gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

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LaraMaria
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Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von LaraMaria »

Hallo ins Forum!

Nachdem ich seit Anfang Juni in der Therapie bin, befürchte ich jetzt, dass es mit dem Therapeuten nicht mehr weitergeht.
Wenn ich den Beitrag "Anhängigkeit" lese, dann kann ich für mich nur den Kopf schütteln. Ich habe es nie als besonders angenehm empfunden, wenn ich in die Stunden gegangen bin. Es war für mich immer wie ein Arztbesuch und zum Arzt geh ich nicht gern.
Wir haben angefangen mit Gruppentherapie und parallel dazu habe ich auch Einzelgespräche verlangt. Die Gruppe hat sich inzwischen aufgelöst, es waren 15 Termine.
Bei der Einzeltherapie hatte man keine Wahl. Der Gruppentherapeut wurde auch der Einzeltherapeut. Über die Sinnhaftigkeit von dieser Regelung möchte ich nicht diskutieren.
Mir war der Therapeut anfangs sehr umsympathisch.
Dann habe ich mich überprüft und mich gefragt, was er denn für mich sein soll.
Ich will mich ja mit ihm nicht befreunden, sondern er soll mir bei den Problemen helfen.
In der Gruppe habe ich ihn als hilfreich empfunden, da er z.B. auch eingegriffen hat, wenn es heikel wurde und ich mir nicht selbst helfen konnte. Inzwischen könnte ich das hoffentlich - weiß ich aber nicht.
In den Einzelgesprächen ging es zunächst primär darum, meine Stimmung zu stabilisieren. Aus einer Tagesklinik war ich nämlich zuvor mit einer Major Depression entlassen worden. Wir haben daher hauptsächlich über die Tagesstruktur, angenehme Aktivitäten und so kleine Problemchen gesprochen wie "eine Verkäuferin hat mich beim Betreten des Ladens unfreundlich angesehen - wie bin ich damit umgegangen?".
Soweit, so gut.

Mein Hauptptoblem ist die Arbeit.
Ich bin wegen Burnout zusammengebrochen. Dazu kommt, dass eine Kollegin mich 3 Jahre lang gemobbt/boykottiert hat. Daraus resultierte, dass wir beide unsere Führungsposition verloren haben. Kurz danach bin ich in die Tagesklinik gegangen.

Ich will wieder arbeiten und meine Firma bietet mir eine neue interessante Stelle an.
Allerdings habe ich große Versagensängste.

Was ich in der Therapie bisher gelernt habe ist "Wenn Sie das zu sehr belastet mit der Arbeit, dann denken Sie nicht dran, sondern unternehmen was Schönes!"
So habe ich auch vieles vor mir hergeschoben und hatte monatelang keinen Kontakt zum Betrieb.
Alles, was ich bisher unternommen habe (Kontaktaufnahme, Gespräch über neue Position) habe ich auf eigene Faust und ohne vorherige Absprache mit dem Therapeuten unternommen. Eine Einzelsitzung habe ich sogar abgesagt, weil am folgenden Tag ein wichtiger Termin im Betrieb anstand und ich mich von meinem Therapeuten vorher nicht "verwirren" lassen wollte.
Ich habe es dann drauf ankommen lassen und bin meinem Gefühl gefolgt, habe auch sehr offen über meine Situation gesprochen. Es war ein Gespräch unter 4 Augen mit meiner Vorgesetzen, die mir auch mal anvertraut hat, dass sie unter Depressionen leidet.
Über meine genaue Diagnose habe ich nichts gesagt, sie weiß nur, dass es sich um "eine psychische Erkrankung" handelt. Ich gehe davon aus, dass sie es für sich behält bzw. nur einem weiteren Vorgesetzten anvertrauen wird (und das ist so ok).

