Depression ansteckend?

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Klaus Schade
Beiträge: 1
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression ansteckend?

Beitrag von Klaus Schade »

Meine Freundin hat schwere Depressionen. Dies hat sie sich und mir gegenüber sehr lange Zeit nicht zugegeben. Aufgrund ihres Auftretens, Ihrer Äußerungen und Verhalten habe ich versucht ihr jede Tätigkeit, jedes problem abzunehmen, versuchte immer einen Schritt schneller zu sein um zuvorkommend und liebevoll "ihre kleine Krise zu überwinden". Der Lohn so frustrierend, daß ich schon alles hinschmeißen wollte. Nach durchstrittenen Abenden und durchdiskutierten Nächten ging sie um Arzt. es wurde Depression festgestellt und eine Therapie empfohlen. Großes durchatmen bei uns. Hoffnung-Zuversicht. Ich fing an mich im Internet mit dem Problem zu befassen und stellte schnell fest wie Unsinnig meine Anstrengungen gewesen waren, also versuchte ich mehr über die Krankheit zu erfahren, lernte meinen Zorn Groll auf einige ihrer Reaktionen zu zügeln, Verständnis zu haben. Im Kopf habe ich das auch nur langsam habe ich das Gefühl, daß mein Verstand sich nicht unbedingt immer durchsetzen kann, zumal wir eine 30 seiten lange Liste mit Therapauten abgearbeitet haben und das dabei beste Ergebnis die Aufnahme in eine 6 Monate lange Warteliste war. Dies war schockieren. Sie viel in ein unglaublci schwarzes Loch. Ich weiß nicht wie ich sie mit meinen bescheiden Mittel festhalten kann. ich will sie nicht loslassen und habe das gefühl mitzustürzen. Ich habe das "gefühl" das ich anfange sie zu "verstehen", daß die ganzen Anstrengungen sich nicht lohnen, sich niemend interessiert, daß jeder Tag mit Magenschmerzen beginnt und jede Nacht ein Festival an Horrorfilmen im Kopf stattfindet. Ich fürchte, daß meine Freundin und/oder unsere Liebe keine 6 Monate Zeit hat. Ich fürchte täglich, daß sie (wie angekündigt) an einem Brückenpfeiler endet oder daß der kampf "gegen meinen inneren Schweinehund" verlorengegangen ist. Meine vielleicht naive Frage: Gibt es für meine Freunding keine "Erstversorgung" wie bei verletzten?. Gibt es keine Möglichkeit mir "Erste-Hilfe" beizubringen um de Patienten bis zum Eintreffen des Arztes (in 6 Monaten) am Leben zu erhalten. :-) Etwas Wirr nicht??? Mit ratlosen Grüssen Klaus
Daniela
Beiträge: 12
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression ansteckend?

Beitrag von Daniela »

Ich finde es nicht wirr,jedenfalls kann ich dich verstehen Bekommt deine Freundin Medikamente?Du gibst ihr "Dich"-das ist schon sehr viel!Ich wünsche Dir und Deiner Freundin sehr viel Kraft! Liebe Grüße Daniela
Natascha
Beiträge: 28
Registriert: 29. Feb 2004, 19:45

Depression ansteckend?

Beitrag von Natascha »

