Raus mit Euch 35

Katzenohr
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Kaitan,
ich meinte nicht, den Menschen ebenfls zu verletzen. Ich denke, dass schadet dir/mir nur. Die eigene Einstellung zu verändern bedeutet für mich zB, dass mein gegenüber sich so wenig leiden kann, dass er mich treten muss um sich gut zu fühlen. Ich kann mich darüber ärgern, mich verletzt fühlen oder ihn einfach bedauern und mich anderen Dingen zuwenden.
Ich gebe zu, mir gelingt es auch nicht immer. Eine Freundin hat mal geraten, stell sie dir als strahlende Sterne vor. Meistens muss ich dann so grinsen, dass es nicht mehr so weh tut und ich mich distanzieren kann.
Einen Termin für Roseneck habe ich noch nicht, aber ich habe mich getraut meine Anmeldung abzusenden.
Bitte entschuldige Tippfehler. Ich sitze mit dem Handy und neuen kontactlinsen im Garten, d.h. ich sehe nicht so gut.
Lg Katzenohr
rm
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

>Der Abstand zu denen die dir Nahe sind und dich doch verletzen, tut der dir gut oder den anderen, dass habe ich noch nicht so ganz verstanden.<

Hi Kaitain,

gerade WEIL sie mir sehr nahe sind (was erlebtes Vertrauen untereinander war/und teilweise immer noch ist) können wir uns gegenseitig so immens verletzen, wenn wir nicht behutsam weiterhin miteinander umgehen.
Und dieses behutsame/ achtsame ist ein sehr fragiles Gebilde, sehr verletzlich und schnell sind wir auf einer Schiene, die eigentlich keiner von uns will.

Es spielen alte Muster/ Erlebensweisen aus der gemeinsamen und einzelnen Vergangenheit eine Rolle. Schnell habe ich etwas gesagt, was die Nächsten sehr trifft, obwohl ich es so nicht beabsichtigte.Umgekehrt läuft das Spiel ähnlich.

Und deshalb ist es manchmal besser, daß wir getrennte Wege gehen, muß ja nicht für ewig sein. Es kann mir/ uns schon manchmal nützen, eine 'Diskussion' abzubrechen, auf später zu vertagen und jeder den Rückzug für ein paar Stunden vorzieht.

Und da tut uns Abstand in jeder Hinsicht gut, mir wie auch meinen Nächsten. Abstand halten kann bei mir/ uns auch mal Tage und Nächte heißen, in denen wir uns nicht sehen und hören.

Wichtig ist m.E., daß wir uns immer mehr insofern wieder aufeinander verlassen können, daß nichts mehr nachgetragen wird, sondern wir immer wieder versuchen wollen/werden, aufeinander zuzugehen.

Und da trägt jeder sein Stück Verantwortung!

>Heißt es nicht im Umkehrschluss, dass wenn die Verletzungen immer wieder auftreten, dass diese Menschen dir doch nicht Nahe sind/sein wollen oder zeigt es nur deren Ignoranz auf?<
Ich denke, daß einmal in der Vergangenheit untereinander geprägte Bilder voneinander sehr schwer zu korrigieren sind, Änderungen im Verhalten des Gegenüber nicht erkannt werden, da der Focus auf erwarteten alten Reaktionsmustern beruhen...wirklich zuhören ist dann sehr schwer und gelingt in 'neuen Beziehungen' erst mal besser, weil diese Beziehungen NOCH 'unbelasteter' sind.

Insofern würde ich Dir zustimmen, daß da eine Ignoranz vorliegt, aber nicht bösartig, eher als Selbstschutz und Wahrung der Grenzen. Diese Ignoranz ist m.E. und speziell in meinem Fall ziemlich schwierig und oft fast unerträglich für mich gewesen, da sie in meinen Gedanken gleichzeitig eine Abwertung von meiner Person bedeutete.

Nachdem ich nun über langsam begonnene, immer besser gelingende Außenkontakte einen 'anderen' Reinhart gespiegelt bekam, als immer nur den Versager, Verlierer, Besserwisser, habe ich auch mein Zentrum ansehen und besuchen können.

Nun, liebe Kaitain: jetzt habe ich Dir wiederum ziemlich viel getextet. Hoffe ,Deine Ohren sind noch dran .

, Reinhart
kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

liebe kaitain,

tut weh, was du schreibst.

was die verbalen verletzungen betrifft: das geht es um deinen arbeitsplatz und deine familie auch? einfach dein ganzes umfeld?

und in dir nichts als negative gefühle - du hast sozusagen keinen ort, an den du (psychisch) ausweichen kannst, wo du kraft tanken und die verletzungen heilen kannst.

was du über die verletzungen schreibst: dass sie nicht sein müssten, wenn man ein miteinander wollte; das kann ich unterschreiben. das dachte ich mir auch immer, als es mir noch so schlecht ging, vor allem in der arbeit, aber immer mehr auch im privaten umfeld. warum? warum nehmen sich diese menschen die mühe, mich zu verletzen? sich dinge auszudenken, mit denen sie mich niedermachen?

zumindest bei mir waren da zwei aspekte wichtig zu erkennen:

  →   diese menschen haben ein problem mit sich selbst. es ist ja in der tat nicht rational, dass jemand aufwand treibt, um jemand anderen zu verletzen. auch gruppen, untereinander könnten ihre energie weit positiver verbraten als damit, gemeinsam eine/n dritte/n fertigzumachen und sich was auszudenken, wie sie das tun können.
das mal ganz klar zu sehen, dass solche menschen eindeutig einen mangel bei sich selbst haben, den sie zu füllen versuchen, indem sie andere noch kleiner machen, als sie sich selbst fühlen, ist schon mal sehr wichtig.

blöd nur, dass diese leute mit ihrer strategie erfolg haben. da ist dann irgendwie der knackpunkt, bei aller einsicht .

