.
Ich denke, dass hat unserer Beziehung gutgetan, das soll aber nicht heißen, gehe in die Welt und verkünde dein Problem, bin ich selbst kein Fan von.
Ich will damit nur sagen, andere Menschen sind auch so wie du und ich. Und manchmal zahlt es sich eben aus Risiken einzugehen.

Ich kann dir auf jeden Fall nur dazu raten den Kontakt zu deinen alten Kumpels nicht einfach abzubrechen so wie ich das getan habe. Besser wäre es denke ich, das mal anzusprechen. Ist zwar immer so ne Sache bei Männerfreundschaften, da bei sowas ja schließlich, wenn auch nur im Hintergrund, eine Gefühlsebene angesprochen wird, aber machbar ist es schon.

ich weiß auch nicht ob dir das so geht, konnte ich jetzt nirgends herauslesen. Ich hatte bzw. habe auch oft das Problem, dass ich mich manchmal so in bestimmte Gesprächsthemen vertiefe, dass ich am Ende überhaupt gar nicht mehr weiß was mein Gegenüber eigentlich gesagt hat. Zum Teil merke ich das sogar während jemand redet und bekomme trotzdem nichts mit. Kostet mich total viel Kraft mich dann praktisch von mir selbst zu lösen und zuzuhören.

Falls das bei dir ähnlich ist, kann ich dir nur raten, sofern es dir möglich ist, dich aktiv im zuhören zu üben. Meist stört einem an jemand anderem ja nicht dass er viel redet, auch wenns mal was verletzendes ist. Meist stört einem ja dass man sich selbst nicht verstanden fühlt.
streusalz62
Beiträge: 52
Registriert: 22. Nov 2010, 14:03

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von streusalz62 »

Hallo bebo kapoor,

ich kann mich den anderen nur anschließen.
Mit meinen mittlerweile 58 Jahren habe ich viele Menschen kennengelernt, mochte den gesellschaftlichen Kontakt, hatte auch Bekannte und Freunde.

Nicht zuletzt durch meine sich stark veränderten Lebensform und durch meine Depressionen (die ich nicht von Anfang an als solche erkannte), haben sich meine Bekannten im Laufe der Zeit von mir losgesagt. Vom Rest, der übrig blieb, habe ich mich entfernt. Sie taten mir entweder nicht gut, wie ich feststellen konnte und ich neige dazu, mich auch abzukapseln, zu isolieren, wenn es mir nicht gut geht. Ich lebe größtenteils in meiner Welt, die sich nur noch auf mich bezieht.
Bei jedem Versuch, wieder die Nase an die gesellschaftliche Luft zu strecken, erfuhr ich Trennungen; es mag wohl an mir liegen, ich weiß es nicht genau. Bin dabei, mich selbst wieder zu finden und meinen eigenen Wert zu entdecken. Ich glaube, da muss ich erst einmal ansetzen, bevor ich mich mit dem Thema Bekanntschaften / Freunde auseinander setzen kann.

Was mir trotzdem ganz deutlich ist (ich kann es nur (noch) nicht für mich selbst anwenden), ist, dass der Rückzug allein nicht dem Genesen dienen kann. Wenn es Dir nicht schwer fällt, Dich unter Menschen zu bewegen, versuche, daran festzuhalten. Die, die Du Deiner Meinung nach nervst, können ja gehen; die anderen sind Deinem Esprit sicherlich zugeneigt.

Alles Liebe für Dich
pepita
khw
Beiträge: 4
Registriert: 17. Nov 2010, 14:23

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von khw »

Lieber Bepo,

in meinen schlimmsten depresiven Episoden habe ich mich nicht mehr um meine Freunde gekümmert und sie sich nicht um mich, weil sie offensichtlich nichts mit meiner Krankheit anfangen konnten. Sobald ich wieder stabil war, habe ich es ihnen erklärt,war nicht nachtragend wegen ihres "Verschwindens" und konnte so den überwiegenden Teil meiner Freunde retten. Um die anderen ist es nicht schade.