Nun frage ich euch - ich hoffe, es liest noch jemand mit - was soll ich mit meinem Therapeuten machen?
Als ich 2 Wochen vor dem wichtigen Termin mit der Firma bei ihm saß, habe ich Situationen vom Arbeitsplatz geschildert und dabei sehr viel geweint, weil es einfach nicht verarbeitet ist, sondern im Rahmen der Verhaltenstherapie "verdrängt/auf die lange Bank geschoben". Da fragt er mich, ob ich denn immer schön meine Wochenpläne mache und ob ich das mit der Arbeit jetzt nicht mal lieber sein lassen und stattdessen für nächste Woche ein paar schöne Aktivitäten planen möchte. ----->???????????????

Ich weiß wirklich nicht, wie wir so mit meinem Problem weiterkommen sollen.
Auf diese Art und Weise wird das immer mehr zu einem "Damoklesschwert", das über mir schwebt. Und durch die viele Zeit, die verstrichen ist, wird es auch nicht geringer.
Nur ich komme immer näher an Hartz IV ran.

Ich könnte in der Einrichtung darum bitten, den Therapeuten zu wechseln. Denkt ihr, dass das Sinn macht? Fängt man wieder von vorne an? Dann hilft mir das auch nicht.
Ich hab das Gefühl, ich stecke fest.
Und ich muss jetzt los - zur Einzeltherapie.

Danke, wenn eine/einer von euch einen Rat für mich hat!

Liebe Grüße
LaraMaria
e.d.
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Registriert: 8. Nov 2010, 16:54

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von e.d. »

68
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Registriert: 1. Mär 2010, 12:00

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von 68 »

Hallo LaraMaria,

die Chemie zwischen Patient und Therapeut muß schon stimmen!
Aber vielleicht sieht Dein Therapeut auch, dass Du noch nicht arbeitsfähig bist. Wahrscheinlich bist Du aus dem "Burnout" noch nicht raus und "entflammst" Dich aber gerade neu für die neue Stelle und für den nächsten Zusammenbruch. Das Du schöne Dinge machen sollst, dient dazu das Thema "Arbeit" wenigstens für einpaar Momente aus Deinem Kopf zu bekommen.

Ich weiß, was ich schreibe hört sich für Dich ziemlich doof an und geht an der Realität vorbei. Ich war aber auch 5 Monate in einer Tageklinik, habe meinen Job gekündigt und war von meiner neuen Stelle total begeistert. Die Bedenken der Ärzte und Therapeuten, dass ich nicht mehr in meinem alten Beruf arbeiten sollte, wollte ich nicht hören. Die Probleme lagen ja nur bei meinem alten Job, Arbeitgeber, Kollegen, usw. Als ich zwei Wochen bei der neuen Stelle gearbeitet hatte lag ich wieder auf der Nase, und es war schlimmer als vorher. Ein Arzt aus der Klinik schrieb mich sofort krank. Ich wollte die Krankmeldung nicht, weil ich Angst davor hatte gekündigt zu werden. Der Arzt meinte nur: "Das wäre das Beste, was Ihnen jetzt passieren kann." Ich hatte mich sehr über diesen Arzt geärgert und dachte mir nur: toll, er ist ja auch nicht in dieser Situation. Ich habe mir damals auch sehr viel Sorgen um meine Existenz gemacht, ich war insgesamt 14 Monate krankgeschrieben und wollte auch nicht in Hartz IV reinrutschen. Alle Therapeuten und Ärzte sagten nur: "Jetzt werden Sie doch erstmal ruhiger, vorher können Sie sowie so nicht arbeiten." und ich sah die Zeit nur weiterlaufen. Damals dachte ich auch, dass mich kein Arzt und kein Therapeut versteht. Aber jetzt bin ich sehr froh darüber, dass so viele Menschen auf mich aufgepaßt haben, denn ich selber konnte es damals nicht!!!

Es klingt hart, aber vielleicht solltest Du Dich wirklich erstmal auf die Therapie und auf den Therapeuten einlassen! Ich denke, dass Du mit dem Thema "Arbeit" einfach noch zu voll bist und Dein Therapeut dies erkennt. Versuche es doch mal von der Seite zu sehen, dass er auf Dich aufpaßt. Wenn es wirklich die Chemie ist, die zwischen Euch nicht stimmt, dann kannst Du immer noch wechseln!

Ich hoffe, meine Antwort war nicht zu hart!!!