Lieber Klaus, schön, dass Du Dich hier gemeldet hast. Ich versuche, mich kurz zu fassen und Deine Fragen nach meinen eigenen Erfahrungen zu beantworten. Am Wichtigsten ist im Moment Deine Angst, dass Deine Freundin sich etwas antun könnte. Wenn Du so etwas befürchtest, kannst Du sie in die Notaufnahme quasi jedes Krankenhauses bringen, dort gibt es sofortige Hilfe für sie! Hat Du sie mal gefragt, ob sie das tun würde? An ihrer Reaktion kannst Du erkennen, ob sie selbstmordgefährdet ist oder nicht. Aber wenn Du Dir auch nur im Geringsten unsicher bist, fahr mit ihr ins Krankenhaus, ruf die Telefonseelsorge, die Polizei, die Kirche, den sozialen Hilfsdienst oder am besten ihren (zukünftigen) Therapeuten an. Alle diese Einrichtungen können Dir helfen. Wenn Du den Therapeuten anrufst, kann er die Wartezeit vielleicht verkürzen, damit kenne ich mich nicht aus, aber auf jeden Fall werden alle genannten Stellen sofort helfen!!! Was die Ansteckungsgefahr angeht - bitte pass auf Dich auf! Du wärst nicht der erste, der sich von den Depressionen eines nahestehenden Menschen mitreißen lässt. Das ist keine Rüge an Dich, auf keinen Fall - aber tu etwas für Dich! Bleib bei Deinen Hobbies, halte unbedingt den Kontakt zu Deinen Freunden und Deiner Familie und versuche nicht, alle Probleme Deiner Freundin ganz alleine zu lösen, damit machst Du Dich nur selbst fertig! Du hast nicht geschrieben, wie Euer Umfeld mit der Krankheit Deiner Freundin umgeht - wissen sie davon oder herrscht von Eurer Seite aus Stillschweigen nach außen hin? Wenn Du schreibst, Du hast das Gefühl, es interessiere niemanden, gehe ich davon aus, dass Du darüber sprechen willst. Falls Du es noch nicht getan hast - rede mit denen, denen Du vertraust, also Family und gute Freunde. Sie werden Dir/Euch auf jeden Fall zuhören, und wenn das Gefühl aufkommen sollte, dass Du Dich immer nur wiederholst und nur noch am "Jammern" bist, verdränge es!!! Ich weiß, das ist viel einfacher gesagt als getan, aber es geht! Und Dein Gegenüber wird Dir auf jeden Fall sagen, wann es "genug" ist. Vielleicht wirst Du auch erstaunt sein, wie viel manche Leute in Deinem Umfeld über Depressionen wissen - weil sie selbst schon damit konfrontiert wurden. Ich selbst habe auch vor kurzem erst erfahren, dass auch in meiner Familie mehrere Leute Depressionen haben. Das wurde mir aber erst gesagt, als ich anfing, über die Krankheit meines Freundes zu sprechen! Und wenn sich wider Erwarten niemand die Zeit nehmen sollte (ich spreche jetzt nicht von den genannten Einrichtungen, sondern von Deinem Umfeld), dann bist Du hier garantiert schon mal gut aufgehoben. Lies in anderen Einträgen, dann wirst Du sehen, wie andere mit den Depressionen umgehen und kannst Dir vielleicht ein paar "Anregungen" mitnehmen. Hat mir in den letzten Monaten sehr geholfen. Und wenn Du glaubst, die Situation nicht mehr hinzubekommen, dann such Dir auch einen Therapeuten. Es müssen ja nicht auch gleich Depressionen sein, nur hast Du mit einem Therapeuten einen Menschen, der Dir zuhört, Dich nicht verurteilt und halt einfach da ist. Und der Dir vor allem helfen kann. Überleg Dir diese Möglichkeit auf jeden Fall, wenn das Gefühl bleibt, dass Du selbst auch ins schwarze Loch rutschst, denn je früher Du professionelle Hilfe suchst, umso geringer ist die Gefahr, dass die Depressionen Dich auch noch runter ziehen. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen, schau Dich auf der Seite hier um, es gibt sehr viele sehr gute Tipps und Hilfen vom Kompetenznetz direkt. Ach, und übrigens - unsinnig ist gar nichts, was Du für Deine Freundin tust! :-) Im Grunde weiß sie alles zu schätzen, ganz besonders, dass Du sie nicht alleine lässt und zu ihr hältst! Erlaubst Du mir eine Frage? Musst nicht antworten, es interessiert mich aufgrund meiner eigenen Situation nur: Hat sie versucht, Eure Beziehung zu beenden, als die Depressionen anfingen? Mein Freund hat mich als allererstes "vor die Tür" gesetzt - mittlerweile geht es ihm langsam aber sicher wieder besser, und auch unsere Beziehung bauen wir Stück für Stück wieder auf. Geschafft ist es noch lange nicht - leider -, aber meine Hoffnung bekommt endlich wieder greifbaren Boden!!! Muss wieder arbeiten, ich wünsche Dir und Deiner Freundin viel Glück!!! Liebe Grüße Natascha
klaus
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression ansteckend?

