depressionen ausrotten?

wd
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depressionen ausrotten?

Beitrag von wd »

hallo leute,

klinke mich mal mit einer frage hier ein. bin seit 20 jahren im auf und ab. habe aber manchmal das gefühl, auch so ein wichtiger bestandteil der gesellschaft zu sein. ist die krankheit ein notwendiger teil dieses lebens, vielleicht? ist der "normalzustand" nicht eher albern, trivial? sind dunkle gedanken eher tiefgehend oder einfach nur dunkel? ist lena lustig oder traurig oder einfach nur lena? ist der golf von mexiko wichtiger?
SweetTiger1987
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von SweetTiger1987 »

Ich verstehe deine Frage zwar irgendwie aber dein Text passt nicht dazu.
lolali
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von lolali »

na du bist ja lustig...

so genau versteh ich dich auch nicht, weiß aber glaub, wie du es meinst..

das mit der lena: die kann man gar nicht einschätzen. die wird glaub gezwungen, so zu sein, da sie gut ankommt. vielleicht ist sie ein wenig so, aber wie sie sich gibt ist eben doch das die 19 jährige, die überfordert ist. ich denke mir oft ob ihre show nur irgendwas überspielt und langsam fang ich das spinnen an, da ich an sooo vielen menschen etwas depressives oder eben psychisches feststelle, wenn ich das verhalten beobachte.

LG
PurpleRain
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von PurpleRain »

> das mit der lena: die kann man gar nicht einschätzen. die wird glaub gezwungen, so zu sein, da sie gut ankommt. vielleicht ist sie ein wenig so, aber wie sie sich gibt ist eben doch das die 19 jährige, die überfordert ist.

Lena ist glaube ich so, wie sie ist. Lebenslustig, vielleicht nicht ganz Unbekümmert. Eher gesund manisch als depressiv:
http://www.myvideo.de/watch/7469217/Len ... und_Gretel

Gruss,
Purple Rain
"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
lolali
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von lolali »

ja, ich glaube lena ist so und das wär gut so.
war ja auch nur so ne vermutung, hab ja gesagt, bei mir hat momentan jeder was, der ein wenig merkwürdig ist... oder mal traurig schaut oder mit einer art irgendwas überspielen mag...

gerade musst mein kleiner babyhase, den ich erst ein paar tage hab eingeschläfert werden, ich war dabei und hab ihm beigestanden. ich trauer so sehr, weil ich mir nichts mehr als diesen kleinen stinker gewünscht hab. die ärztin hat gesagt, ich kann nichts dafür, der magenverschluss ist sowas wie angeboren und wäre überall passiert.

ich glaub da öffne ich mal bei gelegenheit einen eigenen thread gehört hier nicht her..
himmelskörper
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von himmelskörper »

lolali



PurpleRain
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von PurpleRain »

lolali?

@ lolali
> gerade musst mein kleiner babyhase, den ich erst ein paar tage hab eingeschläfert werden,(...)
"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
ben1
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von ben1 »

Hallo Purawida

Depressionen ausrotten wäre schon ein (oberflächlich betrachtet) schönes Ziel. Ersetz man Depression durch Melancholie, Zweifel, Trauer, Sinnsuche, so wird aus dem Ausrotten ein Katastrophenrezept.

Diese Tiefe, auf die Depression häufig hindeutet, nicht mehr zuzulassen ist, wie das schwarz aus den schwarz-weiß-Filmen zu nehmen. Das kann nicht funktionieren und Gott sei Dank ist das Leben auch nicht so.

Leben bedeutet beides - bedeutet, schwarz und weis - zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Anteilen. Daraus resultiert Spannung, ein auf- und ab, Dynamik.

Eine Gesellschaft, die nur weis lebt (unsere sieht auf den ersten Blick danach aus) leidet an einer unheimlichen Oberflächlichkeit, und der kleinste schwarze Fleck fällt auf einer rein weissen Leinwand sofort auf. Genau wie im Außen (der Gesellschaft) ist es auch im Innen (in Dir, in mir, in jedem Individuum).

Es geht nicht darum, der Gesellschaft die Schattenseiten abzunehmen (obwohl Du gesellschaftlich durchaus einen wertvollen Beitrag leistest - wie sollen sich die anderen den gut fühlen, wenn es nicht Leute gibt, denen es schlechter geht?) sondern IN SICH SELBST ein dynamisches Miteinander zu leben, zwischen Tiefe und Oberflächlichkeit, zwischen Licht und Schatten.

