Wem haben Antidepressiva wirklich geholfen?

[Svenja_Berlin]

Hallo Ihr Lieben,

ich habe im Verlauf der letzten Jahre schon einige AD durch - geholfen hat nie was.

Nun probiere ich wieder was Neues aus, wie üblich ohne Erfolg, woraufhin dann jedes Mal gesagt wird, ich soll die Dosis verdoppeln - bisher bin ich dadurch erst recht depressiv geworden.

Außerdem lese ich immer wieder, dass es keinen einzigen Nachweis gibt, dass AD wirklich helfen. Es gibt Studien, die belegen, dass sie NICHT helfen, doch diese werden nicht veröffentlicht, da die Pharmaindustrie natürlich weiterhin ihr Milliardengeschäft machen will.

Meine Frage an Euch:

Gibt es jemanden hier, der definitiv sagen kann:

"Ja, mir haben AD geholfen, aus dem Loch zu kommen, bei mir haben sie gewirkt" ????

Ich habe weder in der Tagesklinik noch in meiner Selbsthilfegruppe jemals gehört, dass jemand freudestrahlend berichtet hat, dass ihm Medikamente geholfen haben.

Ich bin es einfach leid, dauernd neue Tabletten schlucken zu müssen, ohne jemals eine Wirkung zu spüren.

Danke im Voraus für Eure Antworten!

Liebe Grüße

Svenja

[Seraldine]

Hallo Svenja

..."Ja, mir haben AD geholfen, aus dem Loch zu kommen, bei mir haben sie gewirkt" ????..., so Deine Frage.

Ich habe AD erhalten. Es wirkt.
Mein Therapeut meinte nach 2 Wochen: "Ach, sie können ja wieder lachen...", was auch stimmt.

[lucy]

Hi Svenja,

mir, definitiv und sehr gut --- besonders gut Paroxetin.

LG Lucy

[Andreas01]

Hallo Svenja,
ich gehöre auch zu Deiner Gattung, sie halfen nicht.

Gruß
Andreas

[Svenja_Berlin]

Hallo Seraldine,

du konntest nach 2 Wochen wieder lachen? Ich lese immer wieder, dass AD erst nach 4 Wochen anschlagen ...

Ist natürlich schwierg, zu beurteilen, ob das die AD sind oder irgendwas anderes wirkt ...

Ich habe auch immer dran geglaubt, bloß leider nie was gemerkt.

Liebe Grüße
Svenja

[bee]

Hier der Link zu einer etwas älteren Umfrage:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1257430896

LG bee

[IsAwiw2010]

Hallo Svenja,
mir haben sie auch geholfen - nehme Mirtazapin und Citalopram. Das Mirtazapin hat mir gerade Anfangs sehr gut getan, das Citalopram hat einige Wochen gebraucht.Ich glaube, ohne die Medikamente würde ich hier heute nicht mehr schreiben können...

Liebe Grüße, Braune Augen

[lila90]

Also ich sollte nach meiner Diagnose gleich zum Psychiater und mir was verschreiben lassen...eigentlich wollte ich das nicht, weil ich nicht gerne Medikamente nehme und mich dann so "abhängig" davon fühle und mich selbst beeinflussen möchte und nicht durch Medikamente. Naja, mir wurde trotzdem AD verschrieben. Zuerst Fluoxetin und dann Cipralex. Und nach besagter Zeit hab ich wirklich gedacht eine Wirkung zu spüren. Hab mich dann in einer Urlaubswoche wirklich gut gefühlt, meine Freundin hat gemeint, ich hätte mich spürbar zum Besseren verändert. Aber irgendwie ist das dann zum Alltag geworden und es war nicht mehr soooo toll. Allgemein ist mein Zustand stabiler geworden und ich habe die AD ab und zu vergessen. Irgendwann wurde mir gesagt, ich bin so stabil, ich kann auf die Hälfte reduzieren. Dann nach einer bestimmten Zeit hab ich sie selbstständig einfach nicht mehr genommen und abgesetzt. Und jetzt hab ich irgendwie das Gefühl, dass es doch etwas Placebo-Effekt am Anfang war...so die Begeisterung, dass es klappt...und beim absetzen hab ich keine Nachteile gemerkt. Und als ich mal bei einer Vorlesung zur Klinischen Psychologie war, wurde mir dann offenbart, dass es wahnsinnig schwer wäre, von AD wieder los zukommen, wenn man der Überzeugung ist, dass es hilft. Die meisten werden dann wieder rückfällig nach dem Absetzen der AD. Auch Placebo??? Verlässt man sich da zu sehr auf die Wirkung der Medikamente? Und fühlt sich nur mit Medikamenten sicher?

