Wer versucht es ohne Medikament?

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Susanna1985
Beiträge: 55
Registriert: 10. Mai 2010, 18:15

Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von Susanna1985 »

Hallo an alle,

ich wollte Euch mal fragen ob es hier jemanden oder mehrere gibt, die es ohne Antidepressivum versuchen, die Depression in den Griff zu bekommen?!
Wenn ja, was habt ihr für Strategien entwickelt um wieder aus diesem Tief zu kommen?

Ich habe knapp 3 Monate ein AD in geringer Dosierung genommen und musste das jetzt absetzten wegen den Nebenwirkungen.
Versuche jetzt ohne, und hoffe gleichzeitig dass ich nicht wieder abrutsche bzw. dass es mir bald besser geht.
Setze am meisten auf meine Gesprächstherapie und auf regelmäßiges Ausdauertraining.

Was habt Ihr für Erfahungen gemacht? Kann das gut gehen?

Freue mich über eure Beiträge!
LG,
Susanna
mbm22
Beiträge: 381
Registriert: 25. Mai 2010, 22:48

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von mbm22 »

Liebe Susanna,

als meine Hausärztin mir vor 1,5 Jahren das erste AD verschrieb (Doxepin) kam ich damit auch überhaupt nicht zurecht. War nur noch müde und stand völlig neben mir. Ich traute mich kaum, mit anderen zu sprechen, weil ich das Gefühl einer verwaschenen Aussprache hatte und große Schwierigkeiten gescheite Sätze zu formulieren. Eigentlich war ich unter diesem AD nicht in der Lage zu arbeiten, habe es aber trotzdem gemacht, bis mich meine Kollegin auf meine Wesensveränderung ansprach (hab quasi nicht mehr gesprochen). Daraufhin habe ich das AD damals abgesetzt und hatte auch panische Angst, etwas Neues zuprobieren.

Mein Therapeut (VT) hat mich dann später ermutigt, es doch mal mit Johanniskraut (Laif 900) zu versuchen. Dieses habe ich dann über ein Jahr genommen und meine, dass es mir damit auch besser ging als vorher. Es hat kaum Nebenwirkungen, seine Wirksamkeit auch bei mittelschweren Depressionen ist erwiesen.

Inzwischen bin ich auf Anraten meines Therapeuten auf Citalopram 20 mg umgestiegen. Ich nehme es ja nun erst seit knapp 3 Wochen, kann also noch nicht viel sagen, ob es besser hilft. Von den Nebenwirkungen, die Du beschrieben hast, merke ich nicht viel. Nur mein Schlafverhalten hat sich etwas verändert. Wache immer noch früh auf, kann aber derzeit sogar tagsüber mal 1-2 Stunden schlafen, halte abends deutlich länger aus, habe aber dann etwas Schwierigkeiten einzuschlafen, weil ich mich noch etwas aufgedreht fühle. Aber in der Belastung des Alltages werde ich abends wohl wieder so erledigt sein, dass das dann hoffentlich wieder besser klappt. Mit einem ständigen Schlafdefizit komme ich nämlich nicht so gut klar. Mit dem Johanniskraut konnte ich insgesamt recht gut schlafen. Allerdings hat es kaum gegen mein Morgentief helfen können.

Weiterhin alles Gute für Dich!

Liebe Grüße

lernfee
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von elas »

Guten Morgen Susanna, guten Morgen Lernfee,
hallo in die Runde,

nun passt Dein Beitrag, Susanna,gerade auch sehr in mein Thema.
Vor 9 Jahren, nach der Trennung von meinem damaligen LP nahm ich nach zig Jahren mal wieder ein AD gegen die Schlafstörungen. Das war damals auch ganz o.k. so, und natürlich habe ich auch diesen Lebensabschnitt wieder überstanden.

Dann habe ich so kleinere Phasen immer mit Johanniskraut gut abfangen können.
Gespräche mit Freunden, Sport etc.

Nun ging es mir in den letzten Wochen wieder schlechter, und ich hatte wirklich Angst, tiefer abzurutschen.

