Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

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LaraMaria
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Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Forumsmitglieder!

Ich war heute mittag bei meiner Ärztin zum "TÜV" (Gesundheitscheck). Sie ist auch diejenige, die mich wegen der Depression laufend krank schreibt. In Therapie bin ich bei jemand anders.
Meine Ärztin und ich kennen uns sehr lange; sie hat einen Teil meines Leidensweges begleitet und mich ab und an mal ein paar Wochen "rausgeholt", wenn ich es mit dem Job nicht mehr geschafft habe.
In der letzten unglaublich anstrengenden Situation habe ich 3 Jahre ausgehalten. Ich war zwar häufig wegen Infekten krank (was ein Wunder aber auch), aber sonst habe ich ganz gut durchgehalten, obwohl es mir oft echt mies ging.
Ich wurde am Arbeitsplatz von einer Kollegin, mit der ich ganz eng zusammenarbeiten sollte, boykottiert, schikaniert, gemobbt, übergangen. Die Chefs haben sich verhalten wie die 3 Affen - kennt ihr sicher.
Im vergangenen Herbst habe ich dann für mich gesorgt und mir einen Klinikplatz gesucht. Seit ich im April aus der Klink entlassen bin, bin ich weiterhin krank geschrieben.
Ich erhalte von meinem Arbeitgeber einen Zuschuss zum Krankengeld. Dafür übersende ich denen regelmäßig Kopien der Zahlscheine (Diagnosen natürlich unkenntlich gemacht). Dazu lege ich immer einen Brief, in dem ich mich z.B. für eine Geburtstagskarte bedankt habe oder regelmäßig mitteile, dass es leider noch nichts Neues gibt bei mir.
Mein Arbeitgeber reagiert überhaupt nicht mehr darauf.
Im April hatte ich allen Mut zusammen genommen und angerufen. Da hatte man mir gesagt "nehmen Sie sich mal alle Zeit, die Sie braucht, um gesund zu werden".
Seitdem habe ich es nicht mehr geschafft, dort anzurufen. Ich habe es mir oft vorgenommen, aber ich hatte jedes Mal zu große Angst.
Ich habe der Firma gegenüber meine Art der Erkrankung nicht offenbart.
Wir haben im Betrieb auch eine "Sozial-Tante", die sich um Langzeitkranke kümmert; sie hatte bei mir auf den AB gesprochen, als ich noch in der Klinik war und ich hab ihr dann gemailt, dass ich alle Hilfe aus der Familie bekomme und sie nicht brauche. Aber das habe ich wirklich sachlich-freundlich formuliert mit Hilfe meines Mannes.
Neulich habe ich dann auf der Firmen-Homepage in der Telefonliste gesehen, dass ein neuer Kollege mit meiner Büro-Nr. (Raum-Nr.) fest dort eingetragen ist. Mein Name ist auch noch dort eingetragen, mit derselben Raum-Nr. und Tel.Nr. (sie haben mich also noch nicht ganz "gestrichen"), aber es tat mir einen gewaltigen Stich, dass da jemand so sprichwörtlich "meinen Platz eingenommen hat".

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich hab das heute meiner Ärztin erzählt und sie meinte: "Na, da sehen Sie mal, was Sie von denen zu erwarten haben, nämlich nichts. Die rechnen ja gar nicht mehr mit Ihnen."

Nun bin ich erst mal geschafft von dieser Aussage. Gedacht habe ich das auch schon, aber ich hatte mich von dem Gedanken wieder distanziert, weil er mir nicht gut tut. Außerdem habe ich diese Vermutung nicht überprüft.
Mit meinem Therapeuten habe ich neulich mal darüber gesprochen, dass ich glaube, dass "die mich da gar nicht zurück haben wollen", weil sich nie jemand von denen bei mir meldet (was so auch nicht ganz richtig ist, denn ich habe 2 Karten bekommen, eine zur Genesung im Februar und eine zum Geburtstag im Mai).
Mein Therapeut sagt "die Kollegen haben vielleicht Angst, Sie in der Genesungsphase zu stören und melden sich deshalb nicht".
Auch diese Vermutung wurde bisher nicht überprüft.
Man könnte sie auch widerlegen, indem man sagt "wenn die arbeitsmäßig sehr an mir interessiert wären, würden sie es über die Befürchtung stellen, dass sie stören könnten und trotzdem mal nachfragen".

