allein oder einsam?

MadMax
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Re: allein oder einsam?

Beitrag von MadMax »

Hallo!

>Es gibt nichts förderndes für Depressionen als Gefühle nicht zuzulassen und sich ihnen zu verschließen.<

Danke für diesen Satz Der lässt mich nachdenken und hilft vielleicht weiter

Rainer

MadMax
kormoran
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Re: allein oder einsam?

Beitrag von kormoran »

hallo ihr lieben,

den satz unterstreiche ich auch noch mal ... und schreibe ihn mir hinter die löffel (hoppla, da steht schon was ) .

das wäre so wichtig gewesen jetzt, als es mit mir bergab zu gehen begann und ich krieg's nicht hin. diese welle herankommen lassen und sehen, was sie ans ufer spült. es schließt sich da auch ein kreis, weil die hatte diesmal, glaube ich, auch viel mit alleinsein zu tun.

doch noch ein anderer gedanke zu den worten von ecureuille: nur wenn wir unsere eigene dunkelheit, die verdrängten gefühle zu uns selbst zulassen können und annehmen, schaffen wir den raum und die freiheit für die tiefen gefühle des miteinander?

allerdings dürfen wir dabei lernende bleiben - sonst sind wir dereinst uralt, heilig und sehr allein ... und die erfahrung, angenommen zu sein, hilft schon sehr dabei, zu lernen, sich selbst anzunehmen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
BD
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Re: allein oder einsam?

Beitrag von BD »

Hallo,

sehr wichtiges tiefes Thema.

Mir fällt es oft schwer die Gefühle,v.a. die negativen einfach zuzulassen und auszuhalten. Ich vermeide dann und sehe zu mich abzulenken oder so, aber es geht wirklich drum zu gucken, was will es mir sagen.Fehlt mir was? Und dieses innig sich auf andre einlassen, fällt mir grad noch so schwer. Vielleicht muss ich mich erst noch mehr auf mich einlassen...

Ich habe oft Angst davor, dass die Gefühle mich überrollen und ich ihnen hilflos ausgeliefert bin. Obwohl ich weiß, dass Gefühle kommen und auch gehen. Geht es euch auch so? Wie geht ihr das an, die Gefühle zuzulassen? Ich habe den Eindruck, dass da ja auch ganz oft automatische Vermeidungsmechanismen einsetzen.

Meine Therapeutin meinte auch, dass es bei mir darum geht, die ganze Bandbreite der Gefühle wieder zu leben. Und jetzt wo ich das Empfinden habe, dass die Depression zurückweicht, geht das ja vielleicht auch wieder.

Etwas ratlos grüßt
Waldsee
eligeo71
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Registriert: 25. Aug 2006, 01:01

Re: allein oder einsam?

Beitrag von eligeo71 »

Hallo ecureuille,

Rainer, du bist ein Mensch, der anderen gut tut! Glaub an dich, an deine einfühlsame und herzliche Art, mit der du auf die Menschen zugehst!

meinst du damit wirklich mich? Also, jenen R. der beim SoT in Hoetmar zwar aufmerksamer Zuhörer war, aber sich überwiegend in Schweigen gehüllt hat? Ach, ich wünschte, ich könnte das was du schreibst einfach so annehmen und wirken lassen!

Hallo Waldsee,

schon rein "technisch" gesehen haben Gefühle eine kürzere "Standleitung" als Gedanken. Das bereitet meinem Verstand - der die Kontrolle für sich beansprucht - Unbehagen und so versucht er vorbeugend vermeidend einzugreifen. Es wäre aber viel gesünder nur regulierend einzugreifen, d.h. der Wahrnehmung/dem Gefühl erst mal freien Lauf zu lassen und danach mit etwas Abstand (wenn möglich aus der Beobachterposition) zu sortieren. Wie komme ich dahin?

Da sind viele verschiedene Puzzleteile die jeder Mensch, den eigenen Bedürfnissen entsprechend, zu einem grossen Ganzen zusammenzufügen hat. AHA-Erlebnisse sind z.B. solche Puzzleteilchen; andere lassen sich aus dem riesigen Wissen zu dem wir Zugang haben herausfiltern. Alles, was ich im jeweiligen Augenblick als tief stimmig empfinde ist brauchbar. Ich muss nur flexibel bleiben, d.h. beispielsweise verblichene Puzzleteilchen restaurieren, eventuell ersetzten und die Inhalte im Einklang mit meinem Erkenntnisstand neu deuten.

Ich versuche, meinem jeweiligen Kenntnisstand entsprechend, mir Alles so zurechtzulegen, wie ich es begreifen kann, so à la Pipi Langstrumpf: "Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt!"
'S Leben ist ein Spiel, das jeder Mensch irgendwann verliert. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich so manches gelassener angehen.

Hoffe, dies war jetzt nicht allzuviel Stuss à la Rainer Langstrumpf.

LG, Rainer

MadMax, Kormoranin
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Beitrag von ecureuille »

Hallo,

einmal Gefühle zugelassen wird man verletztlich, die Angst kommt. Jedoch, sie hat zwei Seiten: sie kann einerseites lähmend wirken, andererseits aber schützt sie uns auch.
Doch ich möchte auf meine Gefühle vertrauen, die stärker sind als es die Angst je zu sein vermag!

