Schon wieder ein Rückfall?

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Susanna1985
Beiträge: 55
Registriert: 10. Mai 2010, 18:15

Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von Susanna1985 »

Hallo zusammen,

ich hoffe sehr, dass ihr mir vielleicht etwas helfen könnt.
Ich hab einige Monate unter Depressionen gelitten, für drei Monate auch ein Antidepressivum genommen (musste ich vorzeitig absetzten). Seit 6 Wochen nehme ich nun nix mehr. Das ging auch bis jetzt gut.
Aber seit ein paar Tagen gehts mir wieder schlechter, heute wars schon fast wieder so schlimm wie in Depressionszeiten...

Der Auslöser ist mir bekannt, kann daran aber leider nichts ändern.
(Hatte mit einem Familienmitglied einen Urlaub gebucht, am Montag hätte es losgehen sollen, bin aber eine Std. vorm Abflug abgesprungen, weil ich Panikattacken vorm Fliegen hatte).
Das hat mich wahnsinnig runtergezogen, einerseits totale Schuldgefühle gegenüber meinem Mitreisenden (der jetzt alleine fliegen musste), Angst vor der Zukunft: werd ich nie wieder fliegen können?,Versagensgefühle weil die Angst "gewonnen" hat und natürlich Trauer über den verpassten Urlaub. Es sollte schließlich eine antidepressions Woche werden mit Sonne, Strand und gute Laune.
Nun ist es das Gegenteil geworden: Tiefe Traurigkeit über den verlorenen Urlaub und Angst vor einer erneuten Depression.

Gibt es hier jemand, der Strategien und Tipps gegen ein erneutes "Abrutschen" hat? So einen Notfallplan?
mein Therapeut ist leider im Urlaub, habe die nächste Std. in 2 Wochen.
Und heute wars wirklich ziemlich schlimm...konnte erst gegen Mittag aufstehen, bin dann am Nachmittag wieder ins Bett (zu nix lust, hat eh alles keinen sinn), und die meiste zeit am weinen und grübeln...

Wenn jemand irgend einen Tipp oder Rtschläge hat, bitte sagt es mir!
Danke.
ClausDerRabe*
Beiträge: 63
Registriert: 31. Aug 2010, 21:32

Re: Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von ClausDerRabe* »

Hallo, ich glaube das es vielleicht so ist das Du keinen neuen Schub einer Depression fürchten brauchst ... weil Du schon mitten drin bist, aber und das ist wichtiger Du warst schon "draußen" und wirst auch wieder raus kommen.
Ich weiß es ist immer so leicht zu jemand anderem gesagt, aber ich selbst habe diesen Weg oft, sehr oft gehen müssen, auch und insbesondere die letzten Tage.
Versuch ... das Momentane zu akzeptieren, der Schmerz und die Depression gehören zu Dir und sind zum Teil das Du selbst.
Dinge wie halt die Ohren steif, denk positiv ... sage ich nicht und kann`s selber oft nicht mehr hören, sind aber auch ein Grund dessen mit weshalb ich mich hier anmeldete und in den nächsten Tagen selbst um Rat fragen werde.
------------

Hör den Schrei des Raben

ClausDerRabe*
Schlaflos2010
Beiträge: 8
Registriert: 30. Aug 2010, 17:45

Re: Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von Schlaflos2010 »

Hm, ich vermute du warst schon bei der Absage des Fluges in der Depression.

In der Klinik habe ich gelernt, man soll sich zwingen an die frische Luft zu gehen, auch gegen den eigenen Schweinehund soziale Kontakte knüpfen, sich was gutes tun ( Essen, Kosmetik, schöner Film....

Ich finde die frische Luft am effektivsten.Vielleicht ein kleine Runde um den Block?

Gute Besserung für die nächsen Tage.
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von Liber »

Hallo Susanna,

vielleicht könnte dir helfen, dir anzuschauen, wie es zu der Situation gekommen ist. Ich vermute, dass die Panikattacken nicht ganz "aus heiterem Himmel" gekommen sind. Irgendetwas muss sie ausgelöst haben.

Ich nehme mal an, dass du sonst nicht Angst vorm Fliegen hast, sonst hättest du dich vermutlich von vornherein nicht auf diese Urlaubsreise eingelassen.

Könnte es evtl. sein, dass diese Reise im Moment nicht "das richtige" für dich war - und weil dir das nicht bewusst war, legte der unbewusste Teil von dir über die Angstattacken Widerspruch ein? Nur eine Vermutung.

Mir selbst hilft es oft, den tiefer liegenden Gründen oder Auslösern für die aktuelle depressive Phase nachzuforschen. Wenn ich diese Gründe erkenne, fühle ich mich oft einen Schritt weiter, auch wenn die Depr. damit noch nicht überwunden ist. Aber es wird für mich nachvollziehbarer, warum ich so reagiert habe und ich komme damit eher an meine urspünglichen Gefühle heran.

Vielleicht war dir gar nicht nach "Spaß und Strand" zumute? Vielleicht hängt es auch mit dem Familienmitglied zusammen.. Keine Ahnung, aber mein Tipp wäre, hier mal näher zu schauen und dir "auf die Spur zu kommen".