Es gibt ja diese Liste mit den 10 typischen Denkfehlern...hm, kennt ihr bestimmt.
Aber wieso kennt meine Ärztin die nicht, frage ich mich...
Oder hat sie Recht?
Dazu erwähnt sei, dass wir in der Firma ein riesiges Raumproblem haben. Von daher kann ich es logisch ableiten, dass sie natürlich nicht ein halbes Jahr lang mein Büro leer stehen lassen und da eine "Gedenkstätte" mit täglich frischen Blumen für mich errichten ließen.

Aber die Bemerkung meiner Ärztin tut einfach nur weh und bringt mich ab von meinen logischen Folgerungen, da der Gedanke "die wollen mich da nicht mehr" mir ein so vertrauter ist. Ein guter alter "Kamerad" von früher, der gar nicht so leicht zu vertreiben ist. Dabei kann ich ihn wirklich nicht leiden und dachte, ich hätte ihn erfolgreich zum Teufel gejagt.

Wäre euch allen dankbar, wenn ihr mir eure Meinungen, Gedanken und Ideen, die ihr dazu habt, mitteilt.

Danke euch und wünsche euch einen sonnigen Tag!

Liebe Grüße
LaraMaria (die heute noch zur Blasenspiegelung muss - s.o. Stichwort "Infekte")
seufz
Salvatore
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Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Lara Maria,

für mich ist die Antwort auf deine Frage: lieber nicht!

Ich glaube, dass es müßig ist darüber zu grübeln. Und ich würde an deiner Stelle versuchen, mich nicht zu sehr an der Äußerung deiner Ärztin aufzuhalten. Was weiß die denn, was du nicht weißt? Wie will sie denn beurteilen, was die Kollegen denken - wie kommt sie denn eigentlich dazu?

Du sagst ja schon selber, dass es für das Verhalten deiner Firma mehrere Gründe geben kann. Und alle, die du aufgezählt hast, klingen realistisch.
Klar kann es sein, dass die dich längst abgeschrieben haben und dich gar nicht zurückwollen, dass die Kollegen überhaupt nicht an dir interessiert sind und die Karten aus Höflichkeit geschickt haben.

Deine andere Variante ist aber genauso denkbar! Dass sich die Kollegen um dich sorgen, dich vermissen und lieber Karten verschicken, um dich nicht unter Druck zu setzen. Gerade wenn sie nicht wissen, was mir dir los ist kann es ja sein, dass sie befürchten, ein Telefonanruf wäre unangebracht.
Und klar muss jemand deine Arbeit übernehmen und auch als Ansprechpartner aufgeführt werden. Internetseiten kann man in sekundenschnelle aktualisieren! Dann fliegt der andere, der jetzt in deiner Abteilung ist, halt wieder runter von der Seite.

Also: du wirst durch nachdenken nicht herausfinden, was die Motivation deiner Kollegen ist. Ergo lohnt es sich nicht, die Energie fürs Nachdenken zu verschwenden.

Wenn du zurück ins Arbeitsleben gehst, wirst du herausfinden, ob die dich noch wollen. Aber du kannst dich mit diesem Thema auch noch auseinandersetzen, wenn es wirklich ansteht. Vorher kannst du damit keinen Preis gewinnen!

Lg, Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
otterchen
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Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von otterchen »

Hallo LaraMaria,

wie wäre es, die Sache mal rumzudrehen?

Was denkst Du denn über die Firma? Willst Du zurück? Würdest Du alle gerne wiedersehen und dort arbeiten?
Wenn ja: zeigen, zum Ausdruck bringen

Nicht was die über Dich denken, ist maßgeblich, sondern was Du über sie denkst.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
himmelskörper
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Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von himmelskörper »

Hallo LaraMaria,

vergiss den den Kommentar deiner Ärztin, der ist ihr nicht besonders geglückt, aber sie ist Mensch, also auch sie macht Fehler.

