Nichts gemacht...

ultrahocherhitzt
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Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Hallo liebe Lesenden,

tja, lange lese ich in diesem Forum bereits... Wusste aber nie, welchen Beitrag ich hier leisten könne. "Es interessiert ja eh keinen" lautet meine Devise. Prinzipiell weiß ich, dass es nicht so ist, aber leider ist es immer noch nicht aus meinem Inneren entwichen... Ich kann diese Gedanken leider nicht aufhalten oder durchbrechen. Zudem bin ich kein guter Schreiber.

Heute haben leider alle meine Ablenkungsmechanismen versagt. Und nun erhoffe ich mir, dass ich durch das Aufschreiben und vielleicht einigen verständnisvollen Worten eurerseits nicht noch vollkommen verrückt werde!

Ich habe heute einen freien Tag, einen Tag, den ich für mich nutzen wollte. Liegengebliebene Dinge wollte ich erledigen, Einkaufen, zum Friseur gehen, zum Sport, in meinem Lieblingscafe verweilen... Doch leider musste ich feststellen, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin, Dinge für mich zu tun.
Ich bin heute morgen aufgewacht und war voller Zuversicht, doch leider bin ich Kaffee trinkend und eine nach der anderen rauchend und voller Gedanken in meiner Küche versackt. Diese negativen Gedanken haben mich mal wieder um meine kostbare Zeit gebracht, rauben mir den letzten Nerv. Sonst versuche ich in solchen Momenten aktiv zu werden und treffe mich mit Freunden. Doch heute habe ich mir gesagt:"Diesmal schaffst du es alleine". Mal abgesehen davon hatte eh keiner Zeit. Und auch hier musste ich feststellen, dass sich seit dem letzten Jahr mein Freundeskreis stark reduziert hat, wahrscheinlich weil ich wieder so festgefahren in meinen Gedanken bin.
Und so bin ich wieder in mein Bett gegangen und habe energisch versucht zu schlafen, irgendwann hat es auch geklappt... Wenigstens ein wenig Zeit der Gedankenfreiheit! Doch ich bin wieder aufgewacht, gemeinsam mit meinen Gedanken...
Es macht mich wahnsinnig traurig, dass ich nicht in der Lage bin, dieses Trauerspiel zu durchbrechen und endlich wieder zu leben! Weil eigentlich hab ich immer noch ein wenig Hoffnung, dass das Leben auch schön sein kann!
Clown
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Clown »

Hallo U-H-E

willkommen im Forum!

Wenn du schon länger mitliest, weißt du vielleicht, dass jetzt die Frage nach Therapien kommt ...

Was läuft in dieser Hinsicht bei dir zur Zeit?

Grüße,

Clown

PS: Wenn dir jetzt die verständnisvollen Worte fehlen, die kommen wahrscheinlich noch, ich bin eher weniger der Typ dafür.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
ultrahocherhitzt
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Hey Clown,

danke, dass du geschrieben hast... Ich hab sehr lange überlegt, ob ich meinen Beitrag abschicken soll, weil ich mich damit wieder in eine für mich unerträgliche Warteposition gebracht habe. Deswegen vielen Dank für dein Interesse!

Ich lese zwar seit längerem in diesem Forum, aber so ganz klar war mir nicht die Frage nach der Therapie, sonst hätte ich das wahrscheinlich gleich reingeschrieben...

Vor ca. einem Jahr hat es wieder angefangen... Ich war bei meinem Hausarzt, weil meine Schlafstörungen schon länger unerträglich geworden waren. Dieser hat mir AD verschrieben, die aber leider keine Wirkung zeigten. Zudem hat er mir eine Verhaltenstherapie empfohlen. Lange habe ich überlegt, ob ich diese Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Ich wollte mir nicht eingestehen, vielleicht wirklich krank zu sein, war eher der Meinung, dass ich mich mal wieder nur anstelle. Der Meinung bin ich heute teilweise auch noch. Letztendlich habe ich mich entschieden es auszuprobieren, war bei mehreren Erstgesprächen und bin nun seit Februar bei einer sehr netten Frau in psychotherapeutischer Behandlung. Ich denke, viele würden sagen, dass ich erst am Anfang stehe und es Zeit braucht... Aber das ist etwas, was ich nicht hören will. Ich möchte einfach nicht so sein, wie ich bin... Ich will mir keine Zeit lassen, hab schon zuviel davon vergeudet. Mal abgesehen davon, denke ich, dass mir das nichts bringt. Ich bin noch nicht einmal in der Lage, die Zeit bei der Psychotherapie zu nutzen, sie für mich zu getalten.
Clown
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Clown »

Hallo U-H-E,

freut mich, dass dich mein Posting vor einem unangenehmen Zustand etwas bewahrt hat ... aber hey, du machst dich selbst ja fertig, so richtig gnadenlos gehst du mit dir um!

Na das machste mal und probierst gleichzeitig ein Leben in Glück und Frieden zu leben...