"Prüfe alles, aber behalte das Gute" (Ap. Paulus)
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Beitrag von ecureuille »

Lieber Rainer,

es bedarf nicht immer vieler Worte. Versuche es anzunehmen. Wenn ich es nicht so meinte, hätte ich es nicht geschrieben.

Liebe Grüße
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Beitrag von ecureuille »

Hallo,

ich erwecke diesen Thread mal zu neuem Leben, da das Thema für mich wieder sehr präsent ist.

Die letzten Wochen war ich ja in der Klinik. Dort habe ich wunderbare Menschen kennengelernt und wiedergetroffen. Wir haben viel gelacht, waren albern, haben geredet. Ich war einfach nie allein und schon gar nicht einsam, da ich mich wie selten so angenommen gefühlt habe wie ich bin.

Nun bin ich wieder zu Hause und fühle mich einsamer denn je. Ich spüre, dass mich mit meinen Mitbewohnern keine Freundschaft verbindet, sonst habe ich auch keine wirklichen Freunde. Das einzige was mich aufrecht erhält sind die Verbindungen zu den zwei mir liebsten Menschen aus der Klinik.

Ich weiß, woher die Einsamkeit kommt: Die Prüfung steht vor der Tür, Versagensängste, Angst nicht zu genügen machen sich breit, mein Vater meldet sich mal wieder nicht mehr und ich bin auch einfach ein wenig allein.

Doch das Wissen darum nimmt mir dieses tiefe Gefühl der Einsamkeit auch nicht.

Na ja, am Wochenende treffe ich mich mit meinem Bruder und den lieben Menschen aus der Klinik. Das wird mir sicherlich gut tun.

Liebe Grüße
ecureuille
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: allein oder einsam?

Beitrag von mbm22 »

Liebe ecureuille !

Zunächst freue ich mich für Dich, dass Du wieder zu Hause bist, wenn es auch, dort angekommen, nicht einfach für Dich ist.
Ich kann es gut verstehen, dass Du die Kontakte aus der Klinik, die so anderen Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen, jetzt schmerzlich vermisst.

Dort gab es sicher mehr Raum für die eigenen Gedanken, die eigene Bedürftigkeit.Ich denke oft, dass depressive Menschen viel sensibler sind für die Bedürfnisse anderer, weil sie dieses ja von sich selber nur allzu gut kennen.

Außerdem ist es vielen Depressiven sehr wichtig, für einen anderen da zu sein, böse gesagt auch als Helfer-Syndrom benannt. Doch daran ist nicht nur Schlechtes. Ich merke an mir, dass ich gerne für andere Menschen da bin, dass es eine wichtige und erfüllende Aufgabe sein kann, auf deren Bedürfnisse einzugehen und sie damit zu nähren und zu stärken.

Gleichzeitig läuft man dabei allerdings auch immer Gefahr, sich zu sehr auf andere zu konzentrieren und die eigenen Bedürfnisse außer Acht zu lassen.

Mir fällt es meist sehr schwer, meine eigenen Bedürfnisse mitzuteilen, anderen zu sagen, was ich von ihnen erwarte, was ich für mich brauche, damit es mir nicht schlecht geht. Es ist mir oft peinlich, oder ich denke, dass ich doch selbst besser für mich sorgen können müsste. Auch die Annahme des Nicht-Könnens ist schwer. Die anderen kriegen es doch auch hin. Warum ich nicht?

Viele dieser Gedanken trennen mich von den Mitmenschen in meinem Umfeld, was in mir ein Gefühl von Einsamkeit erzeugt. Ich gehöre nicht dazu, sie verstehen mich nicht, ich passe nicht zu ihnen. Eigentlich müsste ich anders sein, um mich zugehörig zu fühlen.
Doch ich bin eben nicht anders, sondern eben so wie ich bin. Könnte ich überhaupt anders sein? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß für mich, dass ich authentisch sein möchte und mich nicht in meiner Persönlichkeit verbiegen möchte.

Ich möchte mir meine Sensibilität für andere Menschen erhalten, auch auf die Gefahr hin, meist mehr zu geben, als von anderen zu erhalten, vielleicht sogar nur benutzt oder ausgenutzt zu werden.

Den Wunsch, dass ich in meinem Leben auf Menschen treffe, denen ich mit meiner Bedürftigkeit und Schwäche entgegentreten darf, möchte ich noch nicht aufgeben, auch wenn ich manchmal starke Zweifel habe, ob es dieses in meinem Leben für mich gibt. Mit diesem Wunsch fühle ich mich allein, aber nicht einsam, weil ich spüre das ich in diesem Punkt wirklich hinter mir stehe und mich so annehmen kann.

Liebe ecureuille, ich wünsche Dir für die nächste Zeit viel Mut und Kraft, sowie ganz viel Achtsamkeit für Dich.
Spüre ganz tief in Dich hinein und nehme für Dich war, wie Du Dich fühlst, was Du Dir wünscht, was Du für Dich brauchst. Versuche, Dich genau so anzunehmen.

Es werden sich vermutlich auch in Deinem Umfeld nicht viele Menschen finden, die Dir wirklich gut tun. Doch Du hast Deinen Bruder und auch die wertvollen Kontakte aus der Klinik. Halte Dich einfach an diese Menschen, von denen Du Dich angenommen fühlst, die Dich stärken und Dir mit Wärme begegnen.