So genau weiß ich es auch nicht. Wenn es wirkt, egal ob Placebo oder nicht, ist es gut...wenn nicht, sollte man die Therapie wählen. Eigentlich bin ich auch eher für Therapie, weil ich die Abhängigkeit von bestimmten Dingen nicht mag. (Ich trage auch meine Brille nicht^^ oder trinke kaum Alkohol). Ich finde es besser, wenn man sich selbstständig lenken kann.

[Blümchen30]

Ehe ich in die Klinik gegangen bin, war ich ein absoluter Gegner der AD.

Dann habe ich das erste Med bekommen, das habe ich keineswegs vertragen, dann bekam ich Mirtazapin. Da dauerte es eine ganze Weile bis sie wirkten.

[Nienor]

MIR
Mein erstes (Edronax, soll ja angeblich auch nicht so toll wirken, allerdings bin ich auch ADSler, und die profitieren da wohl mehr von als andere Depressive) versagte irgendwann, nach einem fehlgeschlagenen Versuch mit Venlafaxin war ich eine Zeit ohne AD (Ferienzeit bei mir und der Ärztin), und ich fiel in ein gaaanz tiefes Loch, als ich wieder eines kriegte (Cymbalta) ging es sofort wieder steil aufwärts, und selbst die jetzt emotional sehr fordernde Zeit (bei Mann wurde Krebs festgestellt, bei einer Untersuchung kam es zu einer Komplikation (keine Ärzteschuld, kann dabei einfach passieren), die ihn in Lebensgefahr und auf die Intensivstation brachte, aber diese Komplikation ist jetzt ist zum Glück überstanden)komme ich relativ gut zurecht.

Die VT alleine hätte das nicht bewirken können, ohne die ADs wäre ich noch nicht mal in der Lage gewesen, das zu würdigen und emotional (nicht nur intellektuell) zu akzeptieren, was ich dort gelernt habe.

Ergo: ich bin ein großer Fan der Pharmakotherapie.

[Nienor]

Hallo Svenja, bei meinem ersten merkte ich schon nach wenigen Tagen eine Wirkung, und auch beim zweiten stellte ich schon nach 2 Wochen einen Aufwärtstrend fest, dabei war ich noch gar nicht mit Bereich der therapeutischen Dosis, sondern noch dabei, es einzudosieren (nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit einem anderen AD war die Ärztin diesmal besonders vorsichtig).

[Cae]

Hallo Svenja,

nachdem ich lange in einem tiefen Loch saß und das Gefühl hatte, immer weiter abzugleiten, schickte mich meine Therapeutin (Therapie hatte gerade erst begonnen) umgehend zur Psychiaterin, die mir dann auch AD verschrieb. Obwohl ich auch jede Menge Nebenwirkungen hatte, konnte ich nach etwa 2 Wochen feststellen, dass es sich besserte. Es war ein Gefühl, als wenn einer eine Decke von mir hob, und plötzlich wurde es heller. Es geht wirklich nur milimeterweise vorwärts, aber auch mein Antrieb bessert sich, und wenn ich das auch im Alltag nicht so merke, gibt es doch viele Anzeichen, dass es wirklich aufwärts geht.
Also, mein Fazit: Ich bin dankbar, dass es AD gibt, und mir haben sie wirklich geholfen.

