Schädiger lebenslang belangen können...

steppenwolf1

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von steppenwolf1 »

[...]
Regenwolke
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Regenwolke »

>Frage. wird hier jetzt schon etwas hergesucht aus meinem letzten Beitrag von wegen triggern?

Antwort: Nein, zumindest nicht von mir, falls du dich auf meine Beiträge beziehst.
Da Manu schon zweimal nach deiner OP gefragt hat, habe ich sie auf den alten Thread verwiesen und darum gebeten, hier dieses Thema nicht detailliert aufzugreifen.
HelH3
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von HelH3 »

Hallo Ikarus,

meinst du wirklich, falsch verstanden worden zu sein? Oder ist deine Reaktion jetzt der von Otterchen vorausgeahnte Frust über das negative Feedback? Wäre ja nachvollziehbar, denn niemand sieht seinen Vorschlag gerne erstmal so gründlich verrissen.

Verrissen wurde aber nur dein Vorschlag, nicht du - also atme doch mal bitte tief durch, bevor du denen, die dir geantwortet haben, unterstellst, sie fänden wohl ok, was ihnen geschehen ist und/oder dass Menschen leiden müssen, ohne sich wehren zu können.

Missbrauch und sonstige physische Gewalt sind justiziabel, Liebe und menschliche Wärme sind es nicht.

Viele hier haben, so wie du, ein sehr problembelastetes Verhältnis zu ihren Eltern. Ich habe selbst sehr, ebenso wie mein Vater, unter meiner extrem dominanten, fordernden Mutter mit ihrer narzisstischen PS und ihren alkoholbedingten Ausfälligkeiten gelitten. Im Alter von 12 Jahren gab ich meinem kurz vorm Nervenzusammenbruch stehenden Vater quasi die Absolution dafür, sich von ihr zu trennen. Dafür ist er mir noch heute dankbar. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich das große Glück hatte, meine sehr liebevolle Großmutter im Haus zu haben - will mir lieber gar nicht vorstellen, was ohne sie gewesen wäre...

In meiner Therapie ist mein Verhältnis zu meiner Mutter neben dem, was in meiner letzten und verhängnisvollen Beziehung passiert ist, das ganz große Thema. Ziel ist und bleibt: Distanz zum Geschehenen aufzubauen, es dennoch als unschönen, aber unauslöschlichen Teil meines Lebens anzunehmen und es gegenwarts- und zukunftstauglich zu verarbeiten.

Wie schon gesagt, Ikarus, ich glaube, du verrennst dich da in einer für dich schädlichen Weise - und komm mir bitte nicht damit, es ginge dir ausschließlich um potenzielle künftige Opfer. Denen ist mit mehr Möglichkeiten zur kurz- oder langfristigen Unterbringung in Pflegefamilien viel mehr geholfen als mit der Option, ihre Eltern 30 Jahre später wegen fehlender Liebe belangen zu können.

Mich würde jetzt auch interessieren, ob du solche Gedankenflüge wie diesen eigentlich mal in deiner Therapie thematisiert hast?

LG Helena
Guinevere
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Hey Ikarus,

Frage. wird hier jetzt schon etwas hergesucht aus meinem letzten Beitrag von wegen triggern? Wenn ja, ist das ganz schön fies (Pfui Teufel).

Ja, wie´s Wolke schon geschrieben hatte, mich hätte das bezüglich der OP genauer interessiert. Was eben genau geschehn war, was diese für genauere Folgen hatte, wie sehr Du dadurch in Deiner Lebensqualität beeinträchtigt wurdest, meint, warst Du dadurch zeitweise erwerbsunfähig ? usw...

...kann aber wiederum ganz gut verstehen, dass es eben so manchen triggern könnte, also


Ach ja, wie war die Frage; was es mir bringen würde (oder so ähnlich).

Die Antwort: das würde ich nur für mich tun. Aber ich glaube schon fast, das versteht hier keiner aus diesem Forum.