Warum nennst du dich eigentlich ultrahocherhitzt? Weil alle Keime, Vitamine, Mineralien und Vitalstoffe durch ultrahohe Temperaturen abgetötet wurden?

Einen etwas menschlicheren Namen für dich wünsche ich mir von dir, schließlich versuche ich ja, dich als Mensch zu erleben ...

Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
lolali
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von lolali »

hallo ultrahocherhitzt,

ich kann dein verhalten total verstehen.
ich denke, viele von uns fühlen sich so.
und genau dafür ist das forum da, einfach schreiben was einem auf dem herzen liegt und keiner denkt sich was dabei.

in der früh aufzustehen und dann am liebsten wieder im bett verkriechen... für mich ist das schlafen sowas wie die flucht von der realität. sich zu nichts aufraffen können.

es ist einfach ätzend.

ich hoffe dir gehts bald wieder besser!
schreib hier ruhig was dich belastet. ein offenes ohr hat hier jeder, sonst wär er falsch!
Clown
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Clown »

Siehste, da kommen sie, die verständnisvollen Worte!

Lolali

Clown

(Ich muss in die Falle, tauge für ganz ernsthafte Dinge jetzt nicht mehr ... Tschüüss!)
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Eckhart Tolle
ultrahocherhitzt
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

So... jetzt saß ich hier ewig vor meinem PC und habe überlegt, was ich schreiben könnte... Ich weiß es immer noch nicht, aber ich versuche es! Es fällt mir unheimlich schwer, selbst in einem anonymen Forum wie hier, wirklich unglaublich...

An Clown: Vielleicht habe ich mich vorhin etwas falsch ausgedrückt. Ich bin nicht auf der Suche nach verständnisvollen Worten, wie ich es geschrieben habe. Dies würde ja nach Mitleid schreien, auf welches ich verzichten kann! Ich Suche eher Menschen, die das nachvollziehen können, was ich erlebe... Menschen, die mit meinem Gesagten (in dem Fall Geschriebenen) etwas anfangen können! Ich habe mal gelesen, dass das helfen soll. Und ich bin bereit, alles dafür zu tun, damit es mir besser geht und ich dieses negative Selbstbild und diese Gedanken loswerde. Aber schon seit längerem erscheint mir dies ausweglos. Ich baue auf Ratschläge, versuche, aktiv zu sein... Aber es macht mich keine Spur glücklicher oder zufriedener mit mir selbst. Auch hätte ich wahrscheinlich nie Hilfe in Anspruch genommen, wenn nicht ein kleiner Funke Hoffnung in mir stecken würde... Aber bisher war es einfach enttäuschend, bisher kann ich nichts Positives aus dem ziehen, was ich versucht habe. Es kostet einfach unwahrscheinlich viel Kraft und Überwindung. Und da stellt sich mir die Frage, ob es das überhaupt wert ist, ob ich es überhaupt wert bin. Dass ich noch ein wenig Verstand besitze und mir sagen kann: "Ja, jeder Mensch ist es wert!", ist mein größtes Los. Sonst hätte ich diesen Kampf wahrscheinlich längst aufgegeben...
Ich werde es weiterhin mit der Psychotherapie probieren, weil es nämlich irgendwo mein Ziel ist, "in Glück und Frieden zu leben".
Ultrahocherhitzt habe ich mich genannt, weil mir nichts eingefallen ist, ich mich verzweifelt in meiner Küche umgeschaut habe und schließlich die Wahl zwischen "H-Milch", "ultrahocherhitzt", "Jack Daniel's" und dem Namen eines Spülmittels hatte, dessen Namen ich hier aus Gründen des Nicht-Werbung-Machen-Wollens nicht nennen möchte. Falls du einen besseren Vorschlag hast, dann schick ihn mir...

An lolali: Vielen Dank für deine netten Worte! Du vermittelst einem das Gefühl des Verstandenwerdens. Ich denke, dass dies hier die meisten sehr gut können: Andere Menschen verstehen. Aber leider scheitert man häufig am Verstehen von einem selbst. Jedenfalls geht es mir so. Es ist leichter die richtigen, warmen, lieben Worte für andere zu finden, ihnen verständnisvoll gegenüberzutreten, für sie da zu sein... Und es ist eine Schande, es nicht für sich selbst sein zu können. Ich würde gerne anders mit mir umgehen, und rein theoretisch weiß ich auch, wie es geht. Aber es hapert an der Umsetzung. Die Gedanken sind da und lassen sich leider auch nicht entfernen... Deswegen trete ich wahrscheinlich zu pessimistisch Richtung Zukunft. Irgendwie geht es immer weiter, hat es weiterzugehen! "Kapitulieren is' nicht!", wurde mir schon in der Schule beigebracht.

So, nun werde ich auch mal langsam versuchen zu schlafen... Morgen, bzw. heute muss ich wieder arbeiten! Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das bewerkstelligen soll, aber irgendwie geht es immer weiter...
Gute Nacht und vielen Dank nochmal!
lolali
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von lolali »

hallo

ja, für andere die guten Worte zu finden, das ist einfach. Man denkt sich ach gottchen, na versuchs doch mal so und so. Hoffentlich wird es wieder.

