Hin- und hergerissen

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Papillon
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Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Ich weiß nicht mehr weiter was meine Beziehung betrifft...
Ich bin seit 6 Monaten mit einem eigentlich für mich perfekten Mann zusammen. Wir verstehen uns trotz größerem Altersunterschied ganz gut... es könnte alles wunderbar und einfach sein, aber das ist es nicht.
Im September wird er mehrere hunderte Kilometer weit weg ziehen des Jobs wegen (so war es anfangs geplant)... allerdings hat sich seine Meinung zu diesem Job nun geändert, es ist nicht mehr der Hauptgrund weshalb er dorthin zieht, sondern wegen einer schwerstkranken (Krebs) Bekannten, die dort in der Nähe ein Haus hat und um die er sich dann kümmern will.

Ich habe seit Wochen, gar Monaten, ein Übelkeitsgefühl im Bauch... es ist ständig da, mal mehr mal weniger... wenn ich an den Ort denke an den er bald ziehen wird, merke ich, dass mir unwohl wird, wenn ich an seine Bekannte denke, mit der er dort Zeit verbringen wird, wird mir noch unwohler.

Er sagt selbst, die Entscheidung dorthin zu gehen ist völlig falsch, er weiß das es ein Fehler ist und das er dort nicht glücklich wird und das er eigentlich zu mir gehört, in meine Stadt... aber diese Bekannte würde sich schon so freuen und er will zu seinem Wort stehen und er könne nicht aus seiner Haut und nun wäre es eben nun mal so.

Ich als Freundin fühle mich irgendwie ... ich weiß auch nicht... verzeiht den Ausdruck "verarscht"... weil diese Bekannte ihm wichtiger zu sein scheint als ich. Weil er von mir verlangt, dass ich das einfach so akzeptiere... Er sagt dann, er kommt ja "irgendwann" wieder zurück. Aber wann ist "irgendwann"? Halte ich diesen Zustand der mir ja jetzt schon auf den Magen schlägt so lange durch?

Ich bin hin- und hergerissen... ich denke mir, wenn ich logisch denke, ganz logisch, dann ist es wohl besser wir würden uns trennen... dann hätte er kein schlechtes Gewissen mir gegenüber weil er zu dieser Bekannten zieht... dann könnte er in der neuen Stadt neu anfangen und müsste nicht immer ein paarmal im Monat pendeln (nur wegen mir)...

Andererseits fühle ich mich dann wie eine Versagerin... wie eine Frau, die nichts aushalten kann... die davon läuft, wenn es schwierig wird... und ich liebe ihn ja... es ist ja wie gesagt eigentlich perfekt.

Da ist aber noch etwas anderes das mich irgendwie belastet...

Seine fast erwachsenen Kinder brauchen ständig Geld von ihm... und er tut das auch noch bereitwillig, seine Exfrau kümmert sich um rein gar nichts.
Er verdient in der neuen Stadt mehrere hundert Euro weniger, aber sieht nicht ein, dass er seinen Unterhalt an sein neues Einkommen anpasst, er sagt, das kann er nicht tun, er hat eine Verpflichtung seinen Kinder gegenüber... es mag ja sein, dass es keine leichte Situation ist und wenn man nicht selbst drin steckt, redet es sich immer leicht... aber er lässt sich wissentlich ausnutzen von allen Seiten, er will es jedem Recht machen, jedem helfen und selbst bleibt er auf der Strecke (er wird ja wegen Burn-Out behandelt...

Ich mache mir einfach Sorgen...

Seine Mutter macht sich Sorgen wegen unseres Altersunterschieds, sie meinte, wenn er 60 ist, bin ich erst 40 und würde dann vielleicht nochmal anfangen wollen zu leben und er hätte dann wieder nichts, so wie ihm das mit seiner Exfrau ergangen ist... Aber wer kann schon 20 Jahre in die Zukunft blicken? Und es kann doch immer schief gehen, ob mit oder ohne Altersunterschied...

Mir bereitet das alles Bauchschmerzen... ich merke, dass mich das alles mehr belastet als es mich belasten sollte.

Meine Kollegin meinte, er ist mir gegenüber eigentlich total egoistisch, weil er an alle anderen denkt aber nicht an mich, seine Lebensgefährtin... er erwartet eigentlich, das ich alles so hinnehme, den Umzug, die Entfernung, das Kümmern um die Bekannte, das Warten, bis er wieder eines Tages zurück kommt...

Weil ich ihn liebe denke ich mir: ich halte das alles durch, ich stehe das durch, ich warte, ich halte zu ihm...

Eigentlich hab nur ein positives das alles negative in dieser Beziehung überwiegt: wir passen einfach perfekt zusammen...
Und wenn ich seine Arbeit, seine Bekannte, seine Kinder, sein Helfersyndrom ausser Acht lasse, dann wäre es auch super schön...