Beitrag von klaus »

Vielen lieben Dank für die schenllen und tollen Antworten. :-) Sie möchte sehr gerne Therapieren, aber mit den Wartelisten ist für sie wieder ein unlösbares Problem. Mit dem "an die Wand fahren" sind glaube ich eher so sekundengefühle, nichts was geplant ist sondern einfach nur ein Schlagartiger Einfall der so schnell wieder geht wie gekommen ist. (Kenne das) Leider haben wir hier nicht viel Umfeld. Sie kommt aus dem Norden und wir leben hier ziemlich genau in der Mitte. Von meiner Familienseite ist es auch nicht so dick. Eine grauenvolle Ehe, Anwälte, Kampf "mit" den Kindern, da ist alles nicht so prall. Es ist alles so verdammt anstrengend, (oh Gott jetzt rede ich wie sie)... weil sie so lethargisch und abweisend ist. Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen an die Ärzte zu gehen und die wirkliche Lage zu schildern. Meine Freunde hat am Telefon natürlich abgewiegelt. "wäre schön wenn, muß aber nicht sein....". Medikamente hat sie vom Hausarzt bekommen, kann dazu aber nicht viel sagen. Nein, trennen wollte sie sich nicht und wie sie mir sagte, sei daß die größte Angst die sie Momentan hat, daß ich aufstecke und mich trenne. Ich denke davor hat sie wirkliche Panik. Werde mich wohl noch ab und zu hier blicken lassen. Tut einfach gut.... Grüsse Klaus
Angela
Beiträge: 71
Registriert: 22. Feb 2004, 19:09

Depression ansteckend?

Beitrag von Angela »

Hallo Klaus, ich kann mich als Angehörige voll und ganz den Worten von Natascha anschließen. Ich habe immer den Rat bekommen, etwas für mich zu tun, konnte mit den "blosen Worten" nicht viel anfangen. Ich mußte dann mein "Lehrgeld" zahlen, ich bekam auch Heulanfälle usw. habe dann 3 Monate AD's genommen und leider nur langsam begriffen, dass ich mir nicht den Leidensschuh meines Partners anzuziehen haben. Darum dringend an dich. Such dir deinen Freiraum, auch wenn es noch so schwer fällt und du lieber alles über Depri erfahren willst, mit den Gesprächen deiner Freunde anfangs nichts anfangen kannst ....., tu es trotzdem, deine Seele braucht es. Meine Erfahrung mit meinem Mann in seinen schlimmsten Zeiten "es wäre schön, wenn du dies und das." Das war für mich ein Hilferuf und ich habe ihm die Wege und Entscheidungen, nach Rücksprache mit ihm abgenommen. Er konnte und kann keine Entscheidung treffen. Vor 20 Minuten hat er mich noch gefragt, soll ich heute oder morgen joggen. Meine Antwort war, dass ich ihm diese Entscheidung wirklich nicht abnehmen will und kann. Er ist jetzt unterwegs. So jetzt war ich etwas wirr, aber ich hoffe du konntest in etwa erkennen, was ich meine. Lieben Gruß Angela
juan chili
Beiträge: 167
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von juan chili »

hallo klaus. meiner erfahrung nach neigen viele hausärzte dazu depressiven patienten (sofern sie das sie überhaupt als solche erkennen)dazu beruhigungsmittel oder schlaftabletten zu verschreiben.das hilft auf die dauer nichts, deine freundin brauch antidepressiva und beratung von einem facharzt für psychatrie oder neurologie (die wartezeit beträgt höchstenz 1woche)dort wirst du auch die benötigte erstversorgung erhalten.bedenke das antidepressiva bis zu drei wochen benötigen bis sie ihre volle wirkung entfallten.depressionen sind zu grossen teilen stoffechselstörungen im gehirn deshalb sind medikamente bei schweren depressionen meist unverzichtbar.übrigens machen antidepressiva nicht süchtig und verändern nicht den charakter.ps:es gibt auch eine menge kompetente hausärzte ich will hier nicht einen ganzen berufsstand in veruf bringen.alles gute und gute besserung.
Thomas

Depression ansteckend?

