Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen!

Thomas schreibt ... meiner Wahrnehmung zu trauen.

Das finde ich ganz wichtig!

Es hat lange gedauert, bis ich das konnte (und das ohne Kontakt zu den Eltern).
Ich weiß noch, wie mir als Kind dauernd durch den Kopf ging "ich bin kein schlechter Mensch",
und es war wirklich so, dass die Eltern mich schlechter gesehen haben, als ich wirklich war.

Aber dann kam die Unsicherheit: stimmte das? Oder war ich doch "anders"? Hatte ich dieses Verhalten verdient? Gibt es etwas an mir, das ich nicht erkennen konnte?

Mittlerweile habe ich gelernt, dem kleinen Kind zu vertrauen (dem viel zu früh abverlangt wurde, sich wie ein kleiner Erwachsener im Griff zu haben, das alles schon verstehen musste, auch ohne Erklärungen) und zu sagen "ich hatte kindliche Bedürfnisse, die nicht erfüllt wurden".

Das Warum, die Hintergründe spielen dabei erst einmal keine Rolle. Hier geht es zunächst nicht um das Verständnis für die Eltern (sie hatten es ja selbst nie anders erlebt), sondern um die innere Zuwendung zu sich selbst.

Ich denke, erst wenn man dem kleinen Würmchen selbst verzeiht, es selbst mal als unfertigen Menschen sieht, der nicht anders konnte, der noch vieles zu lernen hatte, der über die Stränge geschlagen ist, mit Fragen genervt hat, der ungestüm war, der Forderungen hatte, der sich ungeschickt angestellt hat, Fehler gemacht hat, laut war, gequängelt hat...
kurzum: der KIND war
dann kann man lernen, sich selbst zu verzeihen.
Kinder sind so!
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Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Wunderschönen guten Morgen allen!

...und an Karin ein herzliches Willkommen zurück

Meine Mutter lügt sich eine heile Familie in die Tasche, die es so nie gegeben hat.

So verhält es sich bei Mom mit der Beziehung zu ihrer Mom. Dabei haben die zwei oft gestritten wie Hund und Katz.
Ich denke, sie könnte es wohl nicht ertragen, es anders zu sehen, so manches nicht zu verdrängen.
Hab da ein paar Sachen in Erinnerung, wo z.B. Oma den Vorhang um nen Zentimeter zu lange genäht hatte oder ähnliches, und Mom meines Empfindens nach doch sehr heftig reagiert hatte.
Ansonsten braucht Mom es auch, sich selbst als perfekt betrachten zu können, nie nen Fehler gemacht zu haben...also, werd ich da wohl nie ein Eingeständnis oder ähnliches bekommen...
deep
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von deep »

Hallo,

lieben Dank Guinevere

Mich hungert es aber irgendwie nach diesem Eingeständnis und mir hilft alles Verständnis für ihre Lebenslüge von heiler Familie nicht weiter.

Da ist auch keine Wut, nur eine große Traurigkeit über vergebene Chancen, immer und immer wieder... Und die ist schlimm.

In meiner Familie wurde nicht geschlagen oder missbraucht, das ist es nicht (und unter diesem Aspekt war es ja auch "heil"), aber diese verschlossenen Augen vor Realitäten, dass ihre Kinder nicht glücklich sind, diese Forderung "mach mich glücklich" - das bekomme ich nicht hin.
Ich erkenne ihre Appelle an das Kind, das ich einmal war (und die jahrzehntelang funktionierten), aber mich machen sie an schlechten Tagen wütend und aggressiv, an guten "nur" traurig...
elas
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von elas »

>also werd ich da wohl nie ein Eingeständnis oder ähnliches bekommen<

Guten Morgen @all, hi Guin,

nun, so eine Marke ist auch meine Mutter. Da habe ich mir vergeblich die Zähne daran ausgebissen.
Mein Vater konnte kurz vor seinem Tod mir gegenüber eingestehen, er würde Einiges so nicht mehr machen , was mich anbelangt.
Und dieser Satz hat schon gereicht, um wesentlich besser und relativ gut abschließen zu können.

Aber mit Muttern, zwecklos. Um irgendwas zu kämpfen. Natürlich würde es erleichtern, wenn auch so ein Satz mal käme etc.

Aber es ist wie es ist.
Und nun muss eben an sich gearbeitet werden, dass man kein unmögliches Kind war (otterchen...), dass man seinen Wahrnehmungen trauen darf und muss etc.

Alles ist ein Weg. Und Narben bleiben immer.
Aber ich, ich will nicht aufgeben. Und wie gesagt, die 20 guten Jahre die mir vor meinem inneren Auge noch vorschweben.