Viele liebe Grüße,
Schneeball
Regenwolke
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Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Regenwolke »

Hallo LaraMaria,

wichtig scheint mir, dass du auf dich hörst und deinem eigenen Gefühl vertraust. Ein Therapeut kann raten, aber nicht wissen, was für dich richtig ist.
Mir scheint, dass du dir momentan eher jemanden wünschst, der bereit ist, die zukünftige Stellensituation und die alten Arbeitserfahrungen mit dir zusammen anzusehen und an deinen Ängsten zu arbeiten. Und wenn du dich bereit dazu fühlst, klingt das für mich sinnvoll. Daher würde ich an deiner Stelle dem Therapeuten sagen, dass du etwas anderes von der Therapie erwartest und wenn er nicht bereit ist, sein Konzept mit dir abzustimmen, würde ich um einen Therapeutenwechsel bitten.

LG, Wolke
LaraMaria
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Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von LaraMaria »

Hallo!

Ich danke euch für eure Antworten.
Gestern nach der Therapie hatte ich noch Pilates-Kurs und danach wollte ich hier keine Probleme mehr wälzen. Ich war mit mir so zufrieden.
Die Therapie hat dazu allerdings wenig beigetragen. Als ich bei ihm rausging, war ich sauer. Statt mich aufzubauen, hat er mich durch seine Bemerkungen zu meiner neuen Stelle fast wieder in eine Schieflage gebracht. Es war sehr negativ, was er dazu gesagt hat. Ich hatte eine Auflistung meines künftigen Aufgabenfeldes mitgebracht, die allerdings noch sehr grob ist, weil eine genaue Stellenbeschreibung für alle Mitarbeiter, die diesem Abschnitt angehören werden, noch erstellt werden muss. Sowas sind normale Abläufe. Dabei ist nichts, was man schräg finden müsste.
Er meinte dann abfällig zu mir "ach, dann kriegen Sie da wohl ein Schürzchen umgebunden auf dem steht Mädchen für alles, oder wie?" Und grinste mich an.
Also, ich weiß ja nicht, ob sowas "normal" ist. Ich fand es unmöglich!
Vielleicht will er mich provozieren, meine Strapazierfähigkeit testen oder was weiß ich...
Mir wäre es lieber, ich wüsste, was er "im Schilde" führt. So, wie er zzt vorgeht, setzt er immer mehr das Vertrauen in den Sand. Aber vielleicht will er das ja auch. Vielleicht will er ja gar nicht mehr mit mir arbeiten. Das sollte er mir dann auch sagen, oder?
Naja, jedenfalls habe ich ihm ganz sachlich geantwortet und ihm erklärt, wie das weitere Vorgehen sein wird, dass z.B. meine Vorgesetzte und ich demnächst über meine detaillierten Aufgaben sprechen werden.

Am Ende, und da komme ich zu dir, WIRA, entließ er mich mit den Worten "Ziehen Sie sich doch nicht jeden Schuh an, manche können Sie auch einfach in die Ecke werfen!" Im Ernst, solche Empfehlungen kann ich auch bei meiner Nachbarin oder beim Frisör kriegen.
Für und Wider des Jobs brauche ich eigentlich gar nicht aufschreiben. Ich denke ständig darüber nach und ich habe mich schon dafür entschieden.

@Schneeball: Ich habe mich auf ihn eingelassen, aber in den letzten Sitzungen sein Konzept nicht mehr verstanden. Es hat mich auch langsam genervt, dass er immer wieder dieselben Platten aufgelegt hat, z.B. hat er ständig wiederholt, dass ich ein großes Bedürfnis nach Perfektion und Kontrolle (über Situationen) habe. Ja, das hab ich verstanden. Ich behalte das im Blick und versuche, mein Verhalten zu ändern. Wenn jemand es dann ständig wiederholt, kommt es mir irgendwann so vor, als halte er mich für dumm oder vergesslich, was ich beides nicht bin.