Aber selbst kann man sich halt nicht so helfen wie man sollte.

Und genau das müssen wir wohl lernen, mit uns gut umzugehen und unsere gut gemeinten Ratschläge auf einen selbst beziehen.

Schreibs dir von der seele...
alles liebe!
Clown
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Clown »

Liebe / lieber ???

über einige deiner Sätze freue ich mich, z.B. diese:

>ich versuche es
>ich bin bereit, alles dafür zu tun, damit es mir besser geht
>Dass ich noch ein wenig Verstand besitze und mir sagen kann: "Ja, jeder Mensch ist es wert!", ist mein größtes Los.
>Ich werde es weiterhin mit der Psychotherapie probieren, weil es nämlich mein Ziel ist, "in Glück und Frieden zu leben".
> Ich würde gerne anders mit mir umgehen...
Mit diesem Satz würde ich dich gerne beim Wort nehmen, machst du mit?

Mein Vorschläg wäre, du selbst suchst dir einen Nicknamen, der irgendwie positive Gefühle bei dir auslöst, wenn du ihn hier geschrieben siehst: "Lieber / liebe ..... "

Ich bin gespannt auf deine Antwort.

Mojen dag,

Clown
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Eckhart Tolle
flocke
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von flocke »

Also ich finde den Namen vollkommen in Ordnung... wenn er dir gefällt, ist der doch wirklich ok.

Flocke
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Salvatore
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Salvatore »

Hallo ultrahocherzitzt,

ich finde deinen Namen auch klasse. Und bei deinem letzten Beitrag habe ich mich kurz gefragt, ob nicht ICH den verfasst habe...
Kann gut nachfühlen, mir geht es GANZ GENAUSO!!!

Lg, Salvatore
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quarktasche
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von quarktasche »

Hallo Ultrahocherhitzt,

auch ich finde deinen Namen witzig.

Und was du geschrieben hast, kommt mir sehr bekannt vor.

Lg bohne
kormoran
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von kormoran »

hi UHT,

willkommen im forum !

es klingt sehr vertraut für mich, was du da schreibst:
Liegengebliebene Dinge wollte ich erledigen, Einkaufen, zum Friseur gehen, zum Sport, in meinem Lieblingscafe verweilen...
brrrr .... wie soll das gehen? es schüttelt mich, da gebe ich gleich auf. das ist stress pur, und will außerdem von vorne bis hinten und im voraus (zumindest der friseur) organisiert sein.
naja, ok, es gibt tage, da wache ich auch an einem wochenende zeitig auf und es rennt einfach.

aber so lange ich noch in der depri drin war, war das einzige ergebnis solcher pläne noch mehr frust - nun ja, du schilderst es ja selbst. das ergebnis ist zu guter letzt, dass man nämlich gleich gar nichts gutes für sich getan hat, sondern die ganze zeit und energie eigentlich mit dem aufbauen von druck und erwartungshaltung und danach mit selbstgeißelung und enttäuschung draufgegangen ist.

wenn eine dann noch schreibt, sie hätte "energisch" einzuschlafen versucht (sorry, das hast du wirklich treffend geschrieben), dann ist klar, dass du dich permanent selbst ausbremst mit dem vielen müssen ... auch in der therapie.

es ist schwer zu verstehen, wie therapie eigentlich funktioniert. aber, liebe UHT, lass mal das "gestalten" und "nutzen" links liegen. therapie passiert, wenn du es zulässt. es kommt an themen und prozessen, was du zulässt und was gerade dran ist. und oft gehen stunden um stunden "drauf" einfach nur um vertrauen zur therapeutin zu gewinnen oder den eigenen gefühlen langsam zu vertrauen. man spricht über etwas scheinbar nutzloses, nicht greifbares, und erst wochen, monate später, keimt daraus etwas, das du konkret nutzen kannst.

liebe UHT, weil du da ähnlich konstruktiv, anpackend herangehst, wie ich das auch wollte, möchte ich dir einen lieblingssatz mitgeben, der mich lange begleitet hat:

'don't push the river. it flows by itself.'
fritz perls (begründer der gestalttherapie)
lass los, die pläne, die ziele, die erwartungen!
du verlierst keine zeit, im gegenteil.

alles liebe
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
ultrahocherhitzt
Beiträge: 19
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Wow, ich bin ein wenig überwältigt... Mit so viel Resonanz habe ich nicht gerechnet! Vielen Dank!
Es ist für mich sehr faszinierend, das alles zu lesen, auch meine geschriebenen Worte... Gehört das wirklich zu mir? War ich das?

