In der Gruppentherapie nicht reden können

Liber
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Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von Liber »

Hallo,

ich möchte die allzu negativen Aussagen über Gruppentherapien, die ich in dem Thread gelesen habe, etwas relativeren.

Denn es kommt auch darauf an, was man in der Gruppe möchte.

Für mich ist folgende Frage entscheidend: lasse ich mich darauf ein, mich selbst im Kontakt und in Beziehung mit anderen besser kennenzulernen?

Lasse ich mich auf Fragen ein, wie:

Was nervt mich an diesem oder jenem Gruppenteilnehmer und weshalb? Was hat das mit MIR zu tun? Was blockiert mich, so dass ich nur schweigsam dasitze und mich nicht traue, etwas zu sagen? Welche meiner Ängste sind hier wirksam? Und kann ich sie überwinden?

Erwarte ich vom Leiter/der Leiterin, dass er/sie für mich sorgt oder übernehme ich selbst die Verantwortung dafür, wie es mir in der Gruppe geht?

Was zieht mich zu diesem Gruppenteilnehmer hin - was stößt mich von diesem ab? Und vor allem: was sagt mir das über mich selbst?

Für solche Fragen kann die Arbeit in einer Gruppe ein sehr großer Gewinn sein.

Freilich hängt es davon ab, ob die Atmosphäre in der Gruppe stimmt und die hängt wiederum von der Leitung ab.

Aber es hängt auch von den Teilnehmern/innen ab. Wer sich selbst verschließt und alles negativ sieht, wird weder etwas von einer Gruppe profitieren noch wird er selbst irgendetwas Produktives zur Gruppe beitragen. Eine Gruppe lebt von ihren Teilnehmer/innen und das ist jede/r einzelne.



Viele Grüße
Brittka
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo an alle "Nicht reden Könner"

Ist es nicht sinnvoller, als Erstes die Kommunikation mit den engsten Angehörigen und Freunden zu erlernen?

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass offene und ehrliche Gespräche mit den Menschen, die mir nahe stehen, viel mehr bringen als Gespräche beim Therapeuten. Denn, was hilft es uns, wenn wir dem Psychiater/Psychologen unser Inneres zeigen, dem Partner/in aber immer wieder mit fadenscheinigen Ausreden ausweichen ?

ein endlich zu offenen Gesprächen fähiger
lowrider
susan
Beiträge: 2551
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In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von susan »

Hallo lowrider,

kurze Frage: Und das hilft auch, wenn man in einer schweren Depression steckt oder wenn man traumatisiert worden ist?

Meine Erfahrungen: Mein Mann wäre damit schlichthin überfordert gewesen - nichts gegen ehrliche, offene Gespräche in der Partnerschaft, aber manchmal braucht man professionelle Hilfe.

Susan


lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Susan,

Kurze Antwort
Ich bin ein reinrassiger Depri.
Bei zusätzlichen Störungen sollte schon eine dritte Person dazugeholt werden.

lowrider
Andreas01

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von Andreas01 »

@lowrider

>>>Denn, was hilft es uns, wenn wir dem Psychiater/Psychologen unser Inneres zeigen, dem Partner/in aber immer wieder mit fadenscheinigen Ausreden ausweichen ?<<<

wenig bis nichts ! wenn die Angehörigen insbesondere der Partner nicht wissen wo der Schuh wirklich drückt, sind diese hilflos mit den Problem konfrontiert (siehe die zahlreichen Posts im Angehörigen Forum)
Man lädt mehr oder weniger alles beim Therapeuten ab, bekommt mehr oder weniger gute Ratschläge und zu Hause fühlt man sich schon mit der simplen Frage: "Wie geht es dir, wie wars heute" persönlich angegriffen.

Gruß
Andreas
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von susan »

Hallo lowrider,

auch für "reinrassige" Depression gibt es Therapie - gut, wer sie nicht braucht, aber viele Partner sind schlichthin überfordert.

@Andreas
wenn man hier schon länger liest, kann man fast schon genau sagen, wann Du Dich meldest Wie wäre es, wenn Du aus der Vergangenheit verabschiedest und Platz für neue Erfahrungen schaffst.

Gruß
Susan

sorry, das hat natürlich nichts mit Gruppentherapie zu tun, ziehe mich deshalb auch hier zurück.


lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

@Andreas

""zu Hause fühlt man sich schon mit der simplen Frage: "Wie geht es dir, wie wars heute" persönlich angegriffen.""

Das stimmt leider. Rückblickend finde ich es ....traurig .... dass ich auch lange Zeit so gelebt habe.

Vielleicht findet sich ja jemand hier im Forum, der den Mut hat, das Thema "Nicht mit dem Partner reden können" aufschnappt.

@Susan

Schliesse mich dem Andreas an, die Partner sind eher hilflos als überfordert.