@Wolke: Du triffst es auf den Punkt. Da ich mich bereits für den neuen Job entschieden habe, möchte ich jetzt "trainieren", damit ich da gut starten kann. Ich möchte meinen Ängsten begegnen, mich ihnen stellen. Ich möchte ansehen, wo ich selbst in Situationen einen Anteil daran hatte und was schlecht gelaufen ist, wann ich evtl ungeschickt war, was ich besser machen kann. Ich möchte Kompetenz in schwierigen Situationen (wie z.B. Mobbing) erreichen und dafür mache ich die Therapie.

Ich werde zum nächsten Mal meine aktuellen Therapieziele aufschreiben und ihn fragen, ob er mir dabei helfen will oder nicht.

Außerdem hat er mir die Aufgabe gegeben, über die mobbende Kollegin aufzuschreiben, warum sie eine so große Bedeutung für mich hat. Tja, mal sehen, was das dann wieder soll... (hab es schon erledigt)

Ich denke, über kurz oder lang wird ein Therapeutenwechsel stattfinden. Vielleicht ist sein Spezialgebiet einfach ein anderes...

Ach, und zufrieden war ich dann gestern abend, weil ich nicht in Schieflage geraten bin, sondern stabil und bei mir geblieben bin, mich gut auf den Pilates-Kurs konzentrieren konnte und auch mit dem Gefühl, dass er mir wohl keine Hilfe für den neuen Job-Start sein wird, nicht in Angst und Panik verfallen bin. Ich komme wieder ganz gut klar mit solchen Widrigkeiten und das macht mich recht stolz.
Ein paar Punkte auf mein Selbstwertkonto!

Viele Grüße
LaraMaria
ride_on

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von ride_on »

Hallo Lara,

LaraMaria schrieb:

> Ich könnte in der Einrichtung darum bitten, den Therapeuten zu wechseln. Denkt ihr, dass das Sinn macht?
Ich denke, dass es Sinn macht, wenn du deinem Gefühl folgst. Und nach dem, was du schreibst, tut dir dieser Mensch nicht gut. Deine Suitation kenne ich aus der stationären Psychotherapie. Gleicher Therapeut in Gruppen- und Einzeltherapie. Keine Wahl hinsichtlich Therapeut. Therapeutenwechsel wurde abgelehnt. Da bin ich dann letztendlich lieber gegangen, als mir das weiter anzutun.

He, du bist doch nicht dumm! Du weißt selbst am besten, was dir gut tut! Und wenn es dieser Therapeut in dieser "Einrichtung" nicht ist, dann gibt es genügend andere, die es sein könnten. Musst du halt probieren.

(Schneeball)
> Es klingt hart, aber vielleicht solltest Du Dich wirklich erstmal auf die Therapie und auf den Therapeuten einlassen!
Ja, das habe ich ewig lange Zeit auch gedacht... Am Therapeuten kann's ja nicht liegen, der ist doch Experte, der weiß, was er tut, und der will dir helfen. Also muss es an dir liegen, wenn es nicht klappt... Usw. usf.

Mittlerweile denke ich dazu nur noch: Blödsinn, wie konnte ich so lange so einen Quatsch glauben. "Einlassen" muss sich der Therapeut ebenso wie der Klient. Und wenn der dazu im persönlichen Kontakt mit Klient x unfähig ist und nur seinen angelernten Standard-Sermon runterbetet... warum sollte der Klient da in Vorleistung treten. Wer soll hier denn wem helfen, weil er das helfen als Beruf ausübt? Ein Psychotherapeut muss auch in der Lage sein, selbst zu sagen: sorry, mit uns beiden wird das nichts. Ich kann sie nicht leiden / ich kapiere ihr Problem nicht / ihr Problem interessiert mich nicht. Wird aber kaum einer tun, schließlich geht's auch um viel Geld. Aber wer bezahlt wen?

Ich bezahle jedenfalls keinen Klempner, den ich nicht leiden kann, und der einen Wasserschaden verschlimmert, statt ihn zu beheben. Wenn ich nasse Füße habe und ihn deshalb rufe, ein Vierteljahr später aber schon nasse Hüften habe... Dann wäre es doch ziemlich unsinnig, im steigenden Wasser zu stehen und nur zu denken "ach mein Gott, ist ja meine Schuld, dass ich bald ertrinke, vielleicht hätte ich mich auf genau diesen Klempner nur IRGENDWIE WIRKLICH ERSMTAL EINLASSEN müssen...