Cae

[Sieglinde1964]

Ich habe auch schon einige ADs hinter mir und kann schon sagen, dass sie mir geholfen haben. Am besten hat mir Trevilor in der Dosis von 150 mg, morgens eingenommen, geholfen. Ich nehme es seit September 2008 und ich habe seitdem keine Tiefs mehr, die mich absolut niederdrücken.

[FönX]

Mein Zusammenbruch war Anfang 2005. Von da an hatte ich Angst, gesund zu werden. Die Kombination FönX + Arbeit sprengte mein Vorstellungsvermögen. Diese Angst verging erst, nachdem ich Anfang 2007 Trevilor einige Wochen lang genommen hatte (75mg/Tag retardiert). Irgendwie machte ich ganz natürlich wieder Pläne, um ins Arbeitsleben zurückzukommen. Mir hat das AD geholfen, das in den Therapien Gelernte umzusetzen. Das hielt sogar nach dem Absetzen des AD an. Therapie oder AD allein für sich halte ich für unzureichend.

[bradforhelp]

Hallo,

ich nehme seit fast sechs Jahren verschiedene ADs. Mir haben sie sehr geholfen.
Ich bin schlafe besser, kann mit Krisen besser umgehen, vor allem bin ich arbeitsfähig habe nur einmal zwei Wochen wegen der Depression gefehlt.

brad

[LaLeLu]

Hallo liebe Svenja_Berlin

Auch mir helfen meine beiden AD sehr. Sie wirken nicht so arg auf meine Stimmung, aber ich habe wenigstens genügend Energie um überhaupt aus meinem Bett zu kommen und meine Dinge zu erledigen.

Ohne AD ging nichts mehr - ich war wie gelähmt!

Noch glücklicher wäre ich freilich, wenn ich nicht so tief traurig und hoffnungslos wäre.

Liebe Grüße

[TaKi]

Hallo,

JA! Auch mir helfen AD zu Zeit, ich nehme 40mg Citalopram.

Ich hatte im Herbst starke Probleme damit, wieder mit AD anzufangen, inzwischen bin ich total erleichtert, dass es sie gibt und mir so einigermaßen durch den Alltag helfen!

Viele Grüße

[CJ43]

Ein klares: Ja!

Studien hin oder her: mir hilft mein AD gut. Ich weiß nicht, wie ich sonst so manche Tiefphase überstanden hätte.

Ich fühle mich nicht abhängig von meinen Tabletten. Wenn es mir gut geht, kann ich sie absetzen, ohne dass mir etwas fehlt. Ich habe sie immer dann wieder genommen, wenn ich wirklich am Abgrund gestanden habe.
Dazwischen auch Jahre lang nicht.

Für mich schließen sich Psychotherapie und ADs nicht aus.

Ich würde auch lieber ohne Medikamente leben und tue mich sehr schwer damit das Zeug wieder anzusetzen - aber inzwischen habe ich kapiert, dass ich als Depressive jede Möglichkeit nutzen sollte, halbwegs heil durch Depriphasen zu kommen.

Liebe Grüße, Constanze!

[Maria]

Mir haben Antidepressiva geholfen und sie helfen mir immer noch. Allerdings musste ich eine Reihe davon durchprobieren und als ich fast nicht mehr dran geglaubt habe, war der Erfolg umso besser.