Hmm, nur für Dich, inwie fern? Doch, ich glaub so ähnlich war meine Frage, aus welchen Gefühlen, Bedürfnissen Du handelst?
Guinevere
Beiträge: 4779
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Du kannst auch gerne bei Deiner Meinung bleiben, und, ich weiß ja nicht mal in welcher Verarbeitungsphase Du gerade steckst!

So, auch jetzt könnt ihr wieder über mich herfallen, ist mir egal.

Du hasts als ein über Dich herfallen empfunden. Da bin ich eben wieder bei meinen weiter oben schon geäusserten (ich weiß nicht, obs klar war) Bedenken zur Umsetzung Deiner Pläne diesbezüglich.

Gute Nacht!
manu

P.s: Du hast geschrieben zum Schutz für die Zukunft, so als Kläger, ich würde eher meinen, Du bist dann vorerst so manchem doch eher schutzlos.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Deine "Erwartungen" im 1. Beitrag in diesem Thread:

Bevor hier jetzt vielleicht ein Sturm der Entrüstung los bricht
niederländer

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von niederländer »

Hallo Patricia,

Ich habe grad deine Geschichte von 16-07 gelesen und möchte darauf zurückkommen.
Die ganze Story könnte meine sein.
Ich habe mich auch völlig unverstanden gefühlt von meine Ex Frau.
Das hat mich womöglich noch tiefer ins Loch gezogen.
Erst nach meine Trennung fand ich das Verständnis das ich brauchte.
Bei meine jetzige Frau.
Erst dann konnte ich völlig an mich arbeiten.

Machts gut,

Benny,alias Dutchy
flocke
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von flocke »

Ikarus jetzt mach aber mal bitte halblang!

Zum einen Bedeutet Kritik an deiner Idee NICHT dass DU persönlich niedergemacht wirst, zum anderen wäre es ganz nett wenn du die Beiträge ganz lesen würdest, denn das mit der Triggergeschichte war ja überhaupt nicht an dich gerichtet sondern die Person wurde direkt (namentlich) angesprochen und zu guter letzt (wiederum genau lesen!) hat hier niemand gesagt was geschehen ist wäre "i.O.".

Nur ist das was du willst nicht umsetzbar, selbst wenn und ich betone WENN eine Depri oder ähnliches auf eine Ursache, einen "Schuldigen", reduzierbar und zurückzuführen wäre. Was sie nicht ist.


Allerdings kann ich deinen Wunsch nach Vergeltung und als nichts anderes sehe ich deinen Vorschlag schon verstehen. Daher auch mein Vorschlag mental mit deinen "Peinigern" vor Gericht zu gehen. Gib ihnen einen fairen ANwalt, nimm dir einen durchsetzungsfähigen und überleg dir einen Richter.... therapeutisch begleitet fände ich ganz gut (bist du in Therapie?)

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
otterchen
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von otterchen »

Hi Ikarus,

wenn Du noch mitliest:

so ganz komme ich mit der Logik nicht klar:
Wenn man z.B. mit 30 Jahren feststellt, dass man eine Depression hat, und die Gründe liegen in der Kindheit, dann ist die Intention "damit sowas nicht wieder passiert" wohl falsch, denn die Familienplanung der Eltern dürfte längst abgeschlossen sein.

"Mich hat jemand / ein Ereignis depressiv gemacht" verlangt nach Eigenverantwortung.
Bitte glaub mir: auch wenn Dein Verlangen nach Vergeltung noch so groß ist: es wird nichts, aber auch gar nichts daran ändern, dass Du Ängste hast, Dich minderwertig fühlst, unsicher bist oder sonstwas.

Wenn man diese Idee allerdings umwandelt, würde es mir schon besser gefallen: Eltern aufklären, Eltern unterstützen. Soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz fördern; Konfliktlösung lehren usw usw.
DAS bringt meiner Meinung nach viel mehr als abzustrafen. Aus Strafen wird nicht gelernt, was besser zu machen gewesen wäre.
Mit dem System von Strafe und Vergeltung führt man nur das weiter, was einen krank gemacht hat.