  →   nummero zwo (hat wehgetan und ist mir sehr schwergefallen, anzuerkennen; und war halt bei mir so, keine ahnung, ob es für dich von bedeutung ist!): ich war die längste zeit deren beste komplizin.
weil irgendwo innen war diese stimme, die ihnen zugestimmt hat: ja, ich bin ja so deppert, ich bin ja so unterbemittelt und die so viel gescheiter und erfolgreicher, ich verdiene es ja, dass man aufzeigt, wie blöd und verachtenswert ich doch bin.

⇒   fazit: es ist essenziell, sich selbst anzunehmen und hinter sich selbst zu stehen. und es ist so verdammt schwer, es zu lernen - zumal in einer umgebung, wo diese innere überzeugung des eigenen schlecht-seins ständig bestätigt wird. und in dem strudel drin kommen ja etwaige positive botschaften auch gar nicht mehr durch (oder es folgt sofort das hinterfragen: werde ich verarscht? sagt der/die das, weil ich halt ein armes hascherl bin?)

den inneren kern spüren, seinen eigenen raum ausfüllen und die anderen da nicht mehr reintrampeln lassen ... ich denke schon, dass man das lernen kann, aber es geht nicht von heute auf morgen, und distanz von den jetzigen quellen des verletztwerdens (du nimmst ja sozusagen eine feste rolle ein, die das system "braucht"; das wird man nicht so leicht aufgeben wollen) würde es wohl leichter machen.

wenn du einen klinikaufenthalt planst, dann ist das eine gute chance, um da weiterzukommen. u.a. auch, um in einer anderen umgebung auch einfach mal positive erfahrungen zu machen, um diese wahrnehmung schlicht auch wieder zu "trainieren".

methoden, die mir anfangs geholfen haben, war das vorstellen von einem "krafttier", das mich begleitet; und, als ich so weit war, mich selbst positiv wahrzunehmen, diese wahrnehmung mit einer farbe zu verbinden (oder was anderem), was dann in außen-situationen wieder abrufbar war - um bei mir zu bleiben und nicht wieder meinen eigenen raum ohne verteidigung zu verlassen.

vielleicht sehen wir uns beim sommertreffen!
liebe grüße
kormoranin
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912318798
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von 912318798 »

kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hallo jojo,

du schreibst, du könnest meine these (dass jene menschen, die andere fertigmachen, eigentlich selbst ein problem haben), nicht bestätigen. und du begründest wie folgt:   "Ich muß oft genug beobachten, dass sich schöne Menschen über das unglücklich geratene Äußere eines Anderen her machen, wirklich Gebildete einfachen Menschen ihre Überlegenheit massiv spüren lassen, Gesunde sich über Behinderungen und Krankheiten anderer belustigen,…"

ich sehe da aber keinen widerspruch. wenn jemand "schön" ist oder gebildet oder beruflich an einer position mit ein bisschen prestige sitzt, heißt das ja noch lange nicht, dass er/sie mit sich selbst im reinen und glücklich ist. hinter den gelungenen fassaden hocken oft genug menschen mit reichlich unsicherheit oder selbsthass, und da gibt es dann immer 2 möglichkeiten: sich damit auseinandersetzen; oder dies verweigern und aus lauter angst vor den eigenen dämonen auf andere einschlagen.

die herrschaften, wenn ich dennoch auf meine erfahrungen zurückgreifen darf, mit deren grauslichkeiten ich zu tun kriegte, schienen nach außen wenig grund zu haben, sich benachteiligt zu fühlen. sie konnten ja gerade ihren äußeren erfolg als machtmittel einsetzen. sie hatten ein starkes ego, doch dahinter eben ein reichlich unzufriedenes, unsicheres selbst, das nicht so recht schweigen wollte und sie immer mal wieder daran erinnerte, dass ihr status ins wackeln geraten könnte.

kann sogar sein, dass dann eine wie ich, die mit einem schwachen ego, wenig fassade, und einem provokant offen liegenden unsicheren selbst ins system kommt, just diese unsicherheit wachruft und dann müssen sie losschlagen.

es fällt mir freilich etwas schwer, dir jetzt zu antworten und meine überlegungen hier auszuführen. ich habe stark den eindruck, dass niemand für dich glaubwürdig sein kann, der jemals wieder aus der misere rausgekommen ist. es kann also nicht so schlimm gewesen sein und sowieso bin ich doch von anfang an mit besten voraussetzungen gesegnet (klar, du musst es ja wissen) und hatte nur ein kleines problemchen zwischendurch, wegen der depression; während du die einzige wirklich schlimm verletzte bist, und außerdem für dich niemals kein weg herausführen kann (clown würde an dieser stelle fragen: warum schreibst du hier?).

ich weiß schon, das ist ein bisschen hart.

aber es verletzt mich ein bisschen, dass ich nicht gelitten haben soll, dass man mir abspricht, jemals wirklich gekränkt worden zu sein.

woher willst du das wissen?

und wie sollte jemand jemals dir nachfühlen, in einen echten austausch über erfahrungen und lösungsmöglichkeiten mit dir treten, wenn du an dem punkt just wieder zumachst und jegliche weitere schilderung konkreter umstände und ansätze verweigerst?

irgendwie ratlose grüße
kormoranin
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chrigu
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von chrigu »

Hallo zusammen!

Ich möchte Kormoranins sehr guter Aufzählung noch einen Punkt hinzufügen, der auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint.