Vielleicht an Deinem Thema vorbei - vielleicht aber auch nicht

Ben
otterchen
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von otterchen »

Hi Ben,

dieser Satz gefällt mir sehr:
Diese Tiefe, auf die Depression häufig hindeutet, nicht mehr zuzulassen ist, wie das schwarz aus den schwarz-weiß-Filmen zu nehmen.

Ich bin heute mal so vermessen, mich aus einem anderen Thread selbst zu zitieren:
Depression will nicht mit Tabletten verdrängt, sie will gehört werden.
Das spinne ich weiter zu:
die Depression ist ein Warnsystem der Persönlichkeit, welches uns dazu bringt, unser Leben gen Null zu fahren und es neu zu überdenken. Mehr ICH zu werden, mich mehr zu trauen, mehr Raum in Anspruch zu nehmen, meine Grenzen wahrzunehmen usw.
Wer seine Depression ignoriert, verdrängt, nur mit Tabletten im Zaum halten will bzw. sie einfach "weg haben" will, der lebt irgendein Leben... aber im Endeffekt nicht wirklich seins.
Meine Meinung.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
maggy
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von maggy »

Hallo Purawida,

meine Depression ausrotten würde für mich bedeuten einen Teil
meines Lebens auszurotten; denn sie begleitet mich schon seit 3 Jahrzehnten.

Ich glaube aber auch nicht, dass Du das so meinst, vielleicht meinst Du wie ich,
dass wir der Depression das an ihr haftende Negative nehmen sollten.

Für mich ist meine Depression einerseits die Fähigkeit mit tiefster Emotionalität auf Konflikte reagieren zu können und andererseits habe ich durch sie die Fähigkeit in einen Zustand der inneren Leere und Teilnahmslosigkeit fliehen zu können, um den Schmerz z.B. von Trauer nicht fühlen zu müssen (wenn der Zeitpunkt nicht angebracht ist).
Ich empfinde meine Depression auch als eine Fähigkeit auf dringende Lebensbedürfnisse verzichten zu können und mich somit durch Rückzug und Hoffnungslosigkeit vor weiteren Enttäuschungen und Kränkungen zu schützen.

Ich weiß, viele werden jetzt denken, was soll denn daran positiv sein?
An allem, was ich bewußt erlebe, kann ich auch bewußt etwas ändern. Nicht immer - aber immer öfter . Ich komme aus der Opferrolle raus und werde durch mein Tun aktiv, selbst wenn ich den Rückzug und die Hoffnungslosigkeit wähle, ich habe sie dann gewählt. Und alles was ich gewählt habe kann ich auch wieder abwählen. (Bei allem was mich "überfällt" fühle ich mich ohn-mächtig).

Einen Wunder-vollen Tag
und alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
brrr
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von brrr »

hallo, ihr alle,

danke maggy für deinen beitrag. besonders für <<<... andererseits habe ich durch sie die Fähigkeit in einen Zustand der inneren Leere und Teilnahmslosigkeit fliehen zu können, um den Schmerz z.B. von Trauer nicht fühlen zu müssen (wenn der Zeitpunkt nicht angebracht ist). .... mich somit durch Rückzug und Hoffnungslosigkeit vor weiteren Enttäuschungen und Kränkungen zu schützen.>>>

für mich sind alle suchtkrankheiten eine flucht aus der eigenen realität bzw aus der selbstverantwortung. ich bin z.b. ex-raucher (=1.flucht), trockener alkoholiker (=2.flucht), kurz nach beginn meiner trockenheit merkte ich erstmalig deutlichst meine depression (=3.flucht) und dann wieder intensives auftreten der zuckersucht, jetzt endlich abstinent (=4.flucht).

im rahmen meiner süchte habe ich gelernt DIE SUCHT AKZEPTIEREN. nur dann kann ich mit ihr leben, heißt: durfte rauchfrei, trocken und abstinent werden. ja und durch deinen beitrag ist mir klar geworden, dass dieses AKZEPTIEREN auch für die depri gilt, wenn ich mit ihr klar kommen will.

zu mir: wenn ich in einer d-phase stecke, dann bin ich nicht traurig oder so, sondern mir ist einfach alles so was von wurscht. die welt ist o.k., aber ich weiß nicht warum ich überhaupt hier bin. wenn es mich (und die menschen) nicht gäbe, dann wäre auch alles o.k.