Ich wünsche Dir, dass Du diese Begegnungen an diesem Wochenende sehr genießen kannst und sie Dir Kraft für Deinen Alltag geben.

Alles Liebe für Dich

lernfee
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: allein oder einsam?

Beitrag von maribo »

Hallo liebe ecureuille,
hallo an Alle,

danke das du jetzt diesen "Faden" nochmal aufgenommen hast.
Seit Wochen lese ich im Forum und habe mich endlich getraut, mich anzumelden.
Das Gefühl der Einsamkeit kenne ich nur zu gut. Ich weiß, wie grausam dieses Fühlen ist.
Mir nimmt es manchmal die Luft zum Atmen.
Lange Zeit, nach meiner Scheidung vor 15 Jahren, war ich überzeugt, ein Mensch zu sein, der gut alleine leben kann. Doch die Gegenwart belehrt mich eines besseren. Alleine, einsam sein, kann weh tun.
Zwar habe ich meine Familie: Mutter, Vater; Tochter mit Lebensgefährten und seit einem Jahr ein wundervolles Enkelkind.
Mutter und Vater sind inzwischen alt und hilfebedürftig und meine Tochter geht in ihrem Beruf und ihrer kleinen Familie auf.
So finden sich selten Gelegenheiten, in denen wir uns begegnen.
Das ist für mich sehr belastend, umso mehr genieße ich die Zeit des Zusammenseins.
Meine Enkeltochter ist so ein Augenstern, sie freut sich, wenn sie Omi sieht. Ich spüre, gerade jetzt, wo ich an sie denke, ihre kleinen Ärmchen, die sie um meinen Hals legt, und ihr Köpfchen, dass an meine Brust geschmiegt ist.
Das sind meine Glücksmomente, und der Gedanke daran, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Das gibt mir immer wieder die Kraft zum Kampf gegen meine Depri-Phasen.

Ja, einsam sein ist schwer. Auch wenn ich mir immer wieder einrede, ich wäre eine dafür geschaffene Person.
Doch ich kenne auch die Ängste, das Einsamfühlen inmitten von Menschen, oft auch von engen Angehörigen.
Das Gefühl, wenn ich nach einem "Ausflug" ins "brausende Leben", zurück bin, bestärkt mich immer wieder im Glauben, ich sei ein Eremit, eine einsame Wölfin, die sich sich nur sicher fühlt in ihrer "Höhle". Und doch wünsche ich mir, ich könnte sein wie alle, normal eben.
Also, liebe ecureuille und alle die sich einsam fühlen, wünschen wir uns Kraft, um immer wieder aufzustehen und rauszugehen.
Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: allein oder einsam?

Beitrag von Kodiak »

Hallo,

ich habe den Beitrag gelöscht.

...tut nichts zur Sache.

Sorry, Dietmar
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: allein oder einsam?

Beitrag von Kodiak »

Liebe lernfee,
hallo ecureuille,
hallo maribo,

ich versuche es noch einmal. Weil ich die Situation von ecureuille gut nachvollziehen kann und mich auch in dem Posting von lernfee wiederfinde. Und maribo, ich glaube, dass kein Mensch dafür geschaffen ist, allein und einsam zu sein.
Mir ging es die meiste Zeit meines Lebens auch so. Ich zog mich zurück, war immer der Einzelkämpfer, Einzelgänger und nicht selten der Ausgegrenzte. Aber nicht immer haben mich die anderen dorthin gebracht. Manchmal war ich das selbst. Heute noch gibt es Situationen, da fühle ich ein ziemlich starkes Verlangen nach Flucht. Vor den anderen und vor dem Leben. Es geht nicht wirklich weil das Leben ja in mir ist, ich nehme mir nur etwas weg. Es gehört wohl auch Stärke dazu, sich scheinbar demütigen Situationen ohne Maske und Schutzpanzer zu stellen.
In der Klinik habe ich die Erfahrungen gemacht, die ecureuille beschrieben hat. Ich fühlte mich nie allein dort, vielleicht an den Wochenenden etwas, wenn die anderen im Wochenendurlaub waren, aber es war immer ein Ansprechpartner zugegen. Und weil ich nicht allein war, fühlte ich auch keine Einsamkeit. Ich sah sie draußen und wollte da nicht hin. Nicht raus aus der Klinik. Und ich habe auch die volle Zeit und ein bißchen mehr ausgereizt.
Draußen dann war ich wieder allein. Meine Freundin hatte beruflich mehr als genug zu tun und ich fühlte mich noch nicht arbeitsfähig. Also hatte ich lange viel Zeit zum nachdenken und ich bin die Therapie so gut es ging noch einmal durchgegangen. Mir wurde bewußt, was ich möchte, was ich brauche. Da bin ich dann ganz auf dem Weg von lernfee. Beziehungen sind etwas, was mir immer mehr als das Wesentliche am Leben erscheint. Das ist jedenfalls im Moment so. Vielleicht aber gibt es noch eine andere Möglichkeit und da bin ich auf der Suche. Denn Abhängigkeiten sind nicht die entgültige Lösung. Lernfee wurde enttäuscht und ecureuille sehnt sich schon nach ihrer Klinikbekanntschaft. maribo sehnt sich nach ihrer Enkeltochter.
Ich habe nur eine schwache Ahnung dessen, was da fehlt. Klar, die Beständigkeit vielleicht. Ich möchte aber irgendwann die Liebe in mir spüren und dennoch nach außen leben. Möchte mich nicht verlieben müssen, um mich so zu spüren. Will das nicht abgeben müssen, wenn der ander nicht mehr da ist.
Wenn ich mich als Mensch fühlen kann, der alles in sich trägt was er braucht, dann bin ich nicht mehr einsam und allein!
Wenn Du, liebe lernfee, Dich einmal so annehmen könntest, wie Du bist, dann wirft Dich das Leben nicht mehr so aus der Bahn. Du bist auf dem richtigen Weg, dass weißt Du.

