Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

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adorno78
Beiträge: 38
Registriert: 22. Mär 2010, 12:07

Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von adorno78 »

Hallo liebe Leute!

Ich eröffne hier einen Beitrag zu einem Thema das mir sehr am Herzen liegt.
Wie der Titel andeutet würde ich gerne etwas davon erfahren wie ihr mit Blockaden,Ängsten, Irritationen u.ä.Dingen umgeht die euch ständig begleiten und hemmen.

Wie habt ihr versucht die Probleme zu lösen? Wie habt ihr dies geschafft?
Wie und warum seid ihr gescheitert? gerade Wie geht es euch gerade dabei?


Meine Erfahrung(Geschichte folgt):

Es scheint als folge bei mir auf jede überwundene Blockade eine noch größere auf dem Fuße.

Die Erfahrung verleitet mich zu der kühnen Theorie, das Bild von der "Blockade die überwunden werden muss" müsse selbst überwunden werden.

Immer wenn ich versucht habe mich zu überwinden(und dies ist quasi täglich der Fall,Hintern knallrot vor Tritten ) wird es nachher nur schlimmer.
Mir scheint als sei die Blockade höchstens ein Symptom das ich behandeln kann, damit die Krankheit die dahinter steckt aber keineswegs heile - nein sie brodelt weiter ungestört vor sich hin.
Und das "Behandeln" führt sogar noch zur Verschlimmerung der Sache.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?Was hat geholfen,was nicht?

Liebe Grüße

Arno
adorno78
Beiträge: 38
Registriert: 22. Mär 2010, 12:07

Re: Blockaden überwinden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von adorno78 »

Die angekündigte Geschichte:

Ich selbst habe Stück für Stück immer mehr eine Art Soziophobie entwickelt und reagiere mittlerweile fast panisch auf Telefonanrufe und muss mich extrem überwinden selbst irgendwen anzurufen.Diese "Blockade" hab ich versucht in einer - ich nenne es mal "Schocktherapie" zu überwinden. Ich nahm einen Job in einem Call-Center an(trotz großer moralischer Bedenken) weil ich keine Kraft mehr hatte etwas anderes zu suchen und das Büro genau gegenüber meiner Wohnung lag.Ich sollte dabei in die Rolle des Vertreters immer verschiedener Firmen eintauchen und deren Produkte bei anderen Unternehmen anpreisen.Zu der moralischen Ablehnung gesellte sich noch das Wissen mich damit einer meiner größten Ängste stellen zu müssen: auf Menschen zuzugehen, sie von mir aus anzusprechen.
Ich redete es mir mit der Idee schön, mich meinen Ängsten stellen zu müssen und sie dadurch letztendlich zu überwinden.Hört sich doch super an!Soweit die Theorie...
Der Job gestaltete sich dann so,dass ich in den Gesprächen nur stammelte,kaum Luft bekam und sich ständig eine totale Leere in meinem Kopf ausbreitete und ich manchmal 5Sekunden nicht auf einfachste Fragen antworten konnte.Ich stotterte nur noch leise vor mich hin und zwischen den Gesprächen brauchte ich mind.5Minuten Pause um mich für das nächste zu überwinden. Und das obwohl ich eigentlich ein recht eloquenter,schlagfertiger Mensch bin.Zunächst dachte ich mit kommender Routine wird das besser und ich werde meine Angst besiegen...
Doch es wurde von Tag zu Tag schlimmer, irgendwann wachte ich auf und ein kalter Schauer lief mir den Rücken herunter - aus Angst vor der bevorstehenden Arbeit. Die Angst wurde immer größer statt kleiner,die Pausen immer länger bis ich anfing mich krank zu melden, zu spät zu kommen, früh zu gehen etc. Selbst zum Kündigen hatte ich keine Kraft(obwohl ich es mir jeden Tag vornahm)und wollte mir selbst auch unbedingt beweisen dass ich die Angst überwinden kann und ich nicht ihr Sklave bin..
Irgendwann wurde ich dann erlöst und es wurde mir gekündigt,mit dem indirekten Hinweis ich sei zu dumm für diesen Job!

So geht es mir auch mit dem Aufschieben.Überwinde ich mich zu welcher Aktivität auch immer freue ich mich im Nachhinein riesig das geschafft zu haben und bin auch stolz darauf.Doch das Loch danach wird immer nur größer.irgendwann kommt der nächste Berg und ich denke nur:Oh je schon wieder.Ich schaff das bald nicht mehr,hab keine Lust mehr ich lass alles fallen.Sisyphos lässt grüßen.

Es scheint als folgt bei mir auf jede überwundene Blockade eine noch größere auf dem Fuße.

Dabei hab ich keine Ahnung wie ich da raus kommen soll.Ich bin sehr verzweifelt und glaube irgendwie gar nicht dass mir geholfen werden kann.Ich denke der Schritt in einen normales Leben ist so winzig klein und ich bin an allem selbst Schuld.Umsetzten kann ich den Gedanken aber nicht.

Was habt ihr für Erfahrungen im Positiven wie Negativen?
Gibt es Dinge die man selbst tun kann die geholfen haben?
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Blockaden überwinden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von wennfrid »

Hi Arno
Gegen meine Ängste helfen immer Entspannungs-und Atemübungen. Ich kann meine Ängste nicht für immer ausschalten, aber immer wieder überwinden. Rückschläge und Zweifel sind normal und ich lasse sie auch zu. Es gelingt mir immer, mal besser, mal schlecht, der Sieger über die Angst zu sein. Ein Lernprozess, der sich nicht von heute auf morgen einstellt.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Reve
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Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von Reve »

Hallo Arno,

ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich mich manchen Blockaden nähern muss, um sie zu überwinden und dass ich aber auch sehr vielen konsequent aus dem Weg gehen sollte, um besser leben zu können.