Vielleicht kannst du das mit deinem Thera besprechen.

Du schreibst deine Firma weiß über deine Krankheit nicht Bescheid? dann ist es natürlich auch sehr schwierig zu reagieren.
Sie halten ein wenig Kontakt mit dir und du ein wenig mit ihnen.
Willst du mehr Kontakt, dann muss das von dir kommen, denke ich.

Das dein Platz wieder besetzt ist, das musst du verstehen, deine Arbeit muss erledigt werden, ich weiß ja jetzt nicht was für einen Job du hast, aber manche Arbeit kann nicht ein halbes Jahr liegen bleiben.

Vielleicht solltest du doch mal mit der Sozial Tante in deinem Betrieb reden, sie hat doch bestimmt auch Schweigepflicht, aber wenns dann mal Schwierigkeiten gebe, dann würde sie wahrscheinlich hinter dir stehen, weil sie deine Erkrankung kennen würde.

Also ich bin auch schon wieder fast drei Monate zu Hause, vor einem halben Jahr war ich auch drei Monate in der Klinik.
Hab auch ne Karte von den Kollegen bekommen, darüber habe ich mich sehr gefreut.

Melde mich auch immer wieder bei meinen Chefs, wie es bei mir so aussieht. Sie müssen Bescheid wissen, sie müssen doch planen können, ihre Arbeit geht weiter,auch wenn ich nicht da bin.
Mein Posten muss auch besetzt werden, letztes Jahr als ich in der Klinik war, haben sie extra jemand für kurze Zeit eingestellt.
Ich arbeite in einem Pflegeheim, da kann nichts warten.

Meine Chefs wissen, das ich jetzt für längere Zeit ausfalle, da ich auch EU Rente beantragt habe, aber sie wissen auch, das ich gerne wiederkommen würde, sobald es mir wieder besser geht.

Sie sagen zu mir auch, ich soll mir alle Zeit nehmen die ich brauche um wieder gesund zu werden und sie freuen sich wenn ich wieder komme.
Ja, meine Chefs die wissen auch über meine Krankheit bescheid, hab ich von Anfang an gesagt, mir liegt das drum rum reden nicht, ich brauch klare Verhältnisse, mich würde das zu sehr belasten.

Es gibt kein Rätselraten unter Kollegen, wenn man mich in der Stadt sieht, wird nicht rumgeschwätzt, wie.. ich dachte die ist krank...usw.

Wie du es letztendlich machst, musst du entscheiden, mach mal ne Pro und Contra Liste, was spricht für Offenheit, was dagegen. Will ich zurück zur Arbeit oder lieber nicht.

alles gute sedna


BD
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Registriert: 24. Feb 2007, 10:55

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von BD »

Hallo LaraMaria,

ich kenne es, dass einen eine Bemerkung eines Arztes runterziehen kann und ins Grübeln bringt.

Ich habe auch zusätzlich´zu meiner Therapeutin einen Arzt und das ist mir da auch schon 2mal passiert. Mittlerweile lege ich aber die Sachen, die er sagt nicht mehr auf die Goldwaage. Ich weiß nicht wie oft Du bei Deiner Ärztin bist, aber bei mir ist es alle 2 , 3 Monate und dann immer nur für 10-15 Minuten. Ich denke, dass ein Arzt in dieser Zeit ganz schnell reagieren und entscheiden muss (was für Medis, wie lange krank und ggf. eben trostreiche Sätze), der kann gar nicht groß reflektieren ob das auch alles so stimmt was er sagt.

Ich jedenfalls lasse die Äußerungen meines Arztes nicht mehr unhinterfragt. Es waren auch schon oft gut Dinge dabei, aber genauso kann ein Arzt eben auch mal danebenliegen. Beim Therapeut hat man hingegen 1 Woche später Gelegenheit das Ganze noch mal anzusprechen.