leider werde ich dann auch kraft-, energie- und initiativlos. ich erinnere mich an meine visionen, aber ich bin zu kraftlos, um was zu tun. dann bin ich doch ein wenig traurig, dass ich völlig überflüssig bin.

dabei könnte es sein, dass ich grundsätzlich und objektiv für meine visionen keine kraft habe und MEINE DEPRI SCHÜTZT MICH in eine enttäuschung zu fallen.

ich finde es einen interssanten und tröstlichen gedanken, dass die depri für mich das erledigt, was mein ego derzeit (noch) nicht kann. nämlich realistische selbsteinschätzung und wahrnehmung der welt. diese einstellung hilft auch doll beim lernen der selbstliebe

so, ihr lieben, jetzt werde ich mal in den garten gehen und das HEUTE genießen.
brrr
tomroerich
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von tomroerich »

Mir ist immer ein wenig mulmig, wenn ich lese:

Diese Tiefe, auf die Depression häufig hindeutet, nicht mehr zuzulassen ist, wie das schwarz aus den schwarz-weiß-Filmen zu nehmen.

oder

meine Depression ausrotten würde für mich bedeuten einen Teil
meines Lebens auszurotten;

Ich weiß immer nicht genau, wie solche Sätze wirklich gemeint sind aber ich verstehe sie so, als ob Depression ein notwendiges Mittel sei, um die Gegensetzlichkeiten in der Welt wahrzunehmen und als sei diese sonst flach und uninteressant.

Das liefe darauf hinaus, dass nur der eine "tiefe" Weltsicht hat, der in Tiefen stürzt oder in Höhen steigt. Als würde nur der eine Schlucht kennen, der mal in eine reingefallen ist.

Ich halte das deshalb für fatal, weil damit das Leid als notwendiger Bestandteil des Lebens definiert wird - ein Glaube, der es wohl dann auch zwangsläufig immer wieder einlädt. Denn wer will ohne Leid sein, wenn er denkt, dass es seine eigene Natur ist?

Wenn man einen sw/ws-Film betrachtet - und ohne Frage leben wir in einer Welt der Gegensätze - muss ich dann selbst auch schwarz oder weiß sein, um den Film anzuschauen? Erlebe ich denn sonst den Film nicht? Oder kann ich bleiben, der ich bin, und dennoch alles Gegensätzliche anerkennen?

Man schneidet nicht das Schwarze aus dem Film, wenn man nicht depressiv ist. Und Depression ist nicht notwendig um sehen zu können, dass es sw und ws gibt. Depression ist der Verlust der gesunden Distanz und sie gibt dem Leben nach meinem Erleben keine Tiefe sonst verflacht es zu zu Grautönen.
Tiefe empfinden diejenigen, die fest in sich selbst gegründet sind, denn nur daher kommt Tiefe. Tiefe ist, bei sich selbst zu sein und nicht in tiefe Schluchten zu stürzen.

Fröhliche, selbstbewusste Menschen sind nicht etwa zwangsläufig flach und nicht tiefsinnig. Sie starren nicht zwangsläufig auf die Sonnenseiten und blenden das Schwarz aus. Das kann so sein, aber dann sind sie nicht wirklich fröhlich und selbstbewusst. Ein ausgewogener Mensch ist trotzdem fröhlich und selbstbewusst, obwohl er die Gegensätzlichkeiten sieht und anerkennt. Er weiß indes, dass er selbst eben doch immer nur er selbst bleibt, egal, was geschieht. Er weiß, dass er das Celluloid ist, auf dem schwarz und weiß sich abwechseln und sieht dieses als sein Wesen an und dafür interessiert er sich. Es ist nicht der Film, es ist die Leinwand, die sein Wesen ausmacht. Ohne sie gäbe es keinen Film.

Ist es nicht so, dass der Film ständig wechselt, schon seit der Geburt? Und ist nicht die Leinwand immer dieselbe geblieben? Was bedeutet das?

LG

Thomas
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maggy
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von maggy »

Ach Thomas,

das, was Du beschreibst, finde ich in vielen meiner buddhistischen Weisheiten und sonstigen
philisophischen Abhandlungen auch.