Natürlich gibt es diese zappendusteren Tagen, an denen ich auch dem Gedankenkreisel ausgesetzt bin, was alles aus mir geworden wäre, wenn ich nicht diese Kindheit hätte erleiden müssen.
Aber damit komme ich keinen cm weiter.

Für mich ist und bleibt es ein zähes Ringen.

Danke für diese Diskussion und diese enorme Offenheit und Ehrlichkeit in den postings.
Dies berührt mich sehr und freut mich.

Herzlich
elas
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Liber
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Liber »

Hallo Ihr Lieben,

bei den letzten Beiträgen spricht mich noch so vieles an!

Ein Eingeständnis, dass viel schief gelaufen ist, werde ich von meinen Eltern auch nicht mehr bekommen, diesen Gedanken muss ich aufgeben.

Sie sind heute alt, und ich habe es aufgegeben, sie auf meine Kindheit anzusprechen. Früher habe ich es immer wieder versucht. Mein Vater begriff nichts bzw. ignorierte, was ich sagte, und meine Mutter ging als Reaktion nur noch mehr auf Abwehr.

Ihre Antwort war: "Das war nicht so, das bildest du dir alles ein". Kaum etwas hat mich je mehr verletzt als dieser Satz.

In meine Kindheit gab es eine strikte Trennung zwischen innen und außen. Nach außen sollte die Familie "heil" erscheinen, darauf wurde viel Energie verwendet. Im Innern aber war sie es nicht und auch dies durfte nicht zum Thema gemacht worden, das war TABU.

Die Familie war geprägt von Co-Abhängigkeit. Mein Vater entzog sich der Familie und war menschlich unerreichbar und meine Mutter hatte uns Kinder, insbesondere mich, als Partnerersatz missbraucht. Es war mir nicht möglich, mich selbst und die Tatsache, dass ich ein EIGENES Leben hatte, wahrzunehmen. Heute weiß ich, dass das emotionaler Missbrauch ist.


Erst durch Therapien lernte ich, meiner eigenen Wahrnehmung so ganz allmählich vertrauen zu lernen und Schritte in MEIN Leben zu gehen.

Heute sind meine Eltern alt, wie gesagt.

Ich kann sie allmählich in anderem, weiterem Blickwinkel sehen. Ich sehe, dass sie ihre Grenzen hatten, es nicht besser vermocht haben und dass sie selbst in ihren Gefängnissen eingesperrt waren und sind.

Bis heute muss ich jedoch aufpassen, meinen Eltern gegenüber nicht in die alten co-abhängigen Muster zurückzufallen. Es geht schnell! Einen Moment unachtsam gewesen - und schon habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich meiner Mutter z.B. etwas abschlage. Oder mache etwas "um des lieben Frieden willens" mit, was ich eigentlich gar nicht möchte.

Da ist ständige Achtsamkeit gefragt. Und ich habe HEUTE die Möglichkeit, die alten Muster zu durchbrechen und in Verantwortung für mich selbst zu handeln.


Liebe Grüße
Brittka
deep
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von deep »

Liebe Brittka,

mir sind die Gründe, wieso, weshalb, warum auch ziemlich klar. Auch das meine Eltern nicht anders handeln konnten, wie sie es getan haben.

Rational bekomme ich das schon seit einiger Zeit klar, denke ich zumindest.

Die Gefühlsseite macht mir das Problem... Oder legt sich das schlechte Gewissen und der Zorn irgendwann? Dass ich aufpassen muss, nicht das alte Muster zu wiederholen ist das Eine, die Gefühle dabei/danach das Andere.
Ich kann mich ja auch nicht auf Dauer am Telefon verleugnen lassen oder nicht drangehen... meine Mutter ist alt und krank, außerdem seit dem Tod meines Vaters auch immer wieder mal allein. Die Töchter sollen dann herhalten, die Söhne haben dafür frei - noch so ein Thema...grrr

Hinsichtlich der Gefühlssache komme ich im Augenblick so gar nicht weiter...
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Ich habe das Gefühl, da gibt es Eltern (bes. Mütter?), die drücken immer dieselben, wenigen Knöpfe... immer und immer wieder...

Kann man denen nicht eigentlich ein paar Knöpfe an uns hinhalten, die unempfindlicher sind? Knöpfe, die sie noch nie oder lange nicht mehr gedrückt haben?

