Depressiver Charakter

fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

echt schön, wieder mal von dir zu hören und noch schöner, wenn es Anlass gibt, mir auch mal zu widersprechen - dieses ewige einer Meinung sein ging mir ja auch ganz schön auf den Wecker

Ich wollte meine Aussage absolut nicht so verstanden wissen, dass automatisch ALLE Menschen, die lieb und nett sind, schwache Menschen sind!

Ich meinte lediglich, ganz auf mich bezogen, dass ich eben NUR lieb und nett bin und eben anderen Leuten nicht auch mal deutlich und bestimmt die Meinung sagen kann, wenn ich mal nicht mit ihnen übereinstimme.

Ich halte mich für schwach, da ich oftmals um des lieben Friedens willen mit meiner eigenen Meinung hinter dem Berg halte, nur um keinen Konflikt oder auch nur offensichtliche Meinungsverschiedenheit heraufzubeschwören.

Ich trage eben ständig diese totale Harmoniesucht in mir, die ja schon so weit führt, dass ich mich bereits selbst verleugne - oh, ich könnte ja anecken, jemand könnte ja sauer auf mich sein -bloß nicht!

Weißt Du, was ich in etwas meine?

Natürlich ist jemand, der jeden Tag gegen diese besch.....Krankhiet ankämpft IM PRINZIP ein sogar starker Mensch - ganz klar.

Nur, geht eben bei diesem Kampf (so ist es jedenfalls BEI MIR) soviel Energie verloren, dass ich für andere Kämpfe mit meinen Mitmenschen (die eben ab und zu auch mal nötig sind!) KEINE Kraft mehr habe und dann bleibt nur noch ein lieber, unsicherer, ewig netter fletzy übrigt, den mn nach Belieben ausnutzen kann... (was mir eben schon desöfteren passiert ist)

Oh ja, w.o., WUT habe ich wirklich, das hast Du vollkommen richtig erkannt, Wut auf diese Krankheit, die mir nie erlauben wird, ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen, WUT auf meinen Vater, der einfach seine Krankheit nicht erkannt hat und keine Kinder hätte in die Welt setzen dürfen (erst gestern sagte mir mein Schwesterchen am Telefon, dass sie ab und zu selbst vor "Kurzschlußhandlungen" stünde, es bis jetzt - GOTT SEI DANK - aber noch nicht ausgeführt habe - meine süße hat zur Zeit auch eine MENGE Probleme und ich kann doch nur soooo wenig machen für sie),
WUT auf diese Krankheit, die so demütigend , so entwürdigend ist, da man sich einfach jeden Tag auf's Neue erklären und entschuldigen muß, WUT auf meine Mutter, die so tut, als wäre alles in dieser Familie in Ordnung und die mittlerweile gewaltigen Aussetzer meines Vaters - es ist ein Wunder, dass er noch die Namen seiner KInder auf die Reihe bekommt - auf seine Schwerhörigkeit zurückführt, WUT auf die Leute, für die Leute mit psychischen Problemen der letzte Abschaum sind (und sich insgeheim zuweilen eine Lösung wie vor 70 Jahren wünschen: wenn Du nicht mehr leistungsfähig bist, dann weg mit dir)
WUT auf diese Gesellschaft, die Leute, die noch an etwas anderes denken als ans GEld vermehren, als minderwertig abstempelt,

WUT,WUT,WUT , die ich nur richtig kanalisieren müßte, um wieder Kraft zu haben im Kampf gegen meine/unsere Krankheit...wie Du das ganz richtig schreibst....

Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll, w.o., hoffe aber von ganzem Herzen , dass es dir gut geht, dass Du dein Reitprojekt weiterführen kannst und dass deine Wiedereingliederung weiterhin Fortschritte macht....

Te mando un ultra-fuerte abrazo, tía, que sigas luchando contra esa maldita enfermedad y que lo pases bomba por allá en el ruhrgebiet,

venceremos,

fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Huhu lieber fletzy!

Ich kann dich sehr gut verstehen, dass man sich schwach fühlt, wenn man um des lieben Friedens willen zu allem und jedem Amen sagt - das beste Beispiel schreibt dir gerade

Es ist möglich, seine Wut in eine andere Richtung zu kanalisieren:
wenn ich nun ehrenamtliche Mitarbeiter des DRK auf Festen und Veranstaltungen sehe, schüttele ich innerlich mit dem Kopf und denke mir: "Arme Verrückte..." (ich war bis ca. Oktober letzten Jahres selbst 2 Jahre lang Ehrenamtliche im DRK).
WAS NÜTZT ES MIR, MICH ÜBER VERGANGENES AUFZUREGEN???

Damit will ich nicht ausschließen, dass ich nie wieder etwas Ehrenamtliches machen will, nur unter anderen Bedingungen.

Es fällt mir auch oft schwer, diese Wut in eine positive Kraft umzuwandeln, aber es funktioniert

fletzy, manchmal glaube ich, du kannst meine Gedanken lesen
Diese Harmoniesucht kenne ich nur zu gut!
Allerdings versuche ich es auch hier in etwas für mich Positives umzuwandeln:
Ich strebe nach Harmonie und das hat auch was mit meinen Bedürfnissen zu tun.
Mal bin ich sehr gesellig, mal möchte ich für mich sein, mal schweige ich zusammen mit jemandem, mal nur für mich, etc. pp.

WAS IST DARAN VERKEHRT?
Ich denke, die Menge macht's.
Sprich: die Balance. Weder zu viel Alleinsein noch zu wenig Alleinsein tun JEDEM Menschen gut.

Und jetzt mal Klartext:
1. Eine Krankheit, die dir nie ein selbsterfülltes Leben ermöglicht???

NUR DU KANNST DIR DEINE GRENZEN SELBST SETZEN! Mach dich doch nicht von deiner Depression abhängig, sondern versuch, mit ihr umzugehen!