Kann man machen. Ich steige in so einem Fall lieber aus dem Wasser und konsultiere die Gelben Seiten

Viele Grüße,
Stefan
68
Beiträge: 57
Registriert: 1. Mär 2010, 12:00

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von 68 »

Hallo LaraMarie und Stefan,

sicher trifft man auch auf Therapeuten, mit denen es nicht klappt. Dann ist es auch besser den Therapeuten zu wechseln. Bei meiner Suche nach einem niedergelassenen Therapeuten ist es mir auch dreimal passiert. Ich wußte direkt, dass es nichts bringt. Ich spreche ja auch gar nicht ab, dass die Chemie zwichen Therapeut und Patient manchmal nicht stimmt, und man sich dann besser einen anderen Therapeuten sucht. Das habe ich auch so geschrieben: "Wenn es wirklich die Chemie ist, die zwischen Euch nicht stimmt, dann kannst Du immer noch wechseln!"

Ich habe von meiner Erfahrung berichtet und die war nunmal so, dass ich auch lernen mußte Dinge von Therapeuten zu akzeptieren, die mir gar nicht geschmeckt haben. Sicher waren es Therapeuten, wo die Chemie stimmte und ich mir dann überlegt habe, ob da nicht doch etwas Wahres dran sein könnte. Aber das war nunmal meine Erfahrung und ich wollte nur darüber berichten. ES WAR KEINE KRITIK!!!

Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und die halt nicht immer gleich sind! Wichtig ist doch nur, dass es einem besser geht. Der Weg dahin kann bei jedem ganz unterschiedlich sein!

Grüße,
Schneeball
ride_on

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von ride_on »

Hallo Schneeball,

> Aber das war nunmal meine Erfahrung und ich wollte nur darüber berichten. ES WAR KEINE KRITIK!!!(...) Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und die halt nicht immer gleich sind! Wichtig ist doch nur, dass es einem besser geht. Der Weg dahin kann bei jedem ganz unterschiedlich sein!
Da sind wir uns einig. Und Kritik ist nicht per Definition negativ. Warum ruderst du zurück? Hast du doch nicht nötig. Jeder hier kann nur von seinen eigenen Erfahrungen berichten. Und der Therapeut, den ich persönlich und/oder von seinen Methoden her auf den Tod nicht ausstehen kann, mag vielen anderen sehr gut helfen. Ist halt individuell. Das wollte glaube ich auch niemand in Frage stellen.

Viele Grüße,
Stefan
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von LaraMaria »

Hallo noch mal an die Antwortenden!

Gestern habe ich endlich mal allen Mut zusammengenommen und meinem Therapeuten gesagt, dass ich wechseln will. Das war echt nicht leicht und ich hab es auch lange vor mir her geschoben. Allerdings hatte ich auch gar nicht mehr so viele Therapiestunden seit ich diesen Beitrag aufmachte, ich glaube, danach nur 2 Termine. Dann hatte ich quasi "Weihnachtsferien" und als diese sich dem Ende neigten und ich wusste, dass ich nun wieder alle 2 Wochen bei IHM sitzen würde, da ging es mir nicht gut. Es gab auch noch andere "es geht mir nicht gut"-Auslöser, aber dieser war schon stark.

Er hat mich dann gleich zu Anfang wieder in ein Gespräch gebracht, welches ich so gar nicht wollte. Ich wollte eigentlich gleich zu Anfang über den Wechsel sprechen. Es war echt schwer für mich, ihm dann zu sagen "stopp, ich will über was ganz anderes sprechen!", aber ich hab's gemacht und ich bin ein bißchen stolz jetzt.

Es ist wohl auch gar nicht das Problem zu wechseln.
Ich habe mich ein wenig um die wahren Gründe gedrückt und ihm gesagt, ich würde künftig lieber mit einer Frau sprechen, ich hätte eben auch eine HausärztIN und eine PsychiaterIN und dabei bemerkt, dass es mir mit einer weiblichen Behandlerin besser geht.