Oder:
Sind wir nicht auch deshalb diese Situationen so leid, weil wir immer wieder dieselbe Reaktion auf ihr Knöpfchendrücken haben? Knopf A wird gedrückt -> Reaktion A kommt von uns. Wir wollen aber eigentlich nicht in diese Ecke gedrängt werden und so reagieren.
Könnten wir vielleicht probieren, diesen Knopf umzuprogrammieren? Wenn Knopf A gedrückt wird, kommt z.B. KEINE Reaktion mehr? Oder Reaktion B?

Oder:
Können wir den Spieß herumdrehen und selber bei dem Elternteil auf Knöpfe drücken? Welche Reaktionen kommen denn da? Könnten wir unsererseits andere Knöpfe bei den Müttern drücken?

---------------------------------------------

Mir hat geholfen, die Kindheit wie eine Naturkatastrophe anzusehen. Dagegen kann ich auch nichts (mehr) machen. Es ist passiert. Es wird sich niemand dafür bei mir entschuldigen.

Ich mache heute das Beste für mich daraus:
diese Jahre haben mir so einen Hunger darauf gegeben, positive Eigenschaften, Liebe, Miteinander, Nähe, Wärme und Werte (!) in mein Leben zu holen - wer weiß, wie ich ohne dies geworden wäre.
Aus meinem "weg aus dem Elternhaus" (wahlweise weg oder Weg geschrieben) ist ein Streben nach Werten, nach Inhalten geworden, und das ist etwas, was mich etwas versöhnlicher mit dem Geschehenen stimmt.
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Liber
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Liber »

Liebe Karin,

ich kenne es sehr gut, wütend auf meine Mutter zu sein, wenn ich ihr wieder einmal etwas nicht abschlagen konnte! Würend auf sie und ihre Forderungen und dass sie mir ein schlechtes Gewissen "macht" und auf die Ungerechtigkeit, dass der Bruder nicht so herhalten muss und trotzdem der "Liebling" ist.

Und das ist Co-Abhängigkeit!

Für mich ist ein Zeichen von Co-Abhängigkeit, mich für andere verantwortlich zu fühlen und dafür die Verantwortung für mich selbst an andere abzugeben.

Also fühle ich mich in der Co-Abhängigkeit für meine Mutter verantwortlich - sie fühlt sich allein nicht wohl, sie braucht Gesellschaft und ICH bin dafür zuständig, ihr das zu bieten.

Und dafür gebe ich die Verantwortung für mich an SIE ab: sie bewirkt, dass ich mich schlecht fühle, sie macht mir Schuldgefühle, sie sollte so und so handeln, damit ich mich besser fühlen kann. Sie, sie, sie.

Zuständig für MICH bin aber ICH! Nicht sie.

Also das Ganze umdrehen, die Verstrickung auflösen.

Welche Verantwortung gehört zu wem.

Es liegt an MIR mich abzugrenzen. Es ist sinnlos, von ihr zu erwarten, dass sie in meinem Sinne handelt und dann wütend auf sie zu sein, wenn sie es nicht tut. Denn für mich zu sorgen, das ist wirklich MEINE Sache.

Die Muster sitzen so tief, dass es mir oft schwer fällt, dies so auseinanderzukriegen.

Aber WENN es mir gelingt, dann fühlt es sich gut an

Viele Grüße!
tomroerich
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Otterchen,


Oder:
Sind wir nicht auch deshalb diese Situationen so leid, weil wir immer wieder dieselbe Reaktion auf ihr Knöpfchendrücken haben? Knopf A wird gedrückt -> Reaktion A kommt von uns. Wir wollen aber eigentlich nicht in diese Ecke gedrängt werden und so reagieren.
Könnten wir vielleicht probieren, diesen Knopf umzuprogrammieren? Wenn Knopf A gedrückt wird, kommt z.B. KEINE Reaktion mehr? Oder Reaktion B?

ja, das ist möglich. Ich habe mir auf diese Weise schon manche Automatismen abtrainiert. Notwendig ist der Entschluss, nicht mehr auf die gewohnte Weise zu reagieren und Achtsamkeit. Im Zustand der Achtsamkeit (Selbstbeobachtung)ist es möglich, das Entstehen des automatischen Reflexes zu bemerken und sich dann gegen ihn zu entscheiden.
Dieser Vorgang automatisiert sich ebenso wie der Reflex - nach einer Zeit der Übung wird er schwächer und kann ganz verschwinden.

LG

Thomas
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Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Hey ihr Lieben,

wow Danke für Eure Beiträge!

Besonderes Dank auch an Brittka für Deine Beiträge zu Co-Abhängigkeit!