Ich weiß das es nie einfach ist, in keiner Beziehung, dass es immer etwas gibt... es ist nie 100 % perfekt und das soll es ja auch gar nicht sein... ich meine, ich habe nicht diese Utopie das alles perfekt stimmen muss und keine Probleme... aber im Moment erscheint mir das alles so viel... und es sind alles Dinge, die ich nicht ändern bzw. nicht wirklich beeinflussen kann.

Noch dazu sagt er dann immer zu mir: "Wenn es dich krank macht, wenn du damit nicht klar kommst, dann musst du diese Beziehung eben beenden"...
So als ob das so einfach wäre, als ob ich so einfach meine Gefühle abstellen könnte...

Und gestern sagte er noch, wenn ich es beenden will, dann soll ich doch wenigstens noch bis September warten, bis er dann endgültig umzieht, weil es ja so schön mit uns ist und wir noch einen schönen Sommer zusammen haben könnten...

Eigentlich sollte ich Schluss machen, nicht wahr? Für ihn wäre es besser, einfacher in seiner jetzigen Situation... ich bin eigentlich eine Last, weil ich es nicht einfach so hinnehme und nachbohre und ihn bitte zu bleiben, was er nicht erhört...
Der Logik wegen müsste ich es beenden.

Der Gefühle wegen kann ich nicht.

Also leide ich weiter an der Situation und hoffe, dass es irgendeine Lösung gibt... dass ich es doch besser aushalte als ich mir jetzt zugestehe...

Ich hatte dieses Thema schon an anderer Stelle... verzeiht... aber es beschäftigt mich.
Ich hab Angst, dadurch wieder in eine depressive Phase abzurutschen... es ist so Zwiespältig... einerseits tut er mir so gut und andererseits hab ich Bauchschmerzen wegen ihm.



So ist das wenn man liebt,
oder?
Clown
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Clown »

Hallo Schmetterling,

>So ist das wenn man liebt, oder?
Meine Meinung: Nein, so ist das nicht.

Verstehe ich dich richtig, du bist 25 J. und der Mann 45 J. alt? Im Nov. 2008 hast du in deinem ersten Posting hier geschrieben, dass du noch keinen geeigneten Therapieplatz gefunden hast, hast du den inzwischen?

>dann hätte er kein schlechtes Gewissen mir gegenüber weil er zu dieser Bekannten zieht... dann könnte er in der neuen Stadt neu anfangen und müsste nicht immer ein paarmal im Monat pendeln (nur wegen mir)...
Du überlegst die Vorteile einer Trennung nur für den Mann. Wie sehen denn die Vorteile für dich selbst aus?

Z.B. "Dann könnte ich einen Mann kennenlernen, der wirklich bei mir bleibt, der mit mir zusammenleben will, der innerlich wirklich frei für eine Beziehung zu mir ist."

Meine Empfehlung: Schau dir mit therapeutischer Begleitung an, welche Prägungen in Hinsicht auf das Thema 'Liebe bekommen' bei dir vorhanden sind.

So wie du deine Situation schilderst, sieht es für mich nach dem unbewussten Glaubenssatz 'zum Lieben und Liebe bekommen gehören Zurückweisung, im Stich gelassen werden, Angst, Unruhe und Schmerz' aus.

Was meinst du dazu?

Viele Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
PurpleRain
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Ich bin 27 und er ist 45 … es sind also nicht ganz 20 Jahre.
Liebe hat für mich eigentlich nichts mit Schmerz und Zurückweisung zu tun, sondern damit, dass man füreinander da ist, sich aber trotzdem Freiheiten lässt, man eine Beziehung hat, die auch Raum bietet sich zu entwickeln, glücklich zu sein auch in schweren Zeiten weil man weiß man kann sich aufeinander verlassen…
Aber vielleicht hat Liebe für ein bisschen auch mit „aushalten“ und „durchhalten“ zu tun.
In meiner letzten Beziehung die 9 Jahre dauerte war immer ich die Schwache durch meine Depression. Er hat mich so kennengelernt damals… und es hat sich schnell eingespielt… er hat sich für mich zurück genommen, hat Rücksicht auf mich genommen, obwohl ich ihm sogar oftmals gesagt habe: geh raus, unternimm was… er wollte immer bei mir sein.

Jetzt habe ich eine Beziehung, in der es genau umgekehrt ist und ich diese Seite an mir entdecke, dass ich eben nicht nur schwach bin, sondern auch stark. Und vielleicht ist auch das mit ein Grund warum ich es „aushalten“ will, weil ich mir denke, dass was mein Exmann 9 Jahre lang für mich war, das kann ich jetzt zurückgeben… zwar nicht an ihn, aber an meinen neuen Lebensgefährten… ich habe das Gefühl, diese Beziehung ist wie eine Prüfung für mich… ich muss jetzt mal stark sein, ich muss meine Krankheit in den Hintergrund stellen (auch wenn das nicht immer geht, jeder weiß das denke ich) Ich muss und will ja auch für jemanden da sein und ich mache das gerne…
Aber ich denke, die Situation frisst mich auf… die Fernbeziehung… vielleicht nicht so sehr die Entfernung… aber die Tatsache, dass diese andere Frau für ihn wichtiger ist als ich.