Geht es noch jemandem wie mir?

Viele liebe Grüße

Dietmar
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: allein oder einsam?

Beitrag von mbm22 »

Liebe maribo,

erst einmal möchte ich Dich hier im Forum ganz herzlich willkommen heißen. Schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast und mitlesen und -schreiben magst.

Dein Beitrag hier zum Thema Einsamkeit hat mich sehr berührt, mich sehr an mein Denken vor einigen Jahren erinnert.
Ich habe mich vor 7 Jahren nach wirklich langjähriger Ehe von meinem Mann getrennt. Es gab ein Ereignis, was letztlich ein Auslöser war, aber wahrscheinlich nur das Fass zum Überlaufen gebracht hat, denn in dieser Beziehung war ich zuvor schon viele Jahre nicht glücklich, fühlte mich von meinem Partner schlecht behandelt, verletzt und gedemütigt und vor allem auch nicht mehr geliebt. Doch mit drei Kindern, schmeißt man nicht mal eben so alles hin, wählt einen Weg, bei dem man den Kindern den Vater nimmt. Es gab auch ganz viel Angst vor dem Alleinsein, es alleine mit den Kindern nicht schaffen zu können.

Doch es stellte sich nach der Trennung große Erleichterung ein. Ich war wie befreit von einer viel zu schweren Last, fühlte mich wieder als Mensch, der nicht nur Schlechtes verdient hat. Die kommenden Jahre habe ich mir mit den Kindern mit viel Kraft und Anstrengung ein neues Leben aufgebaut. Dazu gehörten nur die Kinder und ich, für einen Partner hätte ich weder Zeit, noch Kraft gehabt. So stellte sich bei mir das Gefühl ein, vielleicht doch besser alleine, ohne Partner leben zu können. Doch seit ca. 2 Jahren merke ich, dass ich mir nur etwas vorgemacht habe.

Inzwischen kann ich mir eingestehen, dass ich mir von ganzem Herzen einen Partner wünsche, eine intensive Beziehung für mich brauche, dass mein Leben ohne eine solche einfach leer ist.

Leider gibt es aber durch meine schlechten Erfahrungen mit Männern, so etwas gab's vor meiner Ehe leider auch schon, große Beziehungsängste. Ich möchte mich gerne einlassen, mutig sein, einfach auch mal etwas wagen, habe aber auch riesige Angst wieder enttäuscht zu werden.

Du meinst für ein Eremitenleben geschaffen zu sein, das klingt sehr hart. Mit dieser Härte bin ich auch lange Zeit mit mir umgegangen, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich es weder kann, noch wirklich will.

Ich frage mich, ob es wirklich Menschen gibt, die zum Einzelgänger geboren sind oder ob wir uns mit dieser Annahme nicht um die wichtigsten und erfüllensten Erfahrungen in unserem Leben,intensive, zwischenmenschliche Beziehungen, bringen.

Vielleicht geschieht dieses nur zum Schutze der eigenen Person, aus Angst vor anderen oder auch vor sich selbst und den eigenen Bedürfnissen, die sich melden und befriedigt werden wollen.

Liebe maribo, ich hoffe ich habe nicht zu wirr geschrieben und dass Du mit meinen Gedanken etwas anfangen kannst.

Vielleicht liege ich ja auch falsch, aber ich spüre bei Deinen Beiträgen, dass es bei Dir, auch wenn vielleicht noch ganz tief verborgen, andere Wünsche für Dein Leben warten, die Du mit der Zeit auch für Dich entdecken kannst und vielleicht auch wirst.

Herzliche Grüße

lernfee
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: allein oder einsam?

Beitrag von mbm22 »

Lieber Dietmar!

Du schreibstin Deinem Beitrag:

"Ich habe nur eine schwache Ahnung dessen, was da fehlt. Klar, die Beständigkeit vielleicht. Ich möchte aber irgendwann die Liebe in mir spüren und dennoch nach außen leben. Möchte mich nicht verlieben müssen, um mich so zu spüren. Will das nicht abgeben müssen, wenn der ander nicht mehr da ist.
Wenn ich mich als Mensch fühlen kann, der alles in sich trägt was er braucht, dann bin ich nicht mehr einsam und allein!"

Lieber Dietmar, ich kann Deine Worte da irgendwie nicht so richtig verstehen, würde es aber sehr gerne. Vielleicht magst Du mir noch einmal mit anderen Worten erklären, was Du meinst.

Ganz liebe Grüße

lernfee
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: allein oder einsam?