Nämlich den der ... oje, wie soll ich's nennen? Ich nenne es mal Egozentrik. Damit meine ich das Phänomen, dass Menschen alles möglich auf sich beziehen. Aus einer nicht vorhandenen Kränkung eine herauslesen, plötzlich einen überhaupt nicht gemachten Angriff entdecken.

Damit will ich keinesfalls sagen, dass es nicht schlimme Dinge sind, die ihr und andere erleben! Damit will ich auch nicht sagen, dass jeder selbst Schuld ist, der einen Angriff erlebt, er müsse das doch einfach nur nicht als solchen erleben. Das meine ich ganz ausdrücklich nicht!

Ich erinnere mich (und daher ist es eine Art Schicksal oder Fügung, dass sich Jojo gerade jetzt hier einschaltet), dass Du, Kaitain, hier mal schriebst, der RME habe Dich ausgebremst. Ich habe das erst gar nicht verstanden - bis mir klar wurde, dass Dir hier auf Dein damaliges Posting nicht direkt geantwortet worden war. Dabei (und dafür lege ich meine Hand ins Feuer!) hatte das niemand absichtlich getan, niemand Dich überlesen oder Dich nicht gesehen. Es war schlicht jeder mit seinem eigenen total aktuellen Thema beschäftigt. Ich erinnere mich so gut daran, weil ich das extra damals nachgeschaut hatte. Und ich erinnere mich an ein ähnliches Missverständnis zwischen mir und Jojo ( ), das wir dann glücklicherweise klären konnten.

Puh, was ich damit sagen will ist, dass vieles, was wir im Umfeld als Angriff erleben, eben das nicht ist. Es ist auch nicht immer Gedankenlosigkeit oder ein Zeichen von Missachtung, was wir da so erleben.

Das alles schreibe ich natürlich ohne konkret zu wissen, was genau los ist. Daher kann es auch sein, dass ich mit meinem Posting sensationell daneben liege. Trotzdem will ich es als kleinen Appell abschicken, nicht immer davon auszugehen, dass der andere Salz in eine Wunde streuen will oder neue Wunden schaffen will. Sondern vielleicht einfach nur mit sich beschäftigt ist, so wie ich es zum Beispiel auch oft bin und dann nicht merke, dass ich Freunde vernachlässige, die sich dann wiederum fragen könnten, was sie denn falsch gemacht haben, weil ich mich nicht melde.

Versteht Ihr, wie ich das meine?

Natürlich gilt das alles nicht bei den tatsächlichen Kränkungen und Verletzungen. Aber vielleicht hilft der etwas veränderte Blick darauf, zumindest nicht alles als Kränkung oder Missachtung der eigenen Person zu erleben, sondern zu relativieren und dadurch auch zu erleben, dass es sehr wohl Menschen gibt, die einen schätzen und auch so behandeln.

Viele Grüße!
Chrigu

PS @jojo:
>Diese ganze Selbstfindungs- und Aufwertungsproklamation funktioniert doch nach meinen Erfahrungen nur wirklich bei Menschen, die in Wahrheit ohnehin mit besten Voraussetzungen ausgestattet sind, jedoch mit rein seelisch bedingten Krisen konfrontiert werden.>
Sind wir denn nicht alle mit den besten Voraussetzungen ausgestattet, eben dem heilen inneren Kern? Und was gewinnen wir, wenn wir an den Kern glauben? Was gewinnen wir, wenn wir nicht an ihn glauben?
rm
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

>..Ich wäre in Deiner Situation nicht fähig, mich einzurichten, wie Du hier schilderst....<

WILLKOMMEN, WILLKOMMEN, das ist ja eine Überraschung, die sichtlich gut tut, Jojo, nämlich Dich hier zu lesen! .

Um hier aber ob meinen Äußerungen keinen falschen Eindruck zu erwecken: Es ist ein ständiges Probieren, Trainieren, wieder sein lassen, neu ausloten... und einfach viel Ruhe, wenn ich sie brauche!
Das neue daran ist für mich, daß ich mir diese Zeit/ Ruhe auch gestatte zu nehmen. Ich lasse mir meine ureigene Zeit nicht mehr so ohne weiteres 'klauen', denn es ist MEINE und mein Leben.

Das habe ich mittlerweile erkannt und zwar mit großen Schmerzen und immer neuen Versuchungen, in alte Muster zu verfallen. Es ist gut so, wie es ist und besch.... Tage gehören genauso zu mir wie Tage, an denen ich mich an für andere unscheinbaren, für mich aber wunderbaren Dingen freuen kann.

Es ist ja auch MEIN Fühlen und ich kann nicht erwarten, daß andere im Gleichklang mit mir fühlen.

Was die Situation betrifft, wenn mir einer/ eine richtiggehend 'schräg' kommt,so habe ich keine Hemmungen mehr, zwar auf die etwas elegantere Art, trotzdem ziemlich bestimmt ihm/ ihr die volle Breitseite zu zeigen, wenn möglich in Abstimmung mit meinen Nächsten, zur Not aber auch im Alleingang, denn mir tut es einfach gut,zu versuchen, mir selbst treu zu bleiben - auch wenn's oft schwer fällt!

So und jetzt geh ich raus an die frische, sommerliche Abendluft und atme erst mal wieder tief durch!

Wenn's geht, Jojo, bleib ein wenig bei uns... wenn's nicht geht, wirst Du Deine Gründe haben und es ist dann auch ok.