Wenn man verliebt ist, dann wünscht man sich eigentlich eine gemeinsame Zukunft, man plant vielleicht zusammen zu ziehen… man freut sich doch eigentlich auf den gemeinsamen Alltag… und ich denke mir, den Alltag hat er mit der anderen Frau, aber nicht mit mir… und von einer gemeinsamen Zukunft kann keine Rede sein, denn ich weiß nicht wann er gedenkt wieder zurück zu kommen…

Er sagte, er kommt wieder wenn er merkt es geht gar nicht dort oder aber es geht und er will ja für seine kranke Freundin da sein, also wird er sie pflegen bis zum Schluss… aber wie lange das dauert, 1 Jahr, 5, 10…
Und ich soll warten und mich damit abfinden.
Und ich würde es tun… ich wäre so blind vor Liebe das zu tun.
Aber allmählich läuten in mir Alarmglocken, womoglich ist diese Blasenentzündungsgeschichte und die Übelkeit und das Bauchweh ein Hinweis das es eigentlich nicht richtig ist was ich da tue…

Und das es ihm so leicht fällt zu sagen: wenn du damit nicht klar kommst, beende es…
das schmerzt mehr als alles andere.

Er sagte gestern, ich bin eine tolle Frau, wenn man mich näher kennen lernt, würde man sich alle zehn Finger nach mir abschlecken… eigentlich ein schönes Kompliment… eigentlich sollte es mich glücklich machen… aber wenn ich wirklich so toll wäre (für ihn), warum fällt es ihm dann so leicht zu gehen? Wobei leicht nicht das richtige Wort ist, denn ich weiß, dass es ihm schwerfällt… dass er selbst hin- und hergerissen ist… aber er hat dieser Freundin versprochen in die Nähe zu ziehen und für sie da zu sein… und er sagt, er hat dieses Wort gegeben und kann allein schon deshalb nicht zurück.

Ich sollte Schluss machen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Aber ich weiß, ich bin böse… so leicht will ich es ihm nicht machen… denn es liegt nicht an mir… es liegt an ihm, an seiner Einstellung… und gerade kam mir der Gedanke, ich will es von ihm hören… wenn es so kommt, dann soll er zu mir sagen: „Ich mache mit dir Schluss, weil du nicht akzeptieren kannst dass ich einen Fehler mache“.

Er hat ja selbst gesagt, es ist ein Fehler.

Bin grad etwas am Boden…



PS: zu der Frage nach der Therapie: ich habe seit November 2008 einen wirklich netten und kompetenten Therapeuten, werde in der Hinsicht also aufgefangen... dank ihm bin ich mittlerweile wirklich schon so etwas wie stabil...
PurpleRain
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Schlaflos02
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Schlaflos02 »

Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Danke euch allen für eure Antwort(en). Es bedeutet mir viel es mal aus der Sicht von anderen zu sehen und bestätigt zu bekommen, dass ich mit meinem Bauchgefühl nicht ganz falsch liege...

Was ich habe ist wohl wirklich ein zu hohes Maß an Verständnis...
Was will ich? Ich wünsche mir eine Beziehung in der ich nicht allein bin, ein miteinander und kein nebeneinander. Aber dafür gibt es wohl mehrere Modelle... so etwas kann man selbst in einer Fernbeziehung haben wenn man es richtig anstellt. Aber räumliche Nähe wäre mir lieber als hunderte von Kilometern zwischen uns. Man kann nicht alles haben.

Er hat ein großes Problem und das ist sein Helfersydrom und ja, dass er es jedem Recht machen will... aber das ist sein Problem, daran müsste er arbeiten, das kann ich nicht für ihn tun.
Aber mich betrifft es eben auch ein bisschen.

Wir haben noch mal darüber gesprochen, ich hab ihm meine Ansichten geschildert und letztendlich fühle ich mich wieder schuldig... weil ich mir denke: wo zum Teufel liegt das Problem? Ich bin es, die alles kompliziert redet.
Wenn ich "ja, passt schon" sagen würde, dann wäre es einfach... dann könnten wir es einfach ausprobieren und auf uns zukommen lassen... warum geht das aber so schwer?

