wieder selbst Regie führen

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aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Hallo, ich wünsche mir, mein Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können. Ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren zu oft Dritte für mich Entscheidungen getroffen habe, weil ich zu labil und unsicher war / bin. Mein Selbstwertgefühl ist nicht besonders hoch, auch wenn ich vieles gut überspielen kann. Ich bin seit Januar 2010 in psychiatrischer Behandlung mit der Diagnose chronisch depressive Störung und nehme seitdem Valdoxan ein. Hinsichtlich meiner massiven Schlafstörungen
hat mir das Medikament, das sich neutral zum Körpergewicht verhält, sehr geholfen. Ich will es allen recht machen, funktionen, nur mir selbst kann ich nicht helfen.

Dieses Forum finde ich sehr hilfreich. Mir gefallen der nette Umgangston und viele interessante Beiträge.
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von wennfrid »

Hi persephone
Erstmal willkommen!
Wenn du immer das tust, eas du immer getan hast, bekommst du immer das, was du immer bekommen hast. Das heißt, ohne eine Veränderung deiner Persönlichkeit, ändert sich dein Leben nicht. Du gibst die Macht, für dich zu sorgen, aus der Hand und andere entscheiden für dich. Darunter leidet deine Freiheit, deine eigenen persönlichen Bedürfnisse zu erkennen und auszuleben. Diese Lebenslage zu verändern, kannnst du täglich, in kleinen Schritten, realisieren.
Mit viel Geduld, viel Wissen und Durchsetzungsvermögen kannst du deinen Selbstwert vergrößern, auch wenn sich hi und da ein Rückfall einstellt.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Guten Morgen Fridolin, herzlichen Dank für deine Zeilen. Gestern habe ich mir eine Seite aus der Rubrik Worte zum Tage kopiert, mir gut sichtbar aufgehängt und lasse mich davon inspirieren. Ich war ziemlich weit unten in meiner Gedankenwelt und kann jetzt nur noch den Wendepunkt einleiten, ansonsten weiss ich nicht mehr, wo ich mich noch lassen soll. Ich habe Vorsätze gefaßt, wie ich versuchen werde,mein Leben zu gestalten. Ich habe klein angefangen und etwas Sport gemacht, um in Bewegung zu kommen. Ich denke, meine Gefühle von Sinnlosigkeit kann ich nur mit Wohlwollen für mich und meine Mitmenschen verändern. Nochmals danke für deine hilfreichen Gedanken.

Gruß Persephone
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von wennfrid »

Hi persephone
Meine Worte des Tages helfen mir, inspirieren mich täglich. Ich habe ca. 500 St. davon, die mir persönlich wichtig sind.
Viele hängen ausgedruckt in meiner Wohnung, um mich immer wieder daran zu erinnern, was im Leben wirklich wichtig ist. Den meisten Druck erzeugen wir Menschen selber, damit wir in der Leistungsgesellschafft mithalten können. Unsere Leistungs-Gesellschafft hindert uns, ein erfülltes, soziales und menschenwürdiges Leben zu führen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Hi Fridolin,
so ähnlich sehe ich das auch. Ich habe das Gefühl, daran zu leiden, dass die Einstellung leben und leben lassen so selten ist. Bei den Worten zum Tage erkenne ich, dass einige ähnlich empfinden. Sehr gefallen haben mir die Gedanken, dass die Welt an jedem arbeitet, trotz Angst Schritte machen und nicht mehr schmerzhaft in der Knospe verharren, sondern selbst dafür zu sorgen, wieder aufzublühen. Mein Fazit ist, es geht nur mit Humor, einer wohlwollenden, liebevollen Haltung sowie einer gewissen Demut, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind.
Lieben Gruß und Dank an dich
Persephone
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von quarktasche »

Hallo @ Fridolin (sorry Persephone),

was du schreibst (nicht nur hier), trifft die Sache oft sehr genau. Das wollte ich einfach mal los werden.

Wie lange hast du dafür gebraucht, um so mit deiner Depression umgehen und leben zu können?
Ich hadere immer noch mit mir.

