Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

lens
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von lens »

Hallo, guten Abend,

wie ihr wisst, bin ich ja schon Oma.
Wie komme ich an das Ende dieses threads, ohne jedesmal alles runter zu scrollen?
Danke für die Aufklärung.
Ibis
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Hallo Ibis,

auf der PC-Tastatur gibt es eine Taste "Ende" - die ist zwischen dem Buchstabenfeld und dem Zahlenfeld ganz rechts.

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lens
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von lens »

Danke.
Ibis
tomroerich
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von tomroerich »

Das wusste ich auch noch nicht

Nochmal Schwäche.

Es gibt für mich das, was andere an mir als Schwäche ansehen. Und dann gibt es meine persönliche Schwäche z.B. in der Form, dass ich dazu neige, neidisch zu sein oder ärgerlich zu werden oder zynisch or what ever.

Allerdings existiert das nicht unabhängig voneinander, die äußere und die innere Schwäche. Wenn andere mich als schwach erleben, bekommen sie einfach mit, dass ich - um beim Begriff zu bleiben - nicht authentisch sein kann. (Die Fälle, bei denen ich als schwach erlebt werde, weil mein Oberarmbizeps weniger als 40cm Umfang hat, nehme ich mal aus).

Authentisch zu sein hängt davo ab, ob ich bei mir bleiben kann. Ärger, Neid, Zynismus sind Anzeichen dafür, dass ich das gerade nicht kann. Ich falle aus meiner Mitte und finde plötzlich etwas Gesagtes (z.B.) wichtiger als mich selbst. Ich beziehe es auf mich selbst und nehme das Urteil, das ich darin sehe, an. Darin besteht der Selbstverlust in diesem Augenblick. Nach außen hin strahle ich Unsicherheit ab - vielleicht maskiert - aber Unsicherheit wird fast immer bemerkt. Da kann Westerwelle noch so den Harten raushängen, der ist nicht authentisch, weil unsicher.

Daher sehe ich die Ursache jeder Schwäche, ob außen oder innen, immer innen. Sie zeigt aber nicht einen tatsächlichen, wesensmäßigen Fehler meiner selbst an sondern drückt aus, dass ich mir selbst gegenüber unsicher bin.



Thomas
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deep
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von deep »

Guten Morgen,

wow, wie viele gute Gedanken - die nehm ich jetzt mal mit in den Tag und freu mich daran.

Karin
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen!

Ärger, Neid, Zynismus sind Anzeichen dafür, dass ich das gerade nicht kann. Ich falle aus meiner Mitte und finde plötzlich etwas Gesagtes (z.B.) wichtiger als mich selbst.

Das möchte ich einschränken, gerade in Bezug auf die Personen, die erst mühsam ihre verdrängten Gefühle wiederentdecken (Stichwort Achtsamkeit).

Wenn diese Gefühle auftauchen, ist es wichtig, das Prinzip "wahrnehmen - zulassen - annehmen - loslassen" anzuwenden.

Wir SIND nicht unsere Gefühle, d.h. ich BIN nicht neidisch = ein neidischer Mensch, sondern ich fühle Neid

Später dann, wenn wir dies beherrschen, können wir nach den Ursachen dieser Gefühle forschen und diese heilen.
Und auch da sollten wir nachsichtig mit uns sein - ich fürchte nämlich, da haben sich Sachen in uns eingeprägt, die sehr, sehr lange brauchen, bis sie heilen.

Ich habe Bedenken, dass jemand meint, nur weil er/sie gerade Neid empfindet, macht er etwas falsch, und das "solle nicht sein", was zu Selbstvorwürfen führen kann und zu Resignation.
Wir dürfen das fühlen! Gerade und speziell aufgrund unserer eigenen Geschichte.
Mir hat immer geholfen, mir die rhetorische Frage zu stellen "wer in genau meiner Situation würde sich anders fühlen?!"