Die Blockaden, denen ich mich stellen muss sind solche, die beispielsweise ein Hobby von mir betreffen, das ich sehr zwanghaft ausübe, aber trotzdem mit einer Art von Genuss und durchaus freiwillig.
Da hilft es nur, mir die Blockade bildlich vorzustellen, als Art Schranke, die ich leicht anheben kann, die gar nicht so schwer ist, wie sie aussieht. Dies weiß ich zwischenzeitlich aus Erfahrung, genauso wie ich weiß, dass vorher das Gefühl der Panik austeigt, dann zwinge ich mich dazu, es geht voran und später stellt sich das Gefühl der Erleichterung und auch Freude ein, so wie du es auch beschreibst.

Blockaden in Bezug auf Kontakte beispielsweise mit Freundinnen (ich selbst hab Familie) lasse ich zwischenzeitlich mit Vergnügen und gegen Raten aller Ärzte und Therapeuten zu. Und wen der Mensch hundert Mal ein Sozialwesen ist. Ich hab keine Lust meine Zeit in der Hinsicht zu verschwenden, ich sehs leider zwischenzeitlich so aufgrund geänderter Lebensumstände, dafür hab ich mir im Gegenzug ein virtuelles Netz aufgebaut mit Kontakten, die ich oft und zuverlässig haben kann und die mich immer wieder retten.

Klingt ein wenig von oben herab, ich weiß, aber hat sich sehr gut bewährt…

lG Carin
Clown
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Re: Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von Clown »

Hallo Arno,

vielleicht kommst du mit den Methoden und Denkweisen der energetischen Psychologie weiter (bei mir ist es so), einer Art Akupunktur für die Seele.

http://www.diplompsychologen.info/eft/p ... lich_2.pdf

http://www.brigitte-heyden.de/energetische-praxis.pdf

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Yazdi
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Re: Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von Yazdi »

Hallo Arno!

Was mir hilft, das Offensichtliche und Einfache für mich zu erkennen:
In welcher Lebensphase ich bin?
Ich z.B. bin 50 Jahre alt. Dann bin ich beruhigt, dass ich etwas zurückgezogener lebe als die vielleicht 30 oder 40 Jährigen. Lässt sich nicht ganz standartisieren, aber es erdet mich und fühlt ich nicht künstlich an.
Wenn ich aber merke, dass meine Erklärungen mir konstruiert und künstlich vorkommen, dann fühl ich mich selber auch künstlich und angreifbar an.... das macht mir dann Angst...

Liebe Grüße von Yazdi
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von kormoran »

hallo arno,

ich glaube auch, dass das "überwinden" der blockade - in dem sinn, dass man die barrikaden mit gewalt durchbricht - langfristig nicht zum ziel führt.

ich denke, dass man eher hinhören/schauen sollte, was diese blockade "sagt". sei es über einen dialog mit dem "inneren team", den weg über das "innere kind", oder mit welcher methode auch immer du an den hintergrund herankommst.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Ponyhütchen
Beiträge: 7
Registriert: 12. Mär 2010, 13:03

Re: Blockade überwunden!Freie Bahn oder freier Fall?

Beitrag von Ponyhütchen »

Hallo Arno,

ich glaube (und die Betonung liegt auf glauben, da ich selbst grad ähnliches erfahre wie Du und noch nicht genau weiss, wie es in meiner Situation weitergeht, d.h. wie ich meine Ängste überwinden kann)es geht nicht mit der Holzhammermethode! Das macht es dann tatsächlich noch schlimmer.
Ich habe auch gedacht, dass ich mich nicht krank melden kann, weil ich mit der Arbeit bzw mit meinen Chefs nicht klar komme und es einfach weiter machen muss, um mich der Situation zu stellen. Also bin ich nach 3 Wochen krank sein wieder zur Arbeit gegangen und wollte alles gut und richtig machen und bumms, da war es wieder und es ging mir noch schlcehter als vorher.
Ich erkenn nun langsam, dass ich nicht alles können muss, dass ich mir selber nichts beweisen muss, dass es durchaus sein kann, dass ich nicht arbeiten kann, wenn bestimmte Umstände nicht gegeben sind und ich es auch nicht weiter versuchen muss, bis ich zusammenbreche.
Ich bin nun auch weiter auf der Suche und setze mich damit auseinander, was ich eigentlich will und kann (auch wenn es mir scheint, dass ich dafür noch bis an mein Lebensende brauchen werde).
Man muss nicht das machen, wovor man am meisten Angst hat, genau das dachte ich auch immer und ich habe immer meine Angst sozusagen ignoriert und mich immer drüber weggesetzt und gedacht ich darf keine Angst haben und muss da durch. Und es hat ja auch meistens irgendwie geklappt.Bis es mir dann auf einmal ganz schlecht ging und ich nur noch Angst hatte.
Vielleicht geht es erstmal darum, kleinste Minischritte zu gehen und die Angst auch zu respektieren statt immer nur wegzudrücken.
Liebe Grüße
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