2. Eine Krankheit, die so entwürdigend ist, dass man sich jeden Tag auf's Neue entschuldigen muss???

FÜR WAS BITTE MUSST DU DICH ENTSCHULDIGEN?
Muss sich z.B. jemand mit chronischen Rückenschmerzen auf der Arbeit dafür entschuldigen, dass er/sie einen anderen Stuhl oder Gymnastikball zur Entlastung der Wirbelsäule benötigt? Nein!

Die Depression hast du dir nicht ausgesucht; sie ist nicht selbstverschuldet, also musst du dich auch IN KEINSTER WEISE DAFÜR ENTSCHULDIGEN!

Vergiss die anderen, die sich nur für ihr Aussehen und ihr Geld interessieren!
Weisst du, woran ich merke, dass es mir besser geht?
Wenn ich über solche Leute lachen kann
Warum aufregen, wenn lachen doch viel schöner ist?

Wie läuft's bei dir mit dem Unterricht?

Meine Wiedereingliederung läuft echt gut
Bin mir oft noch unsicher, aber ich lass mir Zeit, schließlich habe ich das ok dafür seitens meiner Schule

Und nächste Woche will ich mich endlich anmelden für den Reitkurs im Juli

Naja, und nächste Woche ist auch meine letzte Woche in der Tagesklinik...
Schade, ich hab mich dort so gut eingewöhnt und die Leute dort sind wie eine Familie für mich geworden
Ganz werde ich die Klinik nicht verlassen:
Die Ärztin hat mir angeboten, dass ich weiterhin zu ihr zur ambulanten Therapie kommen könnte

"Wer nicht kämpft, hat schon verloren."
Wir kämpfen, lieber fletzy, denn es lohnt sich!

Das Schöne ist, das die Kraft, der Wille und das Wissen, etwas zu verändern, in uns selbst liegen.
Wir müssen achtsam sein, dann finden wir auch den Schlüssel zur Kraft, zum Willen und zum Wissen.

Cuídate!
Te mando un abrazo tan grande como un rascacielos!
Hasta luego!

white orchid
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo w.o.,

vielen, lieben Dank für die neuesten Neuigkeiten aus dem Ruhrpott!

Immer wenn ich deine Zeilen lese, bin ich wirklich immer ergriffen und sehr berührt, weil ich das Gefühl habe, dass da jemand ist, der mir von seiner Wesensart her, nicht nur in Bezug auf die Krankheit, doch recht ähnlich ist und ich habe auch desöfteren das Gefühl, dass DU meine Gedanken lesen kannst (somos hermanos en el alma )

Ich will dir sagen, warum ich das Gefühl habe, mich permanent entschuldigen zu müssen:

ich kann einfach die Leistung gesunder Menschen - sowohl psychisch als auch physisch - nicht bringen und man sieht mir von außen einfach nichts an, rein gar nichts.

Du bringst das treffende Beispiel von dem Gymnstikball und dem Menschen mit Rückenschmerzen:

bei dem VERSTEHEN doch aber die Leute in seiner Umgebung, dass er - zumindest körperlich - nicht dieselbe Leistung wie gesunde Menschen bringen kann.

Aber bei mir/uns schwingt dooh grundsätzlich der - manchmal auch versteckte, nicht offen geäußerte - Vorwurf des Simulierens mit, nach dem Motto: der ist doch nur a weng faul und macht halt auf depressiv. Du hast dich bestimmt auch schon mit denselben oder ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen müssen und das schmerzt immer wieder von Neuem und strengt unglaublich an, den Leuten erst erklären zu müssen, dass man einfach die Leistung nicht bringen KANN obwohl man doch WILL.

Selbst von meiner Mitbewohnerin (Du weißt schon, die mit dem Alkoholproblem ), muß ich mir immer wieder anhören, dass ich doch "faul" sei und obwohl sie's besimmt nicht böse meint, schmerzt es doch immer wieder auf's Neue.

Dazu kommt bei mir eben auch noch eine gewisse Bequemlichkeit, die einfach mit meinem Wesen zu tun hat und nichts mit der Krankheit - da weiß ich manchmal schon selber gar nicht mehr, wo hört die Bequemlichkeit auf und fängt die Krankheit an?

Nur als Beipiel: als meine Mutter gestern bei uns zu Besuch war, fragte sie mich nur ganz kurz, ob ich am Sonntag oder Montag zu Hause vorbei schauen könne, um etwas beim Spermüll zu helfen.

Ich sagte natürlich sofort zu, hatte aber in dem gleichen Moment schon wieder ein ganz flaues Gefühl im Magen, da ich nicht weiß, ob mich das Ganze nicht doch zu sehr anstrengt und überfordert.

Mich strengt einfach jeder Handgriff leicht an, mehr als eben einen gesunden Menschen.

Und das ist es,was die Ärzte mir gegen Ende meines Klinikaufenthaltes vor 15 jahren auch sagten: "Sie wird im Leben jeder Handgriff etwas mehr anstrengen als gesunde Menschen!"

Weißt Du, w.o., das läßt mich zuweilen schon ab und zu verzweifeln: immer dieses sich aufraffen müssen, immer dieses sich einen Tritt in den eigenen Hintern geben müssen, immer dieses permanente Erschöpftsein, mich macht das einfach langfristig fertig.

Ich hinterfrage an manchen Tagen (Gott sei Dank nicht immer) wirklich jeden Handgriff, weil ich mir dann sage: warum muß ich mich eigentlich die ganze Zeit so anstrengen, es wird doch eh nicht besser...

Das wird dir, liebe w.o. orchid, oft nicht anders gehen, stimmt's?

Ja und dann noch was zum selbstbestimmten Leben: wenn ich mich ständig nur nach den Bedüfnissen und Wünschen anderer Leute richte, wenn ich Anfragen oder Bitten von anderen Leiuten einfach nicht ausschlagen kann, weil ich befürchte deren Zuneigung, Anerkennung oder Liebe zu verlieren, dann gebe ich mich doch selbst auf, dann führe ich doch kein selbt bestimmtes Leben, oder?