Aber was ich bisher verschwiegen habe, ist folgendes:
es ist eine ganze Weile her und da ist auch der "Bruch", wie ich denke.
Es war Mitte Oktober, da kam es in der Therapiestunde dazu, dass er meinte, ich könne eine "Körperübung" mit ihm machen. Wir hatten erarbeitet (bis heute kann ich das nicht wirklich "unterschreiben", es ist aber seine feste Meinung), dass ich mich nicht wichtig genommen fühle.
Er bat mich dann, die Augen zu schließen und ich sollte mir dieses "nicht wichtig sein" als einen Berg vorstellen und dass ich dann versuche, diesen Berg wegzuschieben.
Danach wollte er, dass er der Berg ist und ich ihn schiebe.

Und da ist das Ganze -glaube ich- gekippt.
Ich dachte nur "warum will der, dass ich ihn anfasse?" Und dann hab ich "die Schotten dicht gemacht" und seitdem geht es nicht mehr. Ich habe mich natürlich auch strikt dagegen gewehrt, die Übung zu machen.
Er interpretierte das dann so: "ja, Sie hatten ja Magersucht und alle Magersüchtigen haben ein gestörtes Gefühl zu ihrem Körper und können sich daher nicht auf Körperübungen einlassen".
Ich hab das meinem Mann erzählt, der wäre fast geplatzt vor Wut.

Wie denkt ihr über diesen Vorfall?
(Meine Magersucht ist über 20 Jahre her und besiegt; ich bin heute schlank und sportlich, aber nicht mehr essgestört).

Ich bin froh, dass ich das gestern gemacht habe.
Und ich habe auch keinen Zweifel, dass ich diese "Berg-Übung" mit einer Frau machen kann.
Es müsste mir nur noch mal jemand erklären, wozu das eigentlich gut sein soll.

Ich freue mich, wenn ihr mir eure Meinung schreibt!

Liebe Grüße
LaraMaria
Bangalore
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Registriert: 13. Sep 2007, 19:08

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Bangalore »

Hallo LaraMaria,

ich finde, Du hast alles richtig gemacht.

Mir kommst es so vor, als hätte sich der Therapeut zu Anfang eine Meinung von Dir gebildet und an dieser hält er fest. Egal, was Du ihm erzählst oder noch erzählt hättest. Dazu der unverschämte Tonfall - das braucht kein Mensch.

Was die Platitüden angeht, ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass viele Therapeuten nur Binsenweisheiten von sich geben. Die Sprüche ähneln sich teils wortwörtlich. Ich hoffe für Dich, dass Du bald andere Erfahrungen machst.

Zusätzlich würde ich Dir raten, das eine oder andere Buch zum Thema "Mobbing" zu lesen (wenn Du das nicht sowieso schon tust). Verlass Dich nicht nur auf die Therapie.

Lg.
Bangalore
LaraMaria
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Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von LaraMaria »

Danke, Bangalore.
Das Thema Mobbing ist tatsächlich noch gar nicht behandelt worden. Ich glaube, ER glaubt mir nicht.
Ich habe eine Reha bewilligt bekommen für 6 Wochen und die Klinik hat die Haupt-Themen Burnout und Mobbing. Ich hoffe, dort Hilfe zu bekommen.
Aber wenn du mir ein gutes Buch empfehlen kannst, wäre ich dir sehr dankbar. Ich lese gern, aber man erwischt ja nicht immer unbedingt ein "gutes" Buch. Eine Empfehlung ist oft hilfreich.

Liebe Grüße
LaraMaria
Bangalore
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Registriert: 13. Sep 2007, 19:08

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Bangalore »

"Die Masken der Niedertracht" ist nicht schlecht.
Andreas01

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Andreas01 »

@LaraMaria,
>>>Wie denkt ihr über diesen Vorfall?<<<

man könnte sich z.B. denken:

http://www.heilberufsrecht.de/Abstinenzgebot.html

Gruß
Andreas
Regenwolke
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Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Regenwolke »

Ich denke, deine Entscheidung für einen Therapeutenwechsel ist richtig. Eine Körperübung kann immer nur ein Angebot sein und m. E. gehört es nicht kommentiert (schon gar nicht mit einer so unqualifizierten Bemerkung), wenn jemand sie ablehnt. Er hätte doch statt dessen mit dir gemeinsam überlegen können, was in dir vorging, als er dir die Körperübung vorschlug.