Dabei ist es mir wichtig, mir selbst immer wieder zu sagen, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen für meine Krankheit die halbe Therapie sind und ich versuche in meinen stabilen Phasen entsprechend vorzubauen und den Menschen zu sagen, wie wichtig sie für mich sind.

Lass es Dir gut gehen

Karl-Heinz
22222
Beiträge: 28
Registriert: 6. Dez 2010, 23:21

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von 22222 »

siehe beitrag von DarkRaven ---> genauso gehts mir auch.

ich selber glaube einfach zu wissen, dass mit so jemandem wie mir keiner befreundet sein oder sich überhaupt unterhalten will. obwohl vor allem eine einzige freundschaft das gegenteil beweist.

also sprich ich schotte mich total ab und hab echt angst neuen leuten zu begegnen. selbst wenn ich genau weiß, was ich jetzt sagen könnte, um ins gespräch zu kommen. ich hab oft soooo angst davor, den mund aufzumachen und dann bleib ich lieber stumm und allein.
bebo
Beiträge: 40
Registriert: 31. Okt 2010, 19:42

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von bebo »

Hey danke für eure Antworten!
Ja also vorhin war einfach wieder einer dieser emotionalen Momente, wo ich das einfach loswerden musste...
Vielleicht gehe ich den Leuten nicht direkt auf die Nerven, aber ich biete einfach keinen "stetigen" Freund.. ich habe einfach diesen ständigen Drang nach Abwechslung und nach Neuem, was viele Leute manchmal "überrascht".. zudem muss ich zu allem meinen Senf dazugeben.. ich weiß halt auch einfach schon viel übers Leben, da ich mir viele Gedanken mache & viel erlebt habe..
Bei meinen beiden alten Freundschaften(beide aus der Kindheit noch) bin ich auch am hin oder her überlegen ob ich den Kontakt abbreche.. bei einem der beiden habe ich den Kontakt schon beendet. Ich hatte Ihm mitgeteilt, dass ich mich jetzt nicht mehr melden werde, da ich das die letzten Jahre immer gemacht habe und, dass es jetzt an seiner Zeit wäre sich zu melden und wir erst wieder voneinander hören würden, wenn er sich meldet... einen Tag danach kam eine SMS "ok du hast recht!"... seitdem habe ich jedoch nichts mehr von ihm gehört, das ist jetzt über 6 Wochen her... für mich mehr als eindeutig! Der ist schonmal raus !!
Zu den Leuten hier an der Uni.. vll. liegt es auch einfach an der Unverbindlichkeit heutzutage, es wird einfach mal schnell per SMS abgesagt.. vll. nehme ich Absagen auch einfach zu persönlich.. schließlich haben die anderen Leute auch alle Ihre Problemchen..
Habe lange Zeit alles immer auf mich bezogen, allerdings mache ich das jetzt eigentlich kaum noch.. merke auch, dass es auch alles etwas entspannt...

@ LaraMaria: Ich finde deine Meinung sehr gut. Man muss sich zuerst mit sich selber beschäftigen und Dinge finden an denen unabhängig von Freunden seinen Spaß hat und eine gewisse Erfüllung findet.
Allerdings wenn man Single ist, so wie ich kann das auch sehr schnell langweilig werden...
Ich muss einfach raus und unter die Leute kommen, daher sind mir Kontakte und Freundschaften mindestens genauso wichtig.
Du musst sicher einen tollen Mann haben, der die ganze Zeit für dich da ist, habe auch ein paar andere Beiträge von dir gelesen.. wirklich bewundernswert !!

Grüße
lowrider60sec

Re: Depressionen und Freunde verloren !?

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo bebo,

Mal abgesehen davon, wie du auf andere wirkst - wie siehst du dich selber ? Hast du deine Art zu sein akzeptiert, oder haderst du eher damit ? Eigentlich hört es sich gut an, du kannst auf Menschen zugehen, bist redselig und lustig, alles sehr angenehme Eigenschaften bei einem depri (auch bei nicht-depr.).

Es ist nicht die Frage, wie viele Freunde wir brauchen sondern wie echt sind unsere Freunde, wie zuverlässig.

Mir reicht eine Freundschaft vollkommen aus, wenn sie alle meine Ansprüche befriedigt.

LG
lowrider
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