Das sind alles Schritte auf einem manchmal langen, gewundenen Weg zu uns selbst.
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Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Wunderschönen guten Morgen! *kurz rein bevor ich zum Dienst geh*

Das möchte ich einschränken, gerade in Bezug auf die Personen, die erst mühsam ihre verdrängten Gefühle wiederentdecken (Stichwort Achtsamkeit).

Wenn diese Gefühle auftauchen, ist es wichtig, das Prinzip "wahrnehmen - zulassen - annehmen - loslassen" anzuwenden.

Das ist was, was ich in Gegenwart meiner Mom leider noch nicht kann. "Leider" deshalb, weil mich, wie bei ihr speziell das ständige Wut verdrängen ziemlich viel Energie kostet.

Mir haben da Christian Meyers 7 Schritte zum Aufwachen recht geholfen
http://if.integralesforum.org/index.php?id=242

Der zweite Schritt:
Die Bereitwilligkeit, alles zu fühlen und zu erfahren.

Aber trotzdem bin ich da noch irgendwie stark abhängig von meinem Umfeld, ob es jemand ok. findet oder nicht. Wie z.B. wie letzens wie vom Zug mitgenommen und überfahren, verheult auszusehen, und dann trotzdem mit "Schöne Frau" benannt zu werden, das tat mir doch sehr sehr gut, und ist für mich ne ziemlich neue Erfahrung.
Ansonsten kenn ich eher:"Was weinst Du denn, blöde Kuh" , oder andererseits Entsetzen, erschreckt sein darüber...(edit: ausser bei meinem Thera natürlich)

Wünsch Euch allen nen schönen Tag!
manu
Liber
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Liber »

Hallo Ihr Lieben,

noch eine kleine Ergänzung aus meiner Sicht:

Es ist keine Schwäche, wütend oder neidisch zu sein, wenn ich das Gefühl wahrnehmen, es annehmen und auch wieder gehen lassen kann.

Eine Schwäche wäre es dann, wenn es mich von mir selbst trennt. Dann, wenn ich mich über einen anderen ärgere oder in ihm den Grund meines Ärgers sehe und nicht erkennen kann, dass der Grund des Ärgers in mir liegt.

Aber das Gefühl selbst - das ist menschlich und es ist wichtig, dass wir es empfinden können und nicht verdrängen.

Meine Sicht im Moment.

Liebe Grüße
Brittka
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Brittka

dem kann ich nur zustimmen
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Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Zitat ich:

"Leider" deshalb, weil mich, wie bei ihr speziell das ständige Wut verdrängen ziemlich viel Energie kostet.

Nachtrag: Es kommt dazu, dass...nun, wenn sie zu Besuch kommt, dann spricht sie gerne dauerhaft, laut und agressiv, ich kann dann nach ner Weile nicht mal mehr klar denken .
Und, naja, wenn ich dann mal sag: "Mama, ich weiß, Du hast ansonsten niemanden zum Reden, aber, wenn Du dauerhaft und so laut mit mir sprichst, dann kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen". Dann schreit sie mich schon auch ab und an an, ich würde ständig mit ihr so rumbrüllen ( ist z.B. was, was ich sehr schlecht einordnen kann), im günstigen Fall entschuldigt sie sich dafür, und, dann ist kurz Pause mit Reden.
Und, nach ner Weile, weiß ich dann oft gar nicht mehr, ist es jetzt meine Wut, oder ihre (???) , die ich da wegdränge (ich spür das verschärft in Blockaden im Körper, oder eben mit Magenbeschwerden etc. ) .
Da gehts nicht nur mir so, sondern auch anderen, dass sie ihre oft auch unterschwellige Wut aufschnappen, und dann wie bei Schwester z.B. die ganze Familie zerstritten ist.
Naja, und Paps meinte letztens auf der Hochzeit, er wäre enttäuscht gewesen, dass my lil Sis Viv einfach aufgelegt hat, als er wegen dem Alkoholproblem meiner Schwester, wegen der Sachen für die Klinik Hilfe gebraucht hätte.
Hilfe deshalb, weil er fürchtet meine Mom wirklich mal zu erschlagen, wenn sie so drauf ist, er sich da nicht beherrschen kann.