Interessant ist aber, dass die, die das irgendwann mal geschrieben oder sonst wie von sich gegeben haben, (incl. Buddha) erst
mal die Höhen und Tiefen erlebt haben, von denen sie sagen, dass sie eigentlich nicht notwendig sind.

Und 'ne Leinwand will ich eigentlich nicht sein, das ist mir zu starr , und wenn da jeder seinen Film drauf abspielt ist mir das zu übergriffig.
Du wirst jetzt sicher schreiben, dass nur Du bestimmst was auf Dir als Leinwand produziert werden soll !?
O.K. ... träum weiter

>Denn wer will ohne Leid sein, wenn er denkt, dass es seine eigene Natur ist?<

Ich glaube nicht, dass das Leiden meine eigentliche Natur ist. Ursprünglich war es in
mir mal licht und hell, es ist auch immer noch vorhanden, nur ein bisschen verschüttet und das ab und an strahlen spüren, macht mit einen Teil von meinem Leben aus.

>meine Depression ausrotten würde für mich bedeuten einen Teil
meines Lebens auszurotten;<

Ja, dazu stehe ich; denn alles andere würde heißen, meine Realität von mehr als 2 Jahrzehnten auszublenden. Ich sag ja nicht, dass ich das immer noch brauch, aber ich habe es erlebt.

Und jetzt kommt gleich mein 16 Monate alter Enkelsohn, das pure Leben und die nächsten Stunden meine Realität.

Ja, so ist mein Leben: auf und ab, alles andere wäre mir zu langweilig und zu "heilig".


Alles Liebe
von
Maggy
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maggy
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von maggy »

Liebe brrr (das hört sich so nach frieren an?),

danke für Deinen Beitrag.
Ja, das ist Leben pur.
Das akzeptieren was ist läßt mich im "Hier und Jetzt" verweilen.
Alles andere ist für mich (und vielleicht nur für mich) ein Kampf, den ich nicht mehr führen will.

Alles Liebe
von
Maggy
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tomroerich
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von tomroerich »

Ach Maggy,

ich finde es eben nur so traurig, wenn versucht wird, die Depression - die Verneinung des Lebens - in eine besonders tiefe Lebensanschauung umzudeuten. Ich glaube, dann ist man ihr wirklich erlegen. Muss man Buddhist sein, um das zu sagen?

Natürlich gehen Viele durch Dunkelheit, bevor sie den Umkehrpunkt finden. Es muss oft erst der Irrtum sich bis aufs Äußerste zugespitzt werden, bis er als solcher erkannt wird. Das macht ihn aber nicht zu einem Nicht-Irrtum.

Du wirst jetzt sicher schreiben, dass nur Du bestimmst was auf Dir als Leinwand produziert werden soll !?

Das käme mir nicht in den Sinn, das zu sagen, denn so ist es sicherlich nicht, daher brauche ich das auch nicht weiterzuträumen. Ich würde sagen, dass wir einen Film sehen, der eine persönliche Interpretation ist, die wir aufgrund persönlicher Glaubenssätze und Erfahrungen vornehmen und dann für wahr nehmen. Deshalb sagt man ja Wahr-Nehmung. Im Grunde ist das die wesentliche Qualität des Filmes und was wir darin als schwarz und weiß ausmachen, ist ebenfalls eine Frage persönlicher Bewertung.

Der Film wird einfach dadurch ein anderer, dass man anders interpretiert und dazu sind Glaubenssätze zu ändern. Was ist daran buddhistisch? Darauf zielt jede Therapie ab. Es ist gängige Erfahrung, dass sich der Film dadurch so drastisch ändern kann, dass er ein völlig anderer wird. Und dass derjenige, der ihn erlebt, dennoch das gleiche Ich bleibt, wer will daran zweifeln? Auch dazu brauche ich keinen Buddhismus. Auch nicht dazu, dann zu schließen, dass wohl das bleibende Ich eine bleibendere und tragendere Rolle spielt, als der sich ändernde Film.



Thomas
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Liber
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von Liber »

Hallo zusammen,

die Depression ist für mich zweierlei: zum einen ist sie per se eine Krankheit, die mich HINDERT, mit mit selbst und damit mit dem Leben mit all seinen Seiten und Farben in Kontakt zu sein.

Zum anderen ist diese Krankheit aber auch ein überdeutlicher Hinweis darauf, dass ich bisher, vielleicht schon viele Jahre, auf einer falschen Fährte unterwegs war.

Von daher hat sie eine wichtige Funktion.