Lg
bohne
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von wennfrid »

Hi Bohne
Ich bin jetzt 56 Jahre alt. Seit ich denken kann, leide ich unter endogenen Depressionen, die ohne äußeren Anläßen kommen und auch wieder gehen. Nach Jahren, wo ich an organischen Auslösern gesucht habe, mußte ich diese Diagnose als real annehmen. Ich wollte die Depression nicht wahrhaben und habe alles mögliche versucht, meine Depression auszuschalten. Zeitweise hatte ich Erfolg, doch die Depression kam immer wieder. Heite akzeptiere ich dies Krankheit und nutze meine Energie, sie zu überwinden. Das klappt mal gut, mal weniger gut, bietet mir aber Chance, ein relativ erfülltes Leben zu leben. Ich glaube, eine Depression zu überwinden, bedarf es viel Wissen und Erfahrung. Dadurch habe ich mit meiner Einschränkungen trotzdem 41 Jahre als Service-Techniker im Außendienst gearbeitet.
Für mich ist heute sehr wichtig, diese Erfahrungen weiterzugeben, um andere Menschen dadurch zu helfen, bzw. Denkanstöße zu vermitteln. Helfen kann sich der Patient nur selber, indem er experimentiert, ausprobiert, was ihm am Meisten bringt. Das ist schwer genug. Einen schönen Tag und jeden Tag gute 24 Stunden.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Guten Morgen Bohne und Fridolin,
herzlichen Dank für eure hilfreichen Beiträge an dieser und anderer Stelle im
Forum.

Gruß Persephone
LaLeLu

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von LaLeLu »

Hallo persephone

Zitat von persephone:

"Ich will es allen recht machen, funktionen, nur mir selbst kann ich nicht helfen."



Oh, vielleicht könnten Dir die Bücher von Josef Giger-Bütler ein wenig helfen!?

Wenn Du magst schau einmal in diesem Thread:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1265541179

Mir selbst helfen seine Bücher sehr - doch es ist noch ein langer Weg heraus aus der Überforderung...

Gib nicht auf, wir können es schaffen uns nicht mehr fremdsteuern zu lassen!

Liebe Grüße
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Hallo LaLeLu,
vielen Dank für den Hinweis. Anhand der Leseprobe und des Inhaltsverzeichnisses habe ich den Eindruck, dass es sich um ein für mich sehr interessantes und wertvolles Buch handelt. Momentan scheine ich wieder in mein altes Verhalten zurück zu fallen, aber meine körperlichen Symptome weisen mich darauf hin. Ich bin mir über vieles nicht im klaren und suche Orientierung.

Lieben Gruß und danke
Persephone

http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/les ... 857880.pdf

http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/inh ... 5788-0.pdf
LaLeLu

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von LaLeLu »

Hallo liebe (r) persephone,

es freut mich, dass Dir diese kleine Tipp ein wenig hilft.

Ich selber habe die Bücher von Josef Giger-Bütler zwischen Weihnachten 2009 und Neujahr 2010 entdeckt, als ich völlig verzweifelt durch die schwere Depression und die starke Todessehnsucht Hilfe suchte.

Seit Januar habe ich nun schon das erste Buch von ihm "Sie haben es doch gut gemeint", in dem ich mich zu 100 % wiedererkannte. Ich war völlig perplex, dachte, er schreibt über mich und spürte so viel Verständnis, gleichzeitig ein winziges Fünkchen Hoffnung!

Nun habe ich das zweite Buch "Endlich frei" gelesen und sehe welche Möglichkeiten es gibt sich zu verändern um ein lebenswertes Leben zu führen. Freilich bedeutet es aber noch sehr, sehr viel Arbeit - meine Therapeutin unterstützt mich auch dabei.

Gestern begann ich mit dem dritten Buch "Jetzt geht es um mich".

Bisher sind diese Bücher über Depression die einzigen, in denen ich mich wirklich wiedererkenne und somit konnte ich auch wieder ein winziges Hoffnungsgefühl entwickeln.

Ich wünsche Dir sehr, dass es Dir ähnlich ergeht.