Bis heute muss ich jedoch aufpassen, meinen Eltern gegenüber nicht in die alten co-abhängigen Muster zurückzufallen. Es geht schnell! Einen Moment unachtsam gewesen - und schon habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich meiner Mutter z.B. etwas abschlage. Oder mache etwas "um des lieben Frieden willens" mit, was ich eigentlich gar nicht möchte.

Doch, ja, das kommt mir sehr bekannt vor.

Soll jetzt nicht als "undankbar" (ist Mamas Aussage seit jeher) rüberkommen ...z.B. war doch meine Schwester im Frühling schon mal in der Klinik, und Mom (für mich siehts so aus, als hätte Mom sowas in der Art wie "Kaufsucht") hatte zu ihr gemeint (es waren fünf größere "Diskussionen", was mit ihr ohnehin so was von schwerfällig ist) , sie bräuchte so nen großen LCD Fernseher. Aber, Schwester braucht das eigentlich nicht wirklich, sieht eher wenig fern. Dann, auf ihr erneutes "Nein" hat sie ihr einfach einen gekauft (ich war so total sprachlos, mit mir machte sie das ja auch gerne mal), und ihn ihr mit der Aussage übergeben: "Dafür hab ich monatelang gehungert" . Jetzt will man aber das Teil gar nicht , muss ihr aber trotzdem sowas von oft dankbar dafür sein, weil sie ja das totale Opfer dafür bringen musste.
Und, das sind eigentlich so die Probs allgemein mit ihr. Ich wohn ja zum Glück fast ne Autostunde von ihr.
Aber Schwester eben im selben Ort, und, ja, sie sollte ihrer Meinung nach täglich bei ihr vorbeischaun, dann, wenn möglich gaanz lang bleiben, sich oft genug bedanken für ihre Fürsorge *grusel*, was Schwester ja eigentlich gar nicht möchte, nur wegen dem schlechten Gewissen ihr gegenüber macht...

Liebe Karin,

In meiner Familie wurde nicht geschlagen oder missbraucht, das ist es nicht (und unter diesem Aspekt war es ja auch "heil"), aber diese verschlossenen Augen vor Realitäten, dass ihre Kinder nicht glücklich sind, diese Forderung "mach mich glücklich" - das bekomme ich nicht hin.

Meinst jetzt wohl die Forderung Deiner Eltern sie glücklich zu machen ?! Wohl ja?!

Liebe Elas,

Aber mit Muttern, zwecklos. Um irgendwas zu kämpfen. Natürlich würde es erleichtern, wenn auch so ein Satz mal käme etc.

Naja, die Mutter meines Vaters hat die letzten 4 Monate bevor sie gestorben ist sowas von gefleht und gebettelt, dass sie sie sowas von gerne nochmal sehen würde, und Mom hat nur gesagt: "Sie hat mich eh noch nie gemocht".

Zum Glück hat dann Oma - aus ner Verwechslung mit meiner Schwester - mal gedacht, sie hätte sie nochmal besucht.

Und ja , Mom, jammert schon ab und an, dass sie niemand von uns anderen Schwestern anrufen würde, wie es ihr ginge, weil sie eben wirklich ausser der einen Schwester eben keinen einzigen anderen Kontakt hat.
Aber, diese hält sie eben auch nicht aus , es geht ihr sowas von schlecht damit. Irgendwie schauts zwar danach als könne sie mittlerweile - auch durch Gespräche mit ihren Freundinnen - so manches gelassener nehmen. Mal schaun

Und, mein Problem dabei wird wohl schon sein, dass sie, so frustriert wie sie eben ist (sehr) , mal ganz alleine sterben wird . Vielleicht sollte ich das ja mal akzeptieren lernen, weil es wohl so werden wird, es unabänderlich ist, wenn sie nicht endlich was tut (Therapie) .

Bis später! Lieben Gruß allen einstweilen! ,
manu
elas
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von elas »

Guten Abend in die Runde,

solch guten Beiträge, die ich einfach nur auf mich wirken lassen möchte.

Hochachtung für alle!!!!!!!

Zwei Begriffe geben mir zu denken.

Brittka, das mit der Co-Abhängigkeit. Ist gut, wenn ich mir das immer wieder vor Augen führe, und das zähe Ringen damit bleibt, und wenn ich dann bald meine therap. Unterstützung haben werde, ist es auch wieder leichter, auseinanderzudröseln.

Otterchen, die Idee, die Kindheit wie eine "Naturkatastrophe" zu betrachten, die man halt erlebt hat, das hat fast etwas Erheiterndes für mich.