Ich liebe ihn einfach zu sehr als das ich Schluss machen kann.
Und er sagte mir selbst vor ein paar Tagen, ich werde es aus seinem Mund nicht hören, weil er weiß, dass wir gut zusammen passen und uns super verstehen und dass es für ihn klar ist, dass er mit mir zusammen leben will und zurück kommen will - nur wann, das kann er nicht sagen. Und bis dahin müssen wir es durchhalten, diese Fernbeziehung und bis dahin muss ich wohl auch akzeptieren, dass er bei seiner krebskranken Freundin lebt oder eben ab und zu vorbei schaut... er sagte, er wohnt in einem Wohnheim, aber ich denke, dort hält er es nicht lange aus, so dass ich mich schon mal auf die "WG" mit ihr innerlich einstelle.

Wenn die Liebe nicht wäre, wenn keine Gefühl da wären, dann wäre es sicher einfach für mich zu sagen: tu was du nicht lassen kannst, aber tu es ohne mich.

Aber so bin ich nicht und mir liegt zuviel an ihm...
Und so werde ich es erstmal "aushalten" und sehen was für Gefühle das auslöst... und vielleicht wird aus dem "aushalten" irgendwann ganz von selbst ein "akzeptieren" ohne Bauchschmerzen...
Ich hoffe es!
bradforhelp
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

also ich denke, er macht sich das ganz schön leicht. Da ist diese Bekannte, die er pflegen will und dich will er auch, aber nicht zu fest, sondern lieber erst mal auf Abstand. Ich interpretiere alles, was ich gelesen habe so, dass er dir Verantwortung für eure Beziehung überlassen will und damit geht er auch das Risiko ein, dass du dich trennen würdest. Dann ist er aus der Verantwortung.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
PurpleRain
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Der Gedanke mit der Erpressung ist mir nicht ganz unbekannt

Mittlerweile bin ich so weit mir wieder die Schuld und den schwarzen Peter zuzuschieben.

Ausserdem habe ich ein schlechtes Gewissen... wenn er geht, habe ich ein schlechtes Gefühl im Bauch und vielleicht ein schlechtes Gewissen dieser krebskranken Frau gegenüber, weil ich mir denke: nur wegen ihr... (das ist böse, ich weiß)
Und wenn er bei mir bleibt oder zumindest den Kompromiss einginge, dass er nicht zu ihr zieht, dann hätte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, er tut es nur wegen MIR, nicht aber weil er das aus freien Stücken so will... und ihr würde ich dadurch auch etwas nehmen...
So oder so...

Erstmal war für ihn ja nur vom Wohnheim die Rede, aber er sagte mir, er würde sich dann unter ihrer Adresse anmelden... und das verstehe ich wiederum gar nicht. Warum meldet er sich nicht unter der Wohnheim-Adresse an sondern unter ihrer, wo ja angeblich nur seine Möbel geparkt sind... nicht aber er.

Je mehr ich über die Situation erfahre desto weniger plausibel erscheint mir das Ganze und desto mehr reibt es mich innerlich auf.

Ein Schlussstrich müsste her.
Ein ganz großer dicker schwarzer Schlussstrich.

Aber das kann ich nicht

Nehme jetzt wieder brav meine Remergil, die ich ja guten Gefühls abgesetzt hatte... aber anders stehe ich die Situation momentan nicht durch... ich merke, dass ich aus dem Grübeln darüber nicht mehr raus komme und ich merke, dass ich immer grantiger werde je weiter der Tag voran schreitet...

Sicher, das kann keine Lösung sein mich mit Tabletten zu betäuben...

Was werde ich wohl in einem Monat über das alles hier sagen können?
Ob es dann immer noch so verzwickt ist?
Ob dann schon eine Lösung gefallen ist?
Der Schlussstrich gezogen?
Oder doch akzeptiert?

Katzenohr
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Papillon,
du schreibst, eigentlich ist alles perfekt. Wie kann etwas perfekt sein, wenn du leidest, dein Freund wegzieht und eine Andere pflegen will.

Ich glaube nicht, dass es die perfekte Beziehung gibt und es muss sie auch nicht geben, aber wichtig ist doch, dass es beide in einer Beziehung gut haben. Ich kann nur sehen, dass du auf der Strecke bleibst. Du machst dir seine Gedanken, er ist fast 20 Jahre älter und kann sicherlich selbst denken. Denke doch auch mal für dich und an dich.

Mir stellt sich die Frage, ob du überhaupt möchtest, dass es dir gut geht. Wenn du wegen eines Mannes leidest, dann musst du dir die anderen Dinge nicht ansehen. Und ich weiß wovon ich schreibe, ich habe mir jahrelang ebenfalls solche Beziehungen ausgesucht. Ich bin dankbar, dass ich mich aus diesem Muster lösen konnte. Eine Thera ist da wirklich wichtig, nur Mut!

Schau doch mal, was macht denn die Liebe zu diesem Mann aus. Sind es vielleicht die Einschränkungen?

Niemand ist ein Versager, wenn er für sich sorgt, ganz im Gegenteil. Ich wünsche dir alles Gute und bitte verzeih, falls ich zu forsch war.