Alles Liebe
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Hallo liebe (r) LaLeLu,
meine verstorbene Mutter war sehr krank und depressiv. Ich war nie ein unbekümmertes Kind. Auf meine kindlichen Bedürfnisse konnte nur der Mann im Mond schauen.
Dies ist ein Grund für meine stark ausgeprägte Antenne für die Bedürfnisse anderer Menschen, was ja an sich nicht schlecht ist. Meine Überforderung habe ich jedoch zeitlebens nicht realisiert. Ich nehme meine Gefühle nicht wahr. Durch körperliche Symptome werde ich korrigiert. Gestern ging es mir wieder sehr schlecht und ich hatte die schwärzesten Gedanken. Deine feinfühligen Zeilen haben mir sehr gut getan - danke! Ich wollte mir zunächst nur Bd. I bestellen, aber ich denke nun, es scheint insgesamt genau mein Thema zu sein.

Alles Liebe für dich!
Gruß deine Persephone
LaLeLu

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von LaLeLu »

Guten Morgen liebe persephone

Oh, es tut mir sehr, sehr leid, dass Deine Mutter verstorben ist und depressiv war.

So warst Du ja völlig verlassen und ich verstehe nur zu gut, dass Du diese "Antennen" entwickeln musstest.

Eine Depression ist einfach grausam, auch ich habe schon oft gedacht: "Irgendwann wird mich die Depression töten."

Auch ich habe diese Antennen, die sicherlich nicht "falsch" sind - wenn sie allerdings so arg ausgeprägt sind, dass "man" keinerlei Empfinden mehr für sich selbst hat, sondern ausschließlich bei anderen Menschen ist, sind sie einfach nur belastend, quälend und rauben einem Menschen jegliche Energie.

Ich verstehe Dich so sehr gut!

Bist Du eigentlich in einer Psychotherapie und/ oder bekommst Du Medikamente, die Dich ein klein wenig unterstützen können?

Hast Du ein liebevolles Umfeld, Familie und Mitmenschen, die für Dich da sind? Oder bist Du ganz alleine? Kannst Du noch einen Beruf ausüben?

Du schreibst, dass Du Dir alle Bücher zulegen möchtest: Du musst sie ja nicht alle zeitgleich kaufen. Lies (und kaufe) doch eines nach dem anderen mit viel Ruhe und Zeit, denn auch damit kannst Du Dich wieder überfordern.

Ich schicke Dir ganz, ganz liebe Grüße und Gedanken und viele bunte Sonnenstrahlen, die Dich durch den Tag begleiten sollen.

Alles Liebe für Dich,

Deine LaLeLu
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Guten Morgen liebe LaLeLu,
vielen Dank für deine lieben Zeilen. Ich vermute, dass du eine jüngere Frau bist. Ich bin schon etwas älter, alleinstehend und z.Zt. krankgeschrieben. Eine Psycho-therapie wurde bewilligt und ich bin in psychiatrischer Behandlung, erhalte Anti-depressiva und ein leichtes Neuroleptikum.
Ich habe haptsächlich telefonischen Kontakt zu einer langjährigen guten Freundin und ansonsten nur oberflächliche Kontakte, da ich mich seit einiger Zeit innerlich sehr zurückgezogen habe. Meine Mutter ist erst vor kurzem gestorben, sie hat ihr ganzes Leben sehr gelitten. Ich träume oft von ihr.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine depressive Phase ohne Gedanken an den Tod gibt, was m.E. auch wieder sehr fruchtbar sein kann, wenn man die Kurve gekriegt hat. In der Zeit des Rückzugs habe ich mich verändert und möchte diese Phase nicht missen. So wie es bisher in meinem Leben war, konnte es nicht weitergehen. Ich muss mich nun aufraffen und mein Leben in die Hand nehmen, in Bewegung kommen. Aber das ist leicht gesagt, wenn die dunkle Wolke einen umhüllt und in sich gefangen hält.

Band 1 und 3 der Giger-Bütler-Bücher habe ich mir gestern Nacht noch beim Beltz-Verlag bestellt. Band 2 "Endlich frei" wurde nicht angeboten. Die Inhalte aus den Auszug haben mich sehr angesprochen.