Gruss an euch
lowrider
Andreas01

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von Andreas01 »

Hallo lowrider,

>>>Vielleicht findet sich ja jemand hier im Forum, der den Mut hat, das Thema "Nicht mit dem Partner reden können" aufschnappt.<<<

wäre sicher Hilfreich, und nicht nur den Therapeuten als das Maß aller Dinge zu sehen, der Alles und Jedes löst.

>>>Rückblickend finde ich es ....traurig .... dass ich auch lange Zeit so gelebt habe.<<<

geht mir genau so, habe viel zu viel auf andere und aussenstehende Leute gesetzt, anstatt sich mit der Partnerin und Kindern zu befassen, die unterm Strich doch die weitaus größere Unterstützung boten, als alle anderen zusammen.
Und sicher Angehörige stehen sehr hiflos da, wenn der Betroffene allen und jeden mehr Vertrauen schenkt als ihnen.

Gruß
Andreas
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hi Andreas,

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, unterschreibe ich jetzt mal so.

Wie lange hast du persönlich gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen ?
Wenn du hier keine Antwort schreiben magst, kannst du mir auch gerne eine PM senden.

Sonntägliche Grüße

lowrider
rm
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Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von rm »

>...Schliesse mich dem Andreas an, die Partner sind eher hilflos als überfordert....<

schreibst Du, Lowrider..

und ich frage mich, wo da der Unterschied in diesem Fall zwischen hilflos und überfordert ist?! Hilflos sein, heißt in meinen Augen, kein 'Instrument' zur Verfügung zu haben, um an den Partner heran zu kommen, ihn zu erreichen.

Oft ist es so, daß erst ein Abstand für beide Seiten es ermöglicht, wieder Wege zueinander zu finden. Und diesen Abstand können oft nur Gespräche mit professionellen Kräften und Austausch in einer Gruppe ermöglichen. Das jedenfalls ist MEINE Erfahrung.

Gruppengespräche haben mir immer etwas gebracht, allein schon deshalb, weil ich so viele unterschiedliche Menschen dort traf/ treffe. Und alle können mir in irgendeiner Weise vermitteln, daß wir Menschen nicht perfekt sind. Das wir einzigartig sind.

Ich habe in der Gruppe gelernt, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als ich. Und ich habe dort auch Menschen getroffen, die mit mir sehr viele ähnliche Lebensansätze haben. Die Vielfalt ist gerade das, was ich als lebendig empfinde.

Insofern möchte ich eine Lanze FÜR die Gruppentherapie brechen, auch im Hinblick darauf, daß wir es ja überall mit Gruppen und Grüppchen zu tun haben und ich mich als kleinen Teil vom großen Ganzen sehe.

Ich bewege mich unter unterschiedlichen Gruppierungen und möchte sie verstehen. Gruppentherapie ist dafür ein Übungsfeld, finde ich. Schön für die, die sich von Natur aus gut in der Gemeinschaft bewegen können. Ich für meinen Teil lerne es immer wieder und es ist gut so für mich.

Übrigens: Partner/ Ehe/ Familie ist ja auch eine Gruppe, nur, daß diese einem manchmal zuuu nahe stehen, um den Überblick zu behalten . Insofern ist für mich Abstand durch Besuch einer anderen Gruppe oft genau so wichtig, um Nähe durch meine Nächsten wieder vertrauensvoll zulassen zu können.

Schönen Sonntag,
Reinhart
Andreas01

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von Andreas01 »

@lowrider,

>>>Wie lange hast du persönlich gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen<<<

viel zu lange ! so ungefähr drei Jahre.
Was mich besondres ärgert, dass ich als an sich recht ungläubiger Mensch so lange gebraucht habe um das Spiel der anderen zu durchschauen.

@Reinhart

>>>Und diesen Abstand können oft nur Gespräche mit professionellen Kräften und Austausch in einer Gruppe ermöglichen .<<<

MEINE Erfahrung ist genau das Degenteil,
unter Einwirkung der professionellen Kräfte und der Umgang mit der Gruppe (SHG), haben den "Abstand" langsam und stetig vergrößert, erst als diese "aussen vor" blieben wurde dieser Abstand wieder geringer und geringer so das man sagen konnte / kann, es gibt ihn nicht mehr.

Gruß
Andreas
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Reinhart,

""und ich frage mich, wo da der Unterschied in diesem Fall zwischen hilflos und überfordert ist?! ""

Wenn wir NICHT über unsere Probleme reden können, sind unsere Partner hilflos.
Wenn wir mit ihnen reden können, sind sie überfordert. Aber, sie können uns helfen !

@Andreas
Im Gegensatz zu dir bin ich ja ein Spätzünder, mich hat die Erkenntnis um viel mehr Jahre beraubt, und deshalb versuche ich im Moment so intensiv wie nur möglich zu leben.