Gruß,

Maria

[Nico Niedermeier]

Ich selbst habe mich als Pschosomatiker und NICHT als Psychiater niederelassen, weil ich auch eher ein Fan der sprechenden Medizin bin...ABER Die Studienlage FÜR Antidepressiva ist (bei allen Einschränkungen) ziemlich gut und die Aussage von Sonja stimmt einfach nicht.
Aber ein Fazit aller Studien zu diesem Thema ist, dass 20-30% der Patienten nicht von ADs pofitieren..das bedeutet aber im Umkehrschluss immer noch, dass 70% profitieren und zum Großteil ganz extrem. Die Älteren (von uns), die noch die Psychiatrie OHNE diese Medikamente erlebt haben, werden sich erinnern wie schlimm es damals war..
Morgendliche Grüße
Dr. Niedermeier

[LaLeLu]

Hallo Svenja,

Zitat von Svenja:


"Nun probiere ich wieder was Neues aus, wie üblich ohne Erfolg, woraufhin dann jedes Mal gesagt wird, ich soll die Dosis verdoppeln - bisher bin ich dadurch erst recht depressiv geworden. "



Woran machst Du das fest? Wie erkennst Du, dass Du durch die AD "erst recht depressiv" wurdest?

Kürzlich las ich sogar in einer Ärztezeitung, wenn ADs NICHT wirken, die Patienten unter keiner schweren Depression leiden. Sie würden nur bei Patienten wirken, die an einer wirklichen Depression leiden!

Auch ich kann nicht bestätigen, dass ADs niemandem mit einer Depression geholfen haben! Ich habe selbst viele Jahre in psychiatrischen Praxen gearbeitet - die Resonanz der Patienten, die unter einer Depression litten auf AD war positiv.
Freilich ist es nicht einfach, das richtige AD zu finden.

Es erfordert viel Geduld und Mut!

Ich kann von mir sicher sagen, dass ich ohne meine Psychotherapie UND die AD heute NICHT mehr AUF der Erde wäre! Allerdings war und ist bei mir beides nötig (AD UND Therapie).

Liebe Grüße

[Caroline1]

Hallo Svenja,

Auf deine Frage "Wem haben Antidepressiva wirklich geholfen?" antworte ich mit einem klaren "Mir". Mit der Einschränkung, dass es nicht das erste AD war, welches ich ausprobiert habe. Das AD, welches ich jetzt seit Jahren nehme, hat mir ENTSCHEIDEND geholfen, davon bin ich zu 100% überzeugt. Und es hilft mir auch heute noch.

Sollte deine Frage lauten "Wird MIR ein AD jemals helfen können?" (klar , ist jetzt nur ein Weiterspinnen eines Gedankens von mir), so lautet meine Antwort "Das kann weder ich noch sonst jemand dir beantworten, denn eine solche Frage lässt sich nicht beantworten ohne es ausprobiert zu haben".

Alles Gute wünscht

Caroline

PS. Möchte auch den Satz von Dr Niedermeier nochmals unterstreichen: wir Depris sind ja geneigt, uns auf die 20-30% zu fixieren, denen ein AD offensichtlich nicht hilft und blenden konsequent aus, dass es 70-80% sind, denen geholfen wird. Selbstverständlich kann man zu den 20-30% gehören, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man eher zu den 70-80% gehört, ist einfach höher, das ist lediglich eine Wahrscheinlichkeitsrechnung .

[otterchen]

Hallo Svenja,

vielleicht zunächst einmal die Frage:
was SOLLEN die ADs denn bei Dir bewirken?
Welche Erwartungshaltung hast Du an ein AD?
Wartest Du vielleicht auf eine Wirkung, die ein AD überhaupt nicht "leisten" kann?
Medikament schlucken -> Depression verschwindet - das funktioniert wohl nur in den allerseltensten Fällen.

*meinjanur*... könnte ja sein, dass Du von einem AD zu viel / das Falsche erwartest?

Ich kann nur sagen, dass ich mit Citalopram gut klar komme (ganz im Gegensatz zu Sertralin), aber wohl auch nur in Kombination mit den Fähigkeiten, die ich in der VT gelernt habe.


Schönen Sonntag!

[winnie]

MIR haben sie geholfen.

[tomroerich]

MIR auch