Ich/Wir müssen wirklich lernen, uns selbst anzunehmen MITSAMT dieser ganzen Krankheit, wir müssen lernen, uns selbst zu lieben mit unseren ganzen Einschränkungen, die ja KRANKHEITSBEDINGT noch ausgeprägter sind als bei anderen Menschen.

Das ist glaube ich das Allerwichtigste, um wieder ein einigermaßen zufriedenes und selbstbesimmtes Leben zu führen.

Du lachst mittlerweile, wenn Du Leute vom DRK oder überhaupt Ehrenamtliche siehst?

Das find ich irgendwie gut ( nein, ich glaube du sagst dir sogar: "arme Verrückte", stimmt's?)

Vielleicht hast Du mich echt vor einem großen Fehler und Irrtum bewahrt, weil ich ja selbst ab und zu Gedanken habe, mich ehrenamtlich zu engagieren.

Aber wenn man dann, wie bei Dir, nur einen feuchten Händedruck und gesagt bekommt, dass man sich ja eh nie richtig angestrengt habe (so ähnlich war's doch bei dir, oder?), dann kann ich auch gerne darauf verzichten.

(Obwohl es bestimmt auch genug Oganisationen gibt, bei denen einem sein Engagemant mehr gedankt wird )

Das mit der Wiedereingliederung hört sich bei dir wirklich alles sehr, sehr gut an - scheinst ja echt Glück mit deinem Arbeitgeber zu haben.

Danke, dass Du auch nach meinem Unterricht fragst:

im Moment habe ich nur ganz selten Einsätze an "meinen" Privatschulen (der letzte war am 10.Mai!), Mitte Juli habe ich voraussichtlich einen WE-Kurs für Spanisch (wenn er denn zustande kommt) und Ende SEptember fangen ja wieder die VHS-Kurse an.

Werden aller Voraussicht nach zwei Spanisch-Kurse sein!

Also Du siehst, es hält sich alles arbeitstechnisch bei mir in Grenzen und ich bin echt froh, dass es sowas wie Sozialhilfe in unserem Staat gibt - ich wüßte einfach nicht, was ich ohne diese machen sollte....


So tía, ich hoff' ich hab' dich nicht allzu sehr zugetextet ,

te mando un abrazo GIGANTESCO, mi querida w.o., cuídate mucho y todo lo mejor para tí,

GLG,

fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Buenos días fletzy!

Sí, somos hermanos en el alma

Das Gefühl, sich ständig entschuldigen zu müssen, habe ich auch sehr stark, aber momentan eher weniger für meine Verhältnisse

Mir stellt sich dabei die Frage:
Muss ich der Person jetzt auf ihren Vorwurf alles erklären oder überhaupt eine Antwort geben?
Will sie mich provozieren oder wirklich wissen, warum das so bei mir ist?
Warum muss ich mich rechtfertigen???

Ich rege mich womöglich über das Unverständnis meiner Kollegen auf und habe genau das gezeigt, was mein Gegenüber vielleicht sehen wollte:
Dass mich seine Frage trifft.

Warum lass ich mich treffen?

Siehst du, lieber fletzy, dabei denke ich kommt wiederum eine andere Denkstruktur von uns Depressiven zu Tage:
Es allen Recht machen zu wollen, sich zu erklären, sich zu entschuldigen - im schlimmsten Fall womöglich mit dem unbewussten Gefühl: "Entschuldigung, dass ich lebe."

So ein Schmarrn!
Weder du noch sonst jemand hat dies nötig!

Wegen dem Sperrmüll:
Du kannst deiner Mutter doch offen sagen:
"Du, ich muss schauen, wie ich meine Kräfte einteile. Sei mir bitte nicht böse, wenn ich nicht so viel schaff oder mir Hilfe holen muss."

Du kannst nur gewinnen, wenn du ehrlich bist.
Ich denke, je öfter du deinen Eltern dies klar machst, dass du nur begrenzte Kapazitäten hast und ja auch ein paar Prozent dieser Kapazitäten für dich brauchst, umso eher werden sie dies akzeptieren.

Dass einem nahestehende Personen wie deine Mitbewohnerin oder meine beste Freundin zum Bleistift sagen, man solle sich doch bewegen und den Hintern hochkriegen, tut natürlich unheimlich weh.
Aber hier habe ich auch die Erfahrung gemacht:
Je ehrlicher und offener, umso besser.

Versuch, dich mal in ihre Lage zu versetzen:
"Er hat keine körperlichen Gebrechen, er ist nicht dumm und trotzdem fällt es ihm schwer, etwas zu verändern. Es macht mir Sorgen, dies mitanzusehen."
Vielleicht denkt deine Mitbewohnerin ja so und hat vielleicht nicht so einen vorsichtigen Ton gehabt, als sie dich angesprochen hat.

Meine beste Freundin hat mir sehr interessiert und intensiv zugehört und auch Fragen gestellt.
Da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl:
Ok, du kannst es ihr plastisch erklären und es ist ihr wichtig zu wissen, was in mir vorgeht.

Das war ein total gutes und schönes Gefühl
Ich habe bemerkt, dass sie nun versteht, was für Einschränkungen unsereins hat - ich habe ihr meine Bilder aus der Gestaltungstherapie in der TK gezeigt.
Sie war bissl geschockt und sehr neugierig und konnte dadurch begreifen, wie allumfassend eine Depression eigentlich ist.


Warum muss ich mich anstrengen?
Es wird doch eh nicht besser...

Ja, das hab ich mich auch so manches Mal gefragt, aber mir ist bewusst geworden, dass es NUR in meiner Hand liegt, ob es besser oder schlechter wird und das beruhigt mich, weil man nicht ausgeliefert ist.

Zudem ist das auch für mich ein Alarmzeichen:
Gönn deinem Kopf mal wieder ne Pause und tu etwas für dich!
Morgen kannst du auch noch an Lösungen für deine Probleme feilen.

