Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

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Chili
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Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Chili »

Hallo ihr Lieben.

Da bin ich, nach einiger Zeit und einigen Hürden.
Ich versuche, mein Trevilor abzusetzen, da ich mich nun dazu bereit fühle.
Betonung liegt auf: "Ich versuche" ...

Leider ist mir das nicht gelungen.
Letzte Woche Dienstag hatte ich die letzte Tablette (37,5mg) genommen. Mittwoch und Donnerstag ging es mir noch einigermaßen gut. Vor allem seelisch ging es mir wirklich klasse. Wobei Donnerstag doch schon der Schwindel und leichte Brain Zips (diese Blitze im Kopf) eingesetzt haben.

Als ich Freitag Morgen aufwachte, war mir sofort schon schwindelig und die Blitze waren wesentlich intensiver. Im Laufe des Tages wurde es viel schlimmer. Am Abend kaufte ich noch ein paar Sachen ein und auf dem Rückweg (von nicht mal 100m) wurde es so schlimm, dass ich mehrmals anhalten und mich festhalten musste. <ihr könnt euch vorstellen, wie mühsam es war, die Beutel auszuräumen.

Ich setzte mich vorsichtshalber hin. Ein wenig DVD schauen sollte mich ablenken, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Irgendwann saß ich dann paralysiert da. Ich traute mich nicht, meinen Kopf auch nur minimal zu bewegen, da sonst wieder alles drehen würde und die Blitze kämen.
Das Ganze war irgendwann so heftig, dass ich stocksteif dasaß und mich nix traute.

Also bin ich "rückfällig" geworden, d.h. ich habe wieder eine Tablette genommen.

Ich war so geschafft davon, dass ich quasi umfiel und ganze 14 Stunden am Stück(!!!) schlief. Am nächsten Morgen (also Samstag) schien es mir prima zu gehen.

Gegen Nachmittag merkte ich, dass ich total manisch war. Mir war alles ***egal, ich war aufgedreht und "out of control".
Am Abend hatte sich das dann so hochgepuscht, dass ich sehr aggressiv war. Gegenstände flogen durch die Wohnung, ich hab geschrien und hätte die ganze Hütte auseinander nehmen können.
Ich hätte sogar meinem Freund oder mir was angetan, wenn auch nur eine klitze Kleinigkeit noch gewesen wäre

Nun frage ich euch:
Was soll ich nur tun?
Ich habe meinen Neurologen versucht zu erreichen, aber leider erfolglos. Sollte er bis heute Abend nicht angerufen haben, gehe ich zu meiner Hausärztin.

Aber habt ihr irgendwelche Tips, Hausmittelchen oder Vorschläge? Ich bin total am Ende, zumal ich mich eigentlich auf mein Studium konzentrieren muss.
Ich wäre auch bereit, mich einweisen zu lassen (nur wohin lässt man sich einweisen? Krisenintervention? Entzugsstation? Psychiatrische Klinik? ... )
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Hogget
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Hogget »

Hallo Chili,

Deine Probleme kann ich ganz gut nachvollziehen. Habe letzte Woche Citalopram abgesetzt. Mir gings genau wie Dir, erst seelisch gut, dann Brain Zaps und Schwindel, zusätzlich noch sehr gespannt und aggressiv. Bei mir kommen auch noch Angstzustände und Selbstzweifel dazu.

In Wikipedia ist das so ähnlich wie ein SSRI-Absetzsyndrom beschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/SSRI-Absetzsyndrom

Ich vermute, dass in Deinem Fall ein Wiedereinnahme auf Dauer helfen sollte. Bis das Trevillor wieder voll wirkt, könntest Du notfalls Dir Benzodiazipin verschreiben lassen. Wurde mir auch verschrieben aber mein Fall ist noch ein bisschen anders und werde diesen wohl auch noch mal hier posten.

Eine Einweisung finde ich ziemlich krass. Wohl weiss ich, dass dieser Zustand verteufelt ist und schwer auszuhalten.