Und bitte: fühl Dich nicht unverstanden oder abgelehnt hier. Wir nehmen Deinen Wunsch schon ernst, aber wir versuchen Dir mitzuteilen, dass diese Lösung nicht erstrebenswert ist, weil sie Dich nicht aus der Depression führen wird. Kannst Du nicht versuchen, Dein Vergeltungsbedürfnis auf andere Weise loszuwerden?
Mir hat mal geholfen, mir die Eltern imaginär vor Augen zu führen und dann kräftig draufzuprügeln (Schläger auf unempfindlicher Unterlage, z.B. Bett).
Dass da ziemliche Kräfte in Dir wüten, kann man (glaube ich) nicht so einfach wegdiskutieren.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
susan
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Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von susan »

Hallo Ikarus,

dein Beitrag klingt wie:

Keiner versteht mich, alle sind gegen mich
und alle wünschen mir nur Schlechtes

deine Reaktion: Trotz und Rückzug

Sorry, für meine Ehrlichkeit, aber ich will dir damit sagen, dass ich aus jedem Beitrag hier rausgelesen habe, dass wir alle das gut verstehen, was du meinst. Dein Wunsch nach Bestrafung ist völlig okay, wer hat den nicht? Aber ob das dann die Lösung ist, das ist eine andere Sache.

Und das, glaube ich, wollten dir die meisten sagen. Dass es DICH nicht weiterbringen würde. Dadurch heilen deine Traumata nicht.

Wenn der Arzt, der dich damals behandelt hat, gegen das Gesetz verstoßen hat, dann solltest du etwas unternehmen, da gibt es Wege und Mittel. Aber so habe ich das nicht verstanden. Möchte auch nicht näher darauf eingehen, weil das nicht Thema des Forums ist.

Du bist sehr verletzt, du vermutest hinter allen Beiträgen Kritik an dir. Das ist nicht so! Ich habe z.B. geschrieben, dass ich Wut, Hass und Rachegefühle gut kenne. Ich habe auch traumtische Erfahrungen in der Kindheit gemacht, auch mit Ärzten. Aber es gibt nicht in jedem Fall Gesetze, die durch Bestrafung der Täter dein Trauma heilen lassen.

Verstehst du, was ich meine? Keiner will dir hier was Böses. Es tut weh, zu lesen, wie man mit dir umgegangen ist, aber den größten Gefallen tust du dir, wenn du dir selber hilfst, bezw. dir Hilfe in Form von Therapie, Traumaklinik usw. holst. Es haben ja auch schon andere gefragt, ob du Therapie machst.

Mitfühlende Grüße
Susan


Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

...und, wenn ich so zurückdenke. Ich weiß nicht, ob Du Geschwister hast?

Für mich so als älteste von vieren, führte anfangs das ledigliche in Frage stellen des Verhaltens unserer Mutter in unserer Kindheit schon zu Empörung und Streitereien mit diesen...

Mittlerweile ist vieles auch durch sich mit so manchem (Vergangenheit meiner Eltern) auseinandersetzen verständlicher und somit akzeptierbarer geworden. Leichter nachvollziehbarer z.B. warum unsere Mom mit ihren Einstellungen zu Sex, dann gerne die Schuld für unsere Geburt uns Kindern gegeben hat, oder eben meinem Vater, aber, sie hat für sie dann, wenn sie das so betrachtet nix "böses" getan...

Aber, da sind wir noch immer nicht sooo irre weit. Paps hat z:b. von einer meiner Schwestern zum Vatertag so ein Buch bekommen, indem er über so manche Erlebnisse in seiner Kindheit schreiben kann...und, er meinte neulich, Schwester hätte ihn dadurch gröber zum Nachdenken gebracht...und, ich hab mir nur *auweia - wieder mal * dazu gedacht...
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Naja, mal schaun, was rauskommt, wenn mein Vater, der seit ein paar Jahren AD´s nimmt, aber ne ziemliche Abneigung gegen alles, was Psychiater, Psychologe, Therapie ist noch mehr , jetzt auch noch über seine Kindheit nachdenkt. *mich bissi fürcht* Schließlich hat er ja in meiner Kindheit (bes. nach handfesten Streitereien mit meiner Mutter) schon ab und an laut daüber nachgedacht sich das Leben zu nehmen...und, ja, wenn er seine Medikamente vergisst, dann.
Ich weiß nicht, und möchts auch nicht wissen, wie er reagieren würde, wenn ihn eine von uns Kindern verklagen würde.