Und tatsächlich ist es so, dass ich kein selbstbestimmtes Leben führen kann, wenn ich nur der Zuneigung anderer hinterherjage.
Selbstbestimmung fängt schon dabei an:
Ich gönn mir jetzt ne Pause

Ich wünsche dir, dass die Aussicht auf den baldigen WE-Kurs dir Mut macht und Kraft gibt
Denn: wenn du nicht so gut wärst, würde dich auch keiner fragen, ob du diesen Kurs machen willst

Meine Wiedereingliederung läuft wirklich gut und ich bin so froh, dass mein Arbeitgeber hinter mir steht
Ich lasse mich überhaupt nicht stressen, sondern arbeite täglich z.B. 3h und steigere mich dann langsam.
Durch die TK und dass ich so sehr an mir selbst gearbeitet habe will ich mir eben diesen Erfolg nicht zunichte machen, indem ich sofort wieder voll arbeite.

Nein, es soll mir gut gehen und es geht langsam, aber sicher in die Richtung meines alten Arbeitspensums

Querido fletzy, que te diviertas al fin de la semana y que te sientes como el viento:
feliz y libre

Te mando un abrazo muuuuuuuuy grande!

Hasta luego!
w.o.
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Mi querida w.o.,

vielen, lieben Dank für deinen Beitrag - ist immer wieder hoch interessant diene klugen, verständnisvollen und einfühlsamen Einträge zu lesen.

Ganz kurz zu gestern: lief viel besser als gedacht - hab' voll und ganz durchhlten können und hatte auch keine Verschnaufpause nötig.

Trotzdem danke für deinen Tipp - werde auf diesen das nächste Mal zurückkommen, wenn es nötig sein sollte.

Offenheit - an gewisser Stelle - ist manchmal wahrscheinlich wirklich besser als dieses ständige Simulieren, was ja doch nur wieder Kraft kostet....

Ja, ja dieses ständige sich rechtfertigen müssen ist wahrscheinlich gar nicht nötig, "Normalos" machen da ja auch nicht ständig, wenn sie irgendeinen Fehler gemacht haben.

Für mich war es noch schlimmer (als das Müll raustragen), meine Vater wieder zu sehen. Ich hab' da solche Aggressionen und wieder dieses Ängste, dass ich genauso werden könnte wie er....

Er hat ja nie einen anderen ZUstand als seinen depressiven kennen gelernt und hat wahrscheinlich in diesem Bewußtsein, in dieser "sicherheit" 3 Kinder in die Welt gesetzt.

Finanziell ging's ihm ja (und geht es ihm) nie schlecht - aber finanzielle Sicherheit ist nur eines von mehreren Kriterien, die amn "abchecken"muß, bevor man Kinder in die Welt setzt.

Ein anderes - mindestens genauso wichtiges - ist nach meiner Meinung die genetische Komponenete.

Gab es in meiner Familie schon mal irgendwelche Krankheiten, die vererbt werden könnten und wenn ja, möchte ich diese evtl. meinen Kindern übertragen?
Kann ich dieses Risiko eingehen?

Und in der Familie meines Vaters gab es immerhin schon zwei Suizide - da müßte sich mein Vater - zumal nach einer selbstkritischen Einschätzung - doch VERDAMMT NOCH MAL irgenwelche Gedanken gemacht haben????!

Entschuldige, dass ich mal wieder so wütend bin. (Da ist es wieder, dieses Gefühl, sich ständig entschuldigen zu müssen, selbst für Emotionen, die nach meiner Meinung völlig nachvollziehbar sind)

Auf der anderen Seite geht's mir wirklich nicht soooo schlecht wie es vielen Leuten hier im Forum geht - immerhin kann ich mich auf den Kurs, den ich evtl. Mitte Juli (heute kam sogar noch einer dazu!)halten werde, sogar etwas freuen!!!

Nicht so richtig zwar, aber ich glaube, dass es mir trotzdem etwas bessser geht als den meisten hier im Netz.

Und darüber bin ich froh und DANKBAR.

Wie gesagt es fehlen immer noch diese vermaledeiten 10 %, die vielleicht nkie wieder kommen werden, aber vielleicht werde ich doch lernen, mit deiner und anderer Leute Hilfe, damit umzugehen, dass diese 10 % nie kommen werden.

Ich wollte dir nur noch sagen, dass es (auch wenn wir uns noch nie "wirklich" getroffen haben, schön ist, dass es dich gibt und bin dankbar, dich und viele andere Leute hier im Forum kenne gelernt zu haben.

Que lo pases bomba, disfrutando del mundial (?), ich (er-) drück dich mal ganz kurz,

GLG,

fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hola fletzy!

Uff!
Da hast du mich aber fest gedrückt!

Es freut mich sehr zu hören, dass du dich auf deine Kurse freust, wenn auch mit Einschränkungen.
Stell dir vor, du könntest dich GAR NICHT mehr freuen....

Grausam, oder?
Du siehst, es geht immer noch schlimmer...

Versuch es positiv zu sehen:
Du kannst dich über deine zukünftigen Kurse freuen; du hast genug Kraft und Energie für's Entsorgen des Sperrmülls gehabt

Ich wünsche dir sehr, dass du dir DIESE ENERGIE mal VOR AUGEN HÄLTST und SIE FÜR DICH NUTZT!

Danke für dein liebes Kompliment! (Du weisst doch nicht etwa, dass ich mit Komplimenten nicht umgehen kann? Bist fies
Ne, dasselbe denke ich mir, wenn ich deine Beiträge lese:
Da ist jemand im Frankenland, der sich sehr viele und vor allem konstruktive Gedanken über sich macht.
Und da bin ich im Ruhrgebiet, die zurückschreibt

PS: Tengo una pregunta: Sabes cuál compañía aérea es la más económica para volar a Jerez de la Frontera?
Tengo tantas ganas de Andalucía... *llorando*

PPS: Arbeite mittlerweile wieder mein ganzes Pensum, sprich 4 1/2 h im Labor und es läuft gut

Querido fletzy, que puedes relajarte el fin de la semana y que te sientes feliz!