Ja , das ( Otterchen) könnte ich wohl als Fehler meinerseits betrachten, mich speziell bei Mom nicht gut genug abgrenzen zu können.

Irgendwer hatte in nem andern Thread geschrieben, gerade solche Menschen hätten es nötig Liebe zu bekommen.

Nun, Liebe ist für mich ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit, ich denke, der Versuch meine Mutter zu lieben, wenn sie in meiner Nähe ist, wäre für mich mein Todesurteil . Vielleicht ja irgendwann, aber, im Moment ist mir das absolut nicht möglich...

Brittka

Bis "später",
manu
tomroerich
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von tomroerich »

Eine Schwäche wäre es dann, wenn es mich von mir selbst trennt. Dann, wenn ich mich über einen anderen ärgere oder in ihm den Grund meines Ärgers sehe und nicht erkennen kann, dass der Grund des Ärgers in mir liegt.

Aber das Gefühl selbst - das ist menschlich und es ist wichtig, dass wir es empfinden können und nicht verdrängen.

Hallo Brittka,

man soll nichts verdrängen, das ist vollkommen klar. Weil verdrängen für mich immer damit zu tun hat, etwas nicht zulassen zu wollen. Aber Ärger hat ebenso etwas damit zu tun, etwas nicht zulassen zu wollen. Denn er weist ja immer auf einen Konflikt hin. Und ein Konflikt beinhaltet, dass ich etwas nicht zulassen will. Ärger ist Abwehr und Angriff und warum sollte ich angreifen oder abwehren, mit dem ich einverstanden bin?

Es ist einfach nur eine andere Form der Verdrängung, die deshalb besonders hartnäckig bleibt, weil es passende Begründungen gibt, um sie zu rechtfertigen.

Die Begründungen heißen dann: Der hat gesagt, die hat gemacht.... Aber dass ich damit im Konflikt bin, wird beim Ärger eindeutig nicht gespürt.
Natürlich ist es menschlich, aber das bedeutet nicht, dass es auch notwendigerweise zum Menschsein gehört. Es ist sicherlich auch menschlich zu nennen, sich Sorgen zu machen und doch machen zu viele Sorgen krank - sie können per se nichts sein, was mir als Mensch dienlich und förderlich ist.

Ohne Ärger fehlt mir nichts, mir geht es im Gegenteil besser damit. Ohne Sorgen fehlt mir nichts, mir geht es im Gegenteil besser damit. Ich nenne es nur deshalb eine Schwäche, weil es einen Neigung ist, mir selbst zu schaden. Ist es aber so, dass ich mir Ärger nicht zugestehe, weil ich finde, dass ich darauf kein Recht habe und immer kuschen muss, dann ist das nicht das, was ich meine.

Deshalb kann es trotzdem ein Fortschritt sein, sich erst einmal tüchtig ärgern zu lernen, bevor man von vorneherein beschließt, dass man sich Gegenwehr nicht erlaubt!

Wenn man es immer unter der Prämisse betrachtet, dass es nichts Verdammenswertes in einem geben kann, dann wird man auch frei genug sein, sich Ärger zu erlauben oder ihn aufzugeben, wann immer man spürt, dass es soweit ist.

LG

Thomas
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otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Ja Thomas,
aber das ist ein langer Weg!
Bleiben wir doch mal beim Ärgern:
wenn ich erst einmal erfahren habe, dass ich Ärger empfinde: Fortschritt
Wenn ich diesem Ärger angemessen Ausdruck verleihen kann: Fortschritt

und wieso auch nicht?
Das hat ja vielleicht auch etwas mit seinen eigenen Grenzen zu tun, und vielleicht hat man diese gerade erst erkannt und abgesteckt (Fortschritt), und da empfindet man schonmal Ärger, wenn die jemand missachtet.