Und, ich bin einer Meinung mit Dir. Vielleicht sind deswegen so Charakterzüge wie Herzenswärme,Suche nach Gemeinsamkeiten , Wert der Gemeinschaft erkennen etc. etc. stärker ausgeprägt worden.
Und das ist ja auch nicht das Schlechteste.

An dieser Stelle sag ich es mal wieder.
Ich bin sehr dankbar______________ auf dieses Forum gestoßen zu sein.

Es reaktiviert in Therapien Gelerntes, es verhilft mir, mich nicht ins Arme_Ich zurückzuziehen, es gibt Anregungen.

Ciao
elas
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otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

ich bin richtig erfreut darüber, wie sich dieser Thread entwickelt. Klasse Beiträge!

Elas, durch das Gleichsetzen mit einer Naturkatastrophe kann ich davon Abstand nehmen, irgendwas zu erwarten.
Wenn man sich vorstellt, man hätte bei einem Sturm oder einer Flut all sein Hab und Gut verloren, dann wird man auch nicht Jahre damit verbringen, auf eine Entschuldigung zu warten.
Klar, der Gedanke "warum ich" kommt bestimmt, und auch daran kann man zerbrechen, aber zumindest wartet man nicht darauf, dass irgendeine Instanz sich entschuldigt und einen Fehler eingesteht. Es ist passiert, so wie vielen Menschen auf dieser Welt Dinge passieren, die sie nicht verdient haben.

Insofern half mir diese Vorstellung: es ist passiert, ich krempel aber die Ärmel hoch und schaue, was ich daraus mache. ***

Wer natürlich heute immer noch (um beim Bild zu bleiben) mit Orkanböen oder Sturmfluten lebt, hat es schwerer...
da würde mir einfallen, räumliche Distanz zu schaffen
oder sein Haus sturmsicher zu befestigen
oder halt den Wind und die Wellen zu integrieren versuchen

Was wäre noch möglich? Wellenbrecher bauen? Windräder aufstellen?

-------------------------------------------
***
Ich habe irgendwann aber auch erkannt, dass ich mich hinter dieser Kindheit auch versteckt habe: "seht her - ich hatte eine schlimme Kindheit. Will das niemand anerkennen?"
Und: "ich kann das nicht, das habe ich nie gelernt."

Aber die einzige, die das wirklich anerkennen konnte und die etwas in meinem Leben bewegen konnte, war ich selbst.
Ich habe aufgehört, das wie einen Schild vor mir herzutragen. Ich bin mit meinen Defiziten in die Welt getreten und habe dazugelernt.
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elas
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von elas »



Otterchen, ganz ganz super_klasse Beitrag.
Muss wirken lassen.

Morgen vielleicht Anmerkungen dazu.

elas
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Guinevere
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Otterchen

eigentlich wollte ich Dir ja schon ein paar mal ne Antwort mehr schreiben, aber, irgendwie hab ichs dann dorthin mit meinen Gedanken immer nicht ganz geschafft.

durch das Gleichsetzen mit einer Naturkatastrophe kann ich davon Abstand nehmen, irgendwas zu erwarten.

Was wäre wenn wir uns jeder unsere "Naturkatastrophe" vor unserer Geburt ausgesucht haben. Zum Beispiel, um so zu wissen, wie sich so manches anfühlt, um daran zu wachsen, und um genau zu den Menschen zu werden, die wir im Moment sind ?

Im Moment (! - hoffe, das bleibt jetzt ne Weile so ) würde ich eigentlich nicht tauschen wollen. Kein relativieren , wenn ich mit "Schöne Frau" begrüßt werd, keine Panix mehr , weil ich mir u.a. denk, er muss sich wohl täuschen, und, er wird seinen Irrtum bestimmt bald bemerken...

Schönen Abend allen!
manu
AiméeSophie
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Registriert: 12. Nov 2009, 18:19

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von AiméeSophie »

Guten Abend,

ich hab zwar nicht alles gelesen, möchte aber gerne etwas dazu sagen.

Ich denke, man kann von Fehlern und Schwächen sprechen, wenn man sich selbst angenommen. So zu sagen ein festen Grund für sich selbst gesetzt hat. Wenn ich mich selbst annehme, mich akzeptiere, kann ich zugeben, dass ich manches falsch gemacht habe. Ich kann so zu meinen Schwächen stehen.

Das bedeutet aber nicht, dass ich alles so weiter machen muss, wie bis her. Ich darf aus meinen Schwächen lernen. Deswegen finde ich es nicht richtig zu sagen, man kann ja nicht anders. Doch wir können! UNd es würde uns sogar gut tun.