Ich finde es gut, dass Du von Vermutungen gesprochen hast und genau das sind es auch im MOment. Du weißt nicht was keine Kollegen, Chef, persoabteilung denken, wenn Du sie nicht direkt danach fragst. Du hast geschrieben, dass sie bei einem Anruf gesagt haben "nehmen Sie sich all die Zeit die Sie brauchen". Wenn das ganz genauso gemeint war, mit positivem Unterton? Das ist doch dann ganz toll!

Und was die Tatsache angeht, dass ein andrer Kollege aufgelistet ist: Die Seite Deines Arbeitgebers ist halt auch irgendwo die, dass er sehen muss, wie der Laden weiterläuft und er eben wirklich nicht weißt wann Du wieder kommst. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass sie Dich nicht mehr wollen.

Ich kenne es sehr gut, ständig darübernachzugrübeln, was sie andren denken, gerade in Bezug auf die Arbeit bin ich da sehr groß drin.

aber es bringt nichts es kostet Dich nur Kraft!

Wünsche dir innere Ruhe zum Gesundwerden.

GAnz liebe Grüße
Waldsee
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von LaraMaria »

Mir fehlen diese Leute nicht. Sie sind mir egal bzw. werden es hoffentlich noch im Laufe der Therapie.
Was ich dort schätze ist meine Unkündbarkeit, mein Einzelbüro, der Kontakt in den Betrieb, in dem mich viele als Beraterin sehr wertschätzen.
Ich habe heute begriffen, was ich nicht mehr will: dass der Job allein mein Leben bestimmt.
Ich will gemeinsam mit meinem Mann das Leben genießen. Wir wollen uns nach langer Fernbeziehung hier etwas Gemeinsames aufbauen. Ich mag Tiere sehr und die Natur. Kann mir vorstellen, einen Garten liebevoll zu pflegen. Eine Katze wünsche ich mir schon immer.
Ich weiß, was ich im Job kann und was nicht, meine Grenzen wurden mir deutlich. Einen 10-Stunden-Tag will ich nicht mehr, eher vielleicht sogar Teilzeit, so dass ich nur noch 4 Tage die Woche arbeiten muss.
Dies alles könnte ich bei dem Arbeitgeber, dem ich fast 20 Jahre treu bin (und wie gesagt unkündbar) einfordern bzw. "leben".
Denke mir, dass ich beim Arbeitgeberwechsel wieder so viel ackern müsste bis ich mir einen Ruf verdient habe, der es zulässt, dass ich etwas verlange. Im übrigen gibt es fast nur noch 2-Jahres-Verträge. Wenn ich in der Zeit (vor Stress und Druck, was wahrscheinlich ist) wieder erkranke, hat es sich gleich wieder erledigt mit der neuen Stelle.

Tja, so sehe ich es.
Was sagt dir das, Otterchen?
Will ich zurück?
Ich denke, ich habe Vor- und Nachteile schon sehr genau angesehen.
Die Menschen könnten woanders ja genauso seltsam sein. Wer will schon seine Kollegen als Freunde? Nicht umsonst gibt es wohl den Spruch: hast du Kollegen, brauchst du keine Feinde mehr.
Sie sind neidisch, fast alles "Weiber", ich bin sehr schlank, sportlich, habe wirklich tolle Haare und fast keine Falten oder ähnliches, obwohl ich 40 bin. Ich habe einen guten Geschmack, schicke Klamotten, fahre einen netten Wagen. Neid war mir schon immer sicher.
Und das wäre wo-anders nicht anders, glaube ich.
Und ich habe mir neulich gesagt, dass ich weiterhin so sein möchte, wie ich bin und dann eben auch ein Aussenseiter bin. Aber um den Kollegen zu gefallen, würde ich mir nicht einen Speckbauch anfuttern oder mir den Kopf rasieren.

Es soll der Job nur noch ein Mittel zum Zweck sein: für ein schönes Leben, für tolle Reisen, usw.
Meine vermeintliche Karriere hat mich krank werden lassen. Da würde ich doch in Zukunft einfach kleinere Brötchen backen wollen: etwas weniger Gehalt, aber dafür glücklich - mit meinem Mann, nicht mit den Kollegen. Die sind dann da halt. Woanders sind auch welche.