Jetzt habe ich den 2. Versuch mit AD wieder abgebrochen. Wegen der Nebenwirkungen.
Auf Cymbalta reagierte ich extrem.
Der 2. Versuch des langsamen Einschleichens durch Cipralex_Tropfen und Amitriptylin abends brachte recht schnell einen besseren Schlaf, aber die Nebenwirkungen sind genauso schlimm, wie eben die depressive Verstimmung auszuhalten.
Übelkeit, erhöhter Blutdruck und Herzrasen, Schwindelanfälle. Leider muss ich eh dauerhaft Medis nehmen gegen den Bluthochdruck.

Jetzt habe ich langsam wieder abgesetzt. Und bin wieder bei Johanniskraut und Baldrian gelandet. Da stehe ich einfach nicht so neben mir. Und fühle mich nicht so betäubt.

An dieser Stelle will ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich niemanden herabmindere, der Medis nimmt. Wenn das ganz gut geht, ist es eine gute Hilfe.

Und, wenn es ganz ganz Dicke käme, würde ich nie nein sagen zu Medis.
Das war zweimal in meinem Leben so.

Jetzt bin ich sicherlich kein Vorzeigebeispiel diesbezüglich.

Und ich denke, das muss immer jeder selber entscheiden, zusammen mit Hausarzt und Facharzt.

Also: ich bin auch immer noch eine Suchende.

Herzlich
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von LaraMaria »

Hallo Susanna,

ich bin schwer depressiv (Diagnose der Klinik, in der ich bis April war) und habe im Januar Venlafaxin (Trevilor) abgesetzt. Ich hatte ein schräges Blutbild und meine innere Unruhe wurde von dem Medikament nur noch verstärkt.
Da ich in den letzten Jahren einiges schlucken musste, z.B. immer wieder Antibiotika, bin ich sehr gegen Medis.

Ich erlebe Hochs und Tiefs zzt sehr intensiv. Unter Venlafaxin empfand ich irgendwie alles als egal.
Ich mache Psychotherapie, unter anderem in einer Gruppe und in Einzelgesprächen.
In der Gruppenarbeit haben wir uns das Thema "Die kognitive Triade der Depression" angesehen und mussten unsere depressiven Gedanken aufschreiben. Negative Selbstsicht, negative Sicht der Umwelt, negative Sicht der Zukunft.
Dies Aufschreiben dient dazu, diese Gedanken zu "identifizieren". Ihnen allen ist ja idR gleich, dass man darin entweder übertreibt, generalisiert oder Positives abwehrt, alles durch einen bestimmten Filter sieht.

Mir hilft dies an schlechten Tagen sehr. Ich merke "aha, geht mir nicht gut". Jetzt kommt wieder Gedanke "xyz". Kenn ich, ist ein depressiver Gedanke, ein alter Bekannter. Z.B. denke ich dann immer "Ich kann meinen Job nicht." Das ist so nicht richtig. In der Therapie haben wir die Anleitung erhalten, unsere depressiven Gedanken zu hinterfragen. Das kann man schlecht, wenn es einem dreckig geht, aber dann hilft das Erkennen, um ein wenig Distanz zu dem Gedanken aufzubauen. "Ach ja, das schon wieder."
Wir lernen auch Achtsamkeitsübungen, wie z.B. neutrale Beschreibung, Gedanken ziehen lassen, Gefühle wahrnehmen.

Die gesamte Aufklärung und die strukturierte Herangehensweise an das Thema helfen mir sehr, meine Depression sozusagen ein wenig "einzukreisen". Früher ging es mir einfach immer schlecht und ich hab es nicht verstanden, was los ist. Mir hilft Verstehen sehr, dann sehe ich auch wieder Wege, etwas zu tun.

Ich bin davon überzeugt, dass dies der bessere Weg zurück zur Gesundheit ist, als ein Weg über die Chemie.
Für mich kommt Chemie erst wieder in Frage, wenn ich mich sonst selbst gefährden würde.
Bis dahin erlebe ich das alles sehr intensiv. Ich wollte das auch so. Für mich ist es das Richtige, auch wenn mein Therapeut neulich mal meinte "Sie müssen sich doch nicht so quälen".