LG Katzenohr
Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Die Liebe zu diesem Mann empfinde ich als sehr positiv für mich... wenn ich nur das nehme und das ganze drum herum weg lasse... das was wir miteinander haben, was uns verbindet tut mir gut... ABER... da ist ja dieses ganze Problem das über mir kreist wie ein Schwert und er kommt mir einfach nicht entgegen...
Aber habe ich das Recht dazu, das frage ich mich immer wieder...

Ich habe ihm heute nochmals eine sehr lange Email geschrieben und ihm das geschildert was ich denke und was kam zurück? Eine SMS mit dem Worlaut, dass ich sein Sonnenschein bin, das Positive in seinem Leben, und das ich (wohlgemerkt ich!!!) uns nicht aufgeben soll...
Also bin es mal wieder ich... ich bin das Problem, ich gebe uns auf. Er ist mal wieder aus dem Schneider...
Ich hab ihm daraufhin zurück geschrieben, dass ich ihm nicht weh tun will, dass ich ihm aber immer und immer wieder Möglichkeiten aufgezeigt habe, er mir aber nur so weit entgegen gekommen ist, wie es für seine Pläne förderlich ist. Ich habe geschrieben, dass diese ganze Sache seine Sache ist und er das alles allein beschlossen hat und ich nicht mehr tun kann als ihm zu sagen wie es mir damit geht. Und jetzt ist er an der Reihe was er damit macht.

Ich bin gespannt... aber viel werde ich nicht erwarten können.

Hat das überhaupt noch Sinn? Mein Bauch sagt Nein...
mein Herz?

Schweigt sich aus...
PurpleRain
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Für mich ist Handeln tatsächlich eine ungewohnte Situation... schon allein aufgrund der Depression. Vielleicht habe ich deshalb auch (noch) viel zu oft ein schlechtes Gewissen wenn es um mich und meine Bedürfnisse geht... ich achte nämlich sehr viel darauf was andere denke, wie es ihnen geht...
Deshalb habe ich auch trotz allem immer noch Verständnis für das Handeln meines Freundes seiner schwerstkranken Freundin gegenüber... aber das Verständnis für sein Handeln mir gegenüber fehlt mir immer mehr.

Habe ihm ja gestern geschrieben, dass ich alles dazu gesagt habe, dass es seine Entscheidung war und ist und ER jetzt an der Reihe ist zu handeln. Es kam wie ich erwartet hatte keine klare Aussage von ihm.

Er sagte, die Vorschläge die ich ihm gemacht habe, hätten alle die berufliche Situation betroffen (tja, darum ging es ja in erster Linie immer!!! bis dann das Gespräch auf diese Freundin kam und nun sie plötzlich der Grund ist)

Und ja, ich habe Angst ihn an sie zu verlieren... selbst wenn da körperlich keine Anziehung ist, wie er mir versichert hat... aber was ist denn, wenn sie tatsächlich einmal pflegebedürftig werden sollte? Wenn er jetzt schon Mitleid mit ihr hat obwohl sie noch zum Großteil alles selbst erledigen kann, wie wird das wenn sie immer kränker und schwächer wird? Muss ich als Lebensgefährtin dann hinten an stehen? Das sind solche Dinge die mir Bauchschmerzen bereiten und dann hab ich ein schlechtes Gewissen weil sie so krank ist und dann denke ich mir, was hab ich überhaupt für ein Recht? Ich bin gesund...

Ich merke das ich immer weniger Kraft hab, auch mit ihm darüber zu diskutieren, weil es einfach zu nichts führt.

Dann fragt er mich, was ich von ihm erwarte... er beantwortet meine konkreten Fragen an ihn mit einer Gegenfrage... damit er ja nicht die Verantwortung übernehmen muss.

Das letzte was er mir gestern noch geschrieben hatte war, dass er die Beziehung nicht beenden wird.
Wenn er nicht mehr weiter weiß, kommt immer der Satz... er wird es nicht tun.

Also bleibt alles an mir.

Ich gebe uns auf.
Ich komme mit der Situation nicht klar.
Ich muss es beenden.

Ich führe eine Beziehung mit mir selbst wie es scheint... denn er hält sich da völlig zurück was uns beide betrifft.

Es macht mich fertig...
Noch dazu habe ich großen Stress in der Arbeit... mir wächst alles über den Kopf, ich weiß eigentlich gar nicht was ich tun kann um die Situation in der Arbeit besser zu machen... es wird immer mehr und mehr und nimmt kein Ende.

Dieses Jahr ist für mich das Alptraumjahr schlechthin.

Wenn es am Ende des Jahres die Möglichkeit gäbe es zu löschen, würde ich es tun...

2010 gänzlich aus meiner Erinnerung löschen...
Wäre gar nicht so verkehrt.
Hatschi
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mai 2010, 12:54

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Hatschi »

Liebe papillon,

die Verzweiflung in Deinem Beitrag weckt in mir tiefes Mitgefühl.