Ein erlebensfrohes Pfingstfest wünsch ich Dir und uns allen!
Herzliche Grüße,

Reinhart

P.S.eben sehe ich noch, daß Kormoranin und Chrigu geschrieben haben... da gäb's wieder noch einiges zu sagen, aber ich werde jetzt wirklich meinem Wunsch entsprechen und diese Kiste von PC jetzt zuklappen, jedoch noch ganz schnell Chrigu zustimmen, die da schrieb:

>...was ich damit sagen will ist, dass vieles, was wir im Umfeld als Angriff erleben, eben das nicht ist. Es ist auch nicht immer Gedankenlosigkeit oder ein Zeichen von Missachtung, was wir da so erleben...<
kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hi chrigu,

danke für deine ergänzung! ganz richtig, die möglichkeit gibt es auch. und es ist ganz wichtig, wie du ja schreibst, dass man das nicht als "selbst schuld" begreift und sich gleich selbst dafür hasst und bestraft, sondern einfach nur rauszufinden, wie es zu dieser seltsamen wahrnehmung kommt.

es ist vielleicht eher das gegenteil von "egozentrik" sondern gerade die abwesenheit eines ausreichen starken ego, das nach außen hin schützt. ich denke eher, dass es damit zu tun hat, dass man sich seiner offenen wunden und unsicherheit am eigenen selbst extrem bewusst ist und irrtümlich meint, dass auch alle anderen genau darauf starren und ihre handlungen darauf ausrichten.

man kann das humorvoll und vielleicht sogar heilsam im clowntheater nachvollziehen: der clown ist sich seiner fehler und ungeschicklichkeit extrem bewusst und tut alles, um sie zu verbergen - und das macht er dermaßen ungeschickt, dass es erst recht besonders auffällt. im zirkus können wir darüber lachen und es erleichtert doch irgendwie.

liebe grüße
kormoranin
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912318798
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von 912318798 »

kaitain
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kaitain »

kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hi jojo,

naja, du zitierst mich und schreibst, dass all jene, die davon berichten, nach zeiten des verletztwerdens wieder aufrechten hauptes und mit einem gewissen maß an wiederhergestelltem einverstandensein mit sich selbst durchs leben zu gehen, niemals wirklich gekränkt worden sein können. und dass die therapeutischen wege, die hier aufgezeigt werden, nur für leute sind, die ohnehin gute voraussetzungen hatten.

wie soll ich mich da nicht angesprochen fühlen?

aber sei es wie es sei - du bleibst dabei, dass all das für dich nicht funktionieren kann.

nun habe ich sehr wohl! verständnis und kann diese aussichtslosigkeit nachvollziehen! habe ich sie doch selbst gefühlt und bin ich doch nicht davor gefeit, wieder mitten rein zu springen (du erinnerst dich, erst kürzlich, hier?).

ich sehe nun allerdings auch, dass das reflexartige aufzeigen von wegen, wie doch alles gut werden kann, auch als mangelndes einfühlungsvermögen für das vom anderen gerade heftigst empfundene leid aufgefasst wird! und das kann ich verstehen. es ist auch gut, dass du mich darauf aufmerksam machst.

dass ich einen weg gefunden habe, und nun so einigermaßen aufrecht gehen kann, ist ja auch nicht auf irgendwelche großartigen fähigkeiten von mir zurückzuführen - genauso wenig wie deine situation auf renitenz oder selbstmitleid (höchstens ein klein bisschen sturheit ).

ich habe irgendwann endlich den telefonhörer ergriffen und eine therapeutin gefunden und hatte das glück, dass dem raubbau am sparbuch schließlich auch ein erfolgreicher therapieprozess gegenüberstand.

du gurkst hingegen immer noch alleine herum, und, hier muss ich dir ja rechtgeben, die umstände sind alles andere als glücklich. weit und breit kaum ein therapeut, kassenplatz sowieso nicht und dann auch noch glücklose versuche. nein, ich werfe dir nicht vor, dass du es nicht versucht hast, ich verstehe gut, dass man sich dann nicht so schnell wieder aufrafft.

ich sehe einfach mit-leidend, dass du eine solche unterstützung, wie ich sie finden durfte, dringend brauchen würdest.

liebe grüße
kormoranin
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kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hai kaitain!

ich hab keine ahnung, wie man sinnvoll mit so einer situation umgehen kann!

wenn man also wie du im ureigensten engsten lebensbereich mit diesen verletzungen konfroniert ist. es ist in der tat ganz anders, als etwa wenn man die möglichkeit hätte, einen arbeitsplatz zu wechseln und die konkrete belastung hinter sich zu lassen.

es ist natürlich und ein urmenschliches bedürfnis, einen platz zu haben, und da, wo man "zuhause" ist, angenommen zu sein. wenn du mit diesem total normalen wunsch tagtäglich unausweichlich auf widerstand stößt, weil da leute um dich sind, zum beispiel dein vater, die dir diesen platz verweigern und aus irgendeinem grund macht haben, erfolg haben mit ihrer strategie, wie damit umgehen? was ändern?

ich denke, der blick darauf, dass das ein system ist (ein krankes ), in dem jeder einen bestimmten platz einnimmt, und dass, wie du sagst, so ein system alles dafür tut, den zustand zu halten, ist schon mal ziemlich hilfreich.

irgendwer hier braucht einen sündenbock, oder einen, auf dem er seine eigene unzufriedenheit, was immer, abladen kann.
ja, du machst mit; das hast du auch von klein auf gelernt.

nun ist die frage, wie kannst du für dich am besten etwas ändern?

deinen vater noch ändern: eher nicht. vermutlich ist da nicht einmal ein bisschen einsicht zu erwarten, wie ungeheuerlich es eigentlich ist, dass er mit seiner tochter so umgeht. er hat wohl das glück, ein starkes ego und funktionierende abgrenzungsmechanismen zu haben. dass er sich damit selbst betrügt, ist die andere seite. du hast das pech, dass deine grenzen nicht stark genug sind; dass du das an dich heranlässt und für wahr annimmst, obwohl es der reinste mist ist. die positive seite: du hast die offenheit, also auch das potenzial, dich zu entwickeln!!