Das LEBEN ist ein Abenteuer, eine Herausforderung wartet auf die Andere. Zeiten der Ruhe sind vorhanden.

Man darf dazu lernen und als Lebewesen strebt man nach Ganzheit, irgenwie auch nach Vollkommenheit, auch wenn dies nicht immer so offenbar ist. Es ist ok.

Wenn ich mir Jesus anschaue, sehe ich einen Menschen, der das Leben gelebt hat, aber ich sehe auch den Einen Gott, der sich durch Ihn gezeigt hat. An Jesus kann man erkennen, dass man sich verändern kann und dass es ein Ziel gibt, dem es zu folgen lohnt.

Je mehr wir lernen, wir selbst sein zu dürfen, mit all unseren Ängsten, mit der Wut, mit eben allen Gefühlen, desto mehr können wir zu uns stehen und offen für Veränderung sein. Wir sind bereit. Ich möchte bereit sein. Und Jesus kann einem dabei helfen. Denn er selbst, war so, wie er wirklich war, er hat nichts zurück gehalten. Das möchte ich lernen und mir die Zeit geben, die ich dafür brauche.

Euch einen schönen Abend, Noemi
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Manu,

an sowas kann ich nicht glauben; irgendwie passt das nicht in mein Weltbild.

Aber wenn es für Dich ein weiterbringender Gedanke ist: why not?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Guinevere »

Otterchen

Danke auch an Noemi für Deinen schönen Beitrag!
Besonders dafür:
Ich denke, man kann von Fehlern und Schwächen sprechen, wenn man sich selbst angenommen. So zu sagen ein festen Grund für sich selbst gesetzt hat. Wenn ich mich selbst annehme, mich akzeptiere, kann ich zugeben, dass ich manches falsch gemacht habe. Ich kann so zu meinen Schwächen stehen.



Erinnert mich gerade sehr an meine Tochter, die im Moment irgendwo zwischen London und Paris auf Hochzeitsreise ist. Mit Stefan, und Jesus (inside) ist natürlich auch dabei

So, und jetzt werd ich mal schaun, ob ich heute etwas mehr Schlaf find, damit ich morgen nicht wieder so vom Zug mitgenommen und überfahren und verheult ausseh .

Wünsch ich Euch allen ne sehr sehr kuschelige Nacht! Und, ja, finds sowas von schön, dass es Euch gibt, das Leben, oder, wer weiß, vielleicht ja "Gott" uns hier zusammengeführt hat...
manu
niederländer

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von niederländer »

Hallo Otterchen,

Der Spruch aus dein Posting von 17-07 kommt mit bekannt vor.
Ich war vor 6 Jahren mal eine Zeit lang bei den AA`s. Daher.Der Spruch ist gut, nur das Vorgehen der AA´s hat mir nicht gefallen.
Alkoholismus ist eine Familienkrankheit.

Aber , ich schieße über dein Thema hinaus.
Einer meine Schwächen ist adequat mit Kritik umgehen.
Das hat mit meine Vergangenheit zu tun. A history wich is not that nice.
Ich bin seit 4 Monaten ganz ohne Psychopharmaka und seit langem depressionsfrei. Diesen Schritt habe ich bewusst gemacht. Ich wollte mich konfrontieren mit die Folgen des Absetzens.
Nur gab es keine (negative) Folgen !

Sowie ich meine Psychpharmaka ausgeschlichen habe, habe ich eine andere Lebensart hereinschleichen lassen.
Und zwar radikal.
Dass heißt: ein striktes Diät,angemessener Bewegung, ein wichtiges Ziel setzen und soziale Kontakte pflegen. Fazit: konkret mein therapeutisches Wissen umsetzen im Alltag.

Viel lerne ich aus meine Ausbildung als Heilpraktiker für Psychotherapie, die fast im zweiten Semester ist.
Und ja, auch Psychotherapeuten können depressiv werden. Ich weiß.
Das Studium ist schwer, aber zu machen wenn die Begeisterung und der Fleiß da ist.
Wenn man gut strukturiert ist vieles möglich.
Ein bisschen Egoismus ist dabei sehr hilfreich.

Ich mache noch oft den Fehler das ich zu knapp strukturiere und dabei meine Familie etwas vernachlässige.Die wissen zwar ganz genau was mein Ziel ist, möchten aber schon etwas mehr Zuwendung.
Das bleibt ein Balanceakt.