Gewiss: man kann solche Situationen auch ohne inneren Ärger lösen und auf seine Grenzen verweisen.
Aber wenn ich da an Manu's Mutter denke, wird's in der Praxis bestimmt manchmal sehr schwierig

Man legt all seine (symbolischen) Spielkarten auf den Tisch, um das laute, eindringliche Reden zu stoppen, aber nichts funktioniert. ICH wäre mit meinem Latein irgendwann am Ende, wäre genevt... und irgendwann auch ärgerlich - wenn ich es sein will.
Aber zum Glück ist das auch oft nur ein kurzes Dampfablassen, und ich kann mir auch überlegen: will ich jetzt länger ärgerlich sein, oder wie will ich mich fühlen?
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rm
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von rm »

>Aber trotzdem bin ich da noch irgendwie stark abhängig von meinem Umfeld, ob es jemand ok. findet oder nicht. Wie z.B. wie letzens wie vom Zug mitgenommen und überfahren, verheult auszusehen, und dann trotzdem mit "Schöne Frau" benannt zu werden, das tat mir doch sehr sehr gut, und ist für mich ne ziemlich neue Erfahrung.<
>Ansonsten kenn ich eher:"Was weinst Du denn, blöde Kuh" , oder andererseits Entsetzen, erschreckt sein darüber...(edit: ausser bei meinem Thera natürlich)<
..schreibt Manu weiter oben ... .

Guten Abend Ihr's...

...und schöööön wie sich dies hier alles entwickelt, wieder verwickelt, wieder neu aufwickelt, und alles läßt dieser Faden von Dir, Otterchen, gerne zu .

Möcht nur kurz zu Manu's Sätzen da oben etwas kurz anmerken:

Ist es nicht sehr menschlich und SEHR notwendig für ein buntes, erleb-nisreiches, bewegliches und fort-schrittliches Leben, diese EMOTIONEN z.B., die durch Bermerkungen/ Bilder/ wortreiche Gesten/ Blicke/ Gerüche ausgelöst werden wollen, zu beachten und in Liebe - voll zu bewahren?

Umso mehr, wenn ich damit solche (Ur)Er-Lebnisse anderen Mitmenschen wiederum näher bringen, bildhaft rüberbringen kann, um diese zum Leben zu ermutigen.

Würde ich da mit Deinen (Thomas ) eher motionsarmen Gesten nicht in's Leere laufen bzw. viele Mitmenschen unberührt lassen? Ok, wenn ich davon ausgehe, daß jeder für sich selbst in Gänze verantwortlich ist, dann erübrigt sich meine Frage natürlich ).

Herzliche Grüße in die Runde von mir,
Reinhart
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Gutes Argument, Reinhart!

Denn schließlich können wir Gefühle doch steuern. Wir können sie kurz durch uns hindurchfließen lassen... und uns lebendig dabei fühlen.
Und wir können entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Vielleicht haben wir sogar Lust, uns mal so richtig in Rage zu reden? Und wenn es dann wieder gut ist, können wir uns für anderes öffnen.

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rm
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von rm »

genau, Otterchen...

..und diese Erfahrung darf ich momentan gerade wieder machen...sie läßt mich leben und mich nicht mehr vergessen, was LEBEN AUCH heißen kann und soll: Schmerz ertragen, erfühlen, erleben, verinnerlichen,

...auch die Frage erfühlen, was noch alles an Buntem zum erfüllten Leben gehören könnte und damit zu mir selbst. Was habe ich NOCH für ungeahnte Ressourcen, Möglichkeiten...

Erlebte Gefühle sind m.E. nach die Aufforderung, sich zu BEWEGEN, sich umzusehen nach neuen Wegen, sowohl im Privaten, als auch im Beruflichen.

Emotionen sind nach meiner Erfahrung Ausdruck des Willens, IMMER WIEDER NEU AUFSTEHEN zu können und zu dürfen....

Wie war das nochmal mit der Aufforderung (?!):...nimm Dein Bett und geh... (steht irgendwo in der Bibel).

Mir hat diese Aufforderung viel an Energie gebracht und so wird es bei mir jedenfalls (so Gott will) bleiben!

So und jetzt geh ich erst mal raus hier (wenn ich's denn lassen kann )

Liebe Grüße,
Reinhart
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

... vielleicht ist das (auch) eine Frage des Temperaments?

