Was bedeutet "kümmert sich gut um mich"

[otterchen]

Guten Morgen zusammen!

Mir geht etwas nicht aus dem Kopf, was Bruce Willis über seine neue Ehefrau gesagt hat.
Es war sowas wie "sie kümmert sich gut um mich".

Was heißt das aber?
Wie kümmert man sich gut um jemanden?
Heißt das, sie übernimmt die Mutterrolle?
Ich denke, das wird's nicht sein.

Aber wie ist ein Partner "gut" zum anderen?

Könnt Ihr mir Beispiele geben?
Ich bin in dieser Hinsicht ziemlich "vorbildlos" aufgewachsen, so dass ich mir darunter wirklich nicht viel vorstellen kann. Direkt kommt mir sowas wie "zuwenden, betüddeln, bekochen, bestärken, verwöhnen" in den Sinn, aber das wäre mir (ganz ehrlich) zuviel "Drehen um den anderen". Oder funktioniert das, wenn sich beide um jeweils den anderen drehen? Hat das dann soviel Dynamik, dass es beiden damit gut geht?

Ich fühle mich gerade wie ein Lebens-Analphabet oder ein Beziehungs-Legastheniker, dem sowas irgendwie fremd ist, aber wenn einem sowas nie vorgelebt wurde, erscheinen einem sogar Dinge, die für andere ganz normal sind, wie etwas Besonderes, was ich erst lernen bzw. mir bewusst machen muss.

Könnt Ihr mir dazu Beispiele geben?

[lowrider60sec]

Hallo Otterchen,

Er/Sie ist da wenn ich ihn/sie brauche.

lowrider

[Serendipity28]

Hi,
also ich finde, dass es ganz normal sein sollte, dass man sich gut um seinen Partner kümmert. Dafür muss man sich ja nicht gleich selbst aufgeben. Manchmal reicht es ja schon, sich einfach nur über den Tag zu unterhalten. Ode wenn der andere krank ist, ihm mal ne Suppe zu machen u en Film aus der Videothek holen.
Das - u noch andere sAchen - verstehe ich unter " gut kümmern".
@otterchen: wenn ich deinen Nick richtig versteh bist du 47 Jahre alt? Dann hattest du doch bestimmt schon Beziehungen?

[Liber]

Hallo Otterchen

diese Aussage "sie kümmert sich gut um mich" ruft intuitiv ein bisschen Widerstand in mir hervor.

Denn mir fehlen zwei Aspekte:

kümmert er sich auch um seine Frau?

Und: kümmert sich jeder um sich selbst ???


Aus meinen Erfahrungen aus meiner Ehe heraus glaube ich, dass beides gleich wichtig ist: sich um sich selbst zu kümmern UND sich um den anderen zu kümmern.

Keines darf fehlen.

Viele Jahre habe ich mich um mich selbst eben nicht gekümmert und geglaubt, der Sinn meines Lebens läge darin, mich nur um andere zu kümmern: den Partner und die Kinder vor allem, aber auch Verwandte (Eltern und Geschwister), Freunde ...

Und das ging nicht gut. Denn ich selbst bin darüber fast völlig verschwunden. Nur in Krankheit und Depression spürte ich noch, dass es mich überhaupt "gibt".

Die Hinwendung zu mir selbst ist ganz ganz wichtig. Ich muss dabei lernen, wie es überhaupt geht, mich um mich selbst zu kümmern! Ich muss mich mit all meinen falschen Glaubenssätzuen, dass dies "egoistisch" sei, auseinandersetzen. Und vieles mehr.

Und gleichzeitig ist es aber wichtig, dass dieses Kümmern um mich selbst nicht dazu führt, NUR noch um mich zu kreisen. Denn das schließt den Partner, die Mitmenschen aus, es baut Mauern auf.

Mich um mich selbst kümmern UND dabei offen für die anderen bleiben ... das wünsche ich mir.

Vielleicht besteht ja eine Möglichkeit der Verbindung des Kümmerns um mich und den anderen zum Beispiel darin:

wenn ich Zeit für mich brauche, dann dies dem Partner sagen, damit er weiß, woran er ist und mich nicht einfach schweigend zurückziehen.