Ich weiß nicht, ob Du mich jetzt etwas besser verstehen kannst, wenn ich meine Eltern nicht für so manches belangen möchte.
steppenwolf1

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von steppenwolf1 »

bin mir doch nicht schlüssig, ob ich mich zum Thema äussern will. Vllt. lieber nicht
umd
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Registriert: 29. Jun 2010, 23:36

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von umd »

Hallo Ikarus,

keine Ahnung, ob ich Dich richtig verstehe.
Aber ich denke, dass jegliche Form von Gewalt und Misshandlung an den eigenen und anderen Kindern verfolgt und mit Strafe bedroht werden muss, um einfach Eltern, jetzigen und zukünftigen, die Augen zu öffnen, um die möglichen schädigenden Auswirkungen auf ihre Kinder zu thematisieren.
Was ich aus vielen Antworten auf Deinen Thread lese ist eher dies: Beschuldige die Eltern nicht, denn es bringt dir nichts. Aber ich glaube, dass das nicht wahr ist. Eine Schuld muss benannt werden dürfen, auch und gerade wenn sie die eigenen Eltern betrifft. Und es macht mich reichlich fassungslos, wie vehement hier jede Verantwortung der Eltern mit Hinweisen auf deren Erziehung abgewehrt wird.

Wenn ich schlechte Behandlung, Schläge, Zurückweisung, emotionalen Missbrauch usw. mit der Erziehung der Eltern entschuldige, nach dem Motto "Sie konnten ja nichts dafür", dann verkenne ich doch völlig die Möglichkeit selbstständigen Handelns.
Meine Eltern waren erwachsen, als sie mich misshandelten. Niemand hat sie dazu gezwungen, außer ihre eigene Unfähigkeit und die mangelnde Liebe zu ihren Kindern.

Warum soll ich noch heute die Schuld, die sie tragen, auf mich nehmen? Das tat ich jahrelang, um sie zu schützen. Meine Depression, neben anderen Symptomen, ist Ausdruck davon.

Sicher, in der Wut auf die eigenen Eltern oder andere Peiniger lebenslang zu verharren, macht ein eigenes erfülltes Leben unmöglich. Aber wenn ich diese Wut niemals zulasse und auf mich selbst projeziere, nur um meine Eltern zu schützen, wird mein Leben genauso unerfüllt bleiben.

Schröder.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von otterchen »

Hi Schröder,

die Schuld dahin geben, wo sie hingehört, ist ok, auch wütend auf die Eltern zu sein - dagegen ist doch nichts einzuwenden.

Aber sowas strafrechtlich zu verfolgen? Womöglich ohne jegliche Verjährungsfrist? Da wird jemand mit 50 Jahren depressiv, und die Wurzeln liegen in der Kindheit. Wie realistisch schätzt Du es ein, eine Strafverfolgung bei ca. 80jährigen Eltern durchzuführen?

Wie soll die Beweisaufnahme erfolgen? Was, wenn die Kinder wirklich schwierig waren und den Eltern alles abverlangt haben? Was, wenn sich herausstellt, dass z.B. die Mutter selbst depressiv war, als das Kind noch klein war? Könnte dann die Mutter eine Gegenklage anstrengen? "Mein Kind hat mich depressiv gemacht"??

Warum seine Energie in sowas hineinstecken, wo wir unsere Kraft lieber FÜR UNS verwenden sollten?
Wenn es um Schläge oder sonstige körperliche und emotionale Misshandlung geht, sind wir uns wohl einig - da braucht das Kind (!) Hilfe und Unterstützung, und zwar direkt und nicht erst Jahre später.