Ich wünsch dir, dass du in der Reha auf Therapeuten triffst, die deine beruflichen Themen ernst nehmen.
maggy
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von maggy »

Hallo Andreas,

ja, das könnte man denken.

Ich möchte hier aber mal eine Lanze für die Körpertherapeuten brechen (oh Gott, das
hört sich ja sehr kriegerisch an, aber ich denke Du weißt wie ich es meine).

Ich habe jahrelang Körpertherapie gemacht, Berge von mir geschoben,
wild um mich geschlagen, manchmal fühlte ich mich mit meinem
Therapeuten wie in einem Ringkampf.
Ich bin vor 40 Jahren von 4 Männern vergewaltigt worden, die mir unmißverständlich
klar machten, dass sie mich umbringen, wenn ich um Hilfe schreie oder mich wehre.
Das war über Jahrzehnte in meinen Körperzellen gespeichert und ich konnte es nur
löschen indem ich die Szene in der Körpertherapie wieder und wieder
erlebte und das schreien und wegschieben und
um mich schlagen ausführte, das damals nicht möglich war.

Die wenigsten Körpertherapeuten haben sexuelle Phantasien wenn sie mit Ihren
Patienten arbeiten und noch weniger führen sie aus.

Liebe LaraMaria,

ich kenne Deine Lebensgeschichte nicht aber es ist sicherlich sinnvoll
wenn Du Dir einen neuen Therapeuten, oder wie
Du bemerkt hast: noch besser eine Therapeutin
suchst. Denn Vertrauen auf beiden Seiten ist
die wichtigste Grundlage für eine Therapie (egal welcher Art) die gelingen soll.

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
lowrider60sec

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Maggy

Ich bin ja schwer zu erschüttern, aber deine Geschichte ist mir jetzt sowas von nahe gegangen.

Was soll ich dir dazu jetzt schreiben ? Dass ich hoffe, dass du irgendwann darüber hinwegkommen wirst = Blödsinn und fade Worte. Das, was ich bisher von dir lesen durfte, hat mir ein Bild von dir vermittelt dass du deinen Weg gefunden hast im Leben.
Und, deine Worte sind stets hilfreich für die Leser .

LG
lowrider
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von Secret »

Hallo LaraMaria,

wenn Du wirklich bereit bist wieder zu arbeiten kann Dir speziell bei Mobbing eventuell eher ein Coach helfen.

LG
M.
LG

Secret
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von maggy »

Hallo Lowrider,

es war nicht meine Absicht Dich schwer zu erschüttern.
Ich wollte nur darlegen wie wichtig die Körpertherapie für mich war.

Ich habe die Ereignisse nicht nur verarbeitet sondern, was meines Erachtens
noch wichtiger für mich war:
Ich konnte das alles in mein Leben integrieren; denn sonst hätte
mir ja ein Teil meines Lebens gefehlt.
Der Teil, den ich Jahrzehnte verdrängt hatte, weil in
diesem Augenblick der Schmerz für mich nicht auszuhalten gewesen wäre.

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

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lowrider60sec

Re: gehe nicht mehr gern zum Therapeuten

Beitrag von lowrider60sec »

>>Ich konnte das alles in mein Leben integrieren; denn sonst hätte
>>mir ja ein Teil meines Lebens gefehlt.>>

Hallo Maggy,

Sehr schön geschrieben !
Alles was wir erlebt haben - leider auch die unschönen Dinge - sind ein Teil unserer Geschichte. Auch wenn wir nicht alle gleich gut damit umgehen können, es bleibt und wird uns nie loslassen.

Du scheinst eine sehr weise Frau zu sein (liegt vielleicht am Alter, habe irgendwo gelesen dass du 60 geworden bist :=) )

LG
lowrider
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