Ich kann Dir aus Deiner Situation nicht heraushelfen, deshalb schicke ich Dir erst einmal über die Wellen und Schwingungen, die uns alle verbinden, ganz viel Liebe. Ich hoffe, es hilft Dir, Dich selbst noch ein Stück mehr zu lieben.

Zu Deiner Situation fallen mir viele viele Fragen ein. Einige davon sind z.B.:

- Was hindert Deinen Freund, Dir das klare und eindeutige "JA" zu geben, das Du so gerne von ihm möchtest und das damit verbunden ist, dass er räumlich bei Dir bleibt?
Ich denke, er liebt Dich wirklich, kann jedoch auch nicht aus seiner Haut raus.
Vielleicht wünscht er sich von Dir auch dieses "JA" - nur dass es für ihn anders aussieht, als für Dich: nämlich ihm diesen Freiraum zu lassen, seine vermeintliche Pflicht zu erfüllen.
Und so kämpft Ihr beide um Euer gegenseitiges JA....

- Was hindert Dich daran, Deinen Freund - für eine voraussichtlich begrenzte Zeit - seine vermeintliche Pflicht erfüllen zu lassen?
Ich kann Deine Sehnsucht nach einer verläßlichen, liebevollen und guten Beziehung sehr gut verstehen. Wenn dies unbedingt mit diesem Mann sein muss, so ist es wichtig, ihn so zu lieben, wie er ist und nicht so, wie Du ihn gerne hättest.
So wie auch er Dich so lieben sollte, wie Du bist und mit Deinen Wünschen an ihn (tut er das?).

- Was tut Dein Freund, um Dir seine Entscheidung - die er offensichtlich ohne Dich getroffen hat - leichter zu machen, z.B. gemeinsame Zeiten einplanen, Besuche, Web-Cam-Kontakt, etc.?

- Hast du die Freundin, die er pflegen will und mit der er wohnen will, schon kennen gelernt?
Ich denke, es ist angebracht, die WG-Mitbewohner und Freunde/innen seines Freundes kennen zu lernen, um ein sich ein klareres Bild machen zu können.

- Was tust du in dieser schweren Zeit, um Dich selbst zu schützen? Hast Du die Möglichkeit, Dich mit anderen Menschen zu treffen und auszutauschen? Hast Du Freunde/innen, Geschwister, Eltern, Selbsthilfegruppe, Telefonseelsorge, was auch immer?

- Jeder Tag Deines Lebens ist so wertvoll, das er es nicht verdient hat, gelöscht zu werden!

- Welche schönen Erlebnisse gibt es in Deinen Tagen (ein glitzerndes Blatt im Regen, ein Lächeln, freundliche Worte, ..)? Finde sie und freu Dich drüber.

Noch ein Geschichterl:

Der Meister an seine Schüler: "Berichtet mir: was ist bisher der schönste Augenblick in Euerem Leben?"
Die Schüler denken lange nach...... sie finden keine Antwort.
Der Meister darauf: "Jetzt, gerade jetzt, ist der schönste Augenblick Eures Lebens!".

Mir hilft diese Geschichte immer wieder. Vllt. Dir auch ein bißchen.

Viele Grüße
Paula
"Nur im ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne"
PurpleRain
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Registriert: 29. Mär 2010, 22:02

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

Hallo liebe Papillon!

du hast bisher in deinen Beträgen folgendes geschrieben, dass Dein Freund:
> Im September wird er mehrere hunderte Kilometer weit weg ziehen
und
> Er sagte, er kommt wieder wenn er merkt es geht gar nicht dort oder aber es geht und er will ja für seine kranke Freundin da sein, also wird er sie pflegen bis zum Schluss… aber wie lange das dauert, 1 Jahr, 5, 10…
und
>Und wenn ich seine Arbeit, seine Bekannte, seine Kinder, sein Helfersyndrom ausser Acht lasse, dann wäre es auch super schön...
und
> Also bleibt alles an mir.> Ich gebe uns auf.> Ich komme mit der Situation nicht klar.> Ich muss es beenden.
> Ich führe eine Beziehung mit mir selbst wie es scheint... denn er hält sich da völlig zurück was uns beide betrifft.
> Es macht mich fertig...
Aber du kannst dich nicht wirklich entscheiden, was richtig für dich ist?

Du hast geschrieben, dass du seit 2008 einen netten und kompetenten Therapeuten hast. Kontaktieren ihn, ob er bereit ist eine Paarsitzung mit euch abzuhalten; Ob du einfach alleine den Termin vereinbaren kannst oder mit deinem Freund zusammen; Kläre mit dem Therapeuten, ob diese Paarberatung als deine Bedingung für deine Entscheidung gilt, und als Zukunftsplanung nehmen kannst.
Bis zu diesem Termin kannst du dir dann erlauben, dass du dieses Thema solange auf die Seite zu packen kannst, um für dich selbst zu sorgen, Kräfte zu sparen, und deine Arbeit wahrzunehmen.
Das wäre ein Weg für mich, der für mich vorstellbar wäre.