Machts gut,

Gruß,,

Dutchy
deep
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von deep »

Hallo Ihr Lieben,

danke, danke, danke.
(Das mit den Smilies habe ich noch nicht si raus)

Da steckt so viel Wahres und Schönes drin, das mir weiterhilft, insbesondere das mit der Co-Abhängigkeit und die Naturkatastrophe... vielen Dank dafür.

Ich denke, am Ende läuft Alles darauf hinaus, sich selbst so anzunehmen, wie man ist und dann das für sich Beste daraus zu machen. Und ich vermute fast, dann stellt sich die Frage nach Schwäche oder Stärke nicht mehr. Manchmal denke ich auch, dass Stärken ganz schnell zu Schwächen werden können... Wie seht Ihr das?

Viele Grüße
otterchen
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Hallo Karin,

dass Stärken ganz schnell zu Schwächen werden können

Ob "ganz schnell", vermag ich nicht zu sagen, aber das geht durchaus.

A) "Die Dosis macht das Gift"

B) Es kommt auf die Situation an (ist mein Verhalten der Situation angemessen)

C) Es kommt auf das Gegenüber an (der kann das, was ich an mir positiv wahrnehme, negativ bewerten aus seiner eigenen Geschichte heraus)

D) Stärken können ausgenutzt werden



Punkt 1 und 2 können wir steuern (und Fehler sind erlaubt), bei Punkt 3 können wir schauen, inwieweit wir darauf eingehen möchten, und bei Punkt 4 sind wir selbst in der Verantwortung

Was aber wichtig ist: dass wir uns selbst mit unseren vermeindlichen Schwächen aussöhnen.
Es gehört wohl auch dazu, dass wir uns nicht mehr dagegenstemmen (Druck erzeugt Gegendruck), sondern sie anzunehmen lernen.
Und das ist verdammt schwer.
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tomroerich
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von tomroerich »

Ich denke, am Ende läuft Alles darauf hinaus, sich selbst so anzunehmen, wie man ist und dann das für sich Beste daraus zu machen. Und ich vermute fast, dann stellt sich die Frage nach Schwäche oder Stärke nicht mehr.

Sich selbst anzunehmen hat für mich sehr viel damit zu, sich nicht länger einer unsinnigen Bewertung auszusetzen, die sich jederzeit ändern kann, die vom Einzelnen abhängt, von Situationen, Tagesverfassungen, Trends, Modeerscheinungen, Launen.

Ich bin, was ich bin heißt für mich: Mein Innenleben ist nicht das , was DU denkst, was es sei. Denn DU erlebst mich auf DEINEM Hintergrund und DEINEM Wertesystem. DU kannst nicht wissen, was es bedeutet,ICH zu sein.

Reife Menschen unterlassen es einfach, andere zu beurteilen, weil sie eben genau das wissen. Es gibt überhaupt keine Grundlage dafür, etwas als Schwäche oder Stärke zu bezeichnen, weil es vom Kontext abhängt.

Und nur insofern kann sich eine Schwäche in eine Stärke verwandeln und umgekehrt. Dass man sich aber trotzdem stark oder schwach fühlt, je nachdem, ob man gerade akzeptiert und bestätigt oder aber abgelehnt wird, muss nicht so sein. Darin liegt für mich das Geheimnis von "sich selbst annehmen". Es ist eben nur ein hartes Stück Arbeit und man traut sich nicht recht, sich über diese Gepflogenheiten hinwegzusetzen. Es ist immer wieder eine Versuchung, das Urteil anzunehmen und zu glauben, aber man kann es auch immer wieder abweisen.



Thomas


Manchmal denke ich auch, dass Stärken ganz schnell zu Schwächen werden können... Wie seht Ihr das?
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deep
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von deep »

Hallo Otterchen,
hallo Thomas,

ich hoffe, ich komme noch mit - es ginge also dann darum, sich selbst als "sein" zu akzeptieren und eben genau meine Eigenschaften nicht mehr zu werten und mit ihnen (also mit mir) sorgsam und besonnen umzugehen?

Oder habe ich jetzt was falsch verstanden?

Gruß
Karin
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von kormoran »

hallo thomas, hallo alle,

Manchmal denke ich auch, dass Stärken ganz schnell zu Schwächen werden können... Wie seht Ihr das?

ich denke eher nicht. bestimmte eigenschaften sind zwar in bestimmten situationen, unter bestimmten bedingungen nützlich oder weniger wichtig. aber deshalb sind sie als eigenschaft, die zu menschen gehören, immer noch individuell für diese person eine stärke (etwas, das mich stark macht, was stimmig zu mir passt, etwas, das ich gut kann) oder schwächen (etwas, das mir schadet, das mich hemmt, mir das zusammenleben mit menschen erschwert).

worauf es ankommt, ist doch eher, ob der mensch bei sich ist, authentisch, und außerdem in der lage, das auch unter geänderten bedingungen zu sein und auch unter geänderten anforderungen das, was er gut kann, zum guten einzusetzen, und mit seinen "schwächen" weise umzugehen.

verständlich oder wirr?

liebe grüße
kormoranin
[EDIT]

[EDIT II]
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Liber
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Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von Liber »

>worauf es ankommt, ist doch eher, ob der mensch bei sich ist, authentisch...

