Bin auch neu hier...

Antworten
Tamandua
Beiträge: 26
Registriert: 17. Nov 2010, 10:52

Bin auch neu hier...

Beitrag von Tamandua »

...und möchte erstmal ein paar Sätze über mich sagen, bevor ich hier unbekannterweise in andere Threads reinplatze.

Ich bin 30 Jahre alt und habe inzwischen seit über zwei Jahrzehnten das Gefühl, "nicht normal" zu sein, was sich in verschiedenen Symptomen geäußert hat/noch äußert.
Die ganze Zeit dachte ich immer, ich müsste mich eben zu meinem Glück zwingen, d.h. ich glaubte, wenn ich noch bessere Noten hätte oder endlich mal abnehmen würde, wenn ich immer nett zu allen Leuten wäre usw. würde ich genug gemocht werden, um auch mich selbst zu mögen.
Haha... hat natürlich nie funktioniert.
Ich habe mich immer von einem Ziel zum nächsten durchs Leben gehangelt. Wenn eins erreicht war, war es natürlich nicht gut genug und dann kam eben das nächste Ziel.
Kurz vor Ende meines Studiums hatte ich ein körperliches Problem, konnte die Klausur nicht schreiben...da ging dann gar nichts mehr. Nach einigen Monaten Psychiatrie habe ich mich dann doch aufgerafft, mein Studium zu beenden, weil ich dachte, dann würde vielleicht endlich "alles besser" - 1,5 Jahre nach der ursprünglich geplanten Prüfungsphase war ich dann endlich fertig damit (was nichtmal mehr meinem Ego was genützt hat).
Ich war weiterhin down. Geändert hatte sich nur, dass ich mich um keinen Preis mehr zu Leistungen zwingen wollte. Wenn irgendwer auch nur den leichtesten Druck ausgeübt hat, ist bei mir ne Sicherung durchgebrannt. Ich habe in den letzten drei Jahren auch gar nicht gearbeitet. Dafür aber eine sinnlose Psychiatrie- und Therapie-Karriere hinter mir.

Im Februar habe ich dann meine psychiatrische Behandlung abgebrochen, da es für mich keinen Sinn hatte, etwas zu machen, was zu keiner Veränderung führt. Habe mich einfach geschämt für meine Unfähigkeit, mich zusammenzureißen.
Naja, mir ging es dann tatsächlich sogar besser, schon allein weil dieses Schamgefühl weg war, aber sicher auch, weil es ja auf die hellere Jahreszeit zuging und ich keine Medikamente mehr genommen habe (die eigentlich nur den Effekt hatten, dass ich noch träger als gewöhnlich war).
Habe wenig geschlafen (und bin mir dadurch annähernd wie ein Mensch vorgekommen) und Pläne gemacht, wie ich etwas Geld verdienen könnte. Wollte mich selbstständig machen. Zum Glück habe ich fast gar kein Geld investiert (für meine Verhältnisse schon, aber ich habe jetzt keine Schulden), denn natürlich ist nichts daraus geworden. Ich bin nicht gut genug dafür und die Energie fehlt mir sowieso.

Jetzt ist wieder alles so grau in grau.
Eigentlich habe ich so manches geschafft, was meine "Macken" betrifft, z.B. habe ich mich seit einem Jahr nicht mehr selbst verletzt.
Aber was mich so furchtbar stört, ist diese bescheuerte Antriebslosigkeit und dass ich wegen jeder Kleinigkeit völlig "erschöpft" und "gestresst" bin.

Ich erwarte gar nicht, dass alles supertoll wird und ich plötzlich Spaß an dem Ganzen habe, aber ich würde doch gerne einfach mal wie ein normaler Mensch funktionieren (also: arbeiten gehen, Freunde treffen usw).

Eine Therapie kommt für mich zur Zeit nicht in Frage, obwohl ich schon häufiger darüber nachdenke. Irgendwie hätte ich Angst davor, dass ich da zu irgendwas gezwungen werde und dadurch wieder in alte Verhaltensmuster zurückfalle (quasi, um den Zwang zu kompensieren), was ja etwas kontraproduktiv wäre. Ich wüsste auch nicht, über was ich da noch reden sollte. Habe das Gefühl,schon alle Achtsamkeits- und Selbstmotivations-Tricks usw. durchdiskutiert zu haben.

Das klingt jetzt sicher extrem anmaßend: ich glaube, ich weiß, wie ich es angehen müsste.
Ich scheitere nur immer an der Umsetzung.
Und die möchte ich aber im Alltag und bei selbstbestimmtem Tempo (allein) schaffen.
Nicht sehr klug. Anderen würde ich auch davon abraten. Aber ich habe nunmal das Gefühl, dass ich es - wenn überhaupt mal - nur so packen könnte, mich auf ein normales Leben umzutrainieren.