Habe gerade einen langen Arbeitstag hinter mich gebracht und eigentlich müsste ich stolz sein, stolz auf das, was ich geleistet habe... Und jetzt kommt das "aber": Ich habe wieder so viele Fehler gemacht, Dinge vergessen, mal wieder nicht meine Fachkompetenz bewiesen... Mein Kopf ist im Moment so voll, dass nichts mehr reingeht, ich neben mir stehe... Und jeden Tag nehme ich mir vor: "Heute wird es anders, besser, ich werde alles geben!" Und jeden Tag bin ich wieder enttäuscht. Ich müsste meine Ziele nicht so hoch stecken, in Etappen dorthin kommen, wo ich hin möchte... Aber mal ganz ehrlich: Sind es hohe Ziele? Kann man nicht von sich verlangen, voll da zu sein? Kann man nicht von sich selbst erwarten, alles nach bestem Wissen und Gewissen zu vollbringen? Wo möchte ich überhaupt hin?

Clown, vielleicht fällt mir irgendwann nochmal ein liebevollerer und menschlicherer Name ein... Aber anhand deiner Vorlage fällt mir nur "Liebeliebernicht" ein. Und das wäre wieder nicht ein netter Name, der meinen angestrebten liebevolleren Umgang mit mir selbst beschreiben würde. Und deswegen bleibe ich zunächst bei ultrahocherhitzt! Ich hoffe, es enttäuscht dich nicht oder hat dir das Gespanntsein versaut!
Und ich möchte wirklich anders mit mir umgehen, aber gedanklich bin ich einfach wieder so festgefahren, sodass es mir nicht möglich ist. Dieses negative Selbstbild und das ganze Drumherum ist wieder an die Oberfläche gekommen und es lässt sich einfach nicht ertränken. Du kannst mir glauben, dass ich jede Sekunde kämpfe. Leider kämpfe ich scheinbar gegen mich!

Und Salvatore... Von dir habe ich auch einiges gelesen... Wir haben in vielerlei Hinsicht Ähnliches erlebt, ähnliche Konsequenzen gezogen... Ich habe mich ebenfalls teilweise in deinen Worten gesehen! Und das ist auch etwas, was mir Hoffnung gibt! Du lebst und schreibst in diesem Forum!!!

Liebe Kormoranin... Meinen Tag muss ich mir so vollpacken, ich kann nicht gut mit mir alleine sein, halte es schlecht aus! Aber sobald es um mich geht, ich etwas für mich machen möchte, scheiter ich und verfalle in diese Starre, die bereits in einem anderen Thread sehr treffend beschrieben wurde... Deshalb bürde ich mir viel Verantwortung auf, Verantwortung für andere Menschen, andere Dinge... Ich denke, dass es schon lange meine Überlebensstrategie ist... Ich bin es nicht wert, Verantwortung für mich zu übernehmen, bin eher eine Zumutung. Eine Zumutung für die Menschheit, die Gesellschaft, für jeden Einzelnen... Das schwirrt in meinem Kopf herum, ist immer anwesend, auch wenn ich weiß, dass es kompletter Schwachsinn ist. Ich kann es einfach nicht abstellen... Und ich würde so gerne...
Du schreibst, dass man die PT zulassen soll. Aber wie kann ich es zulassen? Ich weiß nicht, was ich dieser Frau erzählen soll, habe meines Erachtens gar kein Recht dieser Frau die Zeit zu stehlen. Mir fällt es unheimlich schwer, mich zu öffnen, mache mir stetig Gedanken darüber, was sie wohl über mich denken würde, wenn ich ihr dies und das erzählen würde... Es lässt mir keine Ruhe, nicht einmal dort! Obwohl ich weiß, dass es ihr Job ist, sie der Schweigepflicht unterliegt und ich ihr eigentlich alles erzählen könnte, was so in meinem Kopf steckt. Aber ich kann es einfach nicht, diese Gedanken siegen, immer wieder. Aber ich würde doch so gerne...
Selbst hier in diesem Forum mache ich mir Gedanken, ob ich andere nicht mit meinem unerträglichen Selbstmitleid nerve, sie weiter runterziehe... Ich würde so gerne sagen: "Cogito, ergo sum"
Aber momentan habe ich eher das Gefühl, dass, solange ich denke, ich nicht bin...
kormoran
Beiträge: 3276
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von kormoran »

hallo uht!

danke, dass du in deiner antwort wieder ein bisschen mehr über dich schreibst. es ist schon mal viel, das so deutlich selbst zu erkennen, und noch ein guter schritt weiter, dass du dich hier im forum artikulierst.

wenn man so festgefahrene, wahrscheinlich sehr alte, muster ändern will, geht es eben nur schritt für schritt. es ist nur normal, dass du nicht völlig relaxt bei der therapeutin einfällst, völlig locker erzählst und drei stunden später ein "neuer mensch" bist ...

du schreibst: 'Und jeden Tag bin ich wieder enttäuscht. Ich müsste meine Ziele nicht so hoch stecken, in Etappen dorthin kommen, wo ich hin möchte... Aber mal ganz ehrlich: Sind es hohe Ziele? Kann man nicht von sich verlangen, voll da zu sein? Kann man nicht von sich selbst erwarten, alles nach bestem Wissen und Gewissen zu vollbringen? Wo möchte ich überhaupt hin?'