Alles Gute!
NitiNiti
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von NitiNiti »

Hallo Chili,

auch ich kann nachfühlen, wovon Du sprichst. Die Absetzsymptome von Trevilor waren mit Abstand die schlimmsten, die ich je erlebt habe. War für mich der entscheidende Grund, warum ich es dann auch unbedingt loswerden und nicht wieder weiter nehmen wollte.

Ich denke, Du musst Dir ganz sicher sein, dass Du es auch unter diesen Umständen absetzen willst, damit Du diese Tage/Woche(n) durchstehen kannst. Aber Du wirst es schaffen!
Eine Bereitschaftsärztin wollte mich damals ins KH einweisen, da sie nur die Symptome sah, aber nicht den Zusammenhang mit dem Absetzen von Trevilor. Ich blieb dann zuhause, musste versprechen, wenn es noch schlimmer würde, den Krankenwagen zu rufen. Es waren schlimme Tage, auch für meinen Mann, der mich kaum ansprechen durfte.

Wenn Du es unter Beobachtung absetzen möchtest, denke ich, Du gehst den richtigen Weg. Vertrau Dich Deinem HA an, wenn der Neurologe nicht erreichbar ist. Mein Hausarzt hat mich damals auch ernst genommen, mein Psychiater nur gemeint, das wäre Unsinn, bei Trevilor gebe es keine Absetzsymptomatik.

Die gibt es aber definitiv!
Ich wünsch Dir alles Gute und viel Erfolg. Du schaffst das!

Ganz liebe Grüße
Niti
Hogget
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Hogget »

@NitiNiti:

Vielen Dank für Deine Einschätzung. Du sprichts von Tagen bzw. Wochen. Wie lange hat es ungefähr bei Dir gedauert bis es zum Aushalten war bzw. wann sich die Symptome eingestellt haben?
Chili
Beiträge: 55
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Chili »

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten.

Ich will Trevilor auf alle Fälle loswerden, da ich weiß, dass es mir ohne besse geht und ich diesen Schritt einfach machen muss. Ich will nicht über Jahre hinweg dieses Teufelszeug nehmen (auch wenn es mir geholfen hat...)

Mein Neurologe hat mich heute Morgen angerufen und gemeint, ich kann auch erstmal alle zwei Tage noch eine nehmen, dann alle drei und das so extremst langsam ausschleichen. Klang ok finde ich.

Gestern habe ich keine genommen und mir ging es heute verhältnismäßig gut. Allerdings war ich zwischenzeitlich manisch. Irgendwie bin ich das seit der Minidosis öfter...

Heute also wieder eine Tablette, morgen keine usw. Ich denke, das macht es einfacher. Und das nimmt mir den Druck.

Derzeit habe ich das Problem, dass ich extrem antrieblos bin. Ich ar gestern und heute nichtmal in der Uni und um nur einkaufen zu gehen brauchte ich mehrere Stunden, um mich aufzuraffen.

Und dass ein Arzt sagt, Trevilor habe keine Absetzsymptomatik...unverantwortlich. Eine äußerst inkompetente Äußerung, die zeigt, dass er sich auch gar nicht mit dem Thema auseinander setzt. Siehe nur dieses Forum!

Also, drückt mir doch bitte die Daumen, dass ich das hinbekomme. Ich bin immer einen großen Bogen um Drogen gegangen, da will ich mich doch von legalem Zeug nicht unterkriegen lassen.
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powersofti2
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von powersofti2 »

Meine Ärztin hat gesagt es hat kaum Nebenwirkungen und auch das Absetzen ist problemlos, allerdings waren das nur Ihre eigene Erfahrung.

Was ich bis jetzt sagen kann ist das es wirklich sehr Nebenwirkungsarm ist, zumindest am Anfang, jetzt merk ich überhaupt nichts mehr davon und bin wieder stabil
NitiNiti
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von NitiNiti »

@ Ben: nach ca. 6 Tagen waren bei mir die schlimmsten Symptome vorbei. Schwindel und damit verbundene Übelheit wurde ich erst nach ca. 3 Wochen los, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte. Verläuft aber bestimmt bei jedem individuell unterschiedlich.