Ich mache zzt einen Kurs im autogenen Training. Dieses hilft mir, wenn abends im Bett wieder der Grübelapparat anfängt zu arbeiten. Ich kann damit tatsächlich entspannen. Hier gibt es ja zahlreiche verschiedene Methoden, wo man ein wenig ausprobieren muss, was zu einem passt.
Wichtig ist auch, dass man sein Schlafproblem nicht immer und immer und immer wieder zum Thema macht und sich darüber sorgt. Dabei verspannt man dann nämlich noch mehr. Schlafprobleme hat jeder mal. Mit so einem Gedanken ist man einfach weniger verkrampft und wieder offen für Entspannungsübungen. Dann gehts auch ohne Tablette.
Und mal nebenbei bemerkt: in der Klinik habe ich gelernt, dass man Einschlafhilfen nur höchstens 2-4 Wochen lang am Stück nehmen soll, so what? Danach muss doch eh was anderes geschehen.

Wenn du Fragen zu meinen Ausführungen hast, melde dich gern.

Alles Gute wünscht dir
LaraMaria
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von LaraMaria »

Jetzt noch eine Warnung:
Johanniskraut verträgt sich nicht mit der Pille, d.h. es kann die Wirkung außer Kraft setzen.
Das ist ja vielleicht eine wichtige Info.
Ich habe deshalb mal eine Packung zurück gebracht in die Drogerie.
Und manche werden von Johanniskraut auch sehr lichtempfindlich, d.h. Sonnenbaden fällt dann aus.

Lieben Gruß
LaraMaria
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von albert »

Hallo Susanna,

ich bin bisher ohne Medis ausgekommen. Ich kann allerdings nicht sagen, wieweit meine Situation mit der anderer Betroffener vergleichbar ist.
Meine genetische Disposition ist Bipolar II, ich erlebe immer wieder berufliche Situationen, die als Auslöser für neue Depressionsschübe wirken.
Dann gehe ich in die Traumreise, besuche meine Häuser. Das zweite Haus steht mit seinem Zustand für Depression. Ist es beschädigt, zeigt es eine Depression an und als Therapie wird das Haus in der Traumreise repariert, also das Dach neu gedeckt, neue Fenster eingesetzt, neu tapeziert und Möbel eingstellt.
Mit anderen Worten: es ist eine Abfolge von Bildern, die wirken.

Meines Wissens gibt es auch Hypnotherapeuten, die Depressionen behandeln. Ich weiß aber nicht, wie die arbeiten, ob mit Fremd- oder Selbsthypnose, denke aber, dass Erfahrungsberichte darüber wünschenswert wären.

Alles Gute
Grüße
Albert
niederländer

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von niederländer »

Hallo Susanne,

Ich bin seit 4 Monaten ganz ohne Psychopharmaka.
Vielleicht bin ich ein Ausnahmefall: in 4 Wochen habe ich 350 mg. pro Tag Venlafaxin abgesetzt.
Einen "normalen Depressiven" würde völlig abstürzen.
Ich habe jedoch gleichzeitig mein Diät völlig umgestellt und das zusammen hat funtioniert.
Ich fühle mich besser denn je.

Ein wesentlicher Beitrag hat das Buch "The Moodcure" von Mrs. Julis Ross gebracht.
In deutsche Fassung erhältlich unter den Titel "Was die Seele essen will"
Das Buch hat mir eine Freundin aus Amerika getippt. Sie kennt meine Probleme mit Depressive Verstimmungen.

Eine essentzielle Komponente des Diätes ist das weglassen von raffiniertem Zucker.
Natürlich sollte man dazu die andere Tatsachen wie ausreichede Körperbewegung, ein soziales Netzwerk usw. auch in Betrachtung nehmen um die Stabilität zu gewährleisten.
Mit dem Allen bleibe ich natürlich ein kleines Männerle.

Viel Erfolg !Oder auf Niederländisch:
Veel succes !Het komt allemaal goed !

Gruß,

Dutchy
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Susanna!

Ich bin seit einiger Zeit auf dem gegenteiligen Trip, habe viele Jahre kein AD genommen, trotz einiger kleiner Episoden und nehme nun seit ca. 10 Monaten wieder Fluoxetin.
Von 40mg bin ich gerade runter auf 10mg, will es aber trotz Besserung nicht ganz absetzen, weil ich zu Wintertiefs neige und im Herbst mal schauen will, ob ich erhöhen muss.