Gruss,
Purple Rain
"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
bradforhelp
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von bradforhelp »

Das ist eine gute Idee!

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
Papillon
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Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Das wäre eine gute Idee... aber irgendwas an ihr gefällt mir nicht so ganz, und das ist die Tatsache, dass wir gerade mal 7 Monate zusammen sind... und dann schon eine Paartherapie? Und ich glaube, so etwas würde er nicht mit machen...

Je mehr ich über dieses Thema nachdenke und schreibe wird mir klar, dass ich mir eigentlich nur eines wünsche und das ist von ihm als Lebensgefährtin, als Partnerin, als Freundin ernst genommen zu werden. Ich habe bislang nicht das Gefühl. Ich habe das Gefühl, ich bin zwar an seiner Seite, in seinem Leben, ich bin zwar da, aber er nimmt mich nicht wahr.

Ich habe versucht von IHM einen Lösungsvorschlag zu bekommen wie ER das mit UNS unter einen Hut bringen will, so dass es für uns BEIDE annehmbar ist. Aber er windet sich raus... es kommen entweder schwammige Aussagen oder Gegenfragen wie in etwa: "Was erwartest du von mir das ich tun soll?"

Und da kam mir die Antwort für mich selbst: ich erwarte nichts von ihm. Ich erwarte ja nicht einmal dass er wegen mir hier bleibt. Er hat sein eigenes Leben und wenn er das Gefühl hat, er muss das tun, dann bin ich die letzte die ihn daran hindert.
Ich erwarte ja nicht einmal von ihm, dass er seine Möbel nicht bei ihr unterstellt. Ich sehe ja ein, dass es für ihn durchaus ja eine Erleichterung wäre, praktisch gesehen.

Ich erwarte einfach nur, dass er zu mir steht und dass er mich endlich sieht.
Ich erwarte, dass er nicht einfach Sachen beschließt und mich vor vollendete Tatsachen stellt. Was wäre so schlimm daran gewesen wenn er mich vorher gefragt hätte ob es mir recht ist, dass er dort seine Möbel unterstellt und sich um sie kümmert? Ich hätte es ihm bestimmt nicht verboten, aber vielleicht hätte man GEMEINSAM eine andere Lösung finden können, die uns beiden etwas entgegen kommt.

Er kann bei allen anderen immer sofort handeln, ist sofort da, würde sich für alle zerreißen weil er es jedem Recht machen will. Dass seine krebskranke Freundin den Umzug organisiert hat (er geht im September nach Salzgitter aber seine Möbel werden schon nächste Woche geholt), das ist alles kein Problem... das geht alles immer einfach so.

Aber wenn ich, als seine Partnerin, Vorschläge mache, gemeinsam mit ihm nach einer Lösung suchen will, dann blockt er ab... dann heißt es: "das geht nicht, wie stehe ich dann da? Ich kann das nicht tun..."

Warum fällt es ihm gerade bei mir so leicht auf Stur zu schalten, während er bei allen anderen zu allem ja und Amen sagt?

Jeder nutzt seine Schwäche, sein Helfersyndrom aus... nur ich nicht und das werde ich auch nicht tun. Ich denke dabei immer an ihn... wie geht es ihm dabei? Was könnte man tun um es ihm einfacher zu machen, leichter zu machen?

Ich will das alles nicht für mich, ich will das für ihn...

Deswegen würde ich nie sagen: du musst hier bleiben... deswegen würde ich ihn auch nie vor die Wahl stellen. ER muss es wissen und entscheiden... aber ER muss auch endlich mal begreifen, dass es MICH nun auch in seinem Leben gibt.

Das ist das einzige was ich erwarte...

Rücksicht...

Ich spreche heute Abend nochmal mit ihm... und dann will ich auf alle meine Fragen und Bedenken eine konkrete Antwort.

Und wenn er dazu nicht fähig ist, wird das Gespräch heute mit Sicherheit das letzte sein.
PurpleRain
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Registriert: 29. Mär 2010, 22:02

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Liber »

Hallo Papillon,

aus allem, was du über deinen Freund geschrieben hast, versuche ich, mich in ihn hineinzuversetzen ...

da ist ein Mann, Mitte 40, geschieden, mit halb erwachsenen Kindern, mit etlichen Erfahrungen im Gepäck und mit einigen Problemen am Hals. Und er hat eine Freundin, der er - irgendwann - versprochen hat, sie zu pflegen, wenn ihre Krankheit so schlimm wird, dass sie sich selbst nicht mehr versorgen kann. Mit dieser Freundin verbindet ihn keine Paarbeziehung (mehr?), doch die Freundschaft und das Versprechen, das er ihr gegeben hat, geht weit über eine Paarbeziehung hinaus. Er weiß, dass eine schwere Zeit auf ihn zukommt, denn es ist eine sehr große Herausforderung, einen sterbenskranken Menschen auf seinem Weg zu begleiten. Aber er weiß, dass er es tun MUSS. Für sie und für SICH. Es ist eine der Aufgaben, die das Leben an ihn stellt und der er nicht ausweichen will und kann.