Beitrag von Kodiak »

Liebe lernfee,

als ich vor über einem Jahr mit der ambulanten Therapie begann, hat mich die Therapeutin gefragt, was mein Therapieziel ist, womit ich herausgehen möchte und wie ich dann sein will.
Ich antwortete ihr, dass ich unabhängig von der Aussenwelt werden möchte, was meine mentale Befindlichkeit angeht, dass ich für mich eine Stabilität finde, die mich vor Zusammenbrüchen schützt. Ich möchte in mir eine Kraft fühlen, die mich aufrecht hält, egal, was passiert.
Nachdem ich das ausgesprochen hatte, glaubte ich nicht daran, jemals dorthin zu gelangen. Die Therapeutin blieb aber ganz ruhig und ich dachte, wenn sie das nicht für eine Utopie hält, geht das vielleicht.

Letztlich wäre ich dann das, wofür mich gerade während meiner stationären Therapie zu Beginn viele gehalten haben. Der Fels in der Brandung. Ein Freund dort sagte zu mir, ich hätte die Mentalität eines Auftragskillers. Egal was passierte, ich blieb immer ruhig und rational.
Das stimmte natürlich nicht, es war nur eine Maske, um mich zu schützen. Und ich will da auch nicht hin.
Während dieser Therapie habe ich Erfahrungen gemacht, die mir deutlich machten, dass ich Beziehungen leben muss. Es waren zu Beginn nur winzig kleine Sachen. Eine Handberührung, ein Lächeln, ein nettes Wort. Manchmal konnte ich einfach nur physisch da sein und ich fühlte mich dazugehörig. Stellte mich einfach nur in die Nähe eines Menschen, dem es nicht gut ging und ich glaubte, ihm schon einfach nur dadurch zu helfen, anwesend zu sein.
Nach meinem Herzinfarkt habe ich gedacht, nun hast Du eine neue Chance erhalten. Es hätte vorbeisein können. Was hatte ich bis dahin aus meinem Leben gemacht? Nicht viel, wie mir schien. Sollte ich nicht jetzt all das tun, was ich wirklich möchte? Es könnte doch jederzeit zu Ende gehen. Ich muss jetzt leben. Aber es gibt keinen Schalter den ich umlegen kann und alles ist gut. Also wieder harte Arbeit und ich habe dabei die Unterstützung einer kompetenten Therapeutin. Wir wissen, dass Beziehungen mein Thema sind. In der Kindheit habe ich viel davon nicht bekommen, es damals natürlich nicht so gesehen. Die ganzen Verlustängste und die Angst vor dem Leben, welches ich nie schaffen würde, haben mich früh an Suizid denken lassen. Ich war einsam und allein. Schaffte mir eine eigene unreale Welt. Für Beziehungen war kein Platz.

Ich kann mich heute neben mein inneres Kind stellen und beschützen. Das geht schon. Ich habe auch einen Überblick über die Bewältigungsmechanismen, die ich entwickelt und benutzt habe und die heute überholt sind. Sie kommen noch mal vor, ich weiss darum und mache es dennoch. Ich verdräng sie aber nicht. Ich kann mir sagen, ich mach das jetzt, weil ich eifersüchtig bin, weil ich neidisch bin oder weil mir jemand unsymphatisch ist. Ich empfinde das und versuche, das nicht zu bewerten. Das gehört zu mir und ich kann damit leben.
Wenn ich mich so annehmen kann, kann ich auch dazu stehen. Jeder Mensch trägt von allem etwas in sich. Es gibt kein gut und kein schlecht.
Meine Therapeutin hat mir einige Buchausschnitte kopiert. Sollte ich mal lesen. Darin geht es um den Zustand der Glückseeligkeit im hier und jetzt. Das hat was mit Achtsamkeit zu tun. Vom Freimachen von Abhängigkeiten ist da die Rede. Ist ein wenig spirituell und ungewohnt. Deswegen schrieb ich auch, dass sich da soetwas wie eine Ahnung auftut. Ich weiss nichts richtig und möchte das im Moment nicht vertiefen. Vielleicht ist es auch völlig ungeeignet für mich.
Ich bleibe also auf dem Bezieungsweg und schau mal, wie weit ich komme.
Dass Du Dir die CD besorgst finde ich ganz toll. Ich hoffe, dass sie Dich dahin bringt, Dich etwas mehr anzunehmen, damit Du Dich mögen kannst. Das wünsche ich Dir sehr.

Liebe lernfee, ich wünsche Dir noch einen erholsamen Sonntagabend und eine guten Start in die neue Woche.

Viele liebe Grüße

Dietmar
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: allein oder einsam?

Beitrag von mbm22 »

Lieber Dietmar,

ich danke Dir herzlich für Deine Ausführungen. Ich glaube jetzt habe ich Dich in etwa verstanden, werde aber morgen noch mal in Ruhe alles nachlesen.

Morgen habe ich einen sehr langen, anstrengenden Tag. Nur beim Denken an morgen wird mir schon Angst und Bange. Ich fühle mich so erschöpft und leer, muss aber morgens von der Frühstunde bis 18 Uhr durchhalten. Außerdem zwischendurch meine Therapiestunde und zu allem Überfluss noch eine Dienstbesprechung. Mir ist das eigentlich alles zuviel.

Ich werde jetzt am besten zu Bett gehen und versuchen, noch Kraft für morgen zu schöpfen und versuchen mich mit meiner Angst etwas runterzufahren.