liebe/r uht, das könnte ich damals genau so geschrieben haben
es ist so enttäuschend, wenn das alles einfach nicht geht!

die antwort?
a) NEIN, man kann das in der depression überhaupt nicht von sich verlangen, gar nichts soll man von sich verlangen in der depression, nur fragen: was kann ich jetzt gutes für mich tun? was verlangt mein selbst, meine seele jetzt von mir? wie kann sie gesunden, damit ich mich der frage 'wo will ich hin' eines tages wieder stellen kann.
b) JA, natürlich sind das alles gesunde ansprüche - aber nur dann, wenn sie 1. jemand gesundes an sich stellt, der auch die ressourcen dazu hat! und 2., wenn es die ureigensten inneren ziele sind, die da angestrebt werden. und es ist eine wichtige aufgabe, das mal zu unterscheiden: was sind meine wirklich ganz eigenen vorstellungen vom leben, und was habe ich von außen eingebläut und vorgelebt bekommen und als mein eigenes aufgenommen, ohne dass es nur das geringste mit mir SELBST zu tun hat.

  ich erinnere mich da an eine geschichte ... da war ich schon in therapie, arbeitslos zu hause und irgendwie wollte ich schon die zeit nun für mich nutzen und das burnout hinter mir lassen. da war eines tages am yogitee-teebeutel dieser spruch dran: "mache heute besser als gestern". super, dachte ich, das klemmst du jetzt da am küchentisch an die zuckerdose und beherzigst das tag für tag.

ich habe das irgendwie innerlich genau so verbissen verfolgt wie du - und es ist wieder genau dasselbe dabei rausgekommen. frust, enttäuschung, überforderung.
warum?
weil das an MIR, an dem, was ich eigentlich gebraucht hätte, völlig vorüberging! wie habe ich "besser" interpretiert? "besser" nach äußeren maßstäben - was geleistet haben, funktioniert haben. es hat lange gebraucht, und ich war beim begreifen ziemlich stur!, bis ich endlich sehen und anerkennen konnte, was ich jetzt wirklich brauche: nämlich einfach nur mich selbst sein lassen, nichts müssen. langsam trennen, was sind erwartungen von außen, die ich verinnerlicht habe. was ich meine, darstellen zu müssen. lernen, mich zu lieben, auch wenn ich nichts gemacht habe den ganzen tag.

oje, ich überschütte dich da mit einer textflut - weil ich einiges wiedererkenne. hoffentlich kannst du aus den erfahrungen den einen oder anderen gedanken für dich aufgreifen.

zur therapie:
es ist wohl teil der haltung, die du über dich selbst hast, dass du auch die zeit, die empathie, die unterstützung der therapeutin eigentlich nicht bekommen darfst.
du sollst etwas leisten (gestalten, die zeit nutzen, eine "brave" klientin der therapeutin sein), aber nicht hilflos, schwach dort hinkommen und dich öffnen wollen.

es ist schwer, das langsam aufzulösen, aber es ist die wichtigste aufgabe jetzt, wenn du wirklich weiterkommen willst. und es hat doch ganz stark damit zu tun, wie du allgemein mit dir umgehst, was du von dir forderst, wie du dich daran hinderst - und angst davor hast -, zu deinen eigentlichen bedürfnissen vorzudringen. die therapie ist der beste ort, um dich da langsam vorzutasten - da bist du eben nicht allein mit dir, deinem selbst, das womöglich ungeheuerliche forderungen an dich stellt: liebe, zuwendung, anerkennung ohne leistung ...

artikuliere genau das, was du in deinem posting schreibst, in den letzten absätzen, bei deiner therapeutin. mach die schwierigkeit, dich auf die therapie einzulassen, zum thema der therapie.

alles gute wünscht dir
kormoranin
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otterchen
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von otterchen »

Hallo U-H-E

Einer Therapeutin die Zeit stehlen?

Weißt Du, wie ich an die Sache herangegangen bin?

Sie ist meine Dienstleisterin!

Ich habe lange genug Geld in die Krankenversicherung eingezahlt (und das ist ja nicht wenig) - da kann ich das auch mal in Anspruch nehmen. Und es ist ihr Beruf, mir zu helfen. Frei nach dem Motto: "hier sind meine Probleme, jetzt mach was daraus, du hast das ja schließlich gelernt und machst das beruflich".

Ich bin da kein Bittsteller oder jemand, der auf Goodwill angewiesen ist - das ist ein auf Gegenseitigkeit abgeschlossener Vertrag. Wie bei einem Handwerker - oder einem praktischen Arzt.
Und auch da kann ich in die Gestaltung eingreifen und sagen, wenn mir etwas nicht passt. Ich muss nicht dankbar sein. Da arbeitet jemand für mich / mit mir / an mir, in meinem Interesse.