Sie ist aber - aus meiner Sicht - nicht selbst das Schwarz in den Schwarz-Weiß-Bildern, sondern sie weist mich nur darauf hin.

Dahinter warten Gefühle wie Trauer, Schmerz, Wut - und alle wollen, wie die lichten und hellen Gefühle auf dem Hintergrund meines "Ich" gefühlt und gesehen werden. Das führt in meinen Augen zu Tiefe und Ganzheit.

Denn jede/r von uns ist "alles" - nicht nur das Helle und Lichte.

Eine Depression ist aber, genau wie Brit es sagt, Flucht davor. Und damit Hinweis: wovor flüchte ich in die Depression, wovor flüchte ich in die Sucht? DAS muss ich mir anschauen.

Viele Grüße
Brittka
wennfrid
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von wennfrid »

Hi purawida
Oft denke ich, daß ich durch die Depression meine Lebensstruktur überdenke und Prioritäten setze. Die Leistungsmentalität kommt nicht an erster Stelle. Außerdem achte ich mehr auf die Kleinigkeiten des Lebens. Mir ist auch klar, wie wichtig die Spiritualität ist und daß jeder Mensch eine Seele hat.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
PurpleRain
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
PurpleRain
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
ben1
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von ben1 »

Hallo Thomas, alter Freund und alle anderen

Nichts läge mir ferner, als Depressionen zu verherrlichen, auch wenn das so klingt. Für mich war der Gegensatz nicht "Depressione vs. glückliches Leben", sondern "Depression vs. völlig oberflächliches, ängstliches, starres Leben". Die Leute (und ich zähle mich dazu) die nur die weißen Anteile in sich un der Welt gesucht und gesehen haben, nötigt die Depression häufig in unbarmherziger Weise, sich den schwarzen (Schatten)anteilen zu stellen. Und nur (und wieder spreche ich autobiographisch) durch diesen Leidensdruck beginnt sich überhaupt was zu ändern. Das am Ende des Prozesses ein "ich" entstehen kann, wie Du (Thomas) es sehr schön beschreibst, steht ausser Frage und ist wunderbar - ich denke nur, das VOR diesen Prozess stehen muss, das Leben in all seinen Erlebensmöglichkeiten (zu denen eben auch weniger angenehme Zustände gehören) bewußt zu sehen und zu akzeptieren.

Meine Depression hat(te) jedenfalls (in der Retrospektive) den Sinn, ein völlig überzogenes Selbst- und Weltbild zu korrigieren. Nun hab ich ein solches Bild, mit dem sich gut leben läßt, in dem Schmerz und Spaß ihren Platz haben. Das ist schon mal nicht nix. Und in besonders schönen Momenten spüre ich auch schon mal, dass das alles zwar zu meinen Erlebensmöglichkeiten gehört, mit mir selbst aber wenig bis gar nichts zu tun hat (die Leinwand ...). Auch das gibts!

Ben
Guinevere
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von Guinevere »

Nen wunderschönen guten Morgen allen !!!

Zitat Ben:
Depressionen ausrotten wäre schon ein (oberflächlich betrachtet) schönes Ziel. Ersetz man Depression durch Melancholie, Zweifel, Trauer, Sinnsuche, so wird aus dem Ausrotten ein Katastrophenrezept.

Hmmm, das alles ist für mich (!) nicht Depression. Depression ist für mich das Gefühl des ausgebrannt seins, der Leere und gleichzeitig Schwere, Energielosigkeit, der Körper schmerzt unerträglich...

Doch Purawida, wäre für mich schon schön das ausrotten zu können .

Andererseits weiß ich nicht, ob ich es in dem Ausmaß wie im Moment schätzen könnte (vielleicht auch, weil sich erst letzte Woche einer, jünger als ich, aus´m Mottoradlclub hier das Leben genommen hat, wenn es mir gut geht *das vordergründig sehr genieße im Moment, schon alleinig Leben lebenswert macht*. Und, dann denk ich mir, vielleicht bin ich auch - nicht nur ein kleiner - sondern ein großer Dummi, wenn ich ab und an an S***** denke. Nicht weiß warum, aber manchmal einfach nicht am Leben hänge...und, ich weiß nicht, ob das zur Depri gehört, allgemein nicht so sehr am Leben zu hängen , das kommt oft so spontan und eigentlich ohne wirklichen, mir bekannten Grund.