Oder ist meine Sicht hier zu krass? Gibts woanders auch noch nette Leute?

Lieben Gruß
LaraMaria
LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von LaraMaria »

Danke, ihr Lieben!
Die Antwort von eben ging an Otterchen. Nun haben schon andere geschrieben, danke dafür.
Ich habe morgen ein Einzelgespräch und Mittwoch wieder "Gruppe". Ich werde das mit meinem Therapeuten besprechen. Der hat mir auch schon angeboten, dass er es mit mir einmal durchspielt (Rollenspiel), wenn ich mich wieder in der Firma melden will. Er ist echt super, also, er passt super für mich! So verständnisvoll und er fängt mich auf, wenn es sein muss und er fordert mich, wenn es an die Themen geht.

Ja, bei meinem letzten Anruf war ein ganz lieber Unterton dabei, als mir gesagt wurde, dass ich mir Zeit lassen soll. Ich glaube, es war ganz lieb ernst gemeint.

Trotzdem sperre ich mich noch gegen diesen "Offenbarungseid", aus folgendem Grund:
Mit meinem direkten Vorgesetzten gab es sehr stressige Situationen, die ich nicht allein provoziert habe, sondern die andere Kollegin mit, und er hat dann oft rumgeschrien, mit Mappen herumgeworfen und einmal sogar zu mir gesagt "du bist echt paranoid".

Tja, und als ich aus der Klinik entlassen wurde im April, da hieß es, ich hätte "Zwanghafte-paranoide Persönlichkeitsakzente". Ich weiß, was dies bedeutet, es wurde mir gut erklärt, aber ich kann's doch nicht meinem Chef erzählen, der haut sich doch auf die Schenkel "hab ich doch schon immer gewusst" (es sei ihm verziehen, er ist noch sehr jung).

Ich denke, insgeheim werden die wissen, was mich umgeworfen hat. Sie waren ja die ganze Zeit dabei.

Und ne andere Kollegin ist auch mit Depressionen ausgefallen; die hat es aber gleich offen kommuniziert - wäre nichts für mich, dafür bin ich zu vorsichtig (paranoid).

Danke für eure lieben Antworten!!!
LaraMaria
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von otterchen »

LaraMaria,

dann verstehe ich Deine Sorgen nicht.
Dir liegt nichts an den Leuten, Du bist aber unkündbar (musst Dir also keine Sorgen um den Job machen) - ich sehe das Problem nicht.

Oder möchtest Du, dass sie Dich mögen, obwohl Du sie nicht sonderlich magst?
Sollen sie Dich vermissen, obwohl sie Dir nicht fehlen?




PS: hast du Kollegen, brauchst du keine Feinde mehr.
Das ist bei uns zum Glück anders: unser Verhältnis zueinander kann man - zumindest während der Arbeitszeit, manchmal / bei einigen auch darüber hinaus - schon als freundschaftlich bezeichnen.
Schade, dass das in Deinem Fall anders ist.


Noch ein Edit:
wenn es Dir nur um die Aussage der Ärztin geht: Ärzte sind im allgemeinen nicht psychologisch ausgebildet. Vielleicht spiegelte sich in ihrer Aussage einfach nur eine persönliche Erfahrung. Warum legst Du soviel Wert darauf, was sie gesagt hat?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
LaraMaria
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Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von LaraMaria »

Ich lege so viel Wert auf das, was meine Ärztin sagt, weil ich nicht (mehr) viele Menschen habe, die überhaupt mit mir (darüber) sprechen.
Ich bin wahrscheinlich schon sehr lange krank und habe beinahe alle sozialen Kontakte verloren (bin daran selbst Schuld, sozialer Rückzug halt, klassisches Symptom).