Ich rege mich vielleicht auch mal über irgendwas auf, was in der Firma schiefläuft, weil ich gewisse Vorstellungen davon habe, wie es laufen sollte.
Bin ich dann im Unreinen mit mir?
Ich glaube nicht - denn das bin ich! Das ist MEINE Vorstellung, wie gewisse Probleme angegangen werden sollten, und das hat mit früheren Verletzungen nichts zu tun.

Ich will mich aber manchmal aufregen, weil es mir hilft, die Anspannung, die sich manchmal im Job aufbaut, loslassen zu können
(das Prinzip von Anspannung und Entspannung - das gehört zusammen wie das Auf und Ab des Brustkorbs beim Atmen - wetten, dass auch der Dalai Lama manchmal aufgeregt ist? )
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HelH3
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von HelH3 »

N'Abend allerseits,

na, dann schmeiße ich doch auch mal wieder meine 2 cents rein... Ich sehe das ganze ähnlich wie Otterchen und Reinhart.

Wahrnehmen und zulassen können von Ärger, Wut, Sorgen ist unbedingt wichtig. Ich interpretiere den kultur-/zivilisationsgesteuerten Umgang mit diesen Gefühlen als etwas spezifisch Menschliches - was sollte es denn auch anderes sein? Sind solche Gefühle etwa artifiziell oder animalisch?

Wenn ich vom "Umgang mit diesen Gefühlen" schreibe, meine ich aber damit auch und gerade die Impulskontrolle. Jeder ist irgendwann überfordert und fühlt sich als Psycho-Mülleimer missbraucht, wenn sein Gegenüber (schlimmstenfalls der Beziehungspartner, Elternteil, Vorgesetzter uä) ihn permanent ungefiltert mit solchen Gefühlsausbrüchen überschüttet. Dies ist bei derartigen Beziehungskonstellationen absolut destruktiv.

Manche verwechseln diese Attitüde leider mit Authentizität. Es gab vor Jahren hier mal einen schönen Thread - http://www.diskussionsforum-depression. ... 1119399608 -, in welchem mir vor allem das Posting der leider nicht mehr postenden Wanda (22.06., 2:34 Uhr) sehr gefallen hatte

Ich halte es aber auch nicht bloß für ein verzeihliches Zwischenstadium, Ärger, Wut und Sorge empfinden UND damit zwischenmenschengerecht umgehen zu können bzw das zu erlernen, sofern man es überhaupt will - denn ohne die Fähigkeit, mit den zum Menschsein gehörenden Konflikten zurechtkommen zu können, gäbs mE kaum Fortschritte im Großen wie im Kleinen.

LG Helena, allen ne schöne Nacht wünschend - bald wirds ja wieder etwas "kühler"
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Wunderschönen guten Abend allen!

Lieber Thomas:

Die Begründungen heißen dann: Der hat gesagt, die hat gemacht.... Aber dass ich damit im Konflikt bin, wird beim Ärger eindeutig nicht gespürt.