Te mando un graaaaande abrazo!
Hasta luego!
w.o.
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo zusammen,

sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Aber mal abgesehen davon, dass ich PC Probleme hatte (habe), hatte ich wahnsinnig viel zu tun und mir ging es phasenweise auch wieder nicht so gut. Ich werde mal versuchen, ob ich euren Faden wieder aufgenommen bekomme.

@white orchid: es freut mich, dass du wieder dein Pensum arbeitest und es dir damit gut geht. Weiter so! Wie läuft es denn sonst so für dich? Was machen deine Freizeitprojekte?

@Fletzy: ebenfalls toll, dass du dich auf deine Kurse freust. Dass du Bedenken hast deine Vater zu sehen kann ich gut verstehen. Mir geht es schon so beim telefonieren und ich trage die gleichen Ängste mit mir rum und ich muss leider feststellen, dass ich an der ein oder anderen Stelle tatsächlich so geworden bin wie er. Kein Wunder als Kind imitiert und lernt man nun mal von den Eltern. Aber wenn man darum weiß kann man ja gegensteuern, was ich mit aller Kraft versuche. Wenn ich mit ihm telefoniere ist es jedesmal schrecklich. Es ist nur ein Monolog mit immer den gleichen Phrasen, die ich schon seit Jahren höre, die aber nie eintreten und ich habe nicht die Möglichkeit etwas zu erzählen, mir hört er nicht zu.
Lass deine Wut raus, aber hör auf auf irgendeine Veränderung oder EInsicht zu hoffen. Die wird mit Sicherheiten nicht kommen und für dich reiht sich nur eine Enttäuschung an die nächste. Versuche die Situation so zu akzeptieren wie sie ist. Alles andere macht dich unglücklich. So habe ich es jedenfalls erlebt und mich befreit!

Tja, und versuch doch auch dich mal so anzunehmen wie du bist mit den fehlenden 10%. Du bist auch so liebenswert!

@purple rain: super Tipp!! Danke! Mache ich jetzt auch so und hilft schon etwas.


Liebe Grüße
ecureuille
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hallo liebe ecureuille!

Schön, dass man wieder etwas von dir hier liest!

Hoffe, dass es dir wieder besser geht und dass dich jemand stützen konnte

Meine Freizeitprojekte laufen an:
in ziemlich genau 15 Tagen beginnt mein Reitkurs
Ansonsten beschäftige ich mich wieder mehr mit meinen Tierchen, lese abends und genieße zwischendrin einfach nur den Moment und dass ich mir selbst keine Hektik mach.
Ich bin momentan so ruhig, dass mir das schon fast Angst macht

Ne im Ernst: das kenn ich gar nicht von mir.

Wünsche dir, dass du hier im Forum und vor allem in der realen Welt Kraft und Energie tanken kannst

Fühl dich gedrückt!
w.o.
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Liebe White Orchid,

danke für deine aufbauenden Worte. Es geht mir wieder besser; morgen noch eine Lehrprobe und dann können die Ferien eingeläutet werden!
Ich habe auch seit einiger Zeit wieder begonnen Sport zu machen, was mir gut tut!

Toll, dass du so zur Ruhe gekommen bist! Das ist mein Hauptproblem zur Zeit: diese quälende innere Unruhe, diese Unausgegelichenheit! WIe hast du das geschafft?

Ich freu mich sehr für dich, dass du dich und deine Zeit so sinnvoll für dich nutzen kannst. Bewahre es dir und halte fest daran.

Liebe Grüße
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hola w.o.,

da macht es doch richtig Spaß, fies zu sein , ich muß dir leider mitteilen, dass ich nach wie vor begeistert bin von deinen mails, sie sind immer so aufbauend, so einfühlsam und trotz der Krankheit so positiv, so erfrischend und dafür wollte ich mich einfach noch mal bedanken, auch wenn's dir nicht paßt, da mußt Du jetzt einfach durch

Ja, ja ich versuche ja das Positive mir vor Augen zu halten:immerhin kann ich mich wirklich ein klein wenig auf meine Kurse freuen und genug Energie für die Sperrmüllentsorgung hatte ich ja auch - das ist schon klar und ich möchte jetzt wirklich nicht die ganze Zeit rumnörgeln oder mich beschweren, aber ich sitze immer noch hier mit meinen riesigen LEBENSÄNGSTEN und meinen Minderwertigkeitskomplexen: immer dieses Gefühl, dass ich nichts kann, nichts auf die Reihe bekomm', alle sind besser und fähiger als ich, wirklich alle.

Nur so als Beispiel:

gestern war ich streichen mit einem guten Freund von uns, meiner Ex und meiner Mitbewohnerin (Du weißt schon , der Alkoholikerin)

Meine Mibewohnerin, die Alk-Frau, will ja jetzt umziehen und ich bin echt nicht sehr traurig drum, wie Du dir vorstellen kannst...
Ich strengte mich echt an beim Malen und doch war "meine" Wand am Schluß die schlechteste von allen, hatte noch Schatten und Ränder und sofort und sofort waren sie wieder da diese fiesen Gedanken: fletzy, Du kannst nichts, du schaffst nicht mal die einfachsten Dinge, Du bist 'ne Null.

Andere Leute machen auch fehler, das ist mir völlig klar, doch bei mir wiegen die gleich so unglaublich schwer, haben gleich so Katastrophencharakter.

Ich komm' mir so unglaublich wertlos vor...auch wenn mich viele Leut mögen und wertschätzen, das weiß ich.

Was kann ich nur gegen diese Gedanken tun?
Warum hab ich nur diese tiefen, tiefen Lebensängste?
Nach meiner Meinung wurde uns halt in unserer kindheit bund Jugend von unserer Mutter einfach zu viel aus dem Weg geräumt. Immer hieß es:

Ach fletzy, da hilft dir doch der soundso oder da mußt Du einfach mal die soundso fragen - nirgendwo mußten wir uns mal allein durchkämpfen, allein durchboxen, nirgends.