@ Chili: Ich drück Dir die Daumen. Du schaffst das auf jeden Fall! Ich bewundere Dich, dass Du Dich aufraffst zum Einkaufen o. ä. Ich war damals krank geschrieben. Aber das zeigt Deinen starken Willen. Viel Erfolg! Du schaffst das!

Liebe Grüße
Niti
Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

Andreas01

Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Andreas01 »

Halla Chili,
ich wiederhole NitiNiti:

Ich drück Dir die Daumen. Du schaffst das auf jeden Fall! Ich bewundere Dich, dass Du Dich aufraffst zum Einkaufen o. ä. Aber das zeigt Deinen starken Willen. Viel Erfolg! Du schaffst das!

und später wirst Du auf Dich stolz sein !!

Gruß
Andreas
Jessi1980
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Chili,
ich kenne diese Absetzsymptome alle! Mittlerweile ist es schon fünf Wochen her, dass ich Venlafaxin abgesetzt habe, und die Symptome verschwanden nur ganz ganz langsam. Aber heute geht es mir gut. Habe stärkere Stimmungsschwankungen, bei denen ich mir mithilfe eines homöopatischen Mittels namens "NEURAPAS balance" Abhilfe verschaffe. Nach ca. 10 Tagen Einnahme ging es mir schrittweise besser. Ich "fühle" jetzt einfach mehr, sowohl Glück und Zufriedenheit wie auch das ganze Gegenteil, aber die Lebensqualität ist wieder da. Ich hätte dies vor einigen Wochen und Monaten nicht gedacht.
Nur leider muss man durch die Hölle der Absetzerscheinungen gehen und dies durchstehen!!! Aber es lohnt sich...
Chili
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Chili »

Da bin ich wieder

Tut mir leid, dass ich so lange nix von mir hab hören lassen. ich habe viel um die Ohren. Die Uni verlangt ne Menge von mir ab und "nebenbei" ziehen wir gerade um- und es ist ein großer Umzug, so mit gesamtem Haushalt und so.

Die letzten Wochen waren schlimm. Ich hatte wieder Stimmungsschwankungen. Oder eher war ich eigentlich die ganze Zeit "auf Aggro". Dinge sind geflogen, ich habe rumgeschrien, Türen geknallt. Ich hätte mich auch mit jemandem geschlagen, wenn mir einer nen Grund gegeben hätte. Echt schlimm. Dass mein Freund das mit mir durchmachen muss, find ich so schlimm. Aber ich bin froh, DASS er es mit mir durchmacht, denn allein wär ich jetzt wohl wieder versumpft.

Aber rückfällig wäre ich niemals geworden. ich bin so froh, dass ich das Gift los bin.
Ich bin wirklich mächtig sauer auf die Neurologin, die mir den Mist verschrieben hat. Ich weiß nicht, ob ich es schon geschrieben habe, aber bei Recherchen fand ich heraus, dass man Venlafaxin nur gibt, wenn nix anderes mehr hilft. Bei mir war es der Einstieg.
Klar, es hat mir geholfen. Aber auch nur, weil es mich völlig abgestumpft hat. Deshalb kann ich den Satz, dass man jetzt wieder etwas fühlt, vollkommen nachvollziehen.

Mein problem ist nun jedoch, dass sich schon kurz nach dem Absetzen meine Manie eingeklingt hat. ich bin irgendwie zur Zeit nicht depressiv, wenn dann bin ich die ganze zeit manisch. Klar, das Hilft mir, meine vielen Aufgaben zu machen. Aber danach bin ich so furchtbar ausgebrannt, dass ich wie jetzt mit Gastritis und Migräne und völliger Erschöpfung reagiere.
Gestern zum beispiel hab ich sogar bis halb2 geschlafen. Und ich bin vorher gegen 12 ins Bett gegangen. Klar, ich hab das gebraucht, beziehungsweise mein Körper. Naja....

Derzeit rappele ich mich mit guten Vitaminpräparaten wieder auf (11 Vitamine plus 5 Mineralien). Das hält mich wahrscheinlich auch derzeit davon ab, nen Schnupfen zu bekommen ^^

So, jetzt hab ich mich mal wieder gemeldet. Ich stürze mich nun wieder ins Getümmel.