Also, ich spür das schon, dass ich mit gesagtem und auch mit mir sehr stark im Konflikt bin.
Ja, eben der ständige Mülleimer, das Partei beziehen sollen, mich fühlen sollen, wie sie möchte.
Ich weiß nicht, ob mir das aus Kindheit so geblieben ist, oder obs meine doch ziemlich gefühlsbunte Innenwelt durch das Hochsensible ist. Aber, ich weiß oft nicht, wie ich mich fühlen soll, muss da erst überlegen und manchmal viel sortieren, bis ich sagen kann "Das ist es, ich fühle dies oder jenes vordergründig".
Beim Weinen z.B. war mir heut Mittag eingefallen, dies als Kind (von Mom) des Öfteren gehört zu haben, man weint nicht, weil, dann ist man nicht mehr hübsch. Naja, das ging wohl aus dem hervor, was bei uns in der Familie eben doch recht penibel gelebt werden sollte, das nach aussen hin glückliche Familie spielen.
Beim Rumbrüllen von Mom wirds Fenster geschlossen, damit da nur ja nix nach aussen dringen soll, ist auch heute noch so .
Ich weiß nicht mal genau, was mich am noch immer und wieder Mülleimer sein sollen so ärgert, aber, im Großen und Ganzen umfasst ist es ihre Opferrolle. Aus der Angst unbeliebt zu sein, ihre Grenzen nicht wahren können, aber hintenrum extrem abschimpfen, ihr Helfersyndrom. Vielleicht würde es mich ja nimma ärgern, wenn ich mit dem nicht mehr in Konflikt wäre (?) .
Nein, eigentlich ist so vieles mehr, wie z.B. auch ihre ständige, dauerhafte Unzufriedenheit. Z.B. wollte ich ne Galerie machen, und ja, weil ich mir gedacht hab, sie hätte vielleicht ne Freude, könne sie ihre Bilder dazu hängen. Ich hab dann auch ein paar von ihren verkauft, es war ihr dann zu billig und zu wenig von diesen verkauft (meiner Meinung nach, war der Preis angemessen für ihre Malkünste. Das muss jemandem wirklich gefallen, dass in diesen z.B. keine Tiefe zu finden ist).
Oder, ja, sie möchte ja unbedingt immer helfen, und bei meiner Freundin durfte sie dann einmalig helfen (aus eben so manchen Gründen) , und dann beschwert sie sich ständig bei mir über meine Freundin, wenn ihre Hilfe nicht weiterhin gefragt ist...

Liebes Otterchen,
Aber zum Glück ist das auch oft nur ein kurzes Dampfablassen, und ich kann mir auch überlegen: will ich jetzt länger ärgerlich sein, oder wie will ich mich fühlen?

Wäre es normalerweise für mich auch, ich bin eher wenig wütend, wenn schon, dann eher der jähzornige Mensch, und ich muss manchmal in nem kurzem Streitgespräch schon lachen (und, manche meinen nebenbei erwähnt, ich würde sexy aussehn .
Aber, mit meiner Mutter ist das sowas von schwierig.
Ja, meine Tochter durfte speziell in der Pubertät ihren oft stärkeren Hass mir gegenüber (wegen dem ADS) ja auch zum Ausdruck bringen...

Lieben Gruß fürs Erste!
manu
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Hm, vielleicht ists auch mein - durch das Hochsensible bedingte eher - verschärftes Bedürfnis nach Harmonie, dass ich oft schon unruhig werd, wenn ich auf nem von nem vorwiegend agressive Gedankengänge habendem Menschen kreierten Punkt sitze...

Oder die Vorstellung , Angst, was passiert, wenn sie und meine Schwester weiterhin Kontakt haben (wohl tötlich für beide).

Ich weiß nicht, welcher Widerstand es sein könnte, und nachdem ich schon versucht hatte so einige aufzulösen, und, sich noch immer nix geändert hat , glaub ich den "Quatsch" auch nicht mehr so recht, dass sich das nur deshalb ständig in meinem Erfahrungsbereich findet .
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Otterchen !!! ,

ganz fettes Danke dafür!!! ->

Aber wenn ich da an Manu's Mutter denke, wird's in der Praxis bestimmt manchmal sehr schwierig

Zu lachen, so manches mit Humor betrachten zu können, ist "wie mein Vater sein", und das ist verabscheuenswürdig in ihren Augen, das sind auch allgemein böse Menschen. Das war mir vorher noch nicht so aufgefallen, aber, das ist nur bei ihr so, dass mir dieser gänzlich fehlt. Ich glaub, das ist ne gute Spur!

Allen, auch an Reinhart und Helena ein sehr liebes Nachtgrüßerl!
manu
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Otterchen nochmal !

Elas, durch das Gleichsetzen mit einer Naturkatastrophe kann ich davon Abstand nehmen, irgendwas zu erwarten.