Was hier versucht wird, ist (mein Eindruck), dass sich das Kind "in uns" gerade Machtphantasien hingibt ("wenn ich groß und stark bin...") und sich endlich gegen die übermächtigen Eltern auflehnen will.
Aber das heilt nicht die inneren Verletzungen; im Gegenteil: in der Praxis würde es uns nur noch mehr mit der Vergangenheit konfrontieren, uns mit Unglauben, Misstrauen etc. konfrontieren und uns in eine Lage bringen, in der wir sebst an der Misshandlung festhalten!

Wir sollten uns vielleicht lieber selbst erstmal verzeihen, dass wir klein und machtlos waren und uns als Kind nicht wehren konnten. Denn oft sind gerade Wut und Verbissenheit und Vergeltungsbedürfnis nichts anderes als sich selbst unbewusst zu beschuldigen.

Wenn Eltern irgendwann mal wirklich befürchten müssten, strafrechtlich verfolgt zu werden, was passiert dann? Würden sie sich liebevoller und fürsorglicher ihren Kindern zuwenden? Ich wage es zu bezweifeln. Es kommen immer mehr Eltern ins Gefängnis, immer mehr Kinder ins Heim, die Geburtenrate geht zurück, die Kinder fangen an, die Heimleiter zu verklagen oder die Lehrer oder was auch immer ein Anlass gewesen sein mag (und da kommt wohl eines zum anderen, also auch Spielkameraden, andere Sozialkontakte etc.)
ANLASS!
Denn die persönliche Disposition zu Vulnerabilität / Resilienz spielt durchaus mit eine Rolle. Meine Schwester hatte selbstverständlich dieselben Eltern wie ich. Warum bin ich depressiv, meine Schwester aber nicht?

Nochmal: bitte überlegt, wie Ihr Eure Energie einsetzen wollt und was Ihr damit erreichen könnt. Wollt Ihr Eure Kraft lieber für Vergeltung einsetzen oder dafür, aus der Depression herauszufinden?
Das eine würde das andere bedeuten?
Nun, da das hier eine rein hypothetische Diskussion ist, aus der wohl kaum eine gesetzliche Konsequenz erwachsen wird, wäre es müßig darüber zu debattieren.
Wollt Ihr diesen Weg wirklich bestreiten? Euch dafür einsetzen, dass Eltern strafrechtlich verfolgt werden? Oder wollt Ihr Euch hier an dieser Stelle nur mal in die Phantasie einlassen "was wäre, wenn das ginge"?

Wenn Ihr Euch für die reale Umsetzung der strafrechtlichen Verfolgung einsetzen wollt: nur zu. Ihr könnt uns ja auf dem Laufenden halten, wie weit Ihr damit kommt.

Ich weiß nur für mich, dass ICH mich um MICH kümmern werde und nicht darauf schiele, wer vor Jahren mal "krummer Hund" zu mir gesagt hat.
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tomroerich
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von tomroerich »

Es gibt für all diese Überlegungen eine sehr einfache Antwort: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Die Antwort ist deshalb so einfach, weil mutmaßliche Täter nicht einfach nur Opfer hervorbringen sondern auch neue Täter. Jeder will sich dann darauf berufen, nicht verantwortlich zu sein.

"Sünde" kann nicht durch Strafe oder Verfolgung geheilt werden sondern nur durch das Aufgeben der Folgen.



Thomas
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Guinevere
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Was ich aus vielen Antworten auf Deinen Thread lese ist eher dies: Beschuldige die Eltern nicht, denn es bringt dir nichts. Aber ich glaube, dass das nicht wahr ist. Eine Schuld muss benannt werden dürfen, auch und gerade wenn sie die eigenen Eltern betrifft.

Ich weiß nicht Schröder , blick da im Moment gerade, vielleicht noch nicht wirklich ganz durch.