Lieber Dietmar ich wünsche Dir einen entspannten Abend und eine gute Nacht.

Sei ganz lieb gegrüßt

lernfee
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: allein oder einsam?

Beitrag von chrigu »

Liebes Eichhörnchen,

ich glaube, dass die Einsamkeit einem immer das Fehlen von etwas anzeigt. Deshalb kann man auch sehr einsam inmitten von Menschen sein. In der Klinik hast Du vermutlich Menschen getroffen, die Dich so angenommen haben wie Du bist und gut nachvollziehen können, womit Du zu kämpfen hast. Das fehlt draußen vermutlich, auch der vielleicht etwas behutsamere und nähere Umgang miteinander.

Wenn ich mich einsam fühle, dann ist das eine verkleidete Sehnsucht und ein unerfülltes Bedürfnis. Mittlerweile kann ich die Bedürfnisse und Sehnsüchte hinter diesem Einsamkeitsgefühl ganz gut identifzieren. Wenn es geht, dann kann ich sie auch für mich stillen, wobei einige Bedürfnisse natürlich nicht alleine zu stillen sind. Trotzdem habe ich schon länger nicht mehr das Gefühl, einsam zu sein oder empfinde das Gefühl nicht mehr so heftig, wenn es mal da ist. Das ist aber erst so, seit es mir insgesamt besser geht und ich daraus resultierend auch selbst viel aktiver bin. Und gleichzeitig sind bestimmte Bedürfnisse auch verschwunden, sie haben sich irgendwie aufgelöst, vielleicht weil sie keine Grundlage mehr haben (hm, darüber muss ich selbst noch nachdenken...).

Puh, was ich damit sagen will: Das Einsamkeitsgefühl bleibt nicht ewig und des Rätsels Lösung ist (zum Glück) nicht unbedingt, Menschen an seiner Seite zu haben. Man kriegt's auch alleine hin, sich nicht mehr so einsam zu fühlen.

Die Daumen für Deine Prüfung sind fest gedrückt!
Liebe Grüße
Chrigu
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: allein oder einsam?

Beitrag von maribo »

Liebe lernfee,
lieber Dietmar,

mir schwirren gerade ganz viele Gedanken durch den Kopf, nachdem ich eure Zeilen gelesen habe, jetzt muss ich mich erstmal sortieren
und die Tränen aus den Augen wischen.
Danke für die guten Worte, Denkanstöße, ich komme darauf zurück!
Ein guten Wochenstart für euch beide.
Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
eligeo71
Beiträge: 270
Registriert: 25. Aug 2006, 01:01

Re: allein oder einsam?

Beitrag von eligeo71 »

Liebe Ecureille,


Möchte mich gerne diese zwei Aussagen von Chrigu - - anschliessen:

Das Einsamkeitsgefühl bleibt nicht ewig und des Rätsels Lösung ist (zum Glück) nicht unbedingt, Menschen an seiner Seite zu haben. Man kriegt's auch alleine hin, sich nicht mehr so einsam zu fühlen.
und
Die Daumen für Deine Prüfung sind fest gedrückt!


LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: allein oder einsam?

Beitrag von maribo »

Liebe lernfee,
lieber Dietmar,

es ist so gut , auf Menschen zu stoßen, die wissen, wovon man spricht.
Nun gut, Dietmar, du schreibst, das kein Mensch dazu geschaffen ist, allein und einsam zu sein.
Da gebe ich dir völlig recht!
Doch ich meine, allein sein, muss nicht immer gleichbedeutend mit Einsamkeit sein.
Ich war, wie du, immer ein starker Mensch, mit eisernem Willen.
Vielleicht habe ich nicht immer kluge Entscheidungen getroffen, aber die, mich endlich, wenn auch nach 26 Ehejahren, von meinem Mann zu trennen, der durch seine Alkoholsucht unsere Familie systematisch zerstört hat, war eine.
Zudem war sie notwendig, denn ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich diesen Schritt nicht getan hätte.

Lernfee, auch du hast dich nach langen Ehejahren von deinem Mann getrennt, da kennst du das Gefühl.
Jedenfalls, danach ging es uns (meiner damals 18jährigen Tochter) und mir, richtig gut.
Bis mich 1999 eine Depressionsphase aus der Bahn warf. Nach fast zwei Jahren hatte ich mich mit Hilfe einer Therapeutin wieder zurück gekämpft.

All die Ehejahre war ich immer die Starke, die alles schafft. Und ich dacht, ich müsse das auch sein, hatten wir doch soviel miteinander durchgemacht. Unsere Tochter, die Erstgeborene, wurde nur 15 Jahre alt. >>Wir mussten doch füreinander da sein, hab ich gedacht.<<
Aber mein Mann konnte mit all dem Schmerz nicht umgehen, ertränkte ihn in Alkohol. War zu schwach, um den Kampf gegen die Sucht aufzunehmen.

Seit der Wende, ich lebe in Mecklenburg - Vorpommern, habe ich all meine Energie in den Versuch eines neuen Anfangs gesteckt.
Ich wurde 1990 arbeitslos, und ich habe es trotz eine Umschulung in einen neuen Beruf nicht geschafft.
Damals war ich 40, ein Alter, in dem man doch so richtig loslegen kann!
Nur das sahen die meisten Unternehmer anders.
Damals sucht man jugendliche Menschen um die Zwanzig. Mich zählte man da schon zum "alten Eisen".
Das hat mich sehr schockiert!! Damit konnte ich überhaupt nicht umgehen!
Je länger dieser Zustand der Suche nach etwas Neuem, für mich Passenden, dauerte, umso mehr rutschte ich in den Sumpf der Depression.