was tun also. revolution, alles umstürzen? sich selbst einfach rausnehmen und das system zurücklassen?
wäre möglich; allerdings könntest du sicherlich nur dann damit glücklich werden, wenn du auch damit in frieden bist, und das für dich gut verarbeitest.

oder drinbleiben und
a) den anspruch aufgeben, von hier das zu bekommen, was du eigentlich verdienst.
b) ganz gut für dich selbst sorgen und quellen suchen, die dich das spüren lassen (bei dir selbst und mit anderen menschen), was du als mensch an angenommensein und zustimmung zu dir brauchst
und dich damit unangreifbar machen.
was dann mit dem restlichen system passiert, ist die frage. theoretisch, spekuliere ich jetzt mal laienhaft, würde ein verlassen deiner rolle wohl dazu führen, dass die anderen verunsichert werden, sich zu wehr setzen und/oder auf sich selbst zurückgeworfen werden.

ich glaube sicher, dass du gute unterstützung sehr gut brauchen könntest. gibt es aussichten auf eine ambulante therapie als fortsetzung nach einem klinikaufenthalt?

du weißt, du bist völlig in ordnung, du hast nicht mehr und nicht weniger schwächen als jeder andere mensch. du bist sicherlich schwer angeschlagen von dem, was du nun jahrelang mitgemacht hast. aber du empfindest es als unrecht und das ist doch ein zeichen, dass der unverletzbare kern lebendig ist und von ganz tief innen heraus schreit: lass mich leben!

liebe grüße
kormoranin
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Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

@ Kormoranin: Bitte mich nicht benutzen!

>clown würde an dieser stelle fragen: warum schreibst du hier?
Nein, würde ich nicht.


@ Chrigu:

> Sind wir denn nicht alle mit den besten Voraussetzungen ausgestattet, eben dem heilen inneren Kern? Und was gewinnen wir, wenn wir an den Kern glauben? Was gewinnen wir, wenn wir nicht an ihn glauben?
Das finde ich die entscheidende Frage, gut auf den Punkt gebracht! Ergänzen möchte ich: Was gewinne ich, wenn ich mich auf die Suche nach meinem heilen, inneren Kern mache? Wo bleibe ich, wenn ich dies nicht tue?

Grüße,

Clown

PS @ Kormoranin: Ein Clownslehrer sagte uns mal: 'Der Clown bejaht sein Scheitern.'
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Gabriele
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Gabriele »

Liebe Kaitain,

hier ist auch so eine „getretene“ Tochter. Der Therapeut hat mir eine Frage gestellt:

>„Was ist das für ein Mensch? Was sagt das über ihn aus wenn er sich so benimmt?“<

Beim drüber reden stellte sich heraus, dass er ein Choleriker ist, mit einer Persönlichkeitsstörung, der seine Unsicherheit auf meinem Rücken austrägt. Ein armer Mensch also.

Seitdem ist er für mich von seinem Podest herunter gestiegen. Jedes Mal wenn er sich austobt, höre ich des Therapeuten Satz in mir klingen.
Es ist als ob es einen Schalter in mir umgelegt hat. Manchmal denke ich, dass ich hinter die Maske meines Vaters gesehen habe.
Je nach Situation kann ich immer öfter so handeln, dass meine Grenzen unangetastet bleiben. Entweder ich lasse ihn einfach „labern“, oder ich ignoriere ihn. Wenn es mir gut geht kann ich auch endlich mal zu meiner eigenen Meinung und vor allem zu meinen eigenen Erfahrungen stehen.
Neulich hat er sich so daneben benommen, dass ich nur ein breites Grinsen für ihn übrig hatte.

Aber es ist wie Reinhart sagt. Es dauert eine Weile bis ich endlich herausgefunden hatte was für mich das richtige Rezept ist. Und dann heißt es immer wieder üben, üben, üben.

Nun leben wir zum Glück nicht in einem gemeinsamen Haushalt. Ich könnte ihn nicht in meiner Nähe ertragen. Ich bin mir ziemlich sicher, er weiß inzwischen, dass er Hilfe von uns nur dann bekommt, wenn er sich zurück hält. Und es funktioniert.

Ich weiß auch, dass noch lange nicht alles gut ist. Es fühlt sich noch unfertig, ein bisschen wackelig, an. Aber es ist bedeutend besser.

Noch einen angenehmen Effekt hat das Ganze: der „Gedankenbrei“ ist weniger geworden und ich kann besser schlafen.

Gar nicht einfach, das alles.

Liebe Grüße, Gitte
chrigu
Beiträge: 2081
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von chrigu »

Liebe Kaitain,

entschuldige! Ich wollte nicht in alten Dingen kramen, aber es kam mir eben bei Deinem Posting ins Gedächtnis, und da dachte ich mir: das hat etwas zu bedeuten, vielleicht gibt es einen Zusammenhang.

Aber vielleicht passt es ja doch irgendwie? Vielleicht ist Deine Angst davor, hier etwas bereits Vergangenes präsentiert zu bekommen etwas, wo Du einhaken kannst?

Ich hatte ja schon oben geschrieben, dass es gut möglich ist, dass ich mit meinen Beitrag voll daneben liege. Kann ja gut sein, dass das für Deine jetzige Situation zutrifft. Für mich selbst war es in diesem Zusammenhang aber noch mal wichtig, mir eben das ins Gedächtnis zu rufen, was ich geschrieben habe. Eigentlich habe ich es aus verschiedenen Gründen ja auch eher für mich geschrieben.