Hallo Ihr Lieben,

ich finde, Kormoranin hat das gut auf den Punkt gebracht!

Eine Stärke ist ja nicht per se eine Stärke oder eine Schwäche per se eine Schwäche.

Es kommt dabei darauf an, ob ich authentisch bin. Vielleicht ist es das eine Mal gut bzw. eine Stärke, mich durchzusetzen. In einer anderen Situation bin ich aber authentisch, wenn ich nachgebe. Dann ist das Nachgeben keine Schwäche, sondern eine Stärke.

Die Frage war, ob Stärke zur Schwäche werden kann.

Ich glaube schon, dann nämlich, wenn es nicht möglich ist, zu erkennen, wann Veränderung angesagt ist. Oder wenn die Balance nicht mehr stimmt. Jede Stärke hat im Extrem ihre Kehrseite.

Hilfsbereitschaft ist z.B. eine wunderbare Eigenschaft und eine Stärke - aber dann nicht mehr, wenn sie dazu führt, ausgenutzt zu werden oder co-abhängig zu werden.

Oder eine weitere Stärke mag Pünktlichkeit sein. Aber sie ist es nicht mehr, wenn die Pünktlichkeit zum Zwang wird, wenn keinerlei Toleranz mehr besteht.

Deshalb meine ich, dass es ganz wichtig ist, in sich nachzuspüren: passt das so für mich? Bin ich "authentisch"?

Das alles ist in mir selbst noch nicht so ganz ausgegoren ...

Liebe Grüße und eine gute Nacht!

Brittka
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Welche Fehler und Schwächen sind ok, welche nicht?

Beitrag von otterchen »

Eine Stärke ist ja nicht per se eine Stärke oder eine Schwäche per se eine Schwäche.

Stimmt, Brittka

Nehmen wir mal an, eine Stärke ist es, immer ausgleichend zu sein; Wogen glätten zu können, andere in Schutz zu nehmen.
Toll.
Aber wenn man das NUR macht, bringt man sich und auch seine Umgebung vielleicht in die Lage, nichts auch mal locker zu sehen, z.B. mal eine kleine harmlose Lästerei loszulassen, die niemandem schadet, aber etwas Erleichterung bringt.

Was ich meine, ist das ausschließliche Ausagieren einer gewissen Eigenart.
Nur ruhig und gelassen zu sein.
Oder nur konfliktbereit.
Oder nur kontaktfreudig.

Oder - ha! - schlagfertig.
Schlagfertigkeit wird z.B. von vielen Menschen angestrebt - hach, wie gerne hätten sie die Fähigkeit, auch mal schlagfertige Antworten geben zu können, aber die richtige Entgegnung fällt ihnen immer erst zu spät ein.

Aber Schlagfertigkeit kann auch seine Tücken haben:
es sollte an die entsprechende Person angepasst sein, z.B. sollte man sich mit gewissen schlagfertigen Äußerungen zurückhalten, wenn man mit seinem Chef spricht.

Oder aber man muss auf die Situation Rücksicht nehmen, z.B. wenn fremde Menschen (Kundengespräch u.ä.) anwesend sind.
Weiter geht es natürlich um bestimmte Situationen - wenn mir z.B. ein Freund sein Herz ausschüttet, würde eine schlagfertige Antwort wahrscheinlich Befremden auslösen und die Situation ins Stocken kommen.

Oder aber ich weiß, dass mein Gegenüber gerade sehr verletzlich ist, und ich spare mir einen schlagfertigen Kommentar.

Zudem kommt es darüber hinaus auch noch auf die Wortwahl an: ob ich einen simplen, lustigen, augenzwinkernden Spruch loslasse oder ob das, was mir auf der Zunge liegt, vielleicht doch etwas arg spitz ist.

Diese Stärke ist also etwas, was sogar recht leicht zu einer Schwäche werden kann: wenn man sich das zu sehr antrainiert, kann sich das verselbständigen und wird zu einem puren Wortwitz auf Kosten von anderen. Unschön.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
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