Und dieser Mann lernt nun eine junge Frau kennen, viel jünger als er, die sich in ihn verliebt, mit der er ein halbes Jahr Unbeschwertheit, Freude und Verliebtsein leben kann. Darf er sich erlauben, das alles zu genießen, darf er sich erlauben, für diese neue Liebe seiner Aufgabe ausweichen? Wie einfach könnte es sein, hierzubleiben.

Aber er tut es nicht. Vielleicht könnte er sich dann nicht mehr selbst in die Augen blicken, wenn er sein Versprechen der kranken Freundin gegenüber bräche.

Vielleicht sieht er auch, dass seine gegenwärtige Situation und die Wünsche der jungen Frau nicht so richtig zusammenpassen. Vielleicht weiß er aus seiner Lebenserfahrung, dass eine Beziehung, die so jung ist, noch vielen Veränderungen unterworfen ist, vielleicht befürchtet er auch, ihren Wünschen auf Dauer nicht entsprechen zu können.

Aber das alles sagt er ihr nicht. Er weicht aus.

Dennoch will er sich gerne das Türchen zu der jungen Frau offenhalten. Vielleicht ist es auch das Türchen zu Gesundheit, zu Lust und Liebe - als Gegenpol zu Schmerz und Sterben.

Er selbst möchte das Türchen nicht schließen, wenn, dann muss sie es tun.


Das war jetzt ganz subjektiv - es kann völlig danebenliegen.

Und es geht hier auch nicht um ihn, sondern um dich.

Denn WENN es vielleicht so wäre - was würde es für dich bedeuten?

Könntest du damit leben? Willst du es? Ist dir diese dir zugedachte "Rolle" zu wenig für eine Beziehung?

Wenn ja - dann ziehe den Trennungsstrich.

Bei deiner Entscheidung geht es um DEIN Leben, nicht um deinen Freund und nicht um dessen kranke Freundin.


Alles Gute und lieben Gruß
Brittka
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Hallo Brittka,

sitze hier gerade ganz erstarrt mit Tränen in den Augen...
Ich denke, genauso wie du es beschreibst, könnte es tatsächlich sein...
Ich WEISS sogar, dass es vermutlich ganz genau so ist... dass er vermutlich so fühlt.

Und ja, wenn ich mich selbst dabei nur betrachte und meine Bedürfnisse, dann ist mir dieser zugedachte Part für eine Beziehung wirklich zu wenig...

Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Hin- und hergerissen

Beitrag von Papillon »

Wir haben gestern Abend nochmals ausführlich darüber gesprochen. Ich sehe jetzt klarer, er hat mir auch nochmals genau erklärt, wie er sich das mit seiner krebskranken Freundin vorstellt...
Ich habe ihm auch meine Sichtweise geschildert und dass ich mich mit manchen Sachen einfach übergangen gefühlt habe und er hat das auch eingeräumt.
Ich denke wir sind auf einem guten Weg.
Ich möchte es auch nicht vorschnell beenden, ich muss erst sehen wie sich in den nächsten Wochen und Monaten alles entwickelt... wenn er erst einmal dort ist hat man vielleicht wieder eine ganz andere Sichtweise als jetzt.

Er hat mir versichert, dass ich an 1. Stelle stehe und dass er sich seine Zukunft mit mir vorstellt.

Und ich denke, ich für mich muss einfach lernen mehr auf mich selbst zu achten. Ich kann mir nicht die Gedanken machen die er sich eigentlich machen müsste. Ich kann auch nicht für ihn handeln. Ich kann ihn aber unterstützen... Ich kann für ihn da sein und ich weiß, dass es keine leichte Situation für ihn ist. Ich muss aber immer auch mich selbst dabei im Auge behalten und wenn ich merke, es geht mir nicht gut, etwas an der Sache tut mir nicht gut, dann muss ich offen darüber sprechen, dann muss er aber auch bereit sein etwas dafür zu tun...

Ich hoffe einfach das alles gut wird... und ich denke, der Weg dahin ist gegeben...

Danke für eure Anteilnahme und eure Antworten. Sie haben mir auch die Augen geöffnet für das was wirklich wichtig ist und so lange ich noch so viel Liebe in meinem Herzen für ihn hab, hätte ich nichts überstürzen können... ich hätte es sicher bereut.
Ich gebe dem ganzen eine Chance, ich gebe UNS eine Chance
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