Meine Mutter hat es bestimmt nur gut gemeint aber für's Leben wurden wir einfach nicht richtig vorbereitet...

Deshalb komm' ich mir auch so ungaublich unselbständig für mein ALter vor:

Ich beneide dich wirklich darum, dass Du Pläne hast, nach Andalusien zu fliegen - ich könnte das zur Zeit nicht, wegen meiner Lebensängste und meiner mangelnden Selbständigkiet (dabei bin ich mittlerweile schon 40!)

( La compania mas barata - en mi opinion - es Air Berlin para irse a Andalucía, por lo menos era así cuando nos fuimos a Malaga hace dos anios! )

Du arbeitest schon wieder volles pensum und es klappt gut?

Das ist doch Spitze!

Ich drück dir alle daumen , die ich habe und te deseo todo lo mejor, tía.

Y que no llores, no vale la pena...!

Ich drück dich mal ganz, ganz feste, wünsche dir viel Spaß bei allem was du tust und sei ganz lieb gegrüßt von

fletzy

P.S.:

meine CBASP-Psychotherapie ist vor ca. 4 Wochen zu Ende gegangen, leider ohne durchschlagenden Erfolg: meine Minderwertigkeitsgefühle sind noch da und genauso meine tiefen Lebensängste - ich glaub' einfach nicht daran, dass mir da noch jemand helfen kann
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Salut ecureuille!

Wie war deine Lehrprobe heute?
Bist hoffentlich schon in Ferienstimmung?

Ab nächster Woche hab ich endlich Ferien, puh, die hab ich auch nötig

Wow! Siehst du, wie viel Power in dir steckt?
Trotz dieser verdammten Depri raffst du dich auf und machst Sport
Du kannst dir ruhig auf die Schulter klopfen

Ich werd gleich auch bissl Sport machen: statt den ÖPNV zu nutzen, nutze ich mein Fahrrad.

Na ja, diese innere Ruhe hat sich bei mir erst jetzt nach 22 (!) Jahren einigermaßen eingestellt.
Ich weiss nicht, wie das bei dir ist, aber ich bin ein absoluter Harmoniemensch, manchmal so in mich gekehrt und harmonisch, dass es anderen schon zu harmonisch ist

Es sind die kleinen Dinge, die mich beruhigen: wenn ich morgens mit dem Bus zur Arbeit fahre und an einem Feld vorbeikomme, welches von der Sonne angestrahlt wird, die sich im blauen Himmel befindet, wird mir warm um's Herz und ich kann ruhig sein.

Oder wenn ich gedanklich eine Verknüpfung mit etwas, was ich gerade zufällig gesehen habe, mache, und mich sozusagen an etwas erinnere, wo ich gelacht oder mich gefreut habe oder dass mir plötzlich längst vergessene Kindheitserinnerungen kommen - das ist für mich Glück

Zudem habe ich nun eine ganz andere Einstellung zur Arbeit: es ist mir sowas von schnurz, mit welcher Bewertung ich aus diesem Praktikum herausgehe - es interessiert hinterher sowieso keinen.
Ich setze mich selbst nicht unter Druck, da ich weiss, dass ich mir selbst damit die Arbeit zur Hölle mach.

Ich mache meine Arbeit, aber auch nicht mehr und nicht weniger.
Wahrscheinlich messe ich der Arbeit nicht mehr so eine Bedeutung zu, wie vorher:
sie ist das, was mich ausmacht, was ich kann, wo ich mich beweisen muss, ....

Fällt dir etwas bei dieser Denkweise auf?
Ich denke NUR SCHLECHT: ICH MUSS, ICH SOLL, ...

Nun denke ich mir, wenn mich jemand anpflaumt: "du Arme, dir steht deine Hektik und womöglich andere Probleme ins Gesicht geschrieben und du lässt deine schlechte Laune an Schülerinnen raus?
Wie armselig!
Wie gut, dass ich mich nicht mehr provozieren lass!"

Weisst du ecureuille, ich glaub ich hab einfach teilweise den Spieß umgedreht was meine Gedanken betrifft.
Und das Handeln danach folgt automatisch

Ganz liebe Grüße!
white orchid
fletzy
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Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Liebe ecureuille,

sehr schön, wieder von dir zu hören, wirklich.

Wollte schon wieder 'ne besorgt-mail losschicken, aber ich denke mal, sowas kann, bei jemandem, dem's schlecht geht, Druck erzeugen, der überhaupt nicht gut ist.
Hoffentlich geht's dir inzwischen wieder besser...
Danke auch für Deinen Tipp in Bezug auf den Umgang mit meinem Vater - es ist so unglaublich schwer für mich, ihm überhaupt unter die Augen zu treten. Er war heute wieder hier und ich war so unglaublich angespannt, so wütend, dass ich ihn am liebsten nur noch angeschrien hätte.
Das kannst Du ja wahrscheinlich ziemlich gut nachvollziehen.

Er saß nur neben mir, hat sich die ganze Zeit müde die Augen gerieben und irgendwas depressiv in seinen Bart hineingemurmelt.
Es war so entsetzlich...

Jetzt sitz ich hier mit meinen Lebensängsten und Minderwertigkeitskomplexen und weiß' auch nicht, wie's weiter gehen soll...

Finanziell sieht's ganz düster bei mir aus, ich hab' immer noch diese Ängste vor Leuten, diese Unsicherheiten gegenüber anderen, usw., usf.

Und was würde es schon bringen, wenn mein Vater sich endlich behandeln lassen würde?

Erstens würde es an meinem Zustand nichts ändern und zweitens könnte ihm wahrscheinlich auch die besten Ärzte der Welt nicht mehr helfen...

Ich hoffe, dass es dir mittlerweile etwas besser geht, dass du weiter kämpfst, dass du trotzdem etwas Spaß an allem hast, was Du tust und dass Du etwas zur Ruhe kommst.