Vielen Dank nochmal für eure Wünsche und das Daumendrücken. Das tut gut
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Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hmm...ich weiß zwar nicht wo Sie das herhaben, aber die Information ist falsch:-(
Venlafaxin ist eines der weltweit am meisten verschriebenen ADs und keineswegs "für Fälle bei denen nichts anderes mehr hilft"
Grüße
Dr. Niedermeier
Jessi1980
Beiträge: 450
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Jessi1980 »

Da stimme ich Ihnen zu.
Auf Venlafaxin wurde ich während der REHA eingestellt, nachdem Citalopram, Trimipramin usw. nicht angeschlagen sind. Es hat wirklich geholfen und war mir insbesondere während der schwersten Zeiten, der Therapie in der REHA sowie auch zuhause eine große Hilfe und Erleichterung!!! Wichtig ist aus meiner Sicht, dieses Medikament erst dann abzusetzen, sobald man sich wirklich stark dafür fühlt. Ich habe es fast ein ganzes Jahr lang eingenommen.
Sieglinde1964
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich muss jetzt aber auch mal das Trevilor "verteidigen". Ich nehme es seit 2008 und es hat mich aus meiner Antriebslosigkeit geholt, als die vorigen Antidepressiva nicht mehr bei mir wirkten.
delphi
Beiträge: 122
Registriert: 9. Mär 2005, 20:48

Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von delphi »

Hallo,

also ich kenne die Absetzproblematik selbst sehr gut allerdings nicht von Trevilor sondern vom anderen sehr unangenehmen Vertreter Seroxat. So wie bei dir beschrieben klappt es bis zur letzen Minidosis eigentlich recht gut und dann biginnt der Terror.

Im nachhinein betrachtet denke ich mir wiso nicht 10 mg Seroxat wahlweise 37,5 mg Trevilor für länger nehmen. Ich habe in Sanego.de Leute gelesen die z.B Taxilan
(gut wegen Psychose) oder eben Seroxat (allerdings 30 mg) über 18 Jahre genommen haben. Warscheinlich nicht ohne Grund.

Ich bin so ein ärgerlicher Fall bei dem die selbe Medikation nach erneuter Einnahme nicht mehr so gewirkt hat wie sie sollte. Von daher bin ich immer etwas skeptisch was die Absetzerei anbelangt. Also selbst hatte diese Blitze auch (nicht sehr angenehm). Ich glaube die hielten eine Woche an ca.

Ich bin kein Arzt aber wenn es vertretbar ist könnte man doch auch bei der Minidosis bleiben wenn diese wirksam ist.


Gruß
Chili
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Re: Ich setze ab! (Venlafaxin/Trevilor)

Beitrag von Chili »

An Herr Dr. Niedermeier:
Das habe ich aus einem Fachbuch für Medizin. ich weiß leider nicht mehr wie es heißt. Es war quasi eine Art Wörterbuch der Medizin.

Absetzmäßig bin ich mittlerweile über den Berg. Ich muss echt sagen, dass es mir viel besser geht ohne das Zeug. (Ich gehe jetzt nicht weiter auf die gut/schlecht- Diskussion ein; meine eher schlechte Erfahrung ist nunmal persönlich und rein subjektiv. Auch wenn ich dachte, es ginge mir gut: im Nachhinein weiß ich, dass das alles nur durch Unterdrücken so schien. Und Unterdrücken ist ja mal richtig schlecht, wenn man rauskommen will)

Zu aller Sicherheit werde ich noch ein Blutbild machen lassen. Schließlich bin ich echt fett geworden von dem Trevilor und ich vermute außerdem fast wieder eine Schilddrüsenunterfunktion (hatte ich schonmal, war dann plötzlich wieder weg, wahrscheinlich dank Pille).

Ich bin echt froh, die Hölle namens "Absetzsymptome" überstanden zu haben. Echt nicht schön, wenn man als drogenfreier Mensch plötzlich mit sowas konfrontiert ist
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