Natürlich haben seitens meiner Mutter zeitweise sehr massive Formen an emotionalen Missbrauch stattgefunden (dafür könnte ich sie z.B. für schuldig befinden). Aber , ja, ich war es, der so manchen S****versuch gemacht hat, das mit dem SVV usw. Ich fühl mich vielleicht auch dadurch im Moment damit wohler...ja, ich weiß nicht, wie ich grad schreiben soll...aber, ich denk mal, wenn ich meiner Mom jetzt noch für so manches (an Folgen daraus! )Schuld geben würde, dann würde ich ihr wohl damit einhergehend auch jetzt immer noch die größere Macht über so manche meiner Gefühle geben?

Vielleicht ist das auch ne völlig verquerte Denke ??? Ja, wie seht ihr das denn?

Gute Nacht,
manu
Guinevere
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Nachtrag :

Natürlich haben seitens meiner Mutter zeitweise sehr massive Formen an emotionalen Missbrauch stattgefunden (dafür könnte ich sie z.B. für schuldig befinden).

Ich weiß gar nicht, ob sie weiß, was sie tut, getan hat...und, naja, sie ist nicht mal recht therapierfähig, weil sie nicht auch mal bei sich schaun kann. Ich glaub also nicht, dass sie dafür belangt werden könnte (???).

Es scheint also sehr kompliziert!
Guinevere
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Ich red mich vielleicht auch etwas leicht (???) im Vergleich zu anderen hier, da ich an Folgen lediglich nur mehr chronische Verspannungen hab (insbesondere, wenn ich sie sehe) , und ich mir bezüglich meiner vielleicht etwas Beziehungsunfähigkeit ab und an total unsicher bin.

Mit meiner Tochter spricht es sich z.B. total gut in Bezug, was ich ihrer Meinung nach falsch gemacht hab, oder eben nicht wusste, dass sie dadurch z.B. Angst gehabt haben könnte (die schwere Feuertüre am Dachboden, der als riesiges Spielzimmer diente...) und, das geht sehr gut, besser ohne gegenseitige Schuldzuweisungen.
Und, man kann ja dann ja auch z.B. sagen, dass es einem Leid tut, sie im Nachhinein in den Arm nehmen und trösten...
umd
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von umd »

Hallo Otterchen,

keineswegs möchte ich die Eltern dieser Welt mit einer Strafpropzesslawine verfolgen. Das war ganz und gar nicht Inhalt meines Schreibens. Und ganz gewiss gebe ich mich keinen kindlichen Allmachtsphantasien hin. Aber erst wenn sich eine Gesellschaft ganz klar für die Rechte und die körperliche / emotionale Unversehrtheit ihrer Kinder positioniert, leitet sich daraus ein gesellschaftlicher "Handlungskodex" ab. Schon die zehn Gebote waren nichts anderes.

Welche Möglichkeiten hat denn ein kleines Kind, sich selbst zu wehren? Keine! Sollte es da nicht Aufgabe der Gesellschaft, und somit auch der Gesetzgebung, sein, gerade ihre schwächsten Mitglieder zu schützen?

Du schreibst: "Was wenn die Kinder wirklich schwierig waren und den Eltern alles abverlangt haben?"
Das hört sich nach meiner Kindheit an: Das Kind ist schuld, weil es schwierig / laut / unangepasst... ist. Da müssen sich die Eltern doch wehren(schließlich müssen sie es ja erziehen).
Ich sehe da Ursache und Wirkung vertauscht.

Und, JA, wenn Eltern befürchten müssten, strafrechtlich verfolgt zu werden, würden sie anders mit ihren Kindern umgehen. Aber nur dann, wenn sie gleichzeitig darüber aufgeklärt würden, was sie ihren Kindern antun, wenn sie ihnen nicht zuhören, wenn sie sie nicht als eigenständige Menschen wahrnehmen, wenn sie sie nicht respektieren, sondern für ihre Zwecke benutzen, schlagen, "erziehen".