In meinen Nicht-AD-Phasen ( 6 und 7 Jahre lang) habe ich mich irgendwie durch die schlechten Phasen gequält.
So richtig geholfen, im Sinne dass die Stimmung normal wurde, hat eigentlich nix.

Erleichtert hat es mich, viel Rad zu fahren, ein Tagebuch zu führen in dem ich alles Positive festhalte, auch im Winter viel nach draußen gehen und Licht tanken.

Und sonst: die Zähne zusammenbeißen und mir klarmachen, dass jede Phase wieder vorbei geht.

Wenn die Depression richtig reinhaut könnte ich wahrscheinlich auch auf ADs verzichten, wäre dann aber nicht mehr in der Lage, arbeiten zu gehen.
Ich bin dann einfachen Anforderungen nicht mehr gewachsen, habe Ängste vor allem und sehe schwärzer als schwarz.
Das würde ich vielleicht durchstehen, wenn ich mich völlig zurückziehen könnte, also so etwas wie einen Schonraum hätte.
Habe ich aber nicht, muss, wie so viele andere Menschen auch, Geld verdienen und Kinder erziehen.

Liebe Grüße, Constanze!
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von iffy04 »

Hallo,
ich kann auch nur von entgegengesetzten Erfahrungen berichten.
Ich nehme jetzt seit 3 Wochen Venlafaxin 75mg und spüre seit den letzten Tagen eine deutliche Besserung. Es ist ein Gefühl, als ob ich wieder erwache. Ich fühle mich lebendig und habe wieder Interessen an alltäglichen Dingen.
Ich führe das ganz eindeutig auf das Medikament zurück. Ich weiß natürlich, dass dies keine Dauerlösung ist und bin auf der Suche nach einer Therapeutin mit Kassenzulassung die nur annähernd so gut ist wie meine derzeitige, die leider nur privat abrechnet. Ich kann mir die Therapiestunden deshalb nur selten leisten. Aber ich hoffe bald fündig zu werden.

LG
Iffy
umd
Beiträge: 16
Registriert: 29. Jun 2010, 23:36

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von umd »

Hallo Susanna,

die Entscheidung, ein AD zu nehmen, fiel mir nicht gerade leicht - dachte immer, ich würde dann die Kontrolle verlieren. War aber nicht so.
Mit Citalopram kam ich sehr gut zurecht, kaum Nebenwirkungen und ein guter aufhellender und angstlösender Effekt. Leider hielt der nur wenige Monate an, dann ging es mir wie bisher.
Zweiter Versuch mit Mirtazapin. Das war anfangs wie eine Befreiung: Ich konnte abends wieder einschlafen, schlief auch bis morgens durch und war so fit, dass ich mit dem Auto zur Arbeit fahren konnte. Also alles gut. Nur mein Gewicht nahm rapide zu und ich hatte mein Essverhalten gar nicht unter Kontrolle. Auch keine schöne Situation, und als nach etwa 5 Monaten und 15 Kilo mehr die bekannte Depri-Symptomatik wieder auftauchte, war es höchste Zeit, das Medi. wieder abzusetzen.
Als ich mich dazu entschloss, hatte ich die ersten vielversprechenden Termine bei eine Analytikerin. Sie sagte, als ich sie auf das Thema Medi. ansprach, dass sie kaum noch etwas verschreibt und dass es besser sei, eine Analyse ohne chemisch veränderte Gefühlslage zu machen. Das gab mir etwas Sicherheit.

Die hohe Terminfrequenz (momentan 2 x pro Woche) hilft mir sehr über abgründige Zeiten hinweg. Ich kann mich auch recht gut mit Arbeit betäuben - quasi als Anker.
Dann laufe ich möglichst oft, habe eine richtig gute Freundin für viele Gespräche, schreibe Tagebuch und versuche, mich immer wieder zu reflektieren, um meine Depression zu verstehen.