Nein, mögen sollen sie mich nicht.
Aber ich würde gern wegen meiner Arbeitskraft geschätzt / GEBRAUCHT werden.
Da liegt vermutlich der Hase im Pfeffer. Ich komme damit nicht so gut klar, dass ich keine, aber auch gar keine Aufgabe habe im Moment. Habe immer gern gearbeitet. Wollte nie irgendwelche Kumpelei auf der Arbeit, habe regelmäßig Betriebsausflüge geschwänzt, aber als Fachkraft gefragt und gebraucht sein, das war mir immer wichtig. Hat vielleicht was mit Selbstwert zutun. Der ist mir jedenfalls komplett abhanden gekommen in den letzten Monaten.

Weiß nicht, ob dir das deine Frage beantwortet, Otterchen.
Ich werde mal meinen Therapeuten fragen, was genau dahinter steckt und wo das herkommt (Pflichtbewusstsein aus der Kindheit / anerzogen?) Meine Eltern z.B. definieren mich nur über meinen Job und wissen zzt wenig mit mir anzufangen, aber auch damit komme ich schon ganz gut zurecht, da werde ich das andere auch noch schaffen.

Ich gebe nicht auf, weiter an mir zu arbeiten. Vielleicht lebt es sich ja auch irgendwann ohne Selbstwert ganz angenehm...?
himmelskörper
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Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von himmelskörper »

Hallo LaraMaria,

das was du im letzten Beitrag geschrieben hast, kommt mir sehr bekannt vor.

Auch ich habe immer ne Ausrede um an der Weihnachtsfeier, Ausflug oder ähnliches nicht teilnehmen zu müssen.

Bin aber sehr drauf aus, das sie mich als kompetente Fachkraft schätzen und gerne mit mir arbeiten.
Was sie auch tun, bekomme auch immer wieder das bestätigt. Auch suchen sie mit mir Kontakt außerhalb der Arbeitszeit.
Aber ich blocke ständig ab, meine Angst ihnen außerhalb der Arbeit nicht gerecht zu werden, ist einfach zu groß.

Ich leide darunter, an manchen Tagen extrem. Als ich im letzten Jahr, drei Monate in der Klinik war, habe ich viel gelernt, unteranderem mich selbst zu lieben.

Als ich wieder in der Arbeit war, ist dies den anderen gleich aufgefallen, war viel offener und gesprächiger.

Aber ein paar Monate später bin ich wieder in ein Loch gerutscht und es wurde wieder schlechter.


Aber glaub mir ein Leben ohne Selbstwert, ist und wird nicht angnehm.

Der nicht vorhandene Selbstwert ist es ja, was uns so krank gemacht hat.

wünsche dir alles gute sedna


LaraMaria
Beiträge: 244
Registriert: 7. Apr 2010, 22:06

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Sedna,

du hast bestimmt Recht und ich erinnere mich auch an Momente, in denen war ich mitten unter ihnen, habe gelacht, gescherzt, z.B. auf Geburtstagstreffen (im Büro, während der Arbeitszeit). Bin immer jemand gewesen, der "small talk" gut konnte und konnte auch über vieles mitreden, weil mich viel interessiert.
Aber schlussendlich war das alles nur noch Fassade und in mir hat sich alles nur noch zusammengekrampft und es hat mich den letzten Tropfen Kraft gekostet, dass mir nur keiner hinter meine Fassade schaut.
Das habe ich dann irgendwann nicht mehr geschafft und auch wenn ich wusste, dass ich mich wieder selbst ins Abseits stelle, konnte ich mich nicht mehr bewegen, wenn ich wusste, da ist wieder irgendwo eine kleine Zusammenkunft. Ich bin dann später allein zu dem Geburtstagskind gegangen und habe mich entschuldigt mit "wichtiger Termin", "dringender Anruf" u.ä.
Es gab auch immer wieder Aussagen über meine gute Arbeit, aber dennoch hat mich die Situation mit der Kollegin so gedemütigt, dass ich irgendwann von mir selbst nichts mehr gehalten habe und mich schon fragte "warum lobt der mich jetzt, will er mich verarschen?"
Ich wusste, dass es gut gewesen wäre, weiter auf die Menschen zuzugehen, aber ich konnte es dennoch nicht mehr tun. Ich blieb in meinem Büro, allein, und verkniff mir noch die Tränen. Eine schreckliche Zeit!