Du bist es auf jeden Fall wert, dass man Dir hilft!
Und was Du erzählen sollst? Das kommt schon noch, keine Angst. Vielleicht magst Du vorher einiges schriftlich niederlegen, damit die Themen vorhanden sind? Sonst (so geht es mir hin und wieder) fällt einem auf einmal nichts mehr ein, wenn man gefragt wird




Edit: der Thread "3 gute Dinge des Tages" hat mich heute dazu inspiriert und animiert, mir heute bewusst etwas vorzunehmen, was ich am Ende des Tages als positiv abhaken kann. Und es sind schon mehr als 3 geworden!
Nur Kleinigkeiten zwar, aber ich bin bei mir und tue Dinge, die gut für mich sind. Wie wär's, magst Du mitmachen?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Salvatore
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ultrahocherhitzt,

es ist ja manchmal ganz erstaunlich, wie sehr man sich in dem Geschriebenen von anderen wiedererkennt. Ein bisschen unheimlich sogar, manchmal.

Ich selbst bin ja bei meiner Genesung noch nicht sehr weit gekommen. Mein Verstand ist dabei nicht so sehr das Problem, denn der funktioniert eigentlich ganz gut.
Ich habe Probleme, meine Erkenntnisse auch zu fühlen.

Ich setze mich wie du unheimlich unter Erfolgsdruck.
Ich war acht Wochen in der Tagesklinik und es geht mir nicht wesentlich besser als vorher. Während der Zeit wollte mein Bezugstherapeut wissen, warum ich eigentlich jeden Tag komme, wenn es mir doch nicht besser (an vielen Tagen sogar schlechter) geht. Und ich sagte ihm, dass es allein die Hoffnung ist, die mich kommen lässt. Die Hoffnung, dass auch wenn ich es (noch) nicht fühlen kann, die Arbeit der Therapeuten - und meine - doch nicht vergebens ist.

Es fällt mir schwer zu akzeptieren, was ich alles zur Zeit nicht schaffe.
Dass ich mich freuen und stolz sein muss wenn ich es geschafft habe, Wäsche zu waschen, finde ich nach wie vor lächerlich.
Ich denke, es kann doch nicht sein, dass ich es nicht schaffe, zu einer vernünftigen Zeit am Tag aufzustehen.

Mein Therapeut rät mir, die Drucksituationen rauszunehmen. Ich darf mir nun mal nicht vornehmen in der Stadt ein Eis essen zu gehen, nur weil das etwas ist was ich mal gern gemacht habe.
Ich habe mal ein Zitat gefunden, das einfach super dazu passt: Wenn man nicht kann was man will, muss man wollen was man kann. Denn das zu wollen, was man nicht kann, wäre töricht.

Das ist im Augenblick mein Motto. Es ist wichtig, so schwer es auch fällt, sich von dem zu lösen, was man mal konnte und was man mal gern getan hat. Das kommt wieder. Jetzt ist nur von Bedeutung, sich Ziele zu stecken die man einhalten kann.
Ich schaffe es nicht zu bügeln. Deshalb lasse ich es einfach sein und gehe mit zerknautschten Sachen los.
Ich stelle mir den Wecker um zwölf Uhr mittags. Wenn ich es schaffe, vorher aufzustehen, ist dies gewonnene Zeit. Wenn nicht, habe ich nichts verloren.

Ich hasse es und es ist mir selbst unbegreiflich, warum das so mit mir passiert. Aber es ist so.
Ich denke über die Depression wie von einem Krebsgeschwür der Psyche. Das ist kein wohlwollendes Bild, das ist mir klar. Aber es hilft mir, Dinge gelassener zu sehen. Die Krankheit macht mich nun mal schlapp, dann ist das eben so.
Ich lasse mich behandeln, es dauert lange. Himmel, dann muss es eben so sein. Es dauert so lange, wie es dauert.

Alles Liebe und Gute,
Salvatore
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ultrahocherhitzt
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Hallo,

tut mir Leid... Aber ich bin heute nicht mehr in der Lage auf eure Beiträge näher einzugehen... Morgen vielleicht... Mein Kopf ist so voll von den Dingen des heutigen Tages, sodass ich mich kaum in der Lage sehe, auch nur einen gescheiten Satz zu schreiben... Und schon wieder macht sich die Enttäuschung breit, füllt die letzten Millimeter meines Gehirns... Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll, wozu das alles dient, warum alles so ist, wie es ist... Es ist zermürbend...
Aber ich wollte wenigstens zeigen, dass ich eure Beiträge gelesen habe und sehr dankbar dafür bin, sie lesen zu dürfen!
Salvatore
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Salvatore »

Hallo ultrahocherhitzt,

wie geht es dir inzwischen?
Lg, Salvatore
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ultrahocherhitzt
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Mhhh... Was soll ich sagen...? Ich weiß gar nicht, wie es mir geht...

Die letzten Tage habe ich es wieder geschafft, jede Minute zu füllen. Ich musste nicht alleine mit mir sein, hatte die ganze Zeit jemanden um mich herum.