Wenn meine bisherigen Strategien nicht mehr ausreichen und ich noch keine besseren gefunden habe, werde ich sicher wieder auf die Hilfe von AD zurück greifen. Aber mehr als eine Krücke werden sie für mich nicht mehr sein. Ich glaube, dass meine ungelösten und unbearbeiteten Konflikte die Ursache meiner Depression sind. Wenn ich die nicht erfolgreich bearbeite, wird jede Besserung nur vorübergehend und nicht dauerhaft sein können.
Wird wahrscheinlich ein langer Weg werden. LG Schröder.
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von kormoran »

hi there.

als es mir zum ersten mal so schlecht ging, dass ich mir alleine nicht mehr zu helfen wusste, machte ich anschließend nur psychotherapie und das ging auch. dann jahrelang nix, aber auch nicht wirklich gesund, rückblickend betrachtet.

und diesmal ging es so tief und vor allem so lang anhaltend, dass ich mich nach sehr langem zögern für ein AD entschieden habe. es war einfach über so lange zeit trotz therapie kein herauskommen aus dem tief.

jetzt nach 2 guten jahren hatte die ärztin und ich auch gemeint, könnte man versuchen, ob es nicht auch wieder ohne geht. wir waren sehr zuversichtlich, aber leider: drei monate erst auf und ab und dann aber mehr ab und kein auf in sicht - zäh, alles eine große anstrengung und beklemmung und rückzugsdrang und in sich verschlossen und verkapselt der welt immer fremder ... muss ich euch nicht erzählen. ich nehm also seit gestern wieder fluoxetin .

EDIT: ZUSATZ: sorry, ich hatte einen teil der antwort vergessen. ich habe ziemlich tapfer (meine ich jedenfalls, *selbst lob*) versucht, in dieser zeit nach dem absetzen anzuwenden, was ich gelernt habe. natürlich ist mir das oft nicht gelungen. aber ich bin mir sicher, ohne das gelernte aus der therapie und den erfahrungen z.b. mit ausdauersport wäre es schlimmer gewesen. ich konnte umgehen, war nicht so ausgeliefert. nur, jetzt ist es so sehr zu einer dauernden anstrengung geworden, in der arbeit haltung zu bewahren (zu oft nicht gelungen ) und mich aufzuraffen und mir selbst gut zuzureden usw. dass ich mich gefragt habe, wie lange kann ich mich dazu motivieren, wie lange schaffe ich das - und wann gewinnt die stimme überhand, die dem sog nach unten nachgeben will. deshalb jetzt die entscheidung zurück zum AD.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Susanna1985
Beiträge: 55
Registriert: 10. Mai 2010, 18:15

Re: Wer versucht es ohne Medikament?

Beitrag von Susanna1985 »

Hallo alle zusammen,

wow, hatte mit so einer großen Resonanz gar nicht gerechnet. Das freut mich!

Mich erstaunt es immer wieder, wie total unterschiedlich jeder Mensch auf ein bestimmtes Medi reagiert.

Wollte noch verdeutlichen, dass ich absolut nix gegen AD´s hab. Im Gegenteil, ich find sie sehr nützlich und wertvoll.
Und ich würde auch ganz bestimmt wieder ein Medi nehmen, wenn ich wüsste, dass es mir gut hilft und die Nebenwirkungen sich in Grenzen halten.
Ich hatte übrigens das gleiche AD letztes Jahr auch schon ca. 10 Monate lang genommen, es gut vertragen (keine NW) und es hat SEHR gut geholfen. Nach 5 Monaten gings wieder rapide bergab, wollte das gleiche wieder anfangen zunehmen, aber keine Chance, zu krasse Nebenwirkungen. Das verstanden selbst die Ärzte nicht.
Soviel dazu.

Nehme jetzt seit 2 Wochen nix mehr und es geht mir soweit ganz gut. Konzentriere mich auf Sport und genügend Ablenkung. Die Stimmung schwankt ab und zu etwas, aber nicht extrem. Bekomme dann öfters etwas Panik dass die Depression in voller Wucht zurück schlagen könnte. Aber bis jetzt nichts. Wann wohl die Angst vor der nächsten Depression abnimmt? Habt ihr da Erfahrungen gemacht? Wahrscheinlich muss es einem einfach lange genug gut gehen, sodass man sich gar nicht mehr so gut an die depressiven Gefühle erinnern kann...wäre zumindest meine Theorie.
Übrigens, was ich wirklich jedem ans Herz legen möchte: Versucht einen Therapeuten zu finden und eine Psychotherapie zu beginnen! Das ist eine wundervolle Stütze und Begleitung in ein besseres Leben!
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