Ich wünsche dir, liebe Sedna, ganz viel Kraft und gutes Vorankommen in dem jetzigen Abschnitt. Es klappt wohl gerade in Psychotherapie nicht alles gleich auf einmal. Als ich in der Klinik war, hatte ich nicht viel Glück mit dem Einzeltherapeuten, aber mir gefielen die anderen Dinge, Ergo, "Schlafschule", Soz. Kompetenztraining, usw.
Jetzt habe ich einen wirklich gut auf mich passenden Einzeltherapeuten gefunden. Wurde auch Zeit, dachte ich erst, denn ich bin schon so lange krank, aber was kann ich dafür? Mit dem 1. wurde eben nicht viel erreicht. Das kann man nun auch nicht mehr ändern.

Nimm es nicht so schwer, dass es nach der Klinik nicht gleich auf Dauer gut geklappt hat. Bestimmt war die Zeit einfach zu kurz.
Es wird schon! "Gut Ding will Weile haben."

Alles Liebe
LaraMaria
deep
Beiträge: 207
Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von deep »

Liebe LaraMaria,

als ich Deinen Thread las, habe ich mich manchmal gefragt, ob wir zufällig Zwillingsschwestern sind - ich kenne diese Situation und Deine Gefühle durchaus. Spezialistin in einem bestimmten Gebiet, dahingehend sehr geschätzt, eigentlich unkündbar und doch...

Bei mir hat es vor einigen Wochen, als ich mich auf dem Weg in mein derzeitiges Tief befunden habe und gerade so richtig Fahrt aufgenommen hatte, "klick" gemacht. Ich habe für mich festgestellt, dass ich an meinem Arbeitsplatz eigentlich immer wieder alte Familienmuster nachstelle in der Hoffnung, dass sie diesmal anders ausgehen. Vergebene Mühe, weil das Problem habe eigentlich ich, meine Kollegen und Chefs können mir nicht das bieten, was meine Eltern versäumt haben - ich muss für mich selbst sehen, wie ich dieses Defizit ausgleiche und meinen Weg finde.
Irgendwie erinnert mich das, was Du schreibst, daran.

Ich gehe mit meiner Erkrankung zwischenzeitlich relativ offen um - in der Firma habe ich geschaut, ob es dort nicht den ein oder anderen gibt, dem ich mich anvertrauen kann. Und ich habe an dieser Stelle mein Bauchgefühl entscheiden lassen, ob ich mich öffne oder auch nicht. Bislang habe ich sehr viel Glück gehabt - es gibt mehr von uns, als wir denken!
Sher spannend ist für mich im Moment, dass ich, seitdem ich begonnen habe, mich zu öffnen, immer mehr Menschen von sich aus auf mich zukommen und mir von sich, Ihren Partnern etc. berichten, die das gleiche Problem (Depression) haben, und mich um Rat bitten... nicht, weil ich Fachfrau bin, sondern weil sie mir vertrauen, dass ich sie nicht verurteile und ihre Geheimnisse für mich behalte. Allmählich bildet sich so etwas wie ein kleines Netzwerk, in dem ich mich aufgehoben fühle und in dem ich Unterstützung bekomme.

Meine direkten Chefs wissen zwischenzeitlich auch Bescheid (die Situation hat mich gezwungen, sie einzuweihen). Nicht alle können damit wirklich umgehen, aber das kann ich auch nicht verlangen. Manche Aussagen haben mich auch getroffen, aber dank des Netzwerkes habe ich gelernt, damit umzugehen und mich auch mal in deren Schuhe zu stellen - was wiederum nicht heißt, dass Alles okay ist. Verstehen heißt ja nicht, dass ich ihnen Beifall klatsche und mich ggf. nicht wehre, wenn es nötig ist.

Viele liebe Grüße!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Verhalten der Firma interpretieren oder lieber nicht?

Beitrag von otterchen »

@ LaraMaria,

vielen Dank - ja, jetzt verstehe ich, worum es Dir geht.


@ Karin,

toll! Die Parallele zum Elternhaus - stimmt total!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
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