Hallo Thomas, ich kann den Satz mit dem Stein in diesem Zusammenhang nicht verstehen.
Soll ich meine Eltern nicht anklagen, weil ich vielleicht auch Fehler in der Erziehung meiner Tochter gemacht habe / machen könnte? Habe ich deshalb nicht das Recht, meine Eltern mit ihrer Behandlung und deren Folgen für mein Leben zu konfrontieren?
Nur weil ich heute, nach einem langen und schmerzlichen Prozess, die Schuld bei meinen Eltern sehen kann, schütze ich mich davor, selbst zum Täter zu werden.
Denn genau, wie Du schreibst: Täter bringen Täter hervor. Aber eben nur dann, wenn man sich dessen selbst nicht bewusst ist. Denn wenn ich mir darüber bewusst bin, habe ich die Freiheit, anders zu handeln.

Hi Manu,
ich glaube nicht, dass Du deiner Mutter die Macht über deine Gefühle gibst, weil Du ihr vielleicht die Schuld oder Verantwortung für deine heutige Lage gibst. Eine solche Macht haben Eltern nicht - auch wenn es manchmal so scheint.

Gute Nacht an alle. Schröder.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Guinevere »

Hey Schröder, Danke für Deinen Beitrag!

Welche Möglichkeiten hat denn ein kleines Kind, sich selbst zu wehren? Keine! Sollte es da nicht Aufgabe der Gesellschaft, und somit auch der Gesetzgebung, sein, gerade ihre schwächsten Mitglieder zu schützen?

Naja, ich war vor kurzem, nach dem S*****versuch meiner Schwester, dem Gespräch mit meinem Vater über so manches aus Vergangenheit, etwas enttäuscht, dass der Hausarzt damals (als ihn mein Vater um Hilfe bat) meinte, man könne nix machen, solange nix schlimmeres passiert.
Das sind so Sachen, die eben nach und nach durch noch immer so manche Vorfälle ins Licht kommen, und, ja, ich hab noch nicht gänzlich den Durchblick dazu .

Klar, seh ichs wie Du! Und, ich kann auch vieles in Deinem ersten Beitrag sehr gut nachvollziehen z.B. in Bezug auf Autoaggressives, selbstverletzendes Verhalten.

Weißt, und, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht so manches wüsste, weil ich selber da durch bin. Womöglich wäre ich wie meine Eltern geworden.

Jetzt aber wirklich gute Nacht! Auch, wenns mich wohl noch recht beschäftigt.

Liebes Nachtgrüßerl,
manu
otterchen
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von otterchen »

Hi Schröder,

viel besser als Strafe (dann ist es doch eh schon passiert) ist doch Prävention!
Was, wenn man sich dafür einsetzen würde, dass dies nicht mehr passiert? Was, wenn es mehr Anlaufstellen für Kinder gäbe? Was, wenn Eltern mehr Unterstützung und Aufklärung bekämen? Was, wenn Kinder z.B. in der Schule lernen könnten, elterliches Fehlverhalten in den richtigen Blickwinkel zu lenken und selbst widerstandsfähiger zu werden? Was, wenn es breite Aufklärung gäbe und Unterricht, Fortbildungskurse und praktische Hilfe? Wenn die Hemmschwelle nicht mehr so groß wäre, sondern wenn es auf einmal "in" wäre, nach neuen Werten zu leben, die eigene Persönlichkeit zu coachen, neue Sichtweisen zu entwickeln usw.?
DAFÜR würde ich mich einsetzen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Caroline1
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Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von Caroline1 »

hallo ikarus, hallo schröder,

um es mal vollkommen stammtischmäßig auszudrücken: jeder idiot kann heutzutage kinder bekommen, dazu braucht man nun mal keinen führerschein.

das war schon immer so, und wird auch weiterhin so sein. wenn nicht, würde ich mir große sorgen machen.


sollten eure utopischen vorstellungen einmal wirklichkeit werden, so wird die menschheit aussterben (was vielleicht eine gute idee wäre ). denn wer würde dann noch das risiko eingehen, kinder in die welt zu setzen, mit dem wissen im hinterkopf, dafür belangt werden zu können. denn wer würde festelegen wollen, was nun schon strafbar wäre und was nicht? da käme man sehr sehr schnell vom regen in die traufe.