Du bist ein ganz wertvoller, einfühlsamer und so gute-Tipps-gebender Mensch, das wollte ich dir einfach mal schreiben.

Ich bin wirklich froh, dich über's netz kennen gelernt zu haben!

Bis demnächst, sei ganz herzlich von mir gegrüßt, ich wünsch' dir das Allerbeste,

GLG,

fletzy
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo ihr zwei!

also erstmal zu mir
Dir Lehrprobe war ganz gut. Bin absolut zufrieden und glücklich und nun liebe w.o., bin ich in Ferienstimmung. Noch zwei Stunde Film schauen, 1 Stunde Frühstück, 3 Stunden Seminar und eine Dienstbesprechung, dann habe ich es tatsächlich geschafft!!! Zwar arbeitsreiche, aber dennoch FERIEN,
Ich hätte auch nicht mehr lange ausgehalten.

Tja, nur kommt nun zurück zum Topic mein depressiv-ängstlicher Charakter durch. Die Prüfung schaffe ich nie! Objektiv betrachtet nicht so realistisch, aber Ängste haben ja nur selten den ANspruch realistisch zu sein. Ich habe einfach wahnsinnige Angst davor, dieser Wahnsinn könnte Ende des Jahres immernoch nicht vorbei sein.

Na ja, aber ich versuche mal mich zu entspannen.

@w.o. Das, was du beschreibst bringt mich leider nicht zur Ruhe, sondern ich kann es wegen meiner Unruhe nicht genießen. Es ist aber mit Medis schon besser geworden, immerhin.
Interessant finde ich deine veränderte Einstellung zur Arbeit. Ja genau die sollte ich auch haben!! Damit fährt man wesentlich gesünder und man nimmt es als das an, was es ist, nur Arbeit. Tja und wenn ich durch die Prüfung falle und weiter das Ref machen muss, dann mach ich das halt, auch nicht so schlimm! Habe ich ja bis hierhin auch irgendwie (allerdings) geschafft.

Ich werde mich mal bemühen etwas von deiner "Weisheit" zu übernehmen, liebe w.o.

Fletzy, was deinen Vater angeht, kann ich dir nur das raten, was ich gestern noch meiner Mutter sagte: Man kann einen Menschen nicht ändern, man muss ihn so annehmen, respektieren, aktzeptieren, wie er ist. Er ist depressiv, das weißt du, aber du weißt auch, dass er das nicht sehen will. An dieser Situation wirst du wohl nichts ändern können. Ich kann dir nur raten das so zu sehen und dann ist höchstens die Frage, wie du mit der Situation umgehen willst.

Hör nicht auf, an dich und deine Fähigkeiten zu glauben. Auch du bist ein wertvoller Mensch! Und du wirst es schaffen step by step!

Fühl dich gedrückt
ecureuille

P.S.: Bin im August im Frankenland, falls du die Anonymität nicht vorziehst, könnten wir uns ja mal auf einen Café treffen. Aber wie gesagt: ich bin dir überhaupt nicht böse, wenn du die Anonymität vorziehst.
flower123
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Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hey fletzy!

Ich danke dir für deine lieben Worte!
Und dass du nicht mit deiner Meinung hinter'm Berg hältst!

Tja, ich lerne langsam mit Komplimenten umzugehen, danke

Warum war deine Wand die schlechteste?
Nur weil sie Schatten hatte und Ränder?
Vergleich dich doch nicht mit anderen!
Vielleicht hast du dich auch nicht primär mit dem Streichen, sondern "ganz nebenbei" mit deinen Gedanken beschäftigt...

Mir geht's oft so, dass ich für teils sehr einfache Aufgaben sehr lange brauch, weil ich dabei noch über mein Leben grüble.
Dies ist z.B. der Abwasch, da kann es schon mal ne halbe Stunde dauern, bis ich ein paar Teller und Gläser gereinigt hab...

Ausserdem: wenn deine Wand tatsächlich soooo schlecht wär, wie du sie beschrieben hast, hätte dich deine ehemalige Mitbewohnerin schon darauf aufmerksam gemacht.

Weisst du, ich denke auch, dass es meine Mutter nur gut gemeint hat - ebenso wie deine - indem sie mir einiges aus dem Weg geräumt hat.
Sie sagte immer, sie wolle nicht, dass mein Bruder und ich dasselbe erleben müssten wie sie als Kind.
Resultat dessen: 2 völlig verunsicherte und teils unselbstständige Kinder, denen ihre Zurückhaltung auch noch ständig unter die Nase gerieben wurde.

Jetzt will ich meine Mutter nicht verteidigen, aber folgendes gilt nur als Erklärung für das Verhalten unserer Mütter:
Sie wollten etwas ANDERS machen.
Diese Absicht, denke ich, sollte man ihnen schon hoch anrechnen.
Das Resultat ist wieder eine andere Geschichte...

Niemand ist perfekt und vielleicht ärgern sie sich heute auch darüber (bei meiner Mutter weiss ich es zu 100%, denn sie hat dies schon oft gesagt), aber was ich dir - und da schließe ich mich ecureuille voll an - damit sagen will ist, dass wir unseren Frieden mit unseren Eltern schließen müssen UM UNSERETWILLEN, damit wir zur Ruhe kommen können!

Und noch eins zur Selbstständigkeit:
ich habe erst als ich ausgezogen bin, vieles gelernt: plötzlich musste ich für mich selbst sorgen.
Ungewohnt, aber es hat geklappt

Mittlerweile kann ich einigermaßen kochen und meinen Haushalt führen.
Vor meinem Auszug haben sich meine Eltern um alles gekümmert.
Aber wenn man will, dann kann man auch selbstständig werden!

Es fängt schon bei Kleinigkeiten an, wie z.B. ich verfasse den Brief an die Firma XY, bei der ich einen Vertrag habe, selbst - ohne Hilfe.