Was soeben die Frage in mir aufwirft : Was mache ich eigentlich hier

Gruß an alle die hier mitlesen
lowrider
MarieSabine
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Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von MarieSabine »

@lowrider
Danke für das Kompliment!

@ alle
Ich komme eben aus einer Gruppentherapiesitzung, die mal wieder mäßig hilfreich war. Habe in der Eingangsrunde, in der ja jede/r sagt, was aktuell in Kopf und Bauch und Herz Sache ist, ein Thema und Gesprächsbedarf angemeldet. Keinen von den anderen interessierte das Thema. Eine halbe Stunde vor Schluss wurde ich nochmal gefragt: Du hattest doch ein Thema. Nicht besonders gründlich wurde "mein" Thema dann doch noch mit wohlwollenden Sätzen bedacht. Das war's.
Das muss ich jetzt erstmal verdauen.
Andreas01

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von Andreas01 »

@MarieSabine,
>>>Keinen von den anderen interessierte das Thema<<<

eben mein Thema interessiert die anderen nicht und deren Themen interessieren mich nicht, damit ist man wenigsten quitt und ist somit Nonsens.

Gruß
Andreas
MarieSabine
Beiträge: 25
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Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von MarieSabine »

"Quitt"

Das hört sich ja nach "Auge um Auge, Zahn um Zahn" an.
Und nicht nach Therapie.
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

@Marie Sabine - Gern geschehen ! Komplimente können auch aufbauen.

"Das muss ich jetzt erstmal verdauen."

DAS sollte nicht der Sinn einer GT sein, dass man zuhause das Ausgekotzte der anderen Teilnehmer verdauen muss. Eigentlich sollten Erfahrungen im Umgang mit der Depression ausgetauscht werden, und zuhause ausprobieren und vielleicht einen kleinen Schritt weiterkommen. Deine Gruppe scheint mir doch eher kontraproduktiv auf dich zu wirken.

Vielleicht schreibst du dir für das nächste Treffen das auf, was dir gerade am Herzen liegt, und legst sofort los, wartest nicht bis zum Ende der Sitzung. Aber, das muss man halt auch können, versuchen kannst du es allemal.

Hoffe du hast mittlerweile verdaut

Unter quitt verstehe ich Gleichstand, richtig?

lowrider
MarieSabine
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Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von MarieSabine »

Ich habe nicht (!) bis zum Ende der Sitzung gewartet!!!

Ich habe am Anfang, wo jeder seine aktuellen Seelenzustand zum Besten gibt, gesagt, dass "mein Thema" mich seit Tagen umtreibt, mit Kopfschmerz, Schwindel etc.
Dann sind ja aber erstmal alle anderen auch dran zu sagen, wie es ihnen geht. Danach haben sie sich an den Themen festgeredet, die ihnen halt näher waren als meines. Und ein bisschen Plaudertendenz war auch da. Der "leitende" Therapeut hat das laufen lassen, und dann, nach 60 Minuten gesagt: Wir haben noch eine halbe Stunde. Worum soll es gehen?

Das Ganze ist eine Gruppe im Behandlungspaket mit anderen Therapiemaßnahmen zusammen. Ich müsste mich vielleicht auch noch an anderer Stelle "erklären" (rechtfertigen), wenn ich diese Gruppe verließe.
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Marie Sabine,

Womit habe ich mir denn jetzt den verärgerten smily eingehandelt?

Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du es nächstes Mal genauso machen sollst wie die anderen Teilnehmer, nämlich sofort das Wort behalten, sofort über dein aktuelles Problem reden und nicht warten bis alle durch sind, und du dich über die Plaudereien ärgerst.

Ich hoffe, dies kommt verständlicher rüber, wenn nicht, versuche ich gerne nochmal es dir zu erklären .

lowrider
MarieSabine
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Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von MarieSabine »

@lowrider, sorry!
Ich war nicht über Dich verärgert!
Ich bin immer noch knurrig über diese Therapiegruppe und diesen Therapeuten.

Also, das Procedere ist immer so, dass am Anfang ein sogenanntes "Blitzlicht" alle einmal zu Wort kommen lässt, und da ich angefangen hatte, als als erste das Wort ergriffen hatte, kamen dann alle anderen nach mir. Daher konnte ich also das Wort nicht "behalten". Ich verstehe aber, was Du meinst.
Ich habe mir auch längst eine andere Therapiegruppe ausgeguckt, in der ich die Leitung um Längen besser finde. Aber dennoch wollte ich meinen Abschied in der anderen Gruppe als sanften Ausstieg gestalten.
lowrider60sec

Re: In der Gruppentherapie nicht reden können

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Marie Sabine,

Und schon ist es geklärt

Na dann wünsche ich dir viel Erfolg in deiner neuen Gruppe.

lowrider
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