Oder dem Partner vermitteln, dass ich grundsätzlich für ihn da bin, auch wenn es Zeiten gibt, in denen ich mal nicht "zur Verfügung" stehen kann.

Und das Ganze beruht selbstverständlich auf Gegenseitigkeit.

Dies mal ein paar erste Gedanken dazu ...


Lieben Gruß
Brittka

[cybear]

Hallo Otterchen,

ich kann dir gerade keine guten eigenen Beispiele geben, aber ich kann dir ein super Buch empfehlen, dass ein paar "Richtlinien" für das Führen einer gesunden Beziehung gibt, in der beide sich weiterentwickeln können.
Ich hatte lange Zeit in meiner Umgebung auch keine Beispiele für gut laufende Beziehungen und selbst auch keine vernünftigen "Maßstäbe" entwickelt. Das Buch hat mir da eine ganz gute Orientierung gegeben.

Das Buch ist von Hans-Joachim-Maaz und heißt "Die Liebesfalle".

http://www.amazon.de/Hans-Joachim-Maaz/ ... r_dp_pel_1

Liebe Grüße

der Cybear

[chrigu]

Hi Otterchen,

ich spekuliere mal ein bisschen, um nicht an diesem "kümmern" festzukleben: Da Bruce Willis und seine Gattin ja vermutlich englisch/amerikanisch reden, hat er vielleicht gesagt "She cares about me". Und das hat eine ganz andere Bedeutung als "sie kümmert sich um mich". Das könnte also eher bedeuten, dass er da eine Frau an seiner Seite hat, die da ist, wenn er sie braucht, die ihn aber gleichzeitig respektvoll behandelt, ihn so sein lässt wie er ist und ihn so annimmt, wie er ist. Im Deutschen habe ich so eine vielseitige Redewendung wie dieses "to care about someone" noch nicht entdecken können (dafür aber schon gruselige Übersetzungen in Filmen und Serien, einmal wurde das als "ich interessiere mich für dich" übersetzt...).

Klingt doch gleich viel besser, oder?


Chrigu

[Clown]

Hallo Otterchen, Chrigu

>She cares about me
Ich denke auch, dass eher das gemeint ist. Es ist mehr eine innere Haltung: Der Partner ist mir wichtig, mir ist nicht egal, wie es ihm geht und was er macht.

Wie sich das in konkreten Verhalten ausdrückt ist m.E. dabei ganz offen.

Grüße vom sonnigen Deich

Clown

[otterchen]

Hallo zusammen!

Vielen Dank für Eure Antworten - und ja, das "cares about" hat mir den richtigen Anstubs gegeben.

Ich habe schon einige längere Beziehungen geführt, aber die waren irgendwie seltsam. Im schlimmsten Fall war ich die, die dankbar dafür war, dass "der tolle Typ" mit mir zusammen sein wollte.
Ich war wie ein Hund, der ein Fahrrad jagt: wenn er es einmal gefangen hat, weiß er nichts mehr damit anzufangen.

Aber was mache ich hier überhaupt eine Milchmädchenrechnung auf?
Ist keiner in Sicht, für den ich mich in dieser Hinsicht interessieren würde.

Vielen Dank auch für den Buchtipp: wenn's dann mal interessanter wird, kann ich mir das Buch dann ja zulegen

Ich neige (wie ich glaube) auch dazu, mich zu sehr in der Rolle derjenigen zu verlieren, die meint, alles für den anderen tun zu müssen... aus Verlustängsten wohl.
Da müsste ich wohl erst einmal üben, wie sich das anfühlt, wenn ich wirklich auch bewusst wahrnehmen kann, für den anderen wichtig zu sein.

Angst hätte ich ein wenig vor dem Aspekt "Liebe ist Handeln", denn ich bin oft so antriebslos... aber das ist auch wieder pure Theorie. Wer weiß, wieviel Antrieb ich auf einmal in einer frischen Beziehung bekommen würde?
Regeln gibt es dafür sowieso nicht... und ich kann wohl auch nur so gut sein, wie es der andere zulässt.