Beitrag von Thomas »

Hallo Klaus Entschuldige bitte, daß ich mich hier reinhänge. Ich stecke momentan in derselben Situation wie Du und kann gut nachfühlen, wie es Dir geht. Zur Zeit bin ich mächtig am Boden und weiß auch nicht mehr, wie ich meiner Freundin helfen kann. Ich wünsch Dir jedenfalls viel Kraft und daß Ihr die Situation gut übersteht Viele Grüße Thomas
simone

Depression ansteckend?

Beitrag von simone »

Hallo Klaus, Ich hatte letzten Februar Herzrasen und einige andere ekelhafte Symptome. Meine Hausärztin hat mich von Kopf bis Fuss untersucht und NICHTS gefunden *g*- nachdem was in den 2 Jahren zuvor bei mir auch alles so los war waren die Symptome auch klar und ich wollte auch wieder in Therapie. Warteliste hier in Hannover: 6 Monate. Ich hatte aber absolut nicht das Bedürfniss mit psychisch bedingten Herzschmerzen 6 Monate zu warten. Also habe ich mir eine Gestaltherapeutin gesucht ( Sie ist ca. 55 Jahre alt, Allgemeinärztin und sehr gut- da muss man aber aufpassen dass man an keinen Pfuscher/in gerät) Gestalttherapie wird von der Krankenkasse nicht bezahlt, deshalb muss man selbst bezahlen- das ist der Nachteil, aber der Vorteil ist, dass ich bereits eine Woche später den ersten Termin hatte und dann sogar eine zeitlang zweimal in der Woche dort war. Die Therapie ist gut, 3 Wochen später hatte ich keine Herzschmerzen mehr und es geht mir auch insgesamt schon wirklich gut. Kosten : 35 Euro die Stunde- das ist natürlich nicht wenig- aber ich arbeite eben etwas mehr als früher, weil ich denke: Wenn ich abdrehe geht gar nichts mehr... Vielleicht wäre das auch für euch eine Lösung? Liebe Grüße, Simone
klaus
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression ansteckend?

Beitrag von klaus »

Hallo ihr Lieben, ich bin wirklich sehr froh über die "Kontakte" hier im Forum und das Gefühl zu haben überhaupt nicht mehr so alleine dazustehen. Da will ich mich nochmal bei allen bedanken. Ergebnis ist, daß ich heute morgen meine Freundin geschnappt habe und zu einem Hausarzt gegangen bi, den ich schon seit langem Privat kenne. Er hat sich superviel Zeit gelassen und tolle Tips gegeben. Er war auch der erste der davon sprach, daß man die Schilddrüse bei dem ganzen nicht vergessen darf, daß eine Schilddrüsenfunktionsstörung Ursache,Mitursache oder Katalysator für die Störungen (Depression) sein kann. Darauf gab er uns ein paar Adressen und den Hinweis uns energisch auf ihn und die Dringlichkeit zu berufen. Um eins hatten wir die nuklearmedizin im Krankenhaus verlassen... Die Schildrüse war es nicht, aber etwas anderes wurde dabei gleich festgestellt. Außerdem werden wir auch über den Bekannten einen megaschnellen Termin bekommen. Das macht alles soviel Hoffnung und meine Lebensgefährtin machte zum ersten mal zuversichtliche Äusserungen. Ich bin so froh... DAS WAR EIN GUTER TAG !!!! Liebe Grüsse Klaus
Kathrin
Beiträge: 23
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression ansteckend?

Beitrag von Kathrin »

Lieber Klaus, Du hast es gut, dass Deine Freundin bereitwillig mitgegangen ist. Mein Freund lehnt inzwischen jede Art psychologischer Hilfe ab (er hat wohl zuviel Therapeuten und Kliniken kennengelernt ...) Ich kenne mich auch gar nicht aus, wer ihm noch helfen könnte und wonach ich suchen müsste. Hier in Berlin gibt es so viele Ärzte und wie soll ich denn rausfinden, wer gut für ihn ist und mt wem er "warmwerden" könnte? Weiß jemand Rat? fragt Kathrin
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