dass ich solchen gedanken nullkommanull abgewinnen kann, dass es mich sogar schaudert, wenn ich darüber nachdenke, liegt daran, dass ich mir vorstelle, dass dann alle möglichen untoleranten menschen die normen einer solchen gesellschaft festlegen würden.

da ist mir die liberale gesellschaft, in der ich glücklicherweise heute leben darf, doch unendlich lieber.


eure überlegungen greifen viel zu kurz. ja, ihr könnt eure eltern mit erlittenem unrecht konfrontieren. ihr könnt sie gedanklich wegsperren, was weiß ich noch alles. aber glaubt ihr wirklich, es würde euch besser gehen, säßen sie im knast? da lauft ihr meiner meinung nach noch immer dem trugschluss hinterher "wenn der andere erst mal dies und das, dann gehts mir besser".

wie bereits viele andere hier angemerkt haben: keiner hier ist der meinung, dass eltern auf einen thron gehoben werden müssen. keiner ist der meinung, dass eltern keine verantwortung für ihr tun tragen. keiner meint, dass sie fehlerlos sind usw usw usw.

aber letzten endes bin ich selber der einzige mensch, der mein eigenes leben lebt und daher bin ich auch der einzige, der festlegt, wie das geht. dies gilt allerdings auch für die eltern.


nein, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man depressionen und andere psychische krankheiten nicht heilen und auch nicht verhindern kann, in dem man gesetze einführen würde, wie sie euch vorschweben. im gegenteil, ich glaube sogar, das würde weitere depressionen generieren, aber das wird nun wirklich zu komplex, um es hier in ein paar sätzen diskutieren zu wollen.


grüße an alle von

caroline
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von flocke »

Strafen und auch höherere Strafen bringen kaum positiven Effekt... Dies würde vorraussetzen dass ein Großteil der "Täter" wissen dass sie etwas verbotenes tun UND sie müssten es nicht nur absichtlich tun, sondern ausreichend Selbstbeherrschung um es aufgrund der Strafandrohung zu lassen...

Ich denke nicht dass ein Großteil derjenigen die ihr Kind vernachlässigen, oder (schwerwigende) Fehler in der Erziehung machen dies absichtlich tun.

Stell dir mal vor, da ist jemand überfordert, schiebt das Kind immer mehr ab, vernachlässigt es also emotional... wird sich derjenige Hilfe suchen, wenn er befürchten muss bestraft zu werden? Vielleicht sucht derjenige aber auch doch lieber Hilfe weil er so gerne seine Unfähigkeit öffentlich machen will?
Nee, is klar...

Deshalb ist, wie schon mehrfach erwähnt Prävention wesentlich wichtiger und vor allem sinnvoller.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
steppenwolf1

Re: Schädiger lebenslang belangen können...

Beitrag von steppenwolf1 »

Es gibt für all diese Überlegungen eine sehr einfache Antwort: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Die Antwort ist deshalb so einfach, weil mutmaßliche Täter nicht einfach nur Opfer hervorbringen sondern auch neue Täter. Jeder will sich dann darauf berufen, nicht verantwortlich zu sein.

"Sünde" kann nicht durch Strafe oder Verfolgung geheilt werden sondern nur durch das Aufgeben der Folgen.

Hi Thomas,

ja so etwas wollte ich auch schreiben, habe es aber wieder gelöscht, weil ich mir nicht sicher bin, ob man das in einem Depressionsforum schreiben darf.

Ich dachte daran, dass niemand nur Opfer ist.
Was aber, wenn daraus Schuldgefühle entstehen ? Und eine große Frage ... ist die Krankheit nicht ein einziger Vorwurf an die vermeintlich Schuldigen ? Und wäre Vergebung heilsam ? (ausser natürlich bei best. Traumata)

wölfin
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