.... ich trau mich endlich ....

Antworten
primax
Beiträge: 7
Registriert: 15. Nov 2010, 10:32

.... ich trau mich endlich ....

Beitrag von primax »

Guten Abend !!

Ihr werdet es nicht glauben, aber ich traue mich nun endlich nach einigen Monaten mal jemanden über mich zu "erzählen".

Es geht mir zur Zeit nicht so gut.

Zur Zeit ist es ganz schlimm. Ich komme morgens nicht mehr aus dem Bett. Der Tag soll so schnell wie möglich wieder vorbei sein. Ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache. Das ist ja eigentlich schon sehr schlimm, aber das schlimmste ist, dass ich das Gefühl verloren habe Freude zu empfinden.
Ich kann mich noch an früher erinnern, wo man sich auf viele Sachen gefreut hat. Ein neues Auto, ein schöner Urlaub, auf eine nette Party... Das ist schon so lange her und das vermisse ich total. Ich weiß gar nicht mehr wie das ist.
Eigentlich müsste ich total glücklich sein. Ich habe eine tolle Frau, die mir immer hilft und auch alles für mich tut. Ich habe eine kleine Tochter, die mich mit ihren süßen blauen Augen immer anlächelt. Wir ziehen bald in unser eigenes Haus. Ich hab den besten Job der Welt und doch bin ich unglücklich. Warum? ... Ich hab keine Ahnung.

Das geht nun jetzt schon seit 2 Jahren so. Aber jetzt ist es am schlimmsten. Es weiß keiner. Es merkt keiner. Und ich werde es auch keinem erzählen. (außer Euch) Wie würde das denn aussehen? Dem, der alles hat, sich um nichts sorgen machen muss. Man würde mich auslachen.

Es ist so schwer darüber zu reden. Ich wollte nur mal kurz schildern, ... mehr nicht. Schön das ihr hier mir "zuhört".

Ob es mir jetzt besser geht? ..... Nein, ich glaube nicht.

Schönen Abend noch
LG
steppenwolf1

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Marc,

willkommen im Forum. Würdest Du denn einem Arzt davon erzählen ? Bist Du in Behandlung ? Dass die Umgebung nichts mitbekommt ist fast schon normal. Erst wenn man zusammenbricht ... aber soweit wollen wir es ja nicht kommen lassen oder ?
Ich finde es mutig und schön, dass du den Schritt hier im Forum getan hast. Auch wenn es erstmal keine Linderung bringt. Aber vllt. bekommst Du ja hier doch ein paar gute Anstöße und Tipps.

Grüße, wölfin
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von Clown »

Hallo Marc,

willkommen im Forum und Gratulation, dass du einen Schritt in Richtung Hilfe bekommen gemacht hast!

Wie du vielleicht schon gelesen hast, gibt es hier viele Menschen, denen es 'äußerlich' an nichts fehlt. Trotzdem kann man eine Grippe bekommen, nicht? Depressionen ist eine Krankheit, die man bekommen kann - so 'einfach' ist das.

Suche dir konkrete Hilfe bei Fachleuten, lass dich vom Hausarzt zum Psychotherapeuten überweisen, vielleicht auch zu einem Psychiater wegen Medikamenten. Es ist eine Krankheit, auch wenn alles nur innerlich abläuft.

Du quälst dich damit schon seit 2 Jahren? Von allein geht es nicht weg, nicht? Also begib dich in qualifizierte Hände, tu es vielleicht erst einmal für deine kleine Tochter, sie braucht einen fröhlichen, zufriedenen Papa.

Alles Gute,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von wennfrid »

Hi Marc
Auch von mir ein herzliches willkommen!
Schön, daß du so mutig warst und uns deine Gefühle mitgeteilt hast.
Du hast selber festgestellt, daß durch materielle Dinge keine Zufriedenheit und Gelassenheit kommt. Trotz vieler Dinge, die du hast, bist du unglücklich und ich denke, du solltest professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Überwinde Schuld-und Schamgefühle, Ärzte oder Therapeuten verstehen es.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
primax
Beiträge: 7
Registriert: 15. Nov 2010, 10:32

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von primax »

Vielen Dank euch 3 für die Antworten und aufmunternden Worte...

Ich bin nicht in Behandlung und habe auch nicht den Mut zu einem Arzt zu gehen. Ich weiß aber, dass ich das tun muss. Hoffentlich schaffe ich es in der nächsten Zeit.

Wisst ihr denn, ob ich einfach bei einem Psychologen anrufen kann oder muss ich vorab erst zum Hausarzt?

LG
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von himmelskörper »

Hallo Marc,

auch von mir ein herzliches Willkommen, ich finde es toll das du den ersten Schritt getan hast, dich zu öffnen und einzugestehen, so geht es nicht mehr weiter.

So wie ich heraus lese aus du sehr viel erarbeitet in der letzten Zeit, ich denke Umzug in ein neues Haus, war doch sicherlich auch mit Arbeit verbunden.

Auch der beste Job der Welt, erfordert Kraft und Energie, die du aber auch für deine Familie, deine Tochter brauchst.

All das unter einen Hut zu bekommen ist nicht leicht, da passiert es leicht, das man sich selbst vergisst, das man seine eigenen Grenzen überschreitet.

Man vergisst auf sich zu achten, und sich selbst Gutes zu tun um wieder Energie zu tanken.

Ja, ich finde es auch wichtig, dass du einem Psychiater gehst.
Wenn du Vertrauen deinem Hausarzt gegenüber hast, kannst du dir von ihm eine Überweisung holen.
Aber du kannst auch direkt zum Psychiater gehen, er bespricht dann mit dir welchen Weg er für sinnvoll hält. Ob nur AD`s oder mit Therapie kombiniert

Leider gibt es immer lange Wartezeiten, aber lass dich dadurch nicht entmutigen.