Viele Grüße
Brittka
Maximiliane
Beiträge: 159
Registriert: 6. Aug 2010, 19:45

Re: Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von Maximiliane »

Liebe Susanna,

wie geht es dir heute?
Das mit dem verpatzten Urlaub hat dich ziemlich getroffen, was?
Da ist es durchaus zu verstehen, dass es dir jetzt nicht so gut geht und alles sinnlos erscheint.
Angst vor Rückfällen habe ich immer wieder, und manchmal genügen scheinbare "Kleinigkeiten", diese Angst zu schüren, wieder in einem depressiven Tal festzustecken.
Das mit der Flugangst, hattests du das schon mal?
Gut ist, dass du den direkten Auslöser benennen kannst. Und vielleicht war das nur der berühmte kleine Tropfen, der da was in dir zum überlaufen gebracht hat.
Ist aber egal, was jetzt ist, das ist jetzt.
Du fragst, wie du dir die Zeit bis zur Therapie gestalten kannst. So habe ich es jedenfalls verstanden.
Hättests du denn gute Freunde, denen du dich anvertrauen könntest, um dich ein wenig zu entlasten?
Oder wirst du von einem Arzt begleitet, vielleicht sogar von einem Psychiater, bei dem du kurzfristig einen Termin kriegen könntest? Vielleicht war das Absetzen des AD zu früh?
Wenn ich Tiefschläge erlitten habe und die mich so runterziehen, versuche ich, so liebevoll wie möglich mit mir umzugehen und mich nicht noch zusätzlich niederzumachen. Weinen und im Bett liegen ist O.K., das erlaube ich mir auch im Sinne von "Sich einen sicheren Ort suchen", und versuche, mich deswegen nicht abzuwerten. Und ich versuche das dann aber zeitlich einzuschränken. Ich glaube, das gut spüren zu können, wann das Im-Bett-liegen angesagt ist, und wann das Im-Bett-liegen- zu viel wird und mich noch mehr runterzieht.
Oder ich verschönere mir die Atmosphäre zu Hause mit Duftöl, Kerzen, liebevoller Musik u.a.
Klar, dass bei dir jetzt Angst um die Zukunft dazukommen. Das habe ich auch manches Male.
Da hilft es mir, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, diese Gedanken zu unterbinden, und mich symbolisch innerlich durch eine Tür, die ich "zumache", abzugrenzen, weil mich solche Gedanken noch tiefer runterziehen.
Meistens klappt es.
Wenn die depressive Phase ganz arg ist, kann ich sowieso nur von einem zum nächsten Schritt denken, anders schaffe ich dann solche Tage nicht.
Und wenn gar nichts mehr hilft, habe ich eine Ansprechpartnerin bei der Telefonseelsorge, das hat mir auch schon so manches Male über Tiefstphasen geholfen bis zur nächten Therapiesitzung. Du kannst dich dort auch per Email anmelden, beim ersten Mal kriegst du sehr schnell eine Rückantwort ( so wars jedenfalls bei mir).
Und du hast dir ja auch schon gut zu helfen gewusst, um das ganze nicht so ganz alleine durchstehen zu müssen: du hast hier geschrieben. Das ist doch ein toller Schritt, oder?

So, für heute wünsche ich dir einen trotzdem gelungenen Samstag,

alles Gute,

Häuptling
Susanna1985
Beiträge: 55
Registriert: 10. Mai 2010, 18:15

Re: Schon wieder ein Rückfall?

Beitrag von Susanna1985 »

Danke für eure Beiträge! Fühle mich dadurch nicht so alleine.

Heute geht es mir etwas besser. Habe zwar kaum was gemacht, keine Energie vorhanden, aber bin zumindest nicht so verzweifelt wie gestern.

@Brittka

hmm...Das sind ein paar sehr wichtige Gedanken da von dir. Also die eigendliche Panik kam erst kurz vorm Abfahren zum Flughafen. Aber den Tag davor war ich schon ziemlich nervös und hatte auch einige körperliche Angstsymptome. Es war aber einfach die Angst vorm Flug (nicht vorm Flugzeugabsturz oder Turbulenzen, sondern dass ich während dem Flug gesundh. Probleme/Schmerzen bekomme wegen meinem kranken Auge (hab grünen Star, oft Schmerzen)).
Und weil ich da einen Tag vorher im Netz ein paar "Horrorgeschichtchen" gelesen hab wie z.b. "Adern im Auge" können platzen, schmerzhafter Druckanstieg, augrund der Druckschwankungen im Flugzeug, hab ich da total Angst bekommen.
Konnte in dem Moment dann auch nich mehr realistisch denken, sondern sah für mich wirklich ne echte gefahr. War dann so ne Kurzschlussreaktion: nix wie weg!

Dabei hatte ich mich auf den Urlaub sehr gefreut. Und ich glaub es hätte mir auch sehr gut getan, wenn ich dann erst mal dort angekommen wär.
Die Reise wäre mit meinem Vater gewesen, den hab ich jetzt sehr entäuscht

@ Häuptling
Danke für deine Zeilen...

Bin schon 2x früher geflogen, da hatte ich die Angst nicht (ist aber auch schon 10 Jahre her und damals hatte ich noch keine Augenprobleme (s.o)
Konnte ein wenig mit meiner mutter drüber sprechen. Freunde hab ich leider nicht.

Sehr gut möglich, dass ich das AD zu früh abgsetzt hab, aber es ging nicht anders, ich hatte plötzlich starke NW bekommen.
Und bin auch froh darüber, dass ich schon länger nix mehr nehmen muss.

Ja, das mit sich liebevoll umgehen muss ich erst noch lernen...Bei mir ist da eher das gegenteil der Fall.
Ich sag mir dann sowas wie, "du bist selbst schuld an der Situation jetzt, schließlich hast du dich nicht überwinden und der Angst die Stirn bieten können".
Da muss ich versuchen an mir zu arbeiten...

Werde viell. auch mal das Angebot der Seelsorge nutzen, danke. Wenns wirklich nicht wieder besser wird...

Es macht einfach so verdammt traurig, dass selbst so schöne Dinge wie Urlaub machen von der eigenen Angst kaputt gemacht werden...

LG,
Susanna
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