Ich wünsche dir alles Liebe und einen schönen Tag und bis bald hier im Forum?

Gruß Persephone
LaLeLu

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von LaLeLu »

Hallo liebe persephone,

hab vielen Dank für Deine lieben Zeilen.

Hm, wirklich jung bin ich nicht - jung ist ja auch relativ Was ist jung, was ist alt?

Ich lebe auch alleine und ganz arg isoliert - Kontakte nach außen habe ich kaum, es strengt mich einfach alles so sehr an. Zudem bin ich so überlastet mit meinen selbstauferlegten Pflichten, dass ich anschließend so erschöpft bin, dass ich 2-3 Stunden ganz fest schlafe.

Oh, es tut mir noch mehr leid, dass Deine Mama erst kürzlich verstorben ist. Sicherlich ist es sehr, sehr schwer für Dich - hast Du noch einen Vater oder Geschwister?

Nun noch einmal zu den Büchern:

Ich könnte mir vorstellen, dass Du den zweiten Band bei AMAZON bekommen kannst, vielleicht startet der BELTZ-Verlag gerade eine neue Auflage und hat das Buch deshalb nicht!?

Heute morgen habe ich in Band 3 weitergelesen. Und wieder habe ich nur, nur weinen können, weil er genau mein "Leben" beschreibt! Ab Seite 25 bis Seite 37 trifft wirklich alles voll und ganz auf mich zu.

http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/les ... 5889-4.pdf

In dieser Leseprobe kannst Du ja einmal schauen. Sie geht bis Seite 29.

Wie wirst Du heute Deinen Tag verbringen? Ist bei Dir auch so ein wunderschöner Sonnenschein?

Ich habe schon ganz viel im Haushalt (ich bin ein so großer Perfektionist. Sauberkeit ist für mich das Wichtigste überhaupt.) gearbeitet und arbeite noch - wenn ich damit fertig bin, werde ich so erschöpft sein, dass ich mich mit dem Buch einkuschle und dann ganz sicher - wie immer - für 2-3 Stunden einschlafe.

So, jetzt hole ich die Wäsche aus der Maschine und werde sie dann in die Sonne zum Trocknen hängen. Später bügle ich sie dann noch.

Ganz viele liebe Grüße und verbring einen schönen Tag!
aornis
Beiträge: 32
Registriert: 14. Apr 2010, 08:37

Re: wieder selbst Regie führen

Beitrag von aornis »

Hallo liebe LaLeLu,
wie schön, von dir zu hören bzw. zu lesen.
Wir scheinen viele Gemeinsamkeiten zu haben. Ich habe auch perfektionistische, überfordernde Ansprüche an mich und bin sehr pflichtbewußt. Mein Vater ist vor vielen Jahren tödlich verunglückt und meine Schwester wohnt nicht wie ich im westlichen Teil von NRW, sondern weit weg.
Wie du, empfinde auch ich Beziehungen als sehr anstrengend, insbesondere dann, wenn es mit dem gegenseitigen Verstehen nicht so klappt. Wenn so viel erklärt werden muss und oft nicht nachvollzogen werden kann. Das Wetter hier ist ganz gut, jedoch habe ich die Vorhänge zugezogen, so ganz will ich das Leben nicht hereinlassen.

Wie in dem von dir übermittelten Vorwort aufgeführt, kenne ich mich und meine Bedürfnisse nicht so wirklich. Die Giger-Bütler-Bücher sind genau passend für mich, ich erkenne mich wieder und scheine reif für eine Veränderung zu sein. siehe Auszug:
Es gibt Wege, jeder kann sie gehen, wie alt er auch ist, wie häufig er in der Klinik gewesen ist. Entscheidend ist, dass er so nicht mehr leben will, dass er aussteigen will aus dem leidvollen und freudlosen Leben und tief in sich spürt, dass er den Weg Richtung Leben einschlagen möchte.

Liebe LaLeLu vielen Dank für deine wertvollen Zeilen und den super Buchtip.

Bis bald? Alles Liebe Persephone
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