Nimm deine Gefühle, die Signale deines Körpers ernst.

alles liebe sedna


Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von Clown »

>Wisst ihr denn, ob ich einfach bei einem Psychologen anrufen kann
Ja, kannst du, Marc. Du hast fünf Probesitzungen bei einem/einer approbierten TherapeutIn, wenn der/die eine dir nicht passend vorkommt, auch bei weiteren Theras, jeweils fünf Sitzungen bezahlt die Krankenkasse von vorneherein.

Hast du jemanden gefunden, bei dem du dich 'richtig' fühlst, sagt diese/r dir, welche weiteren Schritte du für den Antrag bei der KK unternehmen musst.

Mach' es bald, Marc, die Arbeit an Depressionen kann eh langwierig sein, und dein Töchterchen wird geprägt durch einen depressiven Vater ... also nimm Mut und Kraft zusammen, lass dir auch von deiner Frau helfen - wenn sie noch nichts weiß, könntest du ihr diesen Thread zeigen ...

Viel Erfolg,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Tournesol1342
Beiträge: 50
Registriert: 13. Jul 2010, 20:05

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von Tournesol1342 »

Lieber Marc,
willkommen hier im Forum! Gut, dass Du hier etwas von Dir geschrieben hast - das ist der erste Schritt!

Ich verstehe voll und ganz deine Angst, Dich mit dieser Krankheit zu "outen". Das ging und geht wohl den meisten Menschen mit Depressionen so. Mir zumindest erging es auch so... Aber mittlerweile habe ich eingesehen, dass das totaler Quatsch ist - denn Depressionen sind eine RICHTIGE Krankheit, die behandelt werden muss, wie andere Krankheiten auch. Es ist nicht Deine Schuld, nicht Dein Versagen, nicht Dein mangelnder Wille, sondern diese Krankheit, die viele Dinge mit Dir macht, die so unverständlich sind.

Es ist gut, Hilfe zu bekommen: Von einem Facharzt, von einer Therapeutin. Lass' dich nicht entmutigen, wenn Du nicht sofort einen Platz bekommst, sondern versuche es weiter und bleib' am Ball.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft!
LG, Tournesol.


_______________________________________________

Die Dinge sind nie so, wie sie sind.

Sie sind, wie man sie macht.

(J. Anouilh)
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: .... ich trau mich endlich ....

Beitrag von kiwilana »

Hallo Marc,

wenn du Nahestenden bzw. deiner Frau (noch?) nichts davon erzählen möchtest: Vielleicht geht es ja irgendwann und tut dann sogar gut.

Schritt für Schritt.

Als erstes hast du hier von dir erzählt, was ja kein leichter Schritt für dich war. Und du scheinst zumindest nicht gänzlich abgeneigt zu sein, zu einem Psychologen zu gehen (weil du zumindest fragst, ob man dort einfach anrufen kann).

Und da du selbst sagst, du denkst, du solltest zu einem gehen (auch wenn du keine wirkliche Lust hast), würde ich auf jeden Fall sagen: Höre auf die konstruktivere Stimme! Und probiere es einfach mal aus... Du kannst dabei nichts verlieren. Sondern, soweit ich weiß, tut Therapie vielen sehr gut. Bei mir ist es auf jeden Fall so.

Psychiater: Bei einem Psychiater ist ein Termin/Gespräch i.d.R. eher ärztlich und eher kurz/kürzer. Es geht soweit ich weiß, eher um eine Diagnose und die Frage, ob Medikamente und/oder eine Gesprächstherapie zu empfehlen sind. Dem alleinigen Verordnen von Medikamenten stehe ich jedoch kritisch gegenüber. Ich vertrete die Ansicht derjenigen zahlreichen Experten, die stets auch eine Gesprächstherapie (mit-)empfehlen. Je nach Schweregrad und Diagnose mag auch eine Gesprächstherapie ohne Medikamente ausreichend sein.

Psychologen: Ich rief diverse PsychologInnen an und sprach kurz auf den AB, mit Bitte um Rückruf zwecks Termin für ein Erstgespräch. Mehrere deshalb: Damit ich eine Auswahl habe und falls jemand kürzere Wartezeiten hat. Viele Kassen senden einem eine Liste der von Ihnen anerkannten Therapeuten zu.

Meine Praxisgebühr bezahlte ich übrigens dort (also ohne Überweisung ging/geht auch). Ich wollte Ruhe und Zeit haben, wenn ich erstmals jemand Professionellen davon erzähle. Bei einem Psychologen (die ersten fünf Gespräche nennen sich "Erstgespräche" und benötigen keinerlei Anträge o.ä.) wusste ich, dass ich 50 Minuten Zeit habe. Hier geht es i.d.R. weniger um eine Diagnose, als um direkte Therapie (durch Gespräche, wie der Name bereits sagt). Rezepte können psychologische Psychotherapeuten nicht ausstellen, außer sie sind zusätzlich Arzt.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du weiterhin handelst, Schritt für Schritt.

Denn soweit ich weiß, werden die meisten Depressionen erst nach durchschnittlich 8 Jahren erkannt bzw. diagnostiziert. Oftmals denken Betroffene, es liegt an Ihnen und sei keine Krankheit, bis es gar nicht mehr geht. Oder man hat anfangs z.B. eher psychosomatische Beschwerden und die Symptome werden körperlich behandelt, usw.

Bei mir war Letzteres der Fall und es dauerte geschlagene 10 Jahre, bis ich die richtige Diagnose bekam und Therapie und Medikamente dadurch endlich halfen. Nutze die Tatsache, dass du es früh wahrnimmst, dann lässt sich am besten und schnellsten helfen.

Nochmal alles Gute und Tschaka, kiwi
Antworten