Sorry, dass es jetzt doch so viel Text geworden ist.
Danke fürs Lesen!!!
steppenwolf1

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Tamandua,

willkommen im Forum. Diese Therapiemüdigkeit kenn ich auch und auch den Frust über eine Klinikkarriere. Manchmal hab ich das Gefühl, dass es erstmal um Akzeptanz der Dinge geht, wie sie da eben sind inklusive Deiner Selbst. Es ändert sich zwar nichts an der Umgebung oder Dir selbst, aber dann regst man sich vllt. nicht mehr so auf, oder ist resigniert, weil man nichts auf die Reihe bekommt

Grüße wölfin
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von Clown »

Hallo Tamandua,

auch ich heiße dich willkommen.

Weißt du, was ich gerade dachte, als ich dein Posting las? Dass du erst einmal den Horcrux abnehmen solltest ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Begriffe_d ... ter-Romane

Wenn ich dich recht verstehe, hast du Psychopharmaka genommen, aber keine Psychotherapie gemacht?

Ich warte lieber auf deine Antwort, ehe ich mehr schreibe.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
steppenwolf1

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Clown,

oh ja .. .gestern war Premiere mit den Heiligtümern des Todes ... leider mit Panik. Ich bin aber auch schon neugierig, was Du T. antwortest ... Therapiekarriere hatte ich als weniger erfolgreiche Therapie verstanden. Nun denn ... ich *wink einfach mal rüber*
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von Clown »

Off topic: Wölfin,

ich hab' den 7. Band nur gelesen (auf Englisch ), den Film tue ich mir nicht an, die Trailer sind schon so düster. Aber das Ende im Buch hat mir gut gefallen, hat einen spirituellen touch, der nach meinem Gefühl gut gepasst hat.

Lieben Gruß!

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Tamandua
Beiträge: 26
Registriert: 17. Nov 2010, 10:52

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von Tamandua »

@ Clown
Eine "richtige" (ambulante) Therapie habe ich tatsächlich nie gemacht. Aber als was würdest Du es bezeichnen, wenn jemand monatelang mehrmals pro Woche quasi therapeutische Gespräche mit einem Psychiater hat? Und auch zahlreiche Sitzungen mit Psychologen, Familiengespräche usw. Und mindestens 100 Kunsttherapie-Stunden (wo ja sogar erwartet wird, dass man seine Gedanken vor Fremden ausbreitet) in der Psychiatrie.
Ich weiß, dass das wie eine lahme Ausrede klingt!
Aber ich habe es einfach so satt, mein Denken und Fühlen wieder und wieder durchzukauen, ohne dass ich mich dadurch ändere.

Eigentlich sollte ich nicht versuchen, mich zu verteidigen, weil ich weiß, dass das total uneinsichtig rüberkommt.
Ich hoffe einfach, dass es hier akzeptiert wird, dass ich gerade nicht den Mut habe, wieder große Änderungsversuche zu unternehmen. Ich fühle mich zwar schlecht, aber ich bin soweit stabil, dass ich meine Handlungen im Griff habe - und das ist mehr, als ich bis vor einem Jahr zu hoffen gewagt hätte. Mehr ist gerade nicht drin.
Momentan wäre eine Therapie einfach zuviel. Klar, manchmal wünsche ich mir schon eine Möglichkeit, meinen Frust irgendwo bei einer echten Person abzuladen. Aber nur abladen??? Das habe ich schon genug getan.
Damit ich wirklich an mir arbeiten kann, muss es mir besser gehen. Klingt vielleicht sehr komisch, aber ich kann es nicht besser ausdrücken. Also, ich müsste mich besser fühlen, um überhaupt offen für Veränderungen zu sein, um daran glauben zu können, dass ich mich ändern kann.
Nicht immer dieses "ich MUSS das jetzt machen, ich MUSS jetzt meine Angst überwinden", um bei Mitmenschen was zu erreichen (darunter würde auch fallen, dem Therapeuten was "beweisen" zu wollen). Sondern "ich MÖCHTE es selbst". Und das wäre bei mir gerade gar nicht drin, daher bin ich nicht zu einer Therapie bereit.
Ich bin irgendwie überzeugt davon, dass mich eine Therapie jetzt erst recht aus der Bahn werfen würde.

Naja, ich kanns nicht so richtig erklären...
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Bin auch neu hier...

Beitrag von Clown »

@ Tamandua

Du weißt am besten, was du brauchst, denke ich mir!

Vielleicht ist dieser Thread ein guter Schritt für dich:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1288285232
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Antworten