Das Alleinsein macht mir Angst, es erscheint dann immer alles so sinnlos, diese Gedanken machen sich breit, ich verliere den Überblick, bin nicht mehr in der Lage, die Gedanken zu ordnen und immer dann überkommt mich ein schreckliches Gefühl, welches ich gar nicht näher definieren kann... Und dabei brauchte ich immer meine Zeit für mich, doch momentan halte ich es einfach nicht aus.
Das Funktionieren, dass in diesem Forum häufig angesprochen wird, erscheint mir als mein Rettungsanker. Sobald ich das nicht mehr kann, bin ich verloren.

Derzeit mache ich mir unter anderem auch große Sorgen um die kommende Zeit... Meine Therapeutin befindet sich 3 Wochen im Urlaub (auch wenn ich die Therapie noch nicht für mich nutzen kann, gaben mir die Termine immer eine Spur von Sicherheit) und eine Freundin, die sehr viel Zeit mit mir verbringt, fährt ebenfalls für 3 Wochen weg... 2 Konstanten auf einmal... Ich weiß nicht, ob ich das schaffe...
Salvatore
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von Salvatore »

Hey,
da bist du ja wieder...

Das klingt ja nicht so gut, was du da schreibst. Allerdings glaube ich schon, dass du es schaffen wirst, die Zeit zu überstehen. Und weißt du warum?
Letztlich bleibt dir ja gar nichts anderes übrig. Und wir Depris sind ja Meister darin, Dinge zu überstehen.
Zu funktionieren, genau!
Und wie sollst du das anstellen? "Einfach" einen Tag nach dem anderen angehen.

Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich habe inzwischen nur noch alle zwei Wochen einen Termin beim Therapeuten und muss die Zeit dazwischen ebenfalls irgendwie überbrücken.
Ich lese alles Mögliche, was auch nur entfernt mit meiner Thematik zu tun hat. Das fällt mir ziemlich schwer, weil meine Aufmerksamkeitsspanne relativ gering ist und ich deshalb nicht wie gewohnt vorankomme.

Für dich ist es vielleicht auch mal ganz gut, wenn du etwas zur Ruhe kommst. Auch wenn es weh tut. Und gerade weil es weh tut.

Bist du krankgeschrieben?
Ich glaube, du hattest mal geschrieben dass du das nicht möchtest weil du befürchtest, dann gar nichts mehr auf die Reihe zu kriegen.
Ich kann nur von mir sprechen: ich dachte auch so. Ich dachte, ich bilde mir alles nur ein, kein Mensch wird mich ernstnehmen, lächerlich.
Ich musste erst völlig zusammenbrechen, um mich eines Besseren belehren zu lassen.

Gute Nacht (falls möglich),
Salvatore
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ultrahocherhitzt
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Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Weißt du, Salvatore, meine Erfahrung hat gezeigt, dass ich mich nicht zu sehr mit mir beschäftigen darf, ich mich ablenken muss, um wieder zu meiner alten Tagesform zu kommen... Das Loch wäre einfach zu tief und der Fall wäre wahrscheinlich unaufhaltsam... Es tut einfach so weh... Und das möchte ich nicht, ich will da raus! Halte mich mit letzter Kraft am letzten Grashalm fest, um nicht weiterzurutschen...

Ich schreibe jetzt erst wieder, weil du Interesse gezeigt hast... Ich habe die Tage oft versucht die Beiträge zu beantworten, doch es tat einfach zu weh, ich musste immer wieder aufhören, konnte nicht weiterschreiben... Ich bin dankbar für die ganzen Antworten, es gab mir viele Gedankenanstöße, eröffnete mir weitere Perspektiven... Aber ich kann es einfach nicht so gut verarbeiten, bin nicht in der Lage, es für mich in Brauchbares zu verwandeln, die Gedanken siegen... Und es ist so erbärmlich, dieses Gejammer!

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich noch nicht einmal, ob ich an Depressionen leide, oder sie lebe... Ich habe nie meine Diagnose erfragt, es kamen von der Therapeutin nur Andeutungen, was mich darauf schließen ließ... Ich bin keine Diagnose! Gehöre nicht zu den 4 Mio. in Deutschland! Und deswegen wollte ich es nie wissen... Bin ich überhaupt psychisch krank? Sind psychische Erkrankungen Erkrankungen? Bei allen Anderen, die betroffen sind, bringe ich ein klares "Ja" hervor, aber nicht so bei mir... Ich stell mich wahrscheinlich wirklich nur an...
Ich kann mich nicht krank schreiben lassen, solange ich nicht krank bin...
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Nichts gemacht...