Ich zog mich immer mehr zurück. Und da ich sowieso arbeitslos war, musste ich nicht einmal zum Arzt gehen, um zu Hause zu sein.

Damals war ich eine gute Schauspielerin.
So schnell konnte niemand hinter meine Maske schauen.
Diese Maske ist für mich immer noch eine große Hilfe.

Außerdem wußte zu dieser Zeit niemand so recht, mit den Symptomen umzugehen. Depression war in der ehemaligen DDR kein Thema, das öffentlich besprochen wurde.

Also wurde meine Krankheit erst 1999 diagnostiziert, als mittelschwere, rezidivierende Depression.
Und ich weiß heute, ich werde damit leben müssen. Es wird ein immerwährender Kampf sein, das Ungeheuer zu besänftigen, mich in Ruhe zu lassen.

Dietmar, du schreibst, dass du dich in der Klinik nie allein gefühlt hast.
Ich hab mich nie in der Klinik wohlgefühlt.
All die Schicksale und die Nähe der Menschen haben mich noch mehr krank gemacht.
Für mich ist eine Einzeltherapie passend, das haben die Ärzte und Therapeuten mit mir gemeinsam herausgefunden.
Und so geh ich gerade tapfer jede Woche zu meiner Therapeutin, in der Hoffnung, eines Tages wird es den Moment geben, an dem ich merke, mein Kopf ist freier, ich kann klarer denken.
... und natürlich, ich hab wieder Lust rauszugehen, unter Menschen zu sein.

Denn ich will nicht einsam sein.
>>Allein schon!<<
Dafür sitzt die Enttäuschung, die Trauer über den Verlust zu tief!

>>Niemals mehr möchte ich so enttäuscht und verletzt werden!!!!<<

Ich merke jetzt, in diesem Moment, wo ich all das nieder schreibe, wie weh es doch noch tut.
Immer, in jedem Jahr um diese Zeit, auch all die Jahre nach dem Tod meiner großen Tochter, kommt eine unendliche Traurigkeit über mich.
Das zieht sich dann hin, bis zum 8.Januar, ihrem Todestag.
Danach lässt die Anspannung wieder etwas nach und ich muss nicht mehr so oft daran denken.
Bis zum November, bis die Vorweihnachtszeit beginnt, dann ist sie wieder da, die riesengroße Traurigkeit.
Und es wird immer weh tun, auch nach tausend Jahren!!!
Ich glaube, liebe lernfee, du hast recht, ich möchte mich schützen und lasse deshalb nicht zu, dass Menschen mir zu nahe kommen.

Aber vielleicht habe ich ja im Rahmen dieses Forums die Gelegenheit, meine Einstellung dazu, zu überdenken.
Ich fühle mich wohler, in der Anonymität, über meine Probleme zu schreiben, als von Angesicht zu Angesicht, in einer Gruppe.
Und bisher habe ich so sensible und warmherzige Reaktionen auf meine Beiträge erhalten (danke dafür), so dass ich noch mehr der Überzeugung bin,
ich kann es schaffen.
Denn ich glaube auch,

>allein sein muss nicht Einsamkeit bedeuten<

So, nun habe ich mich doch noch so lange mit diesem Thema beschäftigt. Aber ich glaube, es war für mich wichtig.
Und somit bin ich froh darüber nachgedacht zu haben und danke dir, liebe ecureuille, für die Anregung.
Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
momadome
Beiträge: 610
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: allein oder einsam?

Beitrag von momadome »

Liebes Hörnchen,

allein oder einsam? Wann ist mensch allein, wann einsam?

Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, daß ich lange, lange Zeit inmitten meiner Familie, Freunden und Kollegen ziemlich einsam war. Ich war umgeben von Menschen, aber mein Innerstes war nicht dabei, hat keinen Anteil genommen am Geschehen um mich herum, meine Seele war einsam.

Heute gehe ich nicht mehr arbeiten - keine Kollegen mehr um mich herum, meine Kinder sind alle ausgezogen, meine Treffen mit Freunden teile ich mir ein, weil zuviel nicht gut für mich ist und von meinem Mann trenne ich mich.

D.h. ich habe viel weniger Menschen um mich, bin oft alleine, aber ich habe mich schon länger nicht mehr einsam gefühlt. Warum?

Ich bin dabei mich selbst zu entdecken, mich mit mir anzufreunden. Ich gehe bewußt alleine weg (Theater, Kino u.s.w.) und kann das genießen, weil ich es mir zum Guten mache, weil es mein Innerstes erfreut. Dazu brauche ich keinen anderen Menschen (mehr).

Es ist auch mal schön mit Freunden oder Bekannten was zu unternehmen (ich habe übrigens 2 mir sehr liebe Menschen in der Klinik kennengelernt), aber ich BRAUCHE sie nicht mehr. Ich kann mir selbst genug sein.

Ich finde diese Erfahrung sehr befreiend. Ich bin "un-ab-hängig", mein Wohlergehen hängt von niemandem ab, nur von mir.