Bei mir ist da wohl - wenn wohl auch meist unbewusst - noch das Bedürfnis da von meiner Mom geliebt zu werden *siehe mein Beitrag eins weiter oben*, würde zumindest einiges an meinem Verhalten (ihrem Ideal entsprechen zu wollen) im Zusammensein mit ihr erklären. Hast Du das Bedürfnis dann wohl auch als Erwachsene, nicht nur als Kind losgelassen?
Oder, wie schauts denn allgemein da aus bei Euch?

So, jetzt aber wirklich gute Nacht , schlafz gscheit kuschelig!
manu
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Hallo Manu,

nur ganz kurz:

Hast Du das Bedürfnis dann wohl auch als Erwachsene, nicht nur als Kind losgelassen?

Als Kind den Eltern gegenüber... aber Liebe gesucht habe ich auf jeden Fall!
Und zwar, weil ich es natürlich nicht anders kannte: von anderen.
Mich selbst lieben zu können? - dieser Gedanke gehörte damals nicht in meine Welt.

"Weg von den Eltern" gehörte früher immer zu meinen Zielen, und bis heute habe ich es nicht bereut. Das mag schlimm klingen, aber wenn man sich mal vorstellt, was in einem kleinen Kind vorgegangen sein muss, das so empfindet, kann man sich vielleicht ansatzweise vorstellen, wie es damals war.

Die Suche nach Liebe, Zuwendung, Bestätigung, Sein-Lassen usw. ist natürlich weitergegangen; das habe ich dann aber auf andere Personen gerichtet.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Liber
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Liber »

Hallo Thomas,

dein Posting hat mir nochmal zu denken gegeben. Vielleicht sollten wir erst nochmal schauen, was mit "Gefühlen" eigentlich gemeint ist.

Mir fällt da der Text ein, den Dys (danke!) bei Literatur eingestellt hat. Da geht es um die echten und die unechten Gefühle.

Wir bezeichnen viel als "Gefühl" - aber ich bin mir nicht sicher, ob alles auch diesen Namen verdient.

Ärger z.B.: ist das ein "echtes" Gefühl oder nicht? Wenn ich "Ärger" damit gleichsetze, dass mich etwas nervt, dann ist es in meinen Augen kein echtes Gefühl.

Und dann stimme ich dir zu, dass ich mir damit nur selbst schade. Ich rebelliere innerlich gegen irgendetwas an, was aus meiner Sicht heraus nicht so sein sollte, wie es ist. Völlig sinnlos.
Genau wie Sorgen machen. Auch das ist kein "echtes" Gefühl, sondern entsteht rein aus Gedanken und Urteilen und ich schade mir selbst damit.

Die "echten" Gefühle wie Freude, Trauer, Mitgefühl, Wut .. dagegen - diese wahrzunehmen und auch zuzulassen sind wichtig für das, was Reinhart beschrieben hat: für die menschliche Begegnung.

Ohne die wäre eine Begegnung ohne Tiefe.

So sehe ich das im Moment.

Wichtig ist mir immer, mir darüber klar zu sein, dass es eine momentaner Sicht ist, die ich beschreibe. Weil mir klargeworden ist, dass sich alles im Prozess befindet, insbesonere meine eigene Entwicklung, ist für mich zur Zeit nichts eine letztendliche Erkenntnis.

Lieben Gruß

Brittka
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Guten Morgen allen!

Hallo Otterchen, danke für Deine Antwort!

"Weg von den Eltern" gehörte früher immer zu meinen Zielen, und bis heute habe ich es nicht bereut. Das mag schlimm klingen, aber wenn man sich mal vorstellt, was in einem kleinen Kind vorgegangen sein muss, das so empfindet, kann man sich vielleicht ansatzweise vorstellen, wie es damals war.

Ich weiß nicht, obs schlimm klingt, aber, bei mir war es genauso. Es ist auch heute noch total angenehm, sowas von ne Erleichterung, Freiheit pur, schön, wenn ich weg von Mom bin. . Hmmm, aber in Gedanken bin ich wohl noch viel zu oft bei ihr...

Ansonsten hinke ich noch immer etwas hinten nach mit die letzten Beiträge lesen

Schönen Tag Euch!
manu
Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Wer bleibt auch schon gerne, wo er nicht gewollt war/ist?
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