Ausserdem: Was bringt es dir, dich mit der Schuldfrage zu beschäftigen: "Meine Mutter hat mir immer alles abgenommen, sie meinte es nur gut, aber so konnte ich nicht selbstständig werden"
1. Bringst du dich mit Schuldfragen nur vom Hauptthema, nämlich DIR, weg.
2. Ist es einfach, einen Schuldigen zu finden, da man damit ja ausschließt, selbst etwas verändern zu müssen.

Nicht böse sein, aber das ist das, was ich im Laufe der Zeit gelernt habe und noch weiterhin lernen muss:
noch mehr auf mich selbst zu hören und zu achten, auch "egoistisch sein" oder "sich selbst lieben" genannt


Auf der Arbeit läuft's gut und ich mach natürlich Fehler.
Aber ich bin noch Schülerin und lass mir da keine unberechtigte Schuld zuweisen; wenn sie berechtigt ist, ist das etwas anderes.
Die Zeit, die ich arbeite (4,5 h), ist vollkommen ok.
Manchmal ist's anstrengender, wenn ich weniger geschlafen hab, aber da hilft mir meist etwas Kaffee


Lieber fletzy, ich fühle mit dir
Es ist sch**ße, wenn eine Therapie nicht anschlägt.
Trotzdem: Wenn du sagst, du denkst es wird dir nichts mehr helfen, dann IST DAS AUCH SO.

Murphy's law - self fulfilling prophecy.

NUR DU kannst Murphy's law umschreiben!
Vielleicht gibt es auch noch alternative Therapien, die du noch nicht ausprobiert hast?
"Wer aufgibt, hat schon verloren."
Aber DU, lieber fletzy, BIST KEIN VERLIERER!
Sonst hättest du nicht dein Referendariat beendet und wärst vor allem nicht so beliebt

Hier nochmal etwas, was ich schon in diesem Thread geschrieben habe:
Ich entwickele einen Ehrgeiz und eine "gesunde" Wut, weil ich mit meinem Zustand nicht zufrieden bin.
Mittlerweile kann ich oft zu mir selbst sagen: Hör auf zu jammern! Tu etwas!
Jammern tun die meisten Leute, aber die wenigsten verändern etwas!

Komischerweise klebten meine Augen gestern an einem Bild im Krankenhaus, wo ich arbeite.
Erst dachte ich: Warum starre ich die ganze Zeit drauf?
Bis mir klar wurde: Du bist gerade total unzufrieden, traurig, verletzt und wütend, etwas hat mich dazu gebracht, diesen Satz zu fixieren:
es war ein buntes Abbild unseres Krankenhauses mit der Aufschrift:
"LEBEN IST DIE CHANCE AUF VERÄNDERUNG"

Dir, lieber fletzy, wünsche ich, dass dieser Spruch dein Herz erreicht

PS: Heute war ich mit meiner besten Freundin am Stall und saß auch mal auf dem Pony.
Die gesamte Atmosphäre hat mich beruhigt und glücklich gemacht

PPS: Wir bleiben in Kontakt, egal, wie das Fußballspiel ausgeht, stimmt's? ;-P

Viel Spaß beim mitfiebern und viel Energie und Kraft für die nächste Zeit!
Un abrazo tan grande como un elefante para tí
Hasta luego!

white orchid
white orchid
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

@Fletzy:
Ich bin überzeugt davon, dass du es schaffen wirst und du hast sicherlich schon Teilerfolge verbuchen können. Ich denke, dass dir dein Perfektionismus, der hohe Anspruch, den du an dich stellst im Wege steht. Verabschiede dich von den 100%, die im Übrigen niemand hat, nimm dich an mit allen Fehlern und Einschränkungen, wie du eben bist und du wirst sehen, dass es besser wird. Ich glaube, dass du zu viel in dich hinein hörst und reflektierst.

Diese diversen und diffusen (soziale) Ängste kenne ich auch zu Genüge. Aber ich versuche mich damit zu arrangieren. Und ich arbeite mit meinem Sozialarbeiter Stück für Stück daran. Ich versuche zum Beispiel nach und nach meinen Aktionsradius zu Fuß und mit dem Auto zu erweitern. Und wenn es nur 200m sind. Auch das ist ein Erfolg. Wenn ich gehe achte ich darauf gerade und mit erhobenen Kopf zu gehen. Das hilft gegen die Minderwertigkeitskomplexe und lenkt mich ab.

Das Buch, was ich dir vor Ewigkeiten mal empfohlen habe, hat auch solche Übungen, die man machen kann. Hat mir wirklich sehr geholfen. Nach diesem Buch habe ich an einem Selbstsichereitstraining in der Klinik teilgenommen http://www.thalia.de/shop/buch_startsei ... Id=2485579.

Ich sage auch und würde es noch immer tuen, aber ich bekomme keine Einladungen mehr, alle Parties ab. Außerhalb meiner WG habe ich nur einen Freund aus Judgendtagen, der meine Krankheit mit all ihren Auswirkungen erträgt. Aber ich lerne über das Forum langsam Menschen kennen, wie dich zum beispiel und das gibt mir Mut,. Morgen fahre ich zum Sommertreffen hier in NRW vom Forum aus. Kleine Schritte!! Ich weiß, was das heißt alleine zu sein und solche Ängste zu haben. Ich weiß nie, wem ich etwas erzählen soll, mit wem ich Freud und Leid teilen kann, habe keine beste Freundin, mit der man sich mal spontan zum Café treffen kann. Das macht mich jetzt beim Schreiben wieder ganz traurig. Aber ich habe immerhin meine WG und die Gemeinde. Ich habe nur Angst, was passiert, wenn ich hier ausziehe. Und selbst hier ziehe ich mich, wenn es mir schlecht geht völlig zurück und das muss man erstmal schaffen.

Aber, lieber Fletzy ich sage nur:http://www.youtube.com/watch?v=Chdjnro06MI

Ich hoffe du kannst das etwas annehmen. Ich habe das Lied aus der Tanztherapie.

Ganz liebe Grüße
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