Achje, jetzt habe ich das Gefühl, Du fühlst Dich von meinem Beitrag angegangen - das wollte ich nicht! Den Egozentriker hätte ich auch besser definieren müssen, ich meinte ihn in diesem Fall als MEnschen, der alles auf sich bezieht, im Guten wie im Schlechten. Ich meinte nicht exakt Dich, sondern insgesamt das Gefühl, wenn man meint, die ganze Welt habe sich gegen einen verschworen und man hat auch noch einen Koffer voller Beweise dazu.

>Es ist nur so, wenn man das immer gleiche Thema hat, ist es zum einen für die Leser öde, weil das allermeiste dazu gesagt ist und zum anderen zeige ich dadurch, dass ich starr bin in der Situation.>
Nee, ganz und gar nicht! Wie kommst Du darauf, dass man Deine Situation als starr empfinden könnte?

Jojo, ebensowenig meinte ich Dich direkt, aber das Beispiel war mir eben gut im Gedächtnis, weil ich es als besonders krass empfunden hatte. Du, Du hast die wesentlichen Bestandteile meines PS an Dich übersehen - oder ignoriert? Das ist doch die eigentliche Frage! Der innere unberührbare Kern ist eine Theorie, nichts nachgewiesenes. Es ist ebenso plausibel an ihn zu glauben wie nicht an ihn zu glauben. Aber die essentielle Frage ist, was ich bei welchem Glauben gewinne! Du glaubst doch auch, oder nicht?

So, mehr dazu lieber mit wacherem Verstand...
Chrigu
gfb
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Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von gfb »

Hai Gitte,

>hier ist auch so eine „getretene“ Tochter. Der Therapeut hat mir eine Frage gestellt:

>>„Was ist das für ein Mensch? Was sagt das über ihn aus wenn er sich so benimmt?“<

Redest du über deinen Vater?

Entschuldigt das

>Beim drüber reden stellte sich heraus, dass er ein Choleriker ist, mit einer Persönlichkeitsstörung, der seine Unsicherheit auf meinem Rücken austrägt. Ein armer Mensch also.

irgend etwas?

Die Verletzungen während der Kindheit (oder "Kindheit")?

Das "Päckchen", was diese Leute (statt "Eltern" bevorzuge ich ja den Ausdruck "Die Leute, bei denen ich Kind war") unsereins mitgegeben haben - und an dem unsereins bis an sein "seliges" Ende zu knabbern haben wird?

Nicht wirklich, oder?

Anyway...

Grüße aus der "Hauptstadt" nach P. in S.

Friedrich

P.S.: kennst du die Ausführungen von Alice Miller über Adolf Hitler?

Er könnte einem fast (aber eben nur FAST!) leid tun):

http://de.wikipedia.org/wiki/Am_Anfang_war_Erziehung

http://www.jsbielicki.com/freud-161a.htm

http://www.alice-miller.com/bucher_de.php?page=7a

undsoweiterundsofort...
------------

"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
rm
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Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

>ihn werde ich nicht mehr ändern und mich? Ich glaube das wird auch nichts mehr.<

Frohe Pfingsten, liebe Kaitain

..und ich möchte Dir noch eine 'Kleinigkeit' zu bedenken geben, da Du Dich ständig selbst so mutlos machst (was hast Du für einen Grund dazu?) ...

Deinen Vater kannst Du scheinbar nicht mehr ändern, jedenfalls nicht so schnell, denn auch er bewegt sich in eingefahrenen Strukturen und gelebten Erfahrungen, die SEINE Erfahrungen sind. Die Frage nach richtig und falsch kann sich ja hier weniger stellen, da auch er seine 'guten Gründe' hat, so zu werden, wie er nun mal ist.

Aber eins kannst Du angehen, nämlich ihm mitteilen (entweder verbal, oder aber noch besser anhand von konkretem Abstand halten, daß auch Du und besonders auch Du ein Recht auf eigenständiges Leben hast! Nimm Dir doch mal dieses Recht, es wird Dir gut tun. Und dann kommt als Zugabe evtl. sogar, daß Dein Vater seine eingefahrenen Ansichten über Dich/ sich noch korrigieren kann, ohne daß Du es erwartetest.

Anfänglich wirst Du mit vielen Hindernissen und Protesten zu kämpfen haben, evtl. sogar mit Parteinahme Deiner eigenen Gesamtfamilie gegen Dich. Aber wenn Du das durchgestanden hast, kannst Du wachsen und vielleicht wächst sogar Deine Familie mit Dir und nicht gegen Dich.

Risiko eingehen, bereit sein, neue und unbekannte Wege zu gehen, DAS ist m.E. der Schlüssel zum Erfolg! Ich denke auch, Du wirst auf diesem Weg anfänglich Unterstützung und Begleitung brauchen, aber Du solltest diese auch annehmen können!

Liebe Kaitain (und ich sage bewußt -liebe-), nimm die Chance/ Lektion war, sie wird Dir jetzt wieder gezeigt und wird sich immer wieder in anderer Form zeigen, bis Du die 'Lektion' bereit bist zu lernen und Du sollst auch wissen, daß Du ALLE Grundlagen zur Selbstheilung in Dir trägst. Davon bin ich felsenfest überzeugt!

Zum Schluß beschäftigt mich noch ein wenig die Frage, warum Du weiter oben erwähnst, daß Du Dich schwerer tust, aus Dir 'raus zu gehen, wenn Du jemanden kennst und es Dir leichter fällt, wenn es anonym passiert?

Kann es sein, daß Du Angst empfindest, eine gewisse Nähe zu der-/demjenigen dann zu haben, wenn vielleicht auch nur kurzfristig?

Kann es sein, daß Du dann die Befürchtung hast, noch mehr und wieder verletzt zu werden, quasi doppelt hilflos zu sein? Ich könnte es verstehen.