Beitrag von kormoran »

hallo ultrahocherhitzt,

klar, du stellst dich nur an. deswegen bist du auch zum arzt und er hat dir ein antidepressivum verschrieben und dich in die psychotherapie überwiesen ...

sorry, das war jetzt böse formuliert. aber denk doch: wenn der arzt und die therapeutin, die wohl hoffentlich beide ein bisschen ahnung haben, der meinung wären, du stelltest dich nur an und jammerst nur rum, dann hätten sie dich doch ermahnt und nach hause geschickt, oder?

dieses erkennen, dass es eine krankheit ist, und dass man das auch für sich akzeptiert, kann ein wichtiger schritt sein, der dann auch innerlich viel verändert. ich habe das so erlebt: lange zeit ist es mir zwar sauschlecht gegangen, aber ich habe im grunde immer noch von mir verlangt, normal zu funktionieren. das "schlecht gehen" war ein störendes nebengeräusch, das mir peinlich war, mich zu selbstablehnung getrieben hat, es hat einfach nicht ins bild gepasst. und als ich dann auch noch von der internistin, der ich all meine probleme (nicht denken können, müdigkeit, wortfindungsstörungen etc) geschildert hatte, angesichts einwandfreier schilddrüse und herzfunktion die diagnose "sie sind gesund" erhielt, und mit meinem leid im regen stand, war ich erst recht ratlos: wenn die sagt ich bin gesund und mir die frage, was ich denn nun machen soll, einfach nicht beantwortet, ja dann muss ich mich wohl anders anstellen und funktionieren.
aber selbst als ich mich dann doch endlich zur psychotherapie durchgerungen hatte, hat es noch lange gedauert, bis ich von dieser innerlich einbetonierten vorgabe, ganz normal funktionieren zu müssen, wegkam.

bis ich so weit war, hatte ich verdammt viel zeit verloren. es ging ja nichts, und dafür habe ich mich beschimpft. so geht natürlich erst recht nichts weiter.

uht, was hältst du davon, wenn du bei deinem hausarzt anrufst, oder hingehst und ihn um die diagnose fragst? ihm sagst, dass es dir schlecht geht und du dennoch nicht für dich annehmen kannst, dass das eine krankheit ist und es legitim ist, dass du entsprechende maßnahmen triffst? (krankschreibung, deine anforderungen an dich ändern, etc)

nimm dir selbst den zweifel, lass dir von einer äußeren, kompetenten instanz sagen, wie es steht.

liebe grüße
kormoranin
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ultrahocherhitzt
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Registriert: 18. Jun 2010, 19:30

Re: Nichts gemacht...

Beitrag von ultrahocherhitzt »

Seit ungefähr vier Stunden sitze ich hier, liebe Kormoranin, aber es kommt nichts an... Die Worte laufen ins Leere, in meine Leere... Ich sollte es akzeptieren und wünsche mir, dass ich das Alles irgendwann mit anderen Augen betrachte! Wünsche mir, so weit zu sein, wie einige von den Menschen, die hier in diesem Forum schreiben... Aber aus irgendwelchen Gründen stecke ich fest, komme seit Langem nicht weiter... Und das lässt mich verzweifeln... Ich komme nicht weiter... Und dabei versuche ich doch alles, habe mich belesen, viele Ratschläge angenommen... Aber der Schalter legt sich nicht um! Manchmal habe ich Angst vor mir selbst... Mein Verstand funktioniert ausgezeichnet, aber der Rest lässt sich nicht mitziehen, ist zu phlegmatisch... Ich weiß es einfach nicht...
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Nichts gemacht...

Beitrag von kormoran »

hi uht,

ach du. wenn es nur so einen schalter gäbe, wo man umlegen kann.

ich kann dir jetzt eigentlich gar nix sagen, aber mir ist beim nachdenken über deine worte ein bild eingefallen. hat ein bisschen was mit dem zitat zu tun, das ich dir weiter oben schon mal geschrieben hatte.

ich weiß nicht, ob du bilder magst und ob du dich drauf einlassen kannst, aber vielleicht könnte es so eine art meditation sein, die dich dem "lassen" näherbringt, ein gefühl dafür gibt, dass es gutgehen kann, wenn man nicht aktiv steuert, rudert, denkt und macht.

ich stelle mir vor, du sitzt total bequem, den rücken angelehnt, in einem stabilen kleinen boot auf einem trägen, breiten, schönen fluss. die strömung ist langsam, das wasser klar, keine krokodile natürlich, nur wohlgefallen und so sitzt du da, kannst die augen schließen und nur das schaukeln des bootes spüren, das plätschern des wassers hören; oder den blick in die weite gehen lassen, die bäume am ufer vorbeiziehen sehen, vögel drüberfliegen. manchmal kommt eine kleine stromschnelle und du musst dich rechts und links ein wenig stützen, aber das boot gleitet sicher durch die schnellen, hui, da schießt es wieder in die träge strömung, bremst sich ein ...

ist das für dich eine unangenehme vorstellung? nicht steuern, langsam sein, einfach lassen, vertrauen, dass dich die strömung ans ziel bringt?

(einstimmung gefällig? der einstieg:
http://www.youtube.com/watch?v=e7mxKrC3Lgs )

sorry, wenn ich damit daneben liegen sollte

liebe grüße
kormoranin
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