Lieben Gruß allen hier, und von Herzen alles Licht und Liebe...und an Maggy nen lieben Drücksler,
manu
Andreas01

Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von Andreas01 »

@otterchen
>>>die Depression ist ein Warnsystem der Persönlichkeit, welches uns dazu bringt, unser Leben gen Null zu fahren und es neu zu überdenken. Mehr ICH zu werden, mich mehr zu trauen, mehr Raum in Anspruch zu nehmen, meine Grenzen wahrzunehmen usw.
Wer seine Depression ignoriert, verdrängt, nur mit Tabletten im Zaum halten will bzw. sie einfach "weg haben" will, der lebt irgendein Leben... aber im Endeffekt nicht wirklich seins.
Meine Meinung.<<<

meine auch !

Gruß
Andreas
PurpleRain
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Guinevere
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Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von Guinevere »

Hey Purple Rain ,

sorry, bin im "Moment" etwas "verwirrt".

weil mir die Leichtigkeit des Lebens verloren ging, oder noch besser gesagt sie nie bessen habe.

Hmmm, die Leichtigkeit des Lebens, darüber hab ich vorhin im Dienst auch wieder gegrübelt, ob sie mir vielleicht zu unerträglich ist, ich diese vielleicht aus mir noch nicht bekannten Gründen nicht ertrage. Das blöde Langweilegefühl (für das ich früher oft ausgelacht wurde, weil scheinbar unberechtigt/bin hyperaktiv) ist ja nicht mehr da, dafür bin ich öfters noch mehr im Tagträumen, einfach nur schaun wie schön... als früher .
Bin im "Moment" am drüber nachdenken, ob ich mir nicht wieder ein zusätzliches Ziel suche, um meinem Leben weiterhin einen Sinn zu geben, nicht sagen zu brauchen: Ey, ich hab alles erreicht, was ich wollte (und sch****, aber es bedeutet mir nicht wirklich was - warum nicht ??? ) ich könnte es jetzt wohl durchaus "beenden", genug gelebt, es ist nun kein davon laufen mehr, es gibt nicht mehr so viel zum Aufarbeiten im nächsten Leben,...

Vielleicht ist es ja das blöde - ich nenns - Neandertaler- (Jäger und Sammler-) Gen (ADHS) ?

Hmm, Zitat Kollege:
Es braucht keinen Sinn im Leben, weil das Leben selbst der Sinn ist...

Ich kann das ja mittlerweile (nach so vielen Jahren ) ab und an sehen, aber auch sehr oft nicht...Andererseits musste ich letzte Woche, als einer auf der Autobahn tötl. verunglückt war weinen. Oder wegen der Flora und Fauna im Golf von Mexico ( Purawida) Leben allgemein muss also doch von Bedeutung für mich sein...

Wenn mich meines Lebens die Grautöne und das tiefe Schwarz begleiten, wie soll ich denn dann erfahren haben, wie es da auch noch Farben gibt, die ich nicht sehen kann und wenn doch, es mich schmerzt.

Danke fürs Erinnern!!! An meinen "schwarzen Schleier" von früher. Ich wünsch Dir, dass Du sie bald wieder sehen kannst *Dich mal ganz lieb drück*
Damals, als ich noch Kind war, wollte ich die Welt in bunten Farben malen , und, ich kann mich jetzt gar nicht erinnern, ob ich sie so wie jetzt wahrnehmen konnte *schön ist*.

Sorry für den Gedankensalat!

Sehr lieben Gruß dazu,
manu
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: depressionen ausrotten?

Beitrag von Guinevere »

To Purple Rain,

wie es da auch noch Farben gibt, die ich nicht sehen kann und wenn doch, es mich schmerzt.

*neugierig bin* Wieso schmerzt es Farben zu sehen? Zu grell?
Hm, ich seh zwar im Moment Farben sehr gut, ich sah in meinem Leben nie so schönes goldenes Sonnenlicht, und, ja, ich weiß nicht , es schaut alles (Himmel, Wolken, Bäume...) irgendwie so anders aus (damit nicht alleine bin, da gehts mehreren so)...dafür tue ich mir noch schwerer Buchstaben im Fokus halten zu können, ist oft nur mehr verschwommen (ich kann oft nicht lesen).

Achja, lässt es mich wissen, wenn Du sie fühlen kannst ?

Schönen Abend Dir!
manu
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