Und plötzlich kann ich immer öfters ganz unbefangen auf fremde Menschen zugehen , bin offen für neues. Das Bewustsein in mir zuhause zu sein, macht mich mutiger und leichter.

Ich wünsche dir toi, toi, toi für deine Prüfung liebes Hörnchen!

jojoma
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Beitrag von ecureuille »

Liebe Jojoma,

du trennst dich tatsächlich von deinem Mann. Das ist ein sehr mutiger Schritt und ich wünsche dir dafür viel Kraft.

Es ist sehr waise, was du schreibst und du bringst es meiner Meinung nach auf den Punkt.
Ich müsste anfangen mich selbst zu lieben, mir selbst zu genügen. Stattdessen schliddere ich in Beziehungen immer wieder, die mir nicht gut tun, nur um nicht alleine zu sein. Ich halte Dinge aus, lasse mir vieles gefallen, laufe etwas hinterher, was ich doch dort, wo ich es suche nie finden werde. In Beziehungen gebe ich mein (sowieso nicht pralles) eigenes Leben völlig auf. Und obwohl ich das alles weiß, schaffe ich es nicht es zu verändern. Meine Angst allein zu sein ist einfach größer.
Na ja und gleichzeitig nützt mir das alles nicht so viel, denn einsam bin ich deswegen trotzdem zuweilen, weil ich mich eben nicht selbst liebe, mir selbst nicht genüge, mit mir nicht im reinen bin.

Ich bin allerdings zuversichtlich, dass mir das auch bald gelingen wird. Ich kämpfe und übe dafür jeden Tag.

Alles Liebe
ecureuille
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: allein oder einsam?

Beitrag von chrigu »

Liebes Hörnchen,

ich weiß nicht, ob Du es so meintest, aber für mich klingt das hier
>Na ja und gleichzeitig nützt mir das alles nicht so viel, denn einsam bin ich deswegen trotzdem zuweilen, weil ich mich eben nicht selbst liebe, mir selbst nicht genüge, mit mir nicht im reinen bin.>
irgendwie so anklagend, so selbstgeißelnd. Vielleicht ist es ein erster Schritt, Dich erstmal genauso anzunehmen? Als jemand, der eben noch nicht mit sich im Reinen ist, sich nicht lieben kann und damit hadert? Schließlich hat all das seinen Grund und Du bist dabei, diese Gründe für Dich zu entdecken. Für die Liebe (auch die Selbstliebe) zu kämpfen klingt für mich oft so paradox - dieses Gefühl mit einem Kampf zu verbinden kann (für mich) irgendwie nicht ganz stimmen. Vielleicht nicht mehr kämpfen, sondern einfach kommen lassen?

Sagt eine, die selbst noch fleißig übt...

Liebe Grüße!
Chrigu
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: allein oder einsam?

Beitrag von LaraMaria »

...
momadome
Beiträge: 610
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: allein oder einsam?

Beitrag von momadome »

Hallo Hörnchen,

ich kann chrigu nur zustimmen.

Der erste Schritt ist die Annahme, ich bin wie ich bin, mit meinen guten und schlechten Seiten; mal gut drauf, mal miserabel; mal gefall ich mir, mal finde ich mich grauslig;
alles das darf ich sein und wenn es sein muß 3 mal am Tag im Wechsel!

In der Klinik hat einer meiner Ärzte oft zu mir gesagt "und das darf auch so sein", wenn ich mich wieder mies gefühlt habe, Angst hatte, unzufrieden war, einen schönen Tag hatte, ein Erfolgserlebnis hatte. Er hat mir die "Erlaubnis" gegeben mich so zu fühlen, wie ich mich gerade fühlte und trotzdem ein liebenswerter Mensch zu sein.

Wieder daheim habe ich ganz vorsichtig angefangen mir selbst die Erlaubnis zu geben zu meinen Gefühlen zu stehen und sie auch zu leben. Das war der Anfang und noch bin ich auf dem Weg, aber ich kann schon ein Stück zurückblicken auf kleine Erfolge.

Danke für deine guten Wünsche, Kraft kann ich bestimmt gebrauchen.

Lieben Gruß

jojoma
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Beitrag von ecureuille »

Liebe Chrigu,
Liebe Jojoma,

danke für eure Worte. Ja, vielleicht sollte ich es einfach langsam kommen lassen und ja, vielleicht darf das auch einfach mal sein. Und vor allem ja, ich sollte aufhören mich selber runter zu machen (auch wenn ich das wirklich gut kann).

Es gibt eben diese zwei Seiten: alleine bin ich in der realen Welt zumindest wirklich. Und mit "fortgeschrittenem" Alter wird es immer schwieriger Menschen kennenzulernen vor allem auf eine nicht so oberflöchliche Art und Weise. ABer ich bin gewillt etwas dagegen zu tun. Ich habe an meinem neuen Wohnort auch schon einen Tanzpartner gefunden!! Und vielleicht mache ich einen Yogakurs. Das Kollehium ist auch ganz jung. Ich hoffe nur, dass ich das alles mit einer vollen Stelle geregelt bekomme.
Na ja und mich einsam fühen darf ich vielleicht auch mal. Es gilt eben dieses Gefühl auch mal auszuhalten, was allerdings wirklich schwer ist.

Liebe Grüße
hörnchen
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