Es ist eben eine fragile und risikoreiche Geschichte, sich angemessen zu öffnen, aber genauso ist wohl das ganze Leben ein Risiko, und das macht die ganze Sache doch eigentlich erst beweglich und spannend. .

So, jetzt aber raus mit mir... Fahrradfahren ist angesagt, die Innenstadt wartet auf mich (hoffentlich )

Pfingsliche Grüße an Dich und alle hier (auch an Friedrich, den 'Dauerpessimisten' - oh nee, wollte ich eigentlich nicht so hart formulieren,lieber Friedrich.. ich mache es mit einem schlappen Seppl wieder gut )

Reinhart
kaitain
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kaitain »

rm
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

Liebe Kaitain,

ich wünschte mir für Dich, daß Dich eine gute Fee an die Hand nimmt und Dir mit unendlicher Wärme sagt: Komm kleine Kaitain, laß uns gehen, weg von diesem Drama und der Ignoranz Deiner nahen Familie.

Wir kommen erst wieder, wenn sie endlich anerkennen, was Du so alles leistest.

Wenn ich Deinen Text auf mich wirken lasse, so finden sich durchaus Parallelen zu meiner Familie, aber SO massiv habe ich es nie kennengelernt. Und jetzt bin ich anscheinend auf einem guten Weg, auch wenn ich heute total fertig und ausgelaugt bin. Morgen ist ein neuer Tag und Sonne ist angesagt.

Die wünsch ich Dir, und daß Du Dich an ihr etwas aufrichten kannst. .

Abendliche, mit Vogelstimmen begleitete Grüße von mir... und versuch doch mal, trotzdem den frischen Tag, die sonnigen Stunden aufmerksam zu erleben.

Reinhart
Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

>Harmoniejunkie
Ich grüße mal alle solche, besonders aber dich, Kaitain.

Hast du schon mal auf dein Sternzeichen geschaut? Waage z.B. ist so ein Harmoniejunkie, da kannste nichts für, musste mit leben.

Willst du wirklich Harmonie mit deinem Vater, dem alten Ekel? Was willst du wirklich von ihm? (Es schwingt eine Unterstellung meinerseits mit, bitte mir eine aufs Dach geben, wenn sie zuviel ist. )

Liebe Grüße an euch alle,

Clown

Jetzt doch noch ein edit zum Thema: Dreimal war ich heute draußen: Mit Rad an Hafenmole, mit Besuch einmal in den Weiten der Marsch- und Rapsfelder und dann noch vor, auf, hinterm Deich. Alles bei einem total vernebelten Horizont und wunderbarster Luft und Stimmung!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
kaitain
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kaitain »

kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hallo kaitain,

ja, du sprichst in verständlichen feuerzungen

ich denke, dass es wirklich notwendig ist, dich innerlich zu distanzieren.

so traurig es ist, aber die liebe und anerkennung deines vaters wirst du nicht bekommen, egal wie sehr du dich aufreibst. nicht einmal die deiner geschwister, was noch erschütternder ist, weil die haben nicht mal die ausrede, irgendwie schon so alt und gebrechlich zu sein, dass sie's nicht mehr schnallen, was da abgeht. aber die haben sich zu ihren gunsten abgegrenzt und es wäre wohl vergeudete energie, ihnen lang und breit zu erklären, wie verkehrt das alles ist. zumal sie am ende wohl immer das hammer-argument hätten: du hast ja immer mitgemacht.

die liebe und anerkennung deines vaters wäre dir wie jedem menschen zugestanden.
statt den rest deines lebens daran zu leiden und den rest deiner kräfte für einen kampf um etwas zu vergeuden, das du nicht bekommen kannst, glaube ich, ist es an der zeit, diesen verlust angemessen zu betrauern und dann loszulassen.

dazu gehört, ich fürchte, ich wiederhole mich, die zuwendung von dir einfach nur zu dir selbst.
natürlich ist das total schwer, wenn man die wurzeln dafür nicht von klein auf geschenkt bekommen hat. dieses: du bist gut und geliebt, so wie du bist, einfach nur, weil es dich gibt. und gerade wenn man so down ist, wünscht man sich in erster linie mal "kraftstoff" von außen.

um das zu schaffen, ist aber sicherlich eine therapeutische unterstützung und wohl auch über einige zeit auch mal ein physischer abstand aus der belastenden situation nötig.

deine seele sollte die chance kriegen, in einer positiven beziehung (der therapeutischen) und in einem wohlwollenden umfeld aufzuatmen und langsam wirklich an die wahrnehmung des vielzitierten heilen inneren kerns heranzukommen.

dein vater wird auch mit einem pflegedienst ausreichend versorgt sein. deine geschwister werden, wenn sie vor vollendeten tatsachen stehen, wohl auch einmal einen anteil übernehmen können.

von deiner seite, kaitain, ist glaube ich einfach eine ganz feste entscheidung notwendig, zu der du dann auch stehst:
ich sorge für mich, und das darf ich auch.
oder vielmehr: ich muss! für mich sorgen.

das kann freilich auch in eine situation führen, in der du eines tages sozusagen wirklich einfach nur mit dir selbst dastehst.
keiner etwas von dir erwartet oder will.
sowas kann, wenn man ein leben lang auch irgendwie davon gelebt hat, gebraucht zu werden (bei allem leid über den undank), ein ziemlicher hammer sein.

sich dem zu stellen und zu öffnen, und die lebendigkeit, die in dir darauf wartet, gelebt zu werden, sind es aber doch wert, aus der alten situation auszubrechen und endlich konsequent einen anderen weg einzuschlagen.

liebe grüße
kormoranin

p.s. ja, ich gehe jetzt auch raus. muss mich aus dieser rückzugsstimmung rausreißen.
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
rm
Beiträge: 2209
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

>Du hast recht Clown, alles was in den letzten 27 Beiträgen geschrieben wurde ist offtopic. Back to the roots, back to RME.<

Eigentlich bin ich auch schon draußen, hab nur noch mal schnell 'gelinst', was Du so machst, Kaitain . Ja, bei uns ist auch ein angenehmer, sommerlicher Wind aufgekommen. Er erinnert mich an Urlaub, Entspannung, innere angenehme Wärme... und: die NORDSEE.

Und in dem Zusammenhang mit dem Wort Nordsee koppelt sich manchmal das Wort Clown...und ich habe die leise Ahnung (natürlich nur eine Vermutung ), daß Clown es nicht so meinte, wie Du es verstanden hast?

Das ganze Thema von Dir passt meiner Meinung nach nämlich sehr gut in diesen Thread, denn 'raus mit Euch' kann ja auch mal bedeuten: raus aus alten Gewohnheiten, neue Wege gehen etc. etc. etc.

So, jetzt gehe ich aber wirklich körperlich und auch seelisch mal nach draußen

Sommerliche Pfingstgrüße von mir,

Reinhart
Gabriele
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Gabriele »

Liebe Kaitain,

ja, und wie sieht jetzt Deine Lösung aus? Weiter machen wie bisher? Da ist doch der nächste Absturz vorprogrammiert.

Was mir spontan durch den Kopf geht, wo wahrst Du Deine Grenzen? Hast Du überhaupt welche? Nur wenn Du Deine Grenzen wahrst, schützt Du Dich und Deinen inneren Kern.
Mir wurde das auch erst allmählich während der Therapie bewusst.
Nun komme ich mir als Greenhorn in Sachen Therapie ein bisschen, na ja, unerfahren? vor. Ich probiere es dennoch mal.

Einen Choleriker lässt man halt sich austoben. Das ist zwar sehr unangenehm, aber das geht vorbei. Aber wenn einer immer wieder alles besser weiß, keine andere Meinung gelten lässt, steht man auf verlorenem Boden. Dachte ich immer. Aber eigentlich ist er ja von Dir und Deiner Familie abhängig. Also zeig ihm das.
Deshalb habe ich geschrieben, dass mein Vater Hilfe von uns nur dann bekommt, wenn er sich zurück hält.
Ich habe ihm mit totalem Rückzug gezeigt wann er mir auf den Nerv ging, zu viel war, meine Grenzen verletzt hat. Das drang auch irgendwann einmal durch sein dickes Fell und war ihm gar nicht mehr egal. Auf seine Frage, wo wir denn bleiben würden, habe ich ihm gesagt, dass ich das Gebrülle und seine übergriffige Art nicht mehr ertragen kann. Es trat Besserung ein. Beim ersten Rückfall den es gab, haben wir sofort wieder den Rückzug angetreten. (Immer in Absprache mit meinem Mann.)

Mit Dankbarkeit kannst Du nicht rechnen. Wozu denn dankbar sein? Das hat er doch gar nicht nötig! Schließlich war er ja ein Leben lang ein toller Hecht. Jetzt besitzt er das Recht andere für sich einzuspannen. Sorry, aber da kann ich mir Ironie nicht verkneifen.
Wir haben im vorigen Frühjahr meinen Eltern das Wohnzimmer tapeziert. Was war er dagegen! Mit Händen und Füßen hat er sich gewehrt. Mutter setzte sich durch. Als alles fertig war kam nicht ein „sieht doch ganz gut aus“. Ne, er stellte sich breitbeinig mitten in’s Zimmer und sagte „na ja, halt frisch tapeziert“.
Chrigu sagte damals „das wird wohl das Danke gewesen sein“. Genau so war es.

Für mich wurde das alles besser ertragbarer als ich begriff wie der Typ tickt. Im Grunde ist er ein unsicherer Mensch, der um seine Unsicherheit zu überspielen sich derartig übergriffig benimmt. Außerdem hat er eine unsagbare Angst davor eines Tages alleine und ohne Hilfe dazustehen. Schwingt aber bei jeder Gelegenheit große Reden. Also irgendwann konnte ich ihn nicht mehr ernst nehmen. Der Therapeut hatte einen großen Anteil daran mich erkennen zu lassen, wo und wie ich mich erst einmal stabilisieren konnte und wie ich jetzt ganz langsam die Fäden selber in die Hand nehmen kann.

Geh bitte nicht gleich wieder zum Alltag über, spiel’s nicht wieder runter. Es ist keine Kleinigkeit die Du da leisten musst.

Ich sehe gerade die Kormoranin war schneller und hat’s noch ausführlicher auf den Punkt gebracht. Ich stimme Dir in allen Punkten zu, Du lieber, großer Vogel.

Liebe Grüße, Gitte
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von chrigu »

Liebe Kaitain,

nur kurz, weil mir zur Zeit der Kopf von anderen Dingen schwirrt und hier vieles schon so gut auf den Punkt gebracht wurde:

>Du hast recht Clown, alles was in den letzten 27 Beiträgen geschrieben wurde ist offtopic. Back to the roots, back to RME.<
Ich finde (wie Reinhart schon schön geschrieben hat), Du bist voll drin im Topic, und zwar im allerbesten Sinne! Raus-mit-Dir aus den krankmachenden Strukturen - das war hier schon oft Thema und ich hab's zuletzt immer wieder mit dem rein-mit-mir zu mir selbst gehabt. Das hält der RME gut aus, dafür isser ja da (sach ich jetzt so!)

Einen lieben